eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 53/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
10.24053/FLuL-2024-0009
61
2024
531 Gnutzmann Küster Schramm

Julia Magdalena PIECHOCKI-SERRA: Das Museum im Unterricht und der Unterricht im Museum – Deutsch als Fremdsprache und interkulturelle Kompetenz im Rahmen des Museo Vostell. Bern: Peter Lang 2022, 354 Seiten [77,05 €]

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2024
Luisa Alfes
flul5310140
DOI 10.24053/ FLuL-2024-0009 53 • Heft 1 Julia Magdalena P IECHOCKI -S ERRA : Das Museum im Unterricht und der Unterricht im Museum - Deutsch als Fremdsprache und interkulturelle Kompetenz im Rahmen des Museo Vostell. Bern: Peter Lang 2022, 354 Seiten [77,05 €] Ausgangspunkt der Arbeit ist das Museo Vostell im spanischen Ort Malpartida de Cáceres, gegründet von dem deutschen Künstler Wolf V OSTELL im Jahre 1976 , dessen Kunstwerke in der Dissertationsschrift von Julia Magdalena P IECHOCKI -S ERRA der Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache (DaF) dienen. In ihrer Arbeit verfolgt die Autorin das Ziel der theoretischkritischen Reflexion über das Lernen einer Fremdsprache durch Kunst im Museum. Dabei legt sie den Schwerpunkt auf die Förderung der interkulturellen Kompetenzen. Die Autorin betont, dass es in ihrer theoretischen Arbeit nicht darum geht, didaktisches Material für den Fremdsprachenerwerb im Museum zu entwickeln, sondern vielmehr Impulse innerhalb des Kontextes des Museums als Bildungsinstitution für den fremdsprachlichen Unterricht zu liefern. Dieses Forschungsdesiderat bearbeitet die Autorin in ihrer in etwa 350 Seiten umfassenden Arbeit auf theoretischer und praktischer Ebene. Die Monografie ist neben der Einleitung und dem Schlusswort in 10 Kapitel unterteilt, wobei die ersten 5 Kapitel die theoretische Grundlage darstellen und die weiteren 5 Kapitel der praktischen Anwendung zuzuordnen sind. Im ersten Kapitel beschäftigt sich die Autorin mit dem Museum als Bildungsinstitution. Sie verdeutlicht die vier Hauptaufgaben (Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln) des Museums (S. 19) und beschreibt das Museum im Wandel der Zeit mit historischen Merkmalen wie beispielsweise der Untrennbarkeit zwischen Kirche und Museum, dem Verständnis des Museums als Privatsammlung und der lang verbreiteten Wahrnehmung dieser Institution als „Elfenbeinturm für bestimmte elitäre Gruppen“ (S. 19). Ein entscheidender Schritt war die Eröffnung des Louvre 1793 in Paris, dessen Sammlung seitdem als Eigentum des Volkes dient (S. 29), wodurch die Grundsteine des modernen Museums gelegt wurden. P IECHOCKI -S ERRA kommt zu der Erkenntnis, dass sich das Museum heute immer mehr an die Bedürfnisse der Gesellschaft anpasst und sich ebenso stets im Wandel befindet (S. 29). Zudem befasst sich die Autorin mit der Frage, wer die Besucher: innen im Museum sind und setzt sich mit verschiedenen Gruppen wie z.B. Schüler: innen, Senior: innen oder Unternehmensgruppen auseinander. Im weiteren Verlauf der Dissertation bleibt allerdings offen, warum diese Gruppierungen vorgenommen werden, da sich die Autorin später nur auf die Fremdsprachenstudierenden fokussiert. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Lernen im Museum und es wird zum einen auf die Museumspädagogik eingegangen und zum anderen werden Vermittlungsansätze und verschiedene Lerntheorien für das Lernen im Museum dargestellt wird. Es werden vier Ansätze des Lernens im Museum genauer betrachtet: der instruktive, der aktive/ entdeckende, der konstruktive und der gesellschaftskritische Ansatz (S. 94f.). Im weiteren Verlauf der Arbeit werden dann Lerntheorien im Museum nach H OOPER -G REENHILL und F ALK / D IERKING beleuchtet. Zudem beschreibt P IECHOCKI -S ERRA das Prinzip des lebenslangen Lernens als gesellschaftliche Bildungsaufgabe; hier wäre ein konkreterer Fokus auf das Lernen mit Kunstwerken im Museum wünschenswert, genauso wie eine teils kritischere diskursive Betrachtung einzelner Ansätze, denn es kommt häufig zu Aussagen über die persönliche Meinung der Autorin (z.B. S. 