Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
10.24053/FLuL-2024-0010
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2024
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Gnutzmann Küster SchrammMarcus CALLIES, Stefanie HEHNER, Philipp MEER, Michael WESTPHAL (Hrsg.): Glocalising Teaching English as an International Language. New Perspectives for Teaching and Teacher Education in Germany. London/New York: Routledge 2021, 238 Seiten [170 €, ebook 27 €]
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Götz Schwab
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142 Besprechungen DOI 10.24053/ FLuL-2024-0010 53 • Heft 1 auf das Interpretationsmodell nach P ANOFSKY bezieht und auch ihre Arbeitsaufträge für Lernende mit möglichen Differenzierungen beschreibt, wäre es hier auch wünschenswert, wenn sie Methoden und Ansätze des Unterrichtsfachs Kunst als Bezugsdisziplin für den Umgang mit Bildkunst im Fremdsprachenunterricht einbeziehen würde. Die Kunstwerke spielen in ihren Vorschlägen eine zentrale Rolle beim fremdsprachlichen Lernen und sollten daher auch mit der Expertise dieser Bezugsdisziplin betrachtet werden, gerade weil der fremdsprachendidaktische Bezug zum sachfachlichen Lernen (CLIL) zuvor herausgearbeitet wurde. Sowohl die Analyse des jeweiligen Kunstwerks als auch die Aufgaben für Studierende fokussieren das interkulturelle Lernen. In ihrem Schlusswort geht P IECHOCKI -S ERRA darauf ein, dass sie das Ziel verfolgte, den DaF-Unterricht mit praktischen Beispielen der Kunst zu verbinden. Diese von P IECHOCKI - S ERRA entwickelten theoretischen Vorschläge gilt es nun in die Praxis umzusetzen und anhand empirischer Studien detaillierter zu untersuchen. Insgesamt macht der theoretische Part der Arbeit den Großteil dieser Monografie aus, wobei einige theoretische Aspekte noch mehr mit den praktischen Ideen verknüpft werden könnten. Eine Fallstudie ist in Planung und wurde noch nicht durchgeführt („Work-in-progress“ S. 259), daher gibt es bedauerlicherweise auch keine Ergebnisse der möglichen Fallstudie, welche sicherlich spannend wären. Die vorliegende Dissertation greift eine wichtige Forschungs- und Praxislücke im Bereich des Fremdsprachenunterrichts in Kombination mit Kunstwerken auf und öffnet Türen für zukünftige Forschungsprojekte. P IECHOCKI -S ERRA zeigt ein innovatives Vorhaben und hebt dabei die Marginalisierung der Kunst im Sprachunterricht hervor. Essen L UISA A LFES Marcus C ALLIES , Stefanie H EHNER , Philipp M EER , Michael W ESTPHAL (Hrsg.): Glocalising Teaching English as an International Language. New Perspectives for Teaching and Teacher Education in Germany. London/ New York: Routledge 2021, 238 Seiten [170 €, ebook 27 €] Im vorliegenden Sammelband geht es um die Notwendigkeit einer veränderten Sichtweise und Bewertung des Englischen und dessen globaler Varietäten in schulischer Praxis und universitärer Lehre. Ausgehend von einem veränderten Verständnis für die Bedeutung des Englischen als Global Englishes (GE) bzw. English as an International Language stellen sich die Herausgeber*innen des Sammelbands die Frage, wie die Berücksichtigung eines solchen Verständnisses an unseren Schulen und Hochschulen aussehen kann. Hierbei zeigt sich, dass ein Grundproblem der Fremdsprachendidaktik nach wie vor im Konzept des native-speakerism (S. 72) zu finden ist. Dieses wird hier grundlegend hinterfragt, da es die sprachlichen und kulturellen Foki zu sehr auf British English (BrE) bzw. American English (AE) legt. Diesen gegenüber stellen die Herausgeber*innen des Bandes das fachdidaktische Konzept Teaching English as an International Language (TEIL), eine Begrifflichkeit, die weitestgehend dem entspricht, was häufig auch als Global Englishes Language Teaching (GELT) bezeichnet wird. Auf 238 Seiten, gegliedert in drei Hauptteile, wird TEIL theoretisch und praktisch erörtert. Eine Einführung und eine abschließende Zusammenfassung (Epilog) runden das Werk ab. Während sich der erste Teil vor allem der Hochschullehre widmet, wird im zweiten Teil der Blick auf die curriculare Repräsentation von Varietäten des Englischen in ausgewählten Bildungsplänen behandelt. Teil drei beinhaltet Unterrichtsbeispiele. In Kapitel 1 „An integrated approach to introducing TEIL in language teacher education at Besprechungen 143 53 • Heft 1 DOI 10.24053/ FLuL-2024-0010 the interface of linguistics, language education and teaching practice“ stellen C ALLIES / H AASE / H EHNER zunächst ein Lehrmodell für TEIL vor. Das darauf basierende Kursangebot umfasst die Bereiche Language Education, English Linguistics und Teaching Practice. Das veränderte Bewusstsein, das Studierende hierbei entwickelt haben, lässt sich vielleicht am besten mit der folgenden Aussage einer Studierenden wiedergeben: „Um, I think I am very critical about my own way of speaking English. Um, and now I have, um, become even a bit more critical as far as my own variety is concerned […]“ (S. 24). Am zweiten Kapitel „Global Englishes in the second phase of teacher education in Germany Teacher educators’ perspectives on ELT and teacher education“ ist neben H ÖLSCHER mit M EER wie zuvor ein weiterer Mitherausgeber beteiligt. Dabei wird der Blick nun auf die 2. Phase der Lehrkräfteausbildung gerichtet. Es geht um die Einschätzung von Referendarinnen und Referendaren zu Global Englishes und deren Verwendung im Englischunterricht. In einer begrenzten Umfrage (N=8) soll (a) die Bedeutung von GE im Englischunterricht und (b) die Umsetzung von TEIL im Referendariat erörtert werden. Allerdings verwundert es kaum, dass TEIL für zukünftige Lehrkräfte eine recht geringe Rolle spielt. Sie orientieren sich eher an traditionellen TEFL Konzepten, die in erster Linie auf SBrE und/ oder GAE ausgerichtet sind. Auch im dritten Kapitel „Tomorrow’s teachers’ perceptions of Global Englishes“ von H ARTMANN erfährt man nicht viel Neues, wenngleich die dargestellte Untersuchung deutlich umfangreicher und detaillierter ist. 109 Studierende wurden Audioaufnahmen mit sieben verschiedenen Varietäten dargeboten. Diese sollten nach unterschiedlichen Kriterien wie z.B. Korrektheit, Authentizität, Sympathie, beurteilt werden. Dass BrE oder AE eher Zuspruch finden als z.B. Nigerian English verwundert jedoch kaum, da das die Varietäten sind, die auch in den Schulen gelehrt werden (sollen). Noch kritischer gehen J ANSEN , M OHR und F ORSBERG im Kapitel „Standard English Ideology in the English language classroom“ mit dem Konzept Standard English um. Grundlegend wird die Setzung SBrE oder GAE als „‚correct‘ varieties of English“ hinterfragt. Sicherlich ist die Behauptung „that the right/ wrong dichotomy does not capture linguistic complexity“ (S. 73) korrekt. Allerdings beantwortet sie nicht die Frage nach einer gesellschaftlichen notwendigen (sprachlichen) Normierung und auch nicht die berechtigten Bedürfnisse von Lehrkräften, die wissen müssen, an welcