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Alles wird erledigt!

Zeitmanagementmethoden für Studium und Beruf

0217
2025
978-3-3811-3312-3
978-3-3811-3311-6
UVK Verlag 
Jurgen Wolff
Christoph Falkenroth
10.24053/9783381133123

Aufgaben vor sich herschieben - das kennt wohl jeder. Doch was hilft, um motiviert und zügig To-Dos zu erledigen? Jurgen Wolff und Christoph Falkenroth stellen dazu in ihrem Buch Methoden vor, die dabei helfen, Aufgaben richtig auszuwählen, das Tagespensum realistisch einzuschätzen und Prokrastination zu vermeiden. So wird nicht nur alles geschafft, sondern es bleibt auch noch Zeit übrig. Im ersten Teil widmen sie sich der inneren Einstellung und der Auseinandersetzung mit dem destruktiven inneren Kritiker - denn nur mit der richtigen Einstellung lassen sich Dinge zeitsparender erledigen. Anschließend erklären sie ausführlich die korrekte Anwendung hilfreicher Werkzeuge, darunter z. B. das 80/20-Prinzip, die Alter-Ego-Strategie sowie Strategien zur Motivationssteigerung und Prokrastinationsvermeidung. Ergänzend dazu erläutern sie Wissenswertes zu den Themen Willenskraft, Arbeit und Pausen sowie zur Kraft des Nein. Mit zahlreichen Übungen und praktischen Tipps sowie Zusammenfassungen und Quizfragen am Ende der Kapitel. Ein Buch für alle, die endlich alles erledigen wollen!

9783381133123/Zusatzmaterial.html
<?page no="0"?> ISBN 978-3-381-13311-6 Jurgen Wolff ist promovierter Psychologe (PhD), ausgebildeter NLP-Practitioner und zertifizierter Hypnotherapeut. Er arbeitet als Drehbuchautor und Autor sowie als Schreib- und Kreativitätscoach. Weltweit hat er an diversen Institutionen und Hochschulen unterrichtet. Christoph Falkenroth ist promovierter Geisteswissenschaftler. Er arbeitet unter anderem als Buch- und Drehbuchautor, als Übersetzer für Film und Fernsehen und an der Schnittstelle von „Science meets Fiction“. Aufgaben vor sich herschieben - das kennt wohl jeder. Doch was hilft, um motiviert und zügig sämtliche To-dos zu erledigen? Jurgen Wolff und Christoph Falkenroth stellen in ihrem Buch Methoden vor, die dabei helfen, Aufgaben richtig auszuwählen, das Tagespensum realistisch einzuschätzen und Prokrastination zu vermeiden. Dabei widmen sie sich zunächst der inneren Einstellung - denn nur mit der richtigen Einstellung lassen sich Dinge zeitsparender erledigen. Anschließend erklären sie ausführlich die korrekte Anwendung hilfreicher Werkzeuge (darunter u. a. die Zähmung des inneren Kritikers, die neue Alter-Ego-Strategie, Zeitmanagement & KI) sowie Strategien zur Motivationssteigerung und Prokrastinationsvermeidung. Ergänzend dazu erläutern sie Wissenswertes zu den Themen Willenskraft, Arbeit und Pausen sowie zur Kraft des Neinsagens. Mit zahlreichen Übungen, praktischen Tipps und Quizfragen am Ende der Kapitel. Das Buch für alle, die endlich alles erledigen wollen! Wolff / Falkenroth Alles wird erledigt! Jurgen Wolff / Christoph Falkenroth Alles wird erledigt! Zeitmanagementmethoden für Studium und Beruf <?page no="1"?> Alles wird erledigt! <?page no="2"?> Jurgen Wolff ist promovierter Psychologe (PhD), ausgebildeter NLP-Prac‐ titioner und zertifizierter Hypnotherapeut. Er arbeitet seit vielen Jahren als Drehbuchautor und Autor sowie als Schreib- und Kreativitätscoach. Weltweit hat er an diversen Institutionen und Hochschulen unterrichtet (University of Southern California, Academy for Chief Executives, Univer‐ sität Barcelona, Internationale Filmschule Köln u. v. a.). Er lebt in London und Südkalifornien. Christoph Falkenroth ist promovierter Geisteswissenschaftler und ausge‐ bildeter Drehbuchautor. Er arbeitet unter anderem als Autor und Übersetzer für Film und Fernsehen. In dieser Eigenschaft hat er nicht nur eine Vielzahl eigener Drehbücher verfasst, sondern verschiedentlich auch Scripts von Jurgen Wolff für den deutschen Fernsehmarkt adaptiert, woraus schließlich die Idee für das vorliegende Buch entstand. Er lebt in Köln. <?page no="3"?> Jurgen Wolff / Christoph Falkenroth Alles wird erledigt! Zeitmanagementmethoden für Studium und Beruf <?page no="4"?> DOI: https: / / doi.org/ 10.24053/ 9783381133123 © UVK Verlag 2025 ‒ Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro‐ verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: innen oder Heraus‐ geber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Druck: Elanders Waiblingen GmbH ISBN 978-3-381-13311-6 (Print) ISBN 978-3-381-13312-3 (ePDF) ISBN 978-3-381-13313-0 (ePub) Umschlagabbildung: © iStock - HAKINMHAN Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. <?page no="5"?> 1 11 11 11 12 13 14 14 15 16 2 19 19 20 22 23 24 30 34 38 39 3 41 41 42 42 43 Inhalt Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Retten Sie Ihr Leben! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sie haben schon andere Bücher zum Thema gelesen? Ohne Erfolg? Was man Ihnen nicht gesagt hat … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mikroebene und Makroebene? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie wir selbst einmal genau das Falsche getan haben . . . . . . . . . Empfehlung: Schreiben Sie regelmäßig Berichte . . . . . . . . . . . . . . Was steckt in diesem Buch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie Sie die Methoden in diesem Buch anwenden können . . . . . . Die Kraft der inneren Einstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Warum die richtige Geisteshaltung so wichtig ist . . . . . . . . . . . . . Alles verhält sich so, wie Sie es sehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie kommen wir zu unseren Überzeugungen? . . . . . . . . . . . . . . . Wie man sich seine Überzeugungen bewusst machen kann . . . . . Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 1: Zwei Grundfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 2: Die Märchen-Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 3: Sagen oder tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ▸ Quiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Besiegen Sie Ihren inneren Kritiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was ist der innere Kritiker? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie äußert sich Ihr innerer Kritiker? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werden Sie sich Ihres inneren Kritikers bewusst . . . . . . . . . . . . . . Zwei Wege, den inneren Kritiker in die Schranken zu weisen . . . <?page no="6"?> 44 44 44 46 47 48 48 49 50 4 53 53 53 54 56 58 59 60 60 61 65 65 67 69 70 71 73 74 74 76 77 5 79 79 80 Wenn Du es nicht fertigmachst, dann kann es auch nicht abgelehnt werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie vielseitig ist Ihr innerer Kritiker? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die „Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht“-Methode . . . . . . . . Logik ist nicht genug: Hier ist Ihre Geheimwaffe . . . . . . . . . . . . . Wiederholung bringt die besten Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . Und jetzt: Betrachten Sie ihn wie einen nervigen Verwandten . . Umgang mit äußeren Kritikern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ▸ Quiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips . . . . Was ist das 80/ 20-Prinzip? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80%, die Ihnen die Haare vom Kopf fressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Drei Gründe für das Scheitern am 80/ 20-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . Es geht keineswegs nur um Geld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nehmen Sie die Kernbereiche Ihres Lebens unter die Lupe . . . . . Was hat einen hohen Stellenwert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was aufgeben, was beibehalten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Es funktioniert - in beide Richtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Machen Sie sich keine Sorgen über die exakten Verhältnisse . . . . Versuchen Sie bitte nicht, alles auf einmal zu verändern . . . . . . . Seien Sie konkret - und bleiben Sie am Ball . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kleine Hürden, die sich als große Probleme entpuppen . . . . . . . . Weiter vorankommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ▸ Quiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ✻ Exkurs | Die Kraft des Nein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie findet man die richtige Balance? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nein sagen, Schritt für Schritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sagen Sie auch Nein zu sich selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Exkurses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bezwingen Sie Ihre Aufschieberitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was ist Aufschieberitis bzw. Prokrastination? . . . . . . . . . . . . . . . . Die Gründe für das Aufschieben verstehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Inhalt <?page no="7"?> 81 82 84 85 85 87 88 6 91 91 91 92 92 93 95 96 97 97 98 100 101 102 103 104 107 108 108 109 111 7 113 113 113 114 Die Nr.-1-Strategie: Zerlegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manchmal ist klein immer noch zu groß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Üben Sie jeden Tag eine Zerlegung oder Mikrozerlegung . . . . . . Fangen Sie einfach an! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übernehmen Sie die Kontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ▸ Quiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterschiedliche Motivationsprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verlieren Sie Ihre Ziele nicht aus den Augen . . . . . . . . . . . . . . . . . Nutzen Sie Ihr Wissen über sich selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nutzen Sie die Kraft eines MAD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fürchten Sie sich nicht vor dem UBK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überwinden Sie den unausweichlichen MdZ . . . . . . . . . . . . . . . . . Achten Sie darauf, Ihre Zweifel nicht zu verinnerlichen . . . . . . . . Entgehen Sie der Gefahr des „Intervall-Perfektionismus“ . . . . . . . Meiden Sie Ideen-Vampire . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Läuten Sie die richtige Glocke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lehnen Sie Ablehnungen ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bleiben Sie nicht dauerhaft stecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tun Sie etwas anderes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ▸ Quiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ✻ Exkurs | Das Geheimnis für mehr Willenskraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geben Sie sich selbst einen Willenskraft-Impuls: Mit einer Zwischenmahlzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sie können Ihre Willenskraft steigern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schaffen Sie selbst die Bedingungen, die weniger Willenskraft erfordern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Exkurses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe der Alter-Ego-Strategie Die Alter-Ego-Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sie besitzen nicht nur eine Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Problem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalt 7 <?page no="8"?> 115 115 116 117 119 121 122 123 125 125 126 8 129 129 130 132 133 9 135 135 150 151 152 155 155 156 157 158 159 10 161 161 Ein Geheimnis ( Ja, tatsächlich! ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einige nützliche Alter Egos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gibt es auch schlechte Alter Egos? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie man die Alter-Ego-Strategie anwendet . . . . . . . . . . . . . . . . . . Skeptisch? Machen Sie ein Experiment! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie Sie mit der Alter-Ego-Strategie „Aufgabenhopping“ vermeiden können . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ist das einfach? Ja! Ist es leicht? Nein! ( Jedenfalls nicht am Anfang) Kombinieren Sie die Alter-Ego-Strategie mit der Macht des „Ich werde das nicht tun“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nutzen Sie diese Methode täglich - und erzielen Sie nachhaltige Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ▸ Quiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitmanagement und KI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeit sparen mit Künstlicher Intelligenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorsicht bei kreativer Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ▸ Quiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitmanagementtools und Apps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bedienen Sie sich aus dem Zeitmanagementwerkzeugkasten (bei Bedarf) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Machen Sie es nicht kompliziert! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ▸ Quiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ✻ Exkurs | Das produktivste Verhältnis zwischen Arbeit und Pausen . Was Sie in der Pause (nicht) tun sollten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie wichtig Schlaf ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Macht der Nickerchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurze Pausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Exkurses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ihr persönlicher Plan zur Beherrschung der Zeit . . . . . . . . . . . . . . Wie haben Sie dieses Buch bislang benutzt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Inhalt <?page no="9"?> 161 171 172 173 175 Ein Plan, den Sie immer wieder benutzen können . . . . . . . . . . . . . Die Kernpunkte dieses Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ▸ Quiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein abschließendes Wort zur Frage „Was ist wertvoll? “ . . . . . . . . . . . . . . Lösungen zu den Quizaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalt 9 <?page no="11"?> 1 Einführung Retten Sie Ihr Leben! Auch wenn Sie es vielleicht nicht recht glauben können: In diesem Buch geht es wirklich darum, Ihr Leben zu retten! Natürlich klingt das wie ein schlechtes Klischee. Aber machen wir uns nichts vor, es ist eine unumstößliche Tatsache: Was wir nie zurückbekom‐ men, ist die vergangene (Lebens-)Zeit. Genauso wahr ist leider auch: Unsere Zeit vergeht extrem schnell. Und je älter wir werden, umso mehr rast sie dahin. Falls Sie überwiegend das Gefühl haben, allem hinterherzuhecheln, was erledigt werden muss, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie jede Menge Zeit vergeuden. Zeit, die Sie eigentlich mit Ihrer Familie verbringen könnten oder mit Ihren Freunden. Zeit, in der Sie z. B. die Natur genießen, Ihre Kreativität ausleben, in der Sie Reisen unternehmen oder sehr, sehr viele andere Dinge tun könnten. Dinge, die das Leben wirklich lebenswert machen. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie selbst Ihre Zeit beherrschen, anstatt sich von ihr versklaven zu lassen. Insofern geht es hier also tatsächlich darum, Ihr Leben zu retten. Sie haben schon andere Bücher zum Thema gelesen? Ohne Erfolg? Falls Sie sich schon einmal mit dem Thema Zeitmanagement beschäftigt haben, dann haben Sie möglicherweise dieselbe Erfahrung gemacht, wie wir und viele andere: Die vorgeschlagenen Methoden umzusetzen kostete zunächst an sich sehr viel Zeit. Und selbst wenn man dann gelegentlich tatsächlich mehr erledigt hatte als früher, fühlte man sich anschließend auch selbst erledigt. Kurioserweise sind Sie auf nicht wenige Methoden gestoßen, die nach einer Weile mehr Arbeit verursachten, als sie einsparten. Und schließlich haben Sie irgendwann schlicht vergessen, alles konsequent anzuwenden. Falls es Ihnen so ergangen ist, dann haben Sie höchstwahrscheinlich ebenfalls herausgefunden, dass viele der angepriesenen Zeitmanagement‐ <?page no="12"?> methoden überdies gar nicht wirklich funktionieren. Glücklicherweise gibt es mit diesem Buch nun eine bessere Möglichkeit. Was man Ihnen nicht gesagt hat … Bei vielen Zeitmanagementmethoden wird Ihnen zwar genau erläutert, was Sie tun sollen, aber wie Sie das anstellen können, wird geflissentlich über‐ gangen. Es ist ja z. B. sehr einfach, die Leserschaft aufzufordern, man möge angesichts mehrerer Aufgaben die schwierigste immer zuerst erledigen. Aber wir alle haben schon erlebt, dass wir plötzlich genau dann gegen seltsame innere Widerstände ankämpfen müssen, wenn es darum geht, mit dieser besonders schwierigen Aufgabe auch tatsächlich anzufangen. Was wir nämlich brauchen, sind wirksame Methoden, die uns wirklich in die Lage versetzen, das zu tun, was wir tun müssen. Und das bedeutet: Wir müssen zunächst unsere emotionale Befindlichkeit und unser rationales Denken in Einklang bringen. Genau das aber lernen Sie mit den herkömm‐ lichen Methoden nie, und das Wissen darüber wird etwa in „klassischen“ Zeitmanagementkursen nicht vermittelt. Aus diesem Grund haben wir sehr viel Zeit und Energie darauf verwandt, Studien zur Motivationsforschung auszuwerten. Wir wollten lernen, wie unser Gehirn funktioniert, wie wir leichter neue Gewohnheiten erlernen können und vor allem, wie wir die Macht unseres Unbewussten nutzen können, um effektiver und zeitsparender all das zu erledigen, von dem unser Bewusstsein weiß, dass wir es erledigen müssen. Uns wurde bei unseren Recherchen aber auch klar, dass das Medium Buch zwangsläufig gewisse Grenzen setzt. Gedruckter Text kann effektiv sein, aber bei gewissen Themen können Audiobeiträge, bewegte Bilder und Musik zusätzlich sehr nützlich und wirkungsvoll sein - vor allem dann, wenn es darum geht, sich die eigene emotionale Befindlichkeit zunutze zu machen, um produktiver zu werden und dadurch mehr freie Zeit zu haben. Wir haben daher beschlossen, das vorliegende Buch mit Audios und Videos anzureichern, die im Internet abrufbar und auch zum Download freigegeben sind, damit Sie sie auch offline nutzen können. Bei den meisten dieser Materialien ist Ihnen trotzdem freigestellt, ob und wann Sie sie nutzen. Sie müssen dazu nicht Ihre Lektüre unterbrechen. Wenn Sie aber ein Medium - z. B. eine Visualisierung oder eine Tabelle zum Ausfüllen - auf jeden Fall nutzen sollten, weisen wir Sie ausdrücklich darauf hin. 12 1 Einführung <?page no="13"?> Jedes Kapitel dieses Buches ist mit dem Ziel erarbeitet, Ihnen Hilfestellung zu geben. Damit Sie Ihre Aufgaben effektiver erledigen und mehr schaffen, damit Sie ggf. endlich Ihre leidige „Aufschieberitis“ (Prokrastination) über‐ winden, damit Sie schlussendlich also mehr Zeit für all jene Aktivitäten zu haben, die Ihr Leben wirklich bereichern und die es lebenswert machen. Das Wichtigste dabei aber ist: Die vorgestellten Methoden sind prak‐ tisch (! ) anwendbar. Sie machen es möglich, Ihre ureigenen Emotionen zur Unterstützung Ihres rationalen Denkens nutzbar zu machen. Mikroebene und Makroebene? Viele Menschen versuchen, sich dem Thema Zeitmanagement quasi auf einer Mikroebene zu nähern. Sie wollen Werkzeuge und Tipps, die ihnen helfen, an der einen Stelle vielleicht zehn Minuten zu sparen, an einer an‐ deren womöglich eine Viertelstunde. Das kann durchaus sinnvoll sein, denn auch solche kleinen Einsparungen addieren sich natürlich im Endeffekt. Die Gefahr liegt allerdings darin, dass man schlussendlich zwar bei kleineren Aufgaben effizient ist, das maximale Ergebnis aber nicht erreicht. Wir selbst haben einige Zeitmanagementtechniken eine Zeit lang genau so ausprobiert. Die Erkenntnis, die wir aber letztlich daraus gezogen haben, lautet: Es hilft gar nichts, effizient das Falsche zu tun! Uns wurde klar: Die Sicht auf die Makroebene ist wichtig. Dazu müssen wir allerdings einen Schritt zurücktreten und uns zwei sehr wesentliche Schlüsselfragen stellen: 1. Was genau ist mein Ziel? Manchmal tauchen wir nämlich derartig tief in eine Sache oder Aufgabe ein, dass wir das eigentliche Ziel darüber tatsächlich aus den Augen verlieren. 2. Ist das, was ich momentan tue, der leichteste, effizienteste und wirkungs‐ vollste Weg, mein Ziel zu erreichen? Wenn man sich nämlich nur einer einzigen Methode verschreibt, dann kann das dazu führen, dass man andere, bessere Möglichkeiten aus den Augen verliert. Mikroebene und Makroebene? 13 <?page no="14"?> Wie wir selbst einmal genau das Falsche getan haben Wir möchten ein Beispiel dafür geben, wie wir bei einem Projekt in der Vergangenheit relativ viel Zeit und Geld dadurch vergeudet haben, dass wir die zweite Frage nicht früh genug gestellt haben. Das Ziel des Projekts war, Informationsprodukte zu kreieren und sie online zu vermarkten. Was wir taten, um dieses Ziel zu erreichen - oder versucht haben, zu tun - war, anhand von Fragen zu lernen. Wie verkauft man etwas im Internet? Wie nutzt man dafür soziale Medien? Wie schreibt man Artikel zu Marketingzwecken? Und so weiter … Um diese Fragen zu beantworten, haben wir entsprechend viel Zeit und Geld in Workshops, Bücher und Programme investiert. Natürlich haben wir viele interessante Dinge entdeckt. Manche Erkennt‐ nisse waren allerdings durchaus schmerzhaft. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass man, wenn man eigenes Material übers Internet vertreiben will, 80% seiner Zeit auf das Marketing verwenden muss - und nur 20% auf die Erarbeitung des eigentlichen Materials. Nun beschäftigen wir uns aber ausgesprochen gerne damit, Ideen zu haben, Konzepte zu entwickeln und Materialien zu erstellen. Aber Marketing? Marketing war und ist nicht unser Ding. Irgendwann reifte dann die Erkenntnis, dass es wesentlich sinnvoller ist, eine andere Strategie zu verfolgen. Nämlich Menschen oder Organisationen ausfindig zu machen, die bereits Zugang zu potentiellen Kunden haben, und die mit ins Boot zu holen. Auf diese Weise konnten wir uns auf das konzen‐ trieren, was wir gerne tun und was wir auch wesentlich besser können: uns mit Inhalten beschäftigen. Noch immer müssen wir uns beispielsweise darum kümmern, potentielle Partner zu finden und zu überzeugen, aber das kostet wesentlich weniger Zeit. Wenn Sie selbst also bereit sind, die Art, wie Sie arbeiten, zu verändern, um tatsächlich alles schaffen zu können, was Ihnen wichtig ist und was Sie Ihrem eigentlichen Ziel näherbringt, dann ist dies das richtige Buch für Sie. Es kann Ihnen den Weg ebnen, schlussendlich glücklicher und ausgeglichener zu leben. Empfehlung: Schreiben Sie regelmäßig Berichte Wenn man sehr darauf konzentriert ist, etwas zum Gelingen zu bringen, dann kann es ziemlich schwierig sein, diesen notwendigen Schritt zurück‐ 14 1 Einführung <?page no="15"?> zugehen. Aber machen Sie sich klar: Dieser Schritt stellt sicher, dass Sie die richtige Richtung einschlagen und es keinen besseren Weg gibt. Wir empfehlen Ihnen deshalb, regelmäßig kurze Berichte über das zu verfassen, was Sie getan haben. Um zu garantieren, dass Sie das wirklich regelmäßig tun, können Sie sich z. B. vornehmen, einen solchen Bericht am Ersten jedes Monats zu schreiben. Sie werden sehen: Es hilft. Was steckt in diesem Buch? Im folgenden Kapitel beschäftigen wir uns mit der richtigen Einstellung. Denn die falsche Einstellung kann wirklich alles, was Sie tun, völlig unter‐ graben und zunichtemachen. Die richtige Einstellung hingegen beflügelt und unterstützt alles, was Sie tun. In Kapitel 3 geht es um die Verwandlung Ihres brutalen, rücksichts‐ losen und gemeinen inneren Kritikers. Die negative Kraft, die zwangs‐ läufig von ihm ausgeht, beeinflusst in aller Regel nicht nur Ihre Pläne und Vorhaben negativ, sondern sie kann tatsächlich alle Aspekte Ihres Lebens betreffen. In Kapitel 4 werden Sie mit dem 80/ 20-Prinzip vertraut gemacht, und Sie lernen, wie Sie es auf Ihre persönlichen Ziele anwenden können. Mit Hilfe dieses Prinzips werden Sie in die Lage versetzt, sich auf jene Dinge zu konzentrieren, die Ihnen den größten Nutzen bringen. Machen Sie sich übrigens keine Sorgen, falls Sie das 80/ 20-Prinzip schon kennen oder es sogar schon ausprobiert haben, es aber nicht funktioniert hat. Die meisten Bücher und Artikel, die wir dazu gelesen haben, unterschlagen bei der Behandlung zwei ganz wesentliche Punkte. Aber diese Punkte sind für das Gelingen absolut wesentlich. In Kapitel 5 wenden wir uns dem Hauptproblem des Zeitmanagements zu: der Prokrastination, oder zu Deutsch: der Aufschieberitis. Sollten Sie sich schon einmal mit diesem Thema beschäftigt haben, gilt auch hier: In den meisten Ansätzen, die sich damit auseinandersetzen, fehlt leider der entscheidende Punkt. In diesem Buch erfahren Sie ihn. Kapitel 6 trägt die Überschrift „Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es“. Darin finden Sie unter anderem Forschungsergebnisse und eine Methode, mit deren Hilfe Sie eine stärkere Willenskraft entwickeln können. Was steckt in diesem Buch? 15 <?page no="16"?> In Kapitel 7 stellen wir Ihnen eine der wirkungsvollsten - und gleichzeitig unbekanntesten - Methoden vor, mit der Sie Ihre Effektivität massiv steigern können: Die Alter-Ego-Strategie. In Kapitel 8 befassen wir uns mit dem Thema Zeitmanagement und KI - wohl wissend, dass die überaus rasante Entwicklung auf diesem Gebiet es lediglich zulässt, hier nur ganz grundsätzliche Hinweise und Empfehlungen dazu zu geben. Kapitel 9 beschäftigt sich mit einigen aus unserer Sicht nützlichen Zeit‐ managementtools und Apps - in Form von Programmen und Hardware. Kapitel 10 bietet unter der Überschrift „Ihr Plan zur Beherrschung der Zeit“ eine Zusammenfassung und zeigt auf, wie Sie die Methoden und Strategien des Kurses in einem persönlichen Plan zusammenfassen können. Hier finden Sie auch Vorlagen, die Ihnen helfen werden, sich an den Einsatz der neuen Methoden und ihren jeweiligen Effekt zu erinnern. Last, but not least, finden Sie in den eingestreuten Exkursen wertvolle Tipps zu den Themen Willenskraft, Pausen und zur Kraft des Nein, die Ihren (Studien- oder Berufs-) Alltag garantiert bereichern werden. Wie Sie die Methoden in diesem Buch anwenden können Abgesehen vom Kapitel 2 müssen Sie das Buch nicht zwangsläufig in der vorgegebenen Reihenfolge lesen. Sie können danach auch nach Ihren persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen vorgehen. Das zweite Kapitel aber sollten Sie unbedingt zuerst lesen, denn darin geht es darum, die richtige Einstellung zu erreichen. Und Sie werden sehen, dass die richtige Einstellung die Basis für alles Weitere ist. Ohne sie funktionieren alle beschriebenen Methoden und Tipps nicht so nachhaltig, wie sie es eigentlich könnten. Mit der richtigen Einstellung aber erzielen Sie in sehr kurzer Zeit erstaunliche Erfolge. Zu Ihrer Selbstkontrolle gibt es am Ende jedes Kapitels einige Fragen, mit deren Hilfe Sie überprüfen können, inwieweit Sie den jeweiligen Inhalt verinnerlicht haben. Die Auflösung der Quizze finden Sie ganz am Ende des Buches. 16 1 Einführung <?page no="17"?> Hinweis | Innerhalb der einzelnen Kapitel zeigen ein Kasten in dieser Form und der Hinweis Aktion bzw. Tipp an, dass Sie etwas aktiv tun sollen oder dass ergänzend online eine Videobzw. Audiobotschaft zum jeweiligen Thema verfügbar ist. Die angesprochenen Downloadmateri‐ alien finden Sie gesammelt unter https: / / files.narr.digital/ 978338113311 6/ Zusatzmaterial.zip, die Videos sind verfügbar auf der Website https: / / files.narr.digital/ 9783381133123/ Zusatzmaterial.html. Wie Sie die Methoden in diesem Buch anwenden können 17 <?page no="19"?> 2 Die Kraft der inneren Einstellung Warum die richtige Geisteshaltung so wichtig ist Es ist sehr einfach: Sämtliche Tipps, Methoden und Strategien dieser Welt werden Ihnen nicht zu den Ergebnissen verhelfen, die Sie erreichen wollen, wenn Sie nicht die richtige innere Einstellung haben. Dabei bezeichnen wir als innere Einstellung oder Geisteshaltung all das, was wir glauben bzw. wovon wir zutiefst überzeugt sind, und all jene Grundeinstellungen, die unser Verhalten beeinflussen und bestimmen. Wenn Sie zum Beispiel eine im Grunde negative Einstellung zu Ihrer Beziehung haben, dann wird Ihr Unbewusstes sehr wahrscheinlich dafür sorgen, dass diese negative Einstellung auch zu einer ebensolchen Realität wird, was die Beziehung natürlich belastet. Oder wenn Sie beispielsweise davon überzeugt sind, zu den Menschen zu gehören, die einfach immer zu spät kommen, dann haben Sie schon aufgehört, darüber als etwas nachzudenken, was sich ändern lässt. Und deshalb wird sich daran auch nichts ändern - jedenfalls so lange nicht, wie Sie diese Überzeugung nicht auf den Prüfstand stellen. Mehr noch: Eine am University College London durchgeführte Studie mit 292 Probandinnen und Probanden über 55 Jahre konnte nachweisen, dass ein eindeutiger Zusammenhang besteht zwischen immer wiederkehrendem negativen Denken und der Entstehung schädlicher Proteine im Gehirn, die mit der Entstehung von Alzheimer-Demenz in Verbindung gebracht werden. Das Fazit der Co-Autorin dieser Studie, Dr. Gaël Chételat, ist eindeutig: „Unsere Gedanken können einen biologischen Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit haben, der positiv oder negativ sein kann.“ Wenn man viel mit Menschen zu tun hat, dann trifft man immer wieder welche, die sich eindeutig selbst sabotieren, obwohl sie definitiv talentiert sind und eigentlich alle Möglichkeiten haben, erfolgreich zu sein. Sehr oft passiert diese Selbstsabotage genau an dem Punkt, an dem sie quasi an der Schwelle zu einem großen Erfolg oder Durchbruch stehen. Hier lernen Sie nun drei Möglichkeiten kennen, wie Sie sich Ihrer eigenen Überzeugungen und Glaubenssätze bewusst werden können. Und wir zeigen Ihnen Methoden, mit deren Hilfe Sie diejenigen aus dem Weg räumen oder ändern, die bei Licht gesehen gar nicht in Ihrem Sinne sind, sondern Ihnen vielleicht sogar schaden. <?page no="20"?> Audio | Wenn Sie mögen, hören Sie sich bei Gelegenheit dazu eine Ge‐ schichte an, die sich tatsächlich so ereignet hat. Der Fall des verschwun‐ denen Schauspielers verdeutlicht plastisch, dass bestimmte Überzeugun‐ gen nicht nur negativ, sondern mitunter sogar absolut zerstörerisch wirken können. Zu finden bei den Downloadmaterialien. Natürlich ist nicht jede Form der Selbstsabotage selbstzerstörerisch, dra‐ matisch oder katastrophal. Wenn man zurückblickt, hat wahrscheinlich jeder von uns irgendeine Situation vor Augen, in der man sich z. B. durch Schüchternheit selbst sabotiert hat. Wobei sich die Frage stellt: War die Selbstsabotage der Grund für die Schüchternheit oder war es genau umgekehrt? Aber ganz egal, es wäre in jedem Falle hilfreich gewesen, wäre die hinderliche Überzeugung früher klar gewesen. Hätte man dann noch die im Folgenden vorgestellten Methoden zur Verfügung gehabt, wäre die Sache sehr wahrscheinlich ganz anders verlaufen. Woher kommen eigentlich bestimmte Überzeugungen und Glaubens‐ sätze? Wie kann man sich seine innere Einstellung - z. B. im Hinblick auf Zeit, Produktivität oder Erfolg - bewusst machen? Und wie lässt sich fest‐ stellen, ob Ihre eigenen Glaubenssätze und Überzeugungen Sie tatsächlich behindern? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns im Folgenden. Alles verhält sich so, wie Sie es sehen Vielleicht ist Ihnen dieser Satz schon einmal begegnet: Alles verhält sich so, wie Sie es sehen. Falls nicht: Es gibt zahllose Forschungen und Studien, die belegen, dass er ausgesprochen häufig zutrifft. Eine dieser Studien liefert dafür ein faszinierendes Beispiel aus dem Bereich Freizeitsport. Falls Sie regelmäßig trainieren, dann denken Sie an Ihr nächstes Training besser ganz bewusst an eine „Spaßveranstaltung“. Oder dass es sich dabei um eine „wohlverdiente Pause“ handelt. Denn wenn Sie so an die Sache herangehen, werden Sie anschließend weniger essen. Bezeichnen Sie Ihr Training aber als „Übungsstunde“, als „Workout“ oder als „Trainingseinheit“, dann essen Sie danach mehr - mehr Snacks, mehr Nachtisch oder was auch immer. Warum? Weil Sie sich auf diese Weise für die geleistete Anstrengung belohnen. Für wohlverdiente Pausen belohnt man sich dagegen eher selten. 20 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="21"?> Diese Erkenntnis entstammt einer Untersuchung des Food and Brand Lab der New Yorker Cornell University. Der Aufbau der Studie bestand aus zwei Aufgaben: Im Rahmen der ersten Aufgabe wurden zwei Gruppen von Erwachsenen auf einen etwa 2 km langen Rundkurs um einen kleinen See geschickt. Dabei wurde der ersten Gruppe gesagt, es handele sich um eine Trainingseinheit, während die zweite Gruppe aufgefordert wurde, den Rundweg als Spaziergang zu absolvieren. 56 Teilnehmende machten sich auf den Weg und wurden anschließend zum Mittagessen eingeladen. Dabei zeigte sich: Diejenigen, die der Überzeugung waren, auf dem Rundweg eine Trainingseinheit absolviert zu haben, aßen zum Nachtisch im Durchschnitt 35% mehr Schokoladenpudding als diejenigen, die ihrer Überzeugung nach lediglich einen Spaziergang unternommen hatten. Im Rahmen der zweiten Aufgabe wurde 46 Erwachsenen, nachdem sie den Rundkurs absolviert hatten, ein Nachmittagssnack in Form von Schokolinsen angeboten. Diesmal aßen diejenigen, die den Rundweg als Trainingseinheit begriffen hatten, anschließend mehr als die doppelte Por‐ tion (genauer gesagt: 124% mehr), verglichen mit den „Spaziergängern“. Prof. Carolina Werle, Professorin an der Ecole de Management in Grenoble und Hauptautorin der Studie, merkte zudem an: „Die Teilnehmenden, die den Rundkurs als Trainingseinheit zurückgelegt hatten, fühlten sich danach weniger glücklich und erschöpfter“. Die Studie zeigt also auch einen der Gründe dafür auf, warum Teilneh‐ mende an sportlichen Übungsprogrammen häufig erleben müssen, dass sie, statt abzunehmen, an Gewicht sogar zulegen. Es sind laut Prof. Werle diejenigen, die sich nach dem Training tendenziell selbst dadurch belohnen, dass sie mehr essen als sonst. Sowohl für geübte Trainierende wie auch für Anfänger und Anfängerin‐ nen lautet das Fazit also: „Sorgen Sie dafür, dass Ihr Training Ihnen möglichst viel Spaß macht! Hören Sie Musik dabei, sehen Sie sich ein Video an oder seien Sie einfach dankbar dafür, dass Sie Sport treiben können, anstatt arbeiten zu müssen.“ So zumindest fasst es Brian Wansink zusammen, der Direktor des Cornell Food and Brand Lab. Und er fährt fort: „Alles, was bei Ihnen für gute Laune sorgt, wird sehr wahrscheinlich auch dafür sorgen, dass Sie insgesamt weniger essen.“ Es geht aber natürlich keineswegs nur ums Essen! Ob Sie selbst nun Gewicht verlieren wollen oder nicht, das spielt in diesem Fall nicht die entscheidende Rolle. Die Studie unterstreicht vielmehr: Wie Alles verhält sich so, wie Sie es sehen 21 <?page no="22"?> Sie selbst über das denken, was Sie tun, hat einen massiven Einfluss darauf - und zwar vollkommen unabhängig von Ihrer momentanen Laune. Im oben geschilderten Versuch hat die Teilnehmenden einzig und allein ihre vorgefasste Überzeugung dahingehend beeinflusst, wie viel sie nach bewältigter Aktivität gegessen haben. Daraus resultierte Gewichtszunahme oder -abnahme - was wiederum die Gesundheit beeinflusst. Nun ist es beileibe keine neue Erkenntnis, dass unsere Gedanken und unsere Sprache unsere Einstellungen reflektieren können. Jetzt wissen wir aber, dass Denken und Sprache auch unsere Einstellungen massiv beeinflus‐ sen. Wenn Sie sich also angewöhnen, Dinge wirklich auszusprechen, wie etwa: „Heute werde ich strukturiert vorgehen, um meine Ziele schneller zu erreichen“, dann werden Sie tatsächlich wesentlich bessere Ergebnisse erzielen, als wenn Sie sich sagen: „Heute muss ich bloß wieder elend langweiligen Organisationskram erledigen.“ Mit welchen Formulierungen Sie also dasjenige beschreiben, das Ihnen begegnet oder womit Sie umgehen müssen, kann tatsächlich dramatische Auswirkungen haben: Auf Ihre Beziehungen. Auf Ihre Karriere. Letztlich auf alles, was in Ihrem Leben eine Rolle spielt. Der verschwundene Schauspieler hat wahrscheinlich seine Situation in etwa so eingeschätzt: „Wenn ich auftrete, laufe ich Gefahr, mich als mieser Schauspieler zu outen, und dann ist mein Leben ruiniert.“ Eine andere Sichtweise wäre natürlich gewesen: „Das ist die Chance, zu beweisen, dass ich ein super Schauspieler bin. Und wenn es nicht klappt, ist meine Situation auch nicht schlechter, als sie es sowieso schon ist.“ Wahrscheinlich hatte dieser Schauspieler einen ausgesprochen brutalen inneren Kritiker, der ihn daran gehindert hat, die Situation positiv einzu‐ schätzen. Mit einem solchen inneren Kritiker, der sich immer wieder meldet, schlagen sich tatsächlich sehr viele Menschen herum, und das hat mitunter weitreichende negative Folgen. Deshalb gibt es im Folgenden ein eigenes Kapitel dazu. Darin geht es darum, den destruktiven inneren Kritiker in einen konstruktiven und unterstützenden inneren Meister zu verwandeln. Wie kommen wir zu unseren Überzeugungen? Viele Einstellungen und Überzeugungen, und vieles, was wir glauben, stammt - wenig überraschend - aus unserer Kindheit. Die Quelle sind unsere Eltern und Verwandten, aber auch andere frühe Vorbilder. Manches, 22 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="23"?> was sich zu Überzeugungen formt, wird ausdrücklich ausgesprochen und gelehrt, manches lediglich subtil vermittelt, etwa durch Körpersprache oder andere, mitunter sehr dezente Signale. Wir übernehmen Einstellungen und Glaubenssätze auf so natürliche Weise, dass wir oft gar nicht realisieren, wie und wann das passiert. Wenn Sie Ihre Mitmenschen fragen, warum sie bestimmte Dinge glauben, dann können die wenigsten mehr sagen als: Weil es so ist. Als Erwachsene werden wir mehr und mehr von unserer Umwelt, der Gesellschaft und den allgemeinen Entwicklungen beeinflusst. Es ist bei‐ spielsweise noch gar nicht so lange her, da mussten lediglich Bundeskanzler und -innen sowie Ärzte im Dienst rund um die Uhr erreichbar sein. Heute finden das sehr viele Menschen auch für sich selbst völlig selbstverständlich. Wie man sich seine Überzeugungen bewusst machen kann Bestimmt ist Ihnen bei einem Freund oder einer Verwandten schon einmal aufgefallen, dass er oder sie dieselben Fehler immer wieder macht. Vielleicht haben Sie sich gefragt, woran es liegt, dass der oder die Betroffene diese Struktur gar nicht bemerkt und ganz offensichtlich nichts dazulernt. Leider sind wir alle ausgesprochen gut darin, Fehler bei anderen zu erkennen, während es bei unseren eigenen in der Regel nicht so gut funktioniert. Genau dasselbe gilt auch für die persönlichen Einstellungen und Über‐ zeugungen - vor allem aber für die Erkenntnis, wie wir uns selbst durch sie möglicherweise sabotieren. Das Ziel muss also sein, ein klares Bild von unserer eigenen Geisteshaltung und den daraus resultierenden Verhaltens‐ weisen zu bekommen. Nur dann können wir sie verändern, falls das nötig sein sollte. Eine Möglichkeit besteht darin, Menschen danach zu fragen, die uns sehr gut kennen. Das kann allerdings auch gefährlich sein. Auch wenn wir uns selbst gerne als offen und großzügig empfinden, ist es trotzdem hart, das Aufzeigen von Fehlern, die andere bei uns feststellen, nicht als Aggression oder Ablehnung zu empfinden. Um dem zu entgehen, zeigen wir Ihnen im Folgenden drei unterschiedliche Methoden, mit deren Hilfe Sie Ihre eigenen Glaubenssätze und Einstellungen, von denen Ihr Verhalten bestimmt wird, selbst entdecken können. Wie man sich seine Überzeugungen bewusst machen kann 23 <?page no="24"?> Sollten Sie zu denen gehören, denen die eigenen Einstellungen nicht im Weg stehen: Herzlichen Glückwunsch! Dann können Sie schneller mit dem nächsten Kapitel anfangen. Falls Sie aber den Verdacht haben, dass Sie sich gelegentlich selbst sabotieren, dann lernen Sie an dieser Stelle, wie Sie das ändern können. Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 1: Zwei Grundfragen Fangen wir mit der ersten von zwei Grundfragen an. Sie kann in gewisser Weise beängstigend sein - aber zum Glück haben wir ein paar Werkzeuge zur Hand, die Sie benutzen können, wenn Ihnen Ihre Antwort darauf nicht gefällt. Arbeiten Sie daran, Ihre Träume zu verwirklichen? Es kann sehr spannend sein, sich diese Frage mit Blick auf verschiedene Bereiche des eigenen Lebens zu beantworten. Viele von uns würden wahr‐ scheinlich bei bestimmten Aspekten zustimmen, bei anderen eher vernei‐ nen. Das ist vollkommen normal. Aber natürlich: Je öfter wir diese Frage mit Ja beantworten, umso besser. Die zweite Frage lautet: Welches Hindernis frisst die meiste Zeit? Ihre Antwort darauf offenbart einige Ihrer grundsätzlichen Einstellungen und Überzeugungen. Lassen Sie uns einen Blick auf die häufigsten Ant‐ worten auf diese Frage werfen und darauf, welche Überzeugungen ihnen zugrunde liegen. • „Ich habe einfach keine Zeit.“ Wer das sagt, ist davon überzeugt, keine Möglichkeit zu haben, seine Art und Weise des Umgangs mit Zeit zu ändern. Es gibt ausgesprochen viele Menschen, die behaupten, sie hätten nie Zeit und das sei ihr größtes Problem. Wenn man allerdings genauer hinsieht, stellt man für gewöhnlich fest, dass das Pro‐ blem gar nicht Zeitknappheit ist, sondern die Art und Weise, wie diese Menschen ihre Zeit nutzen - oder eher missbrauchen. Die Betroffenen finden nämlich durchaus Zeit, etwa fernzusehen, ihren 24 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="25"?