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Bodenseeschifferpatent kompakt

Motorboot und Segelboot

0619
2023
978-3-7398-8242-0
978-3-7398-3242-5
UVK Verlag 
Matthias Wassermann
Roman Simschek
Daniel Hillwig
10.24053/9783739882420

Dieses Buch vermittelt Ihnen einfach, schnell und unkompliziert alles, was Sie für den Sportbootführerschein Bodenseeschifferpatent Motor und Segel benötigen. Sie lernen sowohl das Wissen für die Theorieprüfung als auch die für die Praxis erforderlichen Knoten, Navigationskenntnisse und Manöver. Das Buch beinhaltet die aktuellen Prüfungsfragen und Antworten zum BSP in Deutschland und Österreich. Durch die anschauliche Darstellung des Prüfungsstoffes mit hilfreichen Illustrationen und zahlreichen Übungsvideos ist ein schneller Lernerfolg garantiert. Käufer dieses Buches erhalten zudem einen kostenlosen befristeten Testzugang zu einem Onlinekurs.

<?page no="0"?> Wassermann/ Simschek/ Hillwig Bodenseeschifferpatent Motorboot und Segelboot kompakt 7. Auflage Einfach lernen per Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 5 Tage inklusive Mit den neuen, offiziellen Prüfungsfragen und Antworten aus 2023 <?page no="1"?> Bodenseeschifferpatent kompakt <?page no="3"?> Matthias Wassermann Roman Simschek Daniel Hillwig Bodenseeschifferpatent kompakt Motorboot und Segelboot 7., überarbeitete Auflage mit Prüfungsfragen und Antworten - Stand 2023 - UVK Verlag · München <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. 7., überarbeitete Auflage 2023 6., überarbeitete Auflage 2022 5., überarbeitete Auflage 2021 4., überarbeitete Auflage 2020 3., überarbeitete Auflage 2016 2., überarbeitete Auflage 2013 1. Auflage 2012 DOI: https: / / doi.org/ 10.24053/ 9783739882420 © UVK Verlag 2023 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG · Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de CPI books GmbH, Leck ISBN 978-3-7398-3242-5 (Print) ISBN 978-3-7398-8242-0 (ePDF) ISBN 978-3-7398-0629-7 (ePub) <?page no="5"?> BE G LEITWO RT Dieses Lehrbuch ist aus den praktischen Erkenntnissen und Erfahrungen aus unserer Wassersportschule am Bodensee entstanden. Es vermittelt einfach, schnell und unkompliziert alle für die Prüfung zum Bodenseeschifferpatent erforderlichen Lerninhalte. Struktur und Didaktik sind auf den Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24, der im Internet unter www.bsp24.com gebucht werden kann, abgestimmt und optimiert. Wir empfehlen zur optimalen und effizientesten Vorbereitung auf das Bodenseeschifferpatent, ergänzend zu diesem Buch die Vorbereitung mit Bodenseeschifferpatent24: Testen Sie diesen Onlinekurs kostenlos. Käufer dieses Buches erhalten einen kostenlosen 5-Tage-Zugang zum Onlinekurs. Im Onlinekurs „Bodenseeschifferpatent24“ werden ergänzend zu diesem Buch die Inhalte mit modernsten Medien wie Onlinetrainings und Lernvideos erklärt und optimal vermittelt. Ebenso besteht im Onlinekurs die Möglichkeit, mit den offiziellen und aktuellen Prüfungsfragen zum Bodenseeschifferpatent jedes einzelne Kapitel mit Erfolgs- und Lernfortschrittsmessung zu üben. Mehr hierzu im Internet unter www.bsp24.com. Hinweis: Sofern sich Änderungen an den Prüfungsfragen ergeben haben sollten, können Sie immer die aktuellste Version des Prüfungskatalogs über den Onlinekurs herunterladen. Zur Aktivierung Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 gehen Sie bitte auf die Internetseite https: / / www. bsp24.com/ buch/ aktivierung. Auf dieser Seite finden Sie alle weiteren Informationen zur Aktivierung. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Prüfung zum Bodenseeschifferpatent. Lindau am Bodensee, im Mai 2023 Matthias Wassermann Roman Simschek Daniel Hillwig Benutzungshinweis QR-Codes: Per Smartphone können Sie begleitende Lern-Videos einfach und bequem durch Scannen des QR-Codes aufrufen. Alternativ können Sie die Videos unter https: / / www.bsp24.com/ buch anschauen. <?page no="6"?> IHR WEG Z UM BODENSEESCHIFFERPATENT Abhängig davon, in welcher Kategorie Sie das Bodenseeschifferpatent erwerben möchten, sind verschiedene Inhalte und Prüfungsfragen aus diesem Buch für die theoretische Ausbildung und Prüfung für Sie relevant. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick darüber, welche Kapitel für Sie wichtig sind. Darüber hinaus finden Sie in Kapitel 16 sowie in der Prüfungsübersicht am Ende des Buches weitere Informationen zur theoretischen Prüfung. Vorhandener Bootsführerschein Kategorie Kapitel DSV-A-Schein ausgestellt bis 31.03.1989 oder Sportbootführerschein Binnen unter Segel oder Sportküstenschifferschein Motorboot (A) Segelboot (D) Motor- und Segelboot (A + D) 1-13 1-13 1-13 Sportbootführerschein Binnen unter Motor oder Sportbootführerschein See Motorboot (A) Segelboot (D) Motor- und Segelboot (A + D) 1-13 1-15 1-15 kein Bootsführerschein vorhanden Motorboot (A) Segelboot (D) Motor- und Segelboot (A + D) 1-13 1-15 1-15 In den Kapiteln 17 bis 21 finden Sie wissenswerte Informationen zur praktischen Ausbildung und Prüfung. <?page no="7"?> INHA L T Begleitwort........................................................................................................... 5 Ihr Weg zum Bodenseeschifferpatent .................................................................. 6 Kapitel 1: Rechtsverhältnisse und Revierkunde................................................... 9 Kapitel 2: Patent, Zulassung und Besatzung ...................................................... 19 Kapitel 3: Verhaltensvorschriften ...................................................................... 28 Kapitel 4: Schallzeichen...................................................................................... 37 Kapitel 5: Lichter- und Flaggenführung.............................................................. 43 Kapitel 6: Schifffahrtszeichen............................................................................. 56 Kapitel 7: Rheinstrecken .................................................................................... 65 Kapitel 8: Seemannschaft .................................................................................. 75 Kapitel 9: Navigation .......................................................................................... 91 Kapitel 10: Wetterkunde .................................................................................. 104 Kapitel 11: Sturmwarndienst und Seenotrettung ............................................110 Kapitel 12: Motorboot Aufbau und Bedienung ............................................... 116 Kapitel 13: Motorboot Ausweich- und Fahrregeln...........................................129 Kapitel 14: Segelboot Aufbau und Bedienung ................................................. 143 Kapitel 15: Segelboot Ausweich- und Fahrregeln ............................................170 Kapitel 16: Theorieprüfung .............................................................................. 181 Kapitel 17: Praxis Motorboot Manöver............................................................ 187 Kapitel 18: Praxis Segelboot Manöver ............................................................. 197 Kapitel 19: Praxis Knoten ................................................................................. 217 Kapitel 20: Praxis Zusatzausbildung Navigation ............................................... 218 Kapitel 21: Praxisprüfung ................................................................................. 232 Prüfungsübersicht ............................................................................................ 236 Stichwortverzeichnis ........................................................................................ 237 <?page no="9"?> KA PIT E L 1: R E C HT S V E RHÄL TNI S S E UND R E VI E R KUND E Das erste Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die Besonderheiten und die geografische Lage des Bodensees sowie über die dort vorherrschenden Rechtsverhältnisse. 1.1. ANL I E GE R S T AA T EN Der Bodensee ist mit drei Anliegerstaaten ein internationales Gewässer und ist in Europa einer der größten Binnenseen. Die Anliegerstaaten am Bodensee sind:  Deutschland (mit den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern)  Schweiz (mit den Kantonen Sankt Gallen, Schaffhausen und Thurgau)  Österreich (mit dem Bundesland Vorarlberg) Der Bodensee wird grundsätzlich in den Obersee und den Untersee unterteilt. Die Verbindung zwischen dem Obersee und dem Untersee wird Seerhein genannt. Abb. 1: Bodenseekarte mit geografischen Grenzen Gültige Hoheitsgrenzen zwischen den Staaten existieren lediglich in der Konstanzer Bucht sowie auf den Rheinstrecken in der Gewässermitte. Der Obersee ist die einzige Gegend in Europa, bei der zwischen den Nachbarstaaten nie Friedrichshafen Langenargen Lindau Bregenz Hard Altenrhein Rorschach Horn Arbon Romanshorn Immenstaad Hagnau Meersburg Überlingen Ludwigshafen Sipplingen Wallhausen Mainau Radolfzell Allensbach Reichenau Konstanz Kreuzlingen Altnau Ermattingen Steckborn Stein am Rhein Gaienhofen Seerhein Untersee Obersee <?page no="10"?> 10 KAPITEL 1: RECHTSVERHÄLTNISSE UND REVIERKUNDE vertraglich endgültige Grenzen festgelegt wurden. Hier gibt es unterschiedliche Rechtsauffassungen, die alle auf Gewohnheitsrecht beruhen. Es lassen sich die beiden folgenden Auffassungen beziehungsweise Theorien der Grenzziehung unterscheiden:  Realteilung: Grenzziehung in der Gewässermitte  Kondominium: gemeinschaftlich verwaltetes Hoheitsgebiet Deutsche und auch Schweizer Staatsrechtler vertreten bis heute unterschiedliche Meinungen, ob die Grenzziehung am Obersee auf Basis der Realteilung oder des Kondominiums erfolgen soll. Die Rechtsverhältnisse auf dem Obersee sind tatsächlich bis zum heutigen Tage staatsvertraglich nicht geklärt. Daher handelt es sich beim Obersee um ein gemeinschaftlich verwaltetes Hoheitsgebiet im Sinne eines Kondominiums. 1.2. R E C H T S V O R S C H R IF T E N UND B E HÖRD E N Aufgrund der Tatsache, dass der Bodensee ein gemeinschaftlich verwaltetes Hoheitsgebiet ist, wurde eigens für die Schifffahrt auf dem Bodensee ein eigenes Regelwerk geschaffen: die Bodensee-Schifffahrts-Ordnung. B OD E N S E E - S C HI F F FAHR T S -O RD NUNG Grundlage und Regelwerk für die Schifffahrt am Bodensee ist also die von allen drei Anliegerstaaten einheitlich erlassene Bodensee-Schifffahrts-Ordnung (BodenseeSchO). Die BodenseeSchO gilt grundsätzlich für den gesamten Bodensee. Inbegriffen sind der Obersee, der Untersee, der Alte Rhein sowie die Rheinstrecken zwischen Konstanz und Schaffhausen. Abb. 2: Bodensee-Schifffahrts-Ordnung <?page no="11"?> 1.3. Revierkunde Bodensee 11 S C HI F F FAHR T S B E HÖR D E N UND S C HI F F FAH R T SÄMT E R Für den Vollzug der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung sind am deutschen Bodenseeufer die Landratsämter Konstanz, Bodenseekreis (Friedrichshafen) und Lindau zuständig. Am österreichischen Ufer ist es die Bezirkshauptmannschaft Bregenz und am Schweizer Ufer sind es die Kantonsverwaltungen der Kantone Sankt Gallen, Schaffhausen und Thurgau. Diese Schifffahrtsbehörden nehmen in erster Linie verwaltende Tätigkeiten wahr und sind unter anderem für die Erteilung von Patenten und Bootszulassungen zuständig. WA S S E R S C HUT Z P O LI Z E I Die Überwachung und Kontrolle der Schifffahrt auf dem Bodensee erfolgt von der deutschen Wasserschutzpolizei, der Schweizer Seepolizei und der österreichischen Seegendarmerie. Darüber hinaus nehmen sie auch Aufgaben wie die Ausübung der Sturmwarn- und Seenotrettungsdienste wahr. Oberstes Ziel ihrer Arbeit ist es, die Ordnung und Sicherheit der Schifffahrt auf dem Bodensee zu gewährleisten. Z O L L DI E N S T S T E L L EN Die Grenzkontrolle von Personen und Waren obliegt den jeweiligen Zolldienststellen. Für die Sportschifffahrt bestehen auf dem Bodensee im grenzüberschreitenden Verkehr einige Erleichterungen. Es sind dennoch zwingend die für den Grenzübertritt erforderlichen Dokumente mitzuführen; das sind gültige Ausweispapiere für Personen und Boot. Diese sind bei einer Kontrolle den Zollbeamten auszuhändigen. Mitgeführte Waren müssen den Beschränkungen für den grenzüberschreitenden Warenverkehr entsprechen oder beim Zoll angemeldet werden. 1.3. R E V I E RK UND E B OD E N S E E Im Folgenden werden Ihnen die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten des Wassersportreviers Bodensee in Kurzform veranschaulicht. WA S S E R OB E R F LÄC H E UND T I E F E Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der Wasseroberfläche auf den Obersee und Untersee. Insgesamt hat der Bodensee eine Wasseroberfläche von 536 Quadratkilometern. <?page no="12"?> 12 KAPITEL 1: RECHTSVERHÄLTNISSE UND REVIERKUNDE Wasseroberfläche und Tiefe des Bodensees Wasseroberfläche Bodensee gesamt 536 Quadratkilometer Wasseroberfläche Obersee 473 Quadratkilometer Wasseroberfläche Untersee 63 Quadratkilometer Tiefste Stelle im Obersee zwischen Fischbach und Uttwil 254 Meter Wasserinhalt circa 50 Milliarden Kubikmeter/ 50 000 Milliarden Liter Tab. 1: Wasseroberfläche und Tiefe Abb. 3: Flächen und Tiefen A B S TÄND E UND D I S TAN Z E N Die folgende Darstellung zeigt die Distanzen zwischen unterschiedlichen Städten am Bodensee. Die weiteste Strecke am Bodensee ist die von Ludwigshafen nach Bregenz mit 63 Kilometern. Friedric h sh afen La n g en arg en Lin d au B reg en z H ard A lten rhe in Rorsc ha ch H orn A rbo n Rom an sh orn Im m en sta ad H ag n a u M eers b u rg Ü berlin g en Lu d w ig sh afen S ip pling en Wallha u s en M ain a u R ad olfzell A lle n s b a c h Reic he na u Ko n stan z K reu zlin g en A ltn au E rm attin g en S teck born S tein am R h ein G aien h ofen Wa ssero b erf läche B od ensee g e sam t: 536 Quadratkilometer Wa ssero b erf läche d e s U ntersees 63 Quadratkilometer zw ische n Fischb a ch und U ttw il: Wa ssero b erf läche D er O b ersee s: 473 Quadratkilometer Wasseroberfläche des Obersees: 473 Quadratkilometer Wasseroberfläche des Untersees: 63 Quadratkilometer Wasseroberfläche Bodensee gesamt: 536 Quadratkilometer tiefste Stelle zwischen Fischbach und Uttwill: 254 Meter <?page no="13"?> 1.3. Revierkunde Bodensee 13 Abb. 4: Distanzen Bodensee Distanzen Von Ludwigshafen nach Bregenz 63 Kilometer Von Konstanz nach Bregenz 46 Kilometer Von Konstanz nach Stein am Rhein 27 Kilometer Von Ludwigshafen zur Insel Mainau 17 Kilometer Breiteste Stelle von Friedrichshafen nach Arbon 14 Kilometer Tab. 2: Distanzen Bodensee IN S E L N Der Bodensee hat mehrere Inseln und Halbinseln. Die drei größten und bekanntesten Inseln im Bodensee sind die Inseln Mainau, Reichenau und Lindau. Friedric h sh afen La n g en arg en Lin d au B reg en z H ard A lten rhe in Rorsc ha ch H orn A rbo n Rom an sh orn Im m en sta ad H ag n a u M eers b u rg Ü berlin g en Lu d w ig sh afen S ip pling en Wallha u s en M ain a u R ad olfzell A lle n s b a c h Reic he na u Ko n stan z K reu zlin g en A ltn au E rm attin g en S teck born S tein am R h ein G aien h ofen 1 7 km 4 6 km 1 4 km 2 7 km 6 3 km <?page no="14"?> 14 KAPITEL 1: RECHTSVERHÄLTNISSE UND REVIERKUNDE Abb. 5: Inseln S E E B OD E N Das Profil des Seebodens am Bodensee hat seine eigenen spezifischen Bezeichnungen. Der Seeboden wird in unterschiedliche Abschnitte unterteilt:  Hang  Wysse  Halde  Schweb  Tiefhalde  Tiefer Schweb Die folgende Darstellung zeigt dazu beispielhaft die Zuordnung der Begriffe zu den einzelnen Profilabschnitten schematisch zwischen Langenargen auf der deutschen Seeseite und Rorschach in der Schweiz. Abb. 6: Seeboden zwischen Langenargen und Rorschach Hang Wysse Halde Schweb Tiefhalde Tiefer Schweb Tiefhalde Schweb Halde Hang Wysse Friedric h sh afen La n g en arg en Lin d au B reg en z H ard A lten rhe in Rorsc ha ch H orn A rbo n Rom an sh orn Im m en sta ad H ag n a u M eers b u rg Ü berlin g en Lu d w ig sh afen S ip pling en Wallha u s en M ain a u R ad olfzell A lle n s b a c h Reic he na u Ko n stan z K reu zlin g en A ltn au E rm attin g en S teck born S tein am R h ein G aien h ofen Lind au M aina u Reichena u <?page no="15"?> 1.4. Naturschutzgebiete 15 1.4. NA TUR S C HUTZ G EBI E T E Der Bodensee beherbergt zahlreiche seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Viele Städte und Gemeinden insbesondere in Baden-Württemberg speisen ihre Trinkwasserversorgung mit Bodenseewasser. Dem Bodensee werden jährlich circa 170 Millionen Kubikmeter Wasser zur Trinkwasserversorgung entnommen. Der Schutz der Natur und des Trinkwasserreservoirs Bodensee ist wichtig und fordert von der Sportschifffahrt daher größte Rücksicht und Sorgfalt. Naturschutzgebiete sind in der Regel durch weiße Dreieckstafeln mit grünem Rand, schwarzer Aufschrift „Naturschutzgebiet“ und schwarzem Adler gekennzeichnet. Abb. 8: Naturschutzgebiete Die wichtigsten und bekanntesten Naturschutzgebiete am deutschen Bodenseeufer sind:  Eriskircher Ried  Seefelder Aache bzw. Seefelder Aachmündung  Wollmatinger Ried  Halbinsel Mettnau Naturschutzgebiet Abb. 7: Ausschilderung Naturschutzgebiet Friedric h sh afen La n g en arg en Lin d au B reg en z H ard A lten rhe in Rorsc ha ch H orn A rbo n Rom an sh orn Im m en sta ad H ag n a u M eers b u rg Ü berlin g en Lu d w ig sh afen S ip pling en Wallha u s en M ain a u R ad olfzell A lle n s b a c h Ko n stan z K reu zlin g en A ltn au E rm attin g en S teck born S tein am R h ein G aien h ofen E riskircher R ie d Wollm ating er R ie d H alb insel M ettna u R heind elta M ehrera uer S e eufer S eefeld er A ache Reic he na u <?page no="16"?> 16 KAPITEL 1: RECHTSVERHÄLTNISSE UND REVIERKUNDE am österreichischen beziehungsweise am Schweizer Seeufer:  Rheindelta  Mehrerauer Seeufer Das Befahren und Anlanden mit Wassersportfahrzeugen in Naturschutzgebieten ist untersagt. Dies gilt auch für Kleinfahrzeuge ohne Motor wie z.B. Kanu, Kajak oder Stand-up-Paddles. Es ist strikt Abstand zu halten. Das Betreten außerhalb der gekennzeichneten Wege ist ebenfalls untersagt. Umweltschutz ist im Wassersport ein sehr ernstes und wichtiges Thema. Er wird in diesem Buch aufgrund der vorhandenen Theorieprüfungsstruktur zum Bodenseeschifferpatent nicht als gesondertes Kapitel behandelt. Die jeweiligen Inhalte zum Thema Umweltschutz werden auf mehrere Kapitel verteilt. Sie werden im jeweiligen Kapitel wie in der Struktur der Theorieprüfung gesondert behandelt. Nachdem Sie das Kapitel 1 „Rechtsverhältnisse und Revierkunde“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welche Staaten grenzen heute an den Bodensee? Deutschland, Österreich, Schweiz. Wo gibt es auf dem Obersee Hoheitsgrenzen? In der Konstanzer Bucht. Wie sind die Hoheitsgrenzen auf den Rheinstrecken festgelegt? In der Gewässermitte. Was verstehen Sie unter einem Kondominium? Gemeinsam verwaltetes Hoheitsgebiet. Was verstehen Sie unter einer Realteilung in Bezug auf den Bodensee? Gewässerteilung in der Mitte. Welche besonderen Aufgaben nehmen die Schifffahrtsbehörden / Schifffahrtsämter wahr? Erteilung von Zulassungen und Patenten. Was für Aufgaben obliegen den Wasserschutzpolizeien / Seepolizeien? Überwachung und Kontrolle der Schifffahrt. Welche Aufgaben obliegen den Zolldienststellen? Grenzkontrolle von Personen und Waren. <?page no="17"?> Welche grundsätzlichen Zoll- und Passvorschriften müssen Sie bei einem Grenzübertritt mit Ihrem Fahrzeug am Bodensee beachten? Gültige Ausweispapiere für Personen und Boot mitführen, erforderlichenfalls beim Zoll melden. Für welche Seeteile und Rheinstrecken gilt die Bodensee-Schifffahrts- Ordnung? Bodensee einschließlich Untersee, Alter Rhein und Rheinstrecken zwischen Konstanz und Schaffhausen. Welche Behörden sind für den Vollzug der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung am deutschen Ufer zuständig? Landratsämter Bodenseekreis, Konstanz, Lindau und Wasserschutzpolizei. Welche in den Bodenseeanliegerstaaten einheitlich erlassene Bestimmung regelt die Schifffahrt auf dem Bodensee? Bodensee-Schifffahrts-Ordnung. Welche Behörden sind am deutschen Ufer für die Erteilung von Schifferpatenten und für die Zulassung von Wasserfahrzeugen zuständig? Landratsämter Bodenseekreis, Konstanz und Lindau. Wie groß ist die Fläche des Bodensees? 536 km 2 . Wie heißen die drei größten Inseln im Bodensee? Mainau, Reichenau, Lindau. Wie groß ist die Entfernung zwischen Ludwigshafen und Bregenz? 63 km. Wie breit ist der Bodensee zwischen Friedrichshafen und Arbon? 14 km. Wo befindet sich die größte Tiefe des Obersees? Zwischen Fischbach und Uttwil. Wie wird der Seeboden eingeteilt? Ufer, Hang, Wysse, Halde, Schweb, Tiefhalde, Tiefer Schweb. Wie groß ist die Entfernung zwischen Konstanz und Bregenz? 46 km. Wie groß ist die Entfernung zwischen Ludwigshafen und der Insel Mainau? 17 km. Wie groß ist die Entfernung zwischen Konstanz und Stein am Rhein? 27 km. Prüfungsfragen und Antworten 17 <?page no="18"?> 18 KAPITEL 1: RECHTSVERHÄLTNISSE UND REVIERKUNDE Nennen Sie die wichtigsten Naturschutzgebiete am Bodensee! Eriskircher Ried, Wollmatinger Ried, Halbinsel Mettnau. Welche Naturschutzgebiete liegen am Bodensee? Rheindelta, Seefelder Aache, Mehrerauer Seeufer. Wie sind Naturschutzgebiete gekennzeichnet? Durch weiße Dreiecktafeln, grüner Rand, schwarzer Adler und der Aufschrift „Naturschutzgebiet“. Welche Vorschriften müssen Sie als Sportbootfahrer bei Naturschutzgebieten beachten? Abstand halten, nicht hineinfahren, „Anlanden verboten“. Wie tief ist die tiefste Stelle des Bodensees? 254 m. Welche Bestimmungen müssen ein Sportbootführer und seine Mitfahrer beachten, wenn sie den Fischfang als Sportfischer ausüben wollen? Erlaubnis und Befähigung muss vorhanden sein. Welches ist die größte Breite des Bodensees und wo befindet sich diese? 14 km zwischen Friedrichshafen und Arbon. In welchen besonders gekennzeichneten Gebieten dürfen Sie mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug nicht anlanden? In Naturschutzgebieten. Wie heißt die Verbindung zwischen Obersee und Untersee? Seerhein. Welche Behörde ist am österreichischen Ufer für die Erteilung von Schifferpatenten und für die Zulassung von Wasserfahrzeugen zuständig? Bezirkshauptmannschaft Bregenz. Gelten gesperrte Wasserflächen in den Naturschutzgebieten auch für Kleinfahrzeuge ohne Motor wie Kanu, Kajak und Stand-up-Paddler? Ja. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="19"?> KA PIT E L 2: PAT ENT , ZULA S S UN G UND B E S AT ZUN G Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die aktuell gültigen Vorschriften für das Führen und Halten von Sportbooten am Bodensee. 2.1. G E L TUNG S B E R E IC H B OD E N S E E S C HI F F E RPA T E NT Zum Führen eines Fahrzeugs mit Maschinenantrieb auf dem Bodensee, dessen Maschinenleistung 4,4 KW (= 6 PS) übersteigt, sowie zum Führen eines Segelfahrzeuges mit mehr als 12 Quadratmeter Segelfläche, ist als Befähigungsnachweis das „Bodenseeschifferpatent“ erforderlich. Abb. 9: Bodenseeschifferpatent Das Bodenseeschifferpatent wird in folgenden Kategorien erteilt:  Kategorie A: Fahrzeuge mit Maschinenantrieb (motorbetriebene Vergnügungsfahrzeuge), soweit diese nicht unter die Kategorien B oder C fallen  Kategorie B: Fahrgastschiffe  Kategorie C: Güterschiffe und schwimmende Geräte mit eigenem Antrieb  Kategorie D: Segelfahrzeuge Für Segelfahrzeuge mit Motor, deren Antriebsleistung 4,4 KW (= 6 PS) übersteigt, ist zusätzlich die Berechtigung der Kategorie A (Motorboot) erforderlich. Zum Führen von Fahrgastschiffen mit einer zulässigen Höchstanzahl von 12 Fahrgästen genügt die Kategorie A beziehungsweise D, wenn der Patentinhaber <?page no="20"?> 20 KAPITEL 2: PATENT, ZULASSUNG UND BESATZUNG mindestens 21 Jahre alt ist. Bei einer zulässigen Höchstanzahl von mehr als 12 Personen ist die Kategorie B (Fahrgastschiffe) erforderlich. Zum Befahren der Hochrheinstrecke, der Strecke zwischen Stein am Rhein und Schaffhausen, ist zusätzlich noch die Kategorie H „Hochrhein“ als Zusatz zur Kategorie A erforderlich. Dazu ist nochmals eine gesonderte Theorie- und Praxisprüfung auf der Hochrheinstrecke erforderlich. Die Zusatzkategorie H „Hochrhein“ wird in diesem Lehrbuch nicht behandelt, da dieser Lernstoff nicht Inhalt der Prüfungen Bodenseeschifferpatent A (Fahrzeuge mit Maschinenantrieb) und D (Segelfahrzeuge) ist. 2.2. V O RAUS S E T Z UNG EN B OD E N S E E S C HI F F E RPA T E NT Für die Erteilung des Bodenseeschifferpatents muss der Bewerber sowohl über das erforderliche Mindestalter als auch über die entsprechende Eignung und Befähigung verfügen. Die Befähigung muss in einer theoretischen wie auch in einer praktischen Prüfung nachgewiesen werden. Tipp: Besitzer des Sportbootführerschein Binnen, Sportbootführerschein See oder Sportküstenschifferschein können sich die praktische Prüfung dieser Scheine für das Bodenseeschifferpatent anerkennen lassen. Eine erneute Praxisprüfung ist dann nicht erforderlich. Der Inhaber des Bodenseeschifferpatents muss das jeweils erforderliche Mindestalter erreicht haben:  Kategorie A: 18 Jahre  Kategorie B: 21 Jahre  Kategorie C: 21 Jahre  Kategorie D: 14 Jahre Die Eignung zum Schiffsführer ist dann gegeben, wenn ausreichendes Hör-, Seh- und Farbunterscheidungsvermögen vorhanden ist und keine anderen gesundheitlichen Einschränkungen der Tauglichkeit zum Schiffsführer vorliegen. Dies ist <?page no="21"?> 2.3. Zulassungsbestimmungen von Fahrzeugen 21 durch eine ärztliche Bescheinigung auf einem Formblatt zu belegen. Das bisherige Verhalten der Person muss erwarten lassen, dass sie als Schiffsführer auf andere Rücksicht nimmt und gültige Vorschriften beachtet. Ein Bodenseeschifferpatent kann bei erheblicher Pflichtverletzung als Schiffsführer oder im Straßenverkehr entzogen werden. Bei nicht mehr gegebener Eignung beziehungsweise Befähigung kann das Patent entzogen oder eingeschränkt werden. 2.3. Z UL A S SUNG S B E S TIMMUNG E N V ON FAH R Z E UG E N Jedes Fahrzeug auf dem Bodensee muss gekennzeichnet sein. In der Regel erfolgt die Kennzeichnung mit dem von der zuständigen Behörde zugeteilten Kennzeichen, das aus einer Kombination von Buchstaben, die den zuständigen Landkreis kennzeichnen, und Zahlen besteht. Kleinere, nicht motorisierte Fahrzeuge mit einer Länge von weniger als 2,5 Meter sind teilweise von der Zulassungspflicht ausgenommen und müssen lediglich mit Name und Anschrift des Eigners gekennzeichnet sein. K E NN Z EI C HNUNG S P F L IC H T Wenn ein Boot eines der folgenden Kriterien erfüllt, unterliegt es der Untersuchungs- und Zulassungspflicht und muss mit einem amtlichen Kennzeichen versehen werden:  Länge von 2,50 Metern und mehr  motorbetriebene Fahrzeuge  Fahrzeuge mit Koch- oder Sanitäreinrichtung Ausnahmen gelten für Segelsurfbretter, Drachensegelbretter, Stand-up-Paddles, Paddelboote und Rennruderboote ohne Motor. Diese benötigen - unabhängig von der Länge - kein Kennzeichen, sie müssen jedoch mit Name und Anschrift des Eigners versehen werden. Die Kennzeichen werden in Deutschland von den Landratsämtern Bodenseekreis in Friedrichshafen, Konstanz und Lindau erteilt. Folgende Kennzeichen werden von den Landratsämtern vergeben:  Landratsamt Bodenseekreis in Friedrichshafen: FN  Landratsamt Konstanz: KN <?page no="22"?> 22 KAPITEL 2: PATENT, ZULASSUNG UND BESATZUNG  Landratsamt Lindau: LI  In Österreich: Bezirkshauptmannschaft Bregenz: V Die Kennzeichen müssen:  an gut sichtbaren Stellen auf beiden Seiten des Bootes angebracht werden und  mindestens 8 cm hoch sein. Die Zulassung erlischt in der Regel nach drei Jahren und muss dann neu beantragt werden. Eine Überziehung beziehungsweise Überschreitung der Zulassung ist nicht zulässig. Der Fahrzeughalter wird von der Behörde, üblicherweise dem zuständigen Landratsamt, angeschrieben und an den Ablauf der Zulassung erinnert. Hiermit verbunden ist die Aufforderung, eine Bootsabnahme beim Landratsamt zu vereinbaren. Gleiches gilt, wenn bauliche Veränderungen am Fahrzeug vorgenommen wurden. Die zuständige Behörde kann die Zulassung entziehen, wenn das Fahrzeug nicht mehr den gegebenen Vorschriften entspricht. Für Fahrzeuge ab dem Baujahr 1998 gelten die Vorschriften der europäischen Sportbootrichtlinie. Für die Zulassung muss die entsprechende Konformitätserklärung des Fahrzeugs vorgelegt werden. Sollten vom Eigner erhebliche Veränderungen im Bereich der Sicherheitsanforderungen durchgeführt werden, kann eine neue Konformitätserklärung verlangt werden. V O R G E S C HR I E B E N E MIND E S TAU S RÜS TUNG Jedes zugelassene Boot muss mindestens die Ausrüstungsgegenstände, die in der Zulassungsurkunde vorgeschrieben sind, an Bord mitführen. Diese werden im Kapitel 8 „Seemannschaft“ ausführlich behandelt. Es müssen so viele Rettungswesten an Bord sein, wie Personen an Bord sind. Die Rettungsmittel müssen geeignet sein und über einen vorgeschriebenen Mindestauftrieb von 100 Newton-Metern verfügen. Rettungsmittel für Kinder unter 12 Jahren bzw. Personen mit einem Körpergewicht unter 40 kg müssen in jedem Fall ohnmachtssicher, d.h. mit einem Rettungskragen ausgestattet sein. Fahrzeuge mit Koch- oder Sanitäreinrichtung müssen mit Behältern zur Aufnahme von Fäkalien, Abwasser und Abfällen ausgerüstet sein. Diese dürfen keinesfalls in den Bodensee abgelassen werden. <?page no="23"?> 2.4. Lärm- und Abgasgrenzwerte 23 V E R K AUF EIN E S B OOT E S OD E R V E R L E GUNG D E S L I E G E P LAT Z E S Der Verkauf eines registrierten oder zugelassenen Wasserfahrzeuges ist der zuständigen Behörde innerhalb einer Frist von zwei Wochen mitzuteilen. Der zuständigen Behörde müssen die Anschrift des Erwerbers und der zukünftige Standort mitgeteilt werden. Ändert sich der dauerhafte Standort des Bootes in den Zuständigkeitsbereich einer anderen Behörde, muss bei dieser innerhalb von zwei Monaten eine neue Zulassungsurkunde beantragt werden. 2.4. LÄRM- UND AB GA S G R E N Z W E RT E Am Bodensee werden an Boote besondere Anforderungen hinsichtlich des Umwelt- und Gewässerschutzes gestellt. Es gelten Lärm- und Abgasgrenzwerte. Der Artikel 1 Absatz 10 der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung besagt, dass durch den Betrieb eines Fahrzeuges nicht mehr Lärm, Rauch, Abgas oder Geruch erzeugt werden darf, als dies bei ordnungsgemäßem Zustand und Betrieb des Fahrzeuges unvermeidbar ist. LÄRMG R E NZ W E R T E Lärmgrenzwerte sind grundsätzlich einzuhalten. Das Betriebsgeräusch eines Motors darf, in 25 Metern seitlichem Abstand gemessen, den Wert von 72 dB (A) nicht überschreiten. A B GA S G R EN Z W E R T E Abgasgrenzwerte sind einzuhalten. Für Fahrzeuge mit Maschinenantrieb, die erstmals ab dem 1.1.1993 auf dem Bodensee zugelassen wurden, gelten Abgasvorschriften für die Bootsmotoren. 2.5. A KK UMUL A T O R E N Der Einsatz von Akkumulatoren ist nur für geeignete Fahrzeugbauarten zulässig. Die Befestigung muss so erfolgen, dass sie sich bei Bewegungen des Fahrzeugs nicht verschieben können. Außerdem müssen Akkumulatoren gegen Beschädigung geschützt sein. <?page no="24"?> 24 KAPITEL 2: PATENT, ZULASSUNG UND BESATZUNG Wird für den Antrieb oder die Stromversorgung eines Fahrzeugs ein Lithium-Ionen-Akkumulator verwendet, muss das Fahrzeug mit dem Warnzeichen W012 „Warnung vor gefährlicher elektrischer Spannung“ gekennzeichnet werden (Aufkleber). Das Warnzeichen muss gut sichtbar  auf beiden Seiten des Fahrzeugs neben dem Kennzeichen und  am Heck angebracht werden. Nachdem Sie das Kapitel 2 „Patent, Zulassung und Besatzung“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Für welche Vergnügungsfahrzeuge ist ein Schifferpatent erforderlich? Für Motorfahrzeuge mit mehr als 4,4 kW Maschinenleistung und für Segelfahrzeuge mit mehr als 12 m 2 Segelfläche. Welche Wasserfahrzeuge dürfen Sie mit einem Schifferpatent der Kategorie „A“ führen? Alle motorbetriebenen Vergnügungsfahrzeuge. Dürfen Sie mit einem Schifferpatent der Kategorie „D“ auch Segelboote unter Motor führen, deren Maschinenleistung 4,4 kW übersteigt? Nein. Welche Voraussetzungen sind für den Erwerb eines Schifferpatents der Kategorie „A“ und „D“ zu erfüllen? Mindestalter, Eignung und Befähigung. Kann ein Schifferpatent entzogen werden? Ja, nach erheblicher Pflichtverletzung als Schiffsführer und im Straßenverkehr. Kann ein Schifferpatent entzogen oder eingeschränkt werden? Ja, wenn Eignung und Befähigung nicht mehr gegeben oder eingeschränkt sind. Welches Mindestalter ist für Patentbewerber für Vergnügungsfahrzeuge mit Maschinenantrieb über 4,4 kW Leistung erforderlich? 18 Jahre. <?page no="25"?> 25 Welches Mindestalter ist für Patentbewerber für Segelfahrzeuge über 12 m 2 Segelfläche erforderlich? 14 Jahre. Darf ein Patentinhaber der Kategorie „A“ ein Fahrgastschiff führen? Ja, wenn er 21 Jahre alt ist und das Fahrzeug für maximal 12 Fahrgäste zugelassen ist. Welches Mindestalter ist für Patentinhaber der Kategorie „A“ erforderlich, um Fahrgastschiffe mit max. 12 Personen-Zulassung zu führen? 21 Jahre. Welche Fahrzeuge unterliegen der Untersuchungs- und Zulassungspflicht? Alle motorbetriebenen Fahrzeuge sowie alle Fahrzeuge mit Wohn-, Koch- oder sanitärer Einrichtung. Wann erlischt die Zulassung von Vergnügungsfahrzeugen mit Maschinenantrieb? Nach 3 Jahren. Wann müssen zugelassene Fahrzeuge erneut untersucht werden? In der Regel nach 3 Jahren oder bei baulichen Änderungen. Welche wichtigen Ausrüstungsgegenstände müssen sich an Bord eines zugelassenen Wasserfahrzeuges auf dem Bodensee befinden? Die in der Zulassungsurkunde vorgeschriebenen. Welche Anforderungen hinsichtlich des Umweltschutzes werden an die für den Bodensee zugelassenen Fahrzeuge gestellt? Lärm- und Abgasgrenzwerte müssen eingehalten werden, Abwasserentsorgung nur an Land zugelassen. Welche Anforderungen hinsichtlich des Gewässerschutzes werden an die für den Bodensee zugelassenen Fahrzeuge gestellt? Fäkalien, Abwasser und Abfall müssen ordnungsgemäß an Land entsorgt werden. Ab welcher Bootslänge muss ein Boot ohne Maschinenantrieb, Wohn-, Koch- oder sanitärer Einrichtung bei der Zulassungsstelle registriert werden? Alle Fahrzeuge ab einer Länge von 2,50 Meter, ausgenommen Surfbretter, Paddel- und Rennruderboote ohne Motor sowie Stand-up- Paddelbretter. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="26"?> 26 KAPITEL 2: PATENT, ZULASSUNG UND BESATZUNG Wie viele Rettungsmittel müssen sich an Bord eines Vergnügungsfahrzeuges befinden? So viele, wie Personen an Bord sind. Welchen Wert darf das Betriebsgeräusch eines Wasserfahrzeugs in dB (A) nicht überschreiten? 72 dB (A) in 25 m seitlicher Entfernung. Welche Fahrzeuge müssen mit Behältern zur Aufnahme von Fäkalien, Abwässern und Abfällen ausgerüstet sein? Fahrzeuge mit Koch- oder Sanitäreinrichtung. Was gilt für Fahrzeuge mit Maschinenantrieb bei erstmaliger Zulassung seit dem 1. Januar 1993 auf dem Bodensee? Abgasvorschriften für Bootsmotoren. Muss bei der Verlegung des Liegeplatzes in den Bereich einer anderen für die Zulassung zuständigen Behörde die Ausstellung einer neue Zulassungsurkunde beantragt werden? Ja, innerhalb von 2 Monaten. Wann kann die zuständige Behörde die Zulassung entziehen? Wenn das Fahrzeug nicht mehr den Vorschriften entspricht. Sie sind Besitzer eines EU-Sportbootes im Sinne der EU-Sportbootrichtlinie. Was kann die Zulassungsbehörde verlangen, wenn erhebliche Veränderungen im Bereich der Sicherheitsanforderungen durchgeführt wurden? Die Zulassungsbehörde kann eine neue Konformitätserklärung verlangen. Welche Fahrzeuge müssen mit einem amtlichen Kennzeichen versehen sein? Alle Fahrzeuge über 2,50 Meter Länge, ausgenommen Surfbretter, Paddelboote, Rennruderboote und Stand-up-Paddelbretter. Wer erteilt die Kennzeichen für Wasserfahrzeuge am deutschen Bodenseeufer? Landratsämter Bodenseekreis, Konstanz und Lindau. Wie hoch müssen die Kennzeichen mindestens sein? 8 cm. Wo müssen die Kennzeichen angebracht sein? An gut sichtbarer Stelle auf beiden Seiten des Schiffes. <?page no="27"?> 27 Wie müssen Segelsurfbretter, Paddelboote, Rennruderboote und Stand-up-Paddelbretter gekennzeichnet sein? Mit Namen und Anschrift des Eigners. Wie lange dürfen Sie die Zulassungsurkunde eines Bootes überziehen? Gar nicht. Innerhalb welcher Frist ist der Verkauf eines registrierten oder zugelassenen Wasserfahrzeuges der zuständigen Behörde zu melden? Innerhalb von zwei Wochen. Welche Angaben sind der zuständigen Behörde beim Verkauf eines Wasserfahrzeuges zu machen? Anschrift des Erwerbers und zukünftiger Standort. Wie sind Fahrzeuge mit eingebauten Lithium-Ionen-Akkumulatoren für den Antrieb oder die Stromversorgung zu kennzeichnen? Mit dem Warnzeichen W012. Wo muss das Warnzeichen W012 angebracht werden? Gut sichtbar auf beiden Seiten des Fahrzeugs neben dem Kennzeichen und am Heck. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="28"?> KA PIT E L 3: V E R HA L T E NS VOR S C HRIF T EN Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die allgemeinen Verhaltensvorschriften für das Führen von Sportbooten und Segelfahrzeugen auf dem Bodensee. 3.1. AL L G EME IN E V E RHA L T E NS R EG E L N P F LIC H T E N D E S S C HI F F S FÜH R E R S Die allgemeinen Verhaltensvorschriften auf dem Bodensee, die ein Schiffsführer zu beachten hat, sind in der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung geregelt. Der Schiffsführer hat eine allgemeine Sorgfaltspflicht. Er ist für Fahrzeug, Ausrüstung und Besatzung verantwortlich und hat dafür Sorge zu tragen, dass keine Gefährdung oder Behinderung der eigenen Besatzung und von Dritten erfolgt. Der Schiffsführer ist insbesondere dafür verantwortlich, dass  ausreichende und vollständige Rettungsmittel (pro Person mindestens eine Rettungsweste) an Bord sind,  die vorgeschriebenen Mindestausrüstungsgegenstände mitgeführt werden,  er das Schifferpatent und - sofern für die Zulassung seines Wasserfahrzeuges erforderlich - die Zulassungsurkunde des Bootes, den Bootsausweis sowie das Radarpatent mitführt. Die Prüfung auf Funktion und Vollständigkeit von Rettungsmitteln, Bootstechnik, Ausrüstungsgegenständen und notwendigen Schiffspapieren ist vor jeder Fahrt durchzuführen. Der Schiffsführer ist für die Einhaltung der in der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung festgelegten Regeln verantwortlich und trägt dafür Sorge, dass diese eingehalten werden. Von den Vorschriften der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung darf nur zur Abwendung von unmittelbaren Gefahren abgewichen werden. Ist sein Fahrzeug mit einer Sprechfunkanlage ausgestattet, darf er über den Kanal 16 nur für die Sicherheit der Schifffahrt notwendige Nachrichten senden. Ein vorsätzlicher oder fahrlässiger Verstoß gegen diese Regelung ist eine Ordnungswidrigkeit und kann mit einem Bußgeld belegt werden. P F LIC H T E N D E R B E S A TZUNG Es gehört zu den Aufgaben und Pflichten jedes Besatzungsmitgliedes, allen Anweisungen des Schiffsführers, die der Sicherheit und Ordnung an Bord dienen, Folge zu leisten. <?page no="29"?> 3.2. Allgemeine Fahrregeln 29 S E E NO T UND UN F AL L Sind andere Menschen und Fahrzeuge in Not geraten, besteht die Pflicht für den Schiffsführer und die Besatzungsmitglieder, unverzüglich Hilfe zu leisten. Falls eine direkte Hilfeleistung nicht möglich ist, so ist unbedingt Hilfe anzufordern. Abb. 10: Seenotfall und Unfallprotokoll Im Falle einer Unfallbeteiligung sind sowohl Angaben über die Art der Beteiligung am Unfall als auch persönliche Angaben zu machen. Die Weiterfahrt darf erst erfolgen, wenn diese Daten ausgetauscht sind. 3.2. AL L G EME IN E F AHR R E G E L N F AH R E N, LIE G E N UND ANK E R N Nach der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung sind Fahrzeuge solange in „Fahrt befindlich“ oder „fahrend“, solange sie  nicht mittelbar oder unmittelbar vor Anker liegen,  nicht (am Ufer) festgemacht sind  oder nicht auf Grund sitzen. Wenn ein Boot in „Fahrt befindlich“ oder „fahrend“ ist, gelten die allgemeinen Fahr- und Ausweichregeln sowie Sorgfaltspflichten. Sind Boote nicht „in Fahrt“, werden sie auch als „stillliegend“ bezeichnet. Vorname Name Adresse Art der Beteiligung Unfallprotokoll <?page no="30"?> 30 KAPITEL 3: VERHALTENSVORSCHRIFTEN Am Bodensee darf ohne Erlaubnis außerhalb ausgewiesener Liegeplätze maximal 24 Stunden am gleichen Ort geankert werden. G E S C HWIND I G K E IT E N UND AB S TÄND E Auf den Bodenseeteilen „Obersee“ und „Untersee“ gilt für Wasserfahrzeuge, so lange nicht anders ausgeschildert ist, allgemein die zulässige Höchstgeschwindigkeit von max. 40 km/ h. Auf den Rheinstrecken „Alter Rhein“ und „Seerhein“ gilt die Höchstgeschwindigkeit von 10 km/ h. Abb. 11: Uferzone Die Zone vom Ufer bis 300 Meter seewärts wird „Uferzone“ oder auch „300- Meter-Zone“ genannt. Motorbetriebene Fahrzeuge dürfen die „300-Meter- Zone“ nur zum Anlanden oder Ankern befahren. Das Ufer ist dann immer im kürzesten Weg anzusteuern. Innerhalb der Uferzone ist die Höchstgeschwindigkeit von 10 km/ h zulässig. Bei Querfahrt zum Ufer ist ein Mindestseitenabstand von 300 Metern einzuhalten. Fahrzeuge mit Elektromotor bis maximal 2 kW und Segelboote dürfen die Uferzone befahren. Dabei ist stets höchste Vorsicht geboten, da in der Uferzone jederzeit mit Schwimmern zu rechnen ist. 300 m 10 <?page no="31"?> 3.2. Allgemeine Fahrregeln 31 F AH R E N MIT WA S S E R S K I OD E R ÄHN L IC H E N GE RÄT E N Das Fahren mit Wasserski oder ähnlichen Geräten (z.B. Wakesurfbrettern) ist auf dem Bodensee außerhalb der Uferzone und in ausgewiesenen Wasserskistartgassen erlaubt. Beim Wasserskifahren muss an Bord des Schleppbootes neben dem Schiffsführer immer eine zweite geeignete Beobachtungsperson sein, die den Wasserskifahrer und die Umgebung beobachtet. Auf den Rheinstrecken ist Wasserskifahren grundsätzlich nicht erlaubt. Wasserskifahren ist außerdem ebenso zur Nachtzeit, bei unsichtigem Wetter sowie bei entsprechender Beschilderung verboten. Nicht erlaubt ist zudem das Schleppen von mehr als zwei Wassersportlern sowie das Schleppen von Flugkörpern wie z.B. Flugdrachen, Drachenfallschirmen oder ähnlichen Geräten. Auch das Fahren mit Aqua-Scootern, Jet-Bikes, Wassermotorrädern oder ähnlichen Schwimmkörpern jeglicher Antriebsart ist verboten. Dies gilt auch für Sportgeräte mit Wasserstrahlantrieb. F AH R E N MIT S T AND -UP -P ADD E L B R E T T E R N Beim Fahren mit Stand-up-Paddelbrettern besteht eine Ausweichpflicht gegenüber Vorrangfahrzeugen, Schleppverbänden, Fahrzeugen von Berufsfischern beim Fang (erkennbar am weißen Ball, siehe auch Kapitel 5 „Lichter- und Flaggenführung“), sowie Segelfahrzeugen. Darüber hinaus dürfen Stand-up-Paddelbretter nicht motorisiert werden. B AD E N UND T AUC H E N Im Umkreis von 100 m um Hafeneinfahrten und Landestellen, die von Fahrgastschiffen genutzt werden, ist das Baden und Tauchen verboten; es sei denn, es handelt sich um öffentliche Badeplätze. Das Baden und Tauchen ist ebenso an allen anderen Hafeneinfahrten verboten, wenn die Schifffahrt behindert wird. Verboten ist auch das Tauchen in markierten Fahrwässern sowie das unbefugte Heranschwimmen und Anhängen an Fahrzeugen. Sofern ein Fahrzeug sich nähert, ist auch das Herabspringen von Brücken nicht erlaubt. Für Hobbyzwecke dürfen keine Tauchscooter verwendet werden. <?page no="32"?> 32 KAPITEL 3: VERHALTENSVORSCHRIFTEN Merke: Wenn eine Person außerhalb der Uferzone ohne Begleitfahrzeug schwimmt, muss sie einen gut sichtbaren Schwimmkörper mitführen. S C HL E P P V E R BÄND E Ein so genannter Schleppverband besteht, wenn ein oder mehrere Fahrzeuge von einem oder mehreren Fahrzeugen mit Maschinenantrieb geschleppt werden. Wenn Vergnügungsfahrzeuge geschleppt werden, gilt dies allerdings nicht als Schleppverband. Gegenüber Schleppverbänden besteht eine generelle Ausweichpflicht für alle anderen Fahrzeuge. Hierunter fallen z.B. Motorboote, aber auch z.B. Stand-up- Paddelbretter. V O R R ANG FAH R Z E UG E Vorrangfahrzeuge haben Vorrang vor allen anderen Fahrzeugen. Sie sind an einem grünen Ball zu erkennen. Die Kennzeichnung der verschiedenen Fahrzeuge wird im Kapitel 5 „Lichter- und Flaggenführung“ ausführlich behandelt. Es gilt eine generelle Ausweichpflicht für alle anderen Fahrzeuge. 3.3. UMW E L T S C HUTZ Umweltschutz im Wassersport ist sehr wichtig. Gutes seemännisches Verhalten setzt den verantwortungsvollen und schonenden Umgang mit der Natur voraus. Der Bodensee mit seinen Schutzgebieten und seiner Eigenschaft als großes Trinkwasserreservoir ist dabei besonders schützenswert. Bestände von Wasserpflanzen wie Binsen, Schilf oder Seerosen dürfen keinesfalls mit einem Wassersportfahrzeug befahren werden. Es ist ein Mindestabstand von 25 Metern einzuhalten. Im Naturschutzgebiet Rheindelta gilt eine abweichende Vorschrift: Hier ist ein Mindestabstand von 50 Metern zu Schilfflächen vorgeschrieben. Der Schiffsführer hat unter anderem dafür Sorge zu tragen, dass  keine wassergefährdenden Stoffe und Abfall in den Bodensee gelangen, <?page no="33"?> 33  Fäkalien, Schmutzwasser und Abfälle ausschließlich an Land ordnungsgemäß entsorgt werden,  Boote ausschließlich mit Wasser gereinigt werden und  Gewässerverunreinigung unverzüglich der nächsten Polizeidienststelle gemeldet wird. Das Anbringen eines Unterwasserschutzanstriches soll nur, wenn dies erforderlich ist, mit möglichst umweltschonenden Materialien erfolgen. Nachdem Sie das Kapitel 3 „Verhaltensvorschriften“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welche allgemeinen Pflichten hat ein Schiffsführer im Sinne der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung zu erfüllen, ohne dass sie im Einzelnen geregelt sind? Allgemeine Sorgfaltspflicht, keine Behinderung und Gefährdung anderer. Welche Aufgaben und Pflichten hat ein Mitglied der Schiffsmannschaft zu erfüllen? Alle Anordnungen des Schiffsführers im Rahmen seiner Verantwortung sind zu befolgen. Dürfen Sie von den Vorschriften der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung abweichen? Ja, zur Abwendung einer unmittelbaren Gefahr. Welche Nachrichten dürfen mit Sprechfunkanlagen, die auf Kanal 16 geschaltet sind, gesendet werden? Nur die für die Sicherheit der Schifffahrt notwendigen Nachrichten. Welche Urkunden hat der Schiffsführer an Bord mitzuführen (gemäß Bodensee-Schifffahrts-Ordnung)? Zulassungsurkunde, Bootsausweis, Schifferpatent, Radarpatent. Welche Anweisungen des Schiffsführers haben die an Bord befindlichen Personen zu befolgen, die nicht zur Schiffsmannschaft gehören? Alle Anordnungen, die der Sicherheit und Ordnung an Bord dienen. Mit welchen Maßnahmen kann der Sportbootfahrer zur Reinhaltung des Bodensees beitragen? Keine wassergefährdenden Stoffe und Abfall in den Bodensee einbringen. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="34"?> 34 KAPITEL 3: VERHALTENSVORSCHRIFTEN Wie hat sich ein Schiffsführer, der an einem Unfall beteiligt war, zu verhalten? Angaben über seine Person und über die Art der Beteiligung ermöglichen. Welchen Abstand müssen Sie bei Längsfahrten mit dem Motorboot (ausgenommen Boote mit Elektroantrieb bis 2 kW) vom Ufer einhalten? Mindestens 300 m. Was müssen Sie beim Reinigen Ihrer Wasserfahrzeuge beachten? Nur mit Wasser reinigen. Welche Anforderungen werden an die Maschinenanlage auf Ihrem Fahrzeug hinsichtlich des Umweltschutzes gestellt? Lärm- und Abgasgrenzwerte einhalten. Welche Fahrzeuge sind „fahrend“ oder „in Fahrt befindlich“? Fahrzeuge, die weder unmittelbar noch mittelbar vor Anker liegen, am Ufer festgemacht oder festgefahren sind. Wenn Vergnügungsfahrzeuge sich gegenseitig schleppen, gilt dies als Schleppverband im Sinne der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung? Nein. Welche Fahrzeuge müssen Vorrangfahrzeugen und Schleppverbänden ausweichen? Alle anderen Fahrzeuge. Wem müssen Sie eine Gewässerverunreinigung melden? Der nächsten Polizeidienststelle. Welche Pflichten zur Hilfeleistung bei der Rettung von Menschen und in Seenot geratener Fahrzeuge bestehen für den Schiffsführer und seine Besatzung? Unverzüglich Hilfe leisten. Welche Fahrgeschwindigkeit darf mit Wasserfahrzeugen auf dem Bodensee höchstens gefahren werden? 40 km/ h. Welche Geschwindigkeitsbeschränkungen für Vergnügungsfahrzeuge gelten auf den Rheinstrecken „Alter Rhein“ und „Seerhein“? 10 km/ h. Ist das Wasserskifahren auf den Rheinstrecken erlaubt? Nein. <?page no="35"?> 35 Welche Einschränkungen bestehen für die maschinenbetriebene Schifffahrt im Uferbereich? Beim Anbzw. Ablegen kürzesten Weg nehmen, Höchstgeschwindigkeit 10 km/ h. Welche Regeln müssen beim Ankern auf dem Bodensee außerhalb bewilligter Liegeplätze beachtet werden? Ohne Erlaubnis nicht länger als 24 Stunden am gleichen Ort. Wo dürfen Sie Wasserski fahren? Nur außerhalb der Uferzone oder in dafür vorgesehenen Wasserskistartgassen. Wer ist für Fahrzeug und Ausrüstung verantwortlich? Der Schiffsführer. Wie viele Personen müssen auf dem Fahrzeug sein, das einen Wasserskifahrer schleppt? Ein Schiffsführer und eine geeignete Beobachtungsperson. Welchen Mindestabstand müssen Sie zu Beständen von Wasserpflanzen wie Binsen, Schilf und Seerosen einhalten? 25 m. Welchen Abstand zu Schilfufern müssen Sie mindestens einhalten? Mindestens 25 m. Welchen Abstand zu Schilfflächen müssen Sie im Naturschutzgebiet Rheindelta mindestens einhalten? Mindestens 50 m. Mit welchen motorisierten Fahrzeugen dürfen Sie näher als 300 m parallel zum Ufer fahren? Mit Fahrzeugen mit Elektromotor bis 2 kW Leistung. Welche Sonderregelungen gelten für elektrobetriebene Fahrzeuge? Sie dürfen näher als 300 m parallel zum Ufer fahren, wenn die Motorleistung 2 kW nicht übersteigt. Welche Einschränkungen sind beim Wasserskifahren zu beachten? Zur Nachtzeit und bei unsichtigem Wetter verboten. Welchen Sicherheitsabstand haben Motorboote gegenüber Schleppverbänden einzuhalten? Mindestabstand 50 m. Wann und wo ist Wasserskilaufen nicht erlaubt? Zur Nachtzeit, bei unsichtigem Wetter und auf den Rheinstrecken. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="36"?> 36 KAPITEL 3: VERHALTENSVORSCHRIFTEN Wie haben Sie sich mit Ihrem Motorboot beim Wasserskifahren gegenüber Badenden zu verhalten? Mindestabstand 50 m. Dürfen Bestände von Wasserpflanzen wie Schilf etc. befahren werden? Nein, in keinem Fall. Wie darf ein Boot im Wasser gereinigt werden? Nur mit Wasser. Ist das Fahren mit Aqua-Scootern, Jet-Bikes und ähnlichen Schwimmkörpern auf dem Bodensee erlaubt? Nein. Besteht eine Ausweichpflicht von Stand-up-Paddlern gegenüber Vorrangfahrzeugen, Schleppverbänden, Fahrzeugen von Berufsfischern, welche den weißen Ball führen und Segelfahrzeugen? Ja. Dürfen Stand-up-Paddelbretter mit Elektromotoren am Bodensee verwendet werden? Nein. In welchem Umkreis von Hafeneinfahrten und Landestellen der Fahrgastschifffahrt ist das Tauchen nicht erlaubt? 100m. Ist das Tauchen im markierten Fahrwasser erlaubt? Nein. Dürfen sogenannte Tauchscooter für Hobbyzwecke am Bodensee benutzt werden? Nein. Was muss eine Person beachten, wenn sie außerhalb der Uferzone ohne Begleitfahrzeug schwimmt? Sie muss einen gut sichtbaren Schwimmkörper mitführen. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="37"?> KA PIT E L 4: S C HA L L Z EICH E N Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die am Bodensee angewandten Schallzeichen. 4.1. E IN FÜH R UNG UND G R UNDB EG R I F F E Schallzeichen dienen sowohl zur Tagals auch zur Nachtzeit einer unmissverständlichen Verständigung von Schiffen untereinander sowie der Erkennung von Anlagen wie beispielsweise Häfen. Die Schallzeichen werden von Fahrzeugen in der Regel durch ein im Schiff fest installiertes Signalhorn oder alternativ mit einem Mundsignalhorn abgegeben. Grundsätzlich ist zwischen kurzen und langen Tönen zu unterscheiden: Schallzeichen Dauer Darstellung Kurzer Ton ca. 1 Sekunde ● Langer Ton ca. 4 Sekunden — — — — Tab. 3: Schallzeichen Dauer Die Pause zwischen aufeinander folgenden Tönen beträgt ca. 1 Sekunde. 4.2. S C HAL L Z E IC H E N VON F AH R Z EUG E N Die folgende Übersicht veranschaulicht die Darstellung und Bedeutung der Schallzeichen von Fahrzeugen. <?page no="38"?> 38 KAPITEL 4: SCHALLZEICHEN Schallzeichen Darstellung Bedeutung Ein kurzer Ton ● „Ich richte meinen Kurs nach Steuerbord“ Zwei kurze Töne ●● „Ich richte meinen Kurs nach Backbord“ oder „Vorbeifahrt Steuerbord an Steuerbord“ Drei kurze Töne ●●● „Meine Maschine geht rückwärts“ Vier kurze Töne ●●●● „Ich bin manövrierunfähig“ Ein langer Ton — „Achtung“ oder „Ich halte meinen Kurs“ oder „Hafenausfahrtssignal“ oder „Nebelsignal, ausgenommen Vorrangschiffe“ oder „Brückendurchfahrtssignal“ Zwei lange Töne — — „Nebelsignal der Vorrangschiffe“ Drei lange Töne — — — „Hafeneinfahrtssignal der Vorrangfahrzeuge“ oder „Hafeneinfahrtssignal der Schleppverbände“ oder „Fahrzeuge in Not“ Folge langer Töne — — — — „Notsignal der Fahrzeuge“ Tab. 4: Schallzeichen Fahrzeuge <?page no="39"?> 4.3. Schallzeichen von Anlagen 39 4.3. S C HAL L Z E IC H E N VON AN LA G EN Die folgende Übersicht veranschaulicht die Darstellung und Bedeutung der Schallzeichen von Anlagen. Schallzeichen Darstellung Bedeutung Zwei kurze Töne dreimal in der Minute oder anhaltendes Läuten mit der Glocke 3 x ●●  „Nebelsignal der Häfen, Landestellen und Nebelwarnanlagen“ Tab. 5: Schallzeichen Anlagen Nachdem Sie das Kapitel 4 „Schallzeichen“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Ein entgegenkommendes Schiff gibt einen kurzen Ton; welche Absicht will es Ihnen kundtun? Richte meinen Kurs nach Steuerbord. Sie befinden sich mit Ihrem Fahrzeug in der Schifffahrtslinie; der Motor lässt sich nicht starten und ein anderes Fahrzeug nähert sich Ihnen. Welche Signalgebung ist erforderlich? 4 kurze Töne. Sie geraten mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug in ein größeres Nebelfeld; welche Signalgebung und andere Maßnahmen sind erforderlich? 1 langer Ton pro Minute geben, langsam fahren, Ausguck stellen, Lichter führen, Ruhe an Bord. Sie hören auf der Fahrt mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug eine Folge langer Töne; welche Situation ist gegeben und welche Maßnahmen leiten Sie ein? Fahrzeug ist in Seenot, helfen oder Hilfe holen. Wie lautet das Hafeneinfahrtssignal der Vorrangfahrzeuge? 3 lange Töne. <?page no="40"?> 40 KAPITEL 4: SCHALLZEICHEN Wie lautet das Notsignal? Eine Folge langer Töne. Wie können Sie einem anderen Fahrzeug akustisch signalisieren, dass Sie Ihren Kurs beibehalten wollen? 1 langer Ton. Sie wollen mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug rückwärts ablegen. Welches Signal müssen Sie erforderlichenfalls geben? 3 kurze Töne. Sie wollen einem entgegenkommenden Schiff nach Backbord ausweichen; welches Signal ist erforderlichenfalls zu geben? 2 kurze Töne. Mit welchen akustischen Signalen können Sie eine Notsituation auf Ihrem Fahrzeug anderen Fahrzeugen anzeigen? Folge langer Töne. Ein Schleppverband gibt in der Nähe eines Hafens drei lange Töne; was beabsichtigt der Schleppverband und wie müssen Sie sich verhalten? Der Schleppverband will in den Hafen einlaufen, Vorfahrt gewähren. Aufgrund der Fahrwasserverhältnisse wollen Sie mit einem entgegenkommenden Fahrzeug eine Vorbeifahrt „Steuerbord an Steuerbord“ durchführen; wie geben Sie Ihre Absicht dem entgegenkommenden Schiff bekannt? Ich gebe 2 kurze Töne. An welchen Signalen können Sie erkennen, dass Sie sich in der Nähe eines Hafens befinden? Es herrscht Nebel. 2 kurze Töne 3 x pro Minute oder Glockenschläge. Welche Bedeutung haben vier kurze Töne nach der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung? Schiff ist manövrierunfähig. Welche Bedeutung hat das Signal zwei kurze Töne dreimal in der Minute? Nebelsignal der Häfen, Landestellen und Nebelwarnanlagen. In unmittelbarer Nähe hören Sie von einem Schiff drei kurze Töne; welches Manöver wird angezeigt und worauf müssen Sie achten? Schiff will rückwärts fahren, ich muss mich freihalten. <?page no="41"?> 41 Sie nähern sich einem anderen Fahrzeug, das vier kurze Töne abgibt, welche Situation liegt vor und wie sollten Sie sich verhalten? Schiff ist manövrierunfähig, ich weiche aus. Bei Nebelfahrt hören Sie zwei lange Töne in der Minute. Welche Bedeutung hat dieses Signal und wie müssen Sie sich verhalten? Nebelsignal der Vorrangschiffe, besondere Aufmerksamkeit ist geboten. Sie wollen mit Ihrem Fahrzeug den Hafen verlassen; welche Signalgebung ist ggf. erforderlich? 1 langer Ton. Einem entgegenkommenden Fahrzeug wollen Sie nach Steuerbord ausweichen; wie geben Sie dies besonders zu erkennen? Ich gebe 1 kurzen Ton. Wie lautet das Brückendurchfahrtssignal? 1 langer Ton. Ein Fahrzeug in der Nähe gibt drei lange Töne; was beabsichtigt es und wie müssen Sie sich erforderlichenfalls verhalten? Vorrangschiff will in den Hafen einlaufen, Vorrang gewähren. Wie lange dauert ein kurzer Ton? 1 Sekunde. Sie hören im Nebel einen langen Ton in der Minute; welche Bedeutung hat dieses Signal und wie müssen Sie sich verhalten? Nebelsignal eines Vergnügungsfahrzeuges, ebenfalls Signal geben, vorsichtig fahren. Sie hören auf der Fahrt bei Nebel ein anhaltendes Läuten einer Glocke; worauf können Sie schließen und wie sollten Sie sich verhalten? Ich befinde mich in der Nähe eines Hafens, vorsichtig sein. Welche Bedeutung hat ein kurzer Ton? Richte meinen Kurs nach Steuerbord. Welches Nebelsignal gibt ein Vergnügungsfahrzeug? 1 langer Ton pro Minute. Wie lautet das Signal „Meine Maschine geht rückwärts“? 3 kurze Töne. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="42"?> 42 KAPITEL 4: SCHALLZEICHEN Wie lange dauert ein langer Ton? 4 Sekunden. Ein Fahrzeug kommt Ihrem Fahrzeug so entgegen, dass die Gefahr eines Zusammenstoßes besteht; es gibt einen langen Ton. Was beabsichtigt der Entgegenkommende und wie sollten Sie darauf reagieren? Er will seinen Kurs beibehalten, ich weiche aus; Signalgebung: ein kurzer Ton: ich richte meinen Kurs nach Steuerbord, zwei kurze Töne: ich richte meinen Kurs nach Backbord. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="43"?> KA PIT E L 5: LI C HT E R - UND F LAGG EN FÜHRUN G Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die am Bodensee für Fahrzeuge und Anlagen erforderliche Lichter- und Flaggenführung. 5.1. E IN FÜH R UNG UND G R UNDB EG R I F F E Die Lichterführung dient dazu, die Art und den Kurs eines anderen Fahrzeuges zur Nachtzeit und bei eingeschränkten Sichtverhältnissen wie beispielsweise Nebel oder Regen zu erkennen. Zeit/ Wettersituation Gültigkeit Flaggenführung/ Lichterführung Tagzeit Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Flaggenführung erforderlich Nachtzeit Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang Lichterführung erforderlich Unsichtiges Wetter Schlechte Sicht aufgrund von Nebel, Regen etc. Lichterführung erforderlich Tab. 6: Notwendigkeit Lichter- und Flaggenführung Lichter müssen in der Nachtzeit, darunter versteht man allgemein die Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, und bei unsichtigem Wetter geführt werden. Analog zur Lichterführung müssen während der Tagzeit, also von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, entsprechende Flaggen geführt werden. 5.2. L IC HT E R FÜH R UNG F A R B EN UND S IC HTW E IT E N V ON L IC H T E R N Lichter werden in der Schifffahrt nach ihrer Farbe und ihrer Tragbzw. Sichtweite unterschieden. Die Tragweite ist die Entfernung, in der das Licht noch er- <?page no="44"?> 44 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG kannt werden kann. Ein alternativer Begriff für Tragweite ist die Sichtweite, die allerdings von der Lichthöhe und der Augenhöhe abhängig ist. Die folgende Tabelle zeigt die zu betragenden Sichtweiten bei Nacht. Diese gelten für Wasserfahrzeuge, die vor dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen waren. Farbe gewöhnliches Licht helles Licht Weiß 2 Kilometer Sichtweite 4 Kilometer Sichtweite Rot 1,5 Kilometer Sichtweite 3 Kilometer Sichtweite Grün 1,5 Kilometer Sichtweite 3 Kilometer Sichtweite Tab. 7: Vorgeschriebene Sichtweite von Lichtern für Wasserfahrzeuge, die vor dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen worden sind Für Wasserfahrzeuge, die nach dem 30. März 2022 erstmals auf dem Bodensee zugelassen worden sind, gelten abweichende Sichtweiten: Wasserfahrzeuge mit einer Rumpflänge von weniger als 12 m Licht Sichtweite Seitenlichter oder Kombinations-Seitenlicht 1,85 km Topplicht, Hecklicht und weißes Rundumlicht 3,7 km Dreifarben-Topplicht für den Backbord- und Steuerbordsektor 1,85 km Dreifarben-Topplicht für den Hecklichtsektor 3,7 km <?page no="45"?> 5.2. Lichterführung 45 Wasserfahrzeuge mit einer Rumpflänge von 12 m oder mehr, aber weniger als 20 m Licht Sichtweite Seitenlichter, Kombinations-Seitenlicht, Hecklicht und alle Sektoren des Dreifarben-Topplichtes 3,7 km Topplicht 5,5 km Wasserfahrzeuge mit einer Rumpflänge von 20 m oder mehr Licht Sichtweite Seitenlichter und Hecklicht 3,7 km Topplicht 9,25 km S I C H TWINK E L V ON L IC H T E R N Lichter haben unterschiedliche Sichtwinkel beziehungsweise Sektoren. Der Sichtwinkel ist der Winkel in Grad angegeben, in dem das Licht sichtbar und erkennbar ist. Zur besseren Erkennung von Fahrzeugen werden Lichter mit unterschiedlichen Sektoren und Farben verwendet. Grundsätzlich führen Fahrzeuge die folgenden Lichter:  grünes Licht: Steuerbordseite  rotes Licht: Backbordseite  weißes Buglicht: an der Vorderseite des Fahrzeugs  weißes Hecklicht: an der Rückseite des Fahrzeugs Je nach Größe und Bauart der Fahrzeuge werden unterschiedliche Arten von Lichtern verwendet:  Topplicht (weißes Licht)  Hecklicht (weißes Licht)  weißes Rundumlicht (weißes Licht) <?page no="46"?> 46 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG  Seitenlichter (rotes und grünes Licht)  Zweifarben-Leuchte (rotes und grünes Licht)  Dreifarben-Leuchte (rotes, grünes und weißes Licht) Die folgende Darstellung gibt einen Überblick über die einzelnen Lichter, diese werden nachfolgend noch ausführlich erläutert. Abb. 12: Übersicht Lichter TOPPLICHT Das Topplicht, auch Buglicht genannt, befindet sich entweder vorne am Bug oder am Masttopp (Spitze des Schiffsmastes). Es ist ein weißes helles Licht, sichtbar über den Horizontbogen von 225°. Es ist dabei mit 112,5° nach jeder Seite, Backbord und Steuerbord, nur in diesem Bogen sichtbar. HECKLICHT Das Hecklicht ist ein weißes, gewöhnliches oder helles Licht. Es ist sichtbar über den Horizontbogen von 135°. Dabei ist es mit 67,5° von hinten nach jeder Seite, Backbord und Steuerbord, nur in diesem Bogen sichtbar. WEIßES RUNDUMLICHT Das weiße Rundumlicht ist ein weißes gewöhnliches Licht, das von allen Seiten (360°) sichtbar ist. Topplicht Hecklicht Weißes Rundumlicht Seitenlichter Zweifarben- Leuchte Dreifarben- Leuchte <?page no="47"?> 5.2. Lichterführung 47 SEITENLICHTER Die Seitenlichter umfassen ein grünes helles Licht an Steuerbord und ein rotes helles Licht an Backbord. Diese beiden Lichter sind jeweils sichtbar über einen Horizontbogen von 112,5°. Sie sind je nur in diesem Bogen sichtbar. Beide Lichter befinden sich in gleicher Höhe und in einer Ebene senkrecht zur Längsebene des Fahrzeuges. ZWEIFARBEN-LEUCHTE Die Zweifarben-Leuchte ist eine Leuchte mit zusammengefassten Seitenlichtern wie oben beschrieben. Diese sind im vorderen Bereich in der Mittellängsebene des Fahrzeugs anzubringen. DREIFARBEN-LEUCHTE Die Dreifarben-Leuchte ist eine Leuchte mit zusammengefassten Heck- und Seitenlichtern. Sie ist am Masttopp anzubringen. L I C H T E R FÜH R UNG V ON F AH R Z E UG E N Die folgende Tabelle zeigt die vorgeschriebene Lichterführung der unterschiedlichen Fahrzeugentypen, die zur Nachtzeit oder bei unsichtigem Wetter von Fahrzeugen bei Fahrt beziehungsweise ohne Fahrt zu führen sind: Fahrzeug Lichterführung Darstellung Fahrzeuge ohne Maschinenantrieb Weißes Rundumlicht Fahrzeuge mit Maschinenantrieb bis 4,4 kW Weißes Rundumlicht Fahrzeuge mit Maschinenantrieb über 4,4 kW Topplicht (Buglicht), Hecklicht, Seitenlichter Berufsfischer mit Schleppnetz unter Maschinenantrieb bis 4,4 kW Weißes Rundumlicht Vergnügungsfahrzeuge (hier: Ruder- und Tretboote) Weißes Rundumlicht <?page no="48"?> 48 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG Segelfahrzeuge mit oder ohne Maschinenantrieb Weißes Rundumlicht Vorrangfahrzeuge Grünes helles Rundumlicht, zusätzlich zur sonstigen Lichterführung Einsatzfahrzeuge Blaues Blinklicht, zusätzlich zur sonstigen Lichterführung Schleppverband Schlepper: die Lichter seiner Fahrzeugart; Geschleppter: weißes Rundumlicht Stillliegende Fahrzeuge Weißes Rundumlicht Schiff in Notlage Rote Lichtsignale Tab. 8: Lichterführung von Fahrzeugen L I C H T E R FÜH R UNG V ON AN LA G E N Die folgende Tabelle veranschaulicht die Lichterführung der unterschiedlichen Anlagen oder Installationen auf dem Bodensee: Anlage Lichterführung Darstellung Schwimmende Anlage mit gefährlicher Verankerung Zwei weiße Lichter untereinander Gefahrenstelle Zwei rote Lichter, darunter zwei weiße Lichter Schiffshindernisse/ Absperrungen Mehrere weiße Blinklichter Hafeneinfahrt Von See aus gesehen: Backbord rotes Licht; Steuerbord grünes Licht Landestellen des öffentlichen Verkehrs Rotes über grünes Licht, gelbes Ansteuerlicht möglich Tab. 9: Lichterführung von Anlagen <?page no="49"?> 5.3. Flaggenführung 49 5.3. F LA G G E N FÜH R UNG Zur Erkennung bei Tag sind Flaggen zu führen, diese werden auch optische Signalkörper bezeichnet. Es gibt noch weitere optische Signalkörper wie beispielsweise Bälle. Am Bodensee verwendete Flaggen müssen rechteckig sein und eine Mindestgröße von 60 cm x 60 cm haben. Bei Signalkörpern wie Bällen gilt: Die vorgeschriebene Mindestgröße von Bällen und die Farbe sind je nach Schiffstyp unterschiedlich. F L A G G E N FÜH R UNG V ON F AH R Z E UG E N Die folgende Tabelle veranschaulicht die vorgeschriebene Flaggenführung am Bodensee der unterschiedlichen Schiffstypen beziehungsweise Fahrzeugen bei Tag: Fahrzeug Flaggenführung Darstellung Vorrangschiffe Grüner Ball mit Durchmesser von mindestens 50 cm Berufsfischer beim Fang Weißer Ball mit Durchmesser von mindestens 30 cm Sportfischer mit einer Schleppangel Weiße Flagge (mindestens 60 x 60 cm groß) Schiff vor Anker Zwei weiße Flaggen übereinander, hier gilt: Abstand halten Schiff in Seenot Rote Flagge (im Kreis geschwenkt) Tab. 10: Flaggenführung von Fahrzeugen F L A G G E N FÜH R UNG D E R AN L A G E N Die folgende Tabelle veranschaulicht die vorgeschriebene Flaggenführung von Anlagen bei Tag: <?page no="50"?> 50 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG Fahrzeug Flaggenführung Darstellung Schwimmende Geräte, Fahrzeuge bei der Arbeit, festgefahrene oder gesunkene Fahrzeuge Auf der Seite, an der nicht passiert werden kann, eine rote Flagge, und auf der Seite, auf der passiert werden kann, eine rot-weiße Flagge Tauchstellen Weiß-blauer Doppelstander; Signalflagge A (Alpha) aus dem internationalen Flaggenalphabet; hier gilt: 50 m Abstand halten. Tab. 11: Flaggenführung von Anlagen Nachdem Sie das Kapitel 5 „Lichter- und Flaggenführung“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Nennen Sie die Sichtweite eines „Hellen Lichts“ weißer Farbe für Wasserfahrzeuge, die vor dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen waren (in Kilometern). 4 km. Nennen Sie die Sichtweite eines „Hellen Lichts“ roter und grüner Farbe für Wasserfahrzeuge, die vor dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen waren (in Kilometern). 3 km. Nennen Sie die Sichtweite eines „Gewöhnlichen Lichts“ weißer Farbe für Wasserfahrzeuge, die vor dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen waren (in Kilometern). 2 km. Nennen Sie die Sichtweite eines „Gewöhnlichen Lichts“ roter und grüner Farbe für Wasserfahrzeuge, die vor dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen waren (in Kilometern). 1,5 km. Nennen Sie die Sektorenbereiche der einzelnen Fahrtlichter! Topplicht 225°, Seitenlichter 112,5°, Hecklicht 135°. <?page no="51"?> 51 Welches sind die erforderlichen Fahrtlichter von Vergnügungsfahrzeugen mit Maschinenantrieb über 4,4 kW Leistung gemäß Bodensee-Schifffahrts-Ordnung für Wasserfahrzeuge, die vor dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen waren (Sektoren, Sichtweite, Farbe)? Topplicht 225°, 2 km weiß, Seitenlichter 112,5°, 1,5 km Backbord. rot, Steuerbord grün, Hecklicht 135°, 2 km weiß. Nennen Sie die Sichtweite eines Rundumlichts weißer Farbe für Wasserfahrzeuge mit einer Rumpflänge von weniger als 12 m, die nach dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen wurden (in Kilometern). 3,7 km. Nennen Sie die Sichtweite eines Seitenlichts für Wasserfahrzeuge mit einer Rumpflänge von weniger als 12 m, die nach dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen wurden (in Kilometern). 1,85 km. Nennen Sie die Sichtweite eines Topplichts für Wasserfahrzeuge mit einer Rumpflänge von mehr als 12 m, aber weniger als 20 m, die nach dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen wurden. 5,55 km. Nennen Sie die Sichtweite eines Seitenlichts für Wasserfahrzeuge mit einer Rumpflänge von mehr als 12 m, aber weniger als 20 m, die nach dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen wurden (in Kilometern). 3,7 km. Nennen Sie die Sichtweite eines Topplichts für Wasserfahrzeuge mit einer Rumpflänge von mehr als 20 m, die nach dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen wurden (in Kilometern). 9,25 km. Nennen Sie die Sichtweite eines Seitenlichts für Wasserfahrzeuge mit einer Rumpflänge von mehr als 20 m, die nach dem 1. April 2022 auf dem Bodensee zugelassen wurden (in Kilometern). 3,7 km. Welche Lichterführung ist für Segelfahrzeuge unter Motor bis 4,4 kW Leistung bei Fahrt in der Nacht oder bei unsichtigem Wetter vorgeschrieben? Ein weißes Rundumlicht. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="52"?> 52 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG Welche Lichterführung ist für Segelfahrzeuge bei Nacht und unsichtigem Wetter unter Segel vorgeschrieben? Ein weißes Rundumlicht. Wann muss ein Fahrzeug in Fahrt zwei Hecklichter führen? Wenn ein Hecklicht nicht über den gesamten Horizontbogen von 135 Grad sichtbar ist. Welche Erleichterungen für Vergnügungsfahrzeuge mit Maschinenantrieb bis 4,4 kW bestehen hinsichtlich der Lichterführung? Es genügt ein weißes Rundumlicht. Wie sind stillliegende Fahrzeuge zur Nachtzeit oder bei unsichtigem Wetter außerhalb von Häfen zu kennzeichnen (Ankerlieger)? Durch ein weißes Rundumlicht. Welche Lichterführung ist für ein geschlepptes Fahrzeug vorgeschrieben und wie muss das Schleppfahrzeug gekennzeichnet sein? Ein weißes Rundumlicht, Schlepper die Lichter seiner Fahrzeugart. Welche Lichterführung ist für Wasserfahrzeuge ohne Maschinenantrieb in der Nacht vorgeschrieben? Ein weißes Rundumlicht. Woran ist während der Nacht ein Vorrangfahrzeug zu erkennen? An einem grünen hellen Rundumlicht. Ein blaues Blinklicht kommt auf Ihrem Fahrkurs in Sicht; was ist gegeben und welche Maßnahmen müssen Sie erforderlichenfalls treffen? Einsatzfahrt der Polizei, Ölwehr, Rettungsdienst, ausweichen und genügend Raum geben, notfalls anhalten. Woran können Sie erkennen, dass sich ein fremdes Schiff in einer Notlage befindet und Hilfe benötigt? Rote Leuchtsignale, Folge langer Töne, kreisförmiges Schwenken einer roten Flagge. Welche Form und Mindestgröße müssen die in der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung genannten Flaggen aufweisen? Rechteckig, mindestens 60 x 60 cm. Wie ist ein Vorrangschiff während der Tagzeit gekennzeichnet? Durch einen grünen Ball, Durchmesser mindestens 50 cm. Woran können Sie die Fahrzeuge der Berufsfischer beim Fang erkennen? Weißer Ball, Durchmesser mindestens 30 cm. <?page no="53"?> 53 Wie sind die Fahrzeuge der Sportfischer, die mit einer Schleppangel fischen, zu erkennen? An einer weißen Flagge, mindestens 60 x 60 cm Auf Ihrem Fahrkurs kommt ein Baggerschiff in Sicht; es hat zwei weiße Flaggen übereinander gesetzt. Worauf ist besonders bei der Vorbeifahrt zu achten? Gefahr durch Anker, Abstand halten. Auf Ihrem Fahrkurs sehen Sie ein Motorboot, auf dem ein Besatzungsmitglied eine rote Flagge im Kreis schwenkt. Welche Situation ist gegeben und welche Maßnahmen müssen Sie treffen? Fahrzeug in Not, Hilfe leisten oder holen. Sie fahren während der Nacht in Ufernähe; auf Ihrem Fahrkurs kommen zwei weiße Lichter übereinander in Sicht. Was für eine Situation ist gegeben? Fahrzeuge bzw. schwimmende Anlagen mit gefährlicher Verankerung. Auf Ihrem Fahrkurs sehen Sie bei Nacht ein Licht kreisen; in größeren Zeitabständen steigen in der Nähe des Lichtes Leuchtkugeln auf; welche Situation liegt an und was müssen Sie tun? Schiff in Not, Hilfe leisten; ist dies nicht möglich, Hilfe holen und wenn möglich Notruf absetzen. Auf der Bergfahrt im Fachen zwischen Ermatingen und Gottlieben kommt ein Arbeitsschiff in Sicht, das an seiner Backbordseite und an seiner Steuerbordseite je eine rot/ weiße Flagge gesetzt hat. Wie müssen Sie sich verhalten? Ich kann an beiden Seiten langsam vorbeifahren. Im Winterweg des Schwanenhalses liegt ein verankertes Baggerschiff, das an seiner Backbordseite eine rote Flagge und an seiner Steuerbordseite eine rot/ weiße Flagge gesetzt hat. Wie müssen Sie sich verhalten? Ich kann nur an der Steuerbordseite vorsichtig vorbeifahren. Im Seerhein vor Gottlieben, talwärts fahrend, kommen auf Ihrem Fahrkurs bei Nacht etwas über der Wasseroberfläche zwei rote Lichter, darunter zwei weiße Lichter in Sicht. Welche Situation liegt an und wie müssen Sie sich verhalten? Gefahrenstelle, beidseitig vorsichtiges Vorbeifahren möglich. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="54"?> 54 KAPITEL 5: LICHTER- UND FLAGGENFÜHRUNG Sie sehen vom Schiff aus am Ufer die Flagge »Buchstabe A« der internationalen Flaggenordnung aufgestellt. Was bedeutet dies? Tauchstelle von Land aus, Mindestabstand 50 m. Ein stillliegendes Fahrzeug auf dem Bodensee hat einen weiß/ blauen Doppelstander gesetzt. Welche Bedeutung hat diese Flagge? Tauchstelle vom Fahrzeug aus, 50 m Mindestabstand. Sie sehen voraus mehrere weiße Blitzlichter. Welche Bedeutung haben diese? Schifffahrtshindernisse oder Absperrungen kommen in Sicht. Wozu dient die Lichterführung in der Schifffahrt? Um Art und Kurs eines anderen Fahrzeugs zu erkennen. Sie sehen nachts ein weißes Licht voraus; was kann dies sein? Hecklicht eines vorausfahrenden Fahrzeugs. Wann müssen Lichter geführt werden? Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang und bei unsichtigem Wetter. Wie sind zur Nachtzeit und bei unsichtigem Wetter die Hafeneinfahrten gekennzeichnet? Von See gesehen Backbord rotes und Steuerbord grünes Licht. Wie sind zur Nachtzeit und bei unsichtigem Wetter die Landestellen, die dem öffentlichen Verkehr dienen, gekennzeichnet? Rotes über grünes Licht, gelbes Ansteuerlicht möglich. Mit welchen optischen Signalen können Sie eine Notsituation auf Ihrem Fahrzeug anderen anzeigen? Schwenken eines Lichts, einer roten Flagge, Abschießen einer roten Rakete oder ähnliches. Nachts treffen Sie auf der Fahrt von Konstanz nach Ermatingen ein Hindernis an, das auf der einen Seite mit einem roten und auf der anderen Seite mit einem roten über einem weißen Licht gekennzeichnet ist. An welcher Seite können Sie passieren? Die gefahrlose Vorbeifahrt ist nur auf der mit rot/ weiß gekennzeichneten Seite möglich. Im Sommerweg des Schwanenhalses sehen Sie während der Talfahrt bei Nacht voraus ein rotes Licht in Sicht kommen; rechts daneben in gleicher Höhe sehen Sie ein weiteres rotes Licht, unter diesem ein <?page no="55"?> 55 weißes Licht. Welche Situation ist gegeben? Schwimmendes Gerät, Fahrzeug bei der Arbeit oder gesunkenes Fahrzeug vor mir, an der rot/ weißen Seite vorbeifahren. Sie wollen mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug bei Nacht den Rhein queren. Es nähert sich ein Wasserfahrzeug von Backbord, welches zu seiner üblichen Lichterführung ein grünes helles Rundumlicht zeigt. Wer ist ausweichpflichtig? Ich mit meinem Vergnügungsfahrzeug. Auf der Rheinstrecke zwischen Gottlieben und Ermatingen sehen Sie ein festgekommenes Schiff. Das Fahrzeug hat an seiner Backbordseite eine rot/ weiße Flagge gesetzt; die Steuerbordseite ist mit einer roten Flagge gekennzeichnet. An welcher Seite ist das Passieren möglich? An Backbord. Wie sieht die Befeuerung der öffentlichen Häfen von See kommend bei Nacht aus? Backbord rotes Licht, Steuerbord grünes Licht, evtl. gelbes Ansteuerlicht. Wie sind bei Nacht und unsichtigem Wetter die Landestellen gekennzeichnet? Rotes Licht, darunter grünes Licht, Ansteuerlicht gelb möglich. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="56"?> KA PIT E L 6: S C HI F F F AHR T S Z E IC H EN Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die am Bodensee gültigen Schifffahrtszeichen. 6.1. E IN FÜH R UNG UND G R UNDB EG R I F F E Schifffahrtszeichen regeln den Verkehr an besonderen Stellen im Gewässer. Sie weisen dem Schiffsführer ein dem Zeichen entsprechendes Verhalten. Schifffahrtszeichen unterliegen einem besonderen Schutz. Das Festmachen, Verändern, Beschädigen und Entfernen ist strengstens verboten. Schifffahrtszeichen lassen sich nach Art und dadurch bedingter Aussagekraft unterscheiden in:  Verbotszeichen  Gebotszeichen  Einschränkungszeichen  Empfehlungszeichen  Hinweiszeichen Diese Unterscheidung liefert die Gliederung für die folgenden Unterkapitel. 6.2. V E RB OT S Z E IC H EN Verbotszeichen untersagen strikt bestimmte Handlungen. Sie sind in Tabelle 12 gezeigt und erläutert. <?page no="57"?> 6.2. Verbotszeichen 57 Schifffahrtszeichen Bedeutung Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für Fahrzeuge aller Art Nachtbezeichnung für das Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für alle Wasserfahrzeuge Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für Fahrzeuge mit Maschinenantrieb Verbot des Wasserskifahrens Verbot des Segelsurfbrettfahrens Überholverbot Verbot des Begegnens und Überholverbot Liegeverbot Ankerverbot Festmachverbot Wendeverbot PP <?page no="58"?> 58 KAPITEL 6: SCHIFFFAHRTSZEICHEN Verbot, schädlichen Sog und Wellenschlag zu erzeugen Nach 30 m beginnt das Liegeverbot Verbot des Fahrens mit Segelfahrzeugen Verbot des Badens Verbot, außerhalb der angezeigten Begrenzung zu fahren (gültig nicht für Fahrzeuge von weniger als 12 m Länge) Tab. 12: Verbotszeichen 6.3. G E B OT S Z E IC H E N Gebotszeichen zeigen an, dass ein bestimmtes Verhalten geboten oder angemessen ist. Schifffahrtszeichen Bedeutung Gebot, die durch den Pfeil angezeigte Richtung einzuschlagen (hier nach Steuerbord) Gebot, unter bestimmten Umständen anzuhalten PP 30 <?page no="59"?> 6.4. Einschränkungszeichen 59 Anhalten zwecks Zollabfertigung (Grund siehe Zusatz: „Zoll“) Gebot, die in km/ h angegebene Geschwindigkeit nicht zu überschreiten Gebot, ein Schallzeichen zu geben Gebot, besondere Vorsicht walten zu lassen Tab. 13: Gebotszeichen 6.4. E IN S C HRÄNK UNG S Z E IC H E N Einschränkungszeichen zeigen bestimmte Einschränkungen der Schifffahrt an. Schifffahrtszeichen Bedeutung Beschränkte Durchfahrtshöhe Beschränkte Durchfahrtsbreite Das Fahrwasser ist eingeengt, die Zahl auf dem Zeichen gibt den Abstand in Metern an, in dem sich die Fahrzeuge vom Ufer entfernt halten sollen Tab. 14: Einschränkungszeichen ZOLL 40 40 <?page no="60"?> 60 KAPITEL 6: SCHIFFFAHRTSZEICHEN 6.5. EMP F EH L UNG S Z E IC H E N Empfehlungszeichen haben einen empfehlenden Charakter. Es liegt im Ermessen und in der Verantwortung des Schiffsführers, diese Empfehlung umzusetzen. Schifffahrtszeichen Bedeutung Empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken für Verkehr in beiden Richtungen Empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken für Verkehr nur in der Richtung, in der die Zeichen sichtbar sind Empfehlung, sich auf der mit „grün“ bezeichneten Seite zu halten Tab. 15: Empfehlungszeichen 6.6. HINW EI S Z EI C H E N Hinweiszeichen regeln kein bestimmtes Verhalten, sondern weisen auf örtliche Gegebenheiten hin. Schifffahrtszeichen Bedeutung Erlaubnis zum Stillliegen Erlaubnis zum Ankern P <?page no="61"?> 6.6. Hinweiszeichen 61 Ende eines Verbots oder Gebots Erlaubnis zum Wasserskifahren Erlaubnis zum Segelsurfbrettfahren Pfeil zeigt an, in welche Richtung das Schifffahrtszeichen „Erlaubnis zum Stillliegen“ gilt 2-Meter-Wasserlinie: Bei 2,5 Meter am Konstanzer Pegel ist seewärts der markierten Stelle eine Mindestwassertiefe von 2 Metern. Die Zahl auf der Tafel entspricht der in der Bodenseeschifffahrtskarte der Vereinigten Schifffahrtsverwaltungen eingetragenen Ordnungsnummer Hinweis auf Untiefen und Schifffahrtshindernisse Tab. 16: Hinweiszeichen P 71 <?page no="62"?> 62 KAPITEL 6: SCHIFFFAHRTSZEICHEN Nachdem Sie das Kapitel 6 „Schifffahrtszeichen“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welchen Schutz genießen die Schifffahrtszeichen? Festmachen, Verändern, Beschädigen und Entfernen verboten.  Welche Bedeutung haben diese Schifffahrtszeichen? 189 Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für Fahrzeuge aller Art 190 Nachtbezeichnung für Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für Fahrzeuge aller Art 191 Verbot der Durchfahrt oder gesperrte Wasserfläche für Fahrzeuge mit Maschinenantrieb 192 Verbot des Wasserskifahrens 193 Verbot des Segelsurfbrettfahrens 194 Überholverbot 195 Verbot des Begegnens und Überholverbot 196 Liegeverbot 197 Ankerverbot 71 PP PP 30 ZOLL 40 40 P P 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 220 216 217 218 219 221 222 223 <?page no="63"?> 63 198 Festmachverbot 199 Wendeverbot 200 Verbot, schädlichen Wellenschlag oder Sog zu erzeugen 201 Anhalten zwecks Zollabfertigung 202 Nach 30 m beginnt das Liegeverbot 203 Verbot des Fahrens mit Segelfahrzeugen 204 Verbot des Badens 205 Verbot, außerhalb der angezeigten Begrenzung zu fahren 206 Gebot, die durch den Pfeil angezeigte Richtung einzuschlagen 207 Gebot, unter bestimmten Umständen anzuhalten 208 Gebot, die in km/ h angegebene Geschwindigkeit nicht zu überschreiten 209 Gebot, ein Schallzeichen zu geben 210 Gebot, besondere Vorsicht walten zu lassen 211 Beschränkte Durchfahrtshöhe 212 Beschränkte Durchfahrtsbreite 213 Das Fahrwasser ist eingeengt, die Zahl auf dem Zeichen gibt den Abstand in Metern an, in dem sich die Fahrzeuge vom Ufer entfernt halten sollen 214 Empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken für Verkehr in beiden Richtungen 215 Empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken nur in der Richtung, in der die Zeichen sichtbar sind 216 Empfehlung, sich auf der mit „grün“ bezeichneten Seite zu halten 217 Erlaubnis zum Stillliegen 218 Erlaubnis zum Ankern 219 Ende eines Verbots oder Gebots 220 Erlaubnis zum Wasserskifahren 221 Erlaubnis zum Segelsurfbrettfahren 222 Pfeil zeigt an, in welcher Richtung das Schifffahrtszeichen „Erlaubnis zum Stillliegen“ gilt Prüfungsfragen und Antworten <?page no="64"?> 64 KAPITEL 6: SCHIFFFAHRTSZEICHEN 223 Die 2-Meter-Wasserlinie. 224 Sie sehen dieses Schifffahrtszeichen und haben aktuell einen Pegelstand von 2,5 m am Pegel Konstanz. Welche Mindestwassertiefe haben Sie seewärts zum Schifffahrtszeichen? 2,00 Meter 225 Worauf muss ein Schiffsführer in der Nähe dieser Schifffahrtszeichen besonders achten? Auf Untiefen und Schifffahrtshindernisse Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="65"?> KA PIT E L 7: R H E IN S T R E C K EN Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die besonderen Vorschriften für das Führen von Booten auf den Rheinstrecken. 7.1. LA G E D E R R H E IN S T R E C K E N Der Bodensee wird unterteilt in den Obersee und den Untersee. Die Verbindung zwischen Ober- und Untersee ist der „Seerhein“. Der „Alte Rhein“ mündet im Osten in den Bodensee, der „Hochrhein“ ist die Rheinstrecke im Westen flussabwärts. Abb. 13: Lage der Rheinstrecken Es lassen sich folgende Rheinstrecken unterscheiden:  Alter Rhein: „Alter Rhein“ ist der Rheinabschnitt bis zur Einmündung in den Bodensee. Er ist befahrbar von der Brücke Rheineck-Geißau bis zur Mündung in den Bodensee im Rheinspitz.  Seerhein: Der „Seerhein“ ist die Strecke flussabwärts vom Frauenpfahl in der Konstanzer Bucht bis zur Landestelle in Ermatingen.  Hochrhein: Der „Hochrhein“ ist der Rheinabschnitt flussabwärts vom Untersee bis zur Straßenbrücke in Schaffhausen-Feuerthalen. Für den Hochrhein ist ein eigenes Patent, das Hochrheinpatent (Kategorie H) erforderlich. Der Lehrstoff für das Hochrheinpatent ist nicht im Umfang dieses Buches enthalten. Friedrichshafen Langenargen Lindau Bregenz Hard Altenrhein Rorschach Horn Arbon Rom anshorn Im m enstaad Hagnau M eersburg Überlingen Ludw igshafen Sipplingen Wallhausen M ainau Radolfzell Allensbach Reichenau Konstanz Kreuzlingen Altnau Erm attingen Steckborn G aienhofen Stein am R hein Seerhein Hochrhein Alter Rhein <?page no="66"?> 66 KAPITEL 7: RHEINSTRECKEN 7.2. AU SW EI C H- UND FAH R R E G E L N Auf den Rheinstrecken „Alter Rhein“ und „Seerhein“ gelten einige abweichende Fahrregeln, die unbedingt beachtet werden müssen. Hinweis: Für das Befahren des Hochrheins ist eine zusätzliche theoretische und praktische Qualifikation, die Kategorie H (Hochrhein) des Bodenseeschifferpatents erforderlich. Der Abschnitt „Hochrhein“ wird daher im Weiteren nicht behandelt und ist auch für die Prüfung des Bodenseeschifferpatents A (Motorboot) und D (Segelboot) nicht relevant. K E NN Z EI C HNUNG F AHRWA S S E R Auf den Rheinstrecken wird das Fahrwasser teilweise durch entsprechende Schifffahrtszeichen gekennzeichnet. Hierbei handelt es sich um grün-weiße, auf dem Kopf stehende Vierecktafeln. Abb. 14: Empfehlungszeichen Rheinstrecken Der grüne Bereich der Vierecktafel gibt den empfohlenen Fahrweg an. Folgt man der Empfehlung, so fährt man idealerweise innerhalb der gekennzeichneten Fläche. Diese Kennzeichnung hat nur empfehlenden Charakter und muss nicht zwingend eingehalten werden. G E S C HWIND I G K E IT E N AUF D E N RH E IN S T R E C K E N Die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf den Rheinstrecken beträgt 10 km/ h. Die Geschwindigkeit wird dabei jeweils im Vergleich zum Ufer, auch Fahrt über Grund genannt, gemessen. <?page no="67"?> 7.2. Ausweich- und Fahrregeln 67 AU S W E IC HR E G E L N In der Schifffahrt wird das Fahrzeug, welches flussabwärts, also mit der Strömung in Richtung Mündung fährt, als Talfahrer und das Fahrzeug, welches flussaufwärts, also in Richtung Quelle fährt, als Bergfahrer bezeichnet. Auf den Rheinstrecken gelten folgende Ausweichregeln:  Bei gleichrangigen Booten gilt: Talfahrer haben Vorfahrt vor Bergfahrern. Der Bergfahrer ist somit wartepflichtig.  Querende Vergnügungsfahrzeuge sind gegenüber Berg- und Talfahrern ausweich- und wartepflichtig.  Beim Queren ist ein Mindestabstand vor dem Bug von 200 Meter gegenüber Talfahrern einzuhalten.  Beim Queren ist ein Mindestabstand vor dem Bug von 100 Meter gegenüber Bergfahrern einzuhalten.  Querende Ruderboote sind gegenüber allen Vergnügungsfahrzeugen vorfahrtsberechtigt. ÜB E R HO L EN UND B E GE GN E N Für das Überholen und Begegnen gelten auf den Rheinstrecken folgende Regeln:  Fahrzeuge dürfen nur dann überholen und einander begegnen, wenn das Fahrwasser ausreichenden Raum für eine gefahrlose Vorbeifahrt bietet.  Begegnen sich Fahrzeuge, so müssen beide nach Steuerbord ausweichen. Sollte dies nicht möglich sein, kann unter rechtzeitiger Abgabe eines Schallzeichens (zwei kurze Töne) nach Backbord ausgewichen werden.  Segelboote haben gegenüber Motorbooten auf den Rheinstrecken keinen Vorrang.  Wasserskifahren ist auf den Rheinstrecken generell verboten. ANK E R N Das Ankern ist auf den Rheinstrecken generell verboten im Bereich von  Brücken, <?page no="68"?> 68 KAPITEL 7: RHEINSTRECKEN  in Fahrrinnen und Fahrwasserengstellen,  öffentlichen Landestellen. Abb. 15: Ankerverbot Rheinstrecken 7.3. B RÜC K E N A L L G EME IN Der Seerhein wird von insgesamt drei Brücken überspannt. Wenn man mit dem Schiff vom Oberin den Untersee oder umgekehrt fahren möchte, muss geprüft werden, ob aufgrund der bauartbedingten Schiffshöhe und des Wasserstandes mit dem Fahrzeug die Brücke gefahrlos durchfahren werden kann. Abb. 16: Durchfahrt Brücken Die empfohlene Durchfahrtsstelle wird an den Brücken durch gelbe, viereckige Schifffahrtszeichen, so genannte Rhomben, angezeigt. In der Abbildung ist beispielsweise die rechte Brückenseite zur Durchfahrt empfohlen. Näheres hierzu siehe Kapitel 6 „Schifffahrtszeichen“. <?page no="69"?> 7.3. Brücken 69 A L T E R H EINB RÜC K E B EI K ON S T AN Z Eine Besonderheit am Bodensee stellt die alte Rheinbrücke in Konstanz dar. Die Brücke besteht aus drei Bögen mit jeweils unterschiedlicher Durchfahrtshöhe. Je nach Wasserstand beziehungsweise nach Wasserpegel variiert die Durchfahrtshöhe der einzelnen Bögen. Abb. 17: Ansicht Rheinbrücke vom Obersee kommend Folgende Durchfahrtshöhen gelten bei einem Normalpegel von 2,5 Metern:  linker Brückenbogen 5,75 m  mittlerer Brückenbogen 6,15 m  rechter Brückenbogen 6,33 m Je nach Wasserstand, also der tatsächlichen Pegelhöhe, ergeben sich unterschiedliche Durchfahrtshöhen für die Rheinbrücke:  Ist der tatsächliche Pegelstand über dem Normalpegel von 2,5 Metern, so sind die tatsächlichen Durchfahrtshöhen geringer.  Ist der tatsächliche Pegelstand unter dem Normalpegel von 2,5 Metern, so sind die tatsächlichen Durchfahrtshöhen entsprechend höher. Für die Berechnung der tatsächlichen Durchfahrtshöhen ergibt sich folgender Rechenweg:  Tatsächlicher Pegelstand x,xx Meter minus Normalpegel (2,50 Meter) Ergebnis 1: Differenz zum Normalpegel (Vorzeichen beachten! )  Brückenhöhe des zu durchfahrenden Bogens minus Differenz zum Normalpegel Ergebnis 2: Tatsächliche Durchfahrtshöhe  Durchfahrtshöhe minus Höhe des Boots Ergebnis 3: Abstand zwischen Boot und Brückenbogen <?page no="70"?> 70 KAPITEL 7: RHEINSTRECKEN Nun können Sie überprüfen, ob Ihr Fahrzeug aufgrund seines Aufbaus beziehungsweise seiner Höhe über Wasser niedrig genug ist, um die Brücke gefahrlos zu passieren. Ist Ergebnis 3 positiv, ist dies möglich. Wenn Ergebnis 3 aber negativ ist, ist keine Durchfahrt möglich. Folgende Beispiele sollen den Rechenweg veranschaulichen. Beispiel 1: Wir wollen den mittleren Bogen mit einem Wasserfahrzeug mit 4,00 Metern Höhe über der Wasseroberfläche durchqueren. Der Pegelstand ist in diesem Beispiel bei 3,50 Meter. Beispiel 2: Wir wollen auch den mittleren Bogen mit einem Fahrzeug mit 7,00 Metern Höhe durchqueren. Der Pegelstand ist in diesem Beispiel bei 2,70 Metern. Die folgende Berechnung erfolgt anhand der oben beschriebenen drei Schritte. BERECHNUNG DIFFERENZ ZUM NORMALPEGEL (ERGEBNIS 1) Tatsächlicher Pegelstand Normalpegel Differenz Beispiel 1: 3,50 m - 2,50 m = 1,00 m Beispiel 2: 2,70 m - 2,50 m = 0,20 m BERECHNUNG TATSÄCHLICHE DURCHFAHRTSHÖHE (ERGEBNIS 2) Höhe Bogen Differenz tats. Durchfahrtshöhe Beispiel 1: 6,15 m - 1,00 m = 5,15 m Beispiel 2: 6,15 m - 0,20 m = 5,95 m BERECHNUNG ABSTAND BOOT ZUR BRÜCKE (ERGEBNIS 3) Durchfahrtshöhe Höhe Boot Restabstand Beispiel 1: 5,15 m - 4,00 m = 1,15 m Beispiel 2: 5,95 m - 7,00 m = -1,05 m <?page no="71"?> 71 Ergebnis: In Beispiel 2 wäre eine Durchfahrt nicht möglich, weil der Abstand (= lichte Höhe) zwischen Fahrzeug und Brücke negativ wäre, das heißt wir würden mit der Brücke kollidieren. Da das Ergebnis von Beispiel 1 positiv ist, kann die Brücke passiert werden. Nachdem Sie das Kapitel 7 „Rheinstrecken“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welche Fahrregeln sind bei der Durchfahrt mit Wasserfahrzeugen unter Brücken zu beachten, wenn nicht genügend Raum zum Begegnen vorhanden ist? Talfahrer hat Wegerecht. Wie hoch ist die Höchstgeschwindigkeit für Fahrgastschiffe auf dem Alten Rhein? 10 km/ h. Wie haben sich Motorboote und Segelboote auf den Rheinstrecken beim Begegnen und Überholen grundsätzlich zu verhalten? Segelboote haben keinen besonderen Vorrang. Wie haben sich Vergnügungsfahrzeuge und Segelfahrzeuge beim Begegnen auf den Rheinstrecken zu verhalten, wenn genügend Raum vorhanden ist? In der Regel nach Steuerbord ausweichen. Welchen Mindestabstand haben Vergnügungsfahrzeuge beim Queren der Rheinstrecken vor dem Bug eines zu Tal bzw. zu Berg fahrenden Fahrgastschiffes mit Vorrang einzuhalten? Zu Tal 200 m / zu Berg 100 m Abstand. Wie haben sich Vergnügungsfahrzeuge mit Maschinenantrieb gegenüber einem Ruderboot zu verhalten, das die Rheinstrecke quert? Ruderboot ist vorfahrtsberechtigt. Mit welcher Höchstgeschwindigkeit dürfen Sie auf dem Alten Rhein und auf dem Seerhein mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug fahren? Max. 10 km/ h. Wie hoch sind die Brückendurchfahrten der Konstanzer alten Rheinbrücke (Pegelstand 2,50 Meter)? Links: 5,75 m, Mitte: 6,15 m, rechts: 6,33 m. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="72"?> 72 KAPITEL 7: RHEINSTRECKEN Was hat ein querendes Vergnügungsfahrzeug auf den Rheinstrecken bei gleichrangigen Fahrzeugen zu beachten? Das querende Vergnügungsfahrzeug ist gegenüber dem Berg- und dem Talfahrer ausweich- oder wartepflichtig. Was haben querende Vergnügungsfahrzeuge gegenüber Fahrgastschiffen mit Vorrang auf den Rheinstrecken zu beachten? Beim Queren halten Vergnügungsfahrzeuge zum Bug des Talfahrers mind. 200 m und zum Bug des Bergfahrers 100 m Abstand. Wie haben sich Vergnügungsfahrzeuge, auch Segelfahrzeuge, gegenüber einem querenden Ruderboot auf den Rheinstrecken zu verhalten? Sie sind ausweich- oder wartepflichtig. Wie viele Brücken überspannen den Seerhein? 3 Brücken. Welche Schifffahrtszeichen kennzeichnen im Seerhein das Fahrwasser? Sie fahren von Ermatingen kommend Richtung Konstanz auf die Rheinbrücke für Radfahrer zu. Wie ist die empfohlene Brückendurchfahrt gekennzeichnet? Mit einem gelben Schifffahrtszeichen. Wie ist die Geschwindigkeit auf den Rheinstrecken zu messen? Jeweils zum Ufer (Fahrt über Grund). Dürfen Sie auf dem Rhein einem entgegenkommenden Schiff nach Backbord ausweichen, wenn dies nach Steuerbord nicht möglich ist? Ja, nach rechtzeitiger Abgabe der vorgeschriebenen Schallzeichen. Sie begegnen mit Ihrem Vergnügungsfahrzeug bei der Talfahrt einem den Rhein querenden Ruderboot. Wer muss ausweichen? Ich mit meinem Vergnügungsfahrzeug. Bei einer Engstelle auf den Rheinstrecken ist das gefahrlose Begegnen mit einem anderen gleichrangigen Schiff nicht möglich. Wer hat sich wie zu verhalten? Talfahrer hat Wegerecht, Bergfahrer wartet. <?page no="73"?> 73 Muss sich der Führer eines Vergnügungsfahrzeuges zwingend an die grün gekennzeichnete Fahrwasserseite halten? Nein, das Fahrwasserzeichen hat empfehlenden Charakter. Sie befinden sich im Konstanzer Trichter und wollen die Alte Rheinbrücke im mittleren Bogen durchfahren. Heutiger Pegelstand 3,50 m. Schiffshöhe ab Wasserlinie 3 m. Errechnen Sie den Abstand zwischen Oberkante Wasserfahrzeug und Brückenbogen. 2,15 m (Rechenweg: 6,15 - 1,00 = 5,15 - 3,00 = 2,15). Wer hat beim Zusammentreffen im Bereich von Brücken immer das Wegerecht? Bei gleichrangigen Fahrzeugen der Talfahrer. Wo ist das Ankern auf den Rheinstrecken grundsätzlich verboten? Im Bereich von Brücken, öffentlichen Landestellen sowie in Fahrrinnen und Fahrwasserengen. Errechnen Sie den Abstand zwischen Oberkante Wasserfahrzeug und Brückenbogen bei der linken Brückendurchfahrt der alten Rheinbrücke Konstanz. Der Pegel liegt bei 3,40 m; die Höhe des Wasserfahrzeuges ab der Wasserlinie beträgt 3,00 m. 1,85 m (Rechenweg: 5,75 - 3,00 = 2,75 - 0,90 = 1,85). Errechnen Sie die lichte Durchfahrtshöhe bei einem Pegel von 4,10 m bei der rechten Brückendurchfahrt zur alten Rheinbrücke Konstanz. 4,73 m (Rechenweg: 4,10 - 2,50 = 1,60; 6,33 - 1,60 = 4,73). Errechnen Sie den Abstand zwischen Oberkante Wasserfahrzeug und Brückenbogen bei der mittleren Brückendurchfahrt der alten Rheinbrücke Konstanz. Der Pegel liegt bei 3,10 m; die Höhe des Wasserfahrzeuges ab der Wasserlinie beträgt 3,74 m. 1,81 m (Rechenweg: 6,15 - 0,60 = 5,55 - 3,74 = 1,81). Errechnen Sie die lichte Durchfahrtshöhe bei einem Pegelstand von 3,23 m vor der mittleren Brückendurchfahrt zur alten Rheinbrücke Konstanz. 5,42 m (Rechenweg: 3,23 - 2,50 = 0,73; 6,15 - 0,73 = 5,42). Errechnen Sie die lichte Durchfahrtshöhe bei einem Pegel von 4,42 m vor der rechten Brückendurchfahrt zur alten Rheinbrücke Konstanz. 4,41 m (Rechenweg: 4,42 - 2,50 = 1,92; 6,33 - 1,92 = 4,41). Prüfungsfragen und Antworten <?page no="74"?> 74 KAPITEL 7: RHEINSTRECKEN Errechnen Sie die lichte Durchfahrtshöhe bei einem Pegel von 2,45 m vor der linken Brückendurchfahrt zur alten Rheinbrücke Konstanz. 5,80 m (Rechenweg: 2,50 - 2,45 = 0,05; 5,75 + 0,05 = 5,80). Wie viel lichte Durchfahrtshöhe haben Sie bei der mittleren Brückendurchfahrt in Konstanz bei einem Pegel von 3,50 m? 5,15 m (Rechenweg: 3,50 - 2,50 = 1,00; 6,15 - 1,00 = 5,15). Welche Durchfahrtshöhen haben die Brückenbögen der alten Rheinbrücke bei Konstanz bei einem Pegel von 2,50 m? 5,75 m, 6,15 m, 6,33 m. Wie viel lichte Durchfahrtshöhe haben Sie bei einem Pegel von 3,80 m bei der mittleren Brückendurchfahrt der alten Rheinbrücke Konstanz? 4,85 m (Rechenweg: 3,80 - 2,50 = 1,30; 6,15 - 1,30 = 4,85). Kann eine Motoryacht (Höhe über Wasserlinie 3,15 Meter) durch den mittleren Brückenbogen der alten Rheinbrücke (Straßen- und Eisenbahnbrücke) bei Konstanz fahren? - Pegelstand: 4,50 Meter - Ja. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="75"?> KA PIT E L 8: S E EMANN S C HA F T Dieses Kapitel vermittelt Ihnen einen Überblick über seemannschaftliche Grundanforderungen und Verhaltensregeln in Gefahrensituationen. 8.1. MIND E S T S IC H E R HE I T S AU S RÜS TUNG Am Bodensee ist an Bord eines jeden Fahrzeuges eine Mindestsicherheitsausrüstung zwingend vorgeschrieben. Diese ist in der vom Schifffahrtsamt ausgestellten Zulassungsurkunde des Bootes aufgeführt. Die Sicherheitsausrüstung dient dazu, sich in einer Notsituation selbst helfen zu können und um auf sich aufmerksam zu machen, wenn keine Selbsthilfe mehr möglich ist. Zur vorgeschriebenen Mindestsicherheitsausstattung an Bord eines Sportbootes gehören:  Rettungswesten  Rettungsring mit Schwimmleine  Mundsignalhorn  Notflagge  Festmacherleinen  Anker  Lenzeinrichtung  Paddel  Notbeleuchtung  Feuerlöscher (bei Booten mit Kochbeziehungsweise Heizeinrichtungen und Booten mit Motor siehe Kapitel 8.4.)  Verbandskasten  Werkzeug (der Bootsgröße angepasst)  Bootshaken Um das Boot sicher im Hafen festmachen zu können, sollte eine ausreichende Anzahl von „Fendern“ mitgeführt werden. „Fender“ sind Polster oder Plastikkörper zum Schutz des eigenen Bootes und zum Schutz anderer Boote. Sie dämpfen Stöße und verhindern eine direkte Berührung der Boote, gerade auch wenn diese sehr eng nebeneinander liegen. Ebenso sollten weitere Leinen mitgeführt werden, um im Falle des Schleppens ausreichend Leinenlänge zur Verfügung zu haben, sowie zum sicheren Festma- <?page no="76"?> 76 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT chen in Häfen, beispielsweise an einer Hafenmauer oder einer „Muring“. Eine „Muring“ ist eine am Boden liegende Kette mit daran befestigten Festmacherleinen. Fender und Festmacherleinen sind, wenn sie nicht mehr benötigt werden, unmittelbar im Schiff zu verstauen und sollen bei Fahrt nicht über Bord hängen. Kommt eine Leine mit der Schiffsschraube in Berührung, kann dies Schäden am Antrieb und Manövrierunfähigkeit verursachen. 8.2. R E T TUNG SMIT T E L Rettungswesten gehören zur Mindestsicherheitsausrüstung für Fahrzeuge, die auf dem Bodensee fahren. Diese müssen den in der Bodensee-Schifffahrts-Ordnung festgelegten Eigenschaften entsprechen. Automatische Rettungswesten müssen in der Regel alle zwei Jahre gewartet werden. Hierbei gelten die Herstellerangaben. Für  Vergnügungsfahrzeuge mit Maschinenantrieb  Segelfahrzeuge  Ruderboote, die sich außerhalb der 300 m-Uferzone befinden (siehe Kapitel 3 „Verhaltensvorschriften“) gilt: Für Kinder unter 12 Jahren und Personen unter 40 kg Körpergewicht müssen die Rettungswesten mit einem Kragen, d.h. ohnmachtssicher, ausgestattet sein und einen entsprechenden Auftrieb aufweisen. Für Personen mit einem Körpergewicht über 40 kg sind ein Kragen und mindestens 100 Newton Auftrieb vorgeschrieben. Sofern ein Fahrzeug nicht über einen geeigneten (spritzwassergeschützten oder wetterdicht verschließbaren) Stauraum zur Mitführung von Rettungswesten verfügt und sich außerhalb der 300 m-Uferzone befindet, muss die auf dem Fahrzeug befindliche Person eine persönliche Auftriebshilfe (z.B. Auftriebsweste) mitführen bzw. tragen. Dies gilt insbesondere für Drachensegelbretter, Segelsurfbretter, Stand-up-Paddles und ähnliche Geräte, Segeljollen oder Mehrrumpfbote sowie auch Kanus oder Kajaks. <?page no="77"?> 8.3. Tauwerk 77 Vergnügungsfahrzeuge mit mehr als 30 kW Maschinenleistung sowie Segelfahrzeuge mit festem Ballast müssen zusätzlich zu den Rettungswesten ein geeignetes Rettungswurfgerät (z.B. Rettungsring) und eine schwimmfähige Wurfleine von mindestens 10 m Länge mitführen. Der Auftrieb des Rettungswurfgerätes muss dabei mindestens 100 Newton groß sein. 8.3. T AUW E R K AN F O RD E RUNG E N T AUW E R K Als Tauwerk werden sämtliche in der Schifffahrt verwendeten Leinen bezeichnet. Das Tauwerk muss eine hohe Bruchlast und Elastizität aufweisen, vor allem bei Festmacherleinen, Ankerleinen und Schleppleinen. Dehnungsfähiges Tauwerk besteht meist aus Natur- oder Kunststofffasern. P RÜF UNG S R E L E V ANT E S E EMANN S K NO T E N Die folgenden Knoten müssen Sie bei der praktischen Prüfung zum Bodenseeschifferpatent sicher beherrschen:  Achtknoten: Der Achtknoten wird an Enden von Leinen geknotet, um das Ausrauschen aus Ösen und Blöcken zu verhindern.  Kreuzknoten: Der Kreuzknoten wird zum Verbinden zweier gleich starker Leinenenden verwendet.  Einfacher Schotstek und doppelter Schotstek: Der Schotstek wird zum Verbinden von zwei ungleich starken Leinenenden verwendet. Er wird als einfache und doppelte (stabilere) Ausführung geknotet.  Webleinstek: Der Webleinstek wird zum Festmachen von Leinenenden an Stangen oder Pollern verwendet, beispielsweise um das Boot an einem Pfahl oder um Fender an Bord festzumachen.  Roringstek: Der Roringstek wird zum Festmachen, beispielsweise an einem Ring, verwendet. Er ist stabiler als der Webleinstek, aber auch schwerer zu lösen.  Palstek: Der Palstek wird zum Herstellen eines festen Auges, das sich nicht zusammenzieht, verwendet. Er wird zum Festmachen, aber auch zum Schleppen verwendet. <?page no="78"?> 78 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT  Belegen einer Klampe: An einer Klampe wird ein Leinenende, beispielsweise eine Festmacherleine, mit einem Kreuz- und Kopfschlag festgemacht. Abb. 18: Knoten Grundregel: Seemännische Knoten müssen zuverlässig halten, sollten schnell und einfach zu machen und gleichzeitig auch wieder leicht zu lösen sein. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und schauen Sie sich die Knotenvideos intensiv an. 8.4. ANK E R N ANK E RP LÄTZ E Unter Stillliegen beziehungsweise Ankern versteht man, wenn ein Fahrzeug fest vor Anker oder an Land festgemacht ist. Am Bodensee ist das Ankern oder Stillliegen in Fahrwasserengstellen, Fahrrinnen, unter Brücken, vor Häfen und Landestellen grundsätzlich nicht erlaubt. Achtknoten Kreuzknoten Einfacher Schotstek Doppelter Schotstek Webleinstek Roringstek Palstek Belegen eine Klampe <?page no="79"?> 8.4. Ankern 79 Das Ankern ist ansonsten, wenn es nicht durch Zeichen verboten ist, außerhalb von ausgewiesenen Ankerplätzen maximal 24 Stunden ohne gesonderte Genehmigung möglich. ANK E RMANÖV E R Beim Ankern ist eine ausreichende Länge der Ankerkette erforderlich. Die Faustformel lautet: Die Länge der Ankerkette sollte mindestens der 3-fachen Wassertiefe entsprechen; beim Verwenden einer Ankerleine sollte diese mindestens die Länge der 5-fachen Wassertiefe besitzen. Es ist stets zu prüfen, ob der Anker sicher hält. Abb. 19: Ankerkette und Ankerleine Beispiel: Wenn Sie an einer Stelle mit vier Metern Wassertiefe ankern wollen, sollten Sie eine Ankerkette mit mindestens 12 Metern oder eine Ankerleine mit mindestens 20 Metern Länge verwenden. Beim Ankern ist grundsätzlich sicherzustellen, dass der Anker fest im Grund greift. ANK E R T Y P EN Es gibt eine Vielzahl von Ankertypen. Die wichtigsten und gängigsten Ankertypen sind folgende:  Danforthanker  Draggen  Patentanker  Admiralitäts- und Stockanker Ankerkette: 3-fache Wassertiefe Ankerleine: 5-fache Wassertiefe <?page no="80"?> 80 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT Abb. 20: Ankertypen DANFORTHANKER Der Danforthanker ist der leichteste der üblichen Ankertypen und ist gekennzeichnet durch seine großen und breiten Pflugen. Er ist zum Ankern auf sandigem oder schlickigem Grund geeignet. DRAGGEN Der Draggen ist ein Universalanker mit vier Pflugen. Beim Ankern greifen immer zwei Pflugen. Ihn gibt es auch als klappbare Ausführung. Dieser wird „Schirmanker“ genannt. Der Draggen ist für jeden Grund geeignet. PATENTANKER Der Patentanker ist ein mit zwei Pflugen ausgestatteter, schwerer Anker. Er ist für jeden Grund geeignet. ADMIRALITÄTS- ODER STOCKANKER Der Admiralitäts- oder Stockanker ist die älteste Ankerart. Er verfügt über zwei Pflugen, wobei sich der Anker dabei nur mit einer Pfluge im Grund festsetzt. In der Theorieprüfung zum Bodenseeschifferpatent wird aktuell nur nach dem Danforthanker gefragt. <?page no="81"?> 8.5. Feuer- und Brandschutz 81 8.5. F E U E R - UND B R AND S C HUTZ B R AND S C HUT Z Für Boote mit Innenbordmotoren, die über eine Antriebsleistung von mehr als 4,4 kW verfügen, beziehungsweise mit Außenbordmotoren mit einer Antriebsleistung von mehr als 7,4 kW, sowie für Boote mit Heiz- oder Kocheinrichtung ist ein Feuerlöscher an Bord vorgeschrieben. Dieser unterliegt gemäß Prüfplakette einer zweijährigen Überprüfungspflicht durch einen Fachkundigen. Feuerlöscher sind an Bord immer an einem gut zugänglichen Ort, an dem die Brandgefahr möglichst gering ist, mit einer sicheren Halterung zu befestigen. Abb. 21: Feuerlöscher GA S ANL A GE N Erhöhte Vorsicht ist im Umgang mit Flüssiggasanlagen an Bord geboten. Gas ist als Energieträger für Koch- und Sanitäranlagen bei Booten weit verbreitet. Die Brand- und Explosionsgefahr kann in erster Linie durch vorsichtigen und sorgfältigen Umgang, aber auch durch regelmäßige Wartung der Anlagen reduziert werden. Gasflaschen müssen in einem geschlossenen Raum mit einer Öffnung nach außen oberhalb der Wasserlinie gelagert werden. Flüssiggasanlagen müssen fachgerecht eingebaut und alle zwei Jahre durch einen Sachkundigen überprüft werden, sofern sie nicht verändert wurden oder außer Betrieb genommen worden sind. Da Flüssiggas schwerer ist als Luft, kann es sich am Boden oder in der Bilge ansammeln, konzentrieren und so zur Explosionsgefahr werden. Aus diesem Grund sollten Sie vor dem Anlassen eines Innenbordmotors den Motorraum und die Bilge immer ausreichend lüften. <?page no="82"?> 82 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT V E R HAL T E N B E I F E U E R Sollte Feuer an Bord ausbrechen, haben die Sicherheit und die Rettung aller an Bord befindlichen Personen oberste Priorität. Es ist Ruhe zu bewahren. Die Rettungsmittel müssen angelegt, Notsignale gegeben und dann versucht werden, das Feuer zu löschen. Geht der Brand vom Motor aus, ist sofort die Kraftstoffzufuhr zu unterbrechen und Vollgas zu geben, um den im Motor und Vergaser beziehungsweise im Einspritzsystem befindlichen Kraftstoff möglichst rasch zu verbrennen. Es sollte kein unnötiger Sauerstoff zugeführt werden. Das Feuer ist abzudecken und mit einem Feuerlöscher zu bekämpfen. Der Schiffsführer muss bei einem Feuer beziehungsweise einem Brand an Bord immer zuallererst die Rettung der Personen sicherstellen. 8.6. UMW E L T S C HUTZ : UMGANG MI T WA S S E R VÖG E L N Der Bodensee beherbergt zahlreiche Arten von Wasservögeln, die nicht durch die Sportschifffahrt gestört werden dürfen. Als Schiffsführer sollten Sie zumindest wissen, dass überwinternde Wasservögel gerade im Winter besonders gefährdet sind und dass bei großen Vogelansammlungen mit einer großen Fluchtdistanz von Wasservögeln zu rechnen ist. Halten Sie daher unbedingt entsprechenden Abstand zu den Tieren ein. 8.7. V E R HAL T E N IN G E F AH R E N S I TUA T ION E N UN S I C H T I GE S W E T T E R Sofern keine ausreichende Sicht für eine sichere Schifffahrt vorhanden ist, muss die Fahrt mit dem Sportboot eingestellt werden. Bei Nebelfahrten auf den Rheinstrecken, wenn eines der beiden Ufer nicht mehr sichtbar ist, ist die Fahrt sofort einzustellen. Sollten Sie bei Nebel und unsichtigem Wetter fahren, müssen Sie unbedingt folgende Sicherheitsmaßnahmen treffen:  Ausguck stellen <?page no="83"?> 8.7. Verhalten in Gefahrensituationen 83  Fahrt vermindern  Signale (Schallzeichen) geben, vgl. Kapitel 4 „Schallsignale“  Lichter setzen, vgl. Kapitel 5 „Lichter- und Flaggenführung“  Ruhe an Bord bewahren S T A R K E R WIND UND S TURM Bereits bei zu erwartenden Starkwinden (Starkwindwarnung 40 Blitze/ Minute) sollten alle an Bord befindlichen Personen die Rettungsmittel anlegen. Ebenso sollten Führer von Segelbooten ihre Segelfläche prüfen und gegebenenfalls durch Segelwechsel oder Reffen anpassen. Spätestens bei Hereinbrechen eines Sturmes müssen Sie unbedingt folgendes tun:  alle Luken und Öffnungen des Fahrzeuges schließen  lose Gegenstände verstauen  Rettungsmittel anlegen  Segel reffen (Segelfläche reduzieren) Wenn Sie bei Hereinbrechen eines Sturmes keinen schützenden Hafen mehr aufsuchen können, sollten Sie entweder ein windgeschütztes Ufer aufsuchen oder freien Seeraum gewinnen, um nicht auf Legerwall zu geraten. Unter Legerwall versteht man, wenn das Fahrzeug durch Wind und Seegang auf Land getrieben wird. Hier besteht dann die Gefahr, auf Grund zu sitzen. K O L LI S ION Die Gefahr einer Kollision ist gegeben, wenn sich während der Fahrt die Peilung zu einem anderen Fahrzeug nicht oder nur unwesentlich ändert. Nach einer Kollision dürfen Sie Ihre Fahrt erst dann fortsetzen, wenn keine Gefahr für Boot und Besatzung des anderen wie auch des eigenen Fahrzeuges besteht und die Adressen der Kollisionsbeteiligten ausgetauscht sind. UN F A L L Bei Unfällen ist grundsätzlich zu beachten, dass die oberste Priorität zuallererst der Rettung aller Personen und dann der Bergung der Boote gilt. Bei Gefahr ist ein Notruf abzusetzen. <?page no="84"?> 84 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT K E NT E R N Ist die Weiterfahrt nach einer Kenterung nicht mehr möglich, müssen Sie Notsignale geben und unbedingt beim Boot bleiben. Ein Boot wird von anderen Personen in der Regel deutlich eher wahrgenommen als eine schwimmende Person, welche bei Seegang kaum zu erkennen ist. S INK E N Sollte Ihr Boot sinken, so ist die Unfallstelle nach Möglichkeit zu kennzeichnen. Diese Maßnahme ist unbedingt erforderlich, wenn die übrige Schifffahrt gefährdet sein könnte. G R UND S I TZ E R UND F E S T G E F AH R E NE F AH R Z E UG E Auf Grund sitzende oder festgefahrene Fahrzeuge müssen entsprechend gekennzeichnet werden. Hierdurch soll die Schifffahrt auf die Situation und die mangelnde Manövrierfähigkeit des Fahrzeugs hingewiesen werden. 8.8. S C H L E P P E N Beim Herstellen einer Schleppverbindung ist darauf zu achten, dass die Schleppleine eine ausreichende Stärke hat und nicht mit der Schiffsschraube in Berührung kommt. Die Schleppleine wird beim Geschleppten möglichst am Mittschiffspoller, bei Segelbooten idealerweise am Mast befestigt. Die Schleppgeschwindigkeit sollte die Rumpfgeschwindigkeit des Fahrzeugs keinesfalls überschreiten. Ruckartiges Anfahren ist zu vermeiden. Die Schleppleinen sollten nicht vertörnen. Längsseitiges Schleppen bietet sich grundsätzlich an, da so der Schleppverband besser manövriert werden kann. Bei grober See und ungleichen Fahrzeugtypen kann jedoch nicht längsseits abgeschleppt werden. <?page no="85"?> 85 Nachdem Sie das Kapitel 8 „Seemannschaft“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welche Fahrzeuge sind „stillliegend“? Fahrzeuge, die unmittelbar oder mittelbar vor Anker liegen oder am Ufer festgemacht sind. Was verstehen Sie unter dem Begriff „Stillliegen“? Fahrzeug, das unmittelbar oder mittelbar vor Anker liegt oder am Ufer festgemacht ist. Was müssen Sie beim Schleppen eines anderen Fahrzeuges beachten? Geschwindigkeit an das geschleppte Fahrzeug anpassen, nicht ruckartig anfahren, Schleppleine nicht vertörnen. Wo wird am zweckmäßigsten die Schleppleine beim Geschleppten befestigt? Am Mast oder am Mittschiffspoller. Wann können Sie ein Fahrzeug nicht längsseits schleppen? Bei grober See und ungleichen Fahrzeugtypen. Was bezeichnet man als Tauwerk? Bezeichnung für sämtliche in der Schifffahrt verwendeten Leinen. Wozu wird ein Palstek verwendet? Um ein festes Auge, das sich nicht zusammenzieht, herzustellen. Wozu verwenden Sie einen Schotstek? Zum Verbinden zweier ungleich starker Leinenenden. Wozu wird der Roringstek verwendet? Zum Festmachen an einem Ring. Wozu wird ein Kreuzknoten verwendet? Zum Verbinden zweier gleich starker Leinenenden. Welchen Anforderungen müssen seemännische Knoten gerecht werden? Schnell und einfach zu machen und zu lösen, zuverlässig halten. Wozu wird der Achtknoten hauptsächlich verwendet? Am Ende von Schoten, um das Ausrauschen an Blöcken und Ösen zu verhindern. Wie lang müssen Sie die Ankerkette stecken? Mindestens 3-fache Wassertiefe. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="86"?> 86 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT Wo dürfen Sie im Bodensee grundsätzlich nicht ankern? Unter Brücken, vor Häfen und Landestellen. Wie viel Meter Ankerkette sollten Sie beim Ankern auf 4 m Wassertiefe stecken? 12 m. Welches Tauwerk muss eine hohe Bruchlast und Elastizität aufweisen? Ankerleinen, Festmacher und Schleppleinen. Was müssen Sie bei Nebel und unsichtigem Wetter tun? Die vorgeschriebenen Lichter führen, Nebelsignale geben, Geschwindigkeit der verminderten Sicht anpassen, Ausguck stellen. Was ist bei Feuerlöschern zu beachten und wie oft müssen sie überprüft werden? Sichere Halterung, periodische Überprüfung alle zwei Jahre. Innerhalb welchen Zeitraumes müssen an Bord vorgeschriebene Feuerlöscher einer Wartung durch einen Fachkundigen unterzogen werden? Alle zwei Jahre gemäß Prüfplakette. Wo sind Feuerlöscher an Bord unterzubringen? An gut zugänglichen Orten, an denen Feuerausbruch unwahrscheinlich ist. Wann müssen Feuerlöscher an Bord mitgeführt werden? Wenn eine Heiz- oder Kocheinrichtung vorhanden ist oder bei Fahrzeugen mit Innenbordmotoren über 4,4 kW Maschinenleistung oder mit Außenbordmotoren über 7,4 kW Maschinenleistung. Was ist beim Ausbrechen eines Feuers an Bord unbedingt zu tun? Ruhe bewahren, Rettungsmittel anlegen, rechtzeitig Notsignale geben, versuchen das Feuer zu löschen. Wie verhalten Sie sich bei Vergaserbränden? Benzinhahn schließen, Vollgas geben, nicht unnötig Sauerstoff zuführen, Feuer bekämpfen. Was hat der Bootsführer vor Anlassen des Motors zu tun? Motorenraum und Bilge auf Booten mit Benzinmotoren gut belüften, auskuppeln. Was ist bei Gasanlagen an Bord zu beachten? Dass diese fachgerecht eingebaut und alle 2 Jahre durch einen Sachkundigen überprüft werden. <?page no="87"?> 87 Innerhalb welchen Zeitraumes müssen Flüssiggasanlagen, wenn keine Änderungen durchgeführt wurden und die Anlage nicht außer Betrieb gesetzt war, in Wassersportfahrzeugen einer Prüfung durch einen Sachkundigen unterzogen werden? Alle zwei Jahre. Welche besonderen Gefahren können bei Flüssiggasanlagen auftreten? Flüssiggas ist schwerer als Luft, kann sich deshalb in der Bilge ansammeln, hohe Explosionsgefahr. Wo sollen Gasbehälter (Flaschen) gelagert bzw. installiert werden? In einem geschlossenen Raum mit einer Öffnung nach außenbords über der Wasserlinie. Wie kann die Brand- und Explosionsgefahr auf Sportbooten mit Koch- und Heizeinrichtungen vermindert werden? Sorgfältige Bedienung und ständige Wartung. Wann müssen automatische Rettungswesten gewartet werden? In der Regel nach zwei Jahren, es gelten die Herstellerangaben. Welche Anforderungen müssen die Rettungsmittel für Kinder unter 12 Jahren erfüllen? Für Kinder unter 12 Jahren sind nur Rettungswesten mit Kragen erlaubt. Wie muss eine Rettungsweste beschaffen sein bei Personen von weniger als 40 kg Körpergewicht? Die Rettungsweste muss ohnmachtssicher, d. h. mit einem Kragen versehen sein. Wie groß muss der Mindestauftrieb von Rettungsmitteln bei Personen von mehr als 40 kg Körpergewicht bei Booten mit Maschinenantrieb und ausreichendem Stauraum sein? 100 Newton. Müssen Stand-up-Paddler persönliche Auftriebsmittel mitführen? Ja, wenn sie außerhalb der 300 m-Uferzone fahren. Auf welchen Vergnügungsfahrzeugen muss ein Rettungswurfgerät mit einer mindestens 10 m langen, schwimmfähigen Wurfleine mitgeführt werden? Auf Vergnügungsfahrzeugen mit mehr als 30 kW Motorleistung sowie Segelbooten mit festem Ballast. Wird ein Rettungswurfgerät, z. B. Ein Rettungsring, als Mindestausrüstung auf einem Wasserfahrzeug benötigt, wie groß muss der Mindestauftrieb sein? 100 Newton. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="88"?> 88 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT Welche Sicherheitsmaßnahmen trifft der Bootsführer vor Hereinbrechen eines Sturmes? Luken und Öffnungen schließen, lose Gegenstände verstauen, Rettungswesten anziehen, ggf. Segel reffen. Wie verhalten Sie sich, wenn Sie vor Hereinbrechen des Sturmes keinen Schutzhafen mehr aufsuchen können? Windgeschütztes Ufer aufsuchen oder freien Seeraum gewinnen, nicht auf Legerwall geraten. Welche Maßnahmen muss der Bootsführer bei Nebelfahrten auf den Rheinstrecken treffen, wenn eines der beiden Ufer nicht mehr sichtbar ist? Die Fahrt einstellen. Müssen Sie bei Nebel und unsichtigem Wetter die vorgeschriebenen Lichter führen? Ja, immer. Wann dürfen Sie nach Kollisionen Ihre Fahrt fortsetzen? Wenn keine Gefahr für Boot und Besatzung des anderen besteht und die Adressen ausgetauscht sind. Was müssen Sie bei Unglücksfällen grundsätzlich beachten? Zuerst Rettung von Personen, dann Bergung der Boote, bei Gefahr Notruf absetzen. Wie verhalten Sie sich nach einer Kenterung? Gegebenenfalls Notsignale geben, beim Boot bleiben. Wie muss sich ein Schiffsführer verhalten, wenn sein Schiff gesunken ist? Kennzeichnung der Unfallstelle, wenn die übrige Schifffahrt gefährdet wird. Was muss beim Herstellen einer Schleppverbindung besonders beachtet werden? Ausreichende Stärke der Schleppleine, Schleppleine nicht in die eigene Schraube bringen. Wie muss Abfall entsorgt werden? Im Hafen ordnungsgemäß entsorgen. Wie hat sich ein Schiffsführer bei einem Brand auf seinem Schiff zu verhalten? Rettung von Personen, wenn möglich Brandbekämpfung. <?page no="89"?> 89 Wie muss sich ein Schiffsführer verhalten, wenn sein Sportboot festgefahren ist? Das Fahrzeug entsprechend kennzeichnen. Wie viel Leine stecken Sie beim Ankern? 5bis 6-mal die Wassertiefe. Wie lang muss eine Ankerleine gesteckt sein, wenn bei normalen Grund- und Wetterverhältnissen geankert wird? Mindestens 5-fache Wassertiefe. Was hat der Schiffsführer zu beachten, wenn er sein Schiff treiben lässt? Die allgemeinen Fahrregeln und Sorgfaltspflichten, denn sein Schiff befindet sich in Fahrt. Wann ist die Gefahr einer Kollision gegeben? Wenn sich die Peilung zu einem anderen Fahrzeug nicht oder nur unwesentlich ändert. Welche Gegenstände gehören zur vorgeschriebenen Mindestsicherheitsausrüstung? Mundsignalhorn, Notflagge, Rettungsmittel, Festmacherleinen, Lenzeinrichtung, Anker, Paddel, Notbeleuchtung, Feuerlöscher. Welche Anforderungen werden hinsichtlich des Gewässerschutzes an Kraftstoffbehälter auf Wasserfahrzeugen gestellt? Geeigneter Werkstoff, sichere Befestigung, die Schiffsaußenhaut darf nicht gleichzeitig eine Wand des Kraftstoffbehälters bilden. Wann ist mit einer großen Fluchtdistanz von Wasservögeln zu rechnen? Bei großen Vogelansammlungen. Welche Vogelgruppen sind im Winter besonders gefährdet? Überwinternde Wasservögel. Was ist unseemännisches Verhalten? Wenn Leinen und Fender über Bord hängen. Was ist ein Fender? Polster oder Plastikkörper zum Schutz des Bootes. Was ist eine Muring? Am Boden liegende Kette mit Festmacherleinen. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="90"?> Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. 90 KAPITEL 8: SEEMANNSCHAFT <?page no="91"?> KA PIT E L 9: NAVIG AT ION Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über wichtige Begriffe und Grundregeln der Navigation am Bodensee. A L L G EME INE S Fundiertes Navigationswissen ist für jeden Schiffsführer Pflicht. Er muss jederzeit seinen Standort bestimmen und sein Fahrtziel sicher erreichen können. Die am Bodensee aufgrund der kurzen Distanzen und guten Sichtmöglichkeiten zum Land hauptsächlich angewandte Navigationsform ist die „terrestrische Navigation“. Darunter versteht man die Orientierung mit der Seekarte und dem Erkennen von festen Punkten an Land mit bloßem Auge oder dem Fernglas. 9.1. O R I E NTI E R UNG MIT D E R S E E KA R T E V E RW E ND UNG D E R S E E K A R T E Die Seekarte dient zur Orientierung auf See. Die Seekarte wird hauptsächlich zur Bestimmung des eigenen Standorts sowie der Planung von Kursen verwendet. Die wichtigsten Informationen, die Sie einer Seekarte entnehmen können, sind:  Längengrade  Breitengrade  Tiefenangaben  Entfernungen  Ortsmissweisung und deren jährliche Veränderung  Feste Orientierungspunkte wie beispielsweise Orte, Seezeichen, Häfen, Leuchtfeuer oder Fahrwasserbegrenzungen Die entsprechenden Koordinaten der eigenen Position (Breiten- und Längengrade) können jeweils am Rand der Seekarte abgelesen werden. Längengrade werden dabei am oberen oder unteren, Breitengrade am rechten oder linken Kartenrand abgelesen. Wichtig für die Navigation ist es, dass die Seekarte dem aktuellen Stand entspricht und eventuelle Änderungen nachgetragen werden. <?page no="92"?> 92 KAPITEL 9: NAVIGATION Abb. 22: Längen- und Breitengrade MAßS TAB Seekarten haben wie Landkarten einen Maßstab. Der Maßstab gibt an, um das Wievielfache die Karte die Realität verkleinert darstellt. Ein Maßstab von 1 : 50.000 bedeutet, dass die Kartendarstellung 50.000-mal kleiner ist als die Realität. Ein realer Kilometer entspricht bei diesem Maßstab in der Karte somit 2,0 cm. Folgender Rechenweg lässt das Ergebnis nachvollziehen:  1 km (1.000 m) sind 100.000 cm  Die Karte ist um 50.000 mal kleiner als die Realität (Maßstab 1: 50.000)  Man teilt 100.000 cm (1.000 m) durch 50.000 (Maßstab)  Ergebnis: 1 km entspricht 2 cm in der Seekarte Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 1,0 cm in der Karte einer Distanz von 500 m in der Realität entspricht. D I S TAN Z E N UND G ES C HWIND I G K E IT E N Distanzen werden in der Seefahrt in der Regel in Seemeilen (sm) angegeben. Eine Seemeile entspricht 1852 Meter oder 1,852 Kilometer (km). Die Umrechnung von Seemeile in Kilometer erfolgt durch Multiplikation mit 1,852, umgekehrt von Kilometer in Seemeile durch Teilung mit dem Divisor 1,852. <?page no="93"?> 9.1. Orientierung mit der Seekarte 93 Beispiel: Umrechnung Seemeilen (sm) zu Kilometern (km): 5 Seemeilen (x 1,852) = 9,26 Kilometer oder 9260 Meter. Geschwindigkeiten werden in der Schifffahrt sowohl in km/ h (also Kilometer pro Stunde), als auch in Knoten (Seemeile pro Stunde) angegeben. Die Umrechnung erfolgt analog. Beispiel: Kilometer pro Stunde (km/ h) zu Knoten (sm/ h): 40 km/ h geteilt durch 1,852 = 21,6 Knoten (sm/ h). Eine in der Seekarte zwischen zwei Punkten gemessene Distanz kann durch Anlegen des Zirkels am Kartenmaß, welches sich seitlich am Kartenrand rechts und links (an den Breitengraden) der Seekarte befindet, abgelesen werden. KOMPA S S RO S E Auf jeder Seekarte befindet sich eine so genannte Kompassrose. Es handelt sich hierbei um einen nach geografisch Nord ausgerichteten Vollkreis mit 360°, der zur schnellen Orientierung von Bezugspunkten zu den Himmelsrichtungen dient. In der Kompassrose sind die am jeweiligen Ort vorherrschende Missweisung, das Bezugsjahr, auf das sich die Angaben beziehen, sowie die Veränderung der Missweisung als jährlicher Wert angegeben. Abb. 23: Kompassrose Die Navigation wird im folgenden Abschnitt 9.2. „Angewandte Navigation“ weiter vertieft. 0 360 180 270 90 N S W O NO SW NW SO 0 360 180 270 90 N S W O NO SW NW SO <?page no="94"?> 94 KAPITEL 9: NAVIGATION 9.2. ANG EWANDT E NAV I GAT ION DA S NAV I GAT ION S B EST EC K Die Hilfsmittel zur Arbeit und Navigation mit der Seekarte werden als „Navigationsbesteck“ bezeichnet. Das Navigationsbesteck besteht aus:  Kursdreieck  Anlegedreieck  Zirkel Für das Arbeiten mit einer Seekarte werden zusätzlich noch benötigt:  ggf. Lineal  Bleistift  Radiergummi Abb. 24: Navigationsbesteck O R I E NT I E RUNG MI T D EM KOMPA S S Der Kompass ist ein unverzichtbares Hilfsmittel, um sich auf See zu orientieren. Der Kompass ist in 360 Grad unterteilt. Die Gradzahlen sind hierbei wie folgt den Himmelsrichtungen zugeordnet:  Norden: 0 Grad beziehungsweise 360 Grad <?page no="95"?> 9.2. Angewandte Navigation 95  Osten: 90 Grad  Süden: 180 Grad  Westen: 270 Grad Ein Kompassstrich entspricht 11¼ Grad, ein ganzer Quadrant umfasst 90 Grad. Abb. 25: Kompass Ein am Schiff beziehungsweise Steuerstand fest angebrachter Kompass, ein so genannter Steuerkompass, zeigt die Gradrichtung an, in die sich das Schiff bewegt. Die Fahrtrichtung eines Schiffs heißt „Kurs“. Die während der Fahrt am Kompass abgelesene Gradzahl ist der so genannte „Kompasskurs“. MAGNETKOMPASS Die am Bodensee gebräuchlichste Kompassart ist der Magnetkompass mit Vollkreisrose. Der Magnetkompass reagiert auf magnetische Einflüsse und orientiert sich am Magnetfeld der Erde. Der geografische und der magnetische Nordpol sind jedoch nicht identisch. F E H LW E I S UNG Während die Seekarten nach dem geografischen Nordpol ausgerichtet sind, orientiert sich der Magnetkompass nach dem Nordpol des Erdmagnetfelds. Diese Abweichung heißt „Missweisung“. Der Magnetkompass reagiert auch auf andere Magnetfelder, die sich auf dem Schiff befinden, wie beispielsweise Metallteile des Motors, Lautsprecherboxen oder andere metallische Aufbauten. Dabei spricht man von der Ablenkung. <?page no="96"?> 96 KAPITEL 9: NAVIGATION Wichtig ist, dass man Messungen des Magnetkompasses immer um die durch Ablenkung und Missweisung entstandene „Fehlweisung“ bereinigt, bevor man diese für die Kartenarbeit verwendet. Dabei wird die durch Missweisung und Ablenkung verursachte Verfälschung in östliche Richtung mit „+“ und in westliche Richtung mit „-“ angegeben und bei der Umrechnung berücksichtigt. ABLENKUNG Unter Ablenkung oder auch Deviation versteht man den eben beschriebenen Verfälschungseffekt, den der Magnetkompass durch elektromagnetische Felder (z.B. Radiolautsprecher) oder Eisenteile im Boot (z.B. Motor, Anker, Mobiltelefon) erfährt. Der Wert der Ablenkung ist von Boot zu Boot unterschiedlich. Er kann auf der jeweiligen Steuertafel (auch Ablenkungstabelle oder Deviationstabelle) des jeweiligen Bootes abgelesen werden. Merke: Schiffsmagnetismus verursacht die Ablenkung/ Deviation. MI S SW EI S UNG Unter Missweisung oder auch Deklination versteht man die eingangs beschriebene Differenz zwischen Magnetisch Nord (magnetischer Nordpol) und Karten- Nord (geografischer Nordpol). Die Missweisung ist vom jeweiligen Ort abhängig. Sie ist unterschiedlich groß und ändert sich in eine Himmelsrichtung. In der Seekarte wird die Veränderung unter Bezug auf ein Basisjahr als jährliche Veränderung in der Kompassrose angegeben. Merke: Erdmagnetismus verursacht die Missweisung/ Deklination. T E R R E ST R I S C H E NAV I GAT ION AM B OD E N S E E Unter terrestrischer Navigation versteht man die Bestimmung einer Position auf See mit Hilfe der Seekarte und dem Erkennen mit bloßem Auge oder Fernglas von in der Karte eingezeichneten Peilpunkten (Orientierungspunkten) wie markante Landmarken oder Seezeichen. Dies können beispielsweise Kirchtürme, besondere Gebäude, Hafeneinfahrten oder andere markante Orte sein. <?page no="97"?> 9.3. Schifffahrtszeichen und Seezeichen 97 Wesentliche Hilfsmittel bei der terrestrischen Navigation sind:  Kompass  Seekarte  Stoppuhr  Steuertafel  Logbuch  Handpeilkompass Die Durchführung der so genannten „Kreuzpeilung“ zur Positionsbestimmung ist Bestandteil der freiwilligen praktischen Zusatzprüfung „Nautische Kenntnisse/ Navigation“ und wird im Kapitel 20: „Praxis Zusatzausbildung Navigation“ ausführlich dargestellt. 9.3. S C HIF F FAHRT S Z E IC H E N UND S E E Z E IC H E N Schifffahrtszeichen genießen grundsätzlich besonderen Schutz. Das Festmachen, Verändern, Beschädigen oder Entfernen ist verboten. Am Bodensee sind zur besseren Orientierung in Ufernähe markante Stellen durch entsprechende Seezeichen markiert. Es handelt sich um rechteckige, weiße Schilder mit schwarzer Umrandung und einer Ordnungsziffer, die die jeweilige Position bezeichnet. An diesen Stellen beträgt die Mindestwassertiefe seewärts 2 Meter bei einem Normalpegelstand von 2,50 Meter. Diese Seezeichen sind fortlaufend nummeriert und in der Seekarte eingezeichnet. Abb. 26: Seezeichen Friedrichshafen Langenargen Lindau Bregenz Hard Altenrhein Rorschach Horn Arbon Romanshorn Immenstaad Hagnau Meersburg Überlingen Ludwigshafen Sipplingen Wallhausen Mainau Radolfzell Allensbach Reichenau Konstanz Kreuzlingen Altnau Ermattingen Steckborn Stein am Rhein Gaienhofen 1 40 1 99 <?page no="98"?> 98 KAPITEL 9: NAVIGATION Im Uferbereich von Deutschland und Österreich ist die Nummerierung durchgehend von 1 bis 99, beginnend in Konstanz mit der Nr. 1 und endend an der Rheinmündung mit der Nr. 99. Auf das österreichische Ufer entfallen hiervon die Seezeichen ab Nr. 66a „Leiblach“ bis Seezeichen 99 „Alter Rhein“. Im Uferbereich der Schweiz verläuft die Nummerierung gesondert von 1 bis 40, beginnend an der Rheinmündung mit der Nr. 1 und endend in Kreuzlingen mit der Nr. 40. 9.4. P EG E L ME S S UNG D ES WA S S E RS TAND ES AM B OD E NS E E Der tatsächliche Wasserstand des Bodensees schwankt und ist keinesfalls immer gleich. So beeinflussen starke Niederschläge oder höhere Zuflussmengen durch die Flüsse, beispielsweise verursacht durch die Schneeschmelze oder lange niederschlagsfreie beziehungsweise niederschlagsintensive Zeiten, die tatsächliche Wassermenge und damit die Höhe des Wasserstands des Bodensees. Die Angabe der tatsächlichen Höhe des Wasserstands erfolgt als so genannte Pegelhöhe. Der Pegel kann am Bodensee in allen öffentlichen Häfen abgelesen werden. Die Pegelhöhen werden zudem in lokalen Radiosendern und im Internet bekannt gegeben oder können beim Deutschen Wetterdienst erfragt werden. Die Angaben in der Seekarte basieren stets auf dem so genannten „Normalpegel“. Darunter versteht man eine gemessene Wasserstandshöhe von 2,50 Meter am amtlichen Pegelmaß an der Rheinbrücke in Konstanz. Die Tiefenangaben in der Seekarte basieren immer auf diesem Normalpegelstand von 2,50 Meter Wassertiefe am Pegelmaß in Konstanz. Die Tiefenangaben oder Durchfahrtshöhen von Brücken in der Seekarte berücksichtigen also nicht die tatsächliche Pegelhöhe. Dies muss der Schiffsführer unbedingt beachten. Wenn in der Seekarte an einer beliebigen Stelle eine Wassertiefe von 10 Metern angegeben ist und der Wasserstand 2 Meter über Normalpegel ist, also 4,50 Meter am Konstanzer Messpegel, so ist die tatsächliche Wassertiefe an dieser Stelle 12 Meter (10 Meter Tiefe bei Normalpegel, plus 2 Meter über Normalpegel). Bei einem Wasserstand von Normalpegel 2,50 Meter wäre hier <?page no="99"?> 9.5. Untiefen 99 die Wassertiefe dann tatsächlich 10 Meter, bei einem Wasserstand 0,5 Meter unter Normalpegel wäre die tatsächliche Wassertiefe an dieser Stelle 9,50 Meter. Hier ein Beispiel mit Rechenweg: (weitere Beispiele finden Sie in Kapitel 7 „Rheinstrecken“)  Wassertiefe an der Stelle laut der Seekarte: 4,50 m  Heutiger gemessener Pegelstand in Konstanz: 3,24 m  Tatsächlicher Wasserstand 3,24 m - Normalpegel 2,50 m = + 0,74 m über Normalpegel  Tiefenangabe lt. Karte 4,50 m + Differenz zum Normalpegel 0,74 m = 5,24 m Die tatsächliche Wassertiefe beträgt demnach 5,24 m. 9.5. UNT I E F E N Abb. 27: Untiefen Am Bodensee gibt es einige Erhebungen unter Wasser, die so genannten Untiefen. Diese sollten beim Fahren auf dem Bodensee beachtet werden, da sonst die Gefahr besteht, auf Grund zu laufen. Die wichtigsten und bekanntesten Untiefen am Bodensee sind die folgenden: Friedric h sh afen La n g en arg en Lin d au B reg en z H ard A lten rhe in Rorsc ha ch H orn A rbo n Rom an sh orn Im m en sta ad H ag n a u M eers b u rg Ü berlin g en Lu d w ig sh afen S ip pling en Wallha u s en M ain a u R ad olfzell A lle n s b a c h Reic he na u Ko n stan z K reu zlin g en A ltn au E rm attin g en S teck born S tein am R h ein G aien h ofen U ntiefe b ei Lind au Schachener Berg / Allwinder Berg U ntiefe b ei Wallhausen Teufelstisch Wa ss erb urg U ntiefen b ei Wa sserb urg Unterer Berg / Oberer Berg <?page no="100"?> 100 KAPITEL 9: NAVIGATION  Untiefe bei Wallhausen: Teufelstisch  Untiefen bei Wasserburg: Unterer Berg, Oberer Berg  Untiefen bei Lindau in der Schachener Bucht: Schachener Berg, Allwinder Berg (in manchen Seekarten auch als „Alwiner Berg“ bezeichnet) Nachdem Sie das Kapitel 9 „Navigation“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welche Informationen können Sie einer Seekarte entnehmen? Längen-, Breitengrade, Tiefenangaben, Entfernungen. Wozu dienen am Bodensee Schifffahrtskarten? Zur Bestimmung von Standorten und Kursen. Wo werden die Distanzen (Wegstrecken) an der Seekarte entnommen? Seitlich am Kartenrand. Wie viel Zentimeter auf der Seekarte entsprechen einem Kilometer bei einem Maßstab von 1: 50.000? 2,0 cm. Welche gebräuchlichste Art von Kompassrose wird am Bodensee verwendet ? Vollkreisrose. Was verstehen Sie unter Navigationsbesteck? Kursdreieck. Anlegedreieck und Zirkel. Wie lang ist eine Seemeile? 1.852 m. Sie entnehmen aus der Bodenseeschifffahrtskarte eine Distanz von 4 cm. Wie viel km entspricht diese Strecke bei einem Maßstab von 1: 50.000? 2 km. Wo befinden sich am Bodensee Wasserstandspegel? In allen öffentlichen Häfen. <?page no="101"?> 101 Mit was werden die jeweiligen Wasserstände am Bodensee gemessen? Mit Pegel in den Häfen. Wo befindet sich der amtliche Pegel am Bodensee? Im Hafen Konstanz. Auf welchen Pegelstand beziehen sich die Tiefenangaben in der Bodenseeschifffahrtskarte? 2,50 Meter am Pegel Konstanz. Geben Sie die Wassertiefe bei 3,50 Meter Wasserstand (Pegel) und einer Kartentiefe von 5 Metern an! 6,00 Meter. Nennen Sie die Untiefe bei Wallhausen (Seezeichen 22)? Teufelstisch. Nennen Sie die Untiefen zwischen Wasserburg und Lindau. Oberer und Unterer Berg, Schachener Berg, Allwinder Berg. Die Wassertiefe am Ankerplatz beträgt laut Seekarte 2 m. Ihr Fahrzeug hat einen Tiefgang von 1,50 m. Wie viel Wasser haben Sie bei einem Pegel von 3 m unter dem Kiel? 1,00 Meter (Rechenweg: 2,00 + 0,50 = 2,50 - 1,50 = 1,00). Wie verläuft die Nummerierung der Seezeichen in den Uferbereichen Deutschland und Österreich am Obersee? Deutschland - Österreich: 1 bis 99, beginnend in Konstanz. Wie verläuft die Nummerierung der Seezeichen in den Uferbereichen der Schweiz? 1 bis 40 von Rheinmündung bis Kreuzlingen. Muss der Bootsführer am Bodensee Navigationskenntnisse besitzen? Ja, um jederzeit einen Standort bestimmen und sein Fahrziel sicher erreichen zu können. Welche Art der Navigation wird in der Regel am Bodensee angewandt? Terrestrische Navigation. Welche Hilfsmittel sind für die Navigation am Bodensee erforderlich? Kompass, Seekarte, Stoppuhr, Steuertafel, Logbuch, Handpeilkompass. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="102"?> 102 KAPITEL 9: NAVIGATION Nennen Sie die am Bodensee gebräuchlichste Kompassart. Magnetkompass. In wie viel Grad wird eine Kompassrose unterteilt? 360 Grad. Welche Grade entsprechen einem Kompassstrich und eines Kompassquadranten? 11¼ und 90 Grade. Welche Richtung zeigt die Nadel eines Magnetkompasses an? Magnetisch Nord. Wodurch wird die Magnetkompassnadel abgelenkt? Schiffsmagnetismus und Erdmagnetismus. Was ist ein Kompasskurs? Richtung, die ein Schiff während der Fahrt einhält. Bei welcher Gradzahl liegt Norden? 0 / 360 Grad. Bei welcher Gradzahl liegt Süden? 180 Grad. Bei welcher Gradzahl liegt Westen? 270 Grad. Bei welcher Gradzahl liegt Osten? 90 Grad. Nennen Sie die gebräuchlichste Standortbestimmung! Kreuzpeilung. Welche Peilpunkte verwenden Sie bei Ihrer Peilung? Objekte, die auch in der Seekarte eingetragen sind. Was verstehen Sie unter Ortsmissweisung (Deklination)? Abweichung der Kompassnadel von geografisch Nord durch den Erdmagnetismus am jeweiligen Ort. Was verstehen Sie unter Ablenkung? Ablenkung der Kompassnadel durch Schiffsmagnetismus. <?page no="103"?> 103 Was ist eine Deviationstabelle? Tabellarische Auflistung der Ablenkung der Kompassnadel von der Nordrichtung durch Einfluss des Schiffsmagnetismus von 10 zu 10 Grad. Wie viel Zentimeter auf der Seekarte entsprechen einem Kilometer in der Natur bei einem Maßstab von 1: 25.000? 4 cm. Wie verläuft die Nummerierung der Seezeichen in den Uferbereichen von Österreich? 66a bis 99 - Leiblach bis Alter Rhein. Zwischen welchen Seezeichen erfolgt die Hafeneinfahrt in den Fußacher Hafen? 89 bis 93. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="104"?> KA PIT E L 10: WE T T E RKUND E Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die am Bodensee typischerweise vorherrschenden Wetterlagen und den daraus resultierenden Verhaltensempfehlungen. 10.1. W E T T E R B E DINGUNG E N B OD EN S E E Der Bodensee liegt geografisch im Einflussbereich von überwiegend vorherrschenden Westwinden. Durch die besondere geografische Lage des Bodensees, seiner Nähe zu den Alpen und den sehr unterschiedlich gestalteten Uferlandschaften, gibt es am Bodensee typische Wetter- und Windsituationen. Hier sind insbesondere die folgenden zu nennen:  lokale Landwinde und Seewinde  Föhnwinde und Föhnstürme  Wärmegewitter und Frontgewitter 10.2. L ANDWIND E UND S E EWIND E Bei Sonneneinstrahlung erwärmen sich Land und Wasser unterschiedlich schnell. Ebenso kühlen sich Land und Wasser bei fehlender Sonneneinstrahlung unterschiedlich schnell wieder ab. Dies führt dazu, dass der Luftdruck über Land und See unterschiedlich hoch ist. Durch den Druckausgleich zwischen Gebieten mit unterschiedlich hohem Luftdruck entsteht Wind. Dieser Effekt führt dazu, dass speziell an Uferlagen beziehungsweise Küstenlagen Land- und Seewinde entstehen. S E EWIND Morgens bis zum frühen Nachmittag entsteht durch die Sonneneinstrahlung über Land ein kleines Tiefdruckgebiet, da sich das Land schneller erwärmt als die Wasseroberfläche. <?page no="105"?> 10.2. Landwinde und Seewinde 105 Abb. 28: Seewind Die über dem Land erwärmte Luft steigt dadurch nach oben und wird durch kühlere Luftmassen von See aufgefüllt. Hierdurch entsteht der Seewind. Er weht auflandig, also von See auf das Land. Merke: Seewind bedeutet, der Wind kommt von See. L ANDWIND Durch den gerade umgekehrten Effekt entsteht der Landwind. Das kleine Tiefdruckgebiet entsteht durch die langsamere Abkühlung der Wasseroberfläche gegenüber dem tagsüber aufgewärmten Land auf See. So strömen Luftmassen vom Land auf See. <?page no="106"?> 106 KAPITEL 10: WETTERKUNDE Abb. 29: Landwind Der Landwind weht ablandig, also vom Land in Richtung See. Er tritt am späten Abend beziehungsweise nachts auf. Merke: Landwind bedeutet, der Wind kommt von Land. 10.3. FÖHNWIND E Föhn entsteht in der Bodenseeregion, wenn sich südlich der Alpen ein Hochdruckgebiet und nördlich der Alpen ein Tiefdruckgebiet gebildet hat. So entsteht durch den Druckausgleich eine starke Luftströmung von Süd nach Nord. Abb. 30: Alpenföhn Alpen Bodensee Schweiz/ Italien Süden Norden T H <?page no="107"?> 10.4. Windstärken 107 Eine Föhnwetterlage erkennt man meist daran, dass strahlender Sonnenschein vorherrscht und die Luft durchsichtig und klar wirkt. Die Alpenkette erscheint dann schärfer und näher, der Himmel ist meist strahlend blau, während sich über den Alpen eine dicke Wolkenmauer (Föhnwolke) bildet. Abb. 31: Region Föhnwinde Föhnsturm tritt in der Regel im östlichen und südöstlichen Teil des Bodensees auf. Der Föhnsturm kann sehr plötzlich und orkanartig auftreten. Für die Sportschifffahrt sind die heftigen, plötzlich und unregelmäßig auftretenden Böen sehr gefährlich. 10.4. WIND S TÄRK E N Die Windstärke wird in Beaufort (Bft) gemessen. Jede Windstärke entspricht einer entsprechenden Windgeschwindigkeit. Die Windgeschwindigkeit wird sowohl in Kilometer pro Stunde (km/ h) als auch in Knoten (Seemeile/ Stunde) angegeben. Die nachfolgende Tabelle, auch Beaufort-Skala genannt, setzt die verschiedenen Angaben zueinander in Verhältnis. <?page no="108"?> 108 KAPITEL 10: WETTERKUNDE Abb. 32: Beaufort-Skala Das am Bodenseeufer durchgängig installierte Starkwind- und Sturmwarnsystem, welches im nächsten Kapitel (Kapitel 11: Sturmwarndienst und Seenotrettung) behandelt wird, warnt die Schifffahrt vor erwarteten Starkwinden und Stürmen. 10.5. G EWIT T E R Gewitter kündigen sich in der Regel durch fallenden Luftdruck oder vermehrte Wolkenbildung an. Sie lassen sich in Wärmegewitter und Frontgewitter unterscheiden. WÄRMEG EWI T T E R Wärmegewitter, auch Luftmassengewitter genannt, sind lokal auftretende Gewitter. Sie können bei anhaltenden Hochdruckwetterlagen im Sommer innerhalb einer schwül-warmen Luftmasse durch vermehrten Feuchtigkeitsaufstieg entstehen. So entwickeln sich zunächst Gewitterwolken, die sich dann durch Blitz und Donner, Regen, vereinzelt Hagel und Sturm entladen. F RONTG EWI T T E R Frontgewitter entstehen beim Aufeinandertreffen von warmen und kalten Luftmassen an deren Grenzen (Fronten). Am Bodensee ziehen diese vorwiegend aus südwestlichen bis nordwestlichen Richtungen auf. Sie werden von starken Böen und häufig heftigen Regen- und Hagelschauern begleitet. <?page no="109"?> 109 Nachdem Sie das Kapitel 10 „Wetterkunde“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Welches sind die vorherrschenden Winde am Bodensee? Westliche Winde. Wann treten insbesondere Landwinde auf? Nachts. Wann treten insbesondere Seewinde auf? Tagsüber. Warum treten insbesondere Landwinde auf? Seewasser kühlt langsamer als die Luft ab. Warum treten insbesondere Seewinde auf? Land erwärmt sich schneller als Wasser. Woran können Sie das Nahen eines Gewitters erkennen? An fallendem Luftdruck und Wolkenbildung. Woran erkennen Sie eine Föhnlage? Strahlender Sonnenschein, klare Sicht auf die Alpenkette, Föhnwolken. In welchem Seeteil weht der Föhn besonders häufig? Im südöstlichen Teil des Obersees. Weshalb können Föhnwinde für die Sportschifffahrt besonders gefährlich werden? Durch plötzlich und unregelmäßig auftretende heftige Böen. Was schließen Sie aus jäh fallendem Luftdruck und starker Wolkenbildung? Wetterverschlechterung, Sturm oder Gewitter. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="110"?> KA PIT E L 11: ST URMWA R NDI EN ST UND S E E NOT R E T T UNG Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über das am Bodensee installierte Starkwind- und Sturmwarnsystem und gibt Hinweise, wie Sie sich in einer Gefahrensituation verhalten sollten. 11.1. S TA R KWIND - UND S TURMWA R N S Y ST EM Rund um den Bodensee ist ein optisches Warnsignalsystem, in Form von orangefarbenen Blinklichtern (Sturmwarnleuchten), an markanten Uferstellen installiert. Dieses warnt die Schifffahrt vor drohenden Starkwinden oder aufkommenden Stürmen durch Blinken oder Blitzen in verschiedenen Geschwindigkeiten. Das System ist in die drei Regionen „Ost“, „Mitte“ und „West“ unterteilt. Grund hierfür sind die oft unterschiedlichen Wetterverhältnisse am Bodensee, gerade zwischen dem östlichen und westlichen Teil des Sees. Die Trennlinie zwischen den Warngebieten verläuft wie folgt:  Trennlinie zwischen der Region Ost und Mitte: Höhe Langenargen - Arbon  Trennlinie zwischen der Region Mitte und West: Höhe Meersburg - Konstanz Tipp: Die Kantonspolizei Thurgau veröffentlicht im Internet unter http: / / www.kttg.ch/ kapo/ htm/ stwarn.shtml die aktuelle Warnsituation für den ganzen Bodensee. Die Alarmierungszeiten des Warnsystems sind ganzjährig. Vom 1. April bis 31. Oktober ist es von 6 bis 22 Uhr, im Zeitraum vom 1. November bis 31. März ist es von 7 bis 20 Uhr aktiv. Die folgende Karte zeigt Ihnen die Aufteilung des Bodensees in die drei Warngebiete. <?page no="111"?> 11.1. Starkwind- und Sturmwarnsystem 111 Abb. 33: Warngebiete Bodensee Liegt keine aktuelle Warnung vor, blinken beziehungsweise blitzen die Sturmwarnleuchten nicht. Liegt eine Warnung vor, wird das System aktiviert. Es gibt dann zwei Warnstufen, die durch eine unterschiedliche Rotationsgeschwindigkeit der Leuchtfeuer zu unterscheiden sind: Starkwindwarnung Sturmwarnung 40 Blitze pro Minute 90 Blitze pro Minute Bei erwarteten Windstärken ab 6 Beaufort beziehungsweise Böen von 25 bis 33 Knoten Bei erwarteten Windstärken ab 8 Beaufort beziehungsweise Böen ab 34 Knoten Tab. 17: Starkwind- und Sturmwarnung Friedric h sh afen La n g en arg en Lin d au B reg en z H ard A lten rhe in Rorsc ha ch H orn A rbo n Rom an sh orn Im m en sta ad H ag n a u M eers b u rg Ü berlin g en Lu d w ig sh afen S ip pling en Wallha u s en M ain a u R ad olfzell A lle n s b a c h Reic he na u Ko n stan z K reu zlin g en A ltn au E rm attin g en S teck born S tein am R h ein G aien h ofen We st M itte O st <?page no="112"?> 112 KAPITEL 11: STURMWARNDIENST UND SEENOTRETTUNG 11.2. V E R HA LT EN B EI STURM Bereits bei einer Starkwindwarnung sollten alle Personen an Bord die Rettungsmittel anlegen. Spätestens bei einer Sturmwarnung sind vom Schiffsführer unbedingt folgende Maßnahmen einzuleiten:  Schiff sturmfest machen  Rettungsmittel anlegen  gegebenenfalls in den nächsten Hafen einlaufen Es sind unbedingt alle sicherheitsfördernden Maßnahmen für Besatzung und Boot zu treffen. So ist zu prüfen, ob alle Luken und Öffnungen an Bord geschlossen sind. Lose Gegenstände sind sicher zu verstauen. Segelboote sollten gegebenenfalls die Segel reffen. Reffen bedeutet die Segelfläche zu reduzieren. Die Rettungsmittel beziehungsweise Rettungswesten müssen unbedingt angelegt werden. Bei Erwartung eines hereinbrechenden Sturmes sollte, falls möglich, umgehend der nächste Hafen oder das windgeschützte Ufer angelaufen werden. Falls dies nicht möglich ist, sollte freier Seeraum gewonnen werden, um nicht auf Legerwall zu geraten, worunter man die Situation versteht, wenn das Boot durch Strömung, Wellen und Wind gefährlich auf das Land gedrückt wird. Es besteht dadurch die Gefahr auf Grund zu sitzen. 11.3. V E R HA LT EN B EI S E E NOT Unter einer Seenotlage versteht man, wenn sich Schiff oder Besatzung in drohender und akuter Gefahr befinden, die nicht mehr aus eigener Kraft abgewendet werden kann. Um andere auf die Seenotlage aufmerksam zu machen, können Seenotsignalmittel eingesetzt werden. Die Farbe „rot“ signalisiert anderen die Notsituation. Seenotsignalmittel dürfen jedoch nur dann eingesetzt werden, wenn sich ein Schiff oder eine Besatzung in einer wirklich akuten Seenotlage befindet. Die Seenotsignalmittel Signalpistolen und Raketen unterliegen einer Beschränkung beim Erwerb. <?page no="113"?> 11.3. Verhalten bei Seenot 113 Wenn eine Person über Bord gegangen ist, muss diese auf dem nächsten Weg und unmittelbar geborgen werden. Die Vorgehensweise und Kommandosprache bei dem dann einzuleitenden „Mann über Bord-Manöver“ beziehungsweise „Mensch über Bord-Manöver“ ist wie folgt:  Ruf „Mann über Bord“ bzw. „Mensch über Bord“  Rettungsmittel zuwerfen  Person beobachten  Person durch Ausführen des Rettungsmanövers wieder aufnehmen Vorsorglich sollten Sie unbedingt, wenn Sie sich als Schiffsführer längere Zeit an einem fremden Ort aufhalten werden und möglicherweise vermisst werden könnten, Ihre Angehörigen, den Hafenmeister oder gegebenenfalls die Polizei verständigen, um nicht eine unbegründete Suche nach Vermissten auszulösen. Nachdem Sie das Kapitel 11 „Sturmwarndienst und Seenotrettung“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: In welcher Zeit wird der Sturmwarndienst durchgeführt? Sturmwarndienst ganzjährig. Wie erfolgt die Warnung vor aufkommenden Stürmen? Durch Sturmwarnleuchten an markanten Uferstellen. Welche Farbe haben die Sturmwarnleuchten? Orangefarbene Blinklichter. Welche Bedeutung hat das Aufblinken von orangefarbenen Blinklichtern mit 40 Blitzen pro Minute? Starkwindwarnung. Wie wird am Bodensee die Starkwindwarnung und die Sturmwarnung signalisiert? Starkwindwarnung = 40 Blitze pro Minute; Sturmwarnung = 90 Blitze pro Minute. Wie hat sich ein Schiffsführer bei Sturmwarnung zu verhalten? Schiff sturmfest machen, Rettungsmittel anlegen, notfalls Hafen aufsuchen. <?page no="114"?> 114 KAPITEL 11: STURMWARNDIENST UND SEENOTRETTUNG Wo verläuft die Trennlinie zwischen den Warngebieten West und Mitte? Meersburg - Konstanz. Wo verläuft die Trennlinie zwischen den Warngebieten Mitte und Ost? Langenargen - Arbon. Nennen Sie die Anzahl der Blitze pro Minute bei einer Starkwindwarnung! 40 Blitze. Nennen Sie die Anzahl der Blitze pro Minute bei einer Sturmwarnung! 90 Blitze. Welche Windgeschwindigkeiten haben Sie bei der Auslösung der Starkwindwarnung (40 Blitze/ Minute) zu erwarten? 25 bis 33 Knoten, entsprechend 6 Beaufort und mehr. Welche Windgeschwindigkeiten haben Sie bei der Auslösung der Sturmwarnung (90 Blitze/ Minute) zu erwarten? 34 Knoten und mehr, entsprechend mehr als 8 Beaufort. Wo verlaufen die Trennlinien zwischen den Warngebieten? Linien Konstanz - Meersburg und Arbon - Langenargen. Sie beobachten eine heranziehende Gewitterfront, können jedoch keine Warnung durch Sturmwarnleuchten ausmachen. Wie verhalten Sie sich? Ich mache mein Schiff sturmfest, ziehe Rettungsmittel an und laufe ggf. den nächsten Hafen an. Worauf weist die Starkwindwarnung hin und was haben Sie als Schiffsführer zu beachten? Orientierung über das wahrscheinliche Aufkommen eines Starkwindes, Wetterentwicklung beobachten. Was verstehen Sie unter einer Seenotlage? Schiff und Besatzung befinden sich in drohender oder akuter Gefahr, die nicht selber abgewendet werden kann. <?page no="115"?> 115 Wann dürfen Sie ein Seenotsignalmittel einsetzen? Wenn sich Schiff und Besatzung in einer Seenotlage befinden. Welche Seenotsignalmittel unterliegen einer Beschränkung beim Erwerb? Signalpistolen, Raketen. Was sollen Sie als Schiffsführer unternehmen, wenn Sie durch schlechtes Wetter oder andere Umstände längere Zeit an einem fremden Ort aufgehalten und möglicherweise vermisst werden können? Angehörige, Hafenmeister oder Polizei verständigen. Was tun Sie, wenn ein Mitglied Ihrer Crew über Bord geht? Ruf „Mensch über Bord“, Rettungsmittel zuwerfen und versuchen, Person an Bord zu nehmen. Welche Maßnahmen treffen Sie bei Sturmgefahr auf Ihrem Segelboot? Rettungswesten anlegen und Boot sturmklar machen. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="116"?> KA PIT E L 12: MOTO RBO OT AUF BAU UND B E DI E NUNG Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Bootstypen sowie wichtige Hinweise zum Verhalten und zum Bedienen von Motorbooten. 12.1. AUF BAU MOTO R B OOT Die folgende Grafik veranschaulicht schematisch den Aufbau eines Motorboots: Abb. 34: Aufbau Motorboot [1] Steuerstand [2] Steuerrad [3] Schaltbox [4] Motor [5] Schiffsschraube [6] Flagge [7] Motorraum mit Bilge [8] Bug [9] Heck [10] Steuerbord (Beleuchtung grün) [11] Backbord (Beleuchtung rot) <?page no="117"?> 12.2. Bauarten 117 12.2. BAUART E N Bei Motorbooten lassen sich grundsätzlich zwei verschiedene Konstruktionstypen unterscheiden: Zum einen das durch das Wasser „schiebende“ Verdrängerboot (auch „Verdränger“ genannt), zum anderen das „über das Wasser gleitende“ Gleitboot (auch „Gleiter“ genannt). V E R D RÄNGE R B OOT Das Fahrverhalten eines Verdrängerbootes ist dadurch gekennzeichnet, dass es sich durch das Wasser „schiebt“ und so das Wasser „verdrängt“. Der Vorteil des Verdrängers ist, dass er seine Höchstgeschwindigkeit mit einer vergleichsweise geringen Motorleistung erreicht und somit sparsam im Verbrauch ist. Die Höchstgeschwindigkeit ist jedoch bauartbedingt auf die Rumpfgeschwindigkeit begrenzt und im Verhältnis zu Gleitbooten langsam. Ein Verdrängerboot erkennen Sie an folgendem Aufbau:  langer und schmaler Bootskörper  runde Bodenform  rundes Heck  großer Tiefgang Abb. 35: Verdrängerboot G L E I TB OOT Das Fahrverhalten eines „Gleiters“ kennzeichnet sich dadurch, dass er bei schneller Fahrt nahezu übers Wasser gleitet. Der Rumpf hebt sich aus dem Wasser empor. So kann der Gleiter ein Mehrfaches seiner Rumpfgeschwindigkeit erreichen und ist deutlich schneller als ein Verdränger. Dazu ist eine starke Motorleistung erforderlich und der Kraftstoffverbrauch entsprechend hoch. Bei langsamer Fahrt, wenn sich der Rumpf noch nicht aus dem Wasser hebt, bewegt sich der Gleiter gleich wie ein Verdränger „verdrängend“ und erzeugt Wellen. <?page no="118"?> 118 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 36: Gleitboot Ein Gleitboot erkennen Sie an folgendem Aufbau:  breiter Bootskörper  flache oder V-förmige Bodenform  eckiges Heck  geringer Tiefgang B OOT SMOTO R E N Beim Aufbau von Motorbooten kann grundsätzlich zwischen Motorbooten mit Außenbordmotor und Innenbordmotor unterschieden werden.  Außenbordmotor: außen am Boot angebauter Motor  Innenbordmotor: fest innerhalb des Bootsrumpfes eingebauter Motor: Abb. 37: Motorenarten Außenbordmotor Innenbordmotor <?page no="119"?> 12.2. Bauarten 119 Boote werden sowohl mit Elektromotoren, Benzinmotoren als auch mit Dieselmotoren ausgestattet. Bei den Kraftstoffbehältern ist darauf zu achten, dass diese aus geeignetem Werkstoff gefertigt, sicher an Bord befestigt sind und nicht gleichzeitig als Außenbordwand fungieren. Bei Verbrennungsmotoren für Antrieb und Steuerung müssen regelmäßig alle abgasrelevanten Bauteile gewartet und kontrolliert werden. Bei der am Bodensee im Dreijahresrhythmus vorgeschriebenen Nachuntersuchung darf diese Wartung nicht länger als 6 Monate zurückliegen und muss durch ein Wartungsprotokoll nachgewiesen werden. Moderne Motoren sind aus Gründen der Sicherheit mit einem so genannten „Quickstopp“ ausgestattet. Wird der „Quickstopp“ abzogen, führt dies zu einer sofortigen Unterbrechung von Zündkontakt und Kraftstoffzufuhr. Der Motor geht dann sofort aus. Diese Sicherheitsmaßnahme soll insbesondere auch das unkontrollierte Weiterfahren der Maschine bei Überbordgehen des Fahrzeugführers verhindern. Abb. 38: Quickstopp Obwohl sich der Trend des Elektromotors immer mehr auch in der Schifffahrt durchsetzt, sind die meisten Bootsmotoren heutzutage noch Benzinbeziehungsweise Dieselmotoren. Um einen hohen Schadstoffausstoß zu vermeiden, sollte ein verringerter Luftanteil beim Luft-Kraftstoff-Gemisch verhindert werden. Ein erhöhter Ölanteil beim Mischungsverhältnis bei Zweitaktmotoren sollte ebenso vermieden werden. AUF BAU UND E L EME NT E E IN ES AUß E NB O RDMOTO RS Hier sehen Sie den Aufbau eines typischen Außenbordmotors. Kleinere Außenbordmotoren haben den Tank oft integriert und einen offenen Kühlkreislauf, der rein mittels durchströmenden Seewassers gekühlt wird. Vor dem Starten ist in jedem Fall die Tankbelüftungsschraube zu öffnen, da andernfalls im Tank ein Vakuum entsteht und der Motor dann ausgeht. <?page no="120"?> 120 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 39: Elemente eines Außenbordmotors Außenbordmotoren erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Sie sind meist preisgünstiger als fest installierte Motoren und leicht zu demontieren beziehungsweise zu transportieren. Bei einem Außenbordmotor wird die Ruderwirkung ohne Ruderanlage erzielt. Diese erfolgt durch die Richtung des Schraubenstroms des Propellers. Wenn ein Außenbordmotor mit gefülltem Tank während der Fahrt stehen bleibt, dann ist die wahrscheinlichste Ursache, dass die Belüftungsschraube verschlossen oder die Kraftstoffleitung verstopft ist. Bevor der Außenbordmotor am Ende einer Fahrt hochgekippt und abgenommen wird, sollte aus Gründen des Gewässerschutzes der Vergaser leergefahren werden, damit kein Kraftstoff austreten kann. AUF BAU UND E L EME NT E E IN ES INNE NB O RDMOTO RS Der Innenbordmotor ist meist ein stärkerer Motor mit Benzin- oder Dieselantrieb, der fest im Schiffskörper installiert ist. Der Antrieb erfolgt ebenso über eine oder mehrere Schrauben, die meist über eine starre Welle mit dem Motor verbunden sind. <?page no="121"?> 12.2. Bauarten 121 Abb. 40: Elemente eines Innenbordmotors F E H L E RB E HE B UNG MA S C HIN E NANL AG E Während der Fahrt sollte die Maschinenanlage überwacht werden. Hierbei müssen insbesondere Motortemperatur, Öldruck und Ladekontrolle beobachtet werden. Im Folgenden lernen Sie einige einfache Fehlerquellen der Maschinenanlage kennen: Abb. 41: Fehler Maschinenanlage <?page no="122"?> 122 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG 12.3. ANT R IE B D URC H D I E S C HI F FS S C H RAUB E S C HI F FS S C HR AUB E Motorboote werden durch die Drehbewegung einer Schiffsschraube angetrieben. Die Schiffsschraube ist in der Regel im hinteren Bereich des Schiffes am Heck installiert. Dabei ist bei Innenbordmotoren der Propeller entweder direkt über eine starre Welle, oder über eine mechanische Übersetzung wie beim Z-Antrieb verbunden. Die Drehkreise sind bei Schiffen mit starren Wellen verschieden groß, da die Kräfte des „Radeffekts“ die Drehrichtung der Schiffsschraube zur einen Seite unterstützen und zur anderen Seite entgegenwirken. Der „Radeffekt“ wird in der Literatur auch „Schraubeneffekt“ genannt. Es gibt sowohl Antriebe mit „linksdrehender Schraube“ als auch mit „rechtsdrehender Schraube“. Dabei lassen sich folgende Drehrichtungen der Schiffsschraube unterscheiden:  linksdrehende Schiffsschraube (bei Vorausfahrt dreht die Schraube nach links, also gegen den Uhrzeigersinn)  rechtsdrehende Schiffsschraube (bei Vorausfahrt dreht die Schraube nach rechts, also im Uhrzeigersinn) Abb. 42: Linksdrehende Schiffsschraube links <?page no="123"?> 12.3. Antrieb durch die Schiffsschraube 123 Abb. 43: Rechtsdrehende Schiffsschraube R AD E F F E K T Die meisten Motorboote werden mit einer rechtsdrehenden Schiffsschraube angetrieben. Bei Rückwärtsfahrt kehrt sich die Drehrichtung um. Hier dreht sie dann nach links. Die Schiffsschraube liefert aber nicht nur den gewünschten Vortrieb, sie versetzt das Heck des Bootes dabei auch leicht in seine Drehrichtung. Abb. 44: Wirkung des Radeffekts So wird das Heck eines mit einer rechtsdrehenden Schiffsschraube angetriebenen Bootes bei der Vorwärtsfahrt leicht nach rechts (steuerbord) versetzt, gerade so, als ob ein Rad auf dem Grund mitläuft. Der Bug des Bootes bewegt sich dagegen leicht in die entgegengesetzte Richtung, hier also nach links (backbord). Dieser physikalische Effekt wird als „Radeffekt“ bezeichnet. rechts Rechtsdrehende Schif fsschraube Rückwärtsfahrt Vorwärtsfahrt Rechtsdrehende Schiffsschraube <?page no="124"?> 124 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Bei der Rückwärtsfahrt kehrt sich dieser Effekt dann um. Bei der rechtsdrehenden Schiffsschraube würde sich diese dann nach links drehen und das Heck nach links (backbord) versetzen. Der Bug würde sich demnach leicht nach rechts (steuerbord) bewegen. Genau entgegengesetzt ist das durch den „Radeffekt“ verursachte Verhalten eines mit einer „linksdrehenden Schiffsschraube“ angetriebenen Bootes. Abb. 45: Doppelte Schiffsschraube Größere Boote werden oft mit zwei Schrauben ausgestattet, wobei dann die Drehrichtung der Schrauben unterschiedlich ist und sich der Radeffekt durch die entgegengesetzten Drehrichtungen wieder aufhebt. AN- UND AB L EG E N UNT E R B E RÜC KS I C HT I GUNG D E S R AD E F F E KT S Es ist wichtig, die Drehrichtung der Schiffsschraube zu kennen, da man den auftretenden Radeffekt zum An- und Ablegen, aber auch zum Manövrieren in engen Hafengassen nutzen kann. Der Radeffekt unterstützt den Drehkreis des Bootes in die eine Richtung, wirkt umgekehrt aber auch entgegen. Die ideale Anlegeseite bei einem Boot mit rechtsdrehendem Propeller ist in der Regel die Backbordseite, bei einem linksdrehenden Propeller die Steuerbordseite. Bei starkem Wind sollte, wenn möglich, nur gegen den Wind angelegt werden. Würden Sie mit dem Wind anlegen, bestünde die Gefahr, unkontrolliert auf den Steg gedrückt zu werden. <?page no="125"?> 12.4 Bedienung 125 12.4 B ED I ENUNG S TART E N D E S MOTORS Der sichere und umsichtige Umgang mit dem Motorboot ist sehr wichtig. Die Schiffsschraube kann wie ein Fleischwolf wirken. Bereits beim Starten des Motors besteht die erste Gefahrenquelle. So ist vor dem Starten der Maschine stets zu überprüfen, ob die Getriebestellung auf „neutral“ steht, da das Boot sich sonst beim Start unkontrolliert bewegen und ruckartig anfahren könnte. Dies ist insbesondere wichtig bei Booten, die keine Schutzeinrichtung haben, die das Starten mit eingelegtem Gang verhindert. Abb. 46: Gefahr Schiffsschraube Bei einem Innenbordmotor sind vor dem Starten stets der Motorenraum und die Bilge zu lüften. Es kann sich hier eine erhöhte Gaskonzentration bilden, die dann bei nicht erfolgter Lüftung durch den Start- und Zündvorgang zur Explosion führen kann. Hierfür sind viele Motorboote mit einem sog. „Blower“ ausgestattet, welcher die Lüftung durch elektrische Ventilatoren übernimmt. TANK E N UND K R AF T STO F F Um möglichst wenig Kraftstoff zu verbrauchen, ist es wichtig, den Motor regelmäßig zu warten, richtig einzustellen und mit dem richtigen Mischungsverhältnis zu fahren. Um Brandgefahren vorzubeugen, ist es beim Tanken von Kraftstoff zwingend erforderlich, Feuer, offenes Licht und Rauchen zu unterlassen. Der Motor ist während des Tankvorgangs abzustellen. <?page no="126"?> 126 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Aus Gründen der Sicherheit und des Gewässerschutzes müssen Kraftstoffbehälter folgende Anforderungen erfüllen. Sie müssen:  aus geeignetem Werkstoff gefertigt sein,  sicher an Bord befestigt sein und  die Schiffsaußenhaut darf keine Wand des Kraftstoffbehälters sein. Darüber hinaus ist das Betanken eines eingebauten Tanks nur mit einem selbstschließenden oder manuell regelbaren System zulässig, welches ein Überlaufen oder Verschütten des Treibstoffes verhindert. ME N S C H ÜB E R B O R D Geht ein Mitglied der Schiffsmannschaft über Bord, ist sofort ein Rettungsmanöver zur Wiederaufnahme der Person an Bord einzuleiten. Hierzu sind schematisch folgende Schritte notwendig:  Motor sofort auskuppeln  Ruder unverzüglich auf die Seite des Überbordgegangenen legen  Ruf „Mann über Bord“ bzw. „Mensch über Bord“  Ruf „Rettungsmittel ausbringen“  Ruf „Rettungsmittel zuwerfen“  Ruf „Person beobachten“  Anschließend kontrolliertes Rettungsmanöver fahren  Den Überbordgegangenen gegen Wind und Strom anfahren  Vor Aufnahme des Überbordgegangenen unbedingt auskuppeln Mehr zum Manöver erfahren Sie im Kapitel „Praxis Motorboot Manöver“. Nachdem Sie das Kapitel 12 „Motorboot Aufbau und Bedienung“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Ist für das Manövrieren unter Motor die Kenntnis über die Drehrichtung des Propellers (Schiffsschraube) wichtig? Ja, um den Radeffekt beim An- und Ablegen ausnutzen zu können. Sind die Drehkreise bei Schiffen mit starrer Antriebswelle verschieden groß? <?page no="127"?> 127 Ja, weil der Radeffekt des Propellers eine Drehrichtung unterstützt und der anderen entgegenwirkt. Bei einem Schiff mit rechtsdrehendem Propeller (Schiffsschraube) legen Sie den Rückwärtsgang ein; nach welcher Seite dreht das Heck? Nach Backbord. Bei einem Schiff mit linksdrehendem Propeller (Schiffsschraube) nehmen Sie Fahrt achteraus auf; nach welcher Seite wird das Schiff abdrehen? Nach Steuerbord. Warum ist beim Starten einer Maschine die Getriebestellung stets auf „neutral“ zu stellen? Damit das Fahrzeug nicht unkontrolliert und ruckartig anfährt. Ihr Boot hat eine Motorenanlage mit linksdrehender Schraube (Propeller); welches ist die günstigste Anlegeseite? Die Steuerbordseite. Es ertönt der Ruf „Mensch über Bord“; was tun Sie als Rudergänger auf einem Motorboot? Auskuppeln, Ruder auf die Seite legen, an der die Person über Bord gegangen ist. Wie sollten Sie Ihr Boot unter Motor zum Stehen bringen, um bei Starkwind eine Person an Bord zu nehmen? Gegen den Wind / die Strömung anfahren, auskuppeln, Person aufnehmen. Wie legen Sie unter Motor bei starkem Wind an? Wenn möglich gegen den Wind. Welches ist der wesentliche Unterschied zwischen einem Gleitboot und einem Verdrängerboot? Gleitboot gleitet leicht und schnell über das Wasser. Wie verhalten sich Gleitboote bei geringer Fahrstufe? Sie werden zum Verdränger und erzeugen starkes Gewell. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="128"?> 128 KAPITEL 12: MOTORBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Welche Anforderungen gelten bei der Nachuntersuchung von Booten mit Verbrennungsmotoren? Ein gültiges Wartungsprotokoll muss vorgelegt werden. Wie können Sie dazu beitragen, möglichst wenig Kraftstoff zu verbrauchen? Motoren richtig einstellen lassen. Welche Sicherheitsmaßnahmen sind beim Tanken von Benzin unbedingt erforderlich? Feuer, offenes Licht und Rauchen verboten, Motor abstellen. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="129"?> KA PIT E L 13: MOTO RBO OT AU SWE I C H- UND FAHR R EG E LN Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Ausweich- und Fahrregeln beim Motorbootfahren. 13.1. GE S C HWIND I G K EI T E N Auf dem Bodensee sind grundsätzlich folgende Höchstgeschwindigkeiten einzuhalten, wenn diese nicht durch entsprechende (Schifffahrts-)Zeichen anderweitig geregelt sind:  Allgemeine Höchstgeschwindigkeit: 40 km/ h  Innerhalb der „Uferzone“ beziehungsweise „300-Meter-Zone“: 10 km/ h  Beim Anlegen und Ablegen beziehungsweise im Hafen: 10 km/ h beziehungsweise eventuell durch entsprechende Beschilderung im Hafen angegebene geringere Geschwindigkeit  Auf den Rheinstrecken „Seerhein“ und „Alter Rhein“: 10 km/ h  Auf der „Hochrheinstrecke“ bei Bergfahrt maximal 10 km/ h, bei Talfahrt maximal 20 km/ h (die „Hochrheinstrecke“ wird im Rahmen der Prüfung der Kategorien Bodenseeschifferpatent A (Motorboot) und D (Segelboot) nicht geprüft). 13.2. A B S TÄND E Es gebieten die Vorsicht und gutes seemännisches Verhalten, dass von anderen Verkehrsteilnehmern und Schutzgebieten ausreichend Abstand gehalten wird. Die folgende Übersicht veranschaulicht Ihnen, welche Mindestabstände Sie gegenüber anderen Fahrzeugen, Schutzgebieten und Anlagen nach der Bodensee- Schifffahrts-Ordnung einhalten müssen: <?page no="130"?> 130 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Fahrzeug / Anlagen / Pflanzen Darstellung Abstand Vorrangschiffe 50 Meter Schleppverbände 50 Meter Berufsfischer beim Fang 50 Meter grundsätzlich, zusätzlich achterlicher Abstand (= Heck des Fahrzeugs) von mindestens 200 Metern, da Schleppangel möglich Wasserskifahren 50 Meter Mindestabstand von schleppendem Fahrzeug und Wasserskifahrer zu anderem Fahrzeug Tauchstellen 50 Meter Ufer beziehungsweise vorgelagerter Schilfgürtel - 300 Meter (außer zum An- und Ablegen: so genannte „300-Meter-Zone“) Bestände von Wasserpflanzen (Schilf, Binsen) - 25 Meter Tab. 18: Abstände 13.3. AU SWE I C H R EG E LN Im Folgenden lernen Sie die Ausweichregeln von Motorbooten gegenüber anderen Fahrzeugen kennen. <?page no="131"?> 13.3. Ausweichregeln 131 MOTO R B OOT E VO R HA F E N E IN FAHRT E N Grundsätzlich haben aus einem Hafen ausfahrende Fahrzeuge gegenüber einfahrenden Fahrzeugen Vorrang. Abb. 47: Vorfahrt Hafeneinfahrt Das Fahrzeug, welches in den Hafen einlaufen möchte, ist wartepflichtig. MOTO R B OOT E UNT E R E INAND E R AUF K R E UZ E ND E N KURS EN Begegnen sich Motorboote auf „kreuzenden Kursen“ gilt grundsätzlich: Steuerbord vor Backbord beziehungsweise wie beim Autofahren „rechts vor links“. Abb. 48: Motorboot und Motorboot Hier hat also das schwarze Boot (kommt von rechts oder steuerbord) das Wegerecht und das weiße Boot muss ausweichen oder warten. Hafeneinfahrt <?page no="132"?> 132 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN MOTO R B OOT E UNT E R E INAND E R AUF E NTG EG ENG E S E TZ T EN KURS E N Begegnen sich Motorboote auf „entgegengesetzten Kursen“ gilt grundsätzlich: Jedes Fahrzeug weicht nach Steuerbord (rechts) aus, damit die Fahrzeuge Backbord an Backbord aneinander vorbeifahren können. Abb. 49: Motorboot und Motorboot In Ausnahmefällen ist das Ausweichen nach Backbord (und damit Begegnen Steuerbord an Steuerbord) möglich, wenn dies gefahrlos möglich ist. Dann ist rechtzeitig das Schallzeichen „2 kurze Töne“ zu geben. MOTO R B OOT E UND E INS AT Z FAH R Z E UG E Einsatzfahrzeuge sind Fahrzeuge der Polizei, der Feuerwehr oder der Ölwehr. Motorboote müssen Einsatzfahrzeugen im Einsatz ausweichen. Einsatzfahrzeuge im Einsatz sind am „Blaulicht“ (blaues Blinklicht) zu erkennen. Abb. 50: Motorboot und Einsatzfahrzeug <?page no="133"?> 13.3. Ausweichregeln 133 MOTO R B OOT E UND VOR R ANG S C HIF F E Motorboote müssen Vorrangfahrzeugen grundsätzlich ausweichen. Vorrangfahrzeuge sind am grünen Ball zu erkennen (nachts am grünen Licht). Abb. 51: Motorboot und Vorrangschiff MOTO R B OOT E UND S EG E L B OOT E / S EG E L S UR F B R E T T E R / S TAND UP PADD L E BOA R D S Motorboote müssen Segelfahrzeugen, Segelsurfbrettern und Stand Up Paddle Boards (SUP) grundsätzlich ausweichen. Eine Ausnahme stellen lediglich Vorrangfahrzeuge unter Motor dar. Abb. 52: Motorboot und Segelboot MOTO R B OOT E UND B E R UFS -/ S P ORT F I S C H E R Motorboote müssen Berufsfischern beim Fang ausweichen. Berufsfischer beim Fang sind am weißen Ball erkennbar. <?page no="134"?> 134 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Abb. 53: Motorboot und Berufsfischer Boote von Sportfischern sind beim Fang im Gegensatz zu Booten von Berufsfischern keine Vorrangfahrzeuge. Beim Begegnen gelten die gleichen Fahrregeln als wenn sich zwei Motorboote begegnen bzw. kreuzen. Sportfischer mit einer Schleppangel sind an einer weißen Flagge erkennbar. Die Regel, dass Motorboote Segelfahrzeugen grundsätzlich ausweichen müssen, gilt auch bei Sportfischern. Im Gegensatz dazu haben Berufsfischer beim Fang gegenüber Segelfahrzeugen das Wegerecht. MOTO R B OOT E UND V E RGNÜGUNG S FAH R Z E UGE Motorboote müssen Vergnügungsfahrzeugen (z.B. Ruderboot und Stand Up Paddle Board) ausweichen. Abb. 54: Motorboot und Ruderboot MOTO R B OOT E UND S C H L E P PV E R BÄND E Motorboote müssen Schleppverbänden ausweichen. Ein Schleppverband besteht, wenn mindestens ein Boot abgeschleppt wird. <?page no="135"?> 13.4. Überholen 135 Abb. 55: Motorboot und Schleppverband 13.4. ÜB E RHO L E N Grundsätzlich ist das Überholen im Rahmen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit möglich. Das Überholmanöver ist aber nur dann gestattet, wenn es ohne Gefährdung oder Behinderung anderer Fahrzeuge durchgeführt werden kann und es die Fahr- und Sichtverhältnisse zulassen. Abb. 56: Überholmanöver Grundsätzlich können andere Fahrzeuge an beiden Seiten überholt werden (Backbord oder Steuerbord). Folgende Regeln gelten für das überholende Fahrzeug beziehungsweise das überholte Fahrzeug: <?page no="136"?> 136 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN überholendes Fahrzeug überholtes Fahrzeug Das überholende Fahrzeug muss dem Überholten ausweichen und ausreichend Abstand halten. Das überholte Fahrzeug muss seinen Kurs beibehalten und das Überholen, soweit möglich, erleichtern. Tab. 19: Regeln beim Überholen Beim Überholen eines Schleppverbandes ist besondere Vorsicht geboten. Es muss unbedingt ausreichend Sicherheitsabstand gehalten werden. Sog und Wellenschlag sind zu vermeiden. Nachdem Sie das Kapitel 13 „Motorboot Ausweich- und Fahrregeln“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Wer darf zuerst in den Hafen einfahren (weiß oder schwarz)? Weiß, weil von Steuerbord kommend. Wer muss ausweichen (weiß oder schwarz)? Weiß. Hafeneinfahrt Hafeneinfahrt <?page no="137"?> 137 Wie wird nach der Regel ausgewichen? Nach Steuerbord Was ist zu beachten, wenn entgegen der Regel ausgewichen werden soll? Rechtzeitig 2 kurze Töne geben. Wer muss ausweichen? Weißes Motorboot. Welches Fahrzeug hat Wegerecht? Das Ausfahrende. Welches Fahrzeug hat Wegerecht? Vorrangfahrzeug. Wer hat Wegerecht? Der Berufsfischer. Wer muss ausweichen? Motorboot. Hafeneinfahrt Hafeneinfahrt Prüfungsfragen und Antworten <?page no="138"?> 138 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Wer muss ausweichen? Motorboot. Wie wird überholt und was muss der Überholte beachten? An beiden Seiten mit Abstand möglich, der zu Überholende muss Kurs und Geschwindigkeit beibehalten. Wie hat sich das Motorboot gegenüber dem Boot, das das blaue Blinklicht zeigt, zu verhalten? Vorfahrt gewähren, notfalls anhalten. Wie hat sich ein Motorboot gegenüber dem Fischerboot, das einen weißen Ball gesetzt hat, zu verhalten? Ausweichen, achtern Mindestabstand 200 m. Welchen Sicherheitsabstand haben Sportfahrzeuge (Vergnügungsfahrzeuge) gegenüber Fahrzeugen, die einen weißen Ball führen, einzuhalten? Grundsätzlich 50 m, achtern 200 m Mindestabstand. <?page no="139"?> 139 Wie hat sich ein Motorboot gegenüber einem Fischerboot zu verhalten, das eine weiße Flagge gesetzt hat? Nach den allgemeinen Fahrregeln, Abstand halten, da achtern Schleppangeln. Wie hat sich ein Motorboot gegenüber einem Ruderboot zu verhalten? Dem Ruderboot ausweichen. Wie hat sich ein Motorboot gegenüber einem Schleppverband zu verhalten? Ausweichen, Vorfahrt gewähren. Welche Regeln sind beim Ein- und Ausfahren in und aus Häfen zu beachten? Ausfahrt vor Einfahrt bei gleichrangigen Fahrzeugen. Welches Boot hat Wegerecht? Keines, beide weichen nach Steuerbord aus. Welches Boot hat Wegerecht? Schwarz, da Steuerbord vor Backbord. Wann darf überholt werden? Wenn ohne Gefahr möglich und die Fahrwasserverhältnisse dies zulassen. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="140"?> 140 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Wer hat Wegerecht? Segelboot. Wer hat Wegerecht? Schleppverband. Was ist beim Überholen eines Schleppverbandes zu beachten? Ausreichenden Sicherheitsabstand, ohne Sog und Wellenschlag. Wer hat Wegerecht? Ruderboot. Welches Fahrzeug hat Wegerecht? Berufsfischer. Schleppverband Schleppverband Schleppverband Schleppverband <?page no="141"?> 141 Welches Boot hat Wegerecht? Sportfischerboot, da von Steuerbord kommend. Wer ist gegenüber Ruderbooten ausweichpflichtig? Vergnügungsfahrzeuge mit Maschinenantrieb. Welche Bedeutung hat dieses Licht? Einsatzfahrzeug mit hoheitlichen Aufgaben, ausweichen, notfalls anhalten. Welches Fahrzeug hat Wegerecht? Vorrangfahrzeug. Wer hat Wegerecht? Segelboot. Wer hat Wegerecht? Berufsfischer. Wer hat Wegerecht? Segelboot. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="142"?> 142 KAPITEL 13: MOTORBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Wie haben sich Vergnügungsfahrzeuge gegenüber Fahrgastschiffen mit grünem Ball auf den Rheinstrecken zu verhalten? Das Vergnügungsfahrzeug muss ausweichen. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="143"?