98, 109, 120). Im weiteren Verlauf der Arbeit beschäftigt sich P IECHOCKI -S ERRA mit den Medien im Museum, wobei hier eine Definition, auf welche Form von Medien Bezug genommen wird, B e s p r e c h u n g e n Besprechungen 141 53 • Heft 1 DOI 10.24053/ FLuL-2024-0009 ausbleibt. Die Autorin stellt vielmehr verschiedene Optionen dar, wie z.B. die Nutzung von sozialen Medien, Texten, didaktischen Materialien (z.B. Arbeitsblätter) oder Audio- und Multimedia Guides. Insgesamt hilft diese Darstellung dem/ r Leser: in zu erkennen, welch facettenreiche Medien im Museum genutzt werden könnten, obgleich das Museo Vostell wenige dieser Ressourcen nutzt (S. 278). Nachdem bislang im Sinne der Grundlagendarstellung der Fokus auf das Museum als Bildungsinstitution gelegt wurde, mit den einhergehenden Darstellungen über deren Zielgruppen, Funktionen und Vermittlungsansätzen, wird dann in Kapitel 4 der Fremdsprachenunterricht als Kulturunterricht fokussiert. P IECHOCKI -S ERRA stellt unter anderem das Modell interkultureller kommunikativer Kompetenz nach B YRAM aus dem Jahr 1997 dar und bemerkt, es habe dennoch „an Aktualität nichts verloren“ (S. 164). Hier wäre eine differenziertere und kritischere Haltung willkommen, die den interkulturellen Ansatz auf seine Aktualität überprüft, denn die Autorin geht weder auf die Neuauflage von B YRAMS Modell aus dem Jahr 2020 ein, noch befasst sie sich zum Beispiel mit moderneren Ansätzen wie dem des transkulturellen Lernens oder der global education. Eine weitere wichtige Komponente in diesem Teil der Arbeit von P IECHOCKI - S ERRA ist die Darstellung des content and language integrated learning (CLIL) sowie des fächerübergreifenden DaF-Unterrichts, um diese Konzepte später auf das Lernen im Museo Vostell zu beziehen. Im letzten Teil der theoretischen Grundlagen wird in Kapitel 5 der Spracherwerb durch Kunst beleuchtet. Unter anderem wird der Begriff des ‚Kunstwerks‘ skizziert (S. 221), allerdings wäre eine facettenreichere und multilaterale Definition für diesen in der Arbeit so zentralen Begriff sicherlich lohnenswert, vor allem vor dem Hintergrund, dass Wolf V OSTELLS Kunstwerke so vielfältig sind. P IECHOCKI -S ERRA definiert ein Kunstwerk aber lediglich insofern, als dass sie den Begriff „Kunst“ mit Hilfe eines Wörterbuchs kurz darlegt (S. 221). Danach widmet sich die Autorin der Darstellung der ikonologischen und der ikonografischen Interpretation von Kunstwerken und illustriert u.a. das 3-Stufen-Modell nach P ANOFSKY (S. 230). „Kunst ist Leben - Leben ist Kunst“: So charakterisiert nicht nur der Künstler Wolf V OSTELL selbst sein Schaffen, sondern auch die Autorin P IECHOCKI -S ERRA seine Arbeiten. Unter anderem die Philosophie des Künstlers, seine Kunstwerke, seine Fluxus-Aktionen und Happenings bewegten die Autorin dazu, eine Projektidee über das Museo Vostell zu beschreiben, welches den zweiten Teil der Dissertationsschrift ausmacht. Bevor P IECHOCKI -S ERRA konkrete Beispiele für das Sprachenlernen mit den Werken von Wolf V OSTELL illustriert, stellt sie zunächst Studienergebnisse vom Umgang mit Kunst im DaF-Unterrichtet vor, wie beispielsweise des Projekts „Sprache durch Kunst“, einer Kooperation zwischen dem DaZ/ DaF-Institut der Universität Duisburg-Essen und dem Museum Folkwang (Kapitel 6). Sie nennt ihr eigenes Projekt eine Fallstudie, in der sie die Ideen, die sie auf der theoretischen Ebene beleuchtet hat, in konkrete Unterrichtsideen umwandelt (Kapitel 7). Dazu nennt sie zunächst die Lehr-Lerngegebenheiten an der Universität Salamanca, an der sie selbst als Studierende und später als Lehrende mitwirkte, und stellt mögliche Lernszenarien und Zielgruppen vor. Zudem charakterisiert P IECHOCKI -S ERRA das Museo Vostell mit seinen Besonderheiten wie z.B. den Kunstwerken an der freien Luft (S. 275) sowie Wolf V OSTELL und seine Kunst, die hauptsächlich im Museo Vostell ausgestellt wird, in den Kapiteln 8-9. P IECHOCKI -S ERRA stellt dann in ihrem theoretisch-konzeptionellen Ansatz in Kapitel 10 konkrete Unterrichtsideen für sechs Kunstwerke V OSTELLS vor: Endogene