> Facebook-Status zu checken, Instagram-Posts durchzuscrollen oder selbst irgendetwas zu posten. Und so weiter. Bloß für die Dinge, von denen diese Menschen behaupten, sie seien wichtig, finden sie gerade keine Zeit. Bitte verstehen Sie das nicht falsch: Es geht nicht darum, alle Dinge aufzugeben, die man gerne tut. Aber wir möchten Sie doch ermu‐ tigen, sich häufiger ganz bewusst dafür zu entscheiden, bestimmte Dinge zu tun (oder zu lassen) und Ihre Zeit auf eine ganz bestimmte Weise zu verbringen. Wenn Sie das tun, werden Sie zwangsläufig feststellen, dass Sie wesentlich mehr Möglichkeiten haben, als Sie denken. Ein weiterer Glaubenssatz, der viele Menschen behindert, lautet: • „Es ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt.“ Die hier zugrundeliegende Überzeugung lautet, dass es so etwas gibt wie einen richtigen Zeitpunkt. Wann aber ist der richtige Mo‐ ment oder die richtige Zeit für bestimmte Aufgaben oder die Ver‐ wirklichung von Träumen? Wir haben ein paar typische Antworten gesammelt, die sich je nach Alter und persönlichen Umständen leicht voneinander unterscheiden: Ich fange an, … … wenn ich mit meiner Ausbildung fertig bin. … sobald ich ein geregeltes Einkommen habe. … wenn ich eine feste Beziehung habe. … wenn die äußeren Umstände stimmen. … wenn die Zeiten wieder besser sind. … bei der nächsten günstigen Gelegenheit. … sobald mehr Geld da ist. … wenn die Kinder aus dem Haus sind. … wenn ich in Rente bin. usw. Nicht wenige Menschen verschieben so die Verwirklichung ihrer Träume immer wieder - bis sie am Ende tatsächlich keine Zeit mehr haben. Denn die richtige Zeit ist anscheinend niemals, ständig gibt es irgendwelche Anforderungen, die an uns gestellt werden, unerwartete Entwicklungen, Hindernisse, Überraschungen - so ist das Leben nun mal. Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 1: Zwei Grundfragen 25 <?page no="26"?> Es gibt aber Menschen, die ihre Träume trotzdem verwirklichen. Sie wissen, wie sie ihre Zeit und ihre Lebensumstände organisieren müssen, damit sie allen Unvorhersehbarkeiten zum Trotz vorwärts‐ kommen. Wenn es darum geht, sich an ein umfangreiches Projekt heranzutrauen, lautet eine beliebte Entschuldigung: • „Der Zeitaufwand ist zu hoch.“ Dem liegt der Gedanke zugrunde, dass man nicht zu viel Zeit in etwas investieren sollte, von dem gar nicht klar ist, was dabei herauskommt. Wenn man Leuten, die das vorbringen, entgegnet: „Ja und? Was ist denn so schlimm daran, dass es zeitaufwändig ist? “, dann rücken viele mit dem eigentlichen Problem heraus: „Ich weiß nicht, ob es sich auszahlt, wenn ich all die Zeit investiere.“ Hier ist es also in Wirklichkeit die Angst zu versagen, die die Leute stoppt, bevor sie überhaupt angefangen haben. Nun ist es eine Selbstverständlichkeit: Scheitern ist immer möglich. Was die meisten Menschen dabei aber vergessen, ist, dass sie nicht ausschließlich durch den finalen Erfolg belohnt werden, sondern dass sie in aller Regel auch von den Zwischenschritten profitieren. Viele Autorinnen und Autoren können zum Beispiel ihren ersten Roman oder ihr erstes Drehbuch nicht verkaufen. Aber im Prozess des Schreibens lernen sie unglaublich viel. Und diese Erfahrung führt oft dazu, dass sie mit ihrem zweiten Projekt bereits erfolgreich sind. Eine gute Frage angesichts der Zeitaufwand-Ausrede lautet: Was tue ich eigentlich sonst in der Zeit, die das angepeilte Projekt in Anspruch nehmen würde? Ist das wirklich wichtiger und erfüllen‐ der für mich? • „Zeitmanagement erstickt meine Kreativität! “ Dies ist ein Argument, das nicht selten von Menschen in Kreativ‐ berufen zu hören ist. Dahinter verbirgt sich die Vorstellung, dass sich Kreativität und Effizienz irgendwie ausschließen. Keine Frage: Es gibt wirklich Zeitmanagementtechniken, die für kreative Menschen einengend und frustrierend sein können. Aber solche Techniken muss man ja nicht nutzen. 26 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="27"?> Erfolgreiche Kreative organisieren die ihnen zur Verfügung ste‐ hende Zeit in der Regel ausgesprochen sinnvoll. Der amerikanische Schauspieler, Comedian und Autor Jerry Seinfeld zum Beispiel - vor allem bekannt durch die nach ihm benannte Sitcom Seinfeld - hat eine eigene Methode erfunden, um Verhaltensweisen an sich zu verändern. Auch dieser Methode werden Sie später im Buch noch begegnen. Aktion | Identifizieren Sie Ihre zeitbezogenen Überzeugungen: Nehmen Sie ein Notizbuch zur Hand oder legen Sie eine neue Datei in Ihrem Computer oder Tablet an. Hier halten Sie zukünftig Ihre Gedanken fest und notieren die schriftlichen Übungen. Zuerst schreiben Sie nun bitte auf, welchen Hindernissen Sie selbst sich mit Blick auf den Umgang mit Ihrer Zeit gegenübersehen. Identifizieren Sie, welche Vorstellungen und Glaubenssätze diesen Hindernissen zu‐ grunde liegen. Falls Sie anfangs noch Schwierigkeiten damit haben, sie zu identifizieren, machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden in diesem Kapitel noch anderen Übungen begegnen, die Ihnen dabei behilflich sein können. Ihre Vorstellungen können für Sie arbeiten Bisher haben wir uns damit beschäftigt, auf welche Weise Sie selbst sich durch negative Vorstellungen oder Glaubenssätze sabotieren können. Jetzt möchten wir uns damit beschäftigen, auf welche Weise positive Vorstellun‐ gen zu Ihrem Erfolg beitragen können. Video | Ergänzend können Sie sich zu diesem Thema bei Gelegenheit ein Video ansehen. Darin geht es darum, wie Sie Glaubenssätze und Vorstellungen entwickeln können, die sich an Ihren persönlichen Zielen orientieren. Außerdem erzählen wir darin die dramatische und inspirierende Ge‐ schichte eines Autors, dem seine Glaubenssätze zu großem Erfolg verholfen haben - genauer gesagt, zu einem Erfolg, der vierzig Jahre Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 1: Zwei Grundfragen 27 <?page no="28"?> andauerte. Das Video trägt den Titel „Die Überzeugungs-Gleichung“ und Sie finden es bei den Downloadmaterialien. Sie können Ihre Vorstellungen verändern Sie müssen keinesfalls in Ihren negativen Vorstellungen gefangen bleiben. Sie können diese Vorstellungen verändern oder durch solche ersetzen, die Sie in die Lage versetzen, weitaus mehr zu schaffen als bisher. Dabei werden Sie feststellen, dass die Veränderung Ihrer Vorstellungen Ihr Leben zum Positiven verändert, und zwar nicht nur hinsichtlich Ihres Zeitmanagements, sondern durchaus auch im Hinblick auf Ihre Beziehun‐ gen oder auf die Art und Weise, wie Sie mit Geld umgehen. Und auch andere Aspekte Ihres Lebens können davon profitieren. Natürlich gibt es Menschen, die von sich behaupten: „Ich glaube, was ich glaube. Ich kann nicht plötzlich anfangen, an irgendetwas anderes zu glauben.“ Aber stimmt das wirklich? Falls Sie dazu gehören: Heißt das, Sie glauben immer noch an den Weihnachtsmann? Haben Sie im Laufe Ihres Lebens wirklich nie Ihre politische Einstellung verändert? Oder Ihre Einstellung zu einer Beziehung? Wenn man ehrlich ist, wird man zugeben, dass sich die eigenen Vorstel‐ lungen schon Hunderte von Malen verändert haben. Und in den meisten Fällen haben sich nicht die zugehörigen Fakten geändert, sondern nur die Art und Weise, wie man selbst sie aufgefasst oder über sie gedacht hat. Ein Freund hatte z. B. noch nie chinesisches Essen probiert, weil er fand, dass es einfach nicht lecker aussah. Irgendwann hat seine Schwester ihn dazu überredet, es trotzdem wenigstens mal zu probieren, und siehe da: Er mochte es. Das Essen hatte sich natürlich nicht verändert. Verändert hatte sich lediglich die Bereitschaft des Freundes, seine Überzeugung zu überdenken, der zufolge etwas, das nicht lecker aussieht, auch nicht lecker sein kann. Das hat ihn dazu gebracht, sein Verhalten zu ändern und eine neue, positive Erfahrung zu machen. Ein weiteres Beispiel ist die Geschichte von Paul. Paul erzählte in einem Workshop, dass er und seine Frau sich permanent über irgendwelche Kleinigkeiten stritten, obwohl sie sich zweifellos liebten. Aber sie befanden sich in einer Art Dauerwettstreit und keiner konnte es sonderlich gut ertragen, Fehler zuzugeben. Zu dem Zeitpunkt allerdings hatten die ewigen Streitereien sie ziemlich mürbe gemacht, und Paul befürchtete, dass sie 28 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="29"?> schlussendlich sogar ihre Beziehung zerstören könnten. Paul wurde darauf‐ hin aufgefordert, an eine typische Auseinandersetzung zu denken. Daraus entwickelte sich das folgende Gespräch: „Was wäre eigentlich passiert, wenn Du Deiner Frau bei diesem Streit einfach geantwortet hättest, dass sie möglicherweise Recht hat? “ „Ich hätte das Gefühl gehabt, aufzugeben. Es hätte sich für mich ange‐ fühlt, als hätte sie gewonnen und ich verloren.“ „Es fühlt sich also gut an, Gewinner einer Auseinandersetzung zu sein? “ „Natürlich“. „Aber wie würde es sich anfühlen, zwar aus allen Auseinandersetzungen als Sieger hervorzugehen, aber dafür die Beziehung vor die Wand zu fahren? “ „Okay, ich verstehe! Aber ich kann ihr doch nicht jedes Mal Recht geben. Vor allem, wenn ich weiß, dass sie unrecht hat.“ „Das musst Du auch gar nicht. Wenn mal wieder ein Streit zu eskalieren droht, dann sagst Du einfach: Hm, da könntest du vielleicht Recht haben. Du bestätigst also nicht, dass sie Recht hat, sondern bloß, dass sie Recht haben könnte. Und damit gehst Du elegant der weiteren Auseinanderset‐ zung aus dem Weg.“ Ein paar Wochen nach diesem Gespräch berichtete Paul, dass seine Frau ihn beim ersten Mal, als er diese Technik anwandte, nur angegiftet habe, er könne darauf wetten, dass sie Recht habe. Als von ihm daraufhin weiter keine Reaktion kam, war der Streit tatsächlich abgewürgt. Und kurz darauf wurde ihm klar, dass es quasi kaum noch zu irgendwelchen Auseinander‐ setzungen kam. Irgendwann, als sie doch anfingen, sich zu streiten, sagte plötzlich sie: „Hm, du könntest Recht haben“. Und beide mussten lachen. Das Beispiel von Paul macht klar, dass es sich absolut bezahlt machen kann, tief zu graben, um unbewusste Überzeugungen zu entdecken, die den Alltag möglicherweise auf ungute Weise beeinflussen. Selbstverständlich sollten Sie aber nicht ewig viel Zeit darauf verwenden. Die nächste Methode, die wir Ihnen vorstellen, bringt schnell Ergebnisse. Und sie macht Spaß. Nachdem Sie nun einiges darüber erfahren haben, wie Ihre Geisteshaltung zu den Themen Zeit und Produktivität Sie beeinflussen kann, sind Sie sich wahrscheinlich auch schon einiger Ihrer eigenen Überzeugungen und Glaubenssätze dazu bewusst geworden. Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 1: Zwei Grundfragen 29 <?page no="30"?> Die nächste Methode ist intuitiver. Durch sie erkennen Sie wahrscheinlich noch andere Überzeugungen, die Ihnen bislang nicht bewusst waren. Dazu müssen Sie nur ein paar Lücken in einigen Fragen über Ihr Leben ausfüllen. Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 2: Die Märchen-Strategie Wir möchten Ihnen vorab zwei Beispiele von Workshop-Teilnehmenden geben, denen diese Methode sehr geholfen hat. Danach können Sie sich selbst ans Werk machen. Beispiel | Susis unterschwellige Vorstellungen Es war einmal ein kleines Mädchen namens Susi. Als Susi ein Kind war, wurde sie wegen ihres Gewichts gehänselt. Als Erwachsene hatte Susi das Gefühl, weniger attraktiv und interessant zu sein als ihre Freunde. Momentan hat sie das Gefühl, frustriert zu sein, denn sie möchte eine Online-Plattform starten, um ihre Kunst zu verkaufen, aber sie kann sich einfach nicht aufraffen, damit anzufangen. Am meisten wünscht sie sich, ihre Kunstwerke erfolgreich zu vermarkten und stolz auf ihre Leistung zu sein. Ihr Problem mit ihrer Zeiteinteilung besteht darin, dass sie sich ständig bemüht, es anderen recht zu machen. Deshalb hat sie kaum mehr Zeit für sich selbst. Was denken Sie? Welches sind die unterschwelligen Vorstellungen, die dafür verantwortlich sind, dass Susi sich mehr um andere, als um sich selbst kümmert? Sehr wahrscheinlich liegt es daran, dass sie als Kind gemobbt wurde und sich deshalb selbst als nicht wirklich wertvoll empfindet. Sie hat Angst davor, von den Menschen zurückgewiesen zu werden, denen sie gefällig ist, wenn sie ihr Engagement reduziert oder ganz damit aufhört. Fraglos ist die Vorstellung, keinen Wert zu haben, falsch. Selbstver‐ ständlich ist Susi ein genauso wertvoller Mensch wie jeder andere auch. Falls sie tatsächlich Freunde verliert, sobald sie ihnen nicht permanent irgendwelche Gefallen tut, dann sind diese Menschen höchstwahrscheinlich sowieso nicht die Art von Freunden, die sie gerne hätte. Wenn Susi mehr auf sich selbst achtet und glücklicher und zufriedener ist, weil sie tut, was sie wirklich tun möchte, dann wird sie neue 30 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="31"?> Freunde finden, die sie so schätzen, wie sie ist - und nicht, weil sie sich ausnutzen lässt. Beispiel | Bens unterschwellige Vorstellungen Es war einmal ein kleiner Junge namens Ben. Als Ben ein Kind war, liebte er es, in Bücherwelten abzutauchen, und er träumte davon, selbst Bücher zu schreiben. Als Erwachsener verliebte er sich, wurde Vater und musste für ein stabiles Einkommen sorgen. Momentan hat er das Gefühl, dass er den Traum vom Bücherschreiben niemals realisieren kann. Am meisten wünscht er sich, auch seine Leidenschaft für das Schreiben ausleben zu können. Sein Problem mit seiner Zeiteinteilung besteht darin, dass er, selbst wenn er Zeit hat, sie mit Instagram, TikTok oder mit Internetsurfen vertrödelt, anstatt zu schreiben. In der Regel hat es mit Angst zu tun, wenn wir etwas gerne tun wollen, es aber trotzdem nicht tun. In Bens Fall ist es sehr wahrscheinlich die Angst vor Zurückweisung - was wäre, wenn er sich hinsetzen und etwas schreiben würde, aber niemand würde es lesen wollen oder gut finden? Sicherer scheint, es gar nicht erst zu riskieren. Bens unterschwellige und sehr destruktive Vorstellung ist, dass das, was er schreibt, zwangsläufig nicht gut genug sein kann. Und wenn es nicht gut genug ist, dann ist es auch nicht wert, dass er damit anfängt. Natürlich vergisst Ben dabei, dass nur sehr wenige Autoren von Anfang an brillante Werke zustande bringen. Im Gegenteil: Der Lernprozess besteht genau darin, am Anfang schlecht zu schreiben und sich im Prozess kontinuierlich zu verbessern. Sowohl bei Susi als auch bei Ben wirkten letztlich Erlebnisse und Einflüsse aus ihrer Kindheit und beeinflussten sie auch noch als Erwachsene. Da sie sich ihrer Überzeugungen, die sie selbst massiv eingrenzten, nicht bewusst waren, konnten sie sie auch nicht in Frage stellen. Beiden wurde erst in dem Moment, als sie sich näher damit beschäftigten, klar, dass sie von irrigen Vorstellungen stark beeinflusst und geleitet wurden. Durch die bewusste Auseinandersetzung konnten sie diese unterschwelligen Vorstellungen aber erkennen. Das gab ihnen die Möglichkeit, sie zu überprüfen, zu korrigieren, und dadurch schließlich auch ihr Verhalten zu verändern. Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 2: Die Märchen-Strategie 31 <?page no="32"?> Erkennen ist also der wichtige erste Schritt, um Verhaltensweisen, die in unbewussten Vorstellungen, Glaubenssätzen und Überzeugungen ihre Ursache haben, ändern zu können. Aktion | Bitte vervollständigen Sie in Ihrem Notizbuch die nachstehen‐ den Sätze. Benutzen Sie dabei Ihren eigenen Namen und Ihr Pronomen. Die Sätze sind bewusst nicht in der „Ich“-Form formuliert, sondern in der dritten Person. Das erlaubt Ihnen eine größere Distanz und vermittelt letztlich ein klareres Bild. Denken Sie nicht lange darüber nach, was Sie schreiben sollen! Im Gegenteil: Notieren Sie das Erste, was Ihnen jeweils in den Sinn kommt: • Es war einmal ein kleines Kind namens … [Ihr Name]. • Als [Ihr Name] jung war, … • Als Erwachsener … • Momentan hat [er / sie / es] das Gefühl … • Was [er / sie / es] sich am meisten wünscht, ist … • [Ihr Name] Problem mit [seiner / ihrer] Zeiteinteilung besteht darin, dass … Nachdem Sie alle Sätze ergänzt haben, lesen Sie sich in Ruhe durch, was Sie geschrieben haben. Was sagt Ihr Text über Sie aus? Welche unter‐ schwelligen Vorstellungen oder Glaubenssätze über Ihren Umgang mit Zeit, über Ihr Bild von Produktivität oder Erfolg können Sie herauslesen oder vermuten? Die meisten, aber nicht alle Menschen, entdecken auf diese Weise Überzeugungen und Glaubenssätze, die ihnen vorher nicht bewusst waren. Falls Ihnen direkt nach dem Schreiben nichts augenfällig erscheint, legen Sie das Blatt für den Moment einfach zur Seite und kommen Sie später darauf zurück. Sind Ihre Vorstellungen stimmig? Die Frage ist nun natürlich, ob die Geisteshaltung, die Sie an sich selbst entdeckt haben, stimmig ist und zutrifft, oder eben nicht. Sehr wahrschein‐ lich ist, dass Sie auch als Erwachsener noch mehr mit dem zu tun haben, 32 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="33"?> was man Ihnen als Kind als wahr beigebracht hat, als mit Ihrem heutigen Verständnis von Wahrheit. Aber selbst wenn Ihre Vorstellungen und Glaubenssätze manchmal zu‐ treffend sein sollten: Sind sie es deshalb immer und in jeder Situation? Davon abgesehen: Wenn sie zutreffen, bedeutet das dann, dass Sie Ihr Leben davon bestimmen lassen müssen? Susi etwa hat sich bewusst dafür entschieden, sich neue Freunde zu suchen, falls ihre alten Freunde sie links liegen lassen, sobald sie ihnen nicht mehr permanent gefällig war. Oben haben wir davon gesprochen, dass heutzutage die meisten Men‐ schen glauben, sie müssten rund um die Uhr erreichbar sein. Falls Sie auch dazu gehören: Stimmt das wirklich? Was würde passieren, wenn Sie Ihr Telefon während der Mahlzeiten oder wenn Sie im Gespräch sind, ausschalteten? Ihre Familie und Ihre Freunde würden sich mit Sicherheit mehr wertgeschätzt fühlen, wenn Sie Ihr Handy nicht mitten auf den Tisch legten oder es ständig auf Nachrichten checkten, während Sie sich mit ihnen unterhalten. Wie also wirken sich Ihre unzutreffenden bzw. überholten Vorstellungen auf Ihr Verhalten aus? Konkreter: Wie wird es sich auf Ihren Umgang mit Ihrer Zeit auswirken, wenn Sie bestimmte Vorstellungen aufgeben oder sie korrigieren? Sie müssen sich an dieser Stelle übrigens nicht allzu viele Sorgen darüber machen, was genau Sie ändern müssen. Das können Sie im weiteren Verlauf der Lektüre entscheiden. Führen Sie sich lediglich vor Augen, dass es wesentlich leichter werden wird, Ihre Aufgaben zu erledigen und immer noch Zeit übrig zu haben, sobald Sie den Ballast, den Ihre überholten und irrigen Vorstellungen bedeuten, über Bord geworfen haben - und ja, das wird auch Auswirkungen auf Ihre Beziehungen und Ihre Lebensqualität haben. Es gibt noch eine dritte Methode, mit deren Hilfe Sie die Vorstellungen und Überzeugungen, die Ihr Leben wesentlich bestimmen, identifizieren können. Sie ist gleichzeitig sehr nützlich, wenn es darum geht, die neuen Verhaltensweisen zu entwickeln, die Sie in besonderem Maße bei der Erreichung Ihrer Ziele unterstützen können. Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 2: Die Märchen-Strategie 33 <?page no="34"?> Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 3: Sagen oder tun? Wie sich zeigt: Die uns beherrschenden Vorstellungen und Glaubenssätze manifestieren sich in dem, was wir tun. Das allerdings steht nicht selten im Gegensatz zu dem, was wir sagen bzw. behaupten. Vielleicht kennen Sie jemanden, der ständig davon redet, fitter zu werden, aber keinerlei Anstalten macht, etwas für seine Fitness zu tun. Oder jemand gibt sich politisch interessiert, hat aber keine Ahnung davon, was aktuell in der politischen Landschaft vor sich geht. In aller Regel haben solche Leute immer eine selbstverständliche Ausrede parat, die es ihnen erlaubt, sich wegen der Diskrepanz zwischen dem, was sie sagen, und dem, was sie tun, nicht schlecht zu fühlen. Aber stimmiger wird es dadurch nicht. Natürlich ist diese Schwäche ausgesprochen menschlich, und jeder von uns fällt ihr gelegentlich zum Opfer. Trotzdem: Wenn Sie an sich selbst bemerken, dass ein solches Verhalten Sie daran hindert, Ihre Ziele zu erreichen und Ihr Leben in jeder Hinsicht zu genießen, dann sollten Sie etwas dagegen tun. Die Anwendung der dritten Methode, die im Folgenden beschrieben wird, ist sehr einfach. Sie zielt aber dennoch auf die ganz grundlegenden Vorstellungen und Glaubenssätze, die Ihr Leben bestimmen. Beginnen Sie mit dem, von dem Sie sagen, dass Sie es tun wollen. Vergleichen Sie das mit dem, was Sie wirklich tun. Dann nehmen Sie Ihre Entschuldigung für Ihr Nichttun unter die Lupe und fragen sich, ob sie tatsächlich stichhaltig ist. Seien Sie dabei ehrlich mit sich. Versuchen Sie, festzustellen, welche Angst der wahre Grund dafür ist, dass Sie nicht tun, was Sie eigentlich tun wollen. Wir möchten das an einem weiteren Beispiel verdeutlichen. Beispiel | Marias Fitness Maria sagte oft, sie wolle etwas für ihre Gesundheit und ihr Aussehen tun. Ihr Plan war, dreimal eine Stunde pro Woche im Fitnessstudio zu trainieren. Die Realität allerdings war: Maria trainierte überhaupt nicht. Ihre Entschuldigung (bzw. der Glaubenssatz, der ihr selbst zur Ent‐ schuldigung diente) lautete wenig überraschend: „Ich habe einfach nie Zeit. Irgendwas Unvorhergesehenes kommt immer dazwischen.“ 34 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="35"?> Es war aber eindeutig, dass das nicht stimmte, denn im Lauf der Woche fand Maria Zeit für sehr viele andere Beschäftigungen, von denen sogar sie selbst zugab, dass sie weit weniger wichtig waren als ihre Idee, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Wovor fürchtete Maria sich? Um herauszufinden, welche Angst hinter ihrer Entschuldigung steckte, wurde Maria gefragt: „Welche negativen Folgen könnte es haben, wenn Du tatsächlich dreimal in der Woche trainieren würdest? “ Dabei stellte sich heraus: Maria schämte sich, weil sie so unfit war. Sie hatte schlicht Angst davor, sich im Fitnessstudio zu blamieren. Diese Blamage vermied sie, indem sie ständig Dinge vorschob, die ihr Zeitbudget auffraßen - und natürlich fand sich immer etwas, was sehr wichtig war und unbedingt getan werden musste. Hinter Marias Angst versteckten sich gleich mehrere Vorstellungen bzw. Glaubenssätze: • Die anderen Besucher im Fitnessstudio machen sich über mich lustig oder verachten mich, weil ich nicht in Form bin. • In ein Studio zu gehen ist die einzige Möglichkeit, wirklich etwas für meine Fitness zu tun. • Mindestens drei Trainingseinheiten pro Woche sind der einzige Weg, um fit zu werden. Treffen Marias Vorstellungen wirklich zu? Zunächst einmal: Die Besucher eines Fitnessstudios machen sich vor allem über ihr eigenes Erscheinungsbild Gedanken, nicht über das der Anderen. Abgesehen davon gibt es einige Studios, in denen nur weib‐ liche Mitglieder zugelassen sind, was für manche Frauen wesentlich angenehmer ist und wo sie sich mehr unterstützt fühlen. Weiterhin gibt es selbstverständlich ausgesprochen viele Alternativen zum Training in einem Studio, unter anderem Fitness-DVDs, Heim‐ trainer, Internetvideos, Online-Kurse, Apps und Ähnliches mehr. Man kann via Videocall o. ä. sogar in den eigenen vier Wänden mit einem Personal Trainer trainieren. Und schließlich gibt es unzählige Möglichkeiten, sein Training zu gestalten. Es müssen keineswegs drei Einheiten à eine Stunde pro Woche sein. Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 3: Sagen oder tun? 35 <?page no="36"?> Schon während Marias unterschwellige Vorstellungen hinterfragt wur‐ den, wurde ihr - zu ihrer eigenen Überraschung - klar, wie viele Alternativen es gab, die sie einfach nicht gesehen hatte. Oder sehen konnte. Unsere größten Ängste: Fehler machen und abgelehnt werden Mit der Angst, Fehler zu machen und abgelehnt zu werden, lassen sich die meisten Situationen erklären, in denen wir nicht tun, was wir eigentlich tun wollen. Häufig gehen beide Hand in Hand. Erinnern Sie sich an die Geschichte des Schauspielers, der endlich die langersehnte Chance bekam? Er glaubte, nicht gut genug zu sein, und sabotierte sich schließlich selbst, um es gar nicht erst beweisen zu müssen. Sehen wir uns noch andere Beispiele an: Menschen, die sich nach einer erfüllenden Beziehung sehnen, beschlie‐ ßen, mehr am sozialen Leben teilzunehmen. Aber dann meiden sie genau solche Gelegenheiten, weil sie insgeheim Angst davor haben, dass sich niemand für sie interessiert oder zu ihnen hingezogen fühlt. Sie entgehen der Gefahr, abgelehnt oder zurückgewiesen zu werden - indem sie von vornherein vermeiden, andere Menschen zu treffen. Menschen, die etwas Kreatives tun wollen (z. B. ein Buch schreiben, malen oder auch eine Geschäftsidee umsetzen), scheitern an ihrer Furcht, niemand werde sich für das interessieren, was sie tun. Indem sie ihr Projekt gar nicht erst angehen, vermeiden sie zwar diese Frustration, aber sie vergeben sich selbst auch die Chance auf Erfolg. Menschen, die irgendetwas an sich ändern oder verbessern wollen (z. B. abnehmen, etwas neu lernen, eine neue Arbeitsstelle suchen oder sich ein ganz neues Betätigungsfeld erschließen), haben Angst davor, mit ihrem Vorhaben zu scheitern und dann vor anderen als Loser dazustehen. Indem sie die Verwirklichung ihres Wunsches immer wieder vor sich herschieben, entgehen sie den befürchteten Folgen. Aber das bedeutet auch, dass sie nie ein entsprechendes Erfolgserlebnis haben werden. Im Kapitel zum Thema „Prokrastination“ bzw. „Aufschieberitis“ schauen wir uns später näher an, warum Ängste dieser Art uns so unglaublich in Schach halten können, und warum sie so viele Menschen daran hindern, durchaus erfolgversprechende Vorhaben gar nicht erst anzufangen. 36 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="37"?> Überzeugungen, die zum Erfolg führen Ängste haben selbstverständlich auch Menschen, die etwas erreichen. Aber sie fangen trotz dieser Ängste an. Sie glauben einfach daran, dass ihre einzige Chance auf Erfolg darin besteht, etwas zu riskieren. Und sie wissen, dass es keineswegs das Ende der Welt bedeutet, wenn sie nicht sofort erfolgreich sind oder auch scheitern. Sie sind der Überzeugung, dass sie jedes vernünftige Ziel, das andere erreicht haben, auch selbst erreichen können, und dass die Herausforderung eben darin besteht, herauszufinden, welches dafür die richtige Herangehensweise ist. Solche Menschen stellen übrigens häufig fest, dass sie weniger oder auch gar keine Angst mehr haben, wenn sie erst einmal angefangen haben. So beschreibt es für sich selbst beispielsweise auch der amerikanische Psychotherapeut Wayne Dyer, der als Autor und Redner zu Fragen der Selbstfindung und Selbstverwirklichung mehr als 30 Bücher veröffentlicht und damit ein Vermögen verdient hat. Aktion | Schreiben Sie jetzt drei Dinge auf, die Sie gerne tun würden, aber nicht tun. Notieren Sie jeweils den Hauptgrund dafür, dass Sie diese Dinge nicht tun, und schreiben Sie auch die Befürchtungen auf, die möglicherweise dahinterstehen. Fragen Sie sich danach (und seien Sie ehrlich): • Sind Ihre Ängste realistisch? • Überschätzen Sie vielleicht den Preis des eventuellen Scheiterns? • Selbst wenn Sie wirklich mit einer Idee oder einem Projekt Schiff‐ bruch erleiden, würden Sie nicht trotzdem davon profitieren, dass Sie sich auf den Weg zu Ihrem Ziel gemacht haben? • Wäre ein Teilerfolg besser, als es gar nicht erst zu versuchen? Erwarten Sie bitte nicht, dass Sie alle Überzeugungen, die Sie selbst ein‐ schränken, auf Knopfdruck verändern oder über Bord werfen können. Das wäre wirklich zu viel verlangt. Im weiteren Verlauf des Buches werden Sie noch viele weitere Methoden und Werkzeuge kennenlernen, die Ihnen auf dem Weg dahin behilflich sein werden. Die eigenen Vorstellungen entdecken - Methode 3: Sagen oder tun? 37 <?page no="38"?> Video | Falls Sie Lust (und Zeit! ) haben, darüber mehr zu erfahren, kön‐ nen Sie sich unter https: / / www.youtube.com/ watch? v=pN34FNbOKXc den elfminütigen Mitschnitt einer TED-Konferenz mit dem Titel „The Power of Belief “ ansehen. (Er ist leider nur in englischer Sprache ver‐ fügbar.) Der Vortragende ist Eduardo Briceño, Mitbegründer und CEO von „Mindset Works“, einer Organisation, die Schulen und andere Or‐ ganisationen dabei unterstützt, eine „Kultur der Bewusstseinserweite‐ rung“ zu entwickeln. Briceño spricht über die wissenschaftlichen Er‐ kenntnisse zum Thema und über die Möglichkeiten, die Erweiterung des eigenen Bewusstseins zu kultivieren, um so wesentlich leichter Fort‐ schritte bei jedweder Tätigkeit zu erzielen. Die Kernpunkte dieses Kapitels • Ihre Denkweise bzw. Ihre Geisteshaltung ist die Basis für Ihren Umgang mit Zeit. Sie beeinflusst Ihre Chancen auf Erfolg bei sämtlichen Unternehmungen. • In sehr vielen Fällen ist der Grund für ein Scheitern eine Selbstsa‐ botage, die ihren Ursprung in der Überzeugung hat, man verdiene den Erfolg eigentlich gar nicht. • Menschen, die Angst davor haben, Fehler zu machen, tendieren dazu, die negativen Folgen ihres Tuns zu überhöhen. Gleichzeitig vergessen sie, dass sie nicht nur durch ein finales Ergebnis berei‐ chert werden, sondern auch durch die Erkenntnisse und Schritte, die sie auf dem Weg dorthin haben. • Eine sehr nützliche Vorstellung, die Sie annehmen sollten, lautet: Jede vernünftige und sinnvolle Aufgabe kann bewältigt werden. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, herauszufinden, auf welche Weise das am besten zu bewerkstelligen ist. In der Regel gelingt es nur durch Versuch und Irrtum. • Viele Ihrer Überzeugungen, Vorstellungen und Glaubenssätze übernehmen Sie in Ihrer Kindheit, bevor Sie überhaupt wissen können, ob sie zutreffend oder falsch sind. Was für Sie als Kind gut und richtig gewesen sein mag, muss es in Ihrem Erwachsenenleben nicht zwangsläufig auch sein. 38 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="39"?> • Im Verlauf Ihres Lebens übernehmen Sie aus Gesellschaft und Kultur viele weitere Vorstellungen und Überzeugungen. Es lohnt sich, sich dieser Einflüsse von Zeit zu Zeit bewusst zu werden und sie zu überdenken. • Überzeugungen, Vorstellungen und Glaubenssätze sind nicht in Stein gemeißelt. Sie lassen sich ändern. Der erste Schritt besteht darin, sich ihrer bewusst zu werden. (Die vorgestellten Methoden helfen dabei, sich auch über Ihre unbewussten Überzeugungen Klarheit zu verschaffen.) Der zweite Schritt besteht darin, die negativen Überzeugungen und Vorstellungen in Frage zu stellen. • Die meisten negativen Überzeugungen, Vorstellungen und Glau‐ benssätze haben ihren Ursprung in der Angst, Fehler zu machen oder abgelehnt zu werden. Aber erfolgreich Handeln können Sie auch Ihren Ängsten zum Trotz. Obwohl es möglich ist, sich von vielen Ängsten zu befreien, müssen Sie keineswegs versuchen, vollkommen angstfrei zu werden. • Die Art und Weise, wie Sie selbst über Ihre Erfahrungen sprechen, kann diese Erfahrungen beeinflussen, und zwar im positiven wie im negativen Sinne. Das bedeutet: Verändern Sie Ihre Sprache und Sie verändern auch Ihre Erfahrungen. ▸ Quiz 1. Was ist die Basis für Ihren persönlichen Umgang mit Ihrer Zeit? a: Eine möglichst exakte Planung b: Die innere Einstellung c: Die permanente Kontrolle des Zeitbudgets 2. Die Ursache für Selbstsabotage ist häufig … a: … die Überzeugung, der eigene Erfolg sei unverdient. b: … die heimliche Lust am Scheitern. c: … die Angst, Fehler zu machen. ▸ Quiz 39 <?page no="40"?> 3. Menschen, die Angst davor haben, Fehler zu machen, … a: … bewerten häufig die negativen Folgen ihres Tuns zu stark. b: … sind grundsätzlich entscheidungsschwach. c: … ignorieren, dass auch der Weg zu einem Ziel bereichernd sein kann. 4. Welche Vorstellung ist nützlich? a: Jede Aufgabe kann bewältigt werden. b: Jede vernünftige und sinnvolle Aufgabe kann bewältigt werden. c: Anstehende Aufgaben müssen immer perfekt bewältigt werden. 5. Die Überzeugungen Ihrer Kindheit … a: … treffen auch für Sie als Erwachsenen auf jeden Fall zu. b: … können unbewusst Ihr Erwachsenenleben prägen. c: … müssen nicht zwangsläufig auch heute noch relevant für Sie sein. 6. Die eigenen Überzeugungen … a: … werden auch aus Gesellschaft, Kultur und Umwelt übernom‐ men. b: … sollten von Zeit zu Zeit bewusstgemacht und überprüft werden. c: … sollten nicht zu häufig hinterfragt werden, um sich nicht selbst zu verunsichern. 7. Unbewusste Überzeugungen und Glaubenssätze … a: … lassen sich bewusst verändern. b: … lassen sich fast gar nicht verändern. c: … spielen für das Zeitmanagement quasi keine Rolle. 8. Negative Überzeugungen und Glaubenssätze … a: … verhindern erfolgreiches Handeln. b: … haben ihren Ursprung in der Angst, Fehler zu machen oder abgelehnt zu werden. c: … kann man verdrängen, wenn man will. 9. Die Art und Weise, in der man über Erfahrungen spricht, … a: … kann die Erfahrungen selbst im Positiven wie im Negativen beeinflussen. b: … spielt quasi keinerlei Rolle. c: … kann die Ergebnisse des eigenen Handelns verändern. 40 2 Die Kraft der inneren Einstellung <?page no="41"?> 3 Besiegen Sie Ihren inneren Kritiker Was ist der innere Kritiker? Ihr innerer Kritiker ist jener Teil Ihres Selbst, der Ihnen Rückmeldung gibt, sobald Sie irgendeine Erfahrung machen. Außerdem drückt er auch Meinungen über vergangenes und zukünftiges Geschehen aus. Für manche Menschen äußert sich der innere Kritiker als eine Stimme, die sie in ihrem Kopf hören. Für andere ist er ein Gefühl irgendwo in ihrem Körper (so ähnlich wie Schmetterlinge im Bauch oder Atemlosigkeit) und für manche Menschen erscheint er als Bild. Video | Wenn Sie sich ergänzend vor Augen führen möchten, wie der innere Kritiker funktioniert, dann können Sie sich bei Gelegenheit dazu ein Video ansehen. Leider haben die meisten Menschen einen ziemlich groben inneren Kritiker. Er entmutigt sie, wenn sie irgendetwas Neues anfangen wollen, um sie davor zu bewahren, Fehler zu machen. Wie Sie vielleicht im Video gesehen haben, arbeitet er mit Botschaften wie diesen: „Wieso glaubst Du eigentlich, dass Du das machen kannst? “ „Du bist nicht mehr im Zeitplan, das gibt garantiert eine Katastrophe.“ „Mach Dir keine Gedanken, wie Du das zu Ende bringst: Das klappt sowieso nicht.“ Es ist kein Zufall, dass solche „Empfehlungen“ mit einer negativen Einstellung und entsprechenden Glaubenssätzen einhergehen, wie wir sie im vorigen Kapitel schon angesprochen haben. Ihr innerer Kritiker ist die allererste Instanz, wenn es um negative Einflüsse geht. Es könnte sein, dass die Tendenz, Negatives besonders hervorzuheben, ein Ergebnis der Evolution ist. Vor langer Zeit war es häufig eine Frage von Leben und Tod, etwas Neues auszuprobieren oder einen Fehler zu machen. Heute sind solche Gefahren zwar eher gering, aber unser innerer Kritiker ist leider trotzdem immer noch rund um die Uhr aktiv. Es passiert oft, dass Menschen, die als Kinder von einem übermäßig beschützenden oder negativen Elternteil, Verwandten, Lehrer oder einer ähnlichen Person permanent kritisiert wurden, diese Instanzen verinnerli‐ <?page no="42"?> chen. Nicht selten bemühen sich Menschen unbewusst, die Erwartungen ihres Vaters oder ihrer Mutter zu erfüllen, obwohl diese schon vor Jahren gestorben sind. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Menschen, die in ihrer Kindheit oder Jugend schikaniert wurden, noch Jahrzehnte später in ihrem Denken davon beeinflusst werden. Falls Sie keinen groben inneren Kritiker in sich haben: Gratulation! Wie äußert sich Ihr innerer Kritiker? Viele Menschen sind so daran gewöhnt, von ihrem inneren Kritiker „auf‐ gemischt“ zu werden, dass sie kaum noch wahrnehmen, wenn er sie entsprechend beeinflusst. Tatsächlich realisieren die meisten Menschen nicht, dass dieser negative Einfluss die Quelle vieler ihrer Probleme ist. Um sich davon zu befreien, gehen sie dann auf unterschiedliche Weise gegen die Symptome vor, anstatt das Übel bei der Wurzel zu packen. Maxwell Maltz, der Erfinder der Psychokybernetik, wurde sich dieser Problematik im Rahmen seiner Tätigkeit als Schönheitschirurg bewusst. Er hatte mit Patienten zu tun, die immer wieder darauf bestanden, noch einmal operiert zu werden, weil sie offenbar überzeugt davon waren, dass genau die nächste Operation sie endlich attraktiv machen und ihnen zu mehr Selbstvertrauen verhelfen würde. Es war ihr innerer Kritiker, der sie nach jedem Eingriff davon überzeugte, immer noch unzureichend oder hässlich zu sein. Maltz hingegen bemerkte, dass entgegen dieser Einschätzung manche seiner Patienten durchaus at‐ traktiv waren, schon bevor sie mit ihren Operationen begannen. Werden Sie sich Ihres inneren Kritikers bewusst Der erste Schritt im Umgang mit Ihrem inneren Kritiker besteht darin, ganz bewusst zu merken, wenn er sich meldet. Aktion | Notieren Sie jetzt in Ihrem Notizbuch, welche Arten von Botschaften Sie von Ihrem inneren Kritiker bekommen und wann er am aktivsten ist. 42 3 Besiegen Sie Ihren inneren Kritiker <?page no="43"?> Zwei Wege, den inneren Kritiker in die Schranken zu weisen Es gibt zwei Methoden, mit deren Hilfe Sie Ihren inneren Kritiker sozusagen zähmen oder verwandeln können. Es ist sinnvoll, beide zu nutzen. Eine Methode ist logisches Denken. Wenn Sie merken, dass die Einwände, die Ihnen Ihr innerer Kritiker zwischen die Beine wirft, bei Licht besehen gar keinen Sinn ergeben, dann fangen Sie bereits damit an, ihn zu destabilisieren. Lassen Sie uns einige Beispiele in den Blick nehmen, anhand derer Sie herausfinden können, wie Sie selbst mit Ihrem inneren Kritiker umgehen können. Stellen Sie sich vor, Sie wollen einen Roman schreiben. Womöglich stellt Ihr innerer Kritiker dann permanent in Frage, dass Sie in der Lage sind, dieses persönliche Ziel zu erreichen. Insbesondere, wenn Sie noch ganz am Anfang sind, macht er sich vielleicht über Sie lustig mit der Frage, wie Sie überhaupt auf die Idee kommen können, jemals eine derart große Aufgabe zu bewältigen. Sein sarkastischer Kommentar lautet vielleicht: „Glaubst Du ernsthaft, ausgerechnet Du bist in der Lage, einen Roman zu schreiben? “ Wenn wir die Abfassung eines Romans mit einer sehr langen Wanderung vergleichen, dann wäre das gleichbedeutend mit der Einflüsterung: „Selbst wenn Du vielleicht zwanzig Kilometer schaffst - Dein Ziel ist noch 600 Kilometer entfernt. Da sind zwanzig Kilometer gar nichts. Wie kommst Du darauf zu glauben, dass Du den Rest der Strecke schaffst? “ Anders gesagt: Der innere Kritiker setzt den Fortschritt eines jeden Tages immer nur in Beziehung zu dem Ziel, das es zu erreichen gilt. Er sagt permanent: „Vergiss nicht, wie weit der Weg immer noch ist.“ Stattdessen ist es aber wesentlich sinnvoller, das, was man geschafft hat, etwa mit dem zu vergleichen, was man am Tag zuvor bewältigt hat. Bei täglich 20 Kilometern haben Sie die Strecke schließlich in 30 Tagen bewältigt. Natürlich: Eine Autorin oder ein Autor kennt am Anfang wahrschein‐ lich die Charaktere noch nicht wirklich oder den genauen Verlauf der Geschichte. Aber nach den ersten Schritten wird das immer klarer, und jeder dieser Schritte bringt einen ein kleines Stückchen voran. Wenn Sie also Ihre Reise fortführen, Schritt für Schritt, Kilometer für Kilometer … dann werden Sie eines Tages das Ziel erreichen. Zwei Wege, den inneren Kritiker in die Schranken zu weisen 43 <?page no="44"?> Wenn Du es nicht fertigmachst, dann kann es auch nicht abgelehnt werden Ein weiterer gängiger Trick des inneren Kritikers ist: Er wird umso aktiver, je näher Sie z. B. dem Ende eines Projekts kommen. Denn am Ende kommen Sie ja auch an den Punkt, an dem andere Ihre Arbeit sehen und beurteilen werden. Für die meisten Menschen ist dieser Punkt mit Angst besetzt. Schließlich mag wirklich niemand den Gedanken, abgelehnt oder zurückgewiesen zu werden. Wie vielseitig ist Ihr innerer Kritiker? Es gibt Menschen, deren innerer Kritiker ist ein Spezialist. Er ist etwa spezialisiert darauf, sie in einem ganz bestimmten Bereich ihres Lebens zu untergraben, etwa in Bezug auf ihre Karriere oder ihr Beziehungsleben. Andere wiederum haben innere Kritiker, die eher Generalisten sind. Die beeinflussen einfach jeden Aspekt des Lebens negativ. Je größer der Raum ist, den Ihr innerer Kritiker einnimmt, umso wichtiger ist es, sich mit der Frage nach seiner Ausprägung auseinanderzusetzen. Die „Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht“-Methode Es gibt durchaus andere Selbsthilfebücher und -rezepte, die sich ebenfalls mit dem inneren Kritiker beschäftigen. Deren Problem besteht aber darin, dass diese Sie umgehend in das andere Extrem verfrachten wollen. Sie geben Ihnen Ratschläge wie „Mach es einfach! “, „Sag Dir immer wieder: Ich schaffe das! “, „Es gibt keine Grenze! “ usw. Für jemanden, der quasi der Sklave seines inneren Kritikers ist, sind diese Ratschläge nicht gerade angenehm. Abgesehen davon, dass man, wenn man ausschließlich in diese Richtung marschiert, schnell Gefahr läuft, einem gewissen Größenwahn anheimzufallen. Es ist zum Beispiel absolut in Ordnung, zu hoffen, dass das eigene Buch ein Bestseller wird, und entsprechend hart dafür zu arbeiten, damit das passiert. Aber wenn jemand kommt und verkündet, dass er oder sie 100%ig, absolut und total davon überzeugt ist, dass dieses neue Buch ein Bestseller 44 3 Besiegen Sie Ihren inneren Kritiker <?page no="45"?