> KA PIT E L 14: S EG E LBO OT AUF BAU UND B E DI ENUNG Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die am Bodensee meist verbreiteten Segelbootstypen, ihres Aufbaus und ihrer Bedienung. Wichtig: Dieses Kapitel ist nur für Patentbewerber der Kategorie D „Segeln“ relevant. Es gibt verschiedene Bauarten mit unterschiedlichsten Rumpf-, Takelungs- und Besegelungsausführungen. In diesem Kapitel werden Ihnen die gängigsten Formen vorgestellt und die entsprechenden Fachbegriffe erklärt. 14.1. EIN FÜH R UNG UND G R UNDB EG R I F F E Abb. 57: Übersicht Segelboot Dieses Kapitel ist so strukturiert, dass Ihnen zunächst die Bootstypen als solche und dann die unterschiedlichen Teilelemente des Segelbootes erklärt werden. Zum Schluss des Kapitels werden Ihnen Begriffe aus der Segeltechnik und Bedienung erklärt. Ru m pf 3 Takelag e 4 2 Bauart en Segel 5 6 Bedien ung und Segelt echnik <?page no="144"?> 144 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Hieraus ergibt sich die folgende Kapitelstruktur:  Einführung und Grundbegriffe (14.1)  Bauarten (14.2)  Rumpf und Rumpfformen (14.3)  Takelage (14.4)  Segel (14.5)  Bedienung und Segeltechnik (14.6) 14.2. BAUART E N Segelboote lassen sich zunächst grundsätzlich nach ihren verschiedenen Bauarten unterscheiden. Die Bauart beschreibt das Boot als Einheit aller Elemente aus Rumpf, Takelage und der Segel. Abb. 58: Bauarten Segelboote sind in ihrer Bauart entweder „gewichtsstabil“ oder „formstabil“ konstruiert. FN 56832 Bauarten <?page no="145"?> 14.2. Bauarten 145 G EWI C H T S STAB I L E S EGE L B OOT E Unter Gewichtsstabilität wird die Eigenschaft verstanden, dass durch das Gewicht eines festen (Ballast-)Kiels das Kentern des Bootes verhindert wird. Dem durch den Wind auf die Segelflächen aufgebauten Druck wirkt ein schwerer Kiel entgegen und hindert das Boot am Kentern. Abb. 59: Gewichtsstabile Segelboote Kielboote gelten als kentersicher, da sie sich wie ein „Stehaufmännchen“ durch das Gewicht des schweren Ballastkiels wieder aufrichten. Kielboote können jedoch bei extremer Schräglage (Krängung) mit Wasser volllaufen und sinken. Die meisten modernen Segelyachten sind Kielboote. Kielboote haben einen festen Ballastkiel. Aufgrund ihres Aufbaus und des festen Ballastkiels haben sie einen hohen Tiefgang und ein höheres Gewicht als beispielsweise Jollen. FO RMS TAB IL E S EG E L B OOT E Unter Formstabilität wird die Eigenschaft verstanden, dass ein Boot nur aufgrund seiner breiten Form und dem Gewicht der Mannschaft am Kentern gehindert wird. Ein Beispiel für diese Bauart ist die Jolle. Jollen haben einen geringen Tiefgang (da sie keinen festen Kiel haben) und sind in der Regel leicht gebaut. Jollen können zwar kentern, sind aber in der Regel auch leicht wieder aufzurichten. Die Stabilität kann durch Ausreiten oder der Benutzung einer Trapezeinrichtung erhöht werden. So wird durch die Gewichtsverlagerung nach außen dem Segeldruck entgegengewirkt. Um die seitliche Abdrift zu verhindern, haben formstabile Boote wie die Jolle ein fahrbares Schwert.  Ausreiten: Verbesserung der Trimmung des Segelbootes durch Einsatz des Körpergewichts der Mannschaft <?page no="146"?> 146 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG  Trapezeinrichtung: Durch einen oben am Mast befestigen Draht, der dann an einer Öse der so genannten Trapezhose des Seglers befestigt wird, besteht die Möglichkeit, dass der Segler sein Gewicht über den Rand des Bootes hinaus verlagert. Abb. 60: Formstabile Segelboote 14.3. D E R RUMP F UND D I E R UMP F FO RME N D I E E L EMENT E D E S R UMP FS Der Rumpf ist sozusagen der Körper eines Bootes und wird daher auch „Bootskörper“ genannt. Die wesentlichen Elemente des Rumpfes sind:  Bug (vorderer Teil des Rumpfs)  Heck (hinterer Teil des Rumpfs)  Ruderblatt (am unteren Teil des Rumpfs, dient der Steuerung des Bootes)  Pinne (zur Steuerung des Bootes)  Schwert oder Ballastkiel je nach Bootsart (am unteren Teil des Rumpfs zur Stabilisierung) o Schwert: „Schwertboote“, die keinen festen Ballastkiel haben. Sie haben ein aufholbares „Schwert“. Dies ist eine Platte, die beim Segeln abgesenkt wird, um die seitliche Abdrift zu verhindern. o Ballastkiel: „Kielboote“ haben einen festen Ballastkiel, welcher das Boot mit seinem Gewicht „aufrecht“ hält und am Kentern hindert. <?page no="147"?> 14.3. Der Rumpf und die Rumpfformen 147 Abb. 61: Elemente des Rumpfs R UMP F FO RME N Es werden grundsätzlich einrumpfige und mehrrumpfige Rumpfformen unterschieden. Die meisten Boote sind einrumpfig, das heißt sie haben nur einen Rumpf. Hier lassen sich die folgenden Rumpfformen unterscheiden:  Rundspant (runder Rumpf)  Knickspant (geknickter Rumpf)  Flachboden (flacher Rumpf) Die nachfolgenden Darstellungen veranschaulichen die unterschiedlichen Rumpfformen bei einrumpfigen Booten: Bug Heck Ballastkiel Ruderblatt Pinne <?page no="148"?> 148 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 62: Rumpfformen Einrumpfige Boote Bei Booten mit mehreren Rümpfen werden folgende unterschieden:  Katamaran (zwei Rümpfe)  Trimaran (drei Rümpfe) Die nachfolgenden Darstellungen veranschaulichen die unterschiedlichen Rumpfformen bei mehrrumpfigen Booten: Abb. 63: Rumpfformen Mehrrumpfige Boote <?page no="149"?> 14.3. Der Rumpf und die Rumpfformen 149 B UG FO RME N Unter dem Bug eines Schiffes wird die Front oder Spitze verstanden. Es gibt verschiedene Formen, die nachfolgend auszugsweise genannt und grafisch dargestellt sind:  Löffelbug  Yachtsteven  Gerader Steven  Klippersteven  Prahmsteven Die nachfolgenden Darstellungen veranschaulichen die verschiedenen Bugformen: Abb. 64: Bugformen Yachtsteven (Weit überhängender Löf felbug) Löf felbug G erader Steven Klippersteven Prahmsteven <?page no="150"?> 150 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG H EC K FO RME N Unter Heck wird der achterliche Teil oder der hintere Teil des Bootes verstanden. Es gibt verschiedene Formen, die nachfolgend auszugsweise genannt sind:  Plattgattheck / Spiegelheck  Yachtheck  Kanuheck  Spitzgattheck Die nachfolgenden Darstellungen veranschaulichen die verschiedenen Heckformen: Abb. 65: Heckformen 14.4. TA K E LAG E Unter Takelage oder auch Rigg wird der gesamte Aufbau eines Segelbootes über dem reinen Bootskörper, jedoch ohne die Segel, verstanden. Zur Takelage zählen:  Mast  feste Spieren  bewegliche Spieren  stehendes Gut  laufendes Gut Plattgattheck/ Spiegelheck Kanuheck Spitzgattheck Yachtheck <?page no="151"?> 14.4. Takelage 151 MA S T Der Mast ist ein sehr wesentliches Element des Segelbootes. An ihm wird das Haupt- oder Großsegel gesetzt. Der Mast ist fest am Bootskörper befestigt und wird zusätzlich über das „stehende Gut“, wie die „Wanten und Stagen“ und die „festen Spieren“ gestützt. An der Spitze des Masts ist meist ein „Verklicker“ angebracht. Er funktioniert wie eine Windfahne und zeigt die Windrichtung an. Abb. 66: Mast F ES T E S P I E R E N Zu den festen Spieren zählen die fest am Mast befestigen Elemente. Dabei sind die obere und die untere Saling (Querstreben am Mast) oder weitere Spreizelemente wie beispielsweise der Klüverbaum, das ist eine über den Bug nach vorn stehende Aufnahme für Vorsegel, zu nennen. Die Saling dient der Versteifung des Mastes durch Abspreizen der Wanten. M ast Verklicker <?page no="152"?> 152 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 67: Feste Spieren BEWEGLICHE SPIEREN Die beweglichen Spieren sind alle fest verbundenen, aber beweglichen Elemente, wie beispielsweise der Großbaum. Der Großbaum hält das Großsegel und dient zur Steuerung des Großsegels. Für die anderen Segel gibt es ähnliche unterstützende Elemente, wie den Fock-, Gaffel- oder Spinnakerbaum. Untere Saling Obere Saling <?page no="153"?> 14.4. Takelage 153 Abb. 68: Bewegliche Spieren STEHENDES GUT Das stehende Gut hält und unterstützt den Mast. Hier handelt es sich um feste Verbindungen, meist aus sehr stabilem Stahldraht zwischen Mast und Bootskörper. Die seitlichen Sicherungen werden als „Wanten“ bezeichnet. Es werden die Oberwant und die Unterwant unterschieden. Die Abstützungen nach vorne und nach hinten werden „Stagen“ genannt, wobei die Abstützung nach vorn als Vorstag, und nach hinten (achtern) als Achterstag bezeichnet wird. Einige Boote haben zusätzlich noch als weitere Mastunterstützung Backstagen oder Preventer. Dies sind zusätzliche lösbare seitliche Abstützungen des Mastes nach achtern, also zwischen Wanten und Achterstag. Preventer oder Backstagen müssen während dem Segeln „gefahren“ werden, um nicht mit dem Großbaum beziehungsweise Großsegel zu kollidieren. Sie werden auf der Luvseite gespannt und auf der Leeseite lose gefahren. Großbaum <?page no="154"?> 154 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 69: Stehendes Gut LAUFENDES GUT Zum laufenden Gut zählt alles Tauwerk, das durch Rollen, Ösen oder Blöcke läuft. Es dient der Bedienung und dem Führen der Segel, des Ruders und des Schwerts. Das laufende Gut wird in Schoten und Fallen unterteilt. Schoten haben ihre Wirkung in der Regel in der Horizontalen. Zu den Schoten zählen beispielsweise die Großschot und die Vorschot. Mit der Großschot wird das Großsegel, mit der Vorschot das Vorsegel während der Fahrt geführt. Fallen verlaufen in der Vertikalen des Schiffs. Fallen werden zum Setzen und Bergen der Segel verwendet. Mit dem Großfall wird das Großsegel gesetzt, also am Mast aufgezogen und dann auch wieder geborgen beziehungsweise abgelassen. Auch für die anderen Segel gibt es entsprechende Fallen wie das Fockfall oder das Spinnakerfall. Unterwant Oberwant Vorstag Achterstag Backstag <?page no="155"?> 14.4. Takelage 155 Abb. 70: Laufendes Gut TA K E LUNG SA RT E N In der Sportschifffahrt lassen sich folgende Takelungsarten unterscheiden:  Cat-Takelung  Sluptakelung CAT-TAKELUNG Unter Cat-Takelung versteht man Segelboote mit nur einem Mast und einem Segel. Abb. 71: Cat-Takelung Großfall Großschot <?page no="156"?> 156 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG SLUPTAKELUNG Unter Sluptakelung versteht man Segelboote mit einem Mast, einem Großsegel und einem Vorsegel. Bei der Sluptakelung wird nach der Segelform unterschieden:  Gaffeltakelung (Großsegel hat Vierecksform und reicht nicht bis zur Mastspitze)  Hochtakelung (Großsegel hat Dreiecksform und geht bis zur Mastspitze) Abb. 72: Gaffeltakelung und Hochtakelung 14.5. S EG E L A RT E N VON S EG E L N Grundsätzlich werden folgende Segel unterschieden:  Groß- oder Hauptsegel (werden am Mast gesetzt)  Vorsegel (beispielsweise Fock, Genua, Spinnaker), Gennaker, Blister Das Großbeziehungsweise Hauptsegel wird immer am Mast gesetzt und durch den Großbaum gehalten. Die folgende Darstellung zeigt ein Großsegel in seinem Aufbau: <?page no="157"?> 14.5. Segel 157 Abb. 73: Großsegel und Fock Mit folgenden Begriffen lassen sich die Elemente eines Großsegels unterscheiden:  Kopf  Hals  Schothorn (zur Aufnahme der Schot)  Vorliek  Unterliek  Achterliek  Lattentasche (Spreizlatten) Die Kante eines Segels wird als „Liek“ bezeichnet. Die vordere Kante ist das „Vorliek“, die Unterkante das „Unterliek“ und die rückwärtige Kante das „Achterliek“. Fock Großsegel <?page no="158"?> 158 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Abb. 74: Segel Die Spitze des Segels wird als „Kopf“ bezeichnet. Die Ecke zwischen Unterliek und Vorliek wird als „Hals“ und die am Segel hintere Ecke zwischen Unterliek und Achterliek als „Schothorn“ bezeichnet. Am Schothorn wird die Schot (Großschot) zum Führen des Segels befestigt. Die Segel werden durch Spreizbzw. Segellatten, die über Lattentaschen in das Segel eingearbeitet sind, versteift. Diese optimieren die Segelspannung und verhindern das Flattern und Einfallen bei schwachen Windverhältnissen. Manche Großsegel haben eine „Reffeinrichtung“, d.h. die Segelfläche kann beispielsweise durch Einrollen oder Einbinden von Teilflächen verkleinert werden, um bei Starkwind- oder Sturmverhältnissen die Segelfläche ohne Segelwechsel anpassen zu können. A RT E N VON VO RS EG E LN Um sich den verschiedenen Windstärken und Richtungen anzupassen, werden verschiedene Arten von Vorsegeln verwendet. Hier lassen sich folgende nennen: <?page no="159"?> 14.5. Segel 159  Normalfock (Vorsegel aus normalem Tuch, Einsatz bei normalen Windstärken)  Genua (sportliches, übergroßes Vorsegel aus leichtem Tuch)  Sturmfock (kleines Vorsegel aus robustem Tuch, bei Sturm und Starkwind)  Spinnaker (großes, bauchiges Vorsegel aus leichtem Tuch, das nur bei Raum- und Vorwindkursen eingesetzt wird)  Gennaker (großes, bauchiges, asymmetrisches Vorsegel aus leichtem Tuch für Raumbis Halbwindkurse)  Blister (ein verkleinerter, asymmetrisch geschnittener Spinnaker) Vorsegel werden in der Regel bei starken Änderungen der Windverhältnisse gewechselt. Es gibt auch Vorsegel mit „Reffmöglichkeiten“; in der Regel handelt es sich dabei um eine so genannte Rollfock. Mit einer Rollfock kann das Vorsegel über eine Rolleinrichtung meist vom Steuerstand aus ganz oder teilweise durch Zug an einer Leine eingerollt werden. S EG E LT RIMM Unter dem Trimmen der Segel versteht man das „Einstellen“ beziehungsweise die Veränderung der Stellung der Segel. Ziel ist es, die Segel an den Wind, den gefahrenen Kurs und die Wellenverhältnisse anzupassen. Grundsätzlich gilt dabei:  Bei starkem Wind sollten die Segel flach getrimmt werden.  Bei leichtem Wind sollten die Segel bauchig getrimmt werden. Die Segel sollten stets so getrimmt sein, dass sie nicht über einen längeren Zeitraum „killen“. Killen ist ein Fachbegriff für Flattern und Einfallen des Segels. Längeres Killen schädigt das Tuch und lässt die Nähte aufgehen. So nehmen beispielsweise die Krängung bei einem auf Halbwindkurs zu dicht geholtem Großsegel zu und die Geschwindigkeit ab. HOLEPUNKT Der Trimm eines Segels kann durch Veränderung von Lage und Winkel der Schot, beispielsweise über eine verstellbare Rolle, durch welche die Schot geführt wird, verändert werden. In der Fachsprache wird dies dann „Verändern des Holepunktes“ genannt. <?page no="160"?> 160 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Liegt der Holepunkt zu weit vorne oder zu weit achtern, wirkt sich dies negativ auf die Beanspruchung und Abnutzung des Segels aus. Liegt der Holepunkt zu weit achtern, beginnt das Achterliek zu killen und das Unterliek wird übermäßig gestreckt. Liegt der Holepunkt zu weit vorne, so killt das Unterliek und das Achterliek wird übermäßig gestreckt. UNTERLIEKSTRECKER Der Unterliekstrecker dient dazu, den unteren Teil des Großsegels (das Unterliek) flach zu spannen. Durch die Änderung der Spannung des Unterliekstreckers ändert sich der Trimm des Segels. Wird die Zugkraft erhöht, so wird der untere Teil des Segels flacher; wird die Zugkraft vermindert, dann wird das Großsegel bauchiger. KRÄNGUNG Unter der Krängung versteht man die durch den Wind verursachte Neigung (Schräglage) von Schiffen auf die Seite, in die der Wind weht. Eine zunehmende Krängung beeinflusst den Trimm eines Bootes. Je stärker die Krängung ist, umso luvgieriger wird das Boot. Das heißt es neigt dazu, sich in den Wind (ins Luv) zu drehen. 14.6. B ED I ENUNG UND S EG E LT EC HNI K Segelboote benötigen zur Fahrt unter Segel Wind als Antriebskraft. Steht das Segelboot genau im Wind, macht es keine Fahrt. LUV UND L E E Luv und Lee sind keine bestimmte Himmelsrichtung, sondern rein die Perspektive zum Wind. Dabei ist die vom Boot aus gesehen dem Wind zugewandte Seite, also die Richtung, aus der der Wind weht, die Luvseite. Die dem Wind abgewandte Seite, also die Seite, in die der Wind weht, ist die Leeseite, auch Windschattenseite genannt. <?page no="161"?> 14.6. Bedienung und Segeltechnik 161 Abb. 75: Luv und Lee Unter Luvgierigkeit wird das Bestreben des Bootes verstanden, dass es sich selbst, ohne Rudereinwirkung, mit dem Bug in den Wind dreht. Segelboote sollten aus Sicherheitsgründen immer leicht luvgierig getrimmt sein, so dass das Boot das Bestreben hat, im unkontrollierten Fall in den Wind zu drehen. Analog wird unter Leegierigkeit das Bestreben des Bootes verstanden, sich mit dem Bug, ohne Rudereinwirkung, aus der Windrichtung zu drehen. WAHRER WIND UND SCHEINBARER WIND Ein Segelboot segelt tatsächlich mit dem so genannten „scheinbaren Wind“. Der „scheinbare Wind“ ist der aus dem „wahren Wind“, also dem tatsächlich vorherrschenden Wind und dem aus der Fahrt entstehenden „Fahrtwind“ resultierende Wind, den man an Bord wahrnimmt. Dabei wirkt sich der Fahrtwind auf den verschiedenen Kursen unterschiedlich stark auf den scheinbaren Wind aus und verstärkt diesen auch mit zunehmender Geschwindigkeit. Abb. 76: Wahrer Wind, scheinbarer Wind Windrichtung Scheinbarer Wind Wahrer Wind Fahrtwind W indrichtung Leeseite Luvseite <?page no="162"?> 162 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Die Windrichtung des wahren Windes können Sie an Flaggen oder anderen Gegenständen an Land erkennen. Den scheinbaren Wind können Sie während der Fahrt an Standern oder Verklickern an Ihrem Boot erkennen. Wenn das Boot festgemacht ist, zeigen Verklicker oder Stander auch den wahren Wind an, da dann kein Fahrtwind wirkt. WAHRNEHMUNG VON WAHREM UND SCHEINBAREM WIND Der wahre Wind wird auf den verschiedenen Kursen unterschiedlich durch den Fahrtwind beeinflusst. Auf einem „Am Wind Kurs“ ist der scheinbare Wind stärker als der wahre Wind, weil sich Fahrtwind und wahrer Wind addieren. Auf einem Kurs hoch am Wind müssen Sie daher ggfs. auch früher die Segelflächen reffen. Der wahre Wind kommt dabei deutlich achterlicher als der wahrgenommene scheinbare Wind. Beim Einfallen einer Bö „raumt“ der scheinbare Wind, das bedeutet, er fällt achterlicher ein. Das liegt daran, dass der Fahrtwind zunächst gleich bleibt, der wahre Wind jedoch zunimmt. So kommt der daraus resultierende scheinbare Wind raumer oder achterlicher. Dieser Effekt hilft beim Kreuzen, um Höhe zu gewinnen. Abb. 77: Am-Wind-Kurs Je mehr ein Boot abfällt, also mit achterlicheren Kursen segelt, nimmt der scheinbare Wind ab. Auf einem Halbwindkurs wirkt sich der Fahrtwind bereits nicht mehr so stark auf den scheinbaren Wind aus wie auf einem Am-Wind-Kurs. Grund dafür ist, dass das Boot in einem flacheren Winkel zum Wind segelt. Der wahre Wind kommt aber dennoch achterlicher als der scheinbare Windrichtung Scheinbarer W ind Fahrtwind Am Wind Wahrer W ind Windrichtung Scheinbarer W ind Fahrtwind Halber Wind Wahrer W ind Abb. 78: Halbwindkurs <?page no="163"?> 14.6. Bedienung und Segeltechnik 163 Wind, jedoch ist der Winkel nicht so groß. Gleiches gilt für den Raumwindkurs. Der wahre Wind kommt noch achterlicher, der scheinbare Wind wird schwächer. Wenn ein Boot dann direkt vor dem Wind segelt, das heißt der Wind weht von hinten auf das Boot, kommen wahrer Wind und scheinbarer Wind aus derselben Richtung. Dieser Kurs heißt „Vorwind-“ oder „vor dem Wind-Kurs“. Der wahre Wind vermindert sich um den entgegenstehenden Fahrtwind, so ist der scheinbare Wind auf Vorwindkurs schwächer als der wahre Wind. V E R HALT E N AM WIND Beim Segeln ist es sehr wichtig, dass die Segelstellung und Segelspannung zu den Windverhältnissen passen. Passt die Segelstellung nicht zum gesegelten Kurs, flattern die Segel mangels Spannung. Dieses Flattern bezeichnet man als „Killen“. Die Segel lassen sich durch Bedienen der Schoten steuern.  Unter Anluven versteht man, das Boot näher beziehungsweise höher an den Wind zu steuern (Bug zum Wind drehen). Dabei werden die Schoten gestrafft oder „dichtgeholt“ und so der Winkel der Segel zum Wind verkleinert.  Unter Abfallen versteht man, das Boot vom Wind weg zu steuern (Bug vom Wind wegdrehen). Dabei werden die Schoten gelockert oder „gefiert“ und so der Winkel der Segel zum Wind vergrößert. Der Druck auf das Boot entsteht immer aus Luv, also aus der Windrichtung. B R U C H E INE R WANT OD E R STAG Sollte einmal die den Mast unterstützende Luvwant brechen, ist zur Sicherheit sofort mit einer Wende auf den anderen Bug zu wechseln und die Want nach Möglichkeit zu reparieren. Windrichtung Scheinbarer W ind Fahrtwind Vor dem Wind Wahrer W ind Abb. 79: Vorwindkurs <?page no="164"?> 164 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Bricht bei einem Segelboot, das nur unter Großsegel segelt, das Vorstag, so ist so schnell wie möglich auf Vorwindkurs abzufallen, um das Vorstag zu entlasten. Ein gebrochenes Vorstag kann durch eine Fock oder ein Fall provisorisch ersetzt werden. Bricht bei einem Segelboot, das auf „Am-Wind-Kurs” segelt, das Achterstag, so ist - wenn möglich - auf „am Wind“ weiter zu segeln, da so die Achterstag entlastet wird: Vorwindkurse sind bei gebrochenem Achterstag unbedingt zu vermeiden, da der Halt des Mastes nach hinten fehlt. R E F F E N UND S EG E LWEC H S E L Bei Aufkommen von Sturm und Starkwind ist die Segelfläche zu reduzieren. Dieser Vorgang wird „Reffen“ genannt. Hierbei wird zunächst das Vorsegel verkleinert oder ganz eingeholt. Alternativ können die Vorsegel durch kleine, robuste Sturmsegel (beispielsweise durch eine Sturmfock) ersetzt werden. Die Segelfläche des Großsegels wird, wenn baubedingt möglich, verkleinert. Anstelle des Großsegels kann auch ein sturmtaugliches Trysegel verwendet werden. Das Material und die Größe des Trysegels sind dabei vergleichbar mit einer Sturmfock. S EG E L B E RGE N UND ABTA K E L N Das Einholen der Segel wird als „Bergen“ bezeichnet. Oft wird das Einholen der Segel umgangssprachlich auch als „Abtakeln“ bezeichnet. Unter Abtakeln versteht man jedoch das Abbauen des gesamten Riggs beziehungsweise der gesamten Takelage. Wir merken uns:  Einholen der Segel: Das Einholen der Segel wird als Bergen bezeichnet.  Abtakeln des Riggs: Unter Abtakeln versteht man das Abbauen des gesamten Riggs inklusive der Segel. S EG E LMANÖV E R Die Segelmanöver Wende, Halse, Aufschießer, Schiften und Ankermanöver werden in der Theorieprüfung in Grundzügen abgefragt. Diese Manöver werden im Kapitel „Praxis Segelboot Manöver“ ausführlich beschrieben. <?page no="165"?> Besonderheiten beim Jollensegeln 165 B E S OND E RH E I T E N B E IM J O L L E N S EG E L N Beim Segeln mit einer Jolle sind einige Besonderheiten zu beachten. Eine Jolle sollte möglichst aufrecht, also ohne Krängung gesegelt werden, da sonst die Abdrift und die Luvgierigkeit zunehmen. Abb. 80: Jolle  Wenn auf „Am-Wind-Kursen“ die Pinne stets stark von der Seite der Segel weggezogen werden muss, um den Kurs zu halten, ist die Jolle meist falsch getrimmt. Dies kann durch ein flacheres Trimmen des Großsegels und einer Gewichtsverlagerung nach achtern behoben werden.  Wenn auf „Am-Wind-Kursen“ die Pinne stets stark zur Seite der Segel hingedrückt werden muss, um den Kurs zu halten, ist die Jolle meist ebenfalls falsch getrimmt. Dies kann durch ein „bauchiges“ Trimmen des Großsegels und einer Gewichtsverlagerung nach vorn behoben werden.  Wenn eine Jolle auf Vorwindkurs gefahren wird, sollte das Schwert aufgeholt werden, um den Reibungswiderstand und auch die Gefahr des Kenterns bei einer unfreiwilligen Halse zu verhindern.  Viele Jollen verfügen über sog. Bodenlenzventile, die meist unterhalb der Wasserlinie liegen. Diese saugen das im Rumpf angestaute Wasser durch den bei der Fahrt entstehenden Sog aus dem Boot.  Wenn eine Jolle an einer Boje liegend festgemacht wird, sollten Schwert und Ruderblatt aufgeholt werden, damit das Boot frei „schwojen“, d.h. sich frei hin und her mit Wind und Strom bewegen kann.  Bricht bei einer Jolle das Ruder, sollte ein Notruder oder ein Paddel als Ersatz verwendet werden. Das Fahrwasser sollte verlassen werden und die eingeschränkte Manövrierfähigkeit anderen Fahrzeugen angezeigt werden. <?page no="166"?> 166 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Nachdem Sie das Kapitel 14 „Segelboot Aufbau und Bedienung“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Erklären Sie die wesentlichen Merkmale (hinsichtlich Bauart) der Kielyachten! Segelfahrzeuge mit Ballastkiel (gewichtsstabil). Erklären Sie die wesentlichen Merkmale (hinsichtlich Bauart) der Jollen! Kleinere offene Segelboote mit Schwert (formstabil). Nennen Sie die Arten der Stabilität bei Jollen! Formstabil. Nennen Sie die Arten der Stabilität bei Kielbooten! Gewichtsstabil. Was verstehen Sie unter dem „Rigg“? Die gesamte Takelage eines Schiffes. Was ist der Unterschied zwischen Slup- und Cat-Takelung? Slup = ein Mast mit Groß- und Vorsegel, Cat = nur ein Segel. Was verstehen Sie unter „Backstagen“ oder „Preventer“? Lösbare seitliche Abstützung des Mastes nach achtern. Welche Funktion hat die Saling? Versteifung des Mastes durch Abspreizen der Wanten. Welche Teile eines Segelbootes gehören zur Takelage? Mast, feste und bewegliche Spieren, stehendes und laufendes Gut. Was verstehen Sie unter „festen Spieren“? z.B. Saling und Klüverbaum. Was verstehen Sie unter „beweglichen Spieren“? z.B. Großbaum, Fockbaum, Gaffel, Spinnakerbaum Was zählt zum stehenden Gut? Wanten und Stagen Was zählt zum laufenden Gut? Alles Tauwerk, das durch Rollen, Ösen oder Blöcke läuft. Womit wird der Mast nach vorn und achtern abgestützt? Vorstag, Achterstag, Backstagen. <?page no="167"?> 167 Wozu dient das laufende Gut? Zum Bedienen und Führen der Segel, des Ruders und des Schwerts. Wie erfolgt die seitliche Verstagung des Mastes? Durch Wanten wie Oberwant, Unterwant. Wie heißen die drei Ecken eines Segels? Schothorn, Kopf, Hals. Wo befinden sich die drei Ecken eines Segels? Kopf oben, Hals vorne unten, Schothorn hinten. Wie heißen die drei Kanten eines Segels? Vorliek, Unterliek, Achterliek. Wo befinden sich die drei Kanten eines Segels? Vorliek = vorne, Achterliek = hinten, Unterliek = unten. Wo befindet sich das Schothorn am Vorsegel? Achtern, zwischen Achterliek und Unterliek. Wo befindet sich der Hals am Großsegel? Zwischen Vorliek und Unterliek. Welche Vorsegel finden auf Segelbooten Verwendung? Normalfock, Genua, Sturmfock, Spinnaker, Gennaker. Wozu dienen Spreizlatten? Zur Versteifung der Segel. Wozu dienen Segellatten? Zur Stabilisierung des Achterlieks. Wie nennt man das Verkleinern der Segelfläche? Reffen. Was verstehen Sie unter „abtakeln“? Stehendes und laufendes Gut sowie Mast abbauen. Wie heißen die Sturmsegel? Sturmfock, Trysegel. Mit welchem Wind segelt ein Boot? Mit dem scheinbaren Wind. Was bedeutet der Begriff „Killen“? Flattern der Segel. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="168"?> 168 KAPITEL 14: SEGELBOOT AUFBAU UND BEDIENUNG Beschreiben Sie ein Ankermanöver in seinem Ablauf. Fock einholen, Aufschießer fahren, Anker fallen lassen, achteraus treiben lassen bis Anker hält, notfalls Groß backhalten. Was ist beim Bruch eines Luvwants zu tun? Sofort auf den anderen Bug gehen, nach Möglichkeit reparieren. Was verstehen Sie unter „Luv“? Dem Wind zugewandte Seite. Was verstehen Sie unter „Lee“? Dem Wind abgewandte Seite. Was verstehen Sie unter „luvgierig“? Schiff hat das Bestreben, ohne Ruderlage mit dem Bug in den Wind zu drehen. Was verstehen Sie unter „leegierig“? Schiff hat das Bestreben, ohne Ruderlage mit dem Bug aus dem Wind zu gehen. Woraus ergibt sich der „scheinbare Wind“? Resultierende aus Fahrtwind und wahrem Wind. Wozu dienen die Schoten? Zum Führen und Bedienen der Segel. Was sind Lieken? Kanten der Segel. Wann wird in der Regel gerefft? Bei Sturmanzeichen, Gewitter oder Sturmwarnung. Nennen Sie verschiedene Spantenformen! Rundspant, Knickspant, S-Spant. Was verstehen Sie unter dem Begriff „Trysegel“? Sturmgroßsegel. Was verstehen Sie unter „anluven“? Bug zum Wind drehen. Was verstehen Sie unter „abfallen“? Bug vom Wind wegdrehen. <?page no="169"?> 169 Was verstehen Sie unter „schiften“? Unter Beibehaltung des Vorwindkurses Segel auf die andere Seite nehmen. Was verstehen Sie unter einer „Wende“? Kursänderung mit dem Bug durch den Wind. Was verstehen Sie unter einer „Halse“? Kursänderung mit dem Heck durch den Wind. Erklären Sie einen „Aufschießer“. Boot in den Wind stellen, Schoten los. Was ist ein Spinnaker, wo wird er verwendet? Großes Vorsegel auf Raum- und Vorwindkursen. Welchen Windkurs müssen Sie segeln, um „schiften“ zu können? Vor dem Wind. Warum soll ein Segelboot leicht luvgierig sein? Aus Sicherheitsgründen. Was verstehen Sie unter „fieren“? Schoten oder Enden lose geben. Was verstehen Sie unter „auftakeln“? Mast mit stehendem und laufendem Gut anbringen. Was bedeutet Segeln auf Backbordbug? Wind kommt von Steuerbord, Segel stehen auf Backbord. Was bedeutet Segeln auf Steuerbordbug? Wind kommt von Backbord, Segel stehen auf Steuerbord. Wie sollten Sie sich nach einer Kenterung verhalten? Nach Möglichkeit beim Boot bleiben. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="170"?> KA PIT E L 15: S EG E LBO OT AU SWE I CH- UND FAHR R EG E LN Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Ausweich- und Fahrregeln beim Segelboot fahren. 15.1. A B S TAND S R EG E LN Es gebieten die Vorsicht und gutes seemännisches Verhalten, dass von anderen Verkehrsteilnehmern und Schutzgebieten ausreichend Abstand gehalten wird. Für Segelboote gelten die gleichen Abstandsregeln wie für Motorboote. Siehe Kapitel 13.2. „Abstandsregeln“. 15.2. AU SWE I C H R EG E LN G R UND R EGE L Fahren Segelboote mit Motor, gelten sie als „Motorboot“, und damit gelten auch die Ausweich- und Fahrregeln der Motorboote (siehe Kapitel 13: „Motorboot Ausweich- und Fahrregeln“). Nur wenn Segelboote „segeln“, das heißt dass der Motor zwingend ausgeschaltet ist und sich das Boot nur durch den Wind in den Segeln bewegt, gelten die abweichenden Ausweich- und Fahrregeln der Segelboote. S EG E L BOOT E UND MOTO R B OOT E Segelboote haben Vorrang beziehungsweise Vorfahrt gegenüber Motorbooten. Motorboote sind gegenüber Segelfahrzeugen ausweichpflichtig. Abb. 81: Segelboot und Motorboot <?page no="171"?> 15.2. Ausweichregeln 171 S EG E L BOOT E UND E INSATZ FAH R Z EUG E Einsatzfahrzeuge sind Fahrzeuge der Polizei, der Feuerwehr und der Ölwehr. Segelboote müssen Einsatzfahrzeugen im Einsatz ausweichen. Einsatzfahrzeuge im Einsatz sind am „Blaulicht“ (blaues Blinklicht) zu erkennen. Abb. 82: Segelboot und Einsatzfahrzeug S EG E L BOOT E UND VO R R ANG S C HI F F E Segelboote müssen Vorrangfahrzeugen grundsätzlich ausweichen. Vorrangfahrzeuge sind durch Führen eines grünen Balles zu erkennen (bei Nacht grünes Licht). Abb. 83: Segelboot und Vorrangschiff S EG E L BOOT E UND B E RUFS -/ S P ORT F I S C H E R B EIM FANG Segelboote müssen Berufsfischern beim Fang ausweichen. Berufsfischer beim Fang sind durch Führen eines weißen Balles erkennbar. <?page no="172"?> 172 KAPITEL 15: SEGELBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Boote von Sportfischern sind beim Fang im Gegensatz zu Booten von Berufsfischern keine Vorrangfahrzeuge. Beim Begegnen gelten die gleichen Fahrregeln als wenn sich ein Segelboot und ein Motorboot begegnen bzw. kreuzen. Sportfischer mit einer Schleppangel sind an einer weißen Flagge erkennbar. Segelboote müssen daher Sportfischern nicht ausweichen, sollten aber die Schleppangel beachten. Abb. 84: Segelboot und Berufsfischer S EG E L BOOT E UND V E RGNÜGUNG S FAH R Z E UG E Vergnügungsfahrzeuge (mit und ohne Maschinenantrieb) sind Fahrzeuge, die für Sport oder Vergnügungszwecke bestimmt sind oder verwendet werden. Hierzu gehören beispielsweise Ruderboote, Segelsurfbretter, Drachensegelbretter, Tretboote und Stand Up Paddle Boards (SUP). Vergnügungsfahrzeuge sind gegenüber Segelbooten ausweichpflichtig. Das Segelboot hat somit Vorfahrt. Gehen Sie in der Praxis sicherheitshalber davon aus, dass der Ruder- oder Tretbootfahrer diese Regel nicht kennt, und weichen Sie rechtzeitig aus. Abb. 85: Segelboot und Ruderboot <?page no="173"?> 15.2. Ausweichregeln 173 S EG E L BOOT E UND S C HL E P PV E R BAND Segelboote müssen Schleppverbänden ausweichen. Abb. 86: Segelboot und Schleppverband S EG E L BOOT E UND S EG E L B OOT E Bei der Begegnung von Segelbooten untereinander sind zwei Vorfahrtsregeln zu beachten:  Regel 1: „Backbordbug vor Steuerbordbug“  Regel 2: „Leeboot vor Luvboot“ Diese Regeln sind zwingend in dieser Reihenfolge zu beachten. REGEL 1: BACKBORDBUG VOR STEUERBORDBUG Um die Ausweichpflicht zu klären, muss zunächst überlegt werden, welches Boot auf welchem Bug segelt. Hier wird unterschieden nach:  Backbordbug: Die Segel stehen auf der Backbordseite (links), der Wind kommt also von steuerbord (rechts) auf das Boot.  Steuerbordbug: Die Segel stehen auf der Steuerbordseite (rechts), der Wind kommt also von backbord (links) auf das Boot. Entscheidend für die Vorfahrtsregeln unter Segelbooten ist immer das Hauptsegel beziehungsweise Großsegel. <?page no="174"?> 174 KAPITEL 15: SEGELBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Merke: „Wer Wind von rechts und sein Großsegel auf Backbordbug hat, ist vorfahrtsberechtigt“ → „Backbordbug vor Steuerbordbug“ Abb. 87: Backbordbug vor Steuerbordbug Beispiel „Backbordbug vor Steuerbordbug“, siehe Abb. 87: Das untere Segelboot bekommt den Wind von rechts, die Segel stehen auf Backbordbug (links). Das obere Segelboot bekommt den Wind von links, die Segel stehen auf Steuerbordburg (rechts). In unserem Beispiel hat das untere Segelboot Vorfahrt! Haben beide Boote den Wind von der gleichen Seite, so kommt die zweite Regel zum Tragen: REGEL 2: LEEBOOT VOR LUVBOOT Abb. 88: Leeboot vor Luvboot W indrichtung W indrichtung <?page no="175"?> 15.2. Ausweichregeln 175 Begegnen sich zwei Segelboote, die den Wind von derselben Seite haben, also auf dem gleichen Bug segeln (beide auf Steuerbordbug oder beide auf Backbordbug), so gilt Leeboot vor Luvboot. Das heißt, das Boot, welches näher beziehungsweise höher am Wind segelt, ist ausweichpflichtig. Beispiel „Leeboot vor Luvboot“, siehe Abb. 88: Das obere Segelboot bekommt den Wind von links, die Segel stehen auf Steuerbordbug (rechts). Auch das untere Segelboot bekommt den Wind von links, die Segel stehen auch auf Steuerbordburg (rechts). Hier ist die Regel „Leeboot vor Luvboot“ anzuwenden. Das untere Boot ist im Lee und das obere ist im Luv. In unserem Beispiel hat das untere Segelboot Vorfahrt (da es leeseitig beziehungsweise windschattenseitig des anderen Bootes segelt). Das obere Boot muss ausweichen! S EG E L BOOT E B E I D E R HA F E N E INFAHRT B E ZIE HUNG SW EI S E HA F EN- AU S FAH RT Grundsätzlich haben die aus einem Hafen auslaufenden Fahrzeuge gegenüber den einlaufenden Fahrzeugen Vorrang. Abb. 89: Hafeneinfahrt Segelboote sollten, wenn möglich, nicht unter Segeln in den Hafen einlaufen. Grund hierfür ist, dass bei plötzlich auftretenden Böen eine erhebliche Kollisionsgefahr besteht. Für Segelboote unter Motorantrieb gelten sowohl im Hafen als auch auf See und vor der Hafeneinfahrt die gleichen Regeln wie für Motorboote. Hafeneinfahrt <?page no="176"?> 176 KAPITEL 15: SEGELBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN S EG E L S UR F B R E T T E R Für Segelsurfbretter gelten, so lange sie unter Segel sind, die Ausweichregeln der Segelfahrzeuge beziehungsweise Segelboote. 