Depression (1975- 1978), Mythos Berlin (1987), Auto-Fieber (1973), Dé-coll/ age Le Figaro (1964), Beton-Stiere (1989-1990) und E.K. - Thermo-elektronischer Kaugummi (1973-1974). Dabei folgt sie jeweils den Schritten der Beschreibung und Analyse des jeweiligen Werkes und antizipiert dann mögliche Aufgaben und Arbeitsaufträge für fiktive DaF-Lernende. Obwohl sich die Autorin 142 Besprechungen DOI 10.24053/ FLuL-2024-0010 53 • Heft 1 auf das Interpretationsmodell nach P ANOFSKY bezieht und auch ihre Arbeitsaufträge für Lernende mit möglichen Differenzierungen beschreibt, wäre es hier auch wünschenswert, wenn sie Methoden und Ansätze des Unterrichtsfachs Kunst als Bezugsdisziplin für den Umgang mit Bildkunst im Fremdsprachenunterricht einbeziehen würde. Die Kunstwerke spielen in ihren Vorschlägen eine zentrale Rolle beim fremdsprachlichen Lernen und sollten daher auch mit der Expertise dieser Bezugsdisziplin betrachtet werden, gerade weil der fremdsprachendidaktische Bezug zum sachfachlichen Lernen (CLIL) zuvor herausgearbeitet wurde. Sowohl die Analyse des jeweiligen Kunstwerks als auch die Aufgaben für Studierende fokussieren das interkulturelle Lernen. In ihrem Schlusswort geht P IECHOCKI -S ERRA darauf ein, dass sie das Ziel verfolgte, den DaF-Unterricht mit praktischen Beispielen der Kunst zu verbinden. Diese von P IECHOCKI - S ERRA entwickelten theoretischen Vorschläge gilt es nun in die Praxis umzusetzen und anhand empirischer Studien detaillierter zu untersuchen. Insgesamt macht der theoretische Part der Arbeit den Großteil dieser Monografie aus, wobei einige theoretische Aspekte noch mehr mit den praktischen Ideen verknüpft werden könnten. Eine Fallstudie ist in Planung und wurde noch nicht durchgeführt („Work-in-progress“ S. 259), daher gibt es bedauerlicherweise auch keine Ergebnisse der möglichen Fallstudie, welche sicherlich spannend wären. Die vorliegende Dissertation greift eine wichtige Forschungs- und Praxislücke im Bereich des Fremdsprachenunterrichts in Kombination mit Kunstwerken auf und öffnet Türen für zukünftige Forschungsprojekte. P IECHOCKI -S ERRA zeigt ein innovatives Vorhaben und hebt dabei die Marginalisierung der Kunst im Sprachunterricht hervor. Essen L UISA A LFES Marcus C ALLIES , Stefanie H EHNER , Philipp M EER , Michael W ESTPHAL (Hrsg.): Glocalising Teaching English as an International Language. New Perspectives for Teaching and Teacher Education in Germany. London/ New York: Routledge 2021, 238 Seiten [170 €, ebook 27 €] Im vorliegenden Sammelband geht es um die Notwendigkeit einer veränderten Sichtweise und Bewertung des Englischen und dessen globaler Varietäten in schulischer Praxis und universitärer Lehre. Ausgehend von einem veränderten Verständnis für die Bedeutung des Englischen als Global Englishes (GE) bzw. English as an International Language stellen sich die Herausgeber*innen des Sammelbands die Frage, wie die Berücksichtigung eines solchen Verständnisses an unseren Schulen und Hochschulen aussehen kann. Hierbei zeigt sich, dass ein Grundproblem der Fremdsprachendidaktik nach wie vor im Konzept des native-speakerism (S. 72) zu finden ist. Dieses wird hier grundlegend hinterfragt, da es die sprachlichen und kulturellen Foki zu sehr auf British English (BrE) bzw. American English (AE) legt. Diesen gegenüber stellen die Herausgeber*innen des Bandes das fachdidaktische Konzept Teaching English as an International Language (TEIL), eine Begrifflichkeit, die weitestgehend dem entspricht, was häufig auch als Global Englishes Language Teaching (GELT) bezeichnet wird. Auf 238 Seiten, gegliedert in drei Hauptteile, wird TEIL theoretisch und praktisch erörtert. Eine Einführung und eine abschließende Zusammenfassung (Epilog) runden das Werk ab. Während sich der erste Teil vor allem der Hochschullehre widmet, wird im zweiten Teil der Blick auf die curriculare Repräsentation von Varietäten des Englischen in ausgewählten Bildungsplänen behandelt. Teil drei beinhaltet Unterrichtsbeispiele. In Kapitel 1 „An integrated approach to introducing TEIL in language teacher education at