> werden muss, dann erweckt diese Person eher den Eindruck, sie leide unter Realitätsverlust. Wenn Sie in Frage stellen, was Ihr innerer Kritiker Ihnen einflüstert, dann heißt das nicht, dass Sie dabei die extreme Gegenposition einnehmen müssen. Probieren Sie es stattdessen mit der „Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht“-Position. Nehmen wir an, Sie haben vor, eine Weiterbildung zu absolvieren, um sich neue Kenntnisse anzueignen, die Ihnen dann wiederum in Ihrem Beruf zugutekommen oder Ihre Karriere fördern. Dann meldet sich Ihr innerer Kritiker möglicherweise umgehend mit Einwänden wie: „Du hast doch überhaupt keine Zeit für so etwas! “„Das bekommst Du gar nicht hin - bei all den anderen Aufgaben, die Du am Hals hast! “„Du hörst doch sowieso nach der Hälfte auf, wie sonst auch immer! “ Betrachten Sie jetzt in Ruhe jeden dieser Einwände. Und dann prüfen Sie, ob Sie mit einer ausgewogeneren Sichtweise nicht wesentlich besser zurechtkommen. Vielleicht haben Sie tatsächlich wenig Zeit für eine solche Weiterbildung, vielleicht aber doch mehr, als Sie denken. Haben Sie sich in der Vergan‐ genheit Zeit für andere Dinge genommen? Zum Beispiel für Fernsehen, Internetsurfen, Zeitung lesen? Haben Sie Verwandten oder Freunden gehol‐ fen, obwohl das vielleicht gar nicht unbedingt nötig war? Kurzum: Gibt es vielleicht die eine oder andere Beschäftigung, die Sie aufgeben könnten zugunsten dieser Weiterbildung? Vielleicht werden Sie Schwierigkeiten haben, Ihre anderen Aufgaben vernünftig zu erledigen, vielleicht aber auch nicht. Gibt es eventuell ir‐ gendwelche Hilfsmittel, die Sie noch nicht nutzen, um Ihnen die anderen Aufgaben zu erleichtern - z. B. neue Computerprogramme o. ä.? Oder kann Ihnen jemand aus Ihrer Familie oder aus Ihrem Freundeskreis behilflich sein, wenn es nötig sein sollte? Vielleicht geben Sie wirklich auf dem Weg auf, vielleicht aber auch nicht. Gab es andere Unternehmungen, die Sie erfolgreich zu Ende gebracht haben? Falls ja, ist es dann nicht abwegig, zu denken, dass Sie aufgeben „wie sonst immer“. Falls eine Weiterbildung z. B. mit einem großen finanziellen Aufwand verbunden ist, können Sie zunächst recherchieren, ob es Vergleichbares im Internet günstiger oder vielleicht sogar gratis gibt. Viele Top-Universitäten machen Lehrveranstaltungen gratis verfügbar. Bei manchen können Sie sogar einen Abschluss machen oder mindestens ein Zertifikat erwerben. Ein Die „Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht“-Methode 45 <?page no="46"?> solcher Gratiskurs wäre im Übrigen ein sehr guter Test, um Ihr Durchhal‐ tevermögen zu testen. Aktion | Am Anfang werden Sie sich selbst immer wieder daran erinnern müssen, den Strom negativer Einflüsterungen Ihres inneren Kritikers in Frage zu stellen. Versuchen Sie dazu Folgendes: Stellen Sie sich für den Vormittag einen Wecker, der zu sechs zufällig gewählten Uhrzeiten klingelt (es gibt eine Menge - auch kostenloser - Smart‐ phone-Apps, die das ermöglichen). Wenn der Wecker sich meldet, nehmen Sie bewusst wahr, wie Sie sich gerade fühlen. Bekommen Sie gerade irgendwelche negativen Botschaften von Ihrem inneren Kritiker? Falls ja, identifizieren Sie diese Botschaften und wenden Sie gezielt die „Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht“-Methode an. Dann kehren Sie zu der Tätigkeit zurück, mit der Sie gerade beschäftigt waren. Machen Sie sich das zur Gewohnheit, um Ihrem inneren Kritiker zu Leibe zu rücken. Logik ist nicht genug: Hier ist Ihre Geheimwaffe Logisches Denken gegen die Einflüsse des inneren Kritikers einzusetzen ist zwar sehr nützlich, aber es reicht allein nicht aus. Das liegt daran, dass Ihr innerer Kritiker sich mit seinen Botschaften aus vergangenen Geschehnis‐ sen speist - Geschehnisse, die Sie emotional berührt und beeinflusst haben. Viele Menschen haben schmerzhafte Erinnerungen, etwa daran, dass ihre Eltern ihnen signalisiert haben, nicht gut genug zu sein. Oder sie erinnern sich daran, dass ein Lehrer ihnen immer gesagt hat, sie seien völlig unfähig, ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder eine bestimmte Aufgabe zu lösen. Selbstverständlich können Sie sich als erwachsene Person sagen, dass Sie das einfach ignorieren oder am besten vergessen sollen - aber funktioniert das? In aller Regel tut es das nicht. Denn der innere Kritiker arbeitet letztendlich auf einer tieferen als der logischen Ebene. Deshalb müssen Sie auch eine Ebene tiefer gehen, um ihn zu verändern. Denn darum geht es: Um Veränderung. Wir wollen den inneren Kritiker nicht vollends aus dem Weg räumen (so verlockend die Vorstellung vielleicht auch sein mag). Was wir erreichen wollen, ist, ihn in einen hilfreichen inneren Lotsen zu verwandeln. 46 3 Besiegen Sie Ihren inneren Kritiker <?page no="47"?> Ein hervorragendes Werkzeug dafür ist die Visualisierung. Sie stammt aus der NLP-Methode (Neuro Linguistic Programmierung). Eine Anleitung, wie Visualisierung funktioniert, finden Sie unten im zugehörigen Audiobeitrag. Falls Sie daran zweifeln, überhaupt in der Lage zu sein, etwas zu visuali‐ sieren, machen Sie sich bitte bewusst, dass es dazu keineswegs notwendig ist, eine ganz klare Form eines inneren Bildes zu erzeugen. Es geht hier lediglich darum, Ihre Vorstellungskraft zu gebrauchen. Audio | Unter den Downloadmaterialien finden Sie unter dem Titel „Zähmen Sie Ihren inneren Kritiker“ eine Visualisierung als Audiobei‐ trag. Wenn Sie sie anhören möchten, wählen Sie dazu bitte einen Zeit‐ punkt, an dem Sie nicht gestört oder unterbrochen werden. Setzen oder legen Sie sich am besten hin und schließen Sie die Augen. Ein Kopfhörer leistet hier gute Dienste. Falls Sie beim Zuhören merken, dass Ihre Gedanken abschweifen, machen Sie sich keine Sorgen. Lassen Sie die Gedanken einfach vorbeiziehen und lenken Sie Ihre Konzentration wie‐ der aufs Zuhören. Wiederholung bringt die besten Ergebnisse Vielleicht haben Sie einen sehr hartnäckigen inneren Kritiker. Dann ist es hilfreich, diese Visualisierungsübung so lange täglich zu wiederholen, bis Sie das Gefühl haben, dass sich etwas verändert und die Umwandlung funktioniert. Wenn Sie einige Male mit Hilfe der Audiodatei geübt haben, werden Sie in der Lage sein, auch ohne diese Unterstützung zu visualisieren. Ein guter Zeitpunkt dafür ist zum Beispiel der Beginn einer Arbeitssitzung. Und natürlich immer dann, wenn sich Ihr nörgelnder innerer Kritiker wieder meldet. Sogar wenn es Ihnen gelungen ist, Ihren inneren Kritiker ganz grund‐ sätzlich zu transformieren, werden Sie hier und da quasi eine kleine „Nach‐ impfung“ benötigen. Daher empfehlen wir, den Audiobeitrag z. B. auf Ihr Smartphone zu laden, damit Sie ihn jederzeit benutzen können, wenn nötig. Stellen Sie sich einfach vor, wie viel besser Sie sich fühlen werden, wenn Sie keine Zeit und Energie mehr damit vergeuden, sich selbst permanent in Frage zu stellen oder zu kritisieren. Wie viel mehr werden Sie dann Wiederholung bringt die besten Ergebnisse 47 <?page no="48"?> erledigen? Für Menschen mit einem starken und einflussmächtigen inneren Kritiker ist seine Transformation zu einem hilfreichen Lotsen wirklich lebensverändernd. Und jetzt: Betrachten Sie ihn wie einen nervigen Verwandten Bis Sie es geschafft haben, Ihren inneren Kritiker vollends zu transformieren, betrachten Sie ihn einfach wie einen lästigen Verwandten, der seine Nase in Ihre Angelegenheiten steckt und keine Gelegenheit auslässt, Ihnen unauf‐ gefordert unfundierte Ratschläge zu geben. Sehr wahrscheinlich werden Sie Ihren inneren Kritiker nicht umgehend transformieren können oder zum Schweigen bringen. Bis es so weit ist, hören Sie ihm einfach zu, nicken Sie, entgegnen Sie ihm „Vielleicht hast Du Recht, vielleicht aber auch nicht“ - und machen Sie einfach mit dem weiter, was Sie tun wollen. Aktion | Legen Sie einen bestimmten Zeitpunkt für jeden Tag der nächsten Woche fest, an dem Sie sich die „Zähmen Sie Ihren inneren Kritiker“-Visualisierung anhören. Umgang mit äußeren Kritikern Wie schon gesagt: Nicht selten behindern wir uns selbst und setzen eine Aufgabe nicht fort, weil wir Angst vor Kritik und Zurückweisung haben. Falls Sie daran zweifeln, dass wir alle in dieser Hinsicht extrem sensibel sind, dann werden Sie sicher von den Ergebnissen eines interessanten Experiments überrascht sein, das Dr. Lisa Zadro an der Universität von New South Wales in Australien durchgeführt hat. Dr. Zadro ließ ihre Probanden ein „Wirf und fang den Ball“-Computerspiel spielen. Die Mitspieler waren andere Personen, die an anderen Orten saßen und mit dem System verbunden waren. Obwohl es nicht den Anschein hatte, war der Spielverlauf vorbestimmt: Es gab nur einen einzigen menschlichen Spieler, nämlich die jeweilige Testperson. Der Computer, gegen den sie unwissentlich spielte, war so programmiert, dass die Testperson in einem sechs Minuten dauernden Spiel den Ball nur zwei Mal zugeworfen bekam und fangen konnte. 48 3 Besiegen Sie Ihren inneren Kritiker <?page no="49"?> Im Verlauf des Spiels bekamen die Testpersonen das Gefühl, von den anderen Spielern quasi gemobbt und ausgeschlossen zu werden. Sie berich‐ teten anschließend davon, dass sie ein geringeres Selbstwertgefühl hatten, weniger Zusammengehörigkeitsgefühl verspürten und ein geringeres Emp‐ finden von Lebenssinn hatten. Das sind bereits ziemlich extreme Reaktionen auf ein simples Computer‐ spiel. Aber es geht noch weiter. Denn selbst als die Probanden wussten, dass sie ein vorprogrammiertes Spiel spielten, berichteten sie danach über entsprechende negative psychische Effekte. Es ist kein Geheimnis, dass selbst die erfolgreichsten Menschen dieser Welt irgendwann in ihrem Werdegang mit Zurückweisung und Kritik an ihrer Arbeit konfrontiert wurden. Am häufigsten passiert das am Anfang einer Karriere, aber es gibt auch Fälle, in denen Menschen ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr gefragt waren, trotz anfänglichen Erfolgs. Das ist zweifellos schwer zu ertragen. In diesem Kapitel haben Sie hoffentlich Strategien gefunden, die es Ihnen wesentlich erleichtern, mit Zurückweisung umzugehen, so dass eine solche Erfahrung Sie nicht vollständig lähmt und Sie unbeschadet weitermachen können. Die Kernpunkte dieses Kapitels • Der innere Kritiker ist der Teil Ihres Selbst, der Ihnen Rückmel‐ dungen und Ansichten über Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vermittelt. Er kann verschiedene Ausprägungen haben, etwa als innere Stimme, als Gefühl im Körper, als Geräusch, Bild oder Ähnliches. • Viele Menschen haben einen sehr strengen und groben inneren Kritiker. Dessen Botschaften sind eher destruktiv als konstruktiv. • Obwohl seine Effekte oft negativ sind, hat der innere Kritiker doch letztlich eine positive Intention: Er versucht, Sie vor Zurück‐ weisung und Fehlern zu bewahren. Unglücklicherweise werden dadurch Chancen auf Erfolg blockiert, ebenso wie die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen. • Sich bewusst zu werden, welche Botschaften der innere Kritiker vermittelt und an welchen (Zeit-)Punkten das geschieht, ist der Die Kernpunkte dieses Kapitels 49 <?page no="50"?> erste Schritt, um ihn in einen konstruktiven inneren Lotsen zu verwandeln. • Sie dürfen nicht versuchen, angesichts der negativen Botschaften in das gegenteilige Extrem zu verfallen. Wenden Sie stattdessen die „Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht“-Methode an, um mit den Einflüsterungen umzugehen. • Wir neigen dazu, unserem inneren Kritiker große Macht zuzuge‐ stehen, indem wir die negativen Effekte von Fehlern und Irrtümern überschätzen. Gleichzeitig neigen wir leider auch dazu, zu verges‐ sen, welche positiven Effekte allein daraus entstehen, dass wir auf unser Ziel hinarbeiten, selbst wenn wir es (noch) nicht erreichen. • Es ist zwar definitiv hilfreich, dem inneren Kritiker mit Logik zu begegnen, aber es reicht allein nicht aus. Der Audiobeitrag zur Visualisierung in diesem Kapitel hilft Ihnen dabei, die Transforma‐ tion Ihres inneren Kritikers in einen konstruktiven Lotsen mit dem nötigen emotionalen Nachdruck zu unterstützen. • Es braucht ein wenig Übung, diese Transformation dauerhaft werden zu lassen. Selbst wenn es geglückt ist, wird es hin und wieder helfen, den Audiobeitrag erneut anzuhören. So stellen Sie sicher, dass der Prozess sich nicht wieder umkehrt. • Wenn es Ihnen gelingt, Ihren inneren Kritiker zu transformieren, kann Ihnen das nachhaltig nutzen. Dabei liegt der Nutzen keines‐ wegs bloß darin, dass Sie sehr einfach Zeit sparen und wesentlich mehr erledigen können. Viele Menschen, die diesen Prozess erfolg‐ reich durchlaufen haben, bestätigen hinterher, dass er wirklich ihr Leben zum Guten verändert hat. ▸ Quiz 1. Der innere Kritiker kann unterschiedliche Ausprägungen haben. Er kann in Erscheinung treten … a: … als Bild. b: … als innere Stimme. c: … als Körpergefühl. 50 3 Besiegen Sie Ihren inneren Kritiker <?page no="51"?> 2. Die Botschaften des inneren Kritikers sind häufig … a: … positiv. b: … neutral. c: … negativ. 3. Der innere Kritiker versucht in der Regel … a: … Sie davor zu bewahren, Fehler zu machen. b: … Sie davor zu bewahren, etwas anzufangen. c: … Ihre Erfolgschancen zu steigern. 4. Um den inneren Kritiker in den Griff zu bekommen, ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen … a: … wann er in Erscheinung tritt. b: … wo er in Erscheinung tritt. c: … welche Botschaften er vermittelt. 5. Angesichts von negativen Botschaften des inneren Kritikers ist es wichtig … a: … exakt das Gegenteil zu tun. b: … nicht in das gegenteilige Extrem zu verfallen. c: … sie möglichst schnell zu ignorieren. 6. In aller Regel neigt man dazu … a: … die negativen Effekte von Fehlern oder Irrtümern zu unterschät‐ zen. b: … die negativen Effekte von Fehlern oder Irrtümern realistisch einzuschätzen. c: … die negativen Effekte von Fehlern oder Irrtümern zu überschät‐ zen. 7. Hilfreich, um den inneren Kritiker in einen hilfreichen Lotsen zu transformieren, ist … a: … ihn zu ignorieren. b: … logisches Denken. c: … die Transformation vor dem geistigen Auge zu visualisieren. 8. Wenn Sie begonnen haben, eine Aufgabe zu erledigen, ist es ratsam … a: … sich ständig zu vergegenwärtigen, was Sie noch vor sich haben. b: … sich ständig zu vergegenwärtigen, was Sie bereits geschafft haben. c: … sich nicht durch Gedanken darüber, was Sie geschafft oder noch nicht geschafft haben, ablenken zu lassen. ▸ Quiz 51 <?page no="53"?> 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips Was ist das 80/ 20-Prinzip? Das 80/ 20-Prinzip besagt, dass in der Regel 80% der Ergebnisse, die erzielt werden, mit nur 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden können. Jedoch erfordern die übrigen 20% der Ergebnisse 80% des Aufwandes. Video | Wenn Sie sich für Bücher wie das Vorliegende interessieren, dann ist die Chance sehr groß, dass Sie schon einmal vom 80/ 20-Prinzip gehört haben - eventuell auch unter der Bezeichnung „Pareto-Prin‐ zip“. Aber selbst, wenn Sie ungefähr wissen, worum es sich dabei han‐ delt, empfehlen wir Ihnen zur Auffrischung unser kurzes Video dazu. Sie finden es bei den Downloadmaterialien. 80%, die Ihnen die Haare vom Kopf fressen Träumen Sie eventuell davon, selbständig zu sein bzw. freiberuflich kreativ zu arbeiten - ganz ohne Chef, der Ihnen sagt, wo es langgeht? Dann wird Sie interessieren, was Bill Watterson, der geniale Erfinder des Comic-Strips Calvin und Hobbes, in einem Vortrag gesagt hat, den er vor einigen Jahren vor dem Abschlussjahrgang seines ehemaligen Colleges gehalten hat. Watterson wies bei dieser Gelegenheit besonders auf einen Umstand hin, der für die meisten Freischaffenden bzw. kreativen Freiberuf‐ ler ziemlich verblüffend sein dürfte: „Sie werden überrascht sein, wie schnell die tägliche Routine und die simple Anforderung, ‚irgendwie durchzukommen‘, Ihre Tage absorbieren.“ Tatsächlich haben wohl die meisten Menschen am Anfang ihrer freiberuf‐ lichen Karriere die Vorstellung, sie würden den größten Teil des Tages mit kreativer Arbeit verbringen, würden lesen, Museen und Galerien besuchen, in Cafés sitzen und permanent brillante Ideen haben. So ging es, ehrlich gesagt, auch jedem von uns. Auf seltsame Weise passiert das dann allerdings nicht. Die täglichen Routinen und Anforderungen spielen, ehe man sich <?page no="54"?> versieht, eine enorme Rolle, und das bleibt auch so. Es ist trotzdem für viele Kreative immer noch besser, sich damit zu arrangieren, als einen „normalen“ Job zu haben. Aber die große Ungebundenheit und Freiheit existiert auch in dieser Form des Arbeitslebens nicht. Deshalb ist es besonders in diesem Zusammenhang ein großes Thema, seine Zeit nicht mit uneffektiven Tätig‐ keiten zu verschwenden. Wir wollen uns im Folgenden daran machen, Ihre „goldenen 20%“ zu identifizieren, von denen im Video die Rede war. Aber lassen Sie uns vorher noch einen Blick auf die Gründe werfen, die dafür verantwortlich sind, dass letztlich doch wenige Menschen das 80/ 20-Prinzip erfolgreich anwenden. Machen Sie sich keine Sorgen: In dem Zuge erfahren Sie auch, wie Sie genau das vermeiden können. Drei Gründe für das Scheitern am 80/ 20-Prinzip Wir haben einige Bücher zum Thema „80/ 20-Prinzip“ gelesen und ebenso oft versucht, das Gelesene umzusetzen. Es hat aber nie sehr lange funktioniert. Beim letzten Versuch haben wir dann genau darauf geachtet, an welchem Punkt sich etwas in die falsche Richtung entwickelt. Und wir haben andere Leute interviewt, die ebenfalls versucht haben, das 80/ 20-Prinzip anzuwen‐ den. Dabei haben sich drei Probleme herauskristallisiert. Problem 1: Sie wissen gar nicht, was Ihre eigenen 20% sind Dieses Problem lässt sich am einfachsten lösen. Sie finden dazu in diesem Kapitel einfache Übungen, die Ihnen dabei helfen werden, Ihre persönlichen 20% - in den unterschiedlichen Lebensbereichen - zu identifizieren. Problem 2: Widerstreitende Werte bzw. Wertvorstellungen Die meisten Bücher über das Pareto-Prinzip unterschlagen, dass wir perma‐ nent mit vielen unterschiedlichen Wertvorstellungen zu tun haben - und deshalb auch in ganz unterschiedlichen Bereichen jeweils Top-20% haben. Beispiel | Nehmen wir an, jemand möchte Schreiben zu seinem Beruf machen. Ein damit einhergehender Wert ist vielleicht, sich selbst litera‐ risch auszudrücken und kreativ zu sein. Ein anderer Wert könnte sein, 54 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips <?page no="55"?> mit dem Schreiben möglichst viel Geld zu verdienen. Leider sind diese beiden Werte für die meisten Autorinnen und Autoren nicht wirklich miteinander vereinbar. Denn wer sein Innerstes literarisch ausdrückt, vielleicht in Form einer Gedichtsammlung oder eines Romans, wird damit in aller Regel kaum oder nur wenig Geld verdienen. (Die wenigen Ausnahmen, die es gibt, bestätigen die Regel.) Mit Schreiben viel Geld zu verdienen kann hingegen gelingen, wenn man auf Auftrag schreibt, also beispielsweise PR- und Werbetexte verfasst. Auch im Film- und Fernsehgeschäft lässt sich mitunter gut verdienen - aber auch hier ist ein Auftraggeber die Regel, und die Gren‐ zen der freien, persönlichen Entfaltung sind oft viel enger gesteckt, als man vermuten möchte. Als Autorin oder Autor müssen Sie sich also entscheiden, welcher Wert für Sie der maßgebliche ist - oder beide Wege beschreiten. Jedenfalls ist es wichtig, sich klarzumachen, dass unterschiedliche bzw. eben auch widerstreitende Wertvorstellungen in einem selbst durchaus eine Rolle spielen können. Mit ziemlicher Sicherheit werden auch Sie einige solcher Konflikte bei sich selbst entdecken, wenn Sie sich Gedanken über Ihre Top-20% machen. Was Sie brauchen, ist also eine Möglichkeit, diese Konflikte auszubalancieren und trotzdem vom 80/ 20-Prinzip zu profitieren. Im Folgenden werden Sie eine entsprechende Methode finden. Problem 3: Die 80% schlagen zurück Es gibt bestimmte Aktivitäten, die nicht direkt etwas zum Erfolg in einem bestimmten Bereich beitragen. Wir rechnen sie deshalb jenen 80% der Tätigkeiten zu, auf die Sie weniger Zeit verwenden sollten. Das Problem dabei: In der Regel ist es kein Problem, solche Tätigkeiten eine gewisse Zeit lang zu unterlassen. Es kann dann passieren, dass das Ihren Top-20% irgendwann zuwiderläuft. Nehmen wir zum Beispiel Ihre Ablage. Wenn Sie nicht zufällig Dokumen‐ tar oder Archivar sind, werden Sie die Pflege Ihrer Ablage wahrscheinlich nicht als ausgesprochen produktiven Akt betrachten. Wenn Sie Ihre Ablage allerdings lange genug ignorieren, dann werden Sie möglicherweise irgend‐ wann mit einer Ihrer Top-20%-Aktivitäten beschäftigt sein und dafür z. B. ein ganz bestimmtes Dokument benötigen. Wenn Sie dann merken, dass Drei Gründe für das Scheitern am 80/ 20-Prinzip 55 <?page no="56"?> gewisse Dokumente nicht dort abgelegt sind, wo sie eigentlich hingehören, haben Sie ein Problem. Sie wissen zwar ganz genau, dass sich dieses Papier irgendwo in Ihrem Büro befindet … aber wo? Unter Umständen verbringen Sie dann die nächsten zwei Stunden mit der Suche danach, was eher nicht produktiv ist. Und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass Ihnen etwas Ähnliches am nächsten Tag wieder passiert. Vielleicht verpassen Sie wegen eines derart verschollenen Schriftstücks eine wichtige Deadline, was Sie wiederum Geld kostet. Gegebenenfalls dauert es also nicht lange, und die vernachlässigten 80% torpedieren Ihre Anstrengungen, sich auf Ihre wichtigen 20% zu konzentrieren. In aller Regel sorgt ein Mix der beschriebenen Probleme dafür, dass Leute, die das 80/ 20-Prinzip ausprobieren, es bald wieder sein lassen. Das muss aber definitiv nicht so sein. Im Folgenden finden Sie die Lösung für die ersten beiden Probleme, danach widmen wir uns dem dritten. Wir machen Sie mit Methoden vertraut, die es Ihnen ermöglichen, Aufgaben aus Ihrem 80%-Bereich effektiver zu erledigen, anstatt sie zu ignorieren. Natürlich eignen sich die meisten dieser Methoden auch dazu, ihre Top-20%-Aufgaben schneller und effizienter zu erledigen. Und wenn Sie sie clever kombinieren, können Sie Ihre Produktivität um ein Vielfaches steigern. Es geht keineswegs nur um Geld Das 80/ 20-Prinzip wird am häufigsten in wirtschaftlichen Zusammenhän‐ gen diskutiert. Abzulesen ist das an Aussagen wie: • 20% aller Kunden generieren 80% des Gewinns. • 20% aller Mitarbeiter sorgen für 80% des Umsatzes. • 20% der Funktionen (etwa eines Programms) werden zu 80% genutzt. • 20% aller Kunden sorgen für 80% der Beschwerden. Solche Erkenntnisse sind sicher hilfreich, wenn Sie ein Geschäft betreiben. Wenn Sie das 80/ 20-Prinzip aber auf alle Aspekte Ihres täglichen Lebens anwenden und sich dabei ausschließlich etwa an finanziellen Überlegungen orientieren, dann werden Sie vielleicht reich - aber sehr wahrscheinlich um den Preis Ihrer Beziehungen und Ihrer Gesundheit. Wie oben schon gesagt, ist auch das ein Grund dafür, dass Menschen daran scheitern, das 80/ 20-Prinzip in ihr Leben zu integrieren. Oft läuft dieser Prozess in etwa folgendermaßen ab: 56 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips <?page no="57"?> 1. Ein Mann, nennen wir ihn Leo, liest über das 80/ 20-Prinzip. Es leuchtet ihm ein und er versucht begeistert, es auf sein Leben anzuwenden. 2. Leo wird klar, dass er wesentlich mehr Geld als bisher verdienen kann, wenn er mehr Zeit darauf verwendet, die Produkte, die er selbst herstellt, nicht nur auf Ebay, sondern auch auf einer Nachbarschaftsplattform und im direkten Kontakt zu den Kunden zu verkaufen. 3. Ab sofort arbeitet er daran. Für das Einstellen seiner Produkte auf die neue Plattform und die Kontakte zu den Kunden aus der Nachbarschaft muss er nun oft auch die Wochenenden verwenden, anstatt sie mit seiner Familie zu verbringen. 4. Es funktioniert. Leo steigert durch seine Extra-Arbeit seinen Umsatz. 5. Nach ein paar Wochen oder Monaten muss er allerdings feststellen, dass seine Frau nicht besonders glücklich ist und seine Kinder nicht mehr so vertraut mit ihm umgehen wie früher. Da er nun viel weniger Zeit hat, hat seine Familie sich inzwischen daran gewöhnt, Dinge ohne ihn zu unternehmen. Leo hat jetzt die Wahl: Er kann sich entschließen, die Wochenendarbeit aufzugeben, und das Familienleben wird wieder so wie früher. Oder er zieht weiterhin die Arbeit seiner Familie vor, um den Preis, dass die sich immer weiter von ihm entfernt. Wenn Leo durch seine Arbeit am Wochenende vielleicht auch die Treffen mit seinen Freunden vernachlässigt, dann wird er nach einer Weile feststel‐ len, dass sie ihn nicht mehr zu gemeinsamen Unternehmungen einladen. Das bedeutet ebenfalls: Entweder er arbeitet weniger oder er verliert nach und nach seinen Freundeskreis. Möglich wäre natürlich auch, dass Leo sein gewohntes Fitnessprogramm für die Arbeit aufgibt. Die Folgen zeigen sich vielleicht nicht umgehend, aber nach einer gewissen Zeit werden sie sich zwangsläufig körperlich bemerkbar machen. In all diesen Szenarien vernachlässigt Leo einen wesentlichen Bereich seines Lebens, um in einem anderen Erfolg zu haben. Leider geht das zu Lasten der Ausgewogenheit - und es führt selten zu einem glücklicheren Leben. Es geht keineswegs nur um Geld 57 <?page no="58"?> Nehmen Sie die Kernbereiche Ihres Lebens unter die Lupe Das folgende Diagramm bildet die Lebensbereiche ab, die von den meisten Menschen als wichtig erachtet werden. Vielleicht ist das nicht exakt die Einteilung, die Sie selbst für Ihr Leben vornehmen würden. Dann skizzieren Sie einfach Ihr eigenes Diagramm und löschen die Bereiche, die nicht zu Ihnen passen, bzw. benennen Sie sie um. Einen wesentlichen Punkt sollten Sie aber keinesfalls vergessen: Tipp | Verringern Sie nicht dauerhaft das Zeitbudget in einem wichtigen Bereich, um mehr Zeit in einem anderen Bereich zu haben, der Ihnen ebenso wichtig ist. Das führt nämlich grundsätzlich zu einer unguten Unausgewogenheit. Selbstverständlich können Sie unwichtige Elemente eines Bereichs strei‐ chen, um anderswo mehr Zeit zur Verfügung zu haben. Nehmen wir den Bereich Familie. Wenn Sie zum Beispiel feststellen, dass Sie aus Gewohnheit 58 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips <?page no="59"?> immer noch Dinge für Ihre Kinder erledigen, die die inzwischen auch sehr gut selbst tun könnten, dann sollten Sie das unbedingt ändern, denn so verschaffen Sie sich ein paar Stunden mehr Zeit für das, was für Sie eine wesentliche und produktive Tätigkeit ist. Der obigen Maxime zum Trotz sollten Sie aber nicht vergessen, dass es nicht immer unsinnig ist, wenn Ihre Aktivitäten für eine gewisse Zeit aus der Balance geraten. Wenn etwa Ihr (Ehe-)Partner krank ist und Hilfe braucht oder wenn Sie eine extrem wichtige Deadline vor sich haben, ist eine temporäre Disbalance vollkommen in Ordnung. Wenn eine solche Disbalance aber zur Regel wird, dann werden Sie sich höchstwahrscheinlich selbst schaden. Was hat einen hohen Stellenwert? Im Studium ist es in der Regel einfach, sich klar zu machen, was einen hohen Stellenwert hat: Die nächste Klausur, die anstehende Prüfung, die zu schreibende Seminarbeit u. ä. Auch im Geschäftsleben ist es nicht wirklich schwierig: Alles, was unmittelbar oder mittelbar Profit bringt. Im spirituellen oder intellektuellen Bereich hat dagegen ein hoher Stellenwert nicht zwangsläufig mit Deadlines oder Geld zu tun. Die beste Antwort dürfte sein, dass alles einen hohen Stellenwert hat, was Sie persönlich wertschätzen. Das kann selbstverständlich etwas vollkommen anderes sein, als Ihre Mitmenschen für wertvoll halten. Wenn Sie genauer betrachten, womit Sie Ihre Zeit verbringen, dann stel‐ len Sie vielleicht fest, dass Sie manches tun, was Ihnen früher wichtig war, was aber heute im Grunde gar nicht mehr so wesentlich ist. Möglicherweise realisieren Sie auch, dass Sie Dinge tun, von denen andere glauben, dass Sie sie gerne tun - obwohl Sie selbst eigentlich gar nicht mehr so recht mit dem Herzen dabei sind. Was hat einen hohen Stellenwert? 59 <?page no="60"?> Was aufgeben, was beibehalten? Es ist an der Zeit, dass Sie sich selbst behaupten und den Löwenanteil Ihrer Zeit den Dingen zu widmen, die Ihnen größtmögliche Erfüllung und Zufriedenheit bieten. Das heißt selbstverständlich nicht, dass Sie nichts mehr für andere tun sollen - das ist, ganz im Gegenteil, für viele Menschen eine wichtige Quelle von Zufriedenheit und Glück. Es bedeutet, dass Sie möglichst bald drei Arten von Tätigkeiten aus Ihrem Leben streichen: • Aktivitäten, die Sie aus alter Gewohnheit beibehalten haben, die Ihnen aber, wenn Sie ehrlich sind, gar keine Erfüllung mehr bringen • Dinge, die Sie lediglich tun, weil andere sie von Ihnen erwarten • Aktivitäten, die Sie daran hindern, Ihren ganz persönlichen Beitrag für die Gesellschaft oder sogar die Welt zu leisten - was auch immer das sein kann: einen Roman oder ein Drehbuch schreiben. Einem Kind oder Erwachsenen Lesen und Schreiben beibringen. Fantastische Kochrezepte erfinden. Und so weiter. Vielleicht möchten Sie sich auch einfach nur als Charlie Chaplin verkleiden und in einer Kiste sitzen. (Falls Sie das nicht verstehen, sollten Sie sich das Einführungsvideo ansehen …) Wie gesagt: Es ist an der Zeit, all diese Aktivitäten durch solche zu ersetzen, die Ihnen mehr Zufriedenheit verschaffen und die Sie dazu bringen, in jedem Ihrer Lebensbereiche das zu erreichen, was Sie erreichen wollen. Das klingt gut, oder? Es funktioniert - in beide Richtungen All das wirkt in beide Richtungen: Eine kurze Zeitspanne, ein geringer Aufwand oder eine überschaubare Aufgabe, die Sie erledigen, können we‐ sentliche Ergebnisse hervorbringen. Aber auch eine kleine Aufgabe, die Sie ignorieren, kann massive Probleme verursachen. Die Chance ist groß, dass eine regelrechte Last von Ihren Schultern fällt, wenn Sie etwas erledigen, das möglicherweise gar nicht viel Zeit kostet, das Sie aber sehr lange vor sich hergeschoben haben. Da das sehr oft vorkommt, werden wir später nicht nur die großen, wesentlichen Dinge in den Blick nehmen, die Sie vorwärtsbringen können, sondern auch diejenigen, die Sie möglicherweise blockieren, obwohl sie mit wenig Aufwand aus der Welt geschafft werden können. 60 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips <?page no="61"?> Machen Sie sich keine Sorgen über die exakten Verhältnisse Obwohl es sehr interessant ist, festzustellen, in welchen unterschiedlichen Bereichen die 80/ 20-Verteilung eine Rolle spielt, geht es nicht wirklich um genau diese exakten Zahlen. Das Wichtige ist, zu erkennen, dass auch kleine oder wenig zeitaufwändige Aktionen sehr wesentliche Folgen haben können. Wenn Sie für sich persönlich herausbekommen, worum es sich dabei handelt, und wenn Sie sich noch mehr damit auseinandersetzen, werden Sie öfter das tun, was für Sie wirklich wichtig ist. Lassen Sie uns also darangehen, die Top-Aktivitäten zu identifizieren - die Aktivitäten, die für Sie den höchsten Wert haben. Am besten benutzen Sie dazu eine Tabelle, die sieben Lebensbereiche auflistet, wie Sie es oben bereits gesehen haben. Zusätzlich sollen darin zwei leere Zeilen enthalten. Hier können Sie jene Aspekte Ihres Lebens eintragen, die Sie ebenfalls für wichtig halten. Für jeden dieser Bereiche schreiben Sie die Aktivität auf, die für Sie den höchsten Wert hat und der Sie momentan nachgehen oder auch nicht - wie auch immer Sie den Wert hier definieren. Zusätzlich schreiben Sie eine Aktivität auf, der Sie einen geringen Wert beimessen, die Sie aber dennoch tun (es sei denn, so etwas gibt es bei Ihnen nicht). Einen Vordruck für diese Tabelle finden Sie in den Downloadmaterialien. An dieser Stelle finden Sie zunächst ein Beispiel für eine solche Tabelle, die im Rahmen eines Workshops von einem Teilnehmer erstellt wurde. Darun‐ ter sind seine eigenen Kommentare zu lesen. Machen Sie sich keine Sorgen über die exakten Verhältnisse 61 <?page no="62"?> Beispiel | Adrian Lebensbereich Wertvoll Weniger / gar nicht wertvoll Finanzen Aktien: Kaufen und hal‐ ten permanentes Traden Spiritualität meditieren - Körper Krafttraining 3 mal pro Woche - Intellektuelles Roman schreiben im Internet surfen Familie gemeinsames Abendes‐ sen Fernsehen Soziales Eltern öfter besuchen Kneipentouren mit Kumpels Karriere direkte Kontakte mit den Kunden Meetings Adrians Kommentare „Was meine Finanzen betrifft, habe ich bislang versucht, gewisserma‐ ßen Daytrading zu betreiben. Ich war aber gar nicht in der Lage, die dafür notwendige Zeit und Aufmerksamkeit aufzubringen. Wie eigent‐ lich nicht anders zu erwarten, habe ich dadurch, dass ich irgendwie versucht habe, kurzfristige Aktienbewegungen vorherzusagen, einiges an Geld verloren. Obwohl ich im Grunde ja weiß, dass man wesentlich besser damit fährt, ETFs oder langfristige Papiere von soliden Unter‐ nehmen zu kaufen, die eine vernünftige Rendite abwerfen. Ich meditiere nicht. Eigentlich ist mir aber schon klar, dass es mir wahrscheinlich ziemlich guttun würde, weil ich schon manchmal ziemlich angespannt und gestresst bin. Ich habe tatsächlich angefangen zu schreiben, und wünsche mir eigent‐ lich schon, dass daraus ein Roman wird. Aber irgendwie fehlt mir andauernd die Zeit, weiterzumachen. Leider finde ich allerdings Zeit zum Fernsehen. 62 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips <?page no="63"?> Unsere Kinder sind noch so klein, dass es sie noch nicht nervt, mit mei‐ ner Frau und mir zusammen zu Abend zu essen. Das ist eigentlich auch eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen wir uns alle miteinander austauschen können. Das tun wir zwar auch, aber nicht so oft, wie es möglich wäre. Stattdessen sitzen wir oft zusammen vor dem Fernseher. Dabei sprechen wir natürlich nicht über das, was uns bewegt, sondern eher über das, was im Fernseher passiert. Meine Eltern sind jetzt schon ziemlich alt und mir wird immer kla‐ rer, dass sie nicht mehr ewig da sein werden. Wir sind immer gut klargekommen und würden uns freuen, wenn wir uns öfter sehen würden. Es wäre sicher gut, wenn ich mich öfter dazu aufraffen könnte, sie zu besuchen. Meine Freunde treffe ich regelmäßig in unserer Stammkneipe. Das ist zwar nett, aber irgendwie ist es auch eine Art Ritual geworden, das mir gar nicht mehr so viel bedeutet. Ich lasse mich auf der Arbeit oft auf endlose Meetings ein, die wahnsinnig viel Zeit fressen, ohne dass irgendetwas konkret dabei herauskommt. Es würde viel mehr bringen, wenn ich stattdessen meine Kunden intensiver in direktem Kontakt betreuen würde.“ Aktion | Laden Sie sich die nachstehende Tabelle herunter und füllen Sie sie aus. Machen Sie sich dabei keine großartigen Gedanken darüber, ob Ihre wertvollen Aktivitäten auch wirklich die allerwertvollsten sind bzw. ob die weniger wertvollen tatsächlich am wenigsten Wert für Sie haben. Identifizieren Sie einfach eine passende Aktivität für jede Kategorie und notieren Sie sie. Falls Sie persönliche Bereiche eintragen möchten, dann nutzen Sie dazu die leeren Zeilen am Ende. Übrigens hilft es manchmal, jemand anderen zu fragen - einen Kollegen, Ihren Partner oder eine Freundin - welche weniger wertvollen Aktivitäten sie an Ihnen beobachten. Aber fragen Sie bitte nur, wenn Sie auch wirklich bereit sind, zuzuhören - ohne umgehend in eine Verteidigungshaltung zu verfallen. Nur für den Fall, dass Sie vielleicht anfangs Schwierigkeiten haben, etwas an sich selbst zu identifizieren, haben wir unter der Tabelle einige typische wertvolle bzw. eher wertlose Aktivitäten als Beispiele aufgelistet. Machen Sie sich keine Sorgen über die exakten Verhältnisse 63 <?page no="64"?> Lebensbereich Hoher Wert Geringer Wert Finanzen - - Spiritualität - - Körper - - Intellektuelles - - Familie - - Soziales - - Karriere - - - - - - - - Beispiele für typisch wertvolle Aktivitäten: • Dinge, die nur Sie selbst tun können (z.-B. Ihren Roman schreiben) • Dinge, die Ihnen wirkliche kreative oder geistige Befriedigung verschaf‐ fen (z.-B. eine neue Sprache lernen) • Dinge, die Sie Ihrer Familie näherbringen (z.-B. gemeinsame Unterneh‐ mungen) • Dinge, die für mehr als einen Bereich Ihres Lebens wertvoll sind (z. B. mit der Familie wandern gehen oder gemeinsam Sport treiben) • Dinge, die Ihre persönlichen Fähigkeiten verbessern (z. B. einen Volks‐ hochschul- oder Onlinekurs absolvieren) Beispiele für typisch weniger wertvolle Aktivitäten: • Dinge, die problemlos von anderen erledigt werden können (z. B. Ablage) • Dinge, die Sie nur tun, weil Sie sich dazu verpflichtet fühlen (z. B. Teilnahme an Events, die Ihnen gar nichts bringen) • Dinge, die nur dazu dienen, mit anderen Schritt zu halten (z. B. das neueste Handy kaufen) • Dinge, die Ihnen Energie rauben (z.-B. nachts fernsehen) 64 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips <?page no="65"?> Versuchen Sie bitte nicht, alles auf einmal zu verändern Vielleicht gehören auch Sie zu den Leuten, die irgendwann schon einmal den Gedanken gehabt haben, sie müssten in ihrem Leben doch vieles ändern. Falls Sie dann tatsächlich versucht haben, möglichst viel oder gleich alles auf einmal in Angriff zu nehmen: Wie hat es funktioniert? Normalerweise funktioniert genau das nämlich überhaupt nicht. Es mag sein, dass es zunächst so eine Art anfänglichen Energieschub gibt. Aber wenn dieser Schub sich erschöpft hat - was unweigerlich passiert -, gibt man in aller Regel auf. Und ändert schließlich gar nichts. Aktion | Sehen Sie sich Ihre Tabelle genau an und entscheiden Sie, von welcher Verbesserung in welchem Lebensbereich Sie aktuell am meisten profitieren würden. Sollten Sie sich nicht zwischen mehreren Bereichen entscheiden können, dann wählen Sie einfach irgendeinen aus. Nun vervollständigen Sie bitte die folgenden Sätze: Der Lebensbereich, den ich als Erstes verbessere, ist der Bereich ___________________________________________________________ In Ihrer Tabelle haben Sie dafür bereits eine wertvolle Aktivität identi‐ fiziert. Versuchen Sie jetzt, zwei weitere zu finden, und tragen Sie sie hier ein: ___________________________________________________________ ___________________________________________________________ Welche Aktivität von diesen dreien ist Ihrer Meinung nach diejenige, von der Sie am meisten profitieren? Notieren Sie sie. Die erste wertvolle Aktivität, mit der ich beginne oder die ich verstärke, ist ___________________________________________________________ Seien Sie konkret - und bleiben Sie am Ball Die Erfahrung lehrt: Eine gute Intention verschwindet häufig sang- und klanglos. Eine gute Planung aber hilft Ihnen bei der Verwirklichung Ihrer Vorhaben. Versuchen Sie bitte nicht, alles auf einmal zu verändern 65 <?page no="66"?> Aktion | Treffen Sie Entscheidungen und schreiben Sie sie ganz konkret auf: Wann tue ich es? (Wochentag, Uhrzeit): ___________________________________________________________ Wo werde ich es tun? ___________________________________________________________ Wie und wie lange werde ich es tun? ___________________________________________________________ Wer kann mir dabei helfen? (falls zutreffend) ___________________________________________________________ Wie, wann und wo werde ich die Fortschritte meiner neuen bzw. zusätzlichen Aktivität verfolgen? (Beispiel: Wenn es Ihr Ziel ist, jeden Tag 30 Minuten lang zu schreiben, könnten Sie in Ihrem Kalender (im Computer oder auf Papier) notieren, wie viel Zeit Sie tatsächlich geschrieben haben.) ___________________________________________________________ ___________________________________________________________ Womit werde ich aufhören, um mehr Zeit zur Verfügung zu haben? (Beispiel: Wenn Sie eine halbe Stunde pro Tag schreiben wollen, was werden Sie dann eine halbe Stunde lang nicht oder weniger tun? Fernsehen? Im Internet surfen? Schlafen? ) ___________________________________________________________ Machen Sie es sich hier nicht zu einfach. Vervollständigen Sie nicht bloß diese Sätze. Aktivieren Sie alles, was Ihnen sinnvoll erscheint, um sicher‐ zustellen, dass Sie tatsächlich tun bzw. mehr von dem tun, was Sie sich vorgenommen haben. Sie können es sich als Termine mit hoher Priorität in Ihren Kalender schreiben. Sie können sich einen „Online-Buddy“ suchen, der ein ähnliches Ziel hat, damit Sie sich gegenseitig „überprüfen“ können. Sie können auch eine Strafe für sich selbst festlegen, falls Sie nichts tun. Oder eine Belohnung für den Fall, dass alles so funktioniert, wie Sie es geplant haben. 66 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips <?page no="67"?> Kleine Hürden, die sich als große Probleme entpuppen Wie schon erwähnt kann es Aufgaben geben, die zwar im Grunde sehr überschaubar sind, Ihr Weiterkommen aber trotzdem massiv behindern. Sie sind überschaubar in dem Sinne, dass ihre Erledigung kaum Zeit und Mühe erfordert. Aber in ihrer einschüchternden Wirkung sind sie trotzdem unter Umständen gewaltig. Die Natur solcher Aufgaben ist also quasi eine unverhältnismäßige, und das zeigt sich auf zwei Arten: Ihre Erledigung ermöglicht Ihnen, anschlie‐ ßend eine große Aufgabe anzugehen. Aber gleichzeitig ist die überschaubare Aufgabe die Ursache für massive innere Widerstände - oder schlicht Angst. Einige Beispiele: • Telefonate mit unangenehmen Leuten • Telefonate mit Unbekannten • Aktivitäten, die etwas zu Tage fördern könnten, was Sie gar nicht wissen möchten • Aufgaben, die jemand anderes von Ihnen verlangt, mit denen Sie aber eigentlich nicht zu tun haben wollen • Aufgaben, die auf irgendeine Art und Weise mit innerer Unsicherheit oder einem Mangel an Selbstvertrauen zu tun haben. Kreative stellen beispielsweise häufig nur widerstrebend und nicht selten verspätet Rechnungen für die Arbeit, die sie geleistet haben. Vielleicht liegt es daran, dass sie sich grundsätzlich ungern mit finanziellen Dingen beschäftigen. Vielleicht ist der Grund aber auch ein tiefsitzender Zweifel, ob unsere Arbeit überhaupt den entsprechenden Wert hat. Oder es gibt einen ganz anderen Grund, der sich eventuell sogar nur im Rahmen einer Therapie herausfinden lässt. Was auch immer der Grund sein mag, Tatsache ist: Wenn wir keine Rechnungen stellen, bekommen wir kein Geld. Und das wiederum ist natürlich ausgesprochen schlecht. Ein weiteres Beispiel ist der Umstand, häufig Aufgaben zu meiden, die die Suche nach bestimmten Dokumenten erfordern, von denen man nur weiß, dass sie vorhanden sind, aber keine Ahnung hat, wo sie sich befinden. Das tritt speziell bei Menschen auf, die ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Thema Ablage haben. Bevor man sich nun damit konfrontiert, dass die notwendigen Dokumente einfach nicht aufzufinden sind, ignoriert man lieber die Aufgabe komplett. Kleine Hürden, die sich als große Probleme entpuppen 67 <?page no="68"?