15.3. ÜB E RHO L E N Ein Überholmanöver ist nur dann gestattet, wenn es ohne Gefährdung oder Behinderung anderer Fahrzeuge durchgeführt werden kann. Grundsätzlich sollten Segelboote andere Segelboote nur im Lee (Windschattenseite) des anderen Bootes überholen, um dem Überholten nicht durch den Windschatten die Fahrt zu beeinträchtigen. Abb. 90: Segelboot überholen Folgende Regeln gelten grundsätzlich für das überholende Fahrzeug beziehungsweise das überholte Fahrzeug: Ein überholendes Fahrzeug muss dem überholten ausweichen, seinen Kurs beibehalten und zusätzlich ausreichend Abstand halten. Ein überholtes Fahrzeug muss seinen Kurs beibehalten, um das Überholen, soweit möglich, zu erleichtern. Beim Überholen eines Schleppverbandes ist besondere Vorsicht geboten. Es muss unbedingt ausreichend Sicherheitsabstand gehalten werden. Sog und Wellenschlag sind zu vermeiden. W indrichtung <?page no="177"?> 177 Nachdem Sie das Kapitel 15 „Segelboot Ausweich- und Fahrregeln“ gelernt haben, sollten Sie folgende Prüfungsfragen beantworten können: Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß) und wie lautet die Begründung? Schwarz, weil Lee vor Luv. Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß) und wie lautet die Begründung? Weiß, weil Wind von Backbord. Welche Fahrzeuge sind gegenüber Segelfahrzeugen ausweichpflichtig? Vergnügungsfahrzeuge mit Maschinenantrieb, Ruderboote, Segelsurfbretter und Drachensegelbretter. In welcher Reihenfolge darf gefahren werden? 1, 2, 3. Wer muss ausweichen? Segelboot, da anderes Fahrzeug ein Vorrangfahrzeug bei Nacht ist. Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung Segelboot Segelboot Windrichtung 1 2 3 Windrichtung 1 2 3 Prüfungsfragen und Antworten <?page no="178"?> 178 KAPITEL 15: SEGELBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß)? Segelboot, da anderes Fahrzeug ein Vorrangfahrzeug bei Tag ist. Wie hat sich das Segelboot gegenüber dem Polizeiboot, das das blaue Blinklicht zeigt, zu verhalten? Segelboot muss Vorrecht gewähren, notfalls anhalten. Wie hat sich ein Segelboot gegenüber dem Fischerboot, das einen weißen Ball gesetzt hat, zu verhalten und was ist zu beachten? Segelboot muss ausweichen, Mindestabstand 50 m, achtern 200 m. Wie hat sich ein Segelboot gegenüber einem Fischerboot, das eine weiße Flagge gesetzt hat, zu verhalten? Segelboot muss nicht ausweichen, sollte aber die Schleppangel beachten. Wie hat sich ein Segelboot gegenüber einem Ruderboot zu verhalten? Segelboot hat Wegerecht. <?page no="179"?> 179 Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß) und wie lautet die Begründung? Weiß, weil Wind von Backbord. Wie ist die Folge des Wegerechts? 2, 1, 3. Wer muss ausweichen (schwarz oder weiß) und wie lautet die Begründung? Weiß, weil Wind von Backbord. Wer hat Wegerecht und wie lautet die Begründung? Das weiße Segelboot, weil es den Wind von Steuerbord hat. Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung Windrichtung 2 3 1 Windrichtung 2 3 1 Wer hat Wegerecht? Schwarzes Segelboot, weil es den Wind von Steuerbord hat. Prüfungsfragen und Antworten <?page no="180"?> 180 KAPITEL 15: SEGELBOOT AUSWEICH- UND FAHRREGELN Wer hat Vorrang (schwarz oder weiß) und wie lautet die Begründung? Weißes Segelboot, weil es auf Backbordbug segelt. Nutzen Sie im Rahmen Ihres kostenlosen 5-Tage-Zugangs zum Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 das Übungs- und Prüfungstool und laden Sie sich dort den vollständigen Prüfungsfragenkatalog inklusive der Antwortmöglichkeiten herunter. In der Prüfung erfolgt die Fragestellung im Single- Choice-Modus, wobei immer 1 Antwort aus 3 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten richtig ist. <?page no="181"?> KA PIT E L 16: T H EOR I E PRÜF UNG In diesem Kapitel erfahren Sie die wichtigsten Informationen rund um die Theorieprüfung der deutschen Landratsämter. In Abschnitt 16.4 lernen Sie alles rund um die Theorieprüfung zum Bodenseeschifferpatent bei der Bezirkshauptmannschaft Bregenz (nur für Patentanwärter mit Wohnsitz in Österreich). 16.1. P RÜFUNG S INHALT In der Theorieprüfung sind die Fragen nach den folgenden Hauptgebieten kategorisiert:  Allgemeiner Teil  Zusatzteil Segeln Die Abfrage erfolgt im Rahmen der Prüfung im Single-Choice-Modus. Es werden drei Antwortmöglichkeiten vorgegeben, wobei dabei nur eine der drei Antwortmöglichkeiten richtig ist. Sie müssen die jeweils richtige Antwort durch Ankreuzen kenntlich machen. Für jedes Themengebiet ist eine Mindestpunktzahl definiert, welche Sie erreichen müssen, um die Prüfung zu bestehen. Die Mindestpunktzahl liegt dabei pro Themengebiet bei circa 80 % der gestellten Fragen. Für jede richtig beantwortete Frage erhalten Sie einen Punkt. Wird in einem Themengebiet die Mindestpunktzahl nicht erreicht, gilt die gesamte Prüfung als nicht bestanden. Eine Verrechnung von Punkten zwischen den einzelnen Themengebieten erfolgt nicht. Der Zusatzteil Segeln ist davon nicht betroffen. Er kann bei Nichtbestehen separat vom allgemeinen Teil wiederholt werden. A L LG EME INE R T E I L Der allgemeine Teil ist Pflicht für alle Patentbewerber, unabhängig davon, ob sie nur das Patent A (Motorboot), das Patent D (Segeln) oder beide Patente erwerben möchten. <?page no="182"?> 182 KAPITEL 16: THEORIEPRÜFUNG Themengebiet Allgemeiner Teil Anzahl Fragen Mindestpunktzahl Allgemeines / Zulassung Bau- und Ausrüstung 20 16 Schallzeichen, Lichterführung, optische Signale 10 8 Schifffahrtszeichen 15 12 Ausweich- und Fahrregeln 12 9 Umweltschutz, Seemannschaft 12 9 Wetterkunde, Navigation 10 8 Rheinstrecke (Alter Rhein / Seerhein) 7 5 Tab. 20: Mindestpunktzahl Theorieprüfung Allgemeiner Teil Z U SATZ T E IL S EG E L N Der Zusatzteil Segeln ist nur für Erwerber der Kategorie D (Segeln) erforderlich. Für Patentbewerber, die bereits einen anderen Segelschein besitzen (DSV-A- Schein, ausgestellt bis 31.03.1989, Sportbootführerschein Binnen unter Segel oder Sportküstenschifferschein) und sich diesen für die Praxis des Bodenseeschifferpatents anrechnen lassen möchten, entfällt dieser Teil. Themengebiet Zusatzteil Segeln Anzahl Fragen Mindestpunktzahl Segeln Allgemein 20 16 Segeln Fahrregeln 7 5 Tab. 21: Mindestpunktzahl Theorieprüfung Zusatzteil Segeln <?page no="183"?> 16.2. Prüfungsablauf und Prüfungsdauer 183 16.2. P RÜFUNG S AB L AUF UND P RÜF UNG S DAU E R Für die Prüfung des allgemeinen Teils haben Sie 60 Minuten Zeit. Wenn Sie den Zusatzteil Segeln auch absolvieren, haben Sie weitere 20 Minuten Zeit, insgesamt also 80 Minuten. Folgendes ist im Rahmen der Prüfung zu beachten:  Als Hilfsmittel ist nur ein Kugelschreiber zugelassen.  Bitte legen Sie Ihren Personalausweis oder Reisepass auf Ihren Tisch, da die Prüfer während der Prüfung Ihre Identität überprüfen werden.  Die Verwendung unerlaubter Hilfsmittel sowie Gespräche mit dem Nebensitzer führen automatisch zum Ausschluss aus der Prüfung.  Die Prüfungsergebnisse werden Ihnen in der Regel unmittelbar circa 45 Minuten nach der Prüfung persönlich mitgeteilt. 16.3. P RÜFUNG S O RT Die Theorieprüfungen werden in der Regel im jeweiligen Landratsamt durchgeführt. Sie werden dazu von der Behörde rechtzeitig schriftlich beziehungsweise per E-Mail eingeladen. In dieser Einladung werden Ihnen der genaue Prüfungsort und die Prüfungszeit mitgeteilt. In der Regel finden Theorie- und Praxisprüfungen am selben Tag statt. Es ist jedoch nicht zwingend vorgeschrieben, beide Prüfungsteile (Theorie und Praxis) am gleichen Tag zu absolvieren. Die einzelnen Teile können innerhalb von 12 Monaten unabhängig voneinander abgelegt werden. In Deutschland erfolgt die Prüfung bei folgenden Landratsämtern:  Landratsamt Konstanz  Landratsamt Bodenseekreis (Friedrichshafen)  Landratsamt Lindau Das Landratsamt Bodenseekreis bietet auch Termine für die Theorieprüfung in Stuttgart-Vaihingen an. Hier finden Sie die Kontaktdaten der Landratsämter in Deutschland: <?page no="184"?> 184 KAPITEL 16: THEORIEPRÜFUNG Landratsamt Konstanz Schifffahrtsamt Reichenaustraße 37 D 78467 Konstanz Tel. +49 (0)7531/ 800-1980 E-Mail: schifffahrtsamt@lrakn.de Internet: www.lrakn.de Landratsamt Bodenseekreis (Friedrichshafen) Schifffahrtsamt Glärnischstraße 1-3, Raum G 19 D 88045 Friedrichshafen Telefon + 49 (0)7541/ 204-0 E-Mail: schifffahrtsamt@bodenseekreis.de Internet: www.bodenseekreis.de Landratsamt Lindau Verkehr Stiftsplatz 4 D 88131 Lindau Tel. +49 (0)8382/ 270-0 E-Mail: landratsamt@landkreis-lindau.de Internet: www.landkreis-lindau.de 16.4. TH EOR I E P RÜF UNG ÖS T E R R E IC H Für alle Patentanwärter mit Wohnsitz in Österreich ist die Bezirkshauptmannschaft Bregenz für die Erteilung der Bodenseeschifferpatente zuständig: <?page no="185"?> 16.4. Theorieprüfung Österreich 185 Bezirkshauptmannschaft Bregenz Allgemeine Verwaltung Bahnhofstraße 41 A 6900 Bregenz Tel. +43 (0)5574 / 4951-52057 E-Mail: bhbregenz@vorarlberg.at Internet: vorarlberg.at/ -/ schifferpatent-fuer-den-bodensee/ Zudem gelten in Österreich abweichend zur deutschen Regelung diese Mindestpunktzahlen: Themengebiete Österreich Anzahl Fragen Mindestpunktzahl Allgemeines / Zulassung Bau- und Ausrüstung 20 17 Schallzeichen, Lichterführung, optische Signale 10 8 Schifffahrtszeichen 15 13 Ausweich- und Fahrregeln 12 10 Umweltschutz, Seemannschaft 12 10 Wetterkunde, Navigation 10 8 Rheinstrecke (Alter Rhein / Seerhein) 7 5 Segeln Allgemein 20 17 Segeln Fahrregeln 7 5 Tab. 22: Mindestpunktzahl Theorieprüfung Österreich <?page no="186"?> 186 KAPITEL 16: THEORIEPRÜFUNG In Österreich gibt es (im allg. Teil 12; im Segelteil) Zusatzfragen. Diese sind in diesem Buch und im Onlinekurs Bodenseeschifferpatent24 enthalten. Weitere Informationen zur Prüfung in Österreich können Sie hier abrufen: Link: https: / / www.bsp24.com/ aut <?page no="187"?> KA PIT E L 17: P R AXI S MOTO RB OOT MANÖV E R Dieses Kapitel zeigt Ihnen die wichtigsten Manöver und Grundkenntnisse des Motorbootfahrens, die Sie in der praktischen Motorbootausbildung erlernen. Es kann die fundierte praktische Ausbildung einer Wassersportschule keinesfalls ersetzen, bietet jedoch bereits eine gute Orientierung darüber, wie die einzelnen Manöver ablaufen. 17.1. KURS FAH R E N Abb. 91: Kursfahren  Der Prüfer/ Ausbilder sagt einen neuen Kurs an, beispielsweise „Kurs 90 Grad oder Kurs Ost“.  Der Bootsführer bestätigt den neuen Kurs mit dem Ruf: „Neuer Kurs 90 Grad“.  Nun prüft der Bootsführer auf dem Steuerkompass, wohin er steuern muss.  Der Bootsführer steuert nun auf direktem Weg in die gewünschte Richtung.  Es wird so lange eine Kurve gefahren, bis der neue Kurs anliegt.  Der neue Kurs sollte sauber gefahren werden (plus/ minus 5 Grad).  Liegt der neue Kurs sauber an, bestätigt der Bootsführer dies mit dem Ruf „Neuer Kurs 90 Grad liegt an“. Schauen Sie sich das Manöver „Kursfahren“ als Onlinetraining an. 0 360 180 270 90 N S W O NO SW NW SO 0 360 180 270 90 N S W O NO SW NW SO Kurs 90 G rad liegt an N euer Kurs 90 G rad Kurs 90 G rad <?page no="188"?> 188 KAPITEL 17: PRAXIS MOTORBOOT MANÖVER 17.2. R E T TUNG SMANÖV E R Das Rettungsmanöver wird auch "Mann-über-Bord-Manöver" oder "Menschüber-Bord-Manöver" genannt. Es wird in der Regel bei Kursfahrt mit gemäßigtem Tempo durchgeführt. Abb. 92: Rettungsmanöver Schauen Sie sich das Rettungsmanöver als Onlinetraining an. Das Rettungsmanöver läuft schematisch so ab:  Mann (in der Praxisausbildung ein Rettungsring oder eine Boje) fällt über Bord.  Der Steuermann nimmt sofort den Gang heraus (Getriebestellung auf neutral) und lenkt das Steuerrad voll zum Mann. So dreht sich das Heck (mit der gefährlichen Schraube) vom Überbordgegangenen weg.  Idealerweise zeitgleich oder unmittelbar danach erfolgt der Ruf: „Mann über Bord“, „Rettungsmittel ausbringen“, „Ausguck stellen“.  Ein Mitglied der Mannschaft stellt den Ausguck und ruft: „Ausguck steht“ (in der Praxisausbildung wird beim Üben das Rettungsmittel nicht ausgeworfen).  Der Steuermann prüft, aus welcher Richtung der Wind kommt, damit er ab- Wind M ann über Bord, Rettungsm ittel ausbringen, Ausguck stellen Ausguck steht Bereit zum M ann aufnehm en Bereit m achen zum M ann aufnehm en <?page no="189"?> 17.3. Anlegen 189 leiten kann, gegen welche Richtung er den Mann anfahren muss. Der Überbordgegangene wird immer gegen den Wind angefahren.  Dann circa drei bis max. fünf Bootslängen gerade vom Mann wegfahren.  Einen Bogen oder eine Schlaufe fahren, dass der Überbordgegangene exakt gegen Wind und Strom angesteuert werden kann. Dabei ist darauf zu achten, dass ausreichend Abstand zum Überbordgegangenen eingehalten wird und er nicht durch die Heckwelle des eigenen Schiffes beeinträchtigt wird.  Den Motor rechtzeitig vor dem Mann auskuppeln (3 bis 4 Bootslängen) und das Boot leicht versetzt zum Mann gleiten lassen.  Das Boot auf Höhe des Überbordgegangenen durch kurzes Einlegen des Rückwärtsgangs aufstoppen und vollständig zum Stehen bringen.  Der Bootsführer ruft dann: „Bereit machen zum Mann aufnehmen an Steuerbord (beziehungsweise Backbord)“.  Ein Mitglied der Mannschaft ruft: „Bereit zum Mann aufnehmen“.  Der Steuermann gibt das Kommando „Mann bergen“, der Überbordgegangene (beziehungsweise Ring/ Boje) wird idealerweise über die Steuerbordseite mit der Hand, oder bei hochwandigen Schiffen auch mit Hilfe des Bootshakens aufgenommen. 17.3. AN L EG E N Das Anlegemanöver erfolgt entweder über Steuerbord oder über Backbord. In der Regel wird an einem freien Steg oder einer Kaimauer angelegt. Boote mit nur einer Antriebsschraube haben durch den Radeffekt immer eine besser geeignete und eine weniger gut geeignete Anlegeseite. In diesem Beispiel wollen wir den Radeffekt unberücksichtigt lassen. Wir beschreiben hier das Anlegemanöver an einem Steg.  Zunächst langsames Ansteuern der Anlegestelle in einen Winkel von circa 45 Grad.  Geschwindigkeit reduzieren, den Gang rechtzeitig (circa 2 bis 3 Bootslängen Abstand zum Steg) in Leerlaufstellung bringen und dann das Boot gleiten lassen. <?page no="190"?> 190 KAPITEL 17: PRAXIS MOTORBOOT MANÖVER Abb. 93: Anlegen  Wenn der Bug noch circa eine Bootslänge Abstand zur Anlegestelle hat, das Steuer zunächst vollständig weg vom Steg legen, so dass sich der Bug etwas vom Steg weg bewegt. Eventuell kurz Vorwärtsschub geben, bis das Boot auf die Lenkbewegung reagiert.  Das Boot dann parallel in der Gleitfahrt auf den Steg lenken, ohne ihn dabei zu touchieren.  Stoppen Sie das Boot durch kurzes Einlegen des Rückwärtsgangs auf.  Das Boot sollte im Idealfall mit einem Abstand von maximal einer halben Armlänge parallel zum Steg zum stehen kommen, ohne diesen zu berühren. Schauen Sie sich das Manöver „Anlegen“ als Onlinetraining an. 17.4. A B L EG E N Das Ablegen erfolgt entweder nach einem Anlegemanöver über Steuerbord oder über Backbord. Beim Ablegen ist darauf zu achten, dass im Umfeld des Bootes keine anderen Fahrzeuge sind, so dass mit genügend Abstand abgelegt werden kann. <?page no="191"?> 17.5. Wenden auf engem Raum 191 Abb. 94: Ablegen  Das Boot liegt ohne Fahrt parallel zum Steg.  Zunächst das Steuerrad voll zum Steg einschlagen und einen kurzen Schub nach vorne geben, ohne dabei den Steg zu touchieren. Das Heck des Bootes dreht sich so weg vom Steg. Dieser Vorgang wird „Eindampfen“ genannt.  Dann das Steuerrad ganz weg vom Steg einschlagen und mindestens eine Bootslänge rückwärts gerade vom Steg absetzen, um ausreichend Abstand zwischen Boot und Steg zu haben.  Das Steuerrad dann gerade oder leicht weg vom Steg stellen und mit dem Boot vorwärts die Anlegestelle verlassen. Schauen Sie sich das Manöver „Ablegen“ als Onlinetraining an. 17.5. W E ND E N AUF E NG EM R AUM Beim Wenden auf engem Raum fahren Sie im Hafen in eine enge Gasse und wollen Ihr Boot umdrehen. Boote mit nur einer Antriebsschraube haben durch den Radeffekt immer eine besser und eine weniger geeignete Drehrichtung. In diesem Beispiel wollen wir den Radeffekt unberücksichtigt lassen. Wir wenden in diesem Manöver wie mit einem Auto in drei Zügen. 1 2 3 4 <?page no="192"?> 192 KAPITEL 17: PRAXIS MOTORBOOT MANÖVER Abb. 95: Wenden auf engem Raum Beim Wenden auf engem Raum gehen Sie wie folgt vor:  Zunächst wird in eine Hafengasse mittig mit langsamer Geschwindigkeit eingefahren.  Den Motor gegebenenfalls auskuppeln. Wenn das Boot fast zum Stehen kommt, Ruder ganz nach Backbord (bei anderer Drehrichtung entgegengesetzt Steuerbord) einschlagen und das Boot gleiten lassen. Dabei wieder kurz einkuppeln.  Das Boot weiter nach Backbord gleiten lassen, bis es quer in der Gasse steht (Mindestabstand zu anderen Booten: 1 Meter). Nutzen Sie dabei stets den Raum nach vorne aus.  Das Steuer ganz nach Steuerbord einschlagen und kurz den Rückwärtsgang einlegen.  Das Boot dann rückwärts gleiten lassen (Mindestabstand zu anderen Booten: 1 Meter), bis es mittig und gerade in der Gasse steht.  Steuer gerade stellen und vorwärts aus der Gasse fahren. Wenn die Hafengasse sehr eng ist, sind nach demselben Prinzip eventuell auch mehr als drei Züge erforderlich. Schauen Sie sich das Manöver „Wenden auf engem Raum“ als Onlinetraining an. 1 2 3 4 <?page no="193"?> 17.6. Einfahren in den Liegeplatz 193 17.6. EIN FAH R E N IN D EN L I EG E P LAT Z Abb. 96: Einfahren in den Liegeplatz  Mit ausreichendem Abstand den Liegeplatz orthogonal beziehungsweise im 90 Grad-Winkel anfahren.  Motor auskuppeln und Ruder Richtung Liegeplatz (Box) einschlagen.  Lassen Sie das Boot solange als möglich langsam gleiten.  Das Boot idealerweise vor der Box gerade stellen und einen kurzen Schub vorwärts geben.  Dann möglichst gerade mit ausgekuppeltem Motor in den Liegeplatz (Box) gleiten.  Das Boot circa 1 Meter vor der Kaimauer durch einen kurzen Rückwärtsschub aufstoppen. 17.7. S ON ST I G E MANÖV E R Die folgenden Manöver sind zwar mehrheitlich in der Prüfungsordnung erwähnt, werden jedoch selten geprüft. Am besten sprechen Sie Ihren Praxisausbilder darauf an, welche der folgenden Manöver der jeweilige Prüfer üblicherweise prüft. W E ND E N AUF D E R ST E L L E Bei diesem Manöver handelt es sich um ein Wendemanöver, das durch den mehrmaligen schnellen Wechsel von Vorwärts- und Rückwärtsschub durch- <?page no="194"?> 194 KAPITEL 17: PRAXIS MOTORBOOT MANÖVER Abb. 97: Wenden auf der Stelle geführt wird. Hierbei wird keine Strecke gefahren und die Stellung des Steuers nicht verändert. Das Manöver findet „auf der Stelle“ statt. Dieses Manöver wird nur zum Erfolg führen, wenn in die Drehrichtung, die der Radeffekt unterstützt, gewendet wird. So ist das Wenden auf engstem Raum möglich.  Das Boot sollte zunächst komplett zum Stehen kommen.  Steuerrad dann voll in die Richtung einschlagen, die der Radeffekt begünstigt (bei rechtsdrehender Schraube Steuerbord, bei linksdrehender Schraube Backbord).  Kurzer Vorwärtsschub (Boot dreht sich). Die Fahrtaufnahme durch kurzes Einlegen des Rückwärtsgangs abstoppen. Dabei wird das Heck durch die Wirkung des Radeffekts nach Backbord versetzt, während der Bug die Wende weiter nach Steuerbord fortsetzt.  Umgekehrt die Rückwärtsfahrt durch Gegenschub mit dem Vorwärtsgang abbrechen.  Die Schritte 3 und 4 sind solange bei unveränderter Ruderlage zu wiederholen, bis das Boot vollständig „auf der Stelle“ gedreht hat.  Dann mit langsamer Vorwärtsfahrt weiterfahren. RÜC KWÄRTS FAH R E N Im Rahmen der Prüfung kann es notwendig sein, dass Sie mit Ihrem Fahrzeug auch rückwärtsfahren müssen. Die folgenden Manöver werden meist nicht explizit geprüft. <?page no="195"?> 17.7. Sonstige Manöver 195 RÜCKWÄRTSFAHREN UNTER VERMEIDUNG ÜBERMÄßIGER BEANSPRU- CHUNG DES MOTORS Bei der Rückwärtsfahrt dreht sich die Schraube (und auch die Antriebswelle) entgegen ihrer eigentlichen Drehrichtung. Die Schraube ist in der Regel am Heck des Bootes. Beachten Sie, dass es je nach Bootstyp bei der Rückwärtsfahrt etwas länger dauert und der Motor mehr Kraft aufwenden muss, bis die Fahrtaufnahme spürbar ist, da die Anströmfläche des Bootskörpers nicht wie bei der Vorwärtsfahrt vorhanden ist. Bei der Rückwärtsfahrt sollten Sie beim Gas geben immer vorsichtig sein, um den Motor nicht übermäßig zu beanspruchen. Achtung! Zu schnelles Rückwärtsfahren kann zum Eindringen von Wasser am Heck führen. RÜCKWÄRTSFAHREN MIT RICHTUNGSÄNDERUNG Beachten Sie bei der Rückwärtsfahrt, dass die Lenkbewegung genau die entgegengesetzte Richtungsänderung bewirkt (Steuerrad nach rechts, Boot fährt rückwärts nach links). Abb. 99: Rückwärtsfahren mit Richtungsänderung Abb. 98: Rückwärtsfahren <?page no="196"?> 196 KAPITEL 17: PRAXIS MOTORBOOT MANÖVER ANK E RMANÖV E R Beim Ankermanöver fahren wir mit dem Motorboot (wie beim Rettungsmanöver) gegen Wind und Strom, stoppen das Boot auf und lassen den Anker zu Wasser. Dann setzen wir mit dem Boot so lange langsam zurück, bis der Anker spürbar hält. Abb. 100: Ankermanöver AN L EG E N VON S IC H E RUNG SMI T T E L N In der Prüfung wird möglicherweise von Ihnen verlangt, dass Sie Sicherungsmittel sicher und zügig anlegen können. Es gibt verschiedene Verschlusssysteme. Sie lernen in Ihrer praktischen Ausbildung mit Sicherheit gleich zu Beginn das Anlegen der Sicherungsmittel. Wir stellen Ihnen diese hier lediglich kurz vor. Abb. 101: Rettungsweste und Life Belt Konkret handelt es sich um:  Das Anlegen einer Rettungsweste (Schwimmweste)  Das Anlegen eines Life Belts (ein „Sicherungsgeschirr“, um sich an Bord zu befestigen, vornehmlich an Bord eines Segelbootes) Wind <?page no="197"?> KA PIT E L 18: P R AXI S S EG E L BOOT MANÖV E R Dieses Kapitel zeigt Ihnen die wichtigsten Manöver und Grundkenntnisse des Segelns, die Sie in der praktischen Segelausbildung erlernen. Die Praxisausbildung durch einen Ausbilder kann jedoch keinesfalls durch eine reine modellhafte Theorieausbildung ersetzt werden. 18.1. EIN FÜH R UNG UND G R UNDB EG R I F F E Bevor wir mit der Erklärung der Manöver beginnen, klären wir kurz einige wichtige Grundbegriffe zur Fahrtrichtung beziehungsweise zum Kurs fahren mit dem Segelboot. Abb. 102: Kurse Segeln  „Im Wind“ bedeutet, das Boot steht mit dem Bug in die Richtung, aus der der Wind kommt. Es hat so keinen Antrieb durch den Wind.  Unter „Am Wind“ versteht man, wenn das Boot hoch am Wind, also möglichst nahe am Wind segelt. Der Wind kommt dabei schräg von vorne. Die Segelstellung ist sehr dicht.  Unter „Halber Wind“ versteht man, wenn der Wind seitlich, idealerweise im Winkel um 90 Grad zur Schiffslinie kommt.  Unter „Raumer Wind“ oder auch „Raumschot-Stellung“ versteht man, wenn der Wind schräg von hinten kommt. Die Segel sind dabei sehr weit aufgefiert.  „Vor dem Wind (Vorwind)“ bedeutet, das Boot segelt vor dem Wind. Der Wind bläst also von hinten auf das Boot. Bei Vorwind ist es möglich und sinn- Im Wind Am Wind Halber Wind Vor dem Wind Segel auf einen Bug Vor dem Wind Schmetterling Raumer Wind <?page no="198"?> 198 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER voll um die maximale Segelfläche zu nutzen, ein Segel auf den anderen Bug zu setzen (Schmetterlingsstellung). Gerne werden auf Vorwindkursen auch Spinnaker gesetzt. Die folgende Übersicht zeigt, wie man mit dem Boot zum Wind stehen sollte, um den entsprechenden Kurs zu fahren. Abb. 103: Kurse Segeln  Unter Segeln auf „Backbordbug“ versteht man, wenn die Segel auf der Backbordseite (links) des Bootes stehen und der Wind aus steuerbord (also von rechts) auf das Boot weht.  Segeln auf „Steuerbordbug“ ist also im Umkehrschluss, wenn die Segel auf der Steuerbordseite (rechts) stehen und der Wind aus backbord (von links) weht.  Unter „Anluven“ versteht man, wenn das Boot eine Richtungsänderung hin zum Wind fährt, z.B. von „halbem Wind“ auf „am Wind“, ohne dabei die Segel auf den anderen Bug zu holen.  Unter „Abfallen“ versteht man, wenn das Boot eine Richtungsänderung weg vom Wind fährt, z.B. von „am Wind“ auf „halben Wind“, ohne dabei die Segel auf den anderen Bug zu holen. Wahrer Wind Wind von Steuerbord (Backbordbug) Wind von Backbord (Steuerbordbug) Im Wind Vor dem Wind Raumer Wind Am Wind <?page no="199"?> 18.2. Segel setzen und Segel bergen 199  Eine „Wende“ ist, wenn das Boot mit dem Bug durch den Wind fährt. Dabei müssen die Segel auf den anderen Bug gesetzt werden, da der Wind nach der Wende auf die andere Bootsseite weht.  Eine „Halse“ ist, wenn das Boot mit dem Heck durch den Wind fährt. Dabei müssen die Segel auf den anderen Bug gesetzt werden, da der Wind nach der Halse auf die andere Bootsseite weht. 18.2. S EG E L S E T Z E N UND S EG E L B E RG E N S E T Z E N D E R S EG E L Zunächst laufen Sie unter Motor aus dem Hafen aus und verlassen den Hafeneinfahrtsbereich. Sie fahren mit dem Boot exakt in den Wind, also direkt in die Richtung, aus der der Wind kommt, um ihm keine Angriffsfläche beim Segelsetzen zu bieten. Abb. 104: Segel setzen Teil 1 Dann bereiten Sie das Setzen der Segel vor. Sie prüfen zuerst alle Schoten und Fallen, dass diese frei laufen und mit dem Segel beziehungsweise Großbaum verbunden sind. Dann wird zunächst das Großsegel, anschließend das Vorsegel gesetzt. Viele Yachten verfügen über eine Rolleinrichung (Rollfock) des Vorsegels. Das Vorsegel ist dann „eingerollt“ und kann einfach und schnell durch Zug an der Rolleinrichtung gesetzt werden. Wind <?page no="200"?> 200 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER Der Ablauf und die Kommandosprache beim Setzen der Segel lauten:  Kommando Steuermann: „Klar zum Setzen des Großsegels“.  Die Mannschaft trifft die Vorbereitung zur Durchführung des Manövers: Die Großsegel werden frei gemacht, die Zeisinge (kurze Leine zum Beschlagen der Segel) entfernt, Schoten und Fallen geprüft.  Mannschaft: „Ist klar“ (wenn Vorbereitungen abgeschlossen sind).  Steuermann: „Großsegel setzen“.  Mannschaft setzt durch Zug am Großfall das Großsegel.  Der Steuermann hält dabei das Boot weiter im Wind.  Sobald das Großsegel vollständig gesetzt und das Großfall gesichert ist, kann die Dirk beziehungsweise eine alternative Baumstütze entfernt und das Segel dichtgeholt werden. Abb. 105: Segel setzen Teil 2 Anschließend wird das Vorsegel durch die Rolleinrichtung gesetzt. Alternativ kann das Vorsegel auch durch Ziehen am Fockfall gesetzt werden. Die Kommandosprache und das Procedere ist dann analog dem Setzen des Großsegels. Wind <?page no="201"?> 18.2. Segel setzen und Segel bergen 201 Abb. 106: Segel setzen Teil 3 Sind beide Segel gesetzt, kann die Fahrt unter Segel beginnen. Da das Boot „im Wind“ steht, muss zunächst in die gewünschte Fahrtrichtung abgefallen werden, um Fahrt aufzunehmen. Dazu wird das Ruder entsprechend gelegt, die Großschot dem gewünschten Kurs entsprechend dicht geholt und die Fock zunächst „back“ (entgegengesetzt) gehalten. Hierdurch versetzt sich das Boot in Bewegung aus dem Wind. Abb. 107: Segel setzen Teil 4 Wind Wind <?page no="202"?> 202 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER  Steuermann: „Klar zum Segeln auf Steuerbordbug“ (Mannschaft nimmt ihre Position ein).  Mannschaft: „Ist klar“ (wenn Vorbereitungen abgeschlossen sind). Großschot wird dichtgeholt, Steuermann fällt durch Ruderlegen leicht ab.  Steuermann: „Fock backhalten auf Backbordbug“.  Mannschaft hält Fock kurz back, der Steuermann fällt mit der Pinne solange ab, bis das Boot Fahrt aufnimmt, und steuert dann das Boot aus. Die Fock soll nun übergeholt werden.  Steuermann: „Hol über die Fock“. Nun wird die Fock auf den anderen Bug gesetzt und dichtgeholt. Nun fährt das Boot unter Segel auf Steuerbordbug. Abb. 108: Segel setzen Teil 5 B E RG E N D E R S EG E L Die Segel werden ebenso „im Wind“ eingeholt beziehungsweise geborgen, wie sie auch gesetzt werden. Der Vorteil der Stellung „im Wind“ ist, dass keine Kräfte auf die Segel einwirken. Um „in den Wind“ zu gelangen, wird zunächst ein „Aufschießer“ gefahren. Wind <?page no="203"?> 18.2. Segel setzen und Segel bergen 203 Abb. 109: Segel bergen Teil 1 Das Manöver „Aufschießer“ wird in Abschnitt 18.6. im Detail erklärt. Wurde das Manöver „Aufschießer“ gefahren, werden zunächst das Vorsegel, dann das Großsegel eingeholt. Ist das Boot mit einer Rolleinrichtung ausgestattet, kann die Fock auch bereits unter Fahrt vor der Durchführung des Aufschießers eingeholt werden. Sobald das Boot im Wind zum Stehen kommt, wird mit dem Bergen der Segel begonnen. Hier wird nur das Bergen des Großsegels beschrieben. Abb. 110: Segel bergen Teil 2 Wind Wind <?page no="204"?> 204 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER  Steuermann: „Klar zum Bergen des Großsegels“.  Mannschaft „Ist klar“ (sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, dabei werden die Dirk gesetzt, alternativ der Baumhalter bereitgestellt sowie die Großschot dicht gesetzt).  Steuermann „Hol nieder das Großsegel“.  Die Mannschaft lässt nun das Segel mit dem Großfall ab und legt es sauber zusammen. Danach wird auch die Fock geborgen und eingerollt. Die Mannschaft bestätigt, dass das Manöver abgeschlossen ist, mit dem Ruf: „Segel sind geborgen“. Abb. 111: Segel bergen Teil 3 18.3. KURS FAH R E N Beim Kursfahren ist es in der Regel so, dass der Prüfer einen neuen Kurs ansagt, den Sie dann fahren sollen. Im Gegensatz zum Kursfahren beim Motorboot wird hier nicht nach einer Gradzahl oder Himmelsrichtung gefahren, sondern einer der Kurse „Am Wind“, „Halber Wind“, „Raumer Wind“ oder auch „Vorwind“. In unserem illustrierten Beispiel wünscht der Prüfer eine Kursänderung bei Fahrt auf Backbordbug aus „halbem Wind“ hin zu dem neuen Kurs „Am Wind“. Wind <?page no="205"?> 18.4. Wende 205 Abb. 112: Kurs fahren Segeln  Der Steuermann gibt der Mannschaft die Anweisungen, was nun zu tun ist.  Kommando: „Neuer Kurs am Wind, holt dicht die Schoten“.  Der Steuermann steuert dann den gewünschten neuen Kurs, die Mannschaft holt dazu parallel die Segel dicht.  Der neue Kurs sollte dann sauber und konstant ohne Schlingern gefahren werden.  Wenn der Kurs sauber anliegt, bestätigt der Bootsführer nochmals durch die Ansage „Neuer Kurs am Wind liegt an“. Hier können Sie sich ein animiertes Video zum Kursfahren ansehen. 18.4. W E ND E Die Wende wird idealerweise aus einem „Am-Wind-Kurs“ gefahren, das heißt das Boot segelt bereits hoch am Wind. Der Wind kommt also schräg von vorn.  Wenn der Prüfer die Wende ansagt und das Boot noch nicht auf „Am-Wind- Kurs“ segelt, ist zuerst auf „Am-Wind-Kurs“ zu gehen (siehe Kapitel 18.3. Kursfahren).  Der Steuermann gibt das Kommando: „Klar zur Wende“. Neuer Kurs am W ind liegt an Neuer Kurs am W ind, holt dicht die Schoten Wind <?page no="206"?> 206 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER Abb. 113: Wende  Die Mannschaft macht sich für das Manöver bereit und bestätigt dem Schiffsführer dies mit dem Ruf „Ist klar“.  Der Steuermann kündigt durch das Kommando „Ree“ an, dass er die Wende einleitet, und steuert das Schiff durch Umlegen der Pinne mit dem Bug durch den Wind.  Die Segel wechseln dabei von der einen Bootsseite auf die andere.  Der Steuermann sagt der Crew mit dem Kommando „Über die Fock“ an, dass sie, sobald der Bug durch den Wind geht, die Fock auf die andere Bootsseite holt.  Die Mannschaft setzt die Fock und sich auf die andere Seite des Rumpfs um.  Danach bestätigt der Steuermann den neuen Kurs mit Ruf: „Neuer Kurs am Wind liegt an“.  Die Wende ist abgeschlossen. Das Boot segelt dann wieder auf „Am-Wind- Kurs“, jedoch mit Wind von der anderen Bootsseite als zuvor. Hier können Sie sich ein animiertes Video zur Wende ansehen. Wind Klar zur Wende Ist klar Ree Über die Fock Neuer Kurs Am W ind <?page no="207"?> 18.5. Halse 207 18.5. HA L S E Die Halse wird in der Regel aus einem „Raum-Wind-Kurs“ gefahren, das heißt der Wind kommt schräg von hinten. Abb. 114: Halse  Der Steuermann gibt das Kommando: „Klar zur Halse“.  Die Mannschaft macht sich für das Manöver bereit und bestätigt dem Schiffsführer dies mit dem Ruf „Ist klar“.  Der Steuermann kündigt durch das Kommando „Hol dicht die Großschot“ an, dass die Großschot und damit das Großsegel dicht geholt werden soll. Dies ist erforderlich, damit der Großbaum nicht unkontrolliert bei der Halse durchschlägt.  Die Mannschaft holt die Großschot dicht.  Wenn die Großschot dichtgeholt ist, kündigt der Steuermann durch das Kommando „Rund achtern“ an, dass er die Halse einleitet.  Er steuert das Schiff durch „Abfallen“ mit der Pinne mit dem Heck durch den Wind.  Zunächst fällt das Vorsegel ein. Sobald das Großsegel sichtbar beziehungsweise spürbar vom Wind gedrückt wird, soll dieses durch „Auffieren“ (Öffnen) der Großschot gelöst werden.  Dazu gibt der Steuermann das Kommando: „Fier auf die Großschot“. Wind Ist klar Neuer Kurs Raum er Wind Klar zur Halse Rund achtern Hol dicht die Großschot Fier auf die Großschot <?page no="208"?> 208 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER  Die Mannschaft fiert die Großschot auf, setzt dann das Großsegel und das Vorsegel auf den anderen Bug je nach Kurs fest und setzt sich auf den anderen Bug.  Der Steuermann sagt den neuen Kurs an: „Neuer Kurs raumer Wind“. Die Mannschaft setzt, falls noch nicht geschehen, die Segel auf „Raum-Wind- Kurs“-Stellung.  Die Halse ist abgeschlossen und das Boot segelt wieder auf einem „Raum- Wind-Kurs“, jedoch mit Wind von der anderen Bootsseite als zuvor. Hier können Sie sich ein animiertes Video zur Halse ansehen. 18.6. AUFS C HI Eß E R Der „Aufschießer“ ist ein Manöver, bei dem ein Segelboot aus einem gefahrenen Kurs heraus genau in den Wind gedreht wird, um das Boot zu stoppen. Dazu werden die Schoten vollständig gelöst. Abb. 115: Aufschießer  Der Steuermann gibt das Kommando: „Klar zum Aufschießer“.  Die Mannschaft macht sich für das Manöver bereit, geht an die Schotenenden und bestätigt dem Schiffsführer dies mit dem Ruf „Ist klar“. Wind Klar zum Aufschießer Ist klar Schoten los <?page no="209"?> 18.7. Rettungsmanöver mittels Wende 209  Der Steuermann kündigt durch das Kommando „Schoten los“ an, dass die Mannschaft die Schoten lösen soll, so dass die Segel frei beweglich im Wind hängen.  Die Mannschaft löst die Schoten.  Zeitgleich steuert der Steuermann das Boot durch eine entsprechende Bewegung der Pinne in den Wind.  Die Mannschaft setzt sich in die Mitte des Rumpfs, um das Boot zu stabilisieren.  Der Aufschießer ist abgeschlossen, wenn das Boot „im Wind“ zum Stehen gekommen ist und die Segel frei schwingend hängen, ohne dem Schiff dabei Antrieb zu geben. Schauen Sie sich das Manöver „Aufschießer“ auf Video an. 18.7. R E T TUNG SMANÖV E R MIT T E L S W E ND E Dieses Rettungsmanöver wird idealerweise aus „achterlichen Kursen“ gefahren. Achterliche Kurse sind raumer Wind und Vorwind.  Nachdem der Mann (in der Übung eine Boje, Fender oder Rettungsring) über Bord gegangen ist, ruft der Steuermann: „Mann über Bord, Rettungsmittel ausbringen, Ausguck stellen“.  Ein Mitglied der Mannschaft stellt den Ausguck und fixiert beziehungsweise beobachtet den über Bord gegangenen Mann. Zusätzlich bestätigt es dem Steuermann, dass der Ausguck gestellt wurde, durch den Ruf „Ausguck steht“.  Der Steuermann segelt auf „Raumwindkurs“ circa drei bis fünf Bootslängen vom überbordgegangenen Mann weg, um die nötige Höhe für das Manöver (späteres Aufschießen) zu erreichen. Liegt „Raumwindkurs“ nicht an, wird dazu zunächst auf „Raumwindkurs“ gegangen.  Dann lässt der Steuermann auf „Am-Wind-Kurs“ gehen. Dies sagt er der Mannschaft durch das Kommando: „Neuer Kurs Am Wind, holt dicht die Schoten“ an.  