> Das passiert sogar dann, wenn es verhindert, dass man etwa in einem Projekt die nächste wichtige Stufe in Angriff nimmt. Dies sind dann jene Anteile an den 80%, die uns daran hindern können, die wesentlichen 20% zu tun. Aktion | Wenn Sie sich in dieser Beschreibung wiederfinden, dann skiz‐ zieren Sie die nachstehende Tabelle in Ihrem Notizbuch und tragen Sie dort drei Dinge ein, die Sie daran hindern, ein persönliches Ziel zu er‐ reichen. (Sie finden diese Tabelle und die nächste unter den Download‐ materialien.) In der linken Spalte notieren Sie das, was Sie blockiert, in der rechten Spalte, was dadurch verhindert oder verunmöglicht wird. Falls Ihnen mehr als drei Dinge einfallen, die Sie blockieren, dann notieren Sie die drei, deren Verschwinden Ihnen die besten Ergebnisse bescheren würde. Sollte Ihnen dazu rein gar nichts einfallen, dann ist das natürlich in Ordnung (allerdings sehr ungewöhnlich! ). Aufgaben, die mich blockieren Was wird blockiert? - - - - - - Aktion | Entscheiden Sie sich jetzt für das Hindernis, von dem Sie glauben, dass sein Verschwinden Sie am ehesten voranbringen würde. In die nächste Tabelle tragen Sie einige wesentliche Angaben dazu ein. Die wesentliche unliebsame Aufgabe Wie lange dauert es, sie zu erledigen? - Was brauche ich dafür? - 68 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips <?page no="69"?> Wie kann ich sie in kleinere Aufgaben/ Schritte unterteilen? - Um wieviel Uhr kann ich heute 15 Minuten Zeit dafür erübrigen? - Was werde ich heute in diesen 15 (oder auch mehr) Minuten dafür tun? - Aktion | Diese Aufgabe zu erledigen bzw. dieses Hindernis zu beseiti‐ gen, ist definitiv eine Ihrer Top-20%-Prioritäten. Also, warum erledigen Sie sie nicht gleich heute oder fangen zumindest heute damit an? Morgen können Sie dann die zweite Aufgabe erledigen, übermorgen die dritte. Unter Garantie werden Sie einen Energieschub verspüren, wenn Sie diese drei Dinge aus dem Weg geräumt haben - und Sie dürfen sich dafür zu Recht auf die Schulter klopfen. Sie kommen voran. Weiter vorankommen Am besten versuchen Sie, jeden Tag irgendeine kleine hinderliche Auf‐ gabe zu beseitigen und dadurch immer mehr Zeit für Ihre persönlichen Top-20%-Aufgabe zu haben. Benutzen Sie dazu entweder die kleine kalen‐ darische Tabelle aus diesem Kapitel oder einen (elektronischen) Kalender Ihrer Wahl, um festzuhalten, was Sie tun werden. Machen Sie damit so lange weiter, bis es Ihnen zur Gewohnheit geworden ist. Das kann einige Wochen dauern, maximal 90 Tage. Falls Sie aussetzen oder es vergessen, schreiben Sie die Methode nicht gleich ab. Seien Sie nicht zu streng mit sich, sondern machen einfach am nächsten Tag weiter. Es braucht unter Umständen eine lange Zeit, bis Sie die Methode perfekt beherrschen. Aber das ist vollkommen in Ordnung. Wenn Sie fertig sind, werfen Sie einen Blick auf Ihre verschiedenen Lebensbereiche und fangen von vorne an. Finden Sie die nächste Aufgabe Weiter vorankommen 69 <?page no="70"?> oder Sache, bei der Sie das Gefühl haben, dass die Beschäftigung damit Ihr Leben besser macht. Bleiben Sie dran! Es wird immer neue Möglichkeiten geben, Ihr Leben zu verbessern. Und natürlich werden sich Ihre Top-20%-Prioritäten im Lauf der Zeit auch verändern. Aber was ist mit jenen 80%, die Sie langsam, aber sicher aus Ihrem Leben verbannen? Werden die nicht irgendwann quasi zurückschlagen? Schließlich haben wir oben doch genau davor gewarnt? Die Chance, dass derlei passiert, wäre tatsächlich groß, wenn der Rest dieses Buches Sie nicht mit jenen Fähigkeiten und Methoden versorgen würde, mit deren Hilfe Sie den Zeitaufwand für die 80%-Aufgaben erheblich reduzieren können. Die Kernpunkte dieses Kapitels • Typischerweise sorgen 20% dessen, was Sie tun, für 80% Ihres Einkommens oder für andere relevante Ergebnisse. • Wenn Sie den Zeitaufwand für Ihre 80%-Tätigkeiten reduzieren und den Aufwand für Ihre 20%-Tätigkeiten erhöhen, dann werden Sie zwangsläufig wesentlich bessere Ergebnisse erzielen. • Um das 80/ 20-Prinzip erfolgreich anzuwenden, müssen Sie zu‐ nächst Ihre Top-20%-Tätigkeiten identifizieren und etwaige Kon‐ flikte, die dabei auftauchen, eliminieren. Gleichzeitig ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass Ihre 80%-Tätigkeiten trotzdem erledigt wer‐ den - was Sie aber ja nicht notwendigerweise selbst tun müssen. • Wenn Sie irgendeinen Bereich Ihres Lebens, der für Sie wesentlich ist, vernachlässigen, dann kann Ihr Leben in eine ungute Schieflage geraten. Von daher ist es eine gute Idee, den Zeitaufwand für Ihre Top-20%-Tätigkeiten in den für Sie wichtigen Lebensbereichen gleichermaßen zu erhöhen. • Es ist wesentlich effektiver, einzelne Verhaltensweisen nach und nach zu verändern, als zu versuchen, alle gleichzeitig umzumodeln. • Wenn Sie exakt geplant haben, wie Sie vorgehen wollen, um sich mehr mit Ihren Top-20%-Tätigkeiten zu beschäftigen, dann ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass Sie erfolgreich sind. • Während Sie sich um Ihre Top-20%-Tätigkeiten kümmern, haben Sie immer im Hinterkopf, welche 80%- Aktivitäten Ihnen mögli‐ 70 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips <?page no="71"?> cherweise dabei in die Quere kommen können, und handeln Sie gegebenenfalls schnell. Video | Falls Sie noch mehr darüber wissen möchten, wie Sie das 80/ 20-Prinzip im Bereich Sales und Marketing anwenden können - und falls Sie die Zeit dafür übrig haben -, dann ist vielleicht ein Beitrag aus der Reihe „Preneurcast“ (in englischer Sprache) interessant. Es handelt sich dabei um ein einstündiges Interview mit dem Marketingexperten Perry Marshall. Sie finden es unter https: / / www.youtube.com/ watch? v= bhm35aWvR7s. ▸ Quiz 1. Wenn Sie 10% Ihrer Zeit zusätzlich auf jene Aktivitäten verwenden, die zu Ihren Top-20% gehören, wie viel mehr Ergebnisse werden Sie höchstwahrscheinlich erzielen? a: 10% b: Mehr als 10% c: Weniger als 10% 2. Bei den restlichen 80% Ihrer Aktivitäten ist es … a: … wichtig, sie nicht zu ignorieren. b: … in Ordnung, sie zu ignorieren. c: … sinnvoll, sie zu erledigen, bevor Sie sich Ihren Top-20% zuwen‐ den. 3. Wenn die Top-20%-Aktivitäten in einem Ihrer Lebensbereiche mit denen eines anderen Lebensbereichs kollidieren, dann ist es eine gute Idee … a: … sich hauptsächlich auf jene Aktivitäten zu konzentrieren, die das meiste Geld einbringen. b: … eine dauerhafte Balance zwischen diesen Bereichen zu finden. c: … nie für einen Bereich mehr Zeit als für einen anderen aufzu‐ wenden. ▸ Quiz 71 <?page no="72"?> 4. Wenn Sie etwas an der Art und Weise ändern möchten, wie Sie Ihre Zeit und Energie nutzen, dann ist die beste Strategie … a: … die Dynamik zu erhöhen, indem Sie alles gleichzeitig verändern. b: … mit dem anzufangen, was die größten Schwierigkeiten bereitet. c: … mit dem zu beginnen, das Ihnen die größten Vorteile verspricht. 5. Eine lästige kleine Aufgabe … a: … kann Teil jener Top-20%-Aktivitäten sein, denen Sie Aufmerk‐ samkeit schenken müssen. b: … ist grundsätzlich Teil der 80%-Aktivitäten und benötigt deshalb keine wirkliche Aufmerksamkeit. c: … betrifft Ihre Top-20%-Aktivitäten überhaupt nicht. 6. Ihre 80%-Aktivitäten … a: … müssen Sie möglichst schnell selbst aus dem Weg räumen. b: … dürfen Sie nicht aus den Augen verlieren. c: … können Sie zwecks Erledigung auch an andere delegieren. 7. Es ist wahrscheinlich, dass Sie mit dem 80/ 20-Prinzip wenig Erfolg haben, … a: … wenn Sie Klarheit über die Dinge haben, die für Sie wirklich wichtig sind. b: … wenn Sie die für Sie weniger wertvollen Aktivitäten dauerhaft ignorieren. c: … wenn Sie es auf alle Bereiche Ihres Lebens anwenden. 8. Was sind typisch wertvolle Aktivitäten? a: Dinge, die nur Sie selbst tun können. b: Dinge, die Ihnen möglichst viel Geld einbringen. c: Dinge, die Sie tun, um mit anderen gleichzuziehen. 72 4 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe des 80/ 20-Prinzips <?page no="73"?> ✻ Exkurs | Die Kraft des Nein • Riesenplakate verkünden „Sag Ja zum Leben“. • Manche Menschen behaupten, der beste Weg, voranzukommen, bestehe darin, anderen beim Vorankommen zu helfen. • Allenthalben ist zu lesen, dass wir uns im „Zeitalter der Teamarbeit“ befinden. Kurz gesagt: Wir werden permanent aufgefordert, so oft wie möglich Ja zu irgendetwas zu sagen. Zwar haben all diese Punkte durchaus ihre Berechtigung, aber dennoch dürfen wir eins nicht vergessen: Immer wenn wir Ja zu etwas sagen, sagen wir gleichzeitig Nein zu etwas anderem! Wenn Ihr Kollege Sie fragt, ob Sie „eine Minute“ Zeit haben, um sich seinen Bericht durchzulesen und ihm etwas dazu zu sagen, dann werden Sie in dieser Minute - abgesehen davon, dass es garantiert mehrere Minuten sein werden - nicht Ihre eigentliche Arbeit tun können. Für nette Leute ist dieses Verhalten absolut gewöhnlich - für Leute also, die so nett sind, dass es ihnen nahezu unmöglich ist, Nein zu sagen, wenn sie freundlich um etwas gebeten werden. Im Ergebnis verbringen sie ihre Zeit oft mit den Prioritäten anderer, anstatt sich den Dingen zu widmen, die für sie selbst wesentlich sind. Solche Leute mögen sehr beliebt sein, aber häufig erreichen sie ihre selbstgesteckten Ziele nicht. Und genauso häufig können sie sich nicht erklären, warum das so ist. Zweifellos gibt es viele Gründe dafür, nur widerstrebend Nein zu sagen, zum Beispiel: • Die Sorge, dass man nicht gemocht wird. • Wenn man ein „netter Mensch“ sein möchte, dann ist Ja zu sagen ein ganz wesentlicher Teil dieses Selbstkonzepts. • Andere erzeugen Schuldgefühle in einem selbst. • Man reagiert mit Ja auf die Bitten anderer Leute, um sich vor eigenen, schwierigen Aufgaben zu drücken. • Ja zu sagen ist einem derart zur zweiten Natur geworden, dass man gar nicht mehr auf die Idee kommt, man könne auch ablehnen. <?page no="74"?> Video | Eliud Kipchoge, mehrfacher Marathonweltmeister und einer der besten Langstreckenläufer aller Zeiten, spricht mit Blick auf das Thema Selbstdisziplin von drei Regeln, die für ihn oberste Priorität haben. Eine davon betrifft das „Vitamin N“. Was er damit meint, können Sie in dem Video (ab 1: 05: 38) sehen: https: / / www.youtube.com/ watch? v=X4la2sH wZB0 Wie findet man die richtige Balance? Es geht nun selbstverständlich nicht darum, ein negativer, besessener und selbstbezogener Mensch zu werden, der nichts mehr für andere tut. Der Punkt ist vielmehr: Sie müssen die richtige Balance finden, damit Sie sowohl Ihren eigenen Bedürfnissen gerecht werden als auch anderen behilflich sein können, wenn Ihre Hilfe wirklich benötigt wird. Falls Ja zu Ihrer Standardantwort geworden ist, sollten Sie ab sofort immer kurz innehalten und sich überlegen, ob das im aktuellen Fall wirklich die beste Antwort ist. Nein sagen, Schritt für Schritt Folgende Schritte können Ihnen helfen: 1. Antworten Sie nicht sofort. Wenn Sie Zeit brauchen, sich über die richtige Reaktion klar zu werden, dann sagen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie sich noch nicht sicher sind und sich später melden werden. Das kann eine Stunde später sein oder auch am nächsten Tag, je nachdem, wie dringend die an Sie gestellte Anfrage ist. 2. Vergegenwärtigen Sie sich all Ihre anderen Verpflichtungen, und zwar speziell diejenigen, die Ihnen besonders wichtig sind. Haben Sie genügend Zeit, diese Dinge und zusätzlich noch die neue Aufgabe zu erledigen, um die Sie gebeten werden? 3. Falls Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie keine Zeit haben: Fragen Sie sich, ob es - abgesehen davon, dass Sie nett sein wollen - einen wirklich guten Grund dafür gibt, etwas zurückzustellen, was für Sie selbst eine hohe Priorität hat. Denn nur so können Sie der Bitte entsprechen, die an Sie herangetragen worden ist. 74 ✻ Exkurs | Die Kraft des Nein <?page no="75"?> 4. Falls Sie einen wirklich guten Grund finden, dann sagen Sie Ja. Aber selbst dann sollten Sie einen klaren Zeitraum für diese neue Aufgabe vorsehen. Nehmen wir an, jemand bittet Sie, beim Umzug zu helfen. Sie haben auch einen guten Grund, dieser Bitte nachzukommen - weil Ihnen die Person bei Ihrem eigenen Umzug geholfen hat oder weil Sie eine Auseinandersetzung mit Ihren Schwiegereltern vermeiden wollen o. ä. In einem solchen Fall legen Sie für sich selbst fest, wie viel Zeit Sie erübrigen können, und kommunizieren Ihr Zeitlimit von Anfang an klar. 5. Wenn Sie feststellen, dass Sie Nein sagen müssen, dann überlegen Sie kurz, ob Sie irgendwelche konstruktiven Vorschläge machen können, wie die Bitte von jemand anderem erfüllt werden kann oder ob es Alternativen zur Lösung des Problems gibt. Falls zum Beispiel ein Freund eine Autopanne hat und Sie bittet, ihn abzuholen, dann könnte Ihre Antwort lauten: „Ich würde Dich gerne abholen, aber ich habe leider wirklich keine Zeit. Vor‐ schlag: Ich bestelle Dir ein Taxi und wir teilen uns die Kosten.“ Wobei Sie selbstverständlich die Hälfte der Kosten nur dann übernehmen sollten, wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht. Sie sollten das definitiv nicht aus einem Schuldgefühl heraus tun. 6. Wenn Sie Nein sagen, begründen Sie Ihre Absage. Studien haben gezeigt, dass Menschen wesentlich eher geneigt sind, einer Bitte zu entspre‐ chen, wenn sie begründet wird, und es ist durchaus anzunehmen, dass begründete Absagen ebenfalls leichter zu akzeptieren sind. Dabei müssen Sie gar nicht ins Detail gehen. Es reicht, wenn Sie etwa sagen, dass Sie momentan zu viel zu tun haben oder dass Sie sich für Ihr laufendes Projekt eine Deadline gesetzt haben und im Verzug sind. Und manchmal ist die richtige Begründung sicher auch, dass Sie tatsächlich gar nicht der oder die Richtige für die angefragte Aufgabe sind. 7. Stellen Sie sich innerlich auf eine mögliche enttäuschte Reaktion ein - und halten Sie sie aus. Falls Sie bisher die Person waren, zu der alle Welt gekommen ist, um Sie um einen Gefallen zu bitten, dann ist Enttäuschung vorprogrammiert, wenn Ihre Mitmenschen plötzlich feststellen, dass es nicht mehr selbstverständlich ist, eine positive Antwort von Ihnen zu bekommen. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken! Bleiben Sie bei Ihrer Entscheidung! Falls bestimmte Leute nur dann mit Ihnen befreundet sind, wenn Sie etwas für sie tun, dann sind Sie ohne diese „Freunde“ sowieso besser dran. Echte Freunde werden sich daran gewöhnen, dass Sie Ihre eigenen Belange ab sofort besser durchsetzen. Nein sagen, Schritt für Schritt 75 <?page no="76"?> Sagen Sie auch Nein zu sich selbst Es ist übrigens ebenfalls wichtig, Nein zu sich selbst zu sagen. Wenn Sie beispielsweise Ja zu einem TV-Serienmarathon sagen, dann sagen Sie eben gleichzeitig Nein zu vielen Stunden, in denen Sie sich mit etwas anderem (womöglich Sinnvollerem) beschäftigen können. Die Schritte, Nein zu sich selbst zu sagen, ähneln denen, die Sie bei anderen anwenden können: 1. Entscheiden Sie sich nicht sofort. Nehmen Sie sich Zeit, die Sache zu durchdenken - ein paar Minuten, eine Stunde oder einen Tag, je nach Natur und Tragweite dessen, worum es geht. 2. Bedenken Sie Ihre sonstigen Verpflichtungen, vor allem jene, die Ihnen persönlich sehr wichtig sind. Haben Sie Zeit dafür und für das neue Vorhaben? 3. Wenn Sie keine Zeit haben: Gibt es einen guten Grund, etwas, das eine hohe Priorität für Sie hat, zugunsten des neuen Vorhabens aufzuschieben oder es ganz ausfallen zu lassen? 4. Falls das so ist, dann sagen Sie Ja zu sich selbst und tun Sie es. Aber auch dann ist es sinnvoll, eine zeitliche Begrenzung festzulegen. Sie können sich beispielsweise entscheiden, ein Wochenende für Ihr neues Vorhaben zu verwenden, um dann bewusst zu überprüfen, ob Sie sich noch länger damit beschäftigen wollen. 5. Wenn Sie sich entscheiden, Nein zu sagen, dann denken Sie darüber nach, ob es eine andere Möglichkeit gibt, jene Erfüllung zu bekommen, die Sie sich von dem neuen Vorhaben versprochen haben. Gesetzt den Fall, Sie haben viel gearbeitet und würden nun gerne eine Woche lang freimachen. Bei näherer Betrachtung stellen Sie allerdings fest, dass Sie momentan gar nicht die Zeit für eine Pause dieser Länge haben. In diesem Fall könnten Sie stattdessen aber beispielsweise für einen Tag einen Wellness-Kurzurlaub in einer Therme oder einem Spa einlegen. An diesem Tag lassen Sie sich richtig verwöhnen und entspannen komplett, um danach mit neuer Energie wieder an Ihre Arbeit zurückzukehren. 6. Wenn Sie Nein sagen, dann machen Sie sich auch die Gründe dafür klar. Sie werden weniger mit diesem Nein hadern, wenn Sie wissen, warum Sie sich gegen etwas entscheiden. 7. Stellen Sie sich auch auf Ihre eigene Enttäuschung ein und halten Sie sie aus. Falls Sie in solchen Situationen grundsätzlich gerne einknicken, dann wird es eine Zeit dauern, bis Sie fähig sind, die richtige Balance bei solchen 76 ✻ Exkurs | Die Kraft des Nein <?page no="77"?> Entscheidungen zu finden. Bleiben Sie unbedingt dran, denn Sie werden sich daran gewöhnen - und wenn Sie erst einmal die positiven Resultate sehen, wird es garantiert leichter. Auch hier wird es wie bei jeder Gewohnheit sein, die man an sich selbst ändern möchte: Es wird Zeiten geben, da rudern Sie quasi zurück und müssen feststellen, dass Sie doch wieder viel zu häufig Ja sagen. Wenn Ihnen das passiert, kommen Sie einfach hierher zurück und lesen Sie diesen Abschnitt noch einmal. Und anschließend fassen Sie ganz bewusst den Entschluss, in jenen Situationen wieder Nein zu sagen, in denen das für Sie selbst der beste Weg ist, voranzukommen. Die Kernpunkte dieses Exkurses • Wenn Sie Ja zu etwas sagen, sagen Sie gleichzeitig Nein zu etwas anderem. • Sie müssen die richtige Balance finden, damit Sie sowohl Ihren eigenen Bedürfnissen gerecht werden, als auch anderen behilflich sein können. • Antworten Sie nicht sofort, wenn Sie um etwas gebeten werden, sondern nehmen Sie sich die Zeit, zuerst Ihre aktuelle (Arbeits-)Si‐ tuation zu durchdenken. • Wenn Sie Ja sagen, planen Sie einen klaren Zeitraum für die neue Aufgabe ein und kommunizieren Sie ihn gegebenenfalls. • Wenn Sie Nein sagen, begründen Sie Ihre Absage. • Stellen Sie sich auf eine mögliche enttäuschte Reaktion ein, wenn Sie absagen - und halten Sie sie aus. • Sagen Sie auch Nein zu sich selbst. Die Kernpunkte dieses Exkurses 77 <?page no="79"?> 5 Bezwingen Sie Ihre Aufschieberitis Was ist Aufschieberitis bzw. Prokrastination? Keine Frage: Das Thema Aufschieberitis (oder neudeutsch: Prokrastination) ist ein Dauerbrenner, vor allem bei Studierenden und freiberuflich tätigen Menschen. Aber auch Angestellte, die vermehrt im Home-Office arbeiten und sich ihre Arbeit mehr oder weniger selbst einteilen (müssen), können davon betroffen sein. Das Spektrum reicht dabei von Fällen gelegentlicher Aufschieberei bis hin zu schweren pathologischen Erscheinungsformen, die mit massivem Leidensdruck einhergehen können und tatsächlich einer fachlichen Behandlung bedürfen. Leider ist es so, dass man so ziemlich jede Tätigkeit aufschieben kann. Es gibt allerdings Unterschiede in der Art und Weise, wie wir uns vor kleineren, eher unangenehmen Aufgaben drücken, und wie wir mittlere bis große Aufgaben vor uns herschieben. Deshalb ist es sinnvoll, auch jeweils unterschiedliche Strategien anzuwenden, um unsere unterschiedli‐ chen „Aufschiebestrategien“ in den Griff zu bekommen. Video | Auf der am Ende der Einführung angegebenen Website finden sich drei Videos, die sich mit der Aufschieberitis bei verschiedenen Auf‐ gabentypen befassen. Hier können Sie eine Idee davon bekommen, aus welchen Gründen und auf welche Weise wir uns überhaupt um derart wesentliche Dinge herumdrücken - und wie wir damit umgehen kön‐ nen. Aufschieberitis bei großen Aufgaben Wenn Sie dauerhaft etwas vor sich herschieben, das das Potenzial hat, Ihr Leben positiv zu verändern, und das Sie wirklich tun wollen, dann führt dieses Verhalten in der Regel zu Frustration oder sogar zu Verbitterung. Aufschieberitis bei mittleren Aufgaben Die nächste Stufe der Aufschieberitis betrifft mittelgroße Aufgaben, also etwa Teile eines größeren Projekts oder Plans, oder solche Erledigungen, <?page no="80"?> um die uns Mitmenschen bitten. Die Erledigung solcher Aufgaben benötigt eher Tage oder Wochen als Jahre. Aufschieberitis bei kleinen Aufgaben Das kennen Sie wahrscheinlich am besten: Kleinere Erledigungen, die unangenehm oder langweilig sind, schiebt man oft vor sich her, obwohl gerade sie im Grunde gar nicht viel Zeit brauchen. Häufig wandern diese Aufgaben von einer To-do-Liste auf die nächste, von dort auf die übernächste usw. Die Gründe für das Aufschieben verstehen Nachdem Sie nun einen Überblick über das Problem als solches haben, ist es an der Zeit, den Ursachen Ihrer ganz persönlichen Aufschieberitis auf den Grund zu gehen. Das wird Ihnen dabei helfen, herauszufinden, welche der in diesem Kapitel beschriebenen „Anti-Prokrastinations-Methoden“ für Ihre Situation am besten geeignet ist. Nehmen Sie ein aktuelles Projekt, an dem Sie gerade arbeiten, oder ein bestimmtes Ziel, das Sie anstreben. Falls Sie es bisher noch nicht getan haben, dann schreiben Sie jetzt auf, was Sie erreichen wollen. Am besten benutzen Sie dafür ein kleines Stück Papier, das Sie permanent bei sich haben können - im Portemonnaie, in der Hosentasche oder wo auch immer. Seien Sie eindeutig bei der Formulierung, aber gehen Sie nicht zu sehr ins Detail. Schreiben Sie zum Beispiel: „Mein Zielgewicht von x Kilogramm erreichen“ oder „Meinen Lebenslauf aktualisieren“ oder „Das Exposé für mein Buch schreiben“. Führen Sie sich Ihr Ziel täglich vor Augen, damit Sie sich daran erinnern, jeden Tag daran zu arbeiten - denn an dem, woran Sie nicht denken, werden Sie garantiert nicht arbeiten. Aktion | Bitte laden Sie die Datei „Aufschieberitis-Fragen“ herunter und vervollständigen Sie die darin enthaltenen Sätze, die Sie auch im Fol‐ genden finden. (Sie können die Datei ausdrucken und per Hand oder direkt am Bildschirm ausfüllen.) 80 5 Bezwingen Sie Ihre Aufschieberitis <?page no="81"?> Das beste Ergebnis erzielen Sie, wenn Sie schnell antworten und die erste Antwort, die Ihnen in den Sinn kommt, aufschreiben. Auf diese Weise können Sie am ehesten die Informationen anzapfen, die in Ihrem Unbewussten schlummern, aber nicht unmittelbar zugänglich sind. Das Ziel dabei ist, sich darüber klar zu werden, was die Gründe dafür sein können, dass Sie mit Ihrem Projekt nicht vorwärtskommen und sich Ihrem Ziel nicht wirklich nähern. Die Fragen im Formular lauten: • Eine Sache, an die ich mich im Zusammenhang mit meinem Ziel unbedingt erinnern muss, ist … • Eine Person, die mir bei der Erreichung dieses Ziels helfen kann, ist … • Ein ähnliches Problem, das ich schon einmal gelöst habe, war … • Was niemand über dieses Projekt weiß, ist … • Ein gutes Symbol für dieses Problem (diese Herausforderung) ist … • Ich weiß, dass ich mein Problem gelöst bzw. mein Ziel erreicht habe, wenn … • Ein guter Songtitel für dieses Problem (oder diese Herausforderung) wäre … • Eine meiner persönlichen Qualitäten, die mir beim Erreichen meines Ziels helfen kann, ist … • Wenn ich einen Zauberstab hätte, mit dessen Hilfe ich einen Aspekt meines Projekts verändern könnte, dann würde ich … ändern. • Ein kleiner (oder großer) Schritt, den ich genau jetzt tun kann, um einer Lösung näher zu kommen, ist … Die Nr.-1-Strategie: Zerlegen Wenn Sie schlanker werden wollen, müssen Sie dann fünf Kilo pro Woche abnehmen? Wenn Sie ein Buch schreiben wollen, müssen Sie dann pro Tag hundert Seiten schreiben? Und wenn Sie eine neue Karriere starten wollen, müssen Sie dann alles, was Sie dazu wissen müssen, innerhalb einer Woche gelernt haben? Die Antwort ist offensichtlich: Natürlich müssen Sie das nicht. Es ist nur logisch, ein großes Projekt in kleinere Teile oder Schritte herunterzu‐ brechen. Das ist in der Tat eine wirklich fantastische Strategie. Die Nr.-1-Strategie: Zerlegen 81 <?page no="82"?> Leider scheitert diese Strategie trotzdem häufig. Das liegt daran, dass manche Menschen die Vorstellung haben, kleine Schritte würden keine wirklichen Unterschiede machen und deshalb auch keine Wirkung zeigen. Aber, um beim Beispiel „Abnehmen“ zu bleiben: Wenn Sie nur aufhören, jeden Abend einen Schokoriegel zu essen, dann werden Sie recht schnell ein bis zwei Pfund abnehmen. Wenn Sie konsequent dabeibleiben, und vielleicht auch noch den ein oder anderen gewohnten Zwischensnack beiseitelassen, kann das in einem Jahr zu merklichen Erfolgen führen. Wenn Sie pro Tag eine Seite schreiben, dann haben Sie in einem halben Jahr die erste Fassung eines Drehbuchs vor sich liegen - oder in einem Jahr die erste Fassung eines Romans. Und wenn Sie einen Berufswechsel ins Auge fassen, dann können Sie einmal pro Woche einen Abendkurs besuchen, um sich fortzubilden und neue Kompetenzen zu erwerben. Wenn der Kurs vorbei ist, fühlen Sie sich möglicherweise schon bereit, die Sache ernsthaft anzugehen. Manchmal ist klein immer noch zu groß Die Anwendung der „Zerlegungsstrategie“ scheitert oft auch aus einem weiteren, einfachen Grund: Manchmal sind selbst kleine Schritte noch immer zu schwierig umzusetzen. In diesem Fall kommt die Methode der „Mikrozerlegung“ zum Einsatz. Sie schaffen es nicht auf Anhieb, sich von Ihrem abendlichen Schokoriegel zu verabschieden? Dann schneiden Sie am ersten Tag ein Fünftel ab, werfen es ganz bewusst in den Müll und essen nur den Rest. Am zweiten Tag machen Sie dasselbe mit einem Viertel des Schokoriegels, am dritten Tag werfen Sie bereits ein Drittel weg. Nach sehr kurzer Zeit werfen Sie auf diese Weise schon mehr weg, als Sie essen. Das fühlt sich überhaupt nicht gut an. Wahrscheinlich werden Sie Schuldgefühle bekommen, weil Sie Essen vergeuden und Geld verschwenden. Und die Chance ist sehr groß, dass Sie nicht lange danach einfach aufhören, abends diesen vermaledeiten Schokoriegel zu essen - was Sie ja ursprünglich sowieso wollten. Sie wollen schreiben, haben aber heute nicht einmal Zeit für eine Seite? Dann schreiben Sie eine halbe Seite! Oder schreiben Sie nur einen Satz. Jeder Satz, den Sie schreiben, ist besser als ein Ungeschriebener. Nach kurzer Zeit werden Sie garantiert nicht widerstehen können, dabei zu bleiben und mehr zu schreiben. 82 5 Bezwingen Sie Ihre Aufschieberitis <?page no="83"?> Für einen Abendkurs fühlen Sie sich noch nicht bereit? Dann kaufen Sie sich stattdessen ein gutes Buch zum Thema und nehmen Sie sich vor, pro Tag einige Seiten oder auch nur Abschnitte zu lesen. Nehmen Sie das Buch zur Not mit aufs Klo, falls das wirklich die einzige Zeit ist, die Sie zum Lesen nutzen können. Anhand der folgenden drei Schlüsselelemente lässt sich die Mikrozerle‐ gung effektiv anwenden: 1. Zerlegen Sie Ihre Aufgabe anfangs in wirklich sehr kleine Teile oder Schritte. Machen Sie diese Schritte quasi lächerlich klein. Nehmen wir an, Sie schie‐ ben einen bestimmten Telefonanruf vor sich her - jeden Tag verschieben Sie ihn wieder auf den nächsten. Vielleicht erscheint Ihnen ein Telefonanruf als Aufgabe zu klein für die Mikrozerlegung, aber tatsächlich ist er es nicht. Gliedern Sie ihn in die folgenden Schritte, die Sie ggf. jeweils an aufeinander folgenden Tagen erledigen können: Tag 1: Suchen Sie die Telefonnummer heraus und schreiben Sie sie auf einen Klebezettel. Tag 2: Notieren Sie in Stichworten (ggf. auch ausführlich), was Sie sagen wollen. Tag 3: Wählen Sie die Nummer Ziffer für Ziffer, aber beenden Sie den Anruf, bevor Sie die letzte Ziffer gewählt haben. Tag 4: Rufen Sie an und führen Sie das Gespräch - aber gestatten Sie sich, es ggf. abzubrechen, indem Sie so tun, als sei die Verbindung abgebrochen, wenn Sie es absolut nicht aushalten können. Klingt das lächerlich? Aber sicher! Und das ist genau das, was Ihnen hilft. Denn sehr wahrscheinlich werden Sie nicht auflegen, bevor Sie die letzte Ziffer gewählt haben. Möglicherweise machen Sie nach dem Heraussuchen der Nummer einfach weiter und erledigen den Anruf kurzerhand, wenn Sie schon mal dabei sind. Der wesentliche Unterschied besteht darin: Sie haben sich selbst entschieden bzw. sich selbst die Erlaubnis erteilt, es zu tun, wenn Sie es tun wollen. Und das ist ausgesprochen wichtig. 2. Wählen Sie die einzelnen Schritte so, dass es wahrscheinlicher wird, auch den folgenden Schritt zu tun. Sie können mit sich selbst Verabredungen treffen. Wenn Sie zum Beispiel im Grunde regelmäßig ins Fitnessstudio gehen wollen, aber an manchen Manchmal ist klein immer noch zu groß 83 <?page no="84"?> Tagen einfach gar keine Lust dazu haben, dann machen Sie sich zur Regel, zumindest mit Ihrer gepackten Sporttasche das Haus zu verlassen. Gehen Sie bis zur nächsten Straßenecke oder setzen Sie sich in Ihr Auto, aber bleiben Sie nicht auf Ihrem Sofa oder an Ihrem Schreibtisch sitzen. In dem Moment, in dem Sie auf dem Bürgersteig stehen oder im Auto sitzen, haben Sie Ihren inneren Schweinehund bereits hinter sich gelassen, und die Chance ist sehr groß, dass Sie nicht umkehren. Also: Seien Sie kreativ! Finden Sie Schritte, die es wahrscheinlicher machen, den nächsten Schritt ebenfalls zu tun. 3. Belohnen Sie sich für jeden Schritt. Warten Sie nicht, bis Sie eine große Sache fertiggestellt haben, bevor Sie sich etwas Gutes tun. Belohnen Sie sich am besten für jeden kleinen Fortschritt - sogar für die „Lächerlichen“. Die Idee dabei ist natürlich, so das Erledigen der einzelnen Schritte angenehmer zu machen als das Nichterledigen. Wenn Sie sich dafür einige kleine Belohnungen gönnen, dann ist das kein Problem. Üben Sie jeden Tag eine Zerlegung oder Mikrozerlegung Aktion | Von jetzt an sollten Sie jeden Morgen einen Blick auf das Papier werfen, auf dem Sie Ihr Ziel oder Ihr Projekt notiert haben. Sie stärken dadurch Ihre Intention, auch an diesem Tag daran zu arbeiten. Dann „stehlen“ Sie jeden Tag ein wenig Zeit. Zwacken Sie von den dringenden Dingen, die Sie zu tun haben, ein wenig ab und widmen Sie diese Zeitspanne dem wichtigen Entschluss, den Sie gefasst haben: Ihr Ziel zu erreichen bzw. an dem Projekt, das Sie bislang vernachlässigt haben, zu arbeiten. Wo bzw. wie finden Sie Zeit, die Sie „stehlen“ können? Einige Beispiele: • Stehen Sie eine Viertelstunde eher auf - sofern Sie kein Morgenmuffel sind. • Nutzen Sie Ihre (Kaffee-)Pause. • Verkürzen Sie Ihre Mittagspause um fünfzehn Minuten. • Nutzen Sie die Zeit auf dem Weg zur Arbeit im Bus, in der Bahn oder im Auto - es sei denn, Sie sitzen selbst am Steuer. 84 5 Bezwingen Sie Ihre Aufschieberitis <?page no="85"?> • Gehen Sie eine Viertelstunde später ins Bett - wenn Sie eher ein Nachtmensch sind. Natürlich werden Sie sich in Situationen, in denen das möglich ist, auch wesentlich mehr Zeit gönnen, um Ihrem Ziel näher zu kommen - vielleicht einige Stunden am Wochenende. Oder Sie nutzen die Abendstunden, wenn Ihre Familie ins Kino geht oder vor dem Fernseher sitzt. Für den Anfang sollten Sie aber zunächst sicherstellen, dass Sie jeden Tag ein wenig Zeit erübrigen, die Sie nutzen, um regelmäßig an der Erreichung Ihres Ziels oder der Fertigstellung Ihres Projekts zu arbeiten. Fangen Sie einfach an! Sobald Sie Ihre Aufgaben in Mikroschritte zerlegen, wird das Anfangen wesentlich einfacher. Und das ist ausgesprochen wichtig: Eine an der kana‐ dischen Carleton University in Ottawa durchgeführte Studie hat gezeigt, dass sich unsere Wahrnehmung einer Aufgabe drastisch verändert, sobald wir damit angefangen haben. Wir betrachten sie danach nicht länger als so schwierig, unangenehm oder negativ, wie es vorher möglicherweise der Fall war. Mit einer Aufgabe anzufangen kann darüber hinaus auch unsere Selbst‐ wahrnehmung beeinflussen. Wenn wir am Abend eines Tages feststellen müssen, dass wir unserem eigentlichen Ziel überhaupt nicht nähergekom‐ men sind, dann bestrafen wir uns unter Umständen mit negativer Selbstan‐ sprache - wie im Kapitel zum inneren Kritiker beschrieben. Wenn wir aber angefangen oder wenigstens einen kleinen Schritt in die richtige Richtung getan haben, dann neigen wir dazu, uns selbst ein wesentlich günstigeres Zeugnis auszustellen. Übernehmen Sie die Kontrolle Manchmal schieben wir eine Aufgabe vor uns her, nicht, weil sie so über‐ bordend groß und einschüchternd ist, sondern weil wir das Gefühl haben, dass die Aufgabe uns unter Kontrolle hat, nicht umgekehrt. Das zeigt sich häufig in der Art und Weise, wie man über bestimmte Dinge spricht: „Heute muss ich ins Fitnessstudio“ oder „Heute muss ich meine Steuern machen“. Wenn sich jemand so ausdrückt, hat man nicht den Eindruck, als hätte er Fangen Sie einfach an! 85 <?page no="86"?> eine Wahl, sondern es scheint eher so, als sei von einer Strafe die Rede. Es gibt aber eine Möglichkeit, sich selbst das Gefühl zu geben, auch über die Dinge die Kontrolle zu haben, die man vor sich herschiebt. Versuchen Sie Folgendes: Überlegen Sie sich für die Aufgabe, die Sie vor sich herschieben, drei mögliche Vorgehensweisen. Dabei muss es darum gehen, wie oft Sie etwas tun oder auf welche Weise Sie es tun. Anschließend entscheiden Sie sich täglich für eine dieser drei Möglichkeiten - abhängig davon, was Sie sonst noch zu erledigen haben. Beispiel | Tägliche Fortschritte Nehmen wir an, Sie müssen durchschnittlich am Tag eine Seite schrei‐ ben, um einen Text oder ein Buch zu einem vorgegebenen Termin fertig zu stellen. Nun legen Sie dafür drei mögliche Varianten fest: Täglich eine halbe, eine ganze oder anderthalb Seiten. Morgens checken Sie zunächst, was Sie alles zu erledigen haben, wie Sie sich grundsätzlich fühlen, und wie enthusiastisch - oder eben auch nicht - Sie in Bezug auf Ihr Projekt sind. Wenn Sie feststellen, dass sich alles eher im Low-Level-Bereich bewegt, dann schreiben Sie nur eine halbe Seite und belassen es dabei. Sind Sie alles in allem eher positiv gestimmt, dann entscheiden Sie sich für die dritte Möglichkeit und schreiben anderthalb Seiten. Selbstverständlich müssen Sie sich selbst in diesem Prozess beobachten und gegebenenfalls nachjustieren, wenn Sie etwa feststellen, dass Sie auf Dauer jeden Tag nur eine halbe Seite schreiben. In diesem Fall können Sie zum Beispiel festlegen, dass Sie nur an zwei Tagen in der Woche die Halbe-Seite-Variante wählen dürfen. Dadurch haben Sie zumindest noch die Kontrolle darüber, welche Wochentage Sie dafür wählen. Beispiel | Sport Sie beschließen, öfter Sport zu treiben. Dafür ist es hilfreich, Ihre Aktivitäten messen zu können. Sie können dazu Ihr Handy oder eine der vielen Fitnessuhren verwenden, die auf dem Markt sind, um z. B. nachzuvollziehen, wie viele Kalorien Sie täglich verbrennen. Auch hier lässt sich problemlos eine tägliche Wahl zwischen mehreren Optionen realisieren: Wie viel Sie trainieren (etwa 15, 30, 45 oder 60 Minuten) oder was Sie trainieren (Kraft, Laufen, Schwimmen, Radfahren usw.). 86 5 Bezwingen Sie Ihre Aufschieberitis <?page no="87"?> Aktion | Wenn Sie gerade eine Aufgabe vor sich herschieben und das Gefühl haben, zu wenig Kontrolle darüber zu haben, dann legen Sie jetzt drei Varianten für die Arbeit daran fest. Nutzen Sie anschließend die Auswahl-aus-Drei-Strategie. Falls nötig, verändern oder verbessern Sie die Varianten im Lauf der Zeit. Damit Sie sich dauerhaft an Ihre drei Optionen erinnern, schreiben Sie sie am besten ganz oben auf Ihre To-do-Liste. Kreuzen Sie dann jeden Tag die Variante an, für die Sie sich entschieden haben. Je öfter Sie das tun, umso mehr wird es zur Gewohnheit - und umso leichter wird es Ihnen fallen. Die Kernpunkte dieses Kapitels • Ihre Aufschieberitis können Sie mit Hilfe unterschiedlicher Strate‐ gien überwinden. Das betrifft sowohl kleine wie auch mittlere und große Aufgaben. Sehen Sie sich ggf. die drei Videos, von denen am Anfang des Kapitels, die Rede war, noch einmal an, um sich die jeweils beste Vorgehensweise klarzumachen. • Es ist hilfreich, sich Ihre ganz persönlichen Gründe für Ihre Auf‐ schieberitis klarzumachen. • Halten Sie an dem Punkt, an dem Sie eine Entscheidung treffen wollen, kurz inne. Machen Sie sich klar, welche Konsequenzen Ihre Entscheidung hat. • Wenn Sie merken, dass Sie in Versuchung geraten, etwas aufzu‐ schieben, dann nutzen Sie all Ihre Sinne, um sich plastisch vor Augen zu führen, welche Vorteile sich daraus ergeben, dass Sie genau dieser Versuchung widerstehen. • Verändern Sie Ihre Umgebung so, dass sie das Verhalten, das Sie sich wünschen, unterstützt. Wenn Sie beispielsweise morgens ins Fitnessstudio gehen wollen, dann packen Sie Ihre Sporttasche am Abend zuvor, so dass Sie sie am nächsten Morgen nur noch in die Hand nehmen müssen. • Die allerbeste Strategie gegen Aufschieberitis besteht darin, Ihre Aufgaben in kleinere (Arbeits-)Schritte zu zerlegen. Die Kernpunkte dieses Kapitels 87 <?page no="88"?> • Manche Aufgaben erfordern eine Mikrozerlegung. Dabei ist es völlig in Ordnung, auch lächerlich kleine Schritte festzulegen, wenn Ihnen das dazu verhilft, überhaupt anzufangen. • Um sich selbst das Gefühl zu geben, Aufgaben kontrollieren zu können, überlegen Sie sich drei verschiedene Varianten, daran zu arbeiten. ▸ Quiz 1. Das Problem der Aufschieberitis tritt auf bei … a: … umfangreichen Aufgaben. b: … Aufgaben mittleren Umfangs. c: … kleinen Aufgaben. 2. Um gegen die Aufschieberitis anzugehen, ist es ist hilfreich, sich klarzumachen … a: … wie groß die Aufgabe ist, die Sie vor sich herschieben. b: … was Ihre persönlichen Gründe für Ihre Aufschieberitis sind. c: … zuerst etwas ganz anderes als die aktuelle Aufgabe zu erledigen. 3. Wenn Sie eine Entscheidung treffen wollen, machen Sie sich klar … a: … wen Sie um Hilfe bitten können. b: … ob die Entscheidung überhaupt notwendig ist. c: … welche Konsequenzen Ihre Entscheidung hat. 4. Wenn Sie merken, dass Sie in Versuchung geraten, etwas aufzuschie‐ ben, dann … a: … geben Sie der Versuchung zunächst einfach nach. b: … tun Sie für ein paar Minuten etwas vollkommen anderes, um sich abzulenken. c: … führen Sie sich plastisch vor Augen, welche Vorteile es haben wird, wenn Sie dieser Versuchung widerstehen. 5. Es kann Ihnen helfen, wenn Sie … a: … Ihre Umgebung so verändern, dass Ihr erwünschtes Verhalten unterstützt wird. b: … sich ein erwünschtes Verhalten ganz fest vornehmen. c: … sich klarmachen, dass Sie sich auch später noch wie gewünscht verhalten können. 88 5 Bezwingen Sie Ihre Aufschieberitis <?page no="89"?> 6. Die beste Strategie gegen Aufschieberitis besteht darin, … a: … sich fest vorzunehmen, Aufgaben komplett zu erledigen. b: … Aufgaben in kleinere (Arbeits-) Schritte zu zerlegen. c: … Aufgaben im Team mit anderen zu erledigen. 7. Um mit bestimmten Aufgaben überhaupt anfangen zu können, kann es sinnvoll sein, … a: … sie in möglichst umfangreiche Unteraufgaben aufzuteilen. b: … sie in lächerlich kleine Unteraufgaben zu zerlegen. c: … für den Anfangszeitpunkt einen Wecker zustellen. 8. Um sich selbst das Gefühl zu geben, eine Aufgabe zu kontrollieren, … a: … haken Sie die einzelnen Arbeitsschritte nach Erledigung ab. b: … schreiben Sie sich eine To-do-Liste für diese Aufgabe. c: … überlegen Sie sich drei verschiedene Varianten, daran zu arbeiten. ▸ Quiz 89 <?page no="91"?> 6 Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es Unterschiedliche Motivationsprobleme Sicher fällt es auch Ihnen gelegentlich schwer, mit einer Sache oder Aufgabe zu beginnen. Ein anderes Mal fällt Ihnen zwar das Anfangen leicht, aber danach wird es mühsam, dabei zu bleiben. In diesem Kapitel lernen Sie Me‐ thoden kennen, die Sie in beiden Fällen anwenden können. Sie bekommen so unterschiedliche Herangehensweisen an die Hand, die Sie zur jeweiligen Situation passend anwenden können. Verlieren Sie Ihre Ziele nicht aus den Augen Gehören Sie zu denen, die, wie wir weiter oben vorschlugen, ihre Ziele notiert haben? Falls ja, ist das schon mal gut. Aber könnten Sie Ihre Notiz auch herzeigen - sprich: Haben Sie Ihren Zettel zur Hand? Oder haben Sie Ihre Ziele zwar aufgeschrieben, wissen aber jetzt nicht mehr, wo bzw. haben jetzt gerade keinen Zugriff auf Ihre Notizen? Worauf wir hinauswollen: auf das Sprichwort „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Denn das ist leider genau das, was passiert, wenn Sie Ihre Ziele nicht wirklich vor sich haben: Sie vergessen, was Sie erreichen wollen. Und es reicht nicht, Ihr Ziel oder Ihre Ziele irgendwo aufgeschrieben zu haben, sondern Sie müssen sie tatsächlich jeden Tag vor Augen haben. Andernfalls geraten sie in Vergessenheit und spielen dann logischerweise in Ihrem täglichen Leben auch keine Rolle. Tipp | Stellen Sie sicher, dass Sie die Ziele, die Ihnen am wichtigsten sind, immer klar vor Augen haben. Benutzen Sie Haftnotizen, eine Pinnwand, eine Karteikarte in Ihrer Brieftasche oder was auch immer für Sie persönlich am besten funktioniert. Unterschätzen Sie nicht die Wirksamkeit. <?page no="92"?> Nutzen Sie Ihr Wissen über sich selbst Wenn Sie sich die Videos am Anfang des vorhergehenden Kapitels angese‐ hen haben, dann haben Sie sicher auch entdeckt, was am ehesten auf Sie selbst zutrifft. Beeinflusst Sie eher das, was Sie erreichen wollen, oder wirkt die Angst vor dem, was Sie auf jeden Fall vermeiden wollen, stärker auf Sie? Falls das Negative für Sie wirkmächtiger ist, dann versuchen Sie, ein bestimmtes Bild zu finden für das, was Sie fühlen werden, wenn Sie Ihr Ziel nicht erreichen. Sie können dieses Bild zeichnen, es aus einer Zeitschrift ausschneiden oder es ganz einfach nur in einem einzigen Wort bzw. einer Phrase aufschreiben (z.-B. „Mein Leben ist verschwendet“). Falls das Positive mehr Wirkung auf Sie hat, dann finden Sie entsprechend ein Bild, ein Wort oder eine Phrase, das bzw. die zum Ausdruck bringt, wie Sie sich fühlen werden, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben. Bringen Sie dieses Bild zusammen mit Ihrem niedergeschriebenen Ziel dort an, wo es Sie am nachhaltigsten und sichersten erinnert. Denn genau das ist der Sinn: Es soll Sie daran erinnern, dass Sie sich selbst gegenüber eine Verpflichtung eingegangen sind: Die Verpflichtung, Ihren Traum zu verfolgen und zu verwirklichen. Wenn Sie an bestimmten Punkten Ihres Wegs merken, dass Ihre Motivation nachlässt, dann sehen Sie sich dieses Bild an und lassen sich davon „energetisieren“. Nutzen Sie die Kraft eines MAD Manchmal ist es sinnvoller, ein Projekt mit einem Rundumschlag zu begin‐ nen, anstatt sich anfangs mit mehreren kleinen Aufgaben herumzuschlagen. Auf diese Weise bringen Sie mehr Dynamik in den Prozess. Ein sehr mächtiges Werkzeug dafür ist ein MAD - ein Massive Action Day. Ein MAD ist ein ganzer Tag (zur Not auch ein halber, falls Sie mehr Zeit gerade nicht erübrigen können), an dem Sie sich ausschließlich auf eine einzige Aufgabe bzw. ein einziges Ziel konzentrieren. Dabei erlauben Sie sich keinerlei Ablenkung, weder durch andere, noch durch sich selbst: Sie checken zum Beispiel keine Ihre E-Mails, WhatsApp-Nachrichten oder Ähnliches - es sei denn, diese Nachrichten haben etwas mit Ihrer aktuellen Aufgabe zu tun. Falls Sie eine Familie oder Mitbewohner haben, kann es schwierig werden, einen MAD zuhause durchzuführen, ohne unterbrochen zu werden. In einem 92 6 Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es <?page no="93"?> solchen Fall sollten Sie versuchen, sich woanders aufzuhalten, sofern das möglich und sinnvoll ist. Ausweichmöglichkeiten sind zum Beispiel: • eine öffentliche (Universitäts-)Bibliothek • ein wenig frequentiertes Café oder ein entsprechendes Lokal (Bestellen Sie etwas. Aber nicht mehr als zwei Bier …) • die Wohnung von Freunden, sofern die nicht zuhause sind • eine Buchhandlung, die Leseplätze bereitstellt • die Cafeteria eines Museums • die Lobby eines Hotels (wo Sie ggf. vorgeben können, auf jemanden zu warten) • die (Business-)Lounge, ein Warteraum, der Andachtsraum eines Flug‐ hafens oder eine kleine Kirche. (Andachtsräume und Kirchen sind perfekt, um ganz in Ruhe lesen zu können. Häufig sind sie leer, aber selbstverständlich sollte man sich ggf. diskret zurückziehen.) Ein MAD kann Ihnen einen wahren Energieschub und einen starken Anstoß in die richtige Richtung geben. Und er kann jederzeit stattfinden, nicht nur am Beginn eines Projekts, sondern auch in dessen Verlauf. Aktion | Legen Sie in Ihrem Kalender einen MAD-Termin für die Arbeit an Ihrem Projekt fest (einen ganzen oder einen halben Tag) und betrachten Sie diesen als absolut unverrückbar. Nehmen Sie diese Verabredung mit sich selbst genauso ernst wie jede Verabredung mit einer anderen wichtigen Person. Falls jemand Ihnen vorwerfen sollte, dies sei ja „bloß“ ein Tag für Sie selbst, dann zögern Sie nicht, z. B. zu sagen, Sie hätten an diesem Tag ein langes wichtiges Meeting oder eine Konferenz. Fürchten Sie sich nicht vor dem UBK Viele Menschen fürchten sich davor, dass eines Tages jemand an ihre Tür klopft und sie entlarvt. Dass sie als Hochstapler erkannt werden, der im Grunde alles in seinem Leben ohne jede wirkliche Ahnung erreicht hat. Weil das ihrem tief empfundenen Gefühl entspricht. Wenn Ihnen selbst dieses Gefühl unbekannt ist, dann denken Sie jetzt vielleicht, dass sich das ziemlich lächerlich anhört. Trotzdem ist dies eine Fürchten Sie sich nicht vor dem UBK 93 <?page no="94"?> Furcht, die viele Menschen innerlich verfolgt. Sie haben Angst davor, dass jederzeit jemand entdecken könnte, dass sie in ihrem Leben alles immer nur vorgetäuscht haben. Diese Angst ist auch als Hochstapler- oder Imposter-Syndrom bekannt. Video | Wenn Sie Zeit und Lust haben, können Sie sich dazu ein kleines (nicht ganz ernst gemeintes) Video auf der Website ansehen. Was hat nun das Hochstapler-Syndrom mit dem Thema Motivation zu tun? Nun ja, wenn Sie selbst im Stillen davon überzeugt sind, inkompetent zu sein, dann besteht eine Möglichkeit, sicherzustellen, dass das niemand bemerkt, zum Beispiel darin, nicht zu beenden, was Sie angefangen haben. Nun kann man keinen Menschen, der von der stressigen Furcht gepeinigt wird, das Universelle Betrugs-Kommando werde ihn irgendwann erwischen, dadurch retten, dass man bescheinigt, er oder sie sei doch in Wirklichkeit eine quasi perfekte Person. Die schnöde Wahrheit ist nämlich: Niemand von uns ist perfekt. Selbst die erfolgreichsten Menschen leiden unter Zweifeln und Ängsten. Falls Sie das nicht glauben, machen Sie sich kurz klar, wie häufig gerade solche Menschen mit Alkohol- oder Drogenproblemen zu tun haben und/ oder vollkommen beziehungsunfähig sind. Denn je höher sie steigen, umso mehr nagt die Sorge an ihnen, wie tief sie fallen werden, wenn ihr „Betrug“ erst ans Licht kommt. Eine andere Möglichkeit, das zu beweisen: Fragen Sie Ihre Freunde, wann sie angefangen haben, sich selbst als verantwortungsvolle Erwachsene zu begreifen. Vermutlich werden sehr viele antworten „Darauf warte ich noch“. Kurzum: Wir sitzen alle im selben Boot - und niemand wird entlarvt. Das Universelle Betrugs-Kommando ist natürlich ein Hirngespinst unserer Vorstellungskraft und wirklich nichts, worüber man sich ernsthaft Sorgen machen müsste. Wir alle wurschteln uns doch mehr oder weniger durch, so gut wir können, und manchmal machen wir dabei eben Fehler. Das nennt man Leben. Wenn Sie diese eigentlich simple Tatsache erst einmal akzeptiert haben, dann können Sie ganz beruhigt in Ihrer persönlichen - unperfekten - Art weitermachen. 94 6 Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es <?page no="95"?> Überwinden Sie den unausweichlichen MdZ Die Angst vor dem Universellen Betrugs-Kommando bezieht sich auf Ihre Kompetenz im Allgemeinen. Was Ihr spezielles Projekt angeht, mit dem Sie hoffentlich gerade beschäftigt sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie irgendwann einen MdZ erreichen - einen Moment des Zweifels. Der MdZ ist jener Punkt, an dem Sie sich fragen, ob das alles überhaupt eine gute Idee war. Ob Sie nicht im Grunde sowieso schon „vergeigt“ haben. Oder ob sich überhaupt jemals irgendwer für das interessieren wird, was Sie gerade tun. Manche Leute haben einen MdZ unmittelbar, nachdem sie ein Projekt begonnen haben, oder sehen sich damit konfrontiert, kurz bevor sie zum Ende kommen. Den meisten Menschen passiert es allerdings ungefähr in der Mitte. Mitten in einem Projekt ist es leider besonders fatal, denn an diesem Punkt hat man bereits viel Zeit und Mühe investiert, aber trotzdem ist es noch ein weiter Weg bis zum Ziel. Das Rezept dagegen lautet: Machen Sie sich klar, dass diese Erfahrung keineswegs ungewöhnlich ist. Und geraten Sie nicht in Panik! Je mehr sich Ihr Projekt von ähnlich gelagerten Vorhaben unterscheidet, je innovativer es ist, umso wahrscheinlicher werden Sie einen MdZ erleben. Gregg Thompson, Präsident der Firma Bluepoint Leadership Development, schreibt zu diesem Thema in seinem Unternehmensblog: „Seien Sie Sie selbst, und zwar ganz ausdrücklich. Was käme denn dabei heraus, wenn sich in Ihnen all die Führungsqualitäten von Bill Gates, Gandhi, Mutter The‐ resa, George Washington, Jack Welch und Winston Churchill vereinen würden? Sehr wahrscheinlich ein langweiliger, unscheinbarer und stromlinienförmiger Mensch, den Sie in der Menge nicht einmal bemerken würden. Aber diese Männer und Frauen haben aus der Masse herausgestochen, gerade weil sie den Mut hatten, sie selbst zu sein. Und Sie? Haben Sie denn vergessen, wer Sie eigentlich sind? Was begeistert Sie? Wo liegen Ihre Leidenschaften? Ihre Obsessionen? Wo wollen Sie Spuren hinterlassen? Und was tun Sie, wenn Sie Ihr Bestes geben? Vielleicht ist es langsam an der Zeit, herauszufinden, was Ihnen am wichtigsten ist. Und wenn es Ihnen klar ist, dann lassen Sie es alle Menschen um Sie herum wissen und nutzen Sie es als Treibstoff für Ihre Fähigkeit, andere zu führen.“ Wenn Sie im letzten Satz den Teil „Ihre Fähigkeit, andere zu führen“ ersetzen durch „Ihr Projekt“ oder „Ihre Arbeit“, dann klingt das doch auch sehr sinnvoll, finden Sie nicht? Egal, wann (oder ob überhaupt) Sie einen Moment Überwinden Sie den unausweichlichen MdZ 95 <?page no="96"?> des Zweifels erleben: Es kann hilfreich sein, sich dann dieses Kapitel noch einmal vorzunehmen und sich den Inhalt zu vergegenwärtigen, bis Ihre Ängste und Befürchtungen verschwinden. Keinesfalls bedeutet ein Moment des Zweifels, dass Sie eine falsche Ent‐ scheidung getroffen haben, dass Sie Ihr Ziel nicht erreichen werden oder dass Sie sich vollkommen neu orientieren müssen. Auch und gerade dann, wenn die Zweifel übermächtig erscheinen: Bleiben Sie dran, machen Sie weiter. Sie werden garantiert unbeschadet ankommen. Achten Sie darauf, Ihre Zweifel nicht zu verinnerlichen Wenn Sie einen Samen pflanzen, dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als eine Zeit lang darauf zu hoffen, dass er keimen wird. Wenn Sie ihn ausgraben, um nachzusehen, wie es um ihn steht, dann wird er eher nicht wachsen. Genauso verhält es sich mit Ihrem Projekt. Wenn Sie einmal geplant haben, wie Sie in Richtung auf Ihr Ziel vorgehen wollen, dann bleiben Sie dabei. Unterbrechen Sie sich nicht andauernd selbst, um zu überprüfen, ob es auch funktioniert. Wenn Sie zum Beispiel Ihre Ernährung umstellen, um abzunehmen, dann steigen Sie entweder gar nicht auf die Waage oder aber jeden Tag zur selben Zeit, um dann Ihre täglichen Werte in eine Tabelle einzutragen. Nur so können Sie Ihren Gewichtstrend sehen, nicht nur Ihr jeweils aktuelles Gewicht, denn das wird sehr wahrscheinlich stärkeren Schwankungen unterliegen - was aber unter Umständen gar nichts aussagt. Wenn Sie sich aber punktuell von den „höheren Tagen“ entmutigen lassen, werden Sie mit der Ernährungsumstellung bald wieder aufhören. Gleichzeitig haben Sie das Wichtigste übersehen: Dass der Trend in die richtige Richtung gehen muss. Wenn das gegeben ist, dann spielt ein temporärer Ausschlag nach oben überhaupt keine Rolle. Dieses Prinzip gilt genauso für jede andere Aktivität. Wenn Sie zum Bei‐ spiel schreiben wollen, dann müssen Sie akzeptieren, dass eine erste Fassung nie besonders gut ist. Wenn Sie anfangen, das Geschriebene zu bewerten, bevor Ihre erste Fassung fertig ist, dann werden Sie zwangsläufig enttäuscht sein und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Sie frustriert aufgeben. 96 6 Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es <?page no="97"?> Worin auch immer Ihr Projekt oder Ihr Ziel besteht: Planen Sie, wie Sie es durchführen wollen, dann folgen Sie Ihrem Plan und nehmen Sie die Bewertung erst später vor. Erst anschließend können Sie entscheiden, ob etwas verbessert oder verändert werden muss. Entgehen Sie der Gefahr des „Intervall- Perfektionismus“ Für viele Menschen ist Perfektionismus gleichbedeutend mit dem Unver‐ mögen, ein Projekt zu Ende zu bringen. Das ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit - eine viel größere Gefahr besteht im, wie wir es nennen, „Intervall-Perfektionismus“. Vielleicht haben Sie sich die Empfehlung zu Herzen genommen, Ihr Projekt nicht zu beurteilen, während Sie noch mittendrin stecken. Allerdings gibt es in jedem größeren Projekt - und sogar in den meisten kleinen - Punkte, an denen sich das, was Sie tun, verändert. Nehmen wir an, Sie haben eine neue Geschäftsidee und wollen sie umsetzen. Dann werden Sie als Erstes wahrscheinlich einen Businessplan schreiben. Dabei besteht einer der Schritte darin, die Marktchancen für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung zu recherchieren und einzuschätzen. Sich in dieser Recherche zu verlieren ist sehr einfach. Sie haben das nagende Gefühl, noch nicht alles berücksichtigt zu haben, was nötig ist, also recher‐ chieren Sie länger und länger und schieben dadurch den nächsten Schritt vor sich her, wodurch Sie sich selbst behindern. Und schon haben Sie es mit einer Mini-Version des „Die Umstände stimmen gerade nicht“-Problems zu tun, das wir früher schon betrachtet haben. Die Antwort darauf lautet: Erledigen Sie den anstehenden Schritt so gut, wie Sie können, aber verzichten Sie darauf, ihn perfekt machen zu wollen. Machen Sie lieber weiter. Sie können jederzeit wieder zurückgehen und weitere Informationen recherchieren und einarbeiten, aber an dieser Stelle erledigen Sie es eben „nur“ so gut wie möglich und fahren dann fort. Meiden Sie Ideen-Vampire Idealerweise unterstützt Ihr näheres Umfeld - Familie, Freunde, Kollegen - Ihre Ziele ungefragt. Aber bei den meisten von uns treibt sich leider auch mindestens ein Ideen-Vampir in der näheren Umgebung herum. Und er tritt Entgehen Sie der Gefahr des „Intervall-Perfektionismus“ 97 <?page no="98"?> unweigerlich in Erscheinung, wenn Sie sich zum Beispiel für eine neue Idee oder ein neues Projekt begeistern und davon berichten. Dann kommt der Ideen-Vampir daher und saugt mit ein paar Bemerkungen kurzerhand Leben und Energie aus Ihnen heraus. An einem solchen Punkt kann es sehr leicht passieren, dass man sich entmutigen lässt und hinschmeißt - vor allem, wenn der Ideen-Vampir einen auch noch im Moment des Zweifels erwischt. Video | Sie können sich bei Gelegenheit in einem kurzen Video ansehen, wie Ideen-Vampirismus vor sich geht - und was Sie dagegen tun können. Wenn auch Sie in Ihrem Leben mit Ideen-Vampiren zu tun haben, dann überlegen Sie zunächst, ob an deren Kritik vielleicht doch etwas dran sein könnte - ab und zu können ja selbst Ideen-Vampire richtigliegen. Falls Sie aber zu dem Schluss kommen, dass das wirklich nicht der Fall ist, entgegnen Sie einfach: „Du könntest Recht haben“. Und dann gehen Sie Ihrer Wege und machen weiter, wie geplant. Falls Sie Menschen kennen, die ihnen permanent Energie entziehen, dann versuchen Sie in Ihrem eigenen Interesse, möglichst wenig Zeit mit ihnen zu verbringen. Ist das nicht möglich (weil es sich zum Beispiel um Ihren Partner oder Ihre Partnerin handelt), dann setzen Sie sich zusammen und erklären Sie ihnen Ihr Problem. Wahrscheinlich werden Ihre Gesprächspartner ent‐ gegnen, dass sie Ihnen doch nur helfen und Sie davor bewahren wollen, Fehler zu machen. Für diese Intention können Sie sich gerne bedanken. Dennoch sollten Sie dann diplomatisch zu verstehen geben, dass dieses Verhalten genau den gegenteiligen Effekt hat. Bitten Sie die Beteiligten um Ihrer Freundschaft oder Partnerschaft willen darum, damit aufzuhören. Denn damit helfen sie Ihnen tatsächlich. Läuten Sie die richtige Glocke Wenn Sie Ihr Ziel im Blick haben und jeden Tag für ein paar Minuten oder länger darauf hinarbeiten, dann werden Sie bald feststellen, dass Sie substanzielle Fortschritte machen. Aber „läuten Sie auch die richtige Glocke“? Diese Frage spielt auf eine Demonstration an, von der der Autor und Lehrer Paul Scheele in einem Interview berichtet. Regelmäßig bitte er in 98 6 Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es <?page no="99"?> seinen Workshops zwei der Teilnehmer, den Raum zu verlassen. Der Rest der Gruppe einigt sich anschließend auf eine kleine Aufgabe - beispielsweise soll jemand zum Flipchart gehen und etwas darauf schreiben. Den Teilneh‐ mern, die draußen sind, wird anschließend aber lediglich mitgeteilt, dass sie irgendeine Aufgabe erfüllen sollen. Sie wissen aber nicht, worum es sich dabei handelt, und sollen es durch Ausprobieren selbst herausfinden. Nachdem der erste Teilnehmer wieder hereingekommen ist, läutet Scheele jedes Mal eine Glocke, sobald diese Person etwas „Falsches“ tut (also etwas anderes, als in der Gruppe vereinbart wurde). Das Resultat ist, dass dieser Teilnehmer sich immer stärker selbst blockiert. Er wird stark verunsichert und häufig ist er schließlich gar nicht mehr in der Lage, herauszufinden, was von ihm erwartet wird. Beim zweiten Teilnehmer hingegen schlägt Scheele die Glocke nur dann an, wenn er das Richtige tut. In der Regel zeigt sich dabei, dass dieser Teilnehmer weitaus schneller und ohne jede Verunsicherung herausfindet, was seine Aufgabe ist. Wenn Sie sich nun Ihr Ziel vor Augen führen, bzw. die Aufgabe, die Sie zuvor beiseitegeschoben haben, mit der Sie sich nun aber beschäftigen: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit eher auf das, was Sie schon erreicht haben? Oder liegt Ihr Augenmerk eher auf dem, was Sie noch nicht geschafft haben? Wenn Sie beispielsweise irgendetwas schreiben und jemand fragt Sie, wie es läuft, nachdem Sie ein Viertel Ihres Projekts erledigt haben: Antworten Sie dann so etwas wie: „Super! Ein Viertel habe ich schon geschafft! “ oder antworten Sie eher: „Na ja, der Anfang ist da, aber drei Viertel habe ich noch vor mir.“? Aktion | Wenn Sie sich in der Regel auf das konzentrieren, was Sie noch nicht geschafft haben, dann „läuten Sie die falsche Glocke“. Versuchen Sie Folgendes, auch wenn es sich vielleicht anfangs etwas seltsam anfühlt: Ab sofort, wenn Sie jemandem - oder auch sich selbst - erzählen, womit Sie gerade beschäftigt sind, dann nehmen Sie ganz bewusst das in den Blick, was Sie bereits geschafft bzw. erreicht haben, und berichten Sie davon. Haben Sie sich daran erst einmal gewöhnt, werden Sie feststellen, dass diese Sichtweise ein großer Motivator ist. Und dieser Motivator hilft Ihnen Läuten Sie die richtige Glocke 99 <?page no="100"?> dabei, weiter auf Ihr Ziel hinzuarbeiten bzw. die Aufgabe, an der Sie gerade arbeiten, zu Ende zu bringen. Lehnen Sie Ablehnungen ab Wenn Sie irgendetwas Neues oder Anderes ausprobieren, können Sie davon ausgehen, dass Ihre Arbeit an irgendeinem Punkt von irgendjemandem abgelehnt wird. Wahrscheinlich sogar mehrfach. Das ist quasi garantiert. Und natürlich schmerzt es. Selbst wenn man Jahrzehnte lang hauptberuflich als Autor arbeitet, ist es immer noch verletzend, wenn etwas abgelehnt wird. Dabei ist es auch vollkommen egal, ob es sich bei dem betreffenden Projekt um ein Drehbuch, ein Online-Marketing-Konzept oder einen Romanentwurf handelt. Man gewöhnt sich nicht wirklich an Ablehnung oder Misserfolg. Immerhin realisiert man aber nach einer gewissen Zeit, dass solche Rückschläge letztlich doch nur Schritte auf dem Weg zur Akzeptanz bzw. zum Erfolg sind - wenn auch schmerzhafte. Wenn Ihre (kreative) Arbeit abgelehnt wird, dann befinden Sie sich im Übrigen in ausgesprochen guter Gesellschaft. Unten haben wir einige Beispiele aus dem Literaturbereich zusammengetragen - aber natürlich gilt Entsprechendes genauso für Geschäftsleute, Erfinder, Wissenschaftler, kurz: Für jeden, der irgendetwas kreiert. Der New Yorker Verlag Alfred A. Knopf hat einige wirklich wesentliche Bücher verlegt, aber immer war man dort keineswegs auf der richtigen Spur. Einige Autorinnen und Autoren von Weltliteratur wurden dort abgelehnt, und das mit teilweise erstaunlichen Begründungen: Sylvia Plath - „Verfügt nicht über genug authentisches Talent“ Jack Kerouac - „Wahnsinnig und unzugänglich“ Anne Frank - „Sehr langweilig“ George Orwell - „Geschichten mit Tieren sind unverkäuflich“ Vladimir Nabokov - „Zu pikant“ Isaac Bashevis Singer - „Mal wieder Polen und reiche Juden“ Anais Nin - „Sie unter Vertrag zu nehmen bringt keinen ökonomischen Nutzen“ 100 6 Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es <?page no="101"?> Über das Tagebuch der Anne Frank urteilte man dort übrigens weiter: „Selbst wenn man dieses Buch vor fünf Jahren entdeckt hätte, als das Thema noch zeitgemäß war, sehe ich nicht, dass es eine Chance gehabt hätte“. Nach dieser Beurteilung wurde das Buch - von dem bis heute 30 Millionen Exemplare verkauft wurden und das immer noch ausgesprochen populär ist - übrigens noch von 15 weiteren Verlagen abgelehnt. Auch der erste Harry-Potter-Band von J. K. Rowling erhielt zunächst mehr als ein Dutzend Absagen. Der Verleger, der es schließlich doch kaufte, gab der Autorin anschließend den Rat: „Jo, hör auf, für Kinder zu schreiben. Damit kann man kein Geld verdienen.“ Man weiß also wirklich nie, ob etwas irgendwo angenommen wird bzw. wie lange es dauern wird. Das einzig Sichere ist: Wenn Sie Ihr Projekt aufgeben, wird es garantiert niemals angenommen. Oder, um es mit den Worten der Eishockey-Legende Wayne Gretzky zu sagen: „Die Schüsse aufs Tor, die Du nicht abgibst, gehen garantiert nicht rein.“ Also: Bleiben Sie unbedingt dran! Schießen Sie aufs Tor! Bleiben Sie nicht dauerhaft stecken Es ist unausweichlich: Manchmal stockt alles. Und dann wissen wir nicht, wie es weitergeht. Das kann ein Hinweis darauf sein, dass es an der Zeit ist, eine Pause einzulegen oder einen Schritt zurückzutreten, um einen frischen Blick auf das große Ganze zu bekommen. Es kann auch ein Hinweis darauf sein, dass man an einem Punkt angekommen ist, an dem man sich Hilfe holen sollte. Wenn Sie allerdings feststellen, dass Sie auf Dauer stecken bleiben, dann müssen Sie sich wirklich zwingen, weiterzumachen - allen Zweifeln und aller Verwirrung zum Trotz. In ihrem Buch The Secret Miracle: The Novelist's Handbook schreibt die Autorin Shelley Jackson: „Ich habe jahrelang die unbeendete erste Fassung eines Buches mit mir herumge‐ tragen, weil ich - richtigerweise - ahnte, dass ich nicht wusste, wie die Geschichte endet. Als ich mich irgendwann endlich wieder darangesetzt habe, wusste ich es zwar immer noch nicht, aber ich habe dann einfach weitergemacht und bin tatsächlich fertig geworden.“ Sie fährt fort: Bleiben Sie nicht dauerhaft stecken 101 <?page no="102"?> „Ich wünschte, jemand hätte mir am Anfang gesagt, dass ich niemals wissen werde, wie man einen Roman schreibt. Ich weiß bloß, wie ich allen Zweifeln und nahezu kompletter Verwirrung zum Trotz weitermache und wie ich, wenn die erste Fassung fertig ist, herausfinde, was ich da eigentlich gemacht habe und wie ich es verbessern kann.“ Vielleicht haben Sie ganz ähnliche Angstgefühle, ganz egal, was Sie sich vornehmen. Wenn Sie stecken bleiben, weil der einzig nächste Schritt, an den Sie denken können, sich nicht wie der richtige Schritt anfühlt, und wenn alles Brainstorming nicht eine bessere Alternative zutage fördert: Machen Sie mit diesem „falschen Schritt“ weiter. Sie haben gute Chancen, im darauffolgenden Prozess festzustellen, dass sich in Ihnen ein Verständnis dafür entwickelt, welcher Schritt stattdessen der Bessere wäre. Auch wenn Ihnen etwas abhandenkommt oder Sie sich verlieren, ist es manchmal das Beste, in irgendeine Richtung loszumarschieren und dabei genau auf etwaige weitere Spuren zu achten. Nicht selten entdecken Sie den richtigen Weg, indem Sie zunächst den Falschen einschlagen. Das führt direkt zu unserer Lieblingsstrategie, die wir uns für den Schluss aufgehoben haben. Tun Sie etwas anderes Vielleicht kennen Sie das Sprichwort „Das Merkmal von Wahnsinn ist, ständig dasselbe zu tun, aber ein anderes Ergebnis zu erwarten.“? Vielleicht ist es aber auch nur ein Zeichen von erfolgreicher Gehirnwäsche, wenn man immer wieder stur von vorne anfängt. Schließlich hören wir doch permanent die Aufforderung: „Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, dann probier's noch mal. Und noch mal. Und immer wieder! “ Eine weitaus bessere Aufforderung wäre allerdings: „Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, dann probier etwas anderes aus! “ Zu oft verwechseln wir nämlich den Weg mit dem Ziel. Ein Ziel kann zum Beispiel darin bestehen, Gewicht zu verlieren, um gesünder zu sein. Wenn man daraufhin die XYZ-Diät ausprobiert und sie nicht die gewünschte Wirkung einstellt, dann liegt es nahe, anzunehmen, es sei eben nicht möglich, Gewicht zu verlieren - während die korrekte Schlussfolgerung lauten muss, dass die besagte Diät nicht funktioniert. Und die beste Antwort darauf wäre selbstverständlich die, sich nicht weiterhin nach dieser Methode zu ernähren, sondern etwas anderes auszuprobieren. 102 6 Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es <?page no="103"?> Natürlich gibt es für nahezu jedes Ziel, das Sie erreichen wollen, mehrere Herangehensweisen. Ihre Aufgabe ist es, herauszufinden, welche für Sie persönlich die Beste ist. Deshalb stellen wir Ihnen in diesem Buch auch eine ganze Reihe von Methoden vor, mit deren Hilfe Sie Ihre Produktivität steigern können. Für manche Menschen bedeutet die Anwendung des 80/ 20-Prinzips den Durchbruch, für andere ist es vielleicht die Zerlegungsmethode. Und wieder andere können womöglich mit beiden Methoden nichts anfangen, stellen aber fest, dass die Alter-Ego-Strategie (s. u.) für sie genau das Richtige ist und sie damit ihre Effektivität steigern können. Wenn Sie sich für eine Methode entscheiden, dann probieren Sie sie eine Zeit lang aus, und prüfen erst dann, ob sie Ihnen die Ergebnisse bringt, die Sie sich vorgestellt haben. Falls das nicht der Fall sein sollte, versuchen Sie eine der anderen Methoden. Das machen Sie so lange, bis Sie die Strategie, die Methode oder das Werkzeug gefunden haben, das für Sie persönlich am besten funktioniert. Die Kernpunkte dieses Kapitels • Sorgen Sie dafür, dass Ihre Ziele jederzeit sichtbar sind - sichtbar im wahrsten Sinne des Wortes. • Suchen Sie sich Bilder oder Worte bzw. Phrasen, die jene Kraft zum Ausdruck bringen, die Sie am stärksten antreibt: „Hin zum Guten“ oder „Weg vom Schlechten“. • Kreieren Sie einen dynamischen Schub, indem Sie einen ganzen oder halben Massive Action Day veranstalten, bei dem Sie nicht unterbrochen oder abgelenkt werden. • Seien Sie sich darüber klar, dass sehr viele Menschen sich insgeheim wie Betrüger vorkommen - es aber nicht sind. • Gehen Sie davon aus, dass Sie irgendwann im Verlauf Ihres Projekts sehr wahrscheinlich mit einem Moment des Zweifels konfrontiert werden. Nutzen Sie die beschriebenen Methoden, um ihn zu über‐ winden. • Hören Sie auf, ständig Ihre Vorgehensweise in Frage zu stellen. • Versuchen Sie nicht, jeden Schritt Ihres Projekts zu perfektionieren, bevor Sie weitermachen. Die Kernpunkte dieses Kapitels 103 <?page no="104"?> • Meiden Sie Ideen-Vampire, also Menschen, die Sie nicht unterstüt‐ zen. Wenn Sie ihnen nicht grundsätzlich entkommen können, dann reagieren Sie mit den passenden Erwiderungen auf ihre negativen Einflüsse und entziehen Sie sich. • Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Sie richtig machen. • Erwarten Sie Ablehnung - und lehnen Sie sie Ihrerseits ab. • Wenn Sie stecken bleiben, dann machen Sie erst recht weiter. Machen Sie sich das daraus resultierende Feedback zunutze, um den richtigen Weg zu finden. • Wenn irgendetwas für Sie nicht funktioniert, bleiben Sie nicht auf Biegen und Brechen dabei, sondern versuchen Sie. Die Sache anders anzugehen. ▸ Quiz 1. Für Ihre Motivation ist es sehr sinnvoll, … a: … dass Sie Ihre Ziele von Zeit zu Zeit vor Ihrem geistigen Auge Revue passieren lassen. b: … dass Sie sich nicht von Gedanken an Ihre Ziele stressen lassen. c: … dass Sie Ihre Ziele buchstäblich jederzeit vor Augen haben. 2. Die Kraft, die Sie am stärksten antreibt, sollten Sie … a: … in Bildern oder Worten ausdrücken. b: … auf einer Karteikarte festhalten. c: … innerlich möglichst oft fühlen. 3. Ein Massive Action Day zeichnet sich dadurch aus, … a: … dass Sie versuchen, so viele Dinge wie möglich abzuarbeiten. b: … dass Sie nicht unterbrochen oder abgelenkt werden. c: … dass Sie konzentriert an einer einzigen Sache arbeiten. 4. Was werden Sie garantiert an irgendeinem Punkt überwinden müs‐ sen? a: Einen Moment des Zweifels b: Einen Massive Action Day c: Einen depressiven Moment 104 6 Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es <?page no="105"?> 5. Eine große Gefahr für die Fertigstellung eines Projektes lauert … a: … im Intervall-Perfektionismus. b: … in einem großzügigen Planungsraster. c: … in einer Deadline. 6. Wie reagieren Sie sinnvollerweise auf Ideen-Vampire? a: Sie versuchen, sie in einer Diskussion mit Argumenten umzustim‐ men. b: Sie entziehen sich so schnell wie möglich. c: Sie weisen sie auf ihr falsches Verhalten hin. 7. Wenn Sie stecken bleiben … a: … analysieren Sie die Situation, um den richtigen Weg zu finden. b: … warten Sie so lange ab, bis sich das Problem von selbst erledigt hat. c: … machen Sie erst recht weiter, um die Blockade zu überwinden. 8. Wenn irgendetwas für Sie nicht funktioniert … a: … machen Sie so lange weiter, weil es irgendwann funktionieren muss. b: … holen Sie sich umgehend Hilfe. c: … probieren Sie, auf andere Weise zum Ziel zu kommen. ▸ Quiz 105 <?page no="107"?> ✻ Exkurs | Das Geheimnis für mehr Willenskraft Die Forschung hat zum Thema Willenskraft in den letzten Jahren eine Menge nützlicher Ergebnisse bereitgestellt. Im Folgenden finden Sie einige der wesentlichen Konzepte, die Sie zu Ihrem Vorteil nutzen können. Eine wesentliche und sicherlich überraschende Erkenntnis lautet: Willenskraft ist nicht unendlich verfügbar. Man verbraucht sie im Laufe des Tages. Man kann Willenskraft also als eine Art Energie ansehen. Studien lassen darauf schließen, dass wir jeden Tag mit einem bestimmten Quantum an Willenskraft beginnen, dass aber jedes Mal, wenn wir etwas tun, das Willenskraft erfordert, weniger davon übrigbleibt. Praktisch bedeutet das: Wenn Sie Ihre Willenskraft zum Beispiel schon in der ersten Tageshälfte für weniger wichtige Dinge verbrauchen, dann werden Sie es im weiteren Verlauf des Tages weitaus schwieriger finden, wichtige Aufgaben, die Sie bisher aufgeschoben haben, anzugehen bzw. zu erledigen. Das ist dann häufig der Punkt, an dem man sich entscheidet, etwas auf den nächsten Tag zu verschieben. Video | Fatalerweise scheinen viele Menschen geradezu eine natürliche Tendenz zu haben, sich genau so zu verhalten. Wenn Sie Zeit haben (sic! ), können Sie sich ein Video zum Thema ansehen. Danach wissen Sie, wie Sie Ihren Tag besser nicht beginnen sollten. Aktion | Wenn Sie Ihre Aufgaben für die nächste Woche planen, dann machen Sie eine Liste derjenigen Aufgaben, von denen Sie wissen, dass Sie sie nur sehr widerwillig angehen werden. Verteilen Sie diese ungeliebten Aufgaben über die ganze Woche und erledigen Sie sie dann jeden Tag zuerst. <?page no="108"?> Geben Sie sich selbst einen Willenskraft-Impuls: Mit einer Zwischenmahlzeit Wenn Sie zwischendurch Ihre Glukosespeicher auffüllen, kann Ihnen das tatsächlich helfen, Ihre Willenskraft anzukurbeln. In einer Studie wurde dazu ein zuckerhaltiger Softdrink benutzt. Aber ein oder zwei Stücke dunkle Schokolade sind höchstwahrscheinlich genauso gut und im Zweifelsfalle gesünder. Davon abgesehen: Selbstverständlich sollte man diese Methode mit Blick auf den Zuckergehalt mit großer Vorsicht anwenden und nur dann, wenn man nicht zur Gewichtszunahme neigt bzw. wenn man nicht abnehmen will. Aber selbst dann müssen Sie nicht völlig verzichten, denn es kann sogar helfen, lediglich einen Schluck Zuckerwasser in den Mund zu nehmen, ihn etwas zu bewegen und dann wieder auszuspucken. Allerdings sollten Sie auch das nicht übertreiben - wenn Sie nicht bald mehr Zeit beim Zahnarzt verbringen wollen, als Ihnen lieb ist. Aktion | Gönnen Sie sich, wenn Sie es sich erlauben können, eine kleine Zwischenmahlzeit, spülen Sie Ihren Mund mit Zuckerwasser aus oder trinken Sie einen Softdrink, wenn Sie merken, dass Ihre Entschlusskraft auf dem absteigenden Ast ist. Seien Sie allerdings vorsichtig damit - nicht nur, wenn Sie Ihre Willenskraft gerade nutzen, um abzunehmen. Sie können Ihre Willenskraft steigern In mehreren Studien hat die Forschung zudem nachgewiesen, dass man seine Fähigkeit zur Nutzung seiner Willenskraft verbessern kann, indem man möglichst oft Gebrauch davon macht. Erwiesenermaßen stärkt es unser Selbstvertrauen, wenn wir Dinge erfolgreich zu Ende bringen, die wir nur widerwillig begonnen haben. Und ein solcher Erfolg macht es wahrscheinlicher, sich in ähnlichen Situationen erneut entsprechend zu verhalten. Aktion | Suchen Sie sich eine Ihrer eigenen Verhaltensweisen aus, die Sie gerne besser kontrollieren wollen - z. B. etwas, das Sie vielleicht häufiger tun wollen, oder auch seltener. Konzentrieren Sie sich darauf, nur dieses Verhalten zu verbessern, bis Sie merken, dass Ihr damit 108 ✻ Exkurs | Das Geheimnis für mehr Willenskraft <?page no="109"?> verbundener Widerwillen verschwindet. Wenn es Ihnen etwa wichtig ist, gesünder und fitter zu werden, dann könnten Sie jeden Morgen, bevor Sie zur Arbeit gehen, einen 15-minütigen Spaziergang einlegen. Sobald Sie merken, dass Sie in der Lage sind, die neue Angewohnheit ohne Widerstände beizubehalten, wenden Sie sich etwas anderem zu. Beginnen Sie diesen Prozess mit etwas, das relativ einfach für Sie ist, und nähern Sie sich Schritt für Schritt denjenigen Verhaltensweisen, die Ihnen größere Schwierigkeiten bereiten. Es funktioniert wesentlich leichter, wenn Sie sich zunächst jeden Tag an Ihre neue Angewohnheit erinnern lassen. Dazu können Sie z. B. eine tägliche Push-Nachricht auf Ihrem Handy programmieren. Noch effektiver ist es, wenn Sie zusätzlich eine Tabelle oder Ähnliches führen, in die Sie Ihre (täglichen) Erfolge eintragen und sie so sichtbar machen. Schaffen Sie selbst die Bedingungen, die weniger Willenskraft erfordern Je härter es ist, einer Versuchung zu widerstehen, umso weniger wahr‐ scheinlich ist, dass es klappt. Es ist daher ausgesprochen sinnvoll, sich darüber Gedanken zu machen, wie Sie Bedingungen schaffen können, die Ihnen das Widerstehen leichter machen. Ein Beispiel: Sie möchten abnehmen, aber es ist schwierig für Sie, der „Snack-Versuchung“ nicht zu erliegen. In diesem Fall ist die beste Strategie, dass Sie es sich selbst möglichst schwierig machen, dieser Versuchung nachzugeben. Wenn Sie etwa gar keine Kekse, Schokolade, Chips usw. im Haus haben, dann müssen Sie bei jeder (abendlichen) Heißhungerattacke zuerst das Haus verlassen, den nächsten Laden aufsuchen, etwas kaufen und zurück nach Hause kommen. Das ist natürlich eine wesentlich höhere Hürde, als wenn Sie lediglich in Ihre Küche gehen müssen, um etwa eine Tafel Schokolade aus dem Schrank zu nehmen. Ein weiteres Beispiel: Sie stellen fest, dass Sie viel zu viel Zeit auf Face‐ book, YouTube oder ähnlichen Seiten verbringen. In diesem Fall hilft es, ein Programm zu installieren, das den Besuch dieser Seiten für eine bestimmte Zeit unterbindet (diese Zeit können Sie selbst vorgeben). Vielleicht können Sie diese Sperre mit einigen Tricks auch wieder außer Kraft setzen. Aber Schaffen Sie selbst die Bedingungen, die weniger Willenskraft erfordern 109 <?page no="110"?> dann müssen Sie sich ganz bewusst entscheiden, das tun zu wollen. Es erfordert mehrere Schritte und es braucht Zeit. Mit anderen Worten: Das Umgehen der Sperre ist mit einem gehörigen (zeitlichen) Mehraufwand verbunden, dem Sie sich wahrscheinlich nicht unbedingt aussetzen werden. Ebenso können Sie sich selbst auch erleichtern, Dinge zu tun, denen gegenüber Sie einen gewissen Widerwillen empfinden. Wenn Sie zum Beispiel morgens früher aufstehen wollen, dann stellen Sie Ihren Wecker so weit weg, dass Sie aus dem Bett aufstehen müssen, um ihn abzustellen. Oder Sie besorgen sich einen jener Wecker, die wegrollen oder sogar wegfliegen, sobald sie anfangen zu klingeln, und die sich nur abstellen lassen, wenn sie wieder eingefangen werden. Oft sind es die einfachen Strategien, die am wirkungsvollsten sind. Hier ein paar weitere Beispiele, die vielleicht hilfreich sind: Beispiele | Wenn Sie … … aufhören wollen, zwischendurch zu viel zu essen: Kleben Sie ein möglichst unschmeichelhaftes Foto von sich selbst auf die Tür Ihres Kühlschranks - falls Sie eher auf negative Reize reagieren. Reagieren Sie eher auf positiven Input, dann nehmen Sie das Foto einer Person, die die Figur hat, die Sie selbst gerne hätten. … sich mehr bewegen wollen: Steigen Sie eine Haltestelle früher aus Bus oder Bahn aus, sofern Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. Oder parken Sie Ihren Wagen einen Kilometer von Ihrem Arbeitsplatz entfernt. Diese Strecke morgens zu Fuß zurückzulegen dürfte Ihnen leichtfallen, denn um diese Tageszeit verfügen Sie ja noch über Ihre gesamte Willenskraft. Nach Feierabend, wenn Sie naturgemäß weniger Willensstärke besitzen, haben Sie zumindest beim Autofahren schlicht keine andere Wahl, als zu Ihrem Wagen zu laufen, denn Sie wollen ja schließlich nach Hause kommen. … weniger teure Impulskäufe mit Hilfe Ihrer Kreditkarte tätigen wol‐ len: Schaffen Sie Ihre normale Kreditkarte ab und besorgen Sie sich stattdessen eine Debit-Karte, die Sie aufladen müssen und die nur bis zum aufgeladenen Betrag belastet werden kann. Anschließend laden Sie grundsätzlich nur kleinere Beträge auf die Karte. … weniger fluchen wollen: Installieren Sie die gute alte „Fluchkasse“. Jedes Mal, wenn jemand aus Ihrer Familie Sie beim Fluchen erwischt, müssen Sie zahlen. Das Geld kann Ihre Familie nach eigenem Belieben ausgeben, ohne dass Sie selbst irgendetwas davon haben. Eine andere 110 ✻ Exkurs | Das Geheimnis für mehr Willenskraft <?page no="111"?> Möglichkeit ist, dass Sie für jeden Fluch für etwas zahlen, das Sie absolut nicht mögen. Aktion | Identifizieren Sie eine Verhaltensweise, die an den Tag zu legen Ihnen besonders schwerfällt oder die zu unterlassen Sie Schwierigkeiten haben. Überlegen Sie sich: Wie könnte es Ihnen leichter fallen - wenn es etwas ist, was Sie gerne tun möchten, oder wie können Sie es sich selbst schwerer machen - wenn es etwas ist, das Sie sich gerne abgewöhnen möchten. Die Kernpunkte dieses Exkurses • Willensstärke ist nicht unendlich verfügbar. Sie wird im Laufe des Tages verbraucht. • Erledigen Sie das Schwierigste oder Unangenehmste immer zuerst, auch wenn es schwerfällt. • Ein Snack zwischendurch kann Ihre Willenskraft stärken (verwen‐ den Sie diese Methode in Maßen). • Jedes bewusste Anwenden von Willenskraft trägt zur Stärkung derselben bei. • Unterstützen Sie sich selbst, indem Sie Bedingungen schaffen, die es Ihnen erleichtern, sich ein Verhalten wie gewünscht an- oder abzugewöhnen. Die Kernpunkte dieses Exkurses 111 <?page no="113"?> 7 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe der Alter-Ego-Strategie Die Alter-Ego-Strategie Dieses Kapitel mag Ihnen vielleicht auf den ersten Blick „eindimensionaler“ als die anderen vorkommen, weil es nur eine einzige Zeitmanagement‐ methode behandelt. Tatsächlich aber ist die Alter-Ego-Strategie derartig wirkungsvoll, dass wir ihr ein eigenes Kapitel widmen möchten. Video | Wenn Sie mögen, können Sie sich bei Gelegenheit das Über‐ blicksvideo zum Thema. Sie besitzen nicht nur eine Persönlichkeit Schon seit längerem widersprechen Psychologinnen und Psychologen der Annahme, dass wir nur eine einzige Grundpersönlichkeit besitzen. Tatsache ist: Wir besitzen mehrere. Es hängt allerdings von den jeweiligen Umständen ab, welche dieser Persönlichkeiten vorherrschend ist bzw. zum Zuge kommt. Hier einige weitere Beispiele: • Manche Menschen gehen leicht aus sich heraus, wenn sie mit nur einer anderen Person alleine sind. Befinden sie sich aber in einer Gruppe, verhalten sie sich ausgesprochen zurückhaltend. Wenn jemand mit ihrer Arbeit unzufrieden ist, ist diese Person während der Arbeitszeit mögli‐ cherweise bedrückt oder deprimiert, in der Freizeit aber gut gelaunt. • Manche Menschen respektieren nur diejenigen, denen sie einen höheren sozialen Status zubilligen, während sie sich anderen gegenüber durchaus respektlos und unverschämt verhalten. Wie sich die Menschen um uns herum benehmen, kann ebenso einen mas‐ siven Einfluss auf unsere vorherrschende Persönlichkeit haben. Vielleicht erinnern Sie sich selbst an Gelegenheiten, an denen Sie in einer Gruppe ein Verhalten an sich selbst festgestellt haben, das Sie normalerweise nicht an den Tag legen würden - dabei kann selbstverständlich auch Alkohol eine gewisse Rolle gespielt haben. <?page no="114"?