Die Mannschaft holt die Schoten dem Kurs entsprechend dicht.  Dann wird eine Wende gefahren. <?page no="210"?> 210 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER  Nachdem die Wende gefahren wurde, wird der Überbordgegangene mit einem seitlichen Querabstand von drei bis fünf Bootslängen angesteuert. Der Kurs und die Segelstellung sind entsprechend zu wählen. Es muss gegebenenfalls „abgefallen“ werden. Der Überbordgegangene soll dann durch Fahren eines „Aufschießers“ geborgen werden. Das Boot soll auf seiner Höhe zum Stehen kommen.  Die Höhe des seitlichen Abstands hängt vom Gleitverhalten und der Fahrtgeschwindigkeit des Bootes ab. „Je höher die Fahrtgeschwindigkeit, umso weiter der Abstand.“  Dann wird ein Aufschießer durchgeführt.  Der Steuermann gibt das Kommando: „Bereit machen zum Mann aufnehmen“.  Das Boot kommt idealerweise neben dem Überbordgegangenen zum Stehen.  Steuermann gibt das Kommando zum Bergen des Manns: „Mann beziehungsweise Person aufnehmen“.  Die Person wird aufgenommen. Schauen Sie sich das Manöver „Rettung mittels Wende“ auf Video an. 18.8. R E T TUNG SMANÖV E R MIT T E L S HAL S E Dieses Rettungsmanöver wird idealerweise aus „Am-Wind-Kursen“ gefahren. Schauen Sie sich das Manöver „Rettung mittels Halse“ auf Video an.  Nachdem der Mann (in der Übung eine Boje, Fender oder Rettungsring) über Bord gegangen ist, ruft der Steuermann: „Mann beziehungsweise Person über Bord, Rettungsmittel ausbringen, Ausguck stellen“.  Ein Mitglied der Mannschaft stellt den Ausguck und fixiert beziehungsweise beobachtet den über Bord gegangenen Mann. Zusätzlich bestätigt es dem Steuermann, dass der Ausguck gestellt wurde, durch den Ruf „Ausguck steht“.  Der Steuermann segelt auf „Am-Wind-Kurs“ drei bis maximal fünf Bootslän- <?page no="211"?> 18.9. Beidrehen 211 gen weiter vom Mann weg, um die nötige Höhe für das Manöver (späteres Aufschießen) zu erreichen. Liegt „Am-Wind-Kurs“ nicht an, wird zunächst auf „Am-Wind-Kurs“ gegangen.  Dann lässt der Steuermann bis auf „raumen Wind“ abfallen. Dies sagt er der Mannschaft durch das Kommando: „Neuer Kurs raumer Wind, fiert auf die Schoten“ an.  Die Mannschaft fiert die Schoten dem entsprechenden Kurs auf.  Liegt der „Raumwindkurs“ an, wird eine Halse gefahren.  Nachdem die Halse gefahren wurde, wird der „Überbordgegangene“ mit einem seitlichen Abstand von drei bis fünf Bootslängen angesteuert. Der Kurs und die Segelstellung sind entsprechend zu wählen. Es muss gegebenenfalls entsprechend „angeluvt“ werden. Der Überbordgegangene soll dann durch Fahren eines „Aufschießers“ geborgen werden und das Boot auf seiner Höhe zum Stehen kommen.  Dann wird der Aufschießer durchgeführt.  Der Steuermann lässt die Mannschaft sich auf die Aufnahme an Bord des Manns vorbereiten, indem er das Kommando: „Bereit machen zum Mann aufnehmen“ gibt.  Das Boot kommt idealerweise neben dem „Überbordgegangenen“ zum Stehen.  Der Steuermann gibt das Kommando zum Bergen des Manns: „Mann aufnehmen“, und der Mann wird aufgenommen. Tipp: Die Höhe des seitlichen Abstands vor dem Aufschießer hängt maßgeblich davon ab, wie viel Fahrt das Boot hat. Bei schneller Fahrt muss mehr seitlicher Abstand, bei langsamer Fahrt sollte weniger Abstand gehalten werden. 18.9. B E ID R E H E N Unter Beidrehen beziehungsweise Beiliegen versteht man, das Boot in eine Art „stabile Seitenlage“ zu bringen, um beispielsweise Reparaturen an Bord durchzuführen oder um ein verletztes Mannschaftsmitglied zu versorgen. Beim Manöver selbst handelt es sich um eine „nicht abgeschlossene Wende“. Dabei wird eine Wende gefahren. Die Fock bleibt dabei aber belegt (das heißt <?page no="212"?> 212 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER sie wird nicht wie bei der Wende gelöst) und wird nicht auf die andere Bootsseite übergeholt. Das Großsegel wird nach der gefahrenen Richtungsänderung leicht gefiert, das Ruder dann etwas in Richtung Luv (Pinne in Richtung Lee) gesetzt. Durch die entgegengesetzten Segel heben sich die durch den Wind auf das Segel wirkenden Kräfte nahezu auf. Das Boot liegt nun ruhig und stabil „beigedreht“, befindet sich aber mit sehr langsamer Geschwindigkeit in Fahrt. Zur vollen Weiterfahrt werden die Wende „zu Ende gefahren“ und die Fock überholt. Abb. 116: Beidrehen Der Ablauf und die Kommandosprache bei Durchführung des Beidrehens lauten:  Steuermann: „Klar zum Beidrehen“ (Vorbereitung zur Durchführung treffen).  Mannschaft: „Ist klar“ (wenn Vorbereitungen abgeschlossen sind).  Steuermann: „Ree“ (Wende wird eingeleitet).  Mannschaft: Fock bleibt belegt, kein Überholen; leichtes Auffieren des Großsegels.  Steuermann: Ruder etwas nach Luv legen (Pinne nach Lee). Schauen Sie sich das Manöver „Beidrehen" als Onlinetraining an. Wind Klar zum Beidrehen Ist klar Ree <?page no="213"?> 18.10. Schiften (auch: Shiften) 213 18.10. S C HIF T E N (auch: S hiften) Schiften bezeichnet ein Segelmanöver, bei dem, ausgehend von einem Vorwindkurs, ein oder mehrere Segel auf die andere Bugseite gesetzt werden, ohne dabei den Kurs wesentlich zu ändern. Ziel des Schiftens kann beispielsweise das Einleiten oder Beenden der „Schmetterlingsstellung“ sein, um möglichst viel Segelfläche auf einem Vorwindkurs zu setzen. Schiften wird in der Literatur oft auch als Shiften bezeichnet. Geschiftet wird auch, um eine notwendige Kursänderung vorzubereiten oder um auf leichte Windrichtungsänderungen zu reagieren, ohne dabei die Fahrtrichtung wesentlich zu ändern. Durch Schiften kann die Ausweichpflicht unter gleichberechtigten Segelbooten geändert werden. Entscheidend ist dabei die Stellung des Großsegels. Es gilt Backbordbug vor Steuerbordbug. Das Manöver entspricht dem einer Halse, jedoch ohne wesentliche Änderung des Kurses. Unser Schiff im Beispiel fährt einen Vorwindkurs auf Steuerbordbug mit weit gefierten Segeln. Nun soll zunächst das Vorsegel beziehungsweise die Fock auf die andere Seite gesetzt, dann einige Meter mit der „Schmetterlingsstellung“ weiter gesegelt und anschließend das Großsegel auf die andere Bugseite gesetzt werden. Der Ablauf und die Kommandosprache beim Schiften sind dann wie folgt: Abb. 117: Schiften - Überholen des Vorsegels Wind Klar m achen zum Fock überholen auf Backbordbug Ist klar Hol über die Fock <?page no="214"?> 214 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER  Kommando Steuermann: „Klar machen zum Überholen der Fock auf Steuerbordbug“.  Steuermann fällt solange vorsichtig ab, bis die Fock / das Vorsegel einfällt.  Kommando: „Hol über die Fock“.  Mannschaft: die Fock wird übergeholt, der Steuermann steuert das Boot aus, so dass beide Segel stehen.  Das Boot segelt nun in der „Schmetterlingsstellung“. Tipp: Die Mannschaft sitzt beim Schiften idealerweise auf der Seite des Großbaumes, um so mit Gewichtstrimm zusätzlich das Rückschlagen des Baumes zu verhindern. S C HI F T E N - ÜB E R HO L EN D E S VO RS EG E L S Nun soll auch das Großsegel auf den anderen Bug gesetzt werden.  Steuermann: „Klar zum Schiften“ (Vorbereitungen zur Durchführung einer Halse treffen).  Mannschaft: „Ist klar“ (wenn Vorbereitungen abgeschlossen sind).  Steuermann: „Hol dicht die Großschot“.  Mannschaft: Großschot wird dichtgeholt. Steuermann wartet ab, bis die Großschot dichtgeholt ist.  Steuermann: „Rund achtern“ (Einleitung der Halse durch kurzes und vorsichtiges Ruderlegen, Kurs wird beibehalten). Der Wind greift hinter das Großsegel und drückt es auf die andere Seite. Das Großsegel dann weit auffieren, dabei sanft Gegenruder legen, um das Boot zu stabilisieren. <?page no="215"?> S C HI F T E N - ÜB E R HO L EN D E S GROß S EG E L S Abb. 118: Schiften - Überholen des Großsegels 18.11. ANK E RMANÖV E R UNT E R S EG E L Beim Ankermanöver unter Segel wird zunächst ein Aufschießer gefahren. Sobald das Boot vollständig zum Stillstand gekommen ist, wird der Anker zügig zu Wasser gelassen. Wichtig ist dabei, dass die Ankerleine (mindestens die fünffache Wassertiefe) beziehungsweise Ankerkette (mindestens die dreifache Wassertiefe) lange genug zu Wasser gelassen wird. Das Boot wird dann durch den Seegang solange treiben gelassen oder unter Motor leicht zurückgesetzt, bis der Anker spürbar greift. Der Ablauf des Manövers „Ankermanöver und Segel“ ist wie folgt:  Steuermann: „Klar machen zum Ankern“ (Vorbereitung zur Durchführung treffen).  Mannschaft: „Ist klar“ (wenn Vorbereitungen abgeschlossen sind).  Steuermann: „Klar zum Aufschießer“.  Mannschaft: „Ist klar“.  Steuermann: „Schoten los“ und Lenkbewegung in Windrichtung.  Mannschaft löst Großschot und Vorschot. Boot gleitet bis zum Stillstand. Wind Klar m achen zum Shiften Ist klar Rund achtern Hol dicht die Großschot Vier auf die Großschot <?page no="216"?> 216 KAPITEL 18: PRAXIS SEGELBOOT MANÖVER Abb. 119: Ankermanöver  Steuermann: „Anker setzen“.  Mannschaft lässt den Anker zu Wasser. 18.12. R E F F E N Unter Reffen versteht man das Verkleinern der Segelfläche. Dies ist bei starkem Wind erforderlich, um eine zu starke Krängung des Schiffs zu verhindern, den Ruderdruck zu senken und um das Rigg und das Segeltuch zu entlasten. Dabei werden je nach Besegelung die Segel entweder gegen kleinere Segel getauscht - die Vorgehensweise ist dann analog dem „Segel setzen“ und „Segel bergen“ - oder die Segelfläche der Besegelung wird verkleinert. Moderne Yachten sind oft mit Rollreffeinrichtungen ausgestattet. Dort werden dann Segelteilflächen „eingerollt“. Wir beschreiben hier das Reffen klassisch durch die Verkleinerung des Großsegels mit einem Bindereff. Zum Reffen eignet sich idealerweise der „Am Wind“-Kurs. Das Boot läuft dann während des Reffens alleine mit dem Vorsegel weiter. Ausgehend von einem „Am Wind“-Kurs läuft das Reffen idealtypisch wie folgt ab: Zunächst wird der Großbaum-Niederholer, anschließend die Großschot gelöst. Das Segel killt nun. Im Anschluss wird das Großfall gefiert, der Großbaum wird dabei entweder von der Dirk gehalten oder hängt durch. Das Segel wird dann durch die Reffösen im Segel „eingebunden“. Das Großfall wird anschließend wieder durchgesetzt und die Großschot dichtgeholt. Wind Klar zum Ankern Ist klar Schoten los Klar zum Aufschießer Ist klar Anker setzen <?page no="217"?> KA PIT E L 19: P R AXI S KNOT EN In der praktischen Prüfung müssen Sie insgesamt acht Knoten beherrschen. Die Knoten müssen auf Anhieb sitzen. Hier sehen Sie nochmals, welche Knoten dies im Einzelnen sind:  Achtknoten  Kreuzknoten  Webleinstek  Roringstek  Einfacher Schotstek  Doppelter Schotstek  Palstek  Belegen einer Klampe Abb. 120: Knoten Lernen Sie alle acht Knoten mit unseren Knotenvideos. <?page no="218"?> KA PIT E L 20: P R AXI S ZU SAT ZAU S BI L DUNG NAVI GATION Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick, welche Inhalte Sie in der freiwilligen Zusatzprüfung Navigation im Rahmen der praktischen Motorbootprüfung beherrschen sollten. Dieses Kapitel baut wesentlich auf dem Kapitel 9 „Navigation“ auf. 20.1. NAVIGAT ION AM B OD E N S E E Die am Bodensee hauptsächlich angewandte Navigationsform ist die terrestrische Navigation. Unter der terrestrischen Navigation versteht man die Bestimmung seiner Position auf See mit Hilfe der Seekarte und dem Erkennen von in der Karte erkennbaren Orientierungspunkten mit dem bloßen Auge oder dem Fernglas. Zur Bestimmung der eigenen Position wird eine „Kreuzpeilung“ durchgeführt. Vereinfacht gesagt werden bei der „Kreuzpeilung“ zwei bekannte Objekte angepeilt und die gemessenen Peilungen in die Seekarte eingezeichnet. Dies können beispielsweise Kirchtürme, besondere Gebäude, Hafeneinfahrten, Flussmündungen, Seezeichen oder andere markante Orte sein, die in der Seekarte eingetragen sind. Am Schnittpunkt ist die eigene Position. Schauen Sie sich das Video zur Navigation am Bodensee an. 20.2. KOMPA S S NAV I GAT ION Das wichtigste Instrument der terrestrischen Navigation ist der Kompass. Für den richtigen Umgang ist es wichtig, die Zuordnung der Gradzahlen zu den Himmelsrichtungen zu kennen. Die hauptsächlich eingesetzte Kompassart ist der Magnetkompass. <?page no="219"?> 20.3. Berücksichtigung von Missweisung und Ablenkung 219 Abb. 121: Gradzahlen Magnetkompass 20.3. B E RÜC KS IC H TI GUNG VON MI S SW EI S UNG UND AB L E NKUNG Der Magnetkompass reagiert auf Magnetismus. Er richtet sich am Magnetfeld der Erde aus, reagiert aber auch auf andere Magnetfelder. Bei der Navigation mit dem Magnetkompass ist zu berücksichtigen, dass die vom Kompass angezeigte Gradzahl möglicherweise durch Schiffsmagnetismus und Erdmagnetismus verfälscht wird. Diese „Verfälschung“ wird als „Magnetkompassfehlweisung“ bezeichnet. Mit dem Magnetkompass gemessene Peilungen müssen vor der Übertragung in die Seekarte um die „Fehlweisung“ bereinigt werden. Die Details hierzu haben Sie bereits in Kapitel 9 „Navigation“ gelernt. Abb. 122: Magnetkompassfehlweisung Dabei wird die durch Missweisung und Ablenkung verursachte Verfälschung in östliche Richtung mit „+“ und in westliche Richtung mit „-“ angegeben und bei der Umrechnung berücksichtigt. Ablenkung/ Deviation Missweisung/ Deklination Erdmagnetismus Schiffsmagnetismus Magnetkompassfehlweisung NO SW NW SO 270 W 180 S 90 O 0 360 N NO SW NW SO 270 W 270 W 180 S 180 S 90 O 90 O 0 360 N 0 360 N 0 Grad bzw. 360 Grad 90 Grad 180 Grad 270 Grad Osten Norden Süden Westen <?page no="220"?> 220 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION 20.4. B E R E INI GUNG UM A B L ENKUNG UND MI S SW EI S UNG Immer wenn per Magnetkompass vorgenommene Peilungen in die Seekarten eingetragen werden sollen, müssen diese zunächst um die Fehlweisung, also die Magnetkompassablenkung und die Missweisung berichtigt werden. Dabei wirkt die Verfälschung entweder in westliche oder in östliche Richtung. In diesem Beispiel ist die Ablenkung 18° westlich, die Missweisung 2° östlich. Abb. 123: Bereinigung Ablenkung und Missweisung 1 Wenn Kurse oder Peilungen aus der Seekarte entnommen werden, müssen diese ebenso wieder auf den Magnetkompass um die Fehlweisung umgerechnet werden: Abb. 124: Bereinigung Ablenkung und Missweisung 2 Merke: Man rechnet vom „richtigen“, rechtweisenden Kurs (rwK) zum falschen Kurs (mwK) mit umgekehrtem (falschem) Vorzeichen und vom „falschen“ Kurs (MgK) zum richtigen Kurs (rwK) mit richtigem Vorzeichen. Anhand des folgenden Beispiels soll die Bereinigung eines geplanten Kurses um die Ablenkung und die Missweisung veranschaulicht werden. <?page no="221"?> 20.4. Bereinigung um Ablenkung und Missweisung 221 Abb. 125: Beispiel Bereinigung und Ablenkung und Missweisung Beispiel: Sie stehen am 5.6.2016 mit Ihrem Fahrzeug zwischen Langenargen und Kressbronn und peilen den Turm des Schlosses Montfort in Langenargen (siehe Abbildung). Die abgelesene Magnetkompasspeilung ergibt 330 Grad. Aus der Kompassrose in der Seekarte entnehmen Sie eine Ortsmissweisung von +1,5 Grad für das Jahr 2014 und eine jährliche Veränderung von +0,1 Grad. Die Ablenkung entnehmen Sie der Ablenkungstabelle des Bootes, sie beträgt hier -10 Grad. Sie berichtigen zunächst die Missweisung auf das aktuelle Kalenderjahr: Missweisung Karte aus 2014: + 1,5° E (E = Ost) jährliche Veränderung (2 Jahre): + 0,2° E (für jedes Jahr + 0,1° E) Missweisung Jahr 2016: + 1,7° E Folgender Rechenweg führt dann zur rechtweisenden Peilung (rwP): Magnetkompasspeilung (MgP) 330° Magnetkompassablenkung (Abl.) - 10° missweisende Peilung (mwP) 320° Missweisung (Mw) + 1,7° rechtweisende Peilung (rwP) 321,7° <?page no="222"?> 222 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION Die so bereinigte Peilung von 321,7 Grad kann nun in die Seekarte eingezeichnet werden. In unserem Beispiel „verfälscht“ also die Ablenkung 10 Grad in die westliche (-) und die Missweisung von 1,7 Grad in östliche Richtung (+). 20.5. P O S I TION S B ES T IMMUNG P E R K R E UZ P E ILUNG Zur Bestimmung der eigenen Position wird im Rahmen der terrestrischen Navigation eine Kreuzpeilung durchgeführt. Dabei werden zwei bekannte und erkennbare Objekte angepeilt und die gemessenen Peilungen, bereinigt um Ablenkung und Missweisung, dann als Standlinien in die Seekarte eingezeichnet. Am Schnittpunkt der beiden Standlinien ist die eigene Position. D URC H FÜHR UNG D E R K R E UZ P E I LUNG Hierbei ist zu beachten, dass die Peilobjekte feste und auf See sichtbare wie auch in der Seekarte klar erkennbare Objekte sein müssen. Geeignet sind dabei vor allem Kirchtürme oder andere markante Gebäude, Flussmündungen, Hafeneinfahrten, Landestege oder Seezeichen. Abb. 126: Kreuzpeilung <?page no="223"?> 20.5. Positionsbestimmung per Kreuzpeilung 223 Die beiden Peilobjekte sollten idealerweise im Abstand von 90 Grad liegen, um eine möglichst genaue Positionsbestimmung vornehmen zu können. Eine Toleranz von je 30 Grad, also ein Abstand der Peilobjekte untereinander von mindestens 60 Grad und höchstens 120 Grad ist dabei noch akzeptabel. Das Peilergebnis kann durch Durchführung einer oder mehrerer weiterer Peilungen kontrolliert oder verbessert werden. Wir gehen bei der Kreuzpeilung schematisch wie folgt vor:  Auswahl von zwei geeigneten Peilobjekten, die die erwähnten Voraussetzungen erfüllen.  Peilen der beiden Objekte mit dem Handpeilkompass.  Bereinigen des gepeilten Kurses um Missweisung und Ablenkung.  Einzeichnen von Standlinien der gepeilten Objekte mit der entsprechenden Gradzahl in die Seekarte. Abb. 127: Standlinien  Der Schnittpunkt der beiden Linien ergibt die Position.  Sollten Sie sich der Peilung nicht sicher sein, führen Sie eine dritte Peilung durch. <?page no="224"?> 224 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION  Entweder diese Peilung schneidet Ihre erste Peilung, oder  es entsteht durch Einzeichnen der dritten Peilung ein Dreieck. Dieses Dreieck stellt Ihre potenzielle Position dar. Je kleiner das Dreieck, umso genauer ist Ihre Position. A B L ES E N D E R KOO R D INAT E N AU S D E R S E E KART E Um die per Kreuzpeilung in der Karte ermittelte Position beispielsweise im Notfall einem Retter mitteilen zu können, ist es wichtig, diese auch richtig aus der Seekarte ablesen zu können. Positionen werden als Koordinaten durch Angabe ihrer Lage auf dem jeweiligen Längen- und Breitengrad angegeben. Abb. 128: Ablesen der Koordinaten Längengrade werden am oberen oder unteren Kartenrand, Breitengrade an den seitlichen Kartenrändern abgelesen. <?page no="225"?> 20.6. Arbeiten mit der Seekarte 225 20.6. A R B EIT E N MI T D E R S E E K ART E In den folgenden Abschnitten lernen Sie, wie Sie mit der Seekarte arbeiten. Oft wird auch im Rahmen der Zusatzprüfung Navigation die Seekarte benutzt und der Prüfer prüft, ob Sie mit der Seekarte umgehen können. KURS P L ANUNG Das folgende Beispiel veranschaulicht das Vorgehen bei der Kursplanung: Angenommen, Sie wollen spät abends mit Ihrem Boot von Langenargen am deutschen Ufer nach Romanshorn in der Schweiz fahren. Planen Sie den Kurs, den Sie dann zu fahren haben. Um den Kurs zu bestimmen, den Sie mit Ihrem Fahrzeug fahren sollten, gehen Sie wie folgt vor:  Legen Sie Ihr Kursdreieck an den Ausgangspunkt (Langenargen) und den Zielpunkt (Romanshorn) in der Karte an.  Verschieben Sie das Kursdreieck zum nächsten Meridian (halber Längenkreis auf der Erde) mit Hilfe des Anlagedreiecks.  Lesen Sie den Kurs (Winkel) am Kursdreieck ab. <?page no="226"?> 226 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION Abb. 129: Kursplanung  Bereinigen Sie den Kurs um Missweisung und Ablenkung, um richtig zu steuern.  Als Ergebnis erhalten Sie den Magnetkompasskurs, nach dem Sie Ihr Fahrzeug navigieren können. E INT R AG E N E IN E R P O S IT ION Das folgende Beispiel veranschaulicht das Vorgehen beim Eintragen einer Position in die Seekarte: <?page no="227"?> 20.6. Arbeiten mit der Seekarte 227 Sie sollen eine Position, beispielsweise 47° 38,0` N (Nord) und 009° 29,0` E (Ost), in die Seekarte eintragen. Abb. 130: Eintragen einer Position in die Karte Hierzu sollten Sie wie folgt vorgehen:  Suchen Sie die angegebene Breite der Position am linken Kartenrand (47° 38,0` N).  Zeichnen Sie sich bei Bedarf eine Hilfslinie orthogonal (rechtwinklig) zum Kartenrand, um die Breite der Position einzuzeichnen.  Suchen Sie die angegebene Länge der Position am oberen Kartenrand (009° 29,0` E).  Zeichnen Sie sich bei Bedarf eine Hilfslinie orthogonal zum Kartenrand, um die Länge der Position einzuzeichnen.  Der Schnittpunkt ist die Position. Tragen Sie die Koordinaten neben der Position ein: 47° 38,0` N (Nord) und 009° 29,0` E (Ost). A B L ES E N E IN E R P O S I T ION Das folgende Beispiel veranschaulicht das Vorgehen beim Ablesen der Position aus der Seekarte: Ihnen wird ein Objekt in der Seekarte vorgegeben, dessen Position Sie bestimmen sollen; beispielsweise das Seezeichen 42 „Schussengrund“. <?page no="228"?> 228 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION Abb. 131: Ablesen einer Position Hierzu sollten Sie wie folgt vorgehen:  Nehmen Sie Ihr Kursdreieck und legen Sie dieses in der Horizontalen an dem Objekt an.  Verschieben Sie Ihr Kursdreieck parallel bis zum linken Kartenrand. Verwenden Sie bei Bedarf als Hilfsmittel das Anlegedreieck.  Lesen Sie die Breite der Position ab und notieren Sie sich diese. <?page no="229"?> 20.6. Arbeiten mit der Seekarte 229  Legen Sie Ihr Kursdreieck dann vertikal an das Objekt an. Bei Bedarf verschieben Sie es ebenso parallel bis zum oberen Kartenrand.  Lesen Sie dann den Längengrad der Position ab und notieren Sie sich diesen: 47° 38,0` N (Nord) und 009° 29,0` E (Ost). E INT R AG E N E IN ES KURS E S Das folgende Beispiel veranschaulicht das Vorgehen beim Eintragen eines Kurses in die Seekarte: Sie sollen einen vorgegebenen Kurs in die Seekarte eintragen. Meist wird die Ausgangsposition vorgegeben (vergleiche „Eintragen einer Position“). Nun gehen Sie wie folgt vor:  Hinterfragen Sie, ob der gegebene Kurs bereits ein rechtweisender Kurs ist.  Ist der Magnetkompasskurs gegeben, ist er noch um die Fehlweisung (Ablenkung und Missweisung) zu bereinigen.  Legen Sie Ihr Kursdreieck an den nächsten Meridian (0°-Linie) an der Ausgangsposition parallel an.  Drehen Sie Ihr Kursdreieck nun, bis der gesuchte Kurs am Meridian abgelesen werden kann. <?page no="230"?> 230 KAPITEL 20: PRAXIS ZUSATZAUSBILDUNG NAVIGATION Abb. 132: Eintragen eines Kurses  Legen Sie das Anlegedreieck an das Kursdreieck an und verschieben Sie es solange, bis es die Ausgangsposition schneidet.  Zeichnen Sie den Kurs von der Ausgangsposition in die Seekarte mit der Gradzahl ein. A B L ES E N VON D I S TANZ E N Das folgende Beispiel veranschaulicht das Vorgehen beim Ablesen von Distanzen aus der Seekarte: Sie werden gebeten, Distanzen aus der Seekarte abzulesen, um beispielsweise zu bestimmen, wie weit es von Ihrer aktuellen Position bis nach Friedrichshafen ist. Hierzu müssen Sie wie folgt vorgehen:  Nehmen Sie den Zirkel und spannen Sie ihn über die zu messende Distanz auf.  Fahren Sie mit dem Zirkel, ohne Änderung der Spannweite, an den linken Kartenrand. <?page no="231"?> 20.6. Arbeiten mit der Seekarte 231 Abb. 133: Ablesen von Distanzen  Lesen Sie die Distanz ab. Eine Breitenminute entspricht dabei einer Seemeile.  Der abgelesene Wert entspricht also der gemessenen Distanz in Seemeilen.  Notieren Sie sich Ihr Ergebnis: Distanz: 2 Seemeilen beziehungsweise 3,704 Kilometer. Wie Sie Seemeilen in Kilometer und umgekehrt umrechnen, können Sie im Theorieteil auf Seite 86 f. nachlesen. <?page no="232"?> KA PIT E L 21: P R AXI S P RÜF UN G Bei der Praxisprüfung ist zu unterscheiden, ob Sie die Praxisprüfung für das Motorboot oder für das Segelboot ablegen. 21.1. P R AX I S P RÜF UNG MOTO R B OOT Bei der praktischen Prüfung auf dem Motorboot müssen Sie die folgenden Manöver sicher beherrschen:  Anlegen über Steuerbord und Backbord  Ablegen über Steuerbord und Backbord  Mann über Bord-Manöver  Wenden auf engem Raum  Knoten (siehe Kapitel Knoten)  Einfahren in eine Box beziehungsweise in einen Liegeplatz  Ankermanöver  Rückwärtsfahren mit Richtungsänderung  Rückwärtsfahren unter Beanspruchung des Motors  Anlegen eines Lifebelts oder einer Rettungsweste 21.2. P R AX I S P RÜF UNG S EG E L BOOT Bei der praktischen Prüfung auf dem Segelboot müssen Sie die folgenden Manöver sicher beherrschen:  Kursfahren (Am Wind, halber Wind, raumer Wind, Vorwind)  Wende  Halse  Rettungsmanöver mittels Wende  Rettungsmanöver mittels Halse  Knoten (siehe Kapitel Knoten)  Beidrehen  Schiften <?page no="233"?> 21.3. Prüfung Zusatzausbildung Navigation 233 Wird in der Prüfungsordnung erwähnt, jedoch selten geprüft:  Ankermanöver  Anlegen eines Lifebelts oder einer Rettungsweste 21.3. P RÜFUNG Z U SATZAU S B IL D UNG NAV I GAT ION In der Zusatzausbildung Navigation soll jeder Prüfling im Rahmen der praktischen Motorbootprüfung ein oder mehrere frei wählbare Objekte an Land peilen und dem Prüfer die Peilung mitteilen und danach das Vorgehen einer Kreuzpeilung beschreiben. Anbei haben wir Ihnen einen typischen Dialog zwischen Prüfer und Prüfling im Rahmen der Prüfung aufgeschrieben. Bei mehreren Prüflingen fragt der Prüfer die Fragen meist der Reihe nach, je eine pro Prüfling: Prüfer: Wie können Sie hier am Bodensee Ihre Position bestimmen? Prüfling: Mittels einer Kreuzpeilung beziehungsweise mit terrestrischer Navigation. Prüfer: Was machen Sie dann genau? Prüfling: Ich nehme einen Handpeilkompass und peile zwei Landmarken. Prüfer: Gut, dann machen Sie das. Prüfling: Nimmt den Handpeilkompass und peilt Landmarken. Prüfer: Welche Voraussetzungen müssen die Landmarken haben, die Sie peilen? Prüfling: Sie müssen fest, erkennbar und in der Seekarte eingetragen sein. Prüfer: Welche weitere Voraussetzung müssen die beiden Landmarken erfüllen? Prüfling: Sie sollten idealerweise im Winkel von 90 Grad zueinander stehen. Prüfer: Wieso genau 90 Grad? Prüfling: Weil hier ein potenzieller Peilfehler möglichst gering ist. Prüfer: Gut, jetzt haben Sie zwei Peilungen, wie geht es weiter? Prüfling: Ich bereinige die Peilungen um die Ablenkung und die Missweisung. <?page no="234"?> 234 Kapitel 21: PRAXISPRÜFUNG Prüfer: Und was ist die Ablenkung? Prüfling: Die Ablenkung ist die Auswirkung von Schiffsmagnetismus auf den Kompass. Prüfer: Wie nennt man die Ablenkung noch? Prüfling: Deviation. Prüfer: Und woher wissen Sie, wie hoch die Ablenkung bei diesem Boot hier ist? Prüfling: Aus der Ablenkungstabelle. Prüfer: Und was ist dann die Missweisung? Prüfling: Die Missweisung resultiert daraus, dass der Magnetische Nordpol nicht gleich dem Geografischen Nordpol ist. Prüfer: Und woher wissen Sie, wie hoch die Missweisung hier am Bodensee ist? Prüfling: Die Missweisung ist in der Seekarte angegeben. Sie steht in der Kompassrose. Prüfer: Und diese gilt überall? Prüfling: Nein. Nur an diesem Ort, deswegen sagt man auch Ortsmissweisung. Prüfer: Und wie nennt man die Missweisung noch? Prüfling: Deklination. Prüfer: Angenommen, Sie haben Ihre Peilungen um die Ablenkung und die Missweisung bereinigt. Wie geht es weiter? Prüfling: Ich zeichne die bereinigten Peilungen in die Seekarte ein. Prüfer: Wie nennt man die eingezeichneten Peilungen? Prüfling: Man nennt dies Standlinien, da es die Linien sind, auf denen ich potenziell mit meinem Fahrzeug stehe. Prüfer: Und wo befinden wir uns jetzt? Prüfling: Wir befinden uns näherungsweise auf dem Schnittpunkt der beiden Standlinien. <?page no="235"?> 21.3. Prüfung Zusatzausbildung Navigation 235 Prüfer: Und was machen Sie, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie richtig gepeilt haben? Prüfling: Dann mache ich eine dritte Peilung und zeichne noch eine Standlinie ein. Wenn diese dritte Peilung die ersten beiden Peilungen schneidet, so habe ich ganz exakt richtig gepeilt. Prüfer: Und was, wenn nicht? Prüfling: Dann entsteht ein Dreieck. Prüfer: Was bedeutet dieses Dreieck? Prüfling: Das Dreieck ist meine Standfläche, also die Fläche, auf der ich potenziell stehe. Prüfer: Angenommen, Sie haben richtig gepeilt. Wie können Sie einer dritten Person am Telefon mitteilen, wo Sie sind? Prüfling: Indem ich die Koordinaten der Position aus der Seekarte ablese. Prüfer: Beschreiben Sie, wie Sie das machen. Prüfling: Ich lese die Breitengrade am rechten und linken Kartenrand ab und die Längengrade am oberen und unteren Kartenrand. <?page no="236"?> P RÜF UNG SÜB E RS IC HT <?page no="237"?> S TI C HWO RT V ERZ EI C HNIS A abfallen 163, 198 Abgasgrenzwerte 23 ablandig 106 ablegen 190 Ablenkung 96 Ablesen einer Position 227 Ablesen von Distanzen 230 Abstand 129 Abstandsregeln 170 abtakeln 164 Achtknoten 77 Admiralitätsanker 79 Allwinder Berg 100 Alter Rhein 65 am Wind 197 Anker 75 Ankerkette 79 Ankerleine 79 Ankermanöver 196 Ankermanöver unter Segel 215 ankern 67, 78 Ankerplätze 79 Ankertypen 79 Anlegedreieck 94 Anlegemanöver 189 anluven 163, 198 auflandig 105 Aufschießer 208 Außenbordmotor 81, 118, 119, 120 Ausweichregeln 130, 170 B Backbordbug 173, 198 Beaufort 107 Beaufortskala 107 Befähigung 20 beidrehen 211 beiliegen 211 Belegen einer Klampe 78 Berufsfischer 49, 130, 133, 171 Besatzung 28 bewegliche Spieren 150, 152 Blister 156, 159 Blöcke 154 Bodenseeschifferpatent 19 Bodensee-Schifffahrts-Ordnung 10 Bootsmotoren 118 Brandschutz 81 Breitengrade 91, 224 Brückenbogen 69 Bug 149 Bugformen 149 Buglicht 46 C Cat-Takelung 155 D Danforthanker 79 Deklination 96 Deviation 96 <?page no="238"?> 238 STICHWORTVERZEICHNIS Distanz 230 Distanzen 12, 92 doppelter Schotstek 77 Draggen 79 Dreifarben-Leuchte 46 Durchfahrtshöhe 70 Durchfahrtshöhen 69 E Eignung 20 einfacher Schotstek 77 Einfahren in den Liegeplatz 193 Einsatzfahrzeuge 48, 132, 171 Einschränkungszeichen 56, 59 Eintragen einer Position 226 Eintragen eines Kurses 229 Empfehlungszeichen 56, 60 Erdmagnetismus 219 F Fahrgastschiffe 19 Fahrwasser 66, 165 Fahrzeuge mit Maschinenantrieb 19 Fehlweisung 96, 219 Fender 75 feste Spieren 150 Festmacherleinen 75, 76 Feuerlöscher 75, 81 Feuerwehr 132 Flaggenführung 49 Flüssiggas 81 Flüssiggasanlagen 81 Fock 156 Föhn 106 Föhnsturm 107 Formstabilität 145 Frontgewitter 108 G Gaffeltakelung 156 Gas 81 Gasanlagen 81 Gebotszeichen 56, 58 Gefahrensituationen 82 Gefahrenstelle 48 Gennaker 156, 159 Genua 156, 159 geographischer Nordpol 96 Gewichtsstabilität 145 Gewitter 108 Gleitboot 117 Großbaum 152 Großschot 158 Großsegel 151, 156, 158 Grundsitzer 84 Güterschiffe 19 H Hafeneinfahrt 48 halber Wind 197 Hals 158 Halse 165, 199, 207 Hauptsegel 156 Heck 150 Heckformen 150 Hecklicht 45 Hinweiszeichen 56, 60 <?page no="239"?> STICHWORTVERZEICHNIS 239 Hochrhein 20, 65 Höchstgeschwindigkeit 30, 66, 129 Hochtakelung 156 Holepunkt 159, 160 I im Wind 197 Innenbordmotor 81, 118, 120 Inseln 13 J Jolle 145, 165 K Katamaran 148 Kennzeichen 21 Kennzeichnungspflicht 21 kentern 84 Kielboot 146 killen 163 Kleinfahrzeuge ohne Motor 16 Knoten 77, 217 Knoten (Geschwindigkeit) 93 Kollision 83 Kompass 94 Kompassnavigation 218 Kompassrose 93 Kondominium 10 Koordinaten 91, 224 Kopf 158 Krängung 160, 165 Kreuzknoten 77 Kreuzpeilung 218, 222 Kursdreieck 94 kursfahren 187, 204 Kursplanung 225 L Landratsamt 183 Landwind 104, 105 Längengrade 91, 224 Lärmgrenzwerte 23 laufendes Gut 150, 154 Lee 160 Lee vor Luv 173 Leegierigkeit 161 Lenzeinrichtung 75 Lichterführung 43 Life Belt 196 linksdrehende Schiffsschraube 122 Luv 160 Luvgierigkeit 161 Luvwant 163 M magnetischer Nordpol 96 Magnetkompass 95, 219 Mann über Bord 113, 126 Manöver 187 Maßstab 92 Mast 150, 151 Mensch über Bord 113, 126 Mindestabstand 129 Mindestausrüstung 22 Mindestseitenabstand 30 Mindestsicherheitsausrüstung 75 missweisende Peilung 221 <?page no="240"?> 240 STICHWORTVERZEICHNIS Missweisung 95, 96 Motorboot 116 Mundsignalhorn 37, 75 Muring 76 N Nachtzeit 43 Naturschutzgebiete 15 Navigationsbesteck 94 Nebel 82 Normalfock 159 Normalpegel 69 Notbeleuchtung 75 Notflagge 75 O Oberer Berg 100 Obersee 9, 65 Ölwehr 132 Ösen 154 P Paddel 75 Palstek 77 Patentanker 79 Pegel 98 Peilobjekte 222 Polizei 132 Position 226 Positionsbestimmung 222 Praxisprüfung 232 Praxisprüfung Motorboot 232 Praxisprüfung Segelboot 232 Prüfung Zusatzausbildung Navigation 233 Prüfungsablauf 183 Prüfungsdauer 183 Prüfungsort 183 Q Quick Stopp 119 R Radeffekt 122 raumer Wind 197 Realteilung 10 rechtsdrehende Schiffsschraube 122 rechtweisende Peilung 221 Reffeinrichtung 158 reffen 164, 216 Rettungskragen 22, 76 Rettungsmanöver 209, 210 Rettungsmanöver mittels Halse 210 Rettungsmanöver mittels Wende 209 Rettungsmittel 22 Rettungsring 75 Rettungsweste 75, 196 Rheinbrücke 69, 98 Rheinstrecken 65, 66 Rigg 150 Rollen 154 Roringstek 77 rückwärtsfahren 194 Rumpf 146 Rundumlicht 45 S Saling 151 Schachener Berg 100 Schallzeichen 37 <?page no="241"?> STICHWORTVERZEICHNIS 241 scheinbarer Wind 161, 162 Schifffahrtsämter 11 Schifffahrtsbehörden 11 Schifffahrtszeichen 56, 97 Schiffsführer 28 Schiffsmagnetismus 219 Schiffsschraube 122, 125 schiften 213 Schilfgürtel 130 schleppen 84 Schleppleine 84 Schleppverband 48, 136, 173, 176 Schleppverbände 130, 134 Schleppverbindung 84 Schothorn 158 Schraubeneffekt 122 Schwimmweste 196 Seeboden 14 Seekarte 91, 93, 225 seemännisches Verhalten 32 Seemannschaft 22, 75 Seemeile 92 Seenot 29, 49, 112 Seerhein 9, 65 Seewind 104 Seezeichen 97 Segel 156 Segel bergen 164, 199 Segel setzen 199 Segelfahrzeuge 19 Segelstellung 197 Segelsurfbretter 133, 176 Seitenlichter 46 Sektoren 45 Sicherheit 119 Sichtwinkel 45 sinken 84 Sluptakelung 155 Sonnenaufgang 43 Sonnenuntergang 43 Spieren 151 Spinnaker 156, 159 Spinnakerbaum 152 Sportfischer 49, 134 Spreizlatten 158 Stagen 153 Stand up Paddle Boards 31, 133 Stand-up-Paddelbretter 31, 133 Starkwind 83 Starkwind- und Sturmwarnsystem 110 Starkwindwarnung 112 stehendes Gut 150, 153 Steuerbordbug 173, 198 stillliegen 78 Stockanker 79 Sturm 83, 112 Sturmfock 159 Sturmwarnung 112 T Tagzeit 43 Takelage 150, 164 tanken 125 <?page no="242"?> 242 STICHWORTVERZEICHNIS Tauchstellen 50, 130 Tauwerk 77 terrestrische Navigation 91, 96, 218 Teufelstisch 100 Theorieprüfung 181 Topplicht 45 Trimaran 148 Trysegel 164 U überholen 135, 176 Überholmanöver 135 Uferzone 30, 129 Umweltschutz 32 Unfall 29, 83 Unterer Berg 100 Unterliek 158 Unterliekstrecker 160 Untersee 9, 65 Unterwasserschutzanstrich 33 Untiefe 99 V Verbotszeichen 56 Verdrängerboot 117 Vergnügungsfahrzeuge 134, 172 Verhaltensvorschriften 28 Verkauf 23 Viereckstafel 66 Vorliek 158 Vorrangfahrzeuge 48, 133 Vorrangschiffe 49, 130, 133, 171 Vorsegel 156, 158 Vorwind 197 W Wanten 151, 153 Wärmegewitter 108 Wasseroberfläche 11 Wasserpegel 69 Wasserpflanzen 32, 130 Wasserskifahren 130 Wasserstand 69, 98 Wasservögel 82 Webleinstek 77 weißes Rundumlicht 45 Wende 163, 199, 205 Wendemanöver 193 Wenden auf der Stelle 193 Wenden auf engem Raum 191 Westwind 104 Windgeschwindigkeit 107 Windstärke 107 Z Zirkel 94 Zolldienststellen 11 Zulassung 22 Zulassungspflicht 21 Zusatzausbildung Navigation 218 Zweifarben-Leuchte 46 <?page no="243"?> Bodenseeschifferpatent Mit dem blauen Buch die Prüfung bestehen Dieses Buch vermittelt Ihnen einfach, schnell und unkompliziert alles, was Sie für den Sportbootführerschein Bodenseeschifferpatent Motorboot und Segelboot benötigen. 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