> Mit anderen Worten: Wir alle vereinen mehrere verschiedene Unterper‐ sönlichkeiten in uns - eben besagte „Alter Egos“. Eine kommt etwa zum Vorschein, wenn wir mit Freunden eine Party feiern, eine andere, wenn wir einen wichtigen Vortrag halten, und wieder eine andere, wenn wir uns gegen eine ungerechte Behandlung zur Wehr setzen müssen usw. Das Problem Solange unsere Unterpersönlichkeiten den jeweiligen Situationen angemes‐ sen agieren, ist alles in Ordnung. Wenn aber jemand beispielsweise einen Vortrag halten muss, in diesem Moment aber das ängstlich-kindliche Alter Ego die Oberhand hat - wenn also quasi eine Inkompatibilität zwischen Situation und Unterpersönlichkeit besteht -, dann wird diese Person sich selbst und ihren Vortrag nicht überzeugend präsentieren können. Ein Lieblingsbeispiel ist die kindlich-neugierige Unterpersönlichkeit, die wir fast alle besitzen. Es ist jene Instanz in uns, die es liebt, ungewöhnliche Ideen zu haben, unbekannte Orte zu entdecken und neue Aktivitäten auszuprobieren. Diese Unterpersönlichkeit ist sehr offen für alles Mögliche. Wenn dieser Teil von uns gerade die Oberhand hat, dann macht es großen Spaß, etwa eine neue Stadt zu entdecken. (Dieser Zustand ist übrigens auch perfekt zum Brainstorming geeignet.) Wenn Sie allerdings dieser kindlich-neugierigen Unterpersönlichkeit die Federführung überlassen, während es darum geht, Ihr Büro aufzuräumen, dann haben Sie ein Problem. Denn das „Kind“ wird sich beispielsweise angesichts einer ungelesenen Zeitschrift spontan hinsetzen und lesen. Das wiederum führt höchstwahrscheinlich dazu, dass es etwas im Internet nachschlagen muss. Wenn es schon mal am Computer sitzt, wird diese Ge‐ legenheit umgehend dazu genutzt, die eingegangenen E-Mails zu checken, wodurch das „Kind“ vielleicht daran erinnert wird, dass es noch dringend etwas auf seiner Webseite oder auf Instagram posten wollte usw. … Nach vier Stunden sieht dann das Büro immer noch genau so aus wie vorher - oder noch schlimmer. Mit anderen Worten: Um Ihr Büro aufzuräumen, brauchen Sie eine andere Unterpersönlichkeit. Hier ist „Attila, der Hunne“ weitaus empfehlenswerter. Er versteht nämlich keinen Spaß. Er ist fokussiert! Direkt! Vielleicht sogar gnadenlos! Kurzum: Er ist die perfekte Wahl zum Aufräumen und Aussor‐ tieren. 114 7 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe der Alter-Ego-Strategie <?page no="115"?> Ein Geheimnis (Ja, tatsächlich! ) Sie kennen das: Artikel, Selbsthilfe- und Persönlichkeitsentwicklungskurse im Internet versuchen häufig, Sie mit dem Versprechen zu ködern, es werde ein Geheimnis enthüllt. Meistens ist das, was da „enthüllt“ wird, allerdings alles andere als geheimes Wissen. Was Sie aber im Folgenden lesen werden, ist tatsächlich ein Geheimnis. Davon sind wir überzeugt. Die meisten Menschen erledigen das, was sie zu tun haben, mit dem Alter Ego, das zufällig gerade „dran ist“ - ohne sich darum zu kümmern, ob es auch wirklich zur Situation passt. Oder eben auch nicht passt. Das Geheimnis, von dem ganz offensichtlich sehr wenige Leute eine Ahnung haben, lautet daher: Sie können selbst entscheiden, welche Ihrer Unterpersönlichkeiten jeweils die Führungsrolle übernehmen soll! Wie das genau funktioniert, erfahren Sie etwas weiter unten. Dort finden Sie auch eine Audiovisualisierung, mit deren Hilfe Sie einem bestimmten Ihrer persönlichen Alter Egos den Hut aufsetzen können. Einige nützliche Alter Egos Es macht nicht nur Spaß, Ihren Alter Egos jeweils eigene Namen zu geben, es ist auch sehr nützlich, weil Sie auf diese Weise sehr schnell eine ganz bestimmte Kombination von persönlichen Qualitäten aufrufen können. Hier einige Beispiele für Alter Egos und entsprechende Situationen: • Miss Moneypenny: Wie der Name vermuten lässt, sollte sie den Hut aufhaben, wenn es um sensible Angelegenheiten, speziell Geldangele‐ genheiten, geht. Wenn Sie einen Shoppingkanal ansehen, einen Katalog durchblättern oder einen Laden durchstreifen und Ihre „Ist doch bloß Geld“-Persönlichkeit möchte Sie dazu verleiten, Dinge zu kaufen, die Sie nicht brauchen oder die nicht in Ihr Budget passen, dann ist Miss Moneypenny das Alter Ego der Wahl. • Schwester Harmonia: Diese fröhliche Nonne ist die richtige Unterper‐ sönlichkeit, wenn es darum geht, eine Win-Win-Situation im Falle von Konflikten herbeizuführen. • Albert E.: Ihr genialischer Anteil, der alle vorgegebenen Annahmen und Glaubenssätze in Frage stellt und neue Ideen generiert. Dieses Alter Ego ist der ideale Problemlöser. Ein Geheimnis (Ja, tatsächlich! ) 115 <?page no="116"?> • Das neugierige Kind: Jener Teil in Ihnen, der offen ist und gerne Neues entdeckt. Sehr gut geeignet für Erstrecherchen, für neue Orte, um neue Leute kennenzulernen und Spaß zu haben. • Attila, der Hunne: Die Instanz in Ihnen, die keinen Spaß versteht. Direkt, absolut konzentriert, engagiert. Bestens geeignet, wenn jemand versucht, Sie zu übervorteilen, wenn Sie Dinge erledigen müssen, die Sie eher ungern tun, und für den Umgang mit Notfällen. • Der Berater: Jener Teil Ihrer Persönlichkeit, der in der Lage ist, einen Schritt zurückzutreten und einen unvoreingenommenen Blick auf eine Situation zu werfen, um von dort aus den besten Weg für das weitere Vorgehen zu bestimmen. Sicher können Sie mit Ihrer persönlichen Liste aufwarten, wenn Sie ein wenig darüber nachdenken. Übrigens: Je besser Ihre Alter Egos zu Ihnen persönlich passen, umso effektiver können Sie diese Strategie anwenden. Gibt es auch schlechte Alter Egos? Sie haben wahrscheinlich bemerkt, dass die obigen Beispiele alle klingen, als handele es sich um positive Alter Egos. Dabei erhebt sich natürlich die Frage: Gibt es auch schlechte? Die gibt es. Sehen wir uns einen der üblichen Verdächtigen an: • Negativio: Der Teil in Ihnen, der misstrauisch ist, niemandem und nichts glaubt und grundsätzlich in jeder Suppe ein Haar findet. Es gibt durchaus Menschen, die absolut zielsicher das negative Potential jeder beliebigen Sache oder Situation ausfindig machen können. Wenn jemand etwa eine neue Arbeitsstelle antritt, dann lautet deren Kommentar: „Na, dann hoffen wir mal, dass das nicht wieder in einer Katastrophe endet wie Dein letzter Job.“ Schlägt man beispielsweise einen Besuch in einem Restaurant vor, das diverse gute Kritiken hat, wird so jemand entgegnen: „Hoffentlich sind die guten Bewertungen nicht alle Fake.“ Und wenn Sie sich einen neuen Laptop gekauft haben, kommentiert ein solcher Zeitgenosse: „Hoffentlich gibt es in zwei Wochen nicht schon das leistungsfähigere Nach‐ folgemodell - für weniger Geld.“ Dabei ist der Ausdruck von „Hoffnung“ in diesen Aussagen übrigens eine Art Versuch, es so aussehen zu lassen, als sei er in Wirklichkeit besorgt und hilfreich. 116 7 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe der Alter-Ego-Strategie <?page no="117"?> Bei diesen Menschen steht permanent ihr negatives Alter Ego im Vorder‐ grund. Dass man sich in deren Gegenwart nicht ständig vor Lachen auf die Schenkel klopft - und sie im Übrigen auch ziemlich wenig Freunde haben - das können Sie sich wahrscheinlich vorstellen. Trotzdem gibt es aber natürlich Fälle, in denen es ausgesprochen nützlich sein kann, sich das negative Potential bestimmter Situationen deutlich vor Augen zu führen. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie denken darüber nach, eine neue Geschäftsidee zu verwirklichen und entsprechend viel Geld zu investieren. Dann ist es sinnvoll, Negativio lange genug in den Vordergrund zu schieben, um alle möglichen nachteiligen Effekte in den Blick nehmen zu können. Danach aber können Sie zu Ihrer Beraterpersönlichkeit wechseln und prüfen, wie wahrscheinlich es ist, dass diese negativen Effekte eintreten werden. Und schließlich lassen Sie Albert E. mit neuen Ideen dazukommen. Möglicherweise haben Sie ja auch ein Alter Ego namens Positivio, das diejenige Ihrer Persönlichkeiten repräsentiert, die immer einen Blick auf die guten Aspekte hat. Das kann nicht ungefährlich sein, wenn man dazu tendiert, Gefahren und Nachteilen gegenüber blind zu sein oder es zu werden. Andererseits kann diese Persönlichkeit aber in Momenten des Zweifels - oder wenn es auf andere Weise hart auf hart geht - sehr nützlich sein, denn sie kann Sie motivieren, trotz etwaiger Widerstände weiterzumachen. Sie sehen: Es geht weniger darum, ob ein Alter Ego gut oder schlecht ist. Wichtiger ist, sicherzustellen, dass jederzeit diejenige Unterpersönlichkeit Vorrang hat, die für die aktuelle Situation die sinnvollste ist. Wie man die Alter-Ego-Strategie anwendet Die praktische Umsetzung der Alter-Ego-Strategie funktioniert folgender‐ maßen: 1. Entscheiden Sie zunächst, welches Ihrer Alter Egos für die vor Ihnen liegende Aufgabe am besten geeignet ist. Stellen Sie sich dazu einfach vor, Sie wollten jemanden einstellen, der oder die diese Aufgabe für Sie erledigen soll: Welche Qualitäten müsste diese Person mitbringen, um dafür möglichst perfekt geeignet zu sein? 2. Erinnern Sie sich an eine Zeit oder eine Situation, in der Sie selbst über diese Qualitäten verfügten. Dabei muss es sich keineswegs um denselben Kontext handeln, in dem Ihre aktuelle Aufgabe angesiedelt ist. Wie man die Alter-Ego-Strategie anwendet 117 <?page no="118"?> Falls Sie sich nicht schon dort befinden, ziehen Sie sich an einen Ort zurück, an dem Sie für die nächsten fünf Minuten nicht gestört werden. Schließen Sie die Augen und entspannen Sie sich. Dann stellen Sie sich vor, dass Sie genau die Qualitäten, an die Sie sich gerade erinnert haben, in sich spüren. Fragen Sie sich: • An welcher Stelle Ihres Körpers fühlen Sie diese Qualitäten? Entschlos‐ senheit könnte sich beispielsweise in Ihrem Unterkiefer bemerkbar machen oder in einer aufrechten Sitzposition, die Sie eingenommen haben. • Wie sieht die Welt um Sie herum aus, wenn Sie sich in diesem Zustand befinden? • Was hören Sie, wenn Sie sich in diesem Zustand befinden? Hören Sie etwas, was andere Leute Ihnen mitteilen, oder etwas, was Sie zu sich selbst sagen? Sollten Sie sich nicht an eine Situation erinnern können, in der Sie die entsprechenden Qualitäten gefühlt haben, dann stellen Sie sich einfach vor, wie das wäre. 3. Sobald Sie spüren, dass Sie den gewünschten Zustand erreicht haben, geben Sie ihm einen Namen. Danach öffnen Sie Ihre Augen und beginnen, Ihre Aufgabe zu bearbeiten. Wenn Sie merken, dass Ihre Konzentration nachlässt, dann denken Sie an den Namen, den Sie Ihrem Alter Ego soeben gegeben haben, und nehmen Sie sich einen Augenblick, um wieder in den gewünschten Zustand zu kommen. Anstelle eines Namens können Sie übrigens auch ein Bild mit diesem Zustand verbinden. Wenn Sie etwa Mut brauchen, um etwas Neues auszu‐ probieren, dann können Sie sich selbst den Namen eines Superhelden geben und sich vorstellen, wie Sie dessen Kostüm tragen. Manche Menschen stellen sich auch gerne ein musikalisches Thema oder ein Musikstück vor - etwa, wenn „Action“ von ihnen gefordert ist, die bekannte Titelmelodie „Gonna fly now“ aus dem Film „Rocky“. Achten Sie auch darauf, wie sich Ihr Zustand als körperliches Gefühl ausdrückt. Zum Beispiel werden Sie in einem Superheldenzustand wahr‐ scheinlich eher das Bedürfnis haben, zu stehen oder aufrecht zu sitzen. Je häufiger Sie üben, auf diese Weise in einen gewünschten Zustand zu kommen, umso leichter wird es Ihnen fallen. Die ersten Male werden Sie wahrscheinlich die Augen schließen und sich eine oder zwei Minuten Zeit 118 7 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe der Alter-Ego-Strategie <?page no="119"?> nehmen müssen, aber sobald Sie sich einmal daran gewöhnt haben, werden Sie den Wechsel fast unmittelbar beherrschen. 4. Wenn Sie Ihre Aufgabe erledigt haben, machen Sie eine kurze Pause. Entscheiden Sie, ob das aktuelle Alter Ego auch für die nächste Aufgabe die richtige Wahl ist, oder ob ein anderes besser geeignet sein könnte. Falls es dasselbe ist, werden Sie den gewünschten Zustand schnell wieder erreichen. Benötigen Sie ein anderes Alter Ego, wiederholen Sie die Schritte 2 bis 4. Die Alter-Ego-Strategie lässt sich in ganz unterschiedlichen Kontexten anwenden. Sie kann sogar dabei helfen, Ihren inneren Kritiker zu bearbeiten. In diesem Fall assoziieren Sie jedes Ihrer Alter Egos mit Ihrem inneren Kritiker und prüfen, welche gut mit ihm zu Recht kommen und welche eher sensibel oder verletzlich auf ihn reagieren. Letzteres trifft typischerweise meistens auf das Alter Ego zu, das in aller Regel als Das verlorene Kind, das ängstliche Kind oder ähnlich bezeichnet wird. Häufig wechselt man auch automatisch zu einem eher furchtsamen Alter Ego, wenn der innere Kritiker sich meldet. Wenn Sie sich darüber klar sind und es an sich bemerken, dann können Sie an einem solchen Punkt eine andere Ihrer Unterpersönlichkeiten aufrufen und dadurch verhindern, dass Ihr Selbstvertrauen geschwächt wird. Aktion | Probieren Sie den Berater aus. Bei den Downloadmaterialien finden Sie eine Audiodatei, die Sie durch eine Visualisierung leitet. Sie dient dazu, jenes Alter Ego hervorzurufen, das wir den Berater nennen. Dieser Berater ist jener Teil in Ihnen, der sich möglichst objektiv verhält und weiß, was das Beste für Sie ist. Diese Visualisierung ist am effektivsten, wenn Sie Ihre Augen geschlos‐ sen haben - hören Sie sie also bitte nicht beim Autofahren oder wenn Sie irgendetwas anderes tun müssen, das Ihre volle Aufmerksamkeit erfordert. Skeptisch? Machen Sie ein Experiment! Falls das alles doch ein wenig komisch für Sie klingt und Sie noch nicht wirklich davon überzeugt sind, dass Sie Ihre Produktivität mit Hilfe dieser Strategie tatsächlich um ein Vielfaches steigern können, dann machen Sie doch einfach folgendes Experiment: Skeptisch? Machen Sie ein Experiment! 119 <?page no="120"?> 1. Wählen Sie eine Aufgabe, die Sie des Öfteren bearbeiten müssen und die Sie gerne schneller oder effektiver erledigen würden. Das kann beispielsweise die Bearbeitung Ihrer E-Mails oder Ihrer Post sein, stets wiederkehrende Anrufe oder Recherchen, oder auch das Abfassen eines Memos oder eines Berichts. 2. Erledigen Sie diese Aufgabe zunächst wie gewohnt. Notieren Sie dabei aber, wann Sie jeweils anfangen und wann Sie damit aufhören. Notieren Sie ebenfalls jegliche Unterbrechungen oder Störungen. Abschließend bewerten Sie auf einer Skala von 1 bis 10, wie gut Sie Ihrer Meinung nach die Aufgabe bewältigt haben, wobei 1 für eine sehr schlechte Bewältigung steht und 10 dafür, dass Sie es so gut wie möglich gemacht haben. Machen Sie das drei Tage lang, damit Sie drei belegbare Beispiele für Ihre gewohnte Vorgehensweise haben. 3. Erledigen Sie danach die entsprechende Aufgabe und wenden Sie dabei die Alter-Ego-Strategie an, wie oben beschrieben. Wie zuvor machen Sie sich auch in dieser Phase drei Tage lang die entsprechenden Notizen inkl. Bewertungen. 4. Ermitteln Sie anschließend die durchschnittliche Zeit, die Sie jeweils benötigt haben, um Ihre Aufgabe auf die gewohnte Weise zu erledigen, indem Sie die drei ermittelten Minutenwerte addieren und das Ergebnis durch drei teilen. Ebenso verfahren Sie mit den Zeiten, die Sie unter Zuhilfenahme der Alter-Ego-Strategie für Ihre Aufgabe benötigt haben. Achten Sie dabei auch darauf, ob es einen Unterschied hinsichtlich der Unterbrechungen gegeben hat. Wir sind sicher, dass Ihnen die Ergebnisse die Vorteile der Alter-Ego-Strategie unmittelbar vor Augen führen. Beispiel | Sarah und die E-Mails Sarah, die Teilnehmerin eines Workshops, fand bei ihrem Versuch heraus, dass sie an den ersten drei Tagen, in denen sie sich vor allem in ihrem „Das neugierige Kind“-Zustand befand, für die Erledigung ihrer E-Mails durchschnittlich 76 Minuten brauchte. Sie hatte zwar nicht mit Unterbrechungen zu kämpfen, war aber selbst der Meinung, dass sie sich zu stark von eigentlich unwichtigen E-Mails ablenken ließ. Ihr durchschnittlicher Zufriedenheitswert lag bei 4. An den drei anderen Tagen, an denen Sie bewusst „Frau Grimmig“, eine Art Domina-Alter-Ego aufrief, dauerte die Bearbeitung ihrer E-Mails im Durchschnitt lediglich 52 Minuten. 120 7 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe der Alter-Ego-Strategie <?page no="121"?> Sie berichtete anschließend: „Ich wäre sogar noch schneller gewesen, aber an den ersten beiden Tagen bin ich häufiger von „Frau Grimmig“ zurück in „Das neugierige Kind“ gerutscht, und es hat etwas gedauert, bis ich das gemerkt und mich wieder in meinen gewünschten Zustand versetzt habe. Am dritten Tag ist das dann viel seltener passiert. Inzwischen bin ich mir sicher, dass ich meine E-Mails auch in einer Dreiviertelstunde schaffen kann.“ Sarahs durchschnittlicher Zufriedenheitswert lag an ihren Al‐ ter-Ego-Tagen bei 7 und verbesserte sich von Tag zu Tag. Wie Sie mit der Alter-Ego-Strategie „Aufgabenhopping“ vermeiden können Die in Kapitel 4 behandelte Aufschieberitis bzw. Prokrastination ist für die meisten Menschen sicher das größte Problem im Umgang mit ihrer Zeit. Das zweitgrößte ist das „Aufgabenhopping“. Vielleicht kennen Sie ein Szenario wie dieses: Sie entschließen sich, eine Aufgabe zu erledigen, in diesem Fall: Schnell die neuen E-Mails durchzu‐ sehen, um zu checken, ob irgendetwas dabei ist, um das Sie sich sofort kümmern müssen. Eine der E-Mails ist ein Newsletter. Und eines der darin behandelten Themen könnte sehr wichtig für einen ihrer Freunde sein. Also beschließen Sie, den Newsletter direkt an ihn weiterzuleiten. Dabei fällt Ihnen ein, dass Sie ihm bei dieser Gelegenheit noch kurz etwas anderes berichten könnten. Daraus wird dann eine längere E-Mail. Nachdem Sie die ungeplante E-Mail geschrieben und abgeschickt haben, kehren Sie zu Ihrer eigentlichen Aufgabe zurück. In einer weiteren E-Mail stellt Ihnen jemand eine interessante Frage, die wiederum der perfekte Aufhänger für ein Posting auf Social Media oder auf Ihrem Blog ist. Sie beantworten also die Frage und entschließen sich, das Posting kurzerhand ebenfalls zu schreiben, weil Sie ja gerade die zugehörige Frage vor sich haben. Sie schreiben also das Posting und stellen es online. Dabei sehen Sie, dass jemand Ihren letzten Beitrag kommentiert hat, also schreiben Sie dazu Ihrerseits eine kurze Erwiderung. Nachdem Sie sich auf diese Weise mit Ihren Postings beschäftigt haben, kehren Sie zu Ihrer eigentlichen Aufgabe zurück und checken die nächste E-Mail … Manchmal nennt man derartige Aktionen beschönigend Multitasking. Allerdings bedeutet Multitasking genau genommen, dass man mehr als eine Wie Sie mit der Alter-Ego-Strategie „Aufgabenhopping“ vermeiden können 121 <?page no="122"?> Sache gleichzeitig tut, zum Beispiel E-Mails checken, während man mit jemandem telefoniert. Wir nennen dieses Procedere daher „Aufgabenhopping“. Denn anstatt sich auf eine Aufgabe wirklich zu konzentrieren, springt man herum und erledigt von dieser ein bisschen und von jener ein wenig. Das Problem dabei ist, dass dieses permanente Verschieben der Aufmerksamkeit uns daran hindert, so effektiv und schnell zu sein, wie wir es eigentlich gerne wären. Es hindert uns übrigens auch daran, die Macht der Alter Egos zu nutzen. Es empfiehlt sich ja beispielsweise, um schnell die E-Mails durchzugehen, „Attila, dem Hunnen“ den Hut aufsetzen. Um aber eine interessante E-Mail an einen Freund zu schreiben, sollte man hingegen eher der „Fürsorgliche Freund“ sein. Und um ein Posting zu schreiben, ist womöglich der „Prä‐ gnante Experte“ besser geeignet. Weil aber all diese Aufgaben ein derartiges Durcheinander sind, benutzt man wahrscheinlich überhaupt keines der jeweils angemessenen Alter Egos und erledigt alles irgendwie - und damit garantiert weniger effektiv, als es eigentlich möglich wäre. Die Lösung dieses Dilemmas besteht darin, so vorzugehen, wie es oben skizziert ist: Entscheiden Sie sich für eine Aufgabe, wählen Sie das passende Alter Ego und behalten Sie es bei, bis Sie die Aufgabe erledigt haben. Falls Ihnen währenddessen irgendetwas anderes in den Sinn kommt, machen Sie sich eine Notiz dazu, aber arbeiten Sie danach weiter an Ihrer eigentlichen Aufgabe, bis sie erledigt ist. Wenn Sie sich einige Dinge aufgeschrieben haben, die Sie tun wollen oder müssen, dann prüfen Sie, ob die in Ihre Top-20%-Kategorie gehören. Falls nicht, erledigen Sie sie erst dann, nachdem Sie Ihre Top-20%-Aufgaben hinter sich gebracht haben. Ist das einfach? Ja! Ist es leicht? Nein! (Jedenfalls nicht am Anfang) Wenn auch Sie im Grunde permanentes „Aufgabenhopping“ betreiben, dann wird es Ihnen anfangs nicht leichtfallen, sich an diese neue Arbeitsweise zu halten. Die gute Nachricht ist: Je häufiger Sie es versuchen und je öfter Sie die Vorteile registrieren, umso leichter wird es. Wenn Sie sich beim Ausprobieren dabei ertappen, dass Sie oft in Ihren alten Modus zurückfallen, dann machen Sie sich deswegen keine Vorwürfe. Korrigieren Sie sich einfach und machen Sie weiter. Es dauert, bis eine neue 122 7 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe der Alter-Ego-Strategie <?page no="123"?> Gewohnheit sich verfestigt, denn unsere Gehirne sind grundsätzlich süchtig nach Neuem. Deswegen ist es ja so leicht, sich ablenken zu lassen. Haben Sie schon einmal kleine Kinder beobachtet, die Laufen lernen? Dann wissen Sie ja, dass sie Hunderte von Malen hinfallen, bevor sie irgendwann ihre Stabilität gefunden haben. Glücklicherweise beschließen kleine Kinder, auch nachdem sie unzählige Male hingefallen sind, nicht, dass dieses „Laufzeugs“ anscheinend nichts für sie ist und sie es wohl besser bleiben lassen. Davon können wir alle uns ruhig eine Scheibe abschneiden, wenn es darum geht, etwas Neues zu lernen. Kombinieren Sie die Alter-Ego-Strategie mit der Macht des „Ich werde das nicht tun“ Die bewusste Wahl der eigenen Worte kann mächtige Auswirkungen haben. Leider neigen wir dazu, das sehr leicht zu vergessen bzw. es vollkommen zu unterschätzen. Zu diesem Thema wurde vom Journal of Consumer Research folgendes Experiment durchgeführt: Einer Gruppe wurde eine klar bestimmte Aufgabe aus dem Bereich Gesundheit und Fitness gestellt. Anschließend wurden drei Untergruppen gebildet. Deren Mitglieder wurden aufgefordert, jeweils unterschiedlich zu reagieren, falls sie innerhalb der kommenden zehn Tage die Versuchung verspüren sollten, die gestellte Aufgabe nicht zu erledigen. Die Unterschiede bestanden dabei ausschließlich in dem, was die Mitglieder der einzelnen Gruppen jeweils laut zu sich selbst sagen sollten. • Die Mitglieder der Untergruppe 1 sollten lediglich Nein sagen. • Die Mitglieder der Untergruppe 2 sollten „Ich kann nicht“ sagen. • Die Mitglieder der Untergruppe 3 sollten „Ich werde das nicht tun“ sagen. Nehmen wir an, Sie haben - da Ihr Ziel ist, Ihre Zeit besser zu nutzen - entschieden, dass Sie Ihre Mails nicht checken, bevor Sie nicht 45 Minuten an Ihren Top-20%-Aufgaben gearbeitet haben. Währenddessen verspüren Sie dann aber doch die Versuchung, wenigstens einen kurzen Blick in Ihren Posteingang zu werfen. Darauf können Sie nun auf dreierlei Weise reagieren: Entweder, Sie sagen einfach Nein. Oder Sie sagen: „Ich kann meine Mails jetzt nicht checken, weil ich noch nicht 45 Minuten an den wichtigen Dingen gearbeitet habe“. Oder Sie sagen sich laut: „Ich werde meine Mails nicht Kombinieren Sie die Alter-Ego-Strategie mit der Macht des „Ich werde das nicht tun“ 123 <?page no="124"?> checken, bis ich 45 Minuten an den wichtigen Dingen gearbeitet habe. Punktum! “ Welche dieser Antworten ist Ihrer Meinung nach die effektivste? Und um wie viel effektiver war sie als die anderen beiden? Beim oben geschilderten Experiment blieben aus der ersten Gruppe lediglich drei von zehn Teilnehmenden bei der Stange. In der zweiten Gruppe war es sogar nur ein Mitglied von zehn. In der dritten Gruppe hingegen widerstanden acht von zehn Teilnehmern der Versuchung, nicht weiterzumachen. Noch einmal: Der einzige Unterschied bestand in der jeweiligen Wortwahl für die Botschaft an sich selbst. Worin liegt die Erklärung für diese massiven Effekte? Schätzungsweise klingt ein einfaches Nein zu sehr nach dem, was wir alle in unserer Kindheit und Jugend von unseren Eltern oder anderen Erwachsenen gehört haben. Damals war die natürliche Reaktion darauf: „Ich will aber! “ Und höchstwahrscheinlich ist das heute immer noch die natürliche Reaktion. Es hört einfach niemand gerne ein stures Nein - nicht einmal von sich selbst. „Ich kann nicht“ ist hingegen in gewisser Weise entmachtend. Es möchte zwar suggerieren, dass Sie der Versuchung gar nicht nachgeben können, aber natürlich wissen Sie im tiefsten Innersten ganz genau, dass Sie dazu sehr wohl in der Lage sind. Der Satz „Ich werde das nicht tun“ drückt dagegen aus, dass Sie die Wahl haben. Sie sind selbstbestimmt und entscheiden ganz bewusst. Die einzige Gefahr besteht hier darin, dass Sie natürlich wissen: In Wirklichkeit geben Sie einer Versuchung manchmal doch nach. Das ist der Punkt, an dem wiederum die Alter-Ego-Strategie helfen kann, denn es ist kein Problem, ein Alter Ego aufzurufen, dessen Merkmal konsequentes Handeln ist, und es gegen die Versuchung „einzusetzen“. Wenn Sie sich hier zum Beispiel für „Attila, den Hunnen“ entscheiden, dann können Sie mit großem Selbstvertrauen sagen: „Ich (als Attila) verfolge mein Vorhaben und erlaube mir selbst nicht, mich zu unterbrechen“. Das ist etwas anderes, als wenn Sie sich im Status des „Neugierigen Kindes“ befinden, denn dann werden Sie sich selbst wahrscheinlich nur zu gerne jede Unterbrechung erlauben. Aber das „Neugierige Kind“ sollte hier eben nicht am Ruder sein. 124 7 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe der Alter-Ego-Strategie <?page no="125"?> Entscheiden Sie sich also rechtzeitig für das passende Alter Ego - und zwar für jenes, das eben nicht jeder Versuchung erliegt - und der gesamte Prozess verläuft wesentlich leichter. Nutzen Sie diese Methode täglich - und erzielen Sie nachhaltige Ergebnisse Das Schwierigste an der Alter-Ego-Strategie ist: Sie müssen daran denken, sie zu nutzen. Es wird Ihnen nämlich anfangs ausgesprochen leichtfallen, sie zu vergessen und wieder in Ihren gewohnten Trott zu verfallen. Finden Sie also eine Möglichkeit, sich möglichst dauernd die Anwendung der Methode ins Gedächtnis zu rufen - mit Hilfe von Klebezetteln an Ihrem Arbeitsplatz zum Beispiel, mit einer Erinnerung am oberen Rand Ihres Notizbuchs, mit einer automatisierten Nachricht auf Ihrem Handy oder irgendeinem anderen Trigger, den Sie sich selbst ausdenken. Es kann Ihnen darüber hinaus helfen, eine Liste Ihrer nützlichsten Alter Egos bei sich zu haben. Sie können sie auch auf einem Post-It an Ihren Monitor kleben, so dass Sie sie dort dauernd vor Augen haben. Bevor Sie mit einer Aufgabe beginnen, werfen Sie einen kurzen Blick auf diesen Zettel, entscheiden sich für das passende Alter Ego, rufen es auf und beginnen zu arbeiten. Solange Sie sich auf ein- und dieselbe Aufgabe konzentrieren müssen, prüfen Sie mit Hilfe der Liste von Zeit zu Zeit, ob noch immer das passende Alter Ego den Hut aufhat. Die Kernpunkte dieses Kapitels • Wir alle besitzen mehrere Alter Egos bzw. Unterpersönlichkeiten. In manchen Situationen können wir schüchtern sein, in anderen gesellig, in manchen großzügig, in anderen knauserig usw. • Wenn das Alter Ego, das aktuell die Oberhand hat, zu der gegebenen Situation bzw. Aufgabe passt, funktioniert alles bestens. • Ist das aktuelle Alter Ego aber nicht wirklich für eine Situation oder Aufgabe geeignet, dann funktioniert nicht alles so gut, wie es eigentlich möglich wäre. • Sie können jederzeit selbst entscheiden, welches Ihrer Alter Egos vorherrschend sein soll, und Sie können sie auch jederzeit wechseln. Nutzen Sie diese Methode täglich - und erzielen Sie nachhaltige Ergebnisse 125 <?page no="126"?> • Es ist nützlich, jedem Ihrer Alter Egos einen Namen zu geben, es mit einem Bild oder einem musikalischen Thema zu verbinden, und sich darüber klar zu werden, wie es sich jeweils unterschiedlich auf Ihre (Körper-) Empfindungen auswirkt. • Benutzen Sie all Ihre Sinne, um in jenen gewünschten Zustand einzutauchen, den das jeweilige Alter Ego repräsentiert. • Die ersten Male werden Sie wahrscheinlich aus dem gewünschten Alter Ego „herausrutschen“, während Sie eine Aufgabe bearbeiten. Falls das passiert, machen Sie sich keine weiteren Gedanken dar‐ über, sondern rufen Sie es einfach erneut auf und machen Sie weiter. Der Prozess wird einfacher, je häufiger Sie ihn anwenden. • Das zweitgrößte Zeitmanagementproblem vieler Menschen besteht im „Aufgabenhopping“: Anstatt eine Aufgabe zu Ende zu bringen, springen sie zwischen mehreren Aufgaben hin und her, ohne sie jeweils wirklich effektiv zu erledigen. Das ist nicht nur ineffizient, es hindert Sie auch daran, die Alter-Ego-Strategie konsequent einzusetzen. • Wenn Sie sich mit der Versuchung konfrontiert sehen, Ihre gegen‐ wärtige Aufgabe zu unterbrechen, dann sagen Sie zu sich selbst: „Ich werde nicht …! “ und versichern Sie sich, dass dasjenige Ihrer Alter Egos den Hut aufhat, das Willensstärke und konsequentes Handeln verkörpert. • Es ist sinnvoll, eine Form von Erinnerungsstütze (Zettel, Push-Nachricht o. ä.) zu etablieren. Sie sollte möglichst dauernd sichtbar sein, damit Sie nicht vergessen, die Alter-Ego-Strategie zu Beginn einer neuen Aufgabe anzuwenden. ▸ Quiz 1. Das Alter Ego, das aktuell die Oberhand hat, … a: … ist in aller Regel das richtige. b: … kann die Erledigung einer Aufgabe erschweren. c: … sollte zur gegebenen Situation passen. 126 7 Steigern Sie Ihre Produktivität mit Hilfe der Alter-Ego-Strategie <?page no="127"?> 2. Welches Ihrer Alter Egos die Oberhand hat … a: … ergibt sich aus der jeweiligen Situation. b: … können Sie selbst bestimmen. c: … ist abhängig von Ihrem jeweiligen Befinden. 3. Es ist nützlich, … a: … Ihre Alter Egos zu nummerieren. b: … jedem Ihrer Alter Egos einen Namen zu geben. c: … Ihre Alter Egos mit den jeweiligen Eigenschaften zu notieren. 4. Das zweitgrößte Zeitmanagementproblem vieler Menschen besteht … a: … in der Aufschieberitis. b: … im „Aufgabenhopping“. c: … in unzureichender Planung. 5. Wenn Sie sich mit der Versuchung konfrontiert sehen, Ihre gegen‐ wärtige Aufgabe zu unterbrechen, dann sagen Sie zu sich selbst: a: „Ich werde nicht …! “ b: „Nein! “ c: „Ich kann nicht …! “ 6. Um nicht zu vergessen, die Alter-Ego-Strategie zu Beginn einer neuen Aufgabe anzuwenden, … a: … lesen Sie sich morgens eine Liste Ihrer Alter Egos durch. b: … schicken Sie sich wöchentlich eine Erinnerungsmail. c: … etablieren Sie eine Erinnerungsstütze, die dauernd sichtbar ist. 7. Um in den gewünschten Zustand einzutauchen, den das jeweilige Alter Ego repräsentiert, … a: … sagen Sie sich laut den Namen des Alter Egos vor. b: … denken Sie fest an das gewünschte Alter Ego. c: … benutzen Sie all Ihre Sinne. 8. Die verschiedenen Unterpersönlichkeiten, die jeder besitzt, … a: … treten in alltäglichen Situationen ganz unbewusst zutage. b: … sind der aktuellen Situation nicht immer angemessen. c: … können nicht wirklich beeinflusst werden. ▸ Quiz 127 <?page no="129"?> 8 Zeitmanagement und KI Zeit sparen mit Künstlicher Intelligenz Natürlich kann ein Buch zum Thema Zeitmanagement heutzutage nicht ohne einen Blick auf die Möglichkeiten auskommen, die die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz bieten. Die Schnel‐ ligkeit dieser Entwicklungen ist allerdings derartig atemberaubend, dass wahrscheinlich allein schon zwischen der Abfassung und dem Erscheinen dieses Buches bahnbrechende neue KI-Anwendungen und -Lösungen das Licht der Welt erblicken, die die Art, wie wir arbeiten, nachhaltig beeinflus‐ sen können. Nicht umsonst gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass der Einsatz von KI die Gesellschaft und die Arbeitswelt ebenso massiv verändern wird, wie etwa die Industrialisierung und das digitale Zeitalter es getan haben. Wahrscheinlich ist auch, dass zukünftig mit Hilfe von Künstlicher Intel‐ ligenz vollkommen neue Methoden des Zeitmanagements möglich sein werden, von denen wir heute noch keine wirkliche Vorstellung haben. Aber auch die bereits existierenden KI-Tools bieten viele Möglichkeiten, eine Menge unterschiedlicher Aufgaben schneller und effizienter zu erledigen. ChatGPT, Claude AI und Microsoft Copilot etwa können schon in ihren kostenlosen Varianten in kürzester Zeit Texte für ganz unterschiedliche Zwecke (E-Mails, Berichte, Inhaltsangaben, Listen, Gedichte etc.) erstellen, die sich dann bequem an die eigenen Bedürfnisse anpassen lassen. Bereits vorhandene Texte lassen sich nicht nur analysieren und korrigieren, son‐ dern auch automatisiert zusammenfassen bzw. auf ihre Kernaussagen oder ganz bestimmte Aspekte reduzieren. Allein diese Möglichkeiten können unglaublich viel Zeit einsparen. Man darf sich allerdings nicht täuschen: Es ist absolut unumgänglich, dass Sie sich die Zeit nehmen, die Ergebnisse eines solchen Tools ganz genau zu prüfen. Es kann nämlich durchaus zu zu gut klingende Texte mit „Informationen“ kommen, die vollkommen unzutreffend oder schlicht falsch und erfunden sind. Nicht umsonst ist ein entsprechender Warnhinweis bei allen KI-Modellen zu finden. Inzwischen schon fast selbstverständlich ist die Möglichkeit, vorhandene Texte KI-gestützt neu formulieren bzw. sie auf Basis bestimmter Sprachge‐ wohnheiten und -vorgaben neu schreiben zu lassen. Ebenso müssen Sie die Aufgabe, beispielsweise einen Vortragstext in eine (Powerpoint-)Präsen‐ <?page no="130"?> tation umzusetzen, nicht mehr zwangsläufig selbst erledigen. Sie können das eine KI erledigen lassen, die zudem gleich mehrere unterschiedliche grafische Varianten dieser Präsentation liefern wird. Sie müssen sich dann lediglich noch für eine Version entscheiden und sie anschließend inhaltlich bearbeiten. Die - in der Regel zeitraubende - Gestaltung entfällt also und Sie können sich ganz auf den Inhalt konzentrieren. KI-Modelle wie die oben Genannten sind darüber hinaus exzellente Recherche-Tools. Informationen zu beliebigen Themen können extrem schnell gefunden, organisiert und z. B. nach vorgegebenen Kriterien gefiltert werden. Hierbei sollten Sie sich allerdings vorher darüber informieren, auf welchem „Wissensstand“ das jeweilige KI-Modell beruht. Gegebenenfalls empfiehlt es sich, eine kostenpflichtige Version zu benutzen, um der KI möglichst viele relevante Ergebnisse auch aus jüngerer Zeit zu entlocken. So wurde etwa Claude AI zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Buches mit Daten bis zum August 2023 trainiert - Stand heute werden also bei einer Abfrage sämtliche Informationen aus der Zeit danach fehlen. In nahezu allen Bereichen, in denen Probleme gelöst oder kreative neue Ideen benötigt werden, kann die Künstliche Intelligenz beispielsweise den Prozess des Brainstormings hervorragend unterstützen und dadurch Entwicklungen extrem beschleunigen. Diese Möglichkeit wird z. B. bereits heute massiv im Bereich des seriellen Erzählens, etwa bei Fernsehserien, eingesetzt. TV-Produktionsfirmen verlangen von ihren Autoren, die für langlaufende Serien oder Daily Soaps arbeiten, inzwischen ganz ausdrück‐ lich den Einsatz von KI beim Erfinden neuer Plots - und dementsprechend auch gleich mehrere Vorschläge für jede zu schreibende Episode. Vorsicht bei kreativer Arbeit Aber gerade, wenn es um kreative Arbeit geht, ist erneut eine Warnung angebracht. Denn es kann und darf beim Einsatz solcher Tools nicht darum gehen, die eigene Kreativität zu vergessen oder sie quasi an die KI zu übertragen. Vielmehr können - und sollten - die Möglichkeiten der KI dazu genutzt werden, die eigene, persönliche Stimme zu finden und zu schärfen. Nutzen Sie die Ergebnisse Ihrer Recherchen als Trigger für Ihre eigene Ideenentwicklungs- und Problemlösungskompetenz. Denn letztlich basieren alle „Ideen“, die ein KI-Modell präsentiert, auf dem Durchforsten 130 8 Zeitmanagement und KI <?page no="131"?> und der Neukombination von vorhandenem Material, wobei jede Originali‐ tät weitestgehend auf der Strecke bleibt. Zumindest ist das der heutige Stand. Auch im Bereich der sprachlichen Kommunikation bewältigen KI-Tools schon heute Aufgaben, die großes Zeitsparpotenzial bergen - und die noch vor Kurzem quasi undenkbar waren. So hat heute jeder, der ein aktuelles Smartphone besitzt, in Form der ChatGPT-App einen (kostenlosen) Dolmet‐ scher zur Verfügung, der gesprochene Sätze umgehend in eine Vielzahl anderer Sprachen übersetzen kann, Dabei werden auch entlegenere Spra‐ chen unterstützt, zum Beispiel Isländisch, Kisuaheli oder Rätoromanisch. Das zeitraubende Blättern in einem Sprachführer oder Lexikon dürfte damit weitestgehend der Vergangenheit angehören, ebenso wie das nachträgliche Aufklären etwaiger sprachlicher Missverständnisse. Während das Lernen von Fremdsprachen zukünftig also eventuell stark in den Hintergrund treten wird - ob das gut ist, ist eine andere Frage -, können andere Lernbereiche von KI-Unterstützung stark profitieren. Denn eine KI ist ja in der Lage, persönliche Lernfortschritte kontinuierlich zu analysieren und Lerninhalte entsprechend optimal auf das eigene Fortkommen anzu‐ passen, so dass eine Über- oder Unterforderung gleichsam ausgeschlossen ist. Das wirkt sich zwangsläufig positiv auf die Lernzeit aus. Auch im Alltag kann KI Sie unterstützen. Falls Sie es etwa schwierig finden, Ihre Aufgaben zu priorisieren, finden sich für dieses Problem ebenso KI-gestützte Lösungen, wie für die ganz grundsätzliche (Neu-)Organisation Ihrer To-do-Liste. Der Clou dabei ist, dass diese Tools Ihre Arbeitsabläufe und -gewohnheiten analysieren und Ihnen Vorschläge zu deren Optimie‐ rung unterbreiten können. Und je länger Sie sie einsetzen, umso bessere Ergebnisse liefern diese Tools. Sie können überdies auch Programme nut‐ zen, die KI-gestützt Ihre E-Mails durchforsten und beispielsweise darin enthaltene Termine in Ihren Kalender übertragen oder Sie auf wesentliche Informationen besonders hinweisen. Oder die eben diesen Kalender auf freie Zeitslots und etwaige Terminüberschneidungen prüfen und Sie darüber in Kenntnis setzen. Weitere Tools dienen dazu, alltägliche und immer wiederkehrende Auf‐ gaben zu automatisieren. Die Bandbreite der Möglichkeiten reicht hier von der regelmäßigen Bewässerung Ihrer Garten- oder Balkonpflanzen über die Regelung von Beleuchtung oder Thermostaten bis hin zur Steuerung von Überwachungskameras und die Auswertung des aufgezeichneten Materials. Der letzte Punkt berührt einen weiteren Bereich, in dem sich durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz massive Zeiteinsparungen realisieren lassen, Vorsicht bei kreativer Arbeit 131 <?page no="132"?> wenn es nämlich um die Analyse und Auswertung jedweder Form von Daten und die Erkennung von Mustern darin geht. Gerade bei großen Datenmengen ist eine KI jeder menschlichen Fähigkeit in dieser Hinsicht weit überlegen und kann Ergebnisse in kürzester Zeit liefern, strukturieren und analysieren. Wenn Sie in diesem Bereich arbeiten, werden Sie in Zukunft mehr Zeit haben, als bisher, die so gewonnenen Ergebnisse kritisch zu würdigen und darauf basierende Entscheidungen zu treffen. Last, but not least können Ihnen bestimmte KI-Programme womöglich bald den Weg zu Ihrem Coach ersparen. Es gibt schon heute Anwendungen, die Ihre persönliche Entwicklung analysieren und Sie durch darauf basie‐ rende Rückmeldungen in die Lage versetzen, bestimmte Probleme an sich selbst zu erkennen und vielleicht zu eliminieren. Hilfreich kann das dort sein, wo das Augenmerk auf die individuellen „blinden Flecken“ gelenkt wird und man sich vielleicht plötzlich negative Verhaltensmuster bewusst‐ machen kann, die zuvor gar nicht klar waren. Natürlich bestimmt hier die Künstliche Intelligenz in keinster Weise und zu keinem Zeitpunkt über Sie. Aber sie kann Sie hilfreich unterstützen, wenn z. B. Ihre Work-Life-Balance aus dem Lot geraten ist und Sie nicht genau wissen, wie Sie sie wieder in die richtige Spur bringen können. Beruhigend zu wissen: Letztlich entscheiden immer Sie selbst - ob mit oder ohne KI. Die Kernpunkte dieses Kapitels • Die Möglichkeiten, die die Künstliche Intelligenz in Bezug auf das Thema Zeitmanagement bietet, sind schon heute vielfältig. Zukünf‐ tige Entwicklungen werden wahrscheinlich noch umwälzendere Lösungen bieten. • In sehr kurzer Zeit lassen sich vorhandene Texte mit Hilfe von KI-Modellen in vielerlei Hinsicht be- und verarbeiten (kürzen, zusammenfassen, korrigieren, übersetzen usw. …) • In ebenso kurzer Zeit lassen sich durch KI-Anwendungen Texte zu beliebigen Themen neu erstellen. Die Informationen darin können aber unvollständig, fehlerhaft oder vollkommen falsch sein - eine genaue Überprüfung ist daher unumgänglich. • Beim Brainstorming oder jedweden Recherchen bietet KI die Mög‐ lichkeit, sehr schnell sehr viele Ergebnisse zu erzielen, die dann 132 8 Zeitmanagement und KI <?page no="133"?> genauer unter die Lupe genommen und weiterverarbeitet werden können. • Im Rahmen kreativer Prozesse ist die KI ein großartiges Hilfsmittel, aber auch nicht mehr als das. Sie kann die eigene kreative Heran‐ gehensweise unterstützen, aber sie keinesfalls ersetzen. • Finden Sie mit Hilfe von KI Ihre eigene Stimme. • Die KI liefert bereits heute als Übersetzer gesprochener oder ge‐ schriebener Sprache in vielen Fällen erstaunlich gute Ergebnisse und spart dadurch eine Menge Zeit ein. • Nahezu beliebiges Lernen lässt sich durch KI optimieren und dadurch beschleunigen. • Spezielle KI-Apps können alltägliche Routine-Aufgaben automati‐ sieren und bieten dadurch großes Zeitsparpotenzial. • KI kann bei der Organisation und Priorisierung Ihrer Aufgaben und Ihres Kalenders helfen und dadurch zeitliche Entlastung bieten. • Auch Ihr persönliches Fortkommen lässt sich mit Hilfe von KI-Coa‐ ches positiv beeinflussen und unterstützen, wobei die Verantwor‐ tung selbstverständlich immer bei Ihnen selbst bleibt. ▸ Quiz 1. KI-Modelle wie ChatGPT, Claude AI oder Microsoft Copilot sind in der Lage … a: … beliebige Texte nach individuellen Vorgaben zu erstellen. b: … E-Mails zu analysieren und automatisiert zu beantworten. c: … vorgegebene Texte zu analysieren und zusammenzufassen. 2. Die Informationen, die KI-Anwendungen liefern, … a: … sind korrekt und zuverlässig. b: … müssen auf Korrektheit und Stimmigkeit überprüft werden. c: … sind immer auf dem neuesten Stand. ▸ Quiz 133 <?page no="134"?> 3. Mit Hilfe von KI lassen sich … a: … Recherchen umfassend durchführen. b: … Recherchen nicht wirklich effizient durchführen. c: … Recherchen unterstützen, wobei ganz aktuelle Informationen fehlen können. 4. Künstliche Intelligenz kann … a: … kreatives Arbeiten fördern. b: … kreative Arbeit nicht wirklich unterstützen. c: … kreatives Arbeiten überflüssig machen. 5. Mit Hilfe von KI … a: … können Texte in nahezu jede Sprache übersetzt werden. b: … kann gesprochene Sprache simultan bzw. in Echtzeit in nahezu jede Sprache übersetzt werden. c: … kann gesprochene Sprache sehr schnell in nahezu jede Sprache übersetzt werden. 6. Bei der Erstellung von Präsentationen kann KI … a: … den inhaltlichen Aufbau übernehmen. b: … diverse Gestaltungsvorschläge machen. c: … nicht wirklich zeitsparend eingesetzt werden. 7. Spezielle KI-Apps können schon heute viele Dinge erledigen, z. B.: a: To-do-Listen organisieren und priorisieren b: Termine aus E-Mails extrahieren und in einen Kalender eintragen c: Kochrezepte auf Basis des aktuellen Kühlschrankinhalts erstellen 8. KI-Coaches sind in der Lage, … a: … Ihre persönliche Entwicklung zu analysieren und Rückmeldung dazu zu geben. b: … fundiert psychische Befindlichkeiten zu beurteilen und darauf zu reagieren. c: … bei schwerwiegenden Problemen eine psychotherapeutische Behandlung zu ersetzen. 134 8 Zeitmanagement und KI <?page no="135"?> 9 Zeitmanagementtools und Apps Bedienen Sie sich aus dem Zeitmanagementwerkzeugkasten (bei Bedarf) Es existieren mittlerweile Hunderte von Tools und Apps zum Thema Zeit‐ management. Auf den ersten Blick erscheinen viele davon ausgesprochen nützlich - und manche sind es sogar. Wir halten dennoch an dieser Stelle eine klare Selbstbeschränkung für sehr sinnvoll. Denn zu groß ist die Gefahr, sich beim Erkunden dieser „Helferlein“ zu verzetteln und in bester Prokrastinations-Manier das Ausprobieren mit den eigentlichen Aufgaben zu verwechseln, die man eigentlich effektiver erledigen will. Wir möchten uns deshalb hier auf jene Tools konzentrieren, die im Hinblick auf das Thema Alles wird erledigt für unsere Begriffe tatsächlich effektive Strategien und Lösungen bieten - jenseits des Themas KI, dem wir bereits ein eigenes Kapitel gewidmet haben. 1. Die Macht des Outsourcings „Outsourcing“ bedeutet nichts anderes als: „Lass es jemand anderen ma‐ chen! “ Wir haben das Thema bereits kurz bei der Beschäftigung mit dem 80/ 20-Prinzip gestreift, aber es lohnt sich, noch etwas genauer darauf zu schauen. Denn wenn Sie Outsourcing mit Bedacht einsetzen, dann kann es massiv zu Ihrer Produktivität beitragen. Das Ziel ist, dass Sie selbst so viel Ihrer Zeit wie möglich auf das verwenden, was nur Sie selbst tun können, während „Ihre“ Dienstleister den Rest erledigen. Wenn Sie im Englischen einigermaßen firm sind und eine Aufgabe zu übertragen haben, die sprachenunabhängig ist (wie z. B. das Grundgerüst einer Webseite erstellen, Wordpress oder ein anderes CMS auf einem Server installieren, ein Buchcover designen u. ä.), dann sollten Sie sich Fiverr ansehen. Fiverr ist eine englischsprachige Webseite, auf der Menschen aus der ganzen Welt Dienstleistungen (sogenannte „Gigs“) anbieten. In der An‐ fangszeit kosteten diese „Gigs“ jeweils 5 US-Dollar - oder gegebenenfalls ein Vielfaches von 5 Dollar, wenn mehrere „Gigs“ vonnöten waren. Inzwischen ist die Preisgestaltung frei, die 5-Dollar-Zeiten sind vorbei. Die angebotenen Leistungen reichen von Video- und Audioediting über grafische Gestaltung <?page no="136"?> oder das Verfassen von Blogbeiträgen bis hin zu Programmierarbeiten, Hilfe beim Umgang mit Facebook, X, Instagram und Co. und noch sehr viel mehr. Auch Übersetzungen in entlegene Sprachen werden angeboten. Da die meisten Dienstleistungen oder Produkte digital erstellt und geliefert werden, können Sie Fiverr überall auf der Welt nutzen. Inzwischen findet sich auch eine Version der Seite mit deutschsprachigen Angeboten. Das Angebot ist hier naturgemäß nicht so umfangreich wie auf der englischen Seite, aber falls Sie es vorziehen, mit Ihren Auftragnehmern auf Deutsch zu kommunizieren, finden Sie auch hier interessante Angebote. Da die Branche im stetigen Wandel ist, lohnt sich ggf. auch eine aktu‐ elle Internet-Suche, um neue bzw. spezialisierte Alternativen zu Fiverr zu finden. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Buches finden sich neben englischsprachigen Seiten wie Upwork oder Freelancer deutsche Seiten wie z.-B. Textbroker für die Erstellung von Texten oder My-vpa für die Vermitt‐ lung virtueller persönlicher Assistenzen. Für kleinere Arbeiten im Bereich Haushalt können Sie beispielsweise Machdudas, Helpling oder Bookatiger, für Handwerksarbeiten etwa MyHammer oder Undertool nutzen. All diese Anbieter ermöglichen Ihnen, für nahezu jede Dienstleistung ohne Kosten mehrere Angebote einzuholen und daraus dasjenige auszuwählen, das Ihnen am qualifiziertesten und preislich akzeptabelsten erscheint. Obwohl Sie selbstverständlich für die eigentliche Dienstleistung bezahlen müssen, kann sich diese Investition durchaus lohnen, wenn Sie dadurch mehr Zeit für die Dinge zur Verfügung haben, die nur Sie selbst tun können oder die Sie am besten beherrschen. Zusätzlich zu diesen Angeboten gibt es natürlich noch ganz „untechni‐ sche“ Lösungen: Lassen Sie Ihren (Ehe-)Partner oder Ihre Kinder Dinge für Sie erledigen. Sie haben richtig gelesen: Übertragen Sie Ihren Kindern mehr Aufgaben (und damit mehr Verantwortung), letztlich wird das sogar ihrer Persönlichkeits‐ bildung zugutekommen. Machen Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin klar, warum es für Sie so wichtig ist, Ihr Ziel zu erreichen, und bitten Sie sie oder ihn, eine Ihrer zeitfressenden (Routine-)Aufgaben für Sie zu erledigen. Tauschen Sie mit Ihren Freunden. Im Allgemeinen erledigen wir Aufga‐ ben, die wir nicht besonders mögen, sehr langsam. Erledigungen, die wir gerne tun, gehen uns dagegen meistens schneller von der Hand. Falls es also etwas gibt, was Sie ungern tun, von dem Sie aber wissen, dass Ihr Freund oder Ihre Freundin kein Problem damit oder sogar Freude daran hat, dann bieten Sie einen Tausch an. Übernehmen Sie eine Aufgabe, von 136 9 Zeitmanagementtools und Apps <?page no="137"?> der Sie wissen, dass Ihr Freund sie nicht besonders mag, und lassen Sie ihn stattdessen Ihre ungeliebte Tätigkeit übernehmen. Als Nebeneffekt wird beides in aller Regel auf diese Weise sogar schneller erledigt - und mit wesentlich weniger Frustration. Beauftragen Sie Studierende oder Jugendliche, die keine Arbeit haben. Im Normalfall werden die Angesprochenen froh über die Möglichkeit sein, etwas Geld nebenher zu verdienen, und sich auch entsprechende Mühe geben. Das gilt vor allem für den Bereich Computer und Technik. In vielen Städten existiert überdies die Plattform nebenan.de. Hier können Sie in Ihrer direkten Nachbarschaft Menschen finden, die Sie mit Aufgaben betrauen können - gegen Bezahlung oder auch kostenlos, quasi als Nach‐ barschaftshilfe. Hilfreiche Outsourcing-Tools | www.de.fiverr.com, www.freelancer. de, www.machdudas.de, www.helpling.de, www.bookatiger.com, www.upwork.com, www.textbroker.de, www.my-vpa.com, www.my-hammer.de, www.undertool.de, www.nebenan.de 2. Schotten Sie sich gegen Ablenkungen ab Worin steckt für Sie das größte Ablenkungspotenzial? Welches sind die Dinge, die gleichsam die Zeit umlenken, die Sie auf Ihr eigentliches Vorhaben verwenden sollten? Für die meisten Menschen ist das Hauptproblem eines der Folgenden: • E-Mails • im Internet surfen (speziell auf Social-Media-Webseiten) • Telefongespräche (ankommende oder abgehende) • Fernsehen Warum haben diese Ablenkungen viele von uns derart fest im Griff ? Mit Faulheit oder Trägheit muss das keineswegs zu tun haben. Das Internet fixt uns an Aktuelle Forschungen haben gezeigt, dass wir jedes Mal einen kleinen Dopaminstoß bekommen, wenn eine neue E-Mail eintrifft oder wir irgend‐ etwas Interessantes auf einer Webseite entdecken, oder - und hier ganz Bedienen Sie sich aus dem Zeitmanagementwerkzeugkasten (bei Bedarf) 137 <?page no="138"?> besonders - wenn jemand den Like-Button auf unserer Facebook-Seite oder das Herzchen unter einem Instagram-Post anklickt. Nach einer Weile kann dieser Effekt sich leider ähnlich auswirken wie eine Drogensucht. Karen Lindquist, Professorin für Psychologie an der Chapel-Hill-Univer‐ sität in North Carolina, berichtet in einem Interview mit der Financial Times: „Es endet damit, dass Sie Facebook mit Freundlichkeit assoziieren, und das verstärkt Ihr Verhalten natürlich positiv. Und wie bei einer Kokainsucht brauchen Sie dann immer mehr und mehr davon, damit sich dieses Gefühl überhaupt einstellt“. Auch wenn Sie nicht wirklich süchtig sind, ist es auf diesem Hintergrund leicht zu verstehen, wieso aus dem Gedanken „Ich gehe nur kurz online, bevor ich anfange, richtig zu arbeiten“ unversehens Stunden vergeudeter Zeit werden können. Es ist natürlich eigentlich ganz leicht, zu beschließen, dass man seinen Posteingang nicht andauernd checken wird - aber es ist doch sehr hart, das tatsächlich durchzuhalten. Falls auch Sie von diesem Problem betroffen sind, können Sie z. B. auf die Hilfe diverser Apps und Softwaretools zurückgreifen, die Ihren Internetzugang für eine bestimmte Zeitspanne, die Sie selbst vorgeben, sperren können. Falls Sie an einem Mac arbeiten, können Sie kostenlos die englischspra‐ chige App SelfControl downloaden. Das Programm blockiert für eine frei wählbare Zeitspanne den eingehenden und ausgehenden Datenverkehr zu Mailservern und Webseiten. Sie können aber zum Beispiel auch nur den Zugang zu Ihren E-Mails für eine vorgewählte Dauer abschalten, während Ihnen das Internet weiter zur Verfügung steht. Ist SelfControl bzw. sein Timer einmal gestartet, können Sie ihn nicht mehr außer Betrieb setzen, weder durch das Programm selbst, noch, indem Sie es löschen oder Ihren Computer neu starten. Sie können nichts anderes tun, als warten, bis der Timer abgelaufen ist. Für Windows-PCs gibt es die englischsprachige App Blocker in einer kostenlosen oder einer kostenpflichtigen Pro-Version zum Download. Mit Letzterer lässt sich unter anderem auch die Ausführung bestimmter Pro‐ gramme verhindern. Wenn Sie Chrome oder Microsoft Edge als Browser benutzen, ist vielleicht die kostenlose deutschsprachige Erweiterung StayFocusd für Sie interessant. Mit ihrer Hilfe können Sie festlegen, wie viel Zeit Sie sich selbst auf bestimmten Webseiten gestatten wollen. Ist die Zeit aufgebraucht, blockiert 138 9 Zeitmanagementtools und Apps <?page no="139"?> StayFocusd den Zugang zu den fraglichen Seiten für den Rest des Tages. Sie finden die App im Microsoft Store bzw. im Webstore von Chrome. Eine Reihe weiterer solcher Apps - auch für Ihr Smartphone - bietet der Artikel unter diesem Link: https: / / t1p.de/ blockertools Sie müssen sich dem Telefon beugen - oder auch nicht Eine der besten Einrichtungen, Ablenkung auszuschalten, ist inzwischen schon ziemlich alt: Der Anrufbeantworter bzw. die Sprachbox. Ist es nicht wirklich erstaunlich, dass die meisten Menschen geradezu zwanghaft das, was sie gerade tun, unterbrechen, nur weil ihr Telefon oder ihr Handy klingelt? Sollten irgendwelche Außerirdischen unser Verhalten studieren, würden Sie sehr wahrscheinlich zu dem Schluss kommen, dass wir von Telefonen kontrolliert werden. Wenn Sie aber nicht diensthabender Arzt sind oder etwa davon ausgehen müssen, dass der Kanzler Sie umgehend sprechen muss, um sich mit Ihnen über den taktischen Einsatz von Nuklearwaffen zu beraten, dann lassen Sie doch Ihren Anrufbeantworter oder Ihre Sprachbox Ihre Gespräche entgegennehmen. Bekanntermaßen können dort jede beliebige Nachricht aufsprechen, z. B. „Momentan kann ich Ihren Anruf leider nicht persönlich annehmen. Bitte hinterlassen Sie mir eine Nachricht. Ich erledige meine Anrufe für gewöhnlich zwischen drei und vier Uhr nachmittags“ (oder welche Zeit auch immer für Sie die passende ist). Eine solche Nachricht können Sie übrigens als Autoresponder auch für Ihre E-Mails einrichten. Das einäugige Monster in Ihrem Wohnzimmer Ein weiteres großartiges Werkzeug zur Zeitersparnis besitzen Sie höchst‐ wahrscheinlich bereits: Es handelt sich um den Netzschalter an Ihrem Fernseher! Fernsehen! Welch ein Versprechen verbarg sich hinter der ursprünglichen Idee: Rund um die Uhr ein lehrreiches Programm, die gesamte Nation angesichts von Goethes Faust ergriffen vor dem Empfänger vereint … Selt‐ samerweise hat kaum jemand Big Brother vorausgesehen, die bayerischen Lustigkeitskommissare, den Bergdoktor und dergleichen. Selbstverständlich: Es gibt ganz großartige Dokumentationen, Fernsehserien und -filme. Aber letztlich ist es eine Frage der richtigen Wahl: Will ich sehen, was andere getan und erlebt haben, oder will ich selbst etwas tun und erleben? Bedienen Sie sich aus dem Zeitmanagementwerkzeugkasten (bei Bedarf) 139 <?page no="140"?> Die nützlichste Frage in diesem Zusammenhang lautet: „Was werde ich in einem Jahr davon haben, dass ich mir diese Sendung(en) regelmäßig angesehen habe? “. Denn natürlich lautet die Vergleichsfrage: „Was werde ich in einem Jahr davon haben, wenn ich, statt fernzusehen, in der Zeit an meinem (Traum-) Projekt gearbeitet habe? “ Ein Kompromiss könnte sein: Sehen Sie sich die Sendungen, die Sie interessieren, als Belohnung für das Erreichen Ihrer täglichen oder wöchent‐ lichen Ziele an. Im Zeitalter der Mediatheken und des Streamings besteht schließlich sowieso kaum noch die Notwendigkeit, zu einer bestimmten Uhrzeit zwingend „vor der Glotze“ zu sitzen. Hilfreiche Tools gegen Ablenkung | www.selfcontrolapp.com, www.getcoldturkey.com (Blocker), www.t1p.de/ blockertools, Netz‐ schalter am Fernseher 3. Unterstützen Sie sich durch Angewohnheiten, Auslöser und Rituale Wenn wir uns etwas zur Gewohnheit gemacht haben, dann müssen wir nicht mehr darüber nachdenken, es zu tun. Wenn Sie sich also Schreiben, Fitnesstraining, Saxophon üben oder was auch immer Sie tun wollen, angewöhnen, dann werden Sie wesentlich weniger inneren Widerständen dagegen begegnen. Viele Autorinnen und Autoren pflegen zum Beispiel gewisse Rituale, die ihnen gleichsam signalisieren, dass sie bereit sind, zu schreiben. Das kann eine frische Tasse Kaffee oder Tee sein, die sie auf ihrem Schreibtisch abstel‐ len, eine bestimmte CD, die sie abspielen, eine bestimmte Kopfbedeckung, die sie aufsetzen, oder was auch immer. Es mag kindisch anmuten, aber solche Dinge können tatsächlich auch als Auslöser funktionieren - Sie können ein Signal an Ihr Gehirn senden, dass es nun an der Zeit ist, alles andere beiseitezulegen und mit der Arbeit zu beginnen. Es ist deshalb eine hervorragende Idee, sich eine Art Ritual anzugewöhnen. Das sollte etwas sein, das wenig Zeitaufwand benötigt und leicht zu bewerkstelligen ist. Auch ein bestimmter Platz kann ein Auslöser sein. Deshalb ist es beispiels‐ weise sinnvoll, möglichst oft an ein und demselben Ort kreativ zu arbeiten, aber einen anderen Ort aufzusuchen, um die Ergebnisse der kreativen 140 9 Zeitmanagementtools und Apps <?page no="141"?> Arbeit zu prüfen und zu bewerten. Natürlich können sich diese beiden Orte an Ihrem Lebensmittelpunkt befinden. Der „kreative Ort“ kann etwa Ihr Schreibtisch sein, der „Ort der Kritik“ Ihr Sofa oder Ihr Sessel. Indem Sie verschiedene Orte für verschiedene Tätigkeiten etablieren, schaffen Sie ent‐ sprechende Auslöser und verhindern, dass die Tätigkeiten sich vermischen. Sie können sich auch Ihr eigenes Ritual schaffen. Legen Sie - in nicht mehr als drei oder vier Schritten - eine Abfolge der Aktivitäten fest, die zur Erreichung Ihres Ziels notwendig sind. • Schreiben Sie auf, was Sie in den nächsten 45 Minuten erledigen wollen. • Legen Sie alle Materialien bereit, die Sie für Ihre Aufgabe benötigen. • Stellen Sie alles ab, was Sie unterbrechen könnte, wie zum Beispiel Ihr Telefon, das Signal für neue E-Mails usw. • Stellen Sie einen Timer, der sich nach 45 Minuten meldet, und arbeiten Sie für die nächsten 45 Minuten ohne Unterbrechung an Ihrer Aufgabe. Danach legen Sie eine kurze Pause ein und fahren nach demselben Schema fort. Gehen Sie sich selbst gegenüber die Verpflichtung ein, diesem „Ritual“ für die nächsten 30 Tage zu folgen. Obwohl sich Experten nicht darüber einig sind, wie lange man letztlich benötigt, um sich ein neues Verhalten anzugewöhnen, dürften 30 Tage doch eine gute Basis sein. Definieren Sie einen eindeutigen Auslöser. Wenn Sie beispielsweise beschließen, jeden Abend zwischen 19: 00 Uhr und 20: 00 Uhr an Ihrem Projekt zu arbeiten, stellen Sie sich einen Wecker (oder den Timer in Ihrem Handy), der kurz vor 19: 00 Uhr läutet. Auf diese Weise verpassen Sie nicht versehentlich Ihre Startzeit, weil Sie gerade mit etwas vollkommen anderem beschäftigt sind. Passen Sie Ihr Schema an. Wenn irgendetwas nicht oder nur schlecht funktioniert, dann ändern Sie es. Justieren Sie so lange, bis Sie die beste Vorgehensweise für sich gefunden haben, und bleiben Sie dabei, solange es funktioniert. Zwar sehnen sich insbesondere kreative Menschen nach Abwechslung, aber wenn sich etwas als effektiv erweist, dann ändern Sie die wesentlichen Rahmenbedingungen nicht. Haben Sie zum Beispiel einen Online-Kalender gefunden, mit dem Sie gut zurechtkommen, dann installieren Sie keinen anderen Kalender, nur, weil das alte System Sie zu langweilen beginnt. Ändern Sie gegebenenfalls das Aussehen oder das Format, wenn es unbedingt sein muss, aber bleiben Sie bei dem System, das funktioniert und das Sie beherrschen. Bedienen Sie sich aus dem Zeitmanagementwerkzeugkasten (bei Bedarf) 141 <?page no="142"?> Der Schlüssel zur Ausbildung einer neuen Gewohnheit liegt darin, sich permanent selbst an das neue Verhalten zu erinnern, bis es zum „Selbst‐ läufer“ geworden ist. Eine der simpelsten und bewährtesten Methoden, sich zu erinnern, sind … Haftnotizen! Bringen Sie diese wichtigen Erinne‐ rungsstützen überall dort an, wo Sie sie zur rechten Zeit erst gar nicht übersehen können - auf Ihrem Computermonitor, am Spiegel, auf Ihrer Kühlschranktür, an Ihrer Wohnungstür … Vergessen Sie aber nicht: Alles, was wir permanent unverändert vor Augen haben, läuft Gefahr, gewissermaßen unsichtbar zu werden. Wir widmen diesen Dingen dann einfach keine Aufmerksamkeit mehr. Erneuern Sie Ihre Notizen also regelmäßig. Variieren Sie sie. Benutzen Sie unter‐ schiedliche Farben. Malen Sie kleine Doodles darauf. Kleben Sie kleine Zeitungsausschnitte daran. Tun Sie einfach alles, was Ihnen sonst noch einfällt, um sicherzustellen, dass Ihr Blick auf Ihre Notizen fällt und Sie sie nicht übersehen können. Wenn Sie viel am Computer arbeiten, können Sie auch die elektronische Version der Haftnotiz namens GloboNote verwenden. Dieses kostenlose Programm beinhaltet - trotz englischer Webseite - eine deutsche Version für Mac, Windows und Linux und bietet eine Vielzahl von Optionen, Notizen anzulegen und sie z. B. zu vorgegebenen Zeitpunkten auf Ihrem Monitor erscheinen zu lassen. Hilfreiches zu Angewohnheiten, Auslösern und Ritualen | Haft‐ notizen, www.globonote.info 4. Machen Sie Pausen Es mag Ihnen vielleicht verwegen erscheinen, dass Ihnen in einem Kurs, in dem es darum geht, effektiver zu werden und möglichst viel erledigen zu können, regelmäßige Pausen ans Herz gelegt werden. Es gibt aber inzwi‐ schen eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass Pausen ausgesprochen sinnvoll sind und erheblich zur Effizienz beitragen können. Jeder Mensch muss einfach von Zeit zu Zeit seine Akkus wieder aufladen. Und davon ganz abgesehen: Pausen können helfen, Blockaden zu überwinden, falls das nötig sein sollte. 142 9 Zeitmanagementtools und Apps <?page no="143"?> Die Betreiber der Webseite FuelYourCreativity haben ihre Besucher in einer Umfrage danach gefragt, wie sie mit kreativen Blockaden umgehen. Die Antworten waren eindeutig: „Die Nummer 1 aller Antworten, die wir bekamen, lautete: Abstand zum Projekt gewinnen. Vor allem: Nach draußen gehen. Über die Hälfte aller Befragten war sich einig, dass sie damit am besten gefahren sind. Lassen Sie hinter sich, woran auch immer Sie gerade arbeiten, brechen Sie aus in die reinigende Natur und lassen Sie sich von Ihrer Kraft überspülen und erfrischen.“ Die zweithäufigste Antwort lautete: „Musik hören“, und die dritthäufigste: „Irgendetwas tun, was mit dem Projekt nichts zu tun hat“. Weitere Ant‐ worten waren: „Kaffee“, „Kunst“, „sich mit Freunden oder Verwandten unterhalten“ oder auch „im Internet surfen“. Dafür, dass ein Aufenthalt in der Natur besonders gut wirkt, gibt es eine wissenschaftliche Begründung. Die Umweltpsychologin Andrea Fa‐ ber-Taylor hat in einem Artikel für die Zeitschrift Utne einige faszinierende Informationen darüber veröffentlicht, wie der Kontakt mit der Natur Ängste und Stress lösen und Heilungsprozesse unterstützen kann. Sie führt aus, dass „direkte Aufmerksamkeit“ (wie sie etwa für die Erstellung von Präsentatio‐ nen oder für das Schreiben erforderlich ist) uns ermüdet. „Unwillkürliche Aufmerksamkeit“ hingegen (beispielsweise beim Meditieren oder beim ziellosen Umherschweifen des Blickes in natürlicher Umgebung) gibt der Fähigkeit zur „direkten Aufmerksamkeit“ die Gelegenheit, sich zu erholen. Auch wenn Sie mitten in der Stadt leben, können Sie diese Form des Naturerlebens praktizieren - in einem botanischen Garten oder Park zum Beispiel. Möglicherweise wirkt sogar der Blick auf ein Pflanzenarrangement bei Ihnen zuhause oder in Ihrem Büro. Und falls Sie wirklich gar keine Möglichkeit haben, Ihren Arbeitsplatz zu verlassen, versuchen Sie es doch einfach mit Naturvideos. Hilfreiches zu Pausen | Natur(-videos), www.youtube.com, www.vimeo.com, Musik-Streaming, www.spotify.com 5. Führen Sie eine einfache To-do-Liste Es gibt unglaublich viele und unterschiedliche Methoden zum Führen einer To-do-Liste und ebenso viele kostenlose und kostenpflichtige Vordrucke Bedienen Sie sich aus dem Zeitmanagementwerkzeugkasten (bei Bedarf) 143 <?page no="144"?> und Formulare sowie - gefühlt - unendlich viele Apps. Nachdem wir viele dieser Methoden ausprobiert haben, empfehlen wir aber tatsächlich den Klassiker: Die einfache Liste auf Papier. Das ist natürlich in gewisser Weise altbacken, und wenn Sie persönlich lieber eine App oder Ähnliches benutzen wollen, dann tun Sie das gerne. Wichtig ist nur, dass Ihre To-do-Liste folgende Merkmale aufweist: • Die Liste ist aus Ihren Zielen abgeleitet und sie stimmt mit diesen Zielen überein. Wenn Sie jemand sind, der gerne im Voraus plant, oder wenn das Projekt, an dem Sie arbeiten, von sich aus einen langen Planungsvorlauf erfordert, dann ist es womöglich ratsam, von Ihrem Ziel ausgehend rückwärts vorzugehen. Dabei notieren Sie die einzelnen Schritte in immer kürzer werdenden Zeitabständen. • Nehmen wir an, Sie haben sich vorgenommen, innerhalb von sechs Monaten ein Online-Business auf die Beine zu stellen. Wenn Sie sich Klarheit über die großen Schritte, die dazu nötig sind, verschafft haben, können Sie festlegen, was Sie bis zum Ende des sechsten Monats geschafft haben müssen. Von dort ausgehend können Sie die Aufgaben für jeden Monat herunterbrechen, von dort aus für jede Woche und schließlich für jeden Tag. • Die Liste enthält wirklich nur jene Elemente, die Sie auch tatsächlich am jeweiligen Tag bearbeiten wollen. Überladen Sie sie nicht mit Dingen, von denen Sie hoffen, dass Sie sie eventuell ebenfalls erledigen können, denn dann schieben Sie diese ggf. unerledigten Dinge immer von einem Tag auf den nächsten weiter vor sich her. • Die Aufgaben sollten in der Reihenfolge auf der Liste stehen, in der Sie planen, sie zu erledigen. Vielleicht müssen Sie dazu zuerst alle Aufgaben aufschreiben und sie erst danach in die richtige Reihenfolge bringen. • Die Liste sieht einen täglichen Puffer von mindestens 30 Minuten vor, in denen Sie unvorhergesehene Aufgaben erledigen können. • Wenn Sie eine Aufgabe vom Vortag übernehmen mussten, wird diese die Nummer 1 auf der Liste für den neuen Tag. Das verhindert, dass Sie eine unerledigte Aufgabe einfach weiter vor sich herschieben, weil Sie sie im Grunde vielleicht gar nicht erledigen wollen. Am Ende jedes Tages sollten Sie Ihre Ergebnisse kurz überprüfen. Falls Dinge nicht so gelaufen sind, wie Sie sie geplant hatten: Was war das Problem? Wie können Sie sicherstellen, dass das nicht wieder passiert? Es könnte hilfreich sein, bei dieser Frage die Kapitel dieses Buches Revue 144 9 Zeitmanagementtools und Apps <?page no="145"?> passieren zu lassen. Womöglich ist das zugrundeliegende Problem ja mit einer der behandelten Methoden in den Griff zu bekommen. Falls Sie eine elektronische To-do-Liste bevorzugen, widerstehen Sie besser der Versuchung, im Netz die beste App zu finden. Die Angebote sind, wie gesagt, extrem zahlreich, und damit ist die Chance, viel Zeit mit einer solchen Suche zu vertrödeln, entsprechend groß. Probieren Sie stattdessen die App Remember the Milk aus. Die Basisversion des Programms ist kostenlos und auch auf Deutsch verfügbar. Es vernetzt sich mit allen Geräten, auf denen Sie es benutzen, und Sie können es mit unzähligen Diensten und (Mail-)Programmen verbinden. So lassen sich etwa auch Ihre E-Mails organisieren, Aufgaben online verwalten, mit anderen teilen und vieles mehr. Hilfreiches zu To-do-Listen | Papier, www.rememberthemilk.com 6. Bündeln Sie alle Informationen an einem Ort Evernote ist ein hervorragendes, mehrsprachiges Programm, mit dem Sie alle möglichen Informationen an einem zentralen Ort aufbewahren und verwalten können. Außerdem synchronisiert sich Evernote mit allen möglichen Geräten unter MacOS, Windows, iOS, Android und weiteren Betriebssystemen, auf denen Sie es installiert haben und benutzen. Die Basisversion ist kostenlos, für mehr Daten- und Uploadvolumen und weitere Funktionen können Sie - kostenpflichtig - upgraden. Durch ein integriertes Schlagwortsystem ist es einfach, in Evernote, Notizen, Dateien und sonstige Informationen wiederzufinden. Auch das Programm Goodnotes wird als Notizen-App bezeichnet, bietet aber ungleich viel mehr Möglichkeiten, als lediglich - auch handschriftliche - Notizen auf Wunsch plattformübergrei‐ fend zu erstellen und zu verwalten. Es gibt Versionen des Programms für MacOS bzw. iOS, Windows, Android und auch eine Webversion. Informa‐ tionen jeglicher Art können verarbeitet und zusammengeführt werden. Eine limitierte kostenlose Version steht zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es einen Abonnementplan sowie die Möglichkeit einer Einmalzahlung. Es lohnt sich, beide Programme miteinander zu vergleichen, bevor Sie sich für eines entscheiden - nicht nur hinsichtlich des Preises, sondern auch mit Blick auf Ihre persönlichen Vorlieben für die unterschiedlichen Funktionsweisen. Da beide Programme sehr mächtig sind, besteht zugege‐ Bedienen Sie sich aus dem Zeitmanagementwerkzeugkasten (bei Bedarf) 145 <?page no="146"?> benermaßen Prokrastinationsgefahr, wenn Sie sich zu lange mit der Vielzahl der Funktionalitäten beschäftigen. Deshalb: Fangen Sie mit den Basics an, wenn Sie diese Programme ausprobieren, und vertiefen Sie sich ggf. erst später mit den Feinheiten, wenn Sie wissen, welches Programm Sie einsetzen wollen. Hilfreiches zur Informationsbündelung | www.evernote.com, www.goodnotes.com 7. Legen Sie ein komplettes Backup Ihrer Daten in der Cloud an Evernote kann Ihre Arbeiten und Notizen auf dem programmeigenen Server speichern. Falls Sie aber etwa mit Goodnotes arbeiten, oder darüber hinaus Ihre Fotos, Videos, Audiodateien oder Duplikate von wichtigen Dokumenten online speichern wollen, dann bietet sich ein separater Cloud-Service an. Kostenpflichtige Cloud-Anbieter gibt es inzwischen Unzählige. Aber es haben z. B. auch viele (Mail-)Provider kostenlosen Speicherplatz für Daten im Gepäck. Wenn Sie eine Google-Mailadresse nutzen, verfügen Sie aktuell (im Jahr 2025) automatisch über 15 GB kostenlosen Speicherplatz auf der zugehörigen Google Drive. Eine kostenlose Apple-ID bietet 5 GB, der Anbieter pCloud schenkt Ihnen 10 Gigabyte, und Kunden der Telekom können ohne Mehrkosten 15 GB in ihrer persönlichen Magenta Cloud nutzen. Falls Sie viel Material, aber wenig Geld haben, ist eine empfehlenswerte Vorgehensweise, einen kostenlosen Anbieter z.-B. für Ihre Fotos zu nutzen, den nächsten für Ihre Videos, den Dritten für Textdokumente usw. Unserer Ansicht nach ist es aber durchaus sinnvoll, mehr Speicherplatz zu kaufen, um alle Daten bei einem einzigen Anbieter zu lagern. Wir selbst nutzen Dropbox und pCloud, aber es gibt, wie gesagt, viele andere ebenbürtige An‐ bieter, von denen die meisten auch die Möglichkeit bieten, anderen (selektiv) Zugang zu den eigenen Daten zu gewähren und auch umfangreiche Dateien hochzuladen. Falls es Ihnen wichtig ist, dass Ihre Daten nicht irgendwo auf der Welt gespeichert werden, bieten deutsche Anbieter wie T-Online mit Magenta Cloud, Strato mit HiDrive, IONOS mit HiDrive Cloud-Speicher und andere Speicherplatz auf Servern an, die in Deutschland betrieben werden. pCloud speichert die Daten auf Servern in der Schweiz. Es gibt diverse Apps und Programme, die es erlauben, automatisierte Backups anzulegen. Wir raten Ihnen, genau das zu tun. Denn danach werden 146 9 Zeitmanagementtools und Apps <?page no="147"?> Sie nie wieder Zeit damit verschwenden, im Falle eines Verlustes mühsam Materialien wiederherzustellen, von denen Sie sicher waren, dass Sie sie irgendwo gespeichert hatten - oder die sich auf einer plötzlich defekten Festplatte befanden. Wir empfehlen Ihnen darüber hinaus ausdrücklich, sich zusätzlich abzu‐ sichern und Ihre wichtigsten Daten mindestens ein weiteres Mal zu sichern - zum Beispiel auf einer externen Festplatte oder einem persönlichen lokalen NAS (Network Area Storage). Es heißt nicht umsonst: Ein einziges Backup ist eigentlich kein Backup. Hilfreiches zu Backups | www.dropbox.com, www.pcloud.com, www.cloud.telekom-dienste.de, www.strato.de/ cloud-speicher, www.cloud.ionos.de 8. Behalten Sie den Überblick darüber, wie Sie Ihre Zeit nutzen Viele Menschen sind ausgesprochen schlecht darin, richtig einzuschätzen, wie viel Zeit sie für eine Aufgabe benötigen. Probieren Sie einmal Folgendes aus: Notieren Sie an einem normalen Tag, wie Sie den Zeitbedarf für das, was Sie vorhaben, einschätzen - also wie viel Zeit Sie für Ihre Aktivitäten aufwenden werden. Anschließend schreiben Sie auf, wie viel Zeit Sie jeweils tatsächlich benötigt haben, und vergleichen die Ergebnisse. Sehr wahrscheinlich werden Sie gravierende Unterschiede feststellen. Mit der englischsprachigen, kostenlosen Zeiterfassung Toggl können Sie eine unbegrenzte Liste von Projekten anlegen und die Einträge jeweils farblich unterschiedlich markieren. Dann wählen Sie eine Aufgabe aus und ein Timer erscheint, Sie klicken auf den Startknopf, wenn Sie mit der Aufgabe beginnen, und am Ende klicken Sie auf den Stop-Knopf. Auf einem eingeblendeten Dashboard können Sie ablesen, wie Sie vorankom‐ men. Wenn Sie offline arbeiten, registriert das System Ihre Arbeitszeit trotzdem und synchronisiert sich, sobald Sie wieder online sind. Toggl gibt es webbasiert und als App für unterschiedliche Plattformen, und es ist in verschiedene andere Anwendungen integrierbar, unter anderem in Google Mail. Die Basisversion ist kostenlos. Ein deutschsprachiges Pendant zu Toggl mit nahezu identischer Funktionalität ist Clockify. Auch Clockify ist in der Basisversion kostenlos. Bedienen Sie sich aus dem Zeitmanagementwerkzeugkasten (bei Bedarf) 147 <?page no="148"?> Wenn Sie die meiste Zeit online arbeiten, dann könnte Rescue Time interessant für Sie sein. Das (englischsprachige) Programm registriert im Hintergrund Ihre Aktivitäten und zeichnet beispielsweise auf, welche Web‐ seiten Sie wie lange besucht haben. Darüber hinaus kann es bestimmte Webseiten auf Ihren Wunsch hin sperren! Die kostenlose Basisversion Rescue Time Lite erlaubt das Definieren von Zielen (bzw. schlägt Ihnen, abhängig von Ihrem Input, sogar selbst welche vor) und sendet Ihnen per E-Mail einen wöchentlichen Report darüber, womit Sie Ihre Zeit verbracht haben. Zusätzlich gibt es auch ein Dashboard, das Ihnen erlaubt, Ihre Zeitnutzung direkt im Blick zu behalten. Wenn Sie sicher sein wollen, die richtige Balance zwischen Arbeit und Pausen zu haben, können Sie natürlich einfach eine Eieruhr benutzen - oder einen Online Timer in einem separaten Tab Ihres Browsers. Tatsächlich heißt eines der vielen englischsprachigen Angebote Online Timer. Damit können Sie sehr einfach Alarmzeiten festlegen und einen Countdown oder eine Stoppuhr einstellen. Falls es Ihnen an Ihrem Arbeitsplatz zu still ist, bietet sich die Möglichkeit, während der ablaufenden Zeit diverse Hinter‐ grundgeräusche einzublenden, von Regen und Gewitter über eine schnur‐ rende Katze oder eine blökende Schafherde bis hin zu Meeresrauschen. Mit WebUhr gibt es auch eine einfachere Version in deutscher Sprache. Hilfreiches zur Zeiteinteilung | www.toggl.com, www.clockify.me, www.rescuetime.com, www.onlineclock.net, www.webuhr.de 9. Mit anderen zusammenarbeiten Wenn Sie häufig in Arbeitsgruppen oder mit Kolleginnen und Kollegen im Team arbeiten, dann ist es wichtig, dass sich jeder leicht einen Überblick über die Arbeit der anderen Teammitglieder verschaffen und sich austauschen kann. Die deutschsprachige Projektmanagement-Software Trello arbeitet über verschiedene Plattformen und Geräte hinweg. Sie können damit Auf‐ gaben festlegen, Meetings anberaumen und vieles mehr - und es ist leicht auf Ihre individuellen Anforderungen anpassbar. Die Basisversion ist kostenlos, für umfangreichere Funktionen fallen Gebühren pro Teammitglied an. Eine Alternative zu Trello ist MeisterTask. Es ist in der Basisversion ebenfalls kostenlos und erlaubt hierbei das Anlegen von bis zu drei Projekten bei einer unbegrenzten Anzahl von Teammitgliedern. Wie Trello ist auch MeisterTask 148 9 Zeitmanagementtools und Apps <?page no="149"?> auf allen gängigen Plattformen verfügbar. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von kostenlos verfügbaren Projektmanagement-Tools, sowohl für kleinere, wie auch für umfangreichere Projekte. Eine Google-Suche hilft hier sofort weiter - leider auf die Gefahr, sich zu verzetteln … Hilfreiches zur Zusammenarbeit | www.trello.com/ de, www.meistertask.com/ de 10. Gratisangebote Es finden sich im Netz diverse Top-100-Listen von Gratisangeboten bzw. Freeware-Programmen für PC und Mac. Nicht selten werden sie von großen Computerzeitschriften bereitgestellt und regelmäßig aktualisiert, es gibt aber auch Computerenthusiasten, die entsprechende Listen ins Netz stellen. Darin lassen sich etliche Perlen finden, die die Erledigung verschiedenster Aufgaben wesentlich erleichtern bzw. produktiver und effizienter gestalten können. Viele Lösungen stehen zudem kommerziellen Angeboten quasi kaum nach. Zu finden sind unter anderem z. B. Programme zum Logodesign, (Hintergrund-) Geräusche und Farb-Generatoren, Konzentrationshelfer, Projektmanagementsoftware, Cloud-Speicher, Onlinekurse, Rechnungsge‐ neratoren, Generatoren für Domainnamen, Korrektur-Apps, Bild-Optimie‐ rer, Bildbearbeitungssoftware, Lizenzfreie Bilder und Fotos, Schriften und Icons, Lösungen zum Versand großer Dateien und vieles mehr. Allerdings ist, wie schon angemerkt, die Gefahr groß, sich beim Durch‐ forsten dieser Listen zu verzetteln. Insofern ist hier Vorsicht geboten - und Selbstdisziplin gefragt. Sehr leicht kann es passieren, dass Sie die Suche nach einer passenden Software für eine bestimmte Aufgabe mit der Arbeit an eben dieser Aufgabe verwechseln. Sie erinnern sich sicher an das Kapitel zum Thema „Prokrastination“. Der einfachste Weg, entsprechende aktuelle Angebote zu finden, ist natürlich eine Internet-Suche, etwa mit den Stichworten „Top 100 Freeware“ oder „die besten kostenlosen Programme“. Achten Sie dabei darauf, dass das Datum der jeweiligen Veröffentlichungen möglichst aktuell ist. Am besten ist, wenn Sie die gefundenen Listen bei Gelegenheit kurz durchgehen und sich notieren, was Sie davon in der nächsten Woche, im nächsten Monat (oder wann auch immer) ausprobieren wollen. Wenn Sie Bedienen Sie sich aus dem Zeitmanagementwerkzeugkasten (bei Bedarf) 149 <?page no="150"?> mit einem neuen Projekt anfangen, können Sie Ihre persönliche Liste erneut checken, um ggf. relevante Angebote ausfindig zu machen. Wenn Sie bereits wissen, für welchen Bereich (z.-B. Produktivität, Brain‐ storming, Infografiken, Bildbearbeitung, Cloudspeicher etc.) Sie eine Lösung benötigen, dann suchen Sie gezielt nach. Meistens führt tatsächlich ein Suchausdruck wie „die besten … Tools“ zu einem nützlichen Ergebnis. Machen Sie es nicht kompliziert! Sie haben sicher inzwischen bemerkt, dass einige der Methoden, die wir empfehlen, eher Low-Tech oder sogar No-Tech sind. Der Grund dafür ist, dass es leider, wie oben schon angedeutet, sehr einfach ist, Opfer des „Was für ein schönes neues Spielzeug“-Syndroms zu werden. Überlegen Sie kurz: Wie viele Apps haben Sie beispielsweise auf Ihrem Smartphone? Und wie viele davon nutzen Sie wirklich regelmäßig? Hier verbirgt sich ein weiteres Feld, auf das das 80/ 20-Prinzip in aller Regel zutrifft. Durchschnittlich sind auf Smartphones rund 100 Apps installiert, von denen aber nur wenige wirklich genutzt werden. Einige der weniger Genutzten sind in bestimmten Situationen nützlich, aber viele werden auch nur deshalb installiert, weil sie anfangs cool sind. Wenig später erinnern wir uns manchmal nicht einmal mehr daran, wozu sie eigentlich dienen sollten. Dasselbe gilt für Software und jede Art von Technik. Wir verbringen wertvolle Zeit damit, die Bedienung eines neuen Systems zu erlernen, anstatt inhaltlich konstruktiv an dem zu arbeiten, was unsere eigentliche Aufgabe ist. Auch das kann leicht zu einer aktionistischen Form von Aufschieberitis führen. Abgesehen von den erwähnten Programmen und Tools gibt es selbstver‐ ständlich Unmengen weiterer Angebote, von denen andere Menschen viele ebenfalls nützlich finden, wie zum Beispiel Passwort-Apps oder Programme zum Organisieren von E-Mails und etliches mehr. Die beste Strategie im Umgang mit diesen Angeboten besteht allerdings definitiv darin, sich erst dann mit ihnen zu beschäftigen, wenn Sie sie wirklich benötigen. Das ist in jedem Fall besser, als irgendetwas herunterzuladen oder gar zu kaufen, weil es raffiniert erscheint und Sie es vielleicht irgendwann einmal gebrauchen könnten. Wenn Sie wissen, dass Sie auf neue Dinge fliegen, ganz egal, ob Sie sie brauchen oder nicht, dann melden Sie sich z. B. von Mailinglisten 150 9 Zeitmanagementtools und Apps <?page no="151"?> ab, die Ihren Posteingang mit Ankündigungen vielversprechender neuer Spielzeuge und Programme vollstopfen. Sollten Sie jemals etwas davon wirklich brauchen, werden Sie es garantiert auch ohne entsprechende Ankündigung finden. Die Kernpunkte dieses Kapitels • Nutzen Sie Möglichkeiten zum Outsourcing, um mehr Zeit für jene Dinge zu haben, die nur Sie selbst tun können, die Sie wertvoll finden und die Ihnen die größte Befriedigung verschaffen. • Schotten Sie sich gegen Unterbrechungen ab. Ein Schlüssel dazu können Programme sein, die für einen Zeitraum, den Sie selbst bestimmen, Ihren Zugang zum Internet oder zu bestimmten Pro‐ grammen unterbinden. • Entwickeln Sie Angewohnheiten, Auslöser und Rituale, die es Ihnen leichter machen, produktiv zu sein, und sorgen Sie besonders anfangs dafür, dass Sie sich daran erinnern. • Machen Sie Pausen, vor allem in der Natur, um Burnout und ähnlichen Erschöpfungszuständen vorzubeugen. Naturvideos und Meditation, mit oder ohne Musikuntermalung, sind ebenfalls gute Hilfsmittel. Durch gezielte Pausen gewinnen Sie letztlich mehr Zeit und Produktivität, als Sie verlieren. • Führen Sie eine einfache To-do-Liste, entweder auf Papier oder elektronisch. Schreiben Sie aber nur jene Aufgaben auf, die Sie realistischer Weise am betreffenden Tag auch schaffen können. Wenn Sie etwas auf den nächsten Tag übertragen müssen, dann sorgen Sie dafür, dass Sie das als Erstes erledigen. • Bewahren Sie alle Informationen möglichst an einem Ort auf, wo Sie sie leicht wiederfinden können. • Machen Sie regelmäßig Backups Ihrer wichtigen Daten, in der Cloud und/ oder auf externen Datenträgern. • Behalten Sie im Auge, wie Sie mit Ihrer (Arbeits-)Zeit umgehen. • Wenn Sie im Team mit anderen arbeiten, nutzen Sie entsprechende Tools und Programme, damit alle Teammitglieder immer über das, was passiert, auf dem Laufenden sind, um sich die Zeit für entsprechende Nachfragen (und das Warten auf die Antworten) zu sparen. Die Kernpunkte dieses Kapitels 151 <?page no="152"?> • Vor allem: Machen Sie es nicht zu kompliziert! Kümmern Sie sich um etwaige Hilfsmittel (Tools, Programme) erst dann, wenn Sie sie tatsächlich benötigen, und nicht, weil ihr Neuigkeitswert sie interessant macht. Wählen Sie, falls nötig, diejenige Lösung, die Sie am Leichtesten nutzen können, während Sie an der Erreichung Ihres Ziels arbeiten. ▸ Quiz 1. Um mehr Zeit für jene Dinge zu haben, die nur Sie selbst tun können, … a: … arbeiten Sie schneller. b: … nutzen Sie Möglichkeiten zum Outsourcing. c: … setzen Sie vermehrt Computerprogramme ein. 2. Um sich gegen Unterbrechungen abzuschotten, können Sie … a: … softwaregesteuert den Zugang zum Internet unterbinden. b: … Ihren Mailempfang zeitweise ausschalten. c: … sämtliche Anrufe auf die Mailbox umleiten lassen. 3. Welche Maßnahmen machen es Ihnen garantiert leichter, produktiv zu sein? a: Dezente Musikuntermalung b: Angewohnheiten, Auslöser und Rituale c: Regelmäßige Pausen 4. Wo sollten Sie Ihre Pausen verbringen, damit sie sich positiv auf Ihre Produktivität auswirken? a: In der Natur b: In einem ruhigen Pausenraum c: Mit Kollegen und Kolleginnen 5. Auf Ihrer täglichen To-do-Liste sollte nur stehen, … a: … was Sie am betreffenden und dem folgenden Tag erledigen müssen. b: … was Sie am betreffenden und den folgenden Tagen erledigen sollten. c: … was Sie realistischer Weise am betreffenden Tag schaffen können 152 9 Zeitmanagementtools und Apps <?page no="153"?> 6. Wo sollten Sie Informationen aufbewahren? a: … An einem einzigen Ort b: … An Ihrem Arbeitsplatz c: … In mehreren möglichst eindeutig beschrifteten Mappen und Ordnern 7. Wie lautet die wichtigste Devise zum Umgang mit (elektronischen) Hilfsmitteln? a: Machen Sie es nicht zu kompliziert! b: Je komplexer, desto leistungsfähiger. c: Die Systemkompatibilität muss gewährleistet sein. 8. Kümmern Sie sich um Hilfsmittel, die Ihnen die Arbeit erleichtern können, … a: … wenn Sie davon Kenntnis erhalten. b: … wenn Sie sie benötigen. c: … wenn Sie Ihnen interessant und nützlich erscheinen. ▸ Quiz 153 <?page no="155"?> ✻ Exkurs | Das produktivste Verhältnis zwischen Arbeit und Pausen Wir wissen heute, dass es sich kontraproduktiv auf die Arbeitsleistung auswirkt, wenn man keine Pausen einlegt. Wie aber sieht das ideale Verhältnis zwischen Arbeits- und Pausenzeiten aus? Und was sollte man sinnvollerweise in einer Pause tun, damit sie optimal wirkt, so dass man anschließend tatsächlich erholt weiterarbeiten kann? Die Firma Draugiem, die im Bereich soziale Netzwerke tätig ist, hat die Arbeits- und Pausenmuster ihrer Mitarbeitenden untersucht. Dabei wurden jene 10% der Belegschaft in den Blick genommen, die sich durch den höchsten Grad an Eigeninitiative auszeichneten. Im Ergebnis zeigte sich, dass diese Mitarbeiter durchschnittlich 52 Minuten lang konzentriert an einer Aufgabe arbeiteten, bevor sie eine Pause von 17 Minuten einlegten. Was Sie in der Pause (nicht) tun sollten Ein weiteres wichtiges Ergebnis war, dass diese Mitarbeiter ihre Pause nicht dazu nutzten, ihre E-Mails oder Social-Media-Konten zu checken. Tatsächlich verbrachten sie die Pausenzeiten ohne jegliche Bildschirmakti‐ vität. Sie gingen unter anderem spazieren, lasen oder unterhielten sich mit Kolleginnen und Kollegen über Themen, die nichts mit ihrer Arbeit zu tun hatten. Gelegentlich entgegnen Leute, dass sie gar kein Bedürfnis verspüren, ihre Arbeit zu unterbrechen, wenn sie einmal so richtig „drin“ sind. Das kann eine Zeit lang funktionieren, aber die Gefahr ist groß, dass man doch nach einigen Stunden einfach zu erschöpft ist, um auf demselben Energielevel weiterzuarbeiten. Der 52/ 17-Ansatz (oder auch 45/ 15) erlaubt es hingegen, das Energielevel den ganzen Arbeitstag über konstant aufrechtzuerhalten. Abgesehen davon: Wenn Sie eine Arbeit bewusst unterbrechen, bedeutet das gemeinhin, dass Sie ganz genau wissen, was Sie zu tun haben, wenn Sie an Ihren Arbeitsplatz zurückkehren - das macht es einfacher, wieder einzusteigen. Weitere Studien haben gezeigt, dass es ebenfalls kontraproduktiv ist, die Mittagspause auszulassen. Gleichzeitig bedeuten längere Arbeitszeiten <?page no="156"?> keineswegs, dass mehr Arbeit erledigt wird, bzw. kürzere Arbeitszeiten, dass das Arbeitspensum sich verringert. Das haben gerade die in letzter Zeit im‐ mer häufigeren Umstellungen auf die Vier-Tage-Woche in unterschiedlichen Branchen gezeigt. Wenn Sie respektieren, dass es tatsächlich so etwas wie eine „Macht der Pause“ gibt, dann werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellen, dass Sie in weniger Zeit mehr schaffen. Aktion | Um sich einen bestimmten Rhythmus von Arbeitszeit und Pausen anzugewöhnen, benutzen Sie einfach einen Timer in Ihrem Computer oder Handy. Sie können natürlich auch eine normale Eieruhr oder einen Wecker benutzen. Vergessen Sie dabei aber nicht, die Arbeits- und die Pausenzeiten einzustellen. Es gibt inzwischen nahezu unzählige - auch kostenlose - Apps, die es erlauben, die Dauer für Arbeit und Pause stufenlos einzustellen. Ein Stichwort, unter dem Sie garantiert fündig werden, lautet „Pomodoro“ (nach der gleichnamigen Technik). Widerstehen Sie der Versuchung, in Ihrer Pause E-Mails zu lesen oder soziale Netzwerke zu checken. Tatsächlich sollten Sie möglichst viel Abstand zu jeder Art von Bildschirm nehmen. Besser ist, eine Ihrer Arbeitssessions speziell für die Beschäftigung mit E-Mails und Social Media zu reservieren, sofern diese Tätigkeiten mit Ihrer Arbeit zu tun haben. Es ist selbstverständlich sehr gut, aufzustehen, herumzulaufen oder sich auf eine andere Art und Weise zu bewegen. Trinken Sie Wasser und essen Sie eine (gesunde) Kleinigkeit, falls Sie das Bedürfnis haben. Wie wichtig Schlaf ist Wie wichtig eine gute (Nacht-)Schlafqualität ist, ist inzwischen allgemein bekannt. Mehr und mehr Studien weisen unterdessen nach, in welcher Weise Schlafmangel den Menschen einschränkt und beeinträchtigt. So hat eine Studie an 400 Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmern nachgewiesen, dass weniger als 6 Stunden Schlaf pro Nacht ein erstaunlich verlässlicher Indikator sind, um das Auftreten eines Burnouts vorauszusagen. In der Regel dauern unsere Schlafzyklen ziemlich genau 90 Minuten. Wenn Sie morgens nur schwer aufwachen und sich groggy fühlen, dann 156 ✻ Exkurs | Das produktivste Verhältnis zwischen Arbeit und Pausen <?page no="157"?> versuchen Sie einmal, Ihren Wecker so einzustellen, dass Ihre Schlafzeit möglichst genau ein Mehrfaches von 90 Minuten beträgt. Falls Sie also um 23.00 Uhr ins Bett gehen, dann endet der erste Zyklus um 0: 30 Uhr, der zweite um 2: 00 Uhr und die nächsten Zyklen um 3: 30 Uhr, 5: 00 Uhr, 6: 30 Uhr und 8: 00 Uhr. In diesem Fall werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass Sie leichter und frischer um 6: 30 Uhr aufwachen als um 7: 30 Uhr, denn um 7: 30 Uhr befinden Sie sich in der Tiefschlafphase Ihres aktuellen Schlafzyklus - um 6: 30 hingegen am Ende des vorhergehenden Zyklus. Erheblichen Einfluss auf die Qualität Ihres Schlafs hat im Übrigen auch die Uhrzeit Ihrer letzten Mahlzeit bzw. Nahrungsaufnahme vor dem Schla‐ fengehen sowie jegliche Form von Alkoholkonsum. Was das Abendessen betrifft, gilt klar die Faustregel: Je früher und leichter, desto besser. (Das wirkt sich im Übrigen auch wohltuend auf Ihr Körpergewicht aus.) Und dass der Genuss alkoholischer Getränke - wenn überhaupt - möglichst moderat sein sollte, versteht sich ohnehin mittlerweile von selbst. Nicht zuletzt ist gemäß neuen Erkenntnissen auch die Temperatur Ihres Lichts am und im Bett wichtig. Nachttischlampen sollten also möglichst warmes Licht verbreiten. Und falls Sie vor dem Schlafengehen ein Handy oder ein elektronisches Lesegerät benutzen, sollten Sie darauf achten, dass auch hier das blaue Licht möglichst eliminiert wird. Viele solche Geräte bieten inzwischen einen sogenannten Nachtmodus, der den Anteil an blauem Licht massiv verringert. Dieser Nachtmodus lässt sich in der Regel automatisiert - in Abhängigkeit von der Uhrzeit - einschalten, und natürlich auch manuell. Es gibt wenig, was sich nachteiliger auf Ihre Produktivität auswirkt, als wenn Sie sich müde durch den Tag schleppen und sich lediglich durch den wiederholten Einsatz von Kaffee oder Energydrinks daran hindern, vollkommen zusammenzuklappen. Die Macht der Nickerchen Falls Sie der Meinung sind, dass ein kurzes Schläfchen mehr Zeit kostet, als es bringt, dann denken Sie jetzt kurz an das letzte Mal, als Sie sich müde und erschöpft durch die Erledigung einer Aufgabe gequält haben. Wahrscheinlich waren Sie dabei nicht besonders schnell, vielleicht haben Sie sogar Fehler gemacht. Wenn es Ihnen das nächste Mal so geht, dann machen Sie einfach test‐ weise ein zehnbis zwanzigminütiges Nickerchen. Ein voller Schlafzyklus Die Macht der Nickerchen 157 <?page no="158"?> dauert, wie gesagt, 90 Minuten. Gönnen Sie sich den vollen Zyklus nur, wenn Sie wirklich völlig erschöpft sind. Denn im Normalfall reichen 10 bis 20 Minuten aus. Der Vorteil ist: Wenn Sie unter 20 Minuten bleiben, dann geraten Sie gar nicht erst in die Tiefschlafphase. Daraus aufzuwachen ist schließlich besonders mühsam. Diese Erkenntnis stammt übrigens aus einem Test mit Fluglotsen. Dabei wurde den Teilnehmenden jeweils eine Pause von 40 Minuten verordnet, in der sie durchschnittlich 18 Minuten lang schliefen. Wie anschließende Messungen ergaben, war diese Zeitspanne ausreichend, um die Leistungen in den Bereichen Aufmerksamkeit und Reaktionszeit nachweisbar zu ver‐ bessern. Kurze Pausen Es gibt eine überraschende Begründung dafür, warum es sinnvoll ist, wäh‐ rend langer Arbeitssitzungen kurze Pausen einzulegen. Laut einer Studie, die an der Universität von Illinois durchgeführt wurde, kann nämlich die ausschließliche Konzentration auf nur eine Aufgabe über einen langen Zeitraum zur Folge haben, dass genau diese Aufgabe aus dem Blick gerät. Professor Alejandro Lleras, einer der Autoren, zog den Vergleich zu dem Phänomen, dass Menschen Dinge, die sich ständig in ihrer Umgebung befinden, irgendwann gar nicht mehr bemerken. Wenn Sie beispielsweise ein neues Bild aufgehängt haben, dann nehmen Sie die ersten Male, wenn Sie es sehen, beispielsweise seine Farben besonders wahr, finden sie angenehm und erfreuen sich sehr wahrscheinlich daran. Nach einer Weile sehen Sie das Bild dann zwar immer noch, aber Sie nehmen es nicht mehr bewusst wahr. Alejandro Lleras führt dazu aus: „Unser Gehirn registriert eine ständige Stimulation irgendwann als unwichtig. Das kann so weit gehen, dass es eine solche Stimulation aus unserem Bewusstsein ausradiert … Wenn aber permanente Aufmerksamkeit auf einen Sinneseindruck zur Folge hat, dass eben dieser Sinneseindruck aus dem Bewusstsein verschwin‐ det, dann liegt die Vermutung nahe, dass die permanente Aufmerksamkeit auf einen Gedanken ebenso dazu führt, dass dieser irgendwann nicht mehr in unserem Bewusstsein präsent ist.“ Lleras' Annahme wurde durch einen Test an zwei Gruppen untersucht. Die erste Gruppe konzentrierte sich 50 Minuten lang ohne Pause auf eine 158 ✻ Exkurs | Das produktivste Verhältnis zwischen Arbeit und Pausen <?page no="159"?> Aufgabe, während sich die zweite in dieser Zeit immer wieder auch anderen Aufgaben zuwandte. Das Ergebnis war deutlich: Die Leistung der ersten Gruppe nahm ab, während sich die der Vergleichsgruppe auf einem höheren Niveau stabilisierte. Unser Gehirn reagiert also positiv auf unterschiedliche Anforderungen. Von daher ist es ratsam, sich im Laufe einer Arbeit gelegentlich für einige Minuten mit mindestens einer weiteren Aufgabe zu beschäftigen, und zwar selbst dann, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie für eine echte Pause viel zu viel zu tun haben. Aktion | Legen Sie, wenn Sie mit etwas intensiv beschäftigt sind, jede halbe Stunde zumindest eine Kurzpause ein - oder beschäftigen Sie sich wenigstens kurz mit etwas anderem. Da durch Studien inzwischen auch belegt ist, dass zu langes Sitzen sich negativ auf Ihre Körperfunktionen auswirkt, ist die wohl einfachste Lösung, kurz aufzustehen, ein wenig herumzulaufen, vielleicht etwas zu trinken, und erst danach weiterzuarbeiten. Während dieser Unterbrechungen sollten Sie bewusst an etwas anderes denken als an Ihre gegenwärtige Aufgabe oder Ihr aktuelles Projekt, denn sonst wird der positive Effekt vermutlich ausbleiben. Eine Ausnahme gibt es aber dennoch: Wenn Sie in den Zustand geraten sind, der gemeinhin als „Flow“ bezeichnet wird, in dem also Ideen, Bilder, Worte oder Lösungen wie von selbst und ohne Anstrengung in Ihnen aufblitzen, dann sollten Sie diesen Zustand ausnutzen, so lange er anhält. Die Kernpunkte dieses Exkurses • Eine längere Arbeitszeit ist nicht automatisch gleichbedeutend mit höherer Produktivität. • Ideal ist ein Verhältnis von 52 Minuten Arbeit zu 17 Minuten Pause oder auch 45 Minuten Arbeit zu 15 Minuten Pause. • Machen Sie es sich leichter. Nutzen Sie einen Timer, um die Zeiten einzuhalten. • Vermeiden Sie während Ihrer Pausen jedwede Bildschirmtätigkeit. • Trinken Sie Wasser. Die Kernpunkte dieses Exkurses 159 <?page no="160"?> • Stehen Sie in den Pausen auf und bewegen Sie sich. • Unterhalten Sie sich. • Machen Sie sich bewusst, dass Schlaf essenziell wichtig ist. • Weniger als 6 Stunden pro Nacht steigern in der Regel Ihr Risiko, an Burnout zu erkranken. • Schlafen Sie nachts ein Mehrfaches des natürlichen 90-Minu‐ ten-Zyklus. • Wann immer möglich, bereiten Sie Ihren Schlaf gut vor (Abendes‐ sen, Alkohol, Lichttemperatur). • Nickerchen sind keine Zeitverschwendung, sondern nützlich und wirkungsvoll! • 10 bis 20 oder 90 Minuten Dauer für ein Nickerchen sind perfekt. • Pausen in Form kurzer, bewusster Unterbrechungen, die Sie auch gedanklich von Ihrer aktuellen Aufgabe ablenken, können einem Leistungsabfall entgegenwirken. 160 ✻ Exkurs | Das produktivste Verhältnis zwischen Arbeit und Pausen <?page no="161"?> 10 Ihr persönlicher Plan zur Beherrschung der Zeit Wie haben Sie dieses Buch bislang benutzt? Haben Sie alle Übungen dieses Buches durchexerziert oder haben Sie zuerst das ganze Buch gelesen und die Übungen übersprungen? Falls Sie die Übungen nicht gemacht haben, empfehlen wir Ihnen, das Maximum aus dem Buch herauszuholen, indem Sie es jetzt noch einmal durchgehen. Sie haben sich ja schon mit dem Material vertraut gemacht, deshalb wird es nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, sich mit den Übungen zu beschäftigen. Wählen Sie spontan aus - oder machen Sie sich einen Plan! Wenn Sie bereits die eine oder andere Methode des Buches für sich entdeckt haben, sind Sie eventuell damit schon bestens bedient. Sie werden trotzdem in diesem Kapitel eine Anleitung finden, wie Sie die behandelten Methoden in einer noch strukturierteren Weise anwenden können, sobald Sie mit einer neuen Aufgabe beginnen. Ein Plan, den Sie immer wieder benutzen können Die Struktur ist simpel - aus einem einfachen Grund: Was kompliziert ist, wird leicht aufgegeben. Kein methodisches Vorgehen nützt Ihnen etwas, wenn Sie mittendrin aufhören. Lassen Sie uns also zunächst die einzelnen Schritte und Beispiele durchgehen. Schritt 1: Legen Sie fest, was Sie erreichen wollen Beginnen Sie damit, Ihr Ziel zu definieren. Beschreiben Sie es in Form von konkreten Resultaten, die für Sie erreichbar sind. Und legen Sie ein Datum fest, an dem Sie Ihr Ziel erreicht haben wollen. Zum Beispiel: • Am 31. Januar möchte ich mit meiner Bachelor-/ Masterarbeit fertig sein. • Am 1. Juli möchte ich mein Idealgewicht von 72-kg erreicht haben. • Meine Crowdfunding-Kampagne startet am 15. September. • Innerhalb der nächsten vier Monate möchte ich eine neue Agentur finden. <?page no="162"?> Falls sich Ihre Ziele mit herkömmlichen Mitteln nur schwer messen lassen, dann erfinden Sie Ihre persönliche Skala. Wenn Sie zum Beispiel sehr nervös werden, sobald Sie vor anderen Leuten sprechen müssen, dann legen Sie Ihre persönliche Nervositätsskala fest: Von 1 („Ich fühle mich sehr gut“) bis 10 („Ich bin vor Angst so gelähmt, dass ich nur noch weglaufen möchte“). Wenn Sie Ihre aktuelle Befindlichkeit aktuell bei Stufe 5 einordnen würden, dann könnte Ihr Ziel lauten: „Ich möchte unter Stufe 7 bleiben, um mich wohlzufühlen, wenn ich vor anderen Leuten sprechen muss“. Es kommt nicht darauf an, ob Ihre Skala für irgendjemand anderen einen Sinn ergibt. Sie legen damit lediglich für sich selbst eine Richtschnur fest, um bestimmen zu können, was Ihr Ziel ist und wo Sie sich auf dem Weg dorthin gerade befinden. Schritt 2: Etablieren Sie Überzeugungen, die Sie unterstützen Ihre Einstellung bzw. Ihre innere Haltung ist, wie sicher bereits klar gewor‐ den ist, ausgesprochen wichtig. Es ist deshalb sehr sinnvoll, zu Beginn einer jeden Aufgabe oder eines Projekts zu prüfen, ob Ihre innere Einstellung Sie dabei eher unterstützen oder eher behindern wird. Falls es schon eine Weile her ist, dass Sie das Kapitel zum Thema Innere Einstellung gelesen haben, finden Sie hier noch einmal die Kernpunkte: • Ihre Denkweise bzw. Ihre Geisteshaltung ist die Basis für Ihren Umgang mit Zeit. Sie beeinflusst Ihre Chancen auf Erfolg bei sämtlichen Unter‐ nehmungen. • In sehr vielen Fällen ist der Grund für ein Scheitern eine Selbstsabotage, die ihren Ursprung in der Überzeugung hat, man verdiene den Erfolg eigentlich gar nicht. • Menschen, die Angst davor haben, Fehler zu machen, tendieren dazu, die negativen Folgen ihres Tuns zu überhöhen. Gleichzeitig vergessen sie, dass sie nicht nur durch ein finales Ergebnis bereichert werden, sondern auch durch die Erkenntnisse und Schritte, die sie auf dem Weg dorthin haben. • Eine sehr nützliche Vorstellung, die Sie annehmen sollten, lautet: Jede vernünftige und sinnvolle Aufgabe kann bewältigt werden. Die eigent‐ liche Herausforderung besteht darin, herauszufinden, auf welche Weise das am besten zu bewerkstelligen ist. In der Regel gelingt es nur durch Versuch und Irrtum. 162 10 Ihr persönlicher Plan zur Beherrschung der Zeit <?page no="163"?> • Viele Ihrer Überzeugungen, Vorstellungen und Glaubenssätze überneh‐ men Sie in Ihrer Kindheit, bevor Sie überhaupt wissen können, ob sie zutreffend oder falsch sind. Was für Sie als Kind gut und richtig gewesen sein mag, muss es in Ihrem Erwachsenenleben nicht zwangsläufig auch sein. • Im Verlauf Ihres Lebens übernehmen Sie aus Gesellschaft und Kultur viele weitere Vorstellungen und Überzeugungen. Es lohnt sich, sich die‐ ser Einflüsse von Zeit zu Zeit bewusst zu werden und sie zu überdenken. • Überzeugungen, Vorstellungen und Glaubenssätze sind nicht in Stein gemeißelt. Sie lassen sich ändern. Der erste Schritt besteht darin, sich ihrer bewusst zu werden. (Die vorgestellten Methoden helfen dabei, sich auch über Ihre unbewussten Überzeugungen Klarheit zu verschaffen.) Der zweite Schritt besteht darin, die negativen Überzeugungen und Vorstellungen in Frage zu stellen. • Die meisten negativen Überzeugungen, Vorstellungen und Glaubens‐ sätze haben ihren Ursprung in der Angst, Fehler zu machen oder abgelehnt zu werden. Aber erfolgreich handeln können Sie auch Ihren Ängsten zum Trotz. Obwohl es möglich ist, sich von vielen Ängsten zu befreien, müssen Sie keineswegs versuchen, vollkommen angstfrei zu werden. • Die Art und Weise, wie Sie selbst über Ihre Erfahrungen sprechen, kann diese Erfahrungen beeinflussen, und zwar im positiven wie im negativen Sinne. Das bedeutet: Verändern Sie Ihre Sprache und Sie verändern auch Ihre Erfahrungen. Wenn Sie an sich selbst Überzeugungen und Glaubenssätze entdecken, die Sie möglicherweise in Ihrer Entfaltung behindern, dann nutzen Sie die Methoden aus Kapitel 1, um sie zu überprüfen und, falls notwendig, durch unterstützende Überzeugungen und Glaubenssätze zu ersetzen. Beispiele • Johanna ist davon überzeugt, dass Gewichtsverlust nur durch Mühe und übermäßige Anstrengung erreicht werden kann. • Martins erster Versuch, eine Finanzierung mittels Crowdfunding auf die Beine zu stellen, schlug fehl. Deshalb glaubt er nun, dass auch der nächste Versuch wahrscheinlich fehlschlagen wird. Ein Plan, den Sie immer wieder benutzen können 163 <?page no="164"?> • Da sie noch nie etwas veröffentlicht hat, fürchtet Barbara, dass sie keine „richtige“ Autorin ist und sowieso keinen Verlag oder Agenten finden wird. Schritt 3: Transformieren Sie Ihren groben inneren Kritiker Vielleicht haben Sie schon damit begonnen, an Ihrem inneren Kritiker zu arbeiten und ihn zu verwandeln. Hier eine kurze Zusammenfassung der Kernpunkte und Verfahrensweisen zu diesem Thema: • Der innere Kritiker ist der Teil Ihres Selbst, der Ihnen Rückmeldungen und Ansichten über Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ver‐ mittelt. Er kann verschiedene Ausprägungen haben, etwa als innere Stimme als Gefühl im Körper, als Geräusch, Bild oder Ähnliches. • Viele Menschen haben einen sehr strengen und groben inneren Kritiker. Dessen Botschaften sind eher destruktiv als konstruktiv. • Obwohl seine Effekte oft negativ sind, hat der innere Kritiker doch letztlich eine positive Intention: Er versucht, Sie vor Zurückweisung und Fehlern zu bewahren. Unglücklicherweise werden dadurch Chancen auf Erfolg blockiert, ebenso wie die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen. • Sich bewusst zu werden, welche Botschaften der innere Kritiker vermit‐ telt und an welchen (Zeit-)Punkten das geschieht, ist der erste Schritt, um ihn in einen konstruktiven inneren Lotsen zu verwandeln. • Sie dürfen nicht versuchen, angesichts der negativen Botschaften in das gegenteilige Extrem zu verfallen. Wenden Sie stattdessen die „Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht“-Methode an, um mit den Einflüsterungen umzugehen. • Wir neigen dazu, unserem inneren Kritiker große Macht zuzugestehen, indem wir die negativen Effekte von Fehlern und Irrtümern überschät‐ zen. Gleichzeitig neigen wir leider auch dazu, zu vergessen, welche positiven Effekte allein daraus entstehen, dass wir auf unser Ziel hinar‐ beiten, selbst wenn wir es (noch) nicht erreichen. • Es ist zwar definitiv hilfreich, dem inneren Kritiker mit Logik zu begeg‐ nen, aber es reicht allein nicht aus. Der Audiobeitrag zur Visualisierung in diesem Kapitel hilft Ihnen dabei, die Transformation Ihres inneren Kritikers in einen konstruktiven Lotsen mit dem nötigen emotionalen Nachdruck zu unterstützen. 164 10 Ihr persönlicher Plan zur Beherrschung der Zeit <?page no="165"?> • Es braucht ein wenig Übung, diese Transformation dauerhaft werden zu lassen. Selbst wenn es geglückt ist, wird es hin und wieder helfen, den Audiobeitrag erneut anzuhören. So stellen Sie sicher, dass der Prozess sich nicht wieder umkehrt. • Wenn es Ihnen gelingt, Ihren inneren Kritiker zu transformieren, kann Ihnen das nachhaltig nutzen. Dabei liegt der Nutzen keineswegs bloß darin, dass Sie sehr einfach Zeit sparen und wesentlich mehr erledigen können. Viele Menschen, die diesen Prozess erfolgreich durchlaufen haben, bestätigen hinterher, dass er wirklich ihr Leben zum Guten verändert hat. Prüfen Sie, ob Ihr innerer Kritiker immer noch streng und grob zu Ihnen ist. Falls ja, führen Sie sich klar vor Augen, was er Ihnen zu dem Projekt, das Sie beginnen wollen, zu sagen hat. Ist seine Haltung negativ, dann nutzen Sie die Audiodatei aus Kapitel 2 und die anderen Strategien, um ihn in einen konstruktiven inneren Lotsen zu verwandeln, auf den Sie sich im Verlauf des kommenden Prozesses verlassen können. Beispiele • Johannas innerer Kritiker war eine Stimme. Diese Stimme ähnelte der ihrer älteren Schwester, von der sie als Kind ständig wegen ihres Gewichts gehänselt worden war. Es gelang Johanna, ihren inneren Kritiker zu transformieren, indem sie ihm die Stimme ihres alten Vertrauenslehrers gab, der ihr in der Schule immer geholfen hatte. • Martins innerer Kritiker war keine Stimme, sondern ein deprimie‐ rendes Gefühl. Martin ging dagegen an, indem er aufstand und eine selbstbewusste Körperhaltung einnahm, wann immer er dieses Gefühl verspürte. Dabei erinnerte er sich daran, dass die Dinge, die er aus dem Scheitern seines ersten Crowdfunding-Projekts gelernt hatte, ihm helfen würden, es beim nächsten Versuch besser zu machen. • Barbaras innerer Kritiker war das Bild eines strengen Lehrers aus ihrer Schulzeit, der die Angewohnheit gehabt hatte, ihre Aufsätze mit roten Korrekturen zu übersäen, während er ihr gleichzeitig ver‐ sicherte, sie habe keinerlei Talent zum Schreiben. Barbara ersetzte dieses Bild durch das einer konstruktiven und aufmunternden Lehrerin. Ein Plan, den Sie immer wieder benutzen können 165 <?page no="166"?> Schritt 4: Zerlegen Sie Ihr Projekt Nehmen wir an, Sie wollen ein Sachbuch schreiben und es als E-Book selbst veröffentlichen. Oder es gilt, eine Bachelor-/ Masterarbeit zu verfassen. Sie haben bereits recherchiert, wie man dazu vorgehen muss, und haben eine Liste mit den wesentlichen notwendigen Schritten erstellt. Eine solche Liste kann natürlich beliebig sortiert sein, aber Sie können auch versuchen, die einzelnen Punkte in der Abfolge zu notieren, in der Sie sie wahrscheinlich erledigen müssen. Das könnte zum Beispiel folgendermaßen aussehen: • Informationen darüber sammeln, wie man erfolgreich ein E-Book schreibt und veröffentlicht • Das Thema/ den Gegenstand des Buches recherchieren • Eine Gliederung schreiben • Die erste Fassung schreiben • Die zweite Fassung schreiben • Einen Lektor finden und Rückmeldung bekommen • Die endgültige Fassung schreiben • Jemanden zum Korrekturlesen der Endfassung engagieren • Einen Prominenten oder eine Autorität für das Vorwort finden • Das Layout im korrekten E-Book Format gestalten (lassen) • Ein Cover designen (lassen) • Marketingmaßnahmen für das Buch planen Diese einzelnen Aufgaben decken das Schreiben des Buches und seine Fer‐ tigstellung ab. So können Sie es bei Amazon oder auf anderen E-Book-Web‐ seiten anbieten. Was hier allerdings fehlt, ist das Marketing. Sofern Sie gut recherchiert haben, wie man ein E-Book veröffentlicht, dann wissen Sie bereits, dass es keine gute Idee ist, mit den Maßnahmen zur Vermarktung erst dann zu beginnen, wenn das Buch fertig ist. Tatsächlich sollten Sie von Anfang an eine Vermarktungsstrategie erarbeiten, denn vieles muss vorbereitet bzw. bereits unter Dach und Fach sein, wenn Ihr Buch erscheinungsreif ist. Die obige Liste sollten Sie also ergänzen: • Passende Foren und Social-Media-Plattformen ausfindig machen und dort teilnehmen • Kontakt zu Bloggern aufnehmen, die sich thematisch im Umfeld des Buches bewegen 166 10 Ihr persönlicher Plan zur Beherrschung der Zeit <?page no="167"?> • Eine Webseite zum Thema des Buches erstellen (lassen) und dort regelmäßig neue Beiträge unterbringen, um später das Buch auch über diesen Kanal direkt vermarkten zu können Schritt 5: Finden Sie Ihre Top-20% In Kapitel 3 haben Sie sich mit dem Paretobzw. 80/ 20-Prinzip beschäftigt. Hier noch einmal die Kernpunkte: • Typischerweise sorgen 20% dessen, was Sie tun, für 80% Ihres Einkom‐ mens oder für andere relevante Ergebnisse. • Wenn Sie den Zeitaufwand für Ihre 80%-Tätigkeiten reduzieren und den Aufwand für Ihre 20%-Tätigkeiten erhöhen, dann werden Sie zwangs‐ läufig wesentlich bessere Ergebnisse erzielen. • Um das 80/ 20-Prinzip erfolgreich anzuwenden, müssen Sie zunächst Ihre Top-20%-Tätigkeiten identifizieren und etwaige Konflikte, die dabei auftauchen, eliminieren. Gleichzeitig ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass Ihre 80%-Tätigkeiten trotzdem erledigt werden - was Sie aber ja nicht notwendigerweise selbst tun müssen. • Wenn Sie irgendeinen Bereich Ihres Lebens, der für Sie wesentlich ist, vernachlässigen, dann kann Ihr Leben in eine ungute Schieflage geraten. Von daher ist es eine gute Idee, den Zeitaufwand für Ihre Top-20%-Tä‐ tigkeiten in den für Sie wichtigen Lebensbereichen gleichermaßen zu erhöhen. • Es ist wesentlich effektiver, einzelne Verhaltensweisen nach und nach zu verändern, als zu versuchen, alle gleichzeitig umzumodeln. • Wenn Sie exakt geplant haben, wie Sie vorgehen wollen, um sich mehr mit Ihren Top-20%-Tätigkeiten zu beschäftigen, dann ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass Sie erfolgreich sind. • Während Sie sich um Ihre Top-20%-Tätigkeiten kümmern, haben Sie immer im Hinterkopf, welche 80%- Aktivitäten Ihnen möglicherweise dabei in die Quere kommen können, und handeln Sie gegebenenfalls schnell. Machen Sie sich eine Liste der Hauptpunkte, die Sie auf dem Weg zu Ihrem Ziel erledigen müssen. Identifizieren Sie dann jene 20%, die entweder am wichtigsten sind oder die Ihnen die nachhaltigsten Ergebnisse bringen werden. Manches davon können Sie sicher zunächst nur grob abschätzen, Ein Plan, den Sie immer wieder benutzen können 167 <?page no="168"?> aber Sie können Ihre Liste im weiteren Verlauf Ihrer Arbeit problemlos weiter „feintunen“. Beispiel | Johannas Abnehmplan Im Folgenden finden Sie die Liste von Johanna, einer Workshopteilneh‐ merin. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, bis zu einem bestimmten Datum ihr Wunschgewicht zu erreichen. • Mindestens 30 Minuten morgendliches Training • Schokolade weglassen • Jeden Tag wiegen und die Ergebnisse in eine Tabelle eintragen, um die Fortschrittstendenz sehen zu können • Vor dem Einkauf eine Einkaufsliste machen und mich daran halten • Keine Süßigkeiten u. ä. mehr kaufen und im Haus haben • Alkohol reduzieren: Maximal zwei Glas Wein an einem einzigen Tag der Woche • Überall die Treppen benutzen • Ernährung ausbalancieren und umstellen. Im Kaloriendefizit blei‐ ben • Ein Bild finden, das zeigt, wie ich am Ende aussehen möchte • Eine Ernährungs- und Trainingspartnerin finden zwecks gegensei‐ tiger Kontrolle und Motivation Jeder einzelne dieser Punkte ist zweifellos hilfreich. Aber welche beiden sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten? Nach der Lektüre diverser Ratgeber zum Thema Ernährung und Abneh‐ men und nachdem sie berechnet hatte, wie viele Kalorien pro Tag für sie persönlich als Minimum zu veranschlagen waren, wählte Johanna folgenden Punkt als Priorität Nummer-1 aus: • Ernährung ausbalancieren und umstellen. Im Kaloriendefizit bleiben. (Das bedeutete: Johanna wollte grundsätzlich weniger als ihren norma‐ len Tagesbedarf an Kalorien zu sich nehmen, was zur Abnahme von ca. einem Kilogramm im Monat führen würde. Damit hatte sie die Chance, ihr Wunschgewicht am vorbestimmten Termin zu erreichen). Die anderen Maßnahmen helfen Johanna ebenfalls, ihr Ziel zu erreichen, aber sie sind Mittel zum Zweck. Der Verzicht auf Süßigkeiten im Haus, die 168 10 Ihr persönlicher Plan zur Beherrschung der Zeit <?page no="169"?> Einkaufsliste, die Reduzierung ihres Alkoholkonsums machen es leichter, das vorgegebene Kalorienziel einzuhalten und die Ernährung umzustellen. Der zweitwichtigste Punkt, um ein Ziel zu erreichen, ist diversen Studien zufolge: • Eine Ernährungs- und Trainingspartnerin finden zwecks gegenseitiger Kontrolle und Motivation. Es wird Sie vielleicht erstaunen, dass tägliches Training für mindestens 30 Minuten nicht unter den Top-20% zu finden ist. Obwohl es aus verschiedenen Gründen ausgesprochen gut ist, sich täglich mindestens 30 Minuten zu bewegen, leistet es doch im Hinblick auf Gewichtsabnahme nur einen eher kleinen Beitrag. Johanna entschied sich trotzdem für ihr Fitnesstraining, aber sie setzte es auf Platz 3 ihrer Prioritätenliste. Schritt 6: Sorgen Sie für die Ressourcen, die Sie zur Erledigung Ihrer Top-20% benötigen Wenn Sie Ihre Top-20% erst einmal kennen, können Sie sich um die Ressour‐ cen kümmern, die Sie benötigen, um Ihre Prioritäten auch umzusetzen und Ihre Zeit entsprechend zu planen. Beispiel | Martins oberste Prioritäten lauteten: • Ein überzeugendes Video über das Projekt erstellen, das per Crowd‐ funding finanziert werden soll. • Die Unterstützung der wichtigsten Blogger aus dem Projektumfeld sichern. Um ein solches Video zu produzieren, benötigte Martin sowohl jemanden, der ein gutes Drehbuch schreiben konnte, wie auch einen Verantwortlichen für Kamera und Schnitt. (Bei seinem ersten Versuch hatte Martin alles selbst gemacht und erst zu spät realisiert, dass das Ergebnis weder unterhaltsam noch überzeugend für die Leute war, die es auf der Crowdfunding-Plattform sahen.) Martin nutzte eine der Outsourcing-Webseiten (siehe Kapitel 9), um jemanden ausfindig zu machen, der das Video für ihn produzieren konnte. Um die Unterstützung der wichtigsten Blogger in seinem Feld zu bekom‐ men, musste er sie zunächst identifizieren und dann eine Kampagne starten, Ein Plan, den Sie immer wieder benutzen können 169 <?page no="170"?> mit deren Hilfe er genau diese Blogger davon überzeugen konnte, dass ihre Leser sein Projekt interessant finden würden. Martin recherchierte außerdem intensiv die relevanten Blogs inklusive ihrer Klickzahlen und nahm sie sehr genau unter die Lupe, um festzustellen, welches externe Material dort veröffentlicht und was genau den Lesern empfohlen wurde. Um zum Buchbeispiel zurückzukehren: Hier wären die Top-Prioritäten das Schreiben des Buches (inklusive Recherche, Gliederung und erste Fassungen) und die Vorbereitung der Marketingstrategie. Das Schreiben würden Sie schätzungsweise selbst übernehmen wollen, aber es könnte möglich sein, die ein oder andere der Marketing-Aufgaben zu delegieren. Schritt 7: Erstellen Sie einen Zeitplan inklusive Meilensteine Legen Sie für jede der Hauptaufgaben einen Zeitrahmen fest, wobei Sie den Top-20% Vorrang einräumen. Dabei wird es vermutlich so sein: In manchen Fällen benötigt eine Aufgabe weniger Zeit als veranschlagt, die meisten Aufgaben aber brauchen erfahrungsgemäß länger. Im Verlauf der Arbeit werden Ihre Schätzungen dann aber immer akkurater. In unserem Beispiel veranschlagen Sie vielleicht einen Monat für die Recherche, zwei Wochen für eine erste Gliederung, vier Monate für die erste Buchfassung usw. Diejenigen Aufgaben, für die Sie die Hilfe anderer benötigen, wie etwa das Design des Buchumschlags, sollten Sie dabei rechtzeitig beauftragen, damit sie fertig sind, wenn es Ihr Zeitplan vorsieht. Für größere Projekte empfiehlt sich zunächst eine Einteilung der anste‐ henden Aufgaben pro Monat. Die Monatsaufgaben brechen Sie dann in Wochenaufgaben herunter und diese entsprechend in Tagesaufgaben - bzw. Sie verteilen die Aufgaben auf die Tage, an denen Sie daran arbeiten wollen. Gelegentlich zeigt sich bei der Aufteilung eines Projekts in kleinere Teilaufgaben, dass der gesamte Zeitplan von Anfang an nicht wirklich rea‐ listisch war und neu justiert werden muss. Seien Sie ruhig ambitioniert, aber seien Sie nicht derart optimistisch, dass die Erreichung Ihrer Meilensteine unwahrscheinlich wird. Damit untergraben Sie lediglich Ihr Selbstvertrauen. Es ist natürlich wesentlich besser, sich realistische Ziele zu setzen, etwas länger zu brauchen und dann erfolgreich zu sein - besser jedenfalls, als grandiose Ziele zu haben, an denen aber zu scheitern. 170 10 Ihr persönlicher Plan zur Beherrschung der Zeit <?page no="171"?> Schritt 8: Bleiben Sie am Ball und nutzen Sie Ihre Werkzeuge Während Sie an Ihrem Projekt arbeiten, sollten Sie die Methoden und Werkzeuge anwenden, mit denen Sie in diesem Buch Bekanntschaft gemacht haben, inklusive der Alter-Ego-Strategie, der Möglichkeiten zum Outsour‐ cing bzw. zur Delegation und so fort. Wenn Sie auf Hindernisse stoßen, kehren Sie zu den dafür relevanten Kapiteln zurück und lesen Sie nochmals nach. Wundern Sie sich besser nicht, wenn Sie beispielsweise an sich selbst Aufschieberitis konstatieren müssen oder sich mit Ideen-Vampiren konfrontiert sehen. Falls Sie an einem Punkt stecken bleiben, erinnern Sie sich an die Tu-etwas-anderes-Strategie und beschäftigen Sie sich damit. Und vergessen Sie nicht, sich zu belohnen, wenn Sie auf dem Weg zu Ihrem Ziel einen Meilenstein erreicht haben. Video | Wenn Sie mögen, können Sie ein kurzes Video ansehen, das den Ablauf einer ziemlich typischen Arbeitssitzung beschreibt. Die Kernpunkte dieses Kapitels • Legen Sie exakt fest, was Sie erreichen wollen. • Etablieren Sie Überzeugungen, die Sie unterstützen. • Verwandeln Sie Ihren negativen inneren Kritiker in einen kon‐ struktiven Lotsen. • Zerlegen Sie Ihr Projekt und listen Sie die Schritte auf. • Identifizieren Sie in der Liste Ihre Top-20%-Prioritäten. • Sorgen Sie für die Ressourcen, die Sie für die Erledigung Ihrer Top-20%-Prioritäten benötigen. • Erstellen Sie einen Zeitplan inklusive der zugehörigen Meilen‐ steine. • Bleiben Sie dran! Nutzen Sie Ihre Werkzeuge! Die Kernpunkte dieses Kapitels 171 <?page no="172"?> ▸ Quiz 1. Wenn Sie anfangs Ihr Ziel definieren, dann … a: … beschreiben Sie es in Form von praktikablen Resultaten. b: … legen Sie ein Datum fest, an dem Sie das Ziel erreicht haben wollen. c: … besorgen Sie sich zunächst Hilfsmittel, um die Arbeit zu erleichtern. 2. Um mit der richtigen inneren Einstellung an die Sache heranzuge‐ hen … a: … stellen Sie sich vor, wie Sie an Ihrer Aufgabe arbeiten. b: … etablieren Sie unterstützende Überzeugungen. c: … sprechen Sie mit Freunden über Ihr Projekt. 3. Falls Ihnen Ihr innerer Kritiker in die Quere kommt … a: … machen Sie sich bewusst, dass seine Ursprungsintention positiv ist. b: … lenken Sie sich ab, um ihn zu ignorieren. c: … wenden Sie die „Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht“-Me‐ thode an. 4. Um Ihre Aufgabe von Vornherein überschaubar zu machen … a: … erstellen Sie einen Zeitplan. b: … stellen Sie sich das gute Gefühl vor, das Sie am Ende haben werden. c: … zerlegen Sie sie in kleine und kleinste Teilaufgaben. 5. Um Ihr Ziel sicher zu erreichen … a: … finden Sie Ihre Top-20%-Aktivitäten heraus, die dafür nötig sind. b: … identifizieren Sie die beiden Aktivitäten mit der höchsten Priorität. c: … erledigen Sie im Vorfeld möglichst viele Ihrer 80%-Aktivitäten. 6. Die Arbeit an Ihren Top-20%-Aktivitäten unterstützen Sie durch … a: … vorherige Verfügbarmachung der dafür nötigen Ressourcen. b: … outsourcen von Tätigkeiten, die von anderen erledigt werden können. c: … regelmäßige Feedbackrunden mit Freunden und Kollegen. 7. Ein zugehöriger Zeitplan umfasst … a: … Deadlines für sämtliche Haupt- und Unteraufgaben. b: … Meilensteine. c: … feste Pausenzeiten. 172 10 Ihr persönlicher Plan zur Beherrschung der Zeit <?page no="173"?> Ein abschließendes Wort zur Frage „Was ist wertvoll? “ Der Wert von Gold steigt und fällt permanent. Dasselbe gilt für Silber, Währungen, Aktien und Anleihen. Eigentlich gibt es aber nur eine Sache, die wirklich wertvoll ist - und deren Wert kontinuierlich steigt. Das liegt daran, dass wir jeden Tag weniger davon haben. Die Rede ist von unserer Lebenszeit! Also: Was wollen Sie „irgendwann“ tun? Ihre Doktorarbeit verfassen? Einen Roman schreiben? Vielleicht ein Drehbuch? Ein Kunstwerk schaffen? Ihr Traumhaus entwerfen? Oder etwas vollkommen anderes? … Wie auch immer Sie die obige Frage für sich selbst beantworten: Wir hoffen, dieses Buch hat Sie mit den Werkzeugen und Methoden vertraut gemacht, die es Ihnen ermöglichen, mit Ihrem (Traum-)Projekt nicht „ir‐ gendwann“ anzufangen, sondern eher heute als morgen. Und wir wünschen Ihnen, dass Sie all das erreichen können, was auf dem Weg zu Ihrem Ziel wesentlich ist. <?page no="175"?> Lösungen zu den Quizaufgaben Quiz Kapitel 2 - Die Kraft der inneren Einstellung 1B | 2A | 3BC | 4B | 5BC | 6AB | 7A | 8AB | 9AC Quiz Kapitel 3 - Besiegen Sie Ihren inneren Kritiker 1ABC | 2C | 3A | 4AC | 5B | 6C | 7BC | 8B Quiz Kapitel 4 - Produktivitätssteigerung mit Hilfe des 80/ 20-Prin‐ zips 1B | 2A | 3C | 4C | 5A | 6BC | 7B | 8A Quiz Kapitel 5 - Besiegen Sie Ihre Aufschieberitis 1ABC | 2AB | 3C | 4C | 5A | 6B | 7B | 8C Quiz Kapitel 6 - Motivieren Sie sich - und bleiben Sie es 1C | 2A | 3BC | 4A | 5A | 6B | 7AC | 8C Quiz Kapitel 7 - Produktivitätssteigerung durch die Alter-Ego-Stra‐ tegie 1BC | 2B | 3BC | 4B | 5A | 6C | 7C | 8AB Quiz Kapitel 8 - Zeitmanagement und KI 1AC | 2B | 3C | 4A | 5AC | 6B | 7ABC | 8A Quiz Kapitel 9 - Zeitmanagementtools und Apps 1B | 2ABC | 3BC | 4A | 5C | 6A | 7A | 8B Quiz Kapitel 10 - Ihr Plan zur Beherrschung der Zeit 1AB | 2B | 3AC | 4AC | 5AB | 6AB | 7AB <?page no="176"?> ISBN 978-3-381-13311-6 Jurgen Wolff ist promovierter Psychologe (PhD), ausgebildeter NLP-Practitioner und zertifizierter Hypnotherapeut. Er arbeitet als Drehbuchautor und Autor sowie als Schreib- und Kreativitätscoach. Weltweit hat er an diversen Institutionen und Hochschulen unterrichtet. Christoph Falkenroth ist promovierter Geisteswissenschaftler. Er arbeitet unter anderem als Buch- und Drehbuchautor, als Übersetzer für Film und Fernsehen und an der Schnittstelle von „Science meets Fiction“. Aufgaben vor sich herschieben - das kennt wohl jeder. Doch was hilft, um motiviert und zügig sämtliche To-dos zu erledigen? Jurgen Wolff und Christoph Falkenroth stellen in ihrem Buch Methoden vor, die dabei helfen, Aufgaben richtig auszuwählen, das Tagespensum realistisch einzuschätzen und Prokrastination zu vermeiden. Dabei widmen sie sich zunächst der inneren Einstellung - denn nur mit der richtigen Einstellung lassen sich Dinge zeitsparender erledigen. Anschließend erklären sie ausführlich die korrekte Anwendung hilfreicher Werkzeuge (darunter u. a. die Zähmung des inneren Kritikers, die neue Alter-Ego-Strategie, Zeitmanagement & KI) sowie Strategien zur Motivationssteigerung und Prokrastinationsvermeidung. Ergänzend dazu erläutern sie Wissenswertes zu den Themen Willenskraft, Arbeit und Pausen sowie zur Kraft des Neinsagens. Mit zahlreichen Übungen, praktischen Tipps und Quizfragen am Ende der Kapitel. Das Buch für alle, die endlich alles erledigen wollen! Wolff / Falkenroth Alles wird erledigt! Jurgen Wolff / Christoph Falkenroth Alles wird erledigt! Zeitmanagementmethoden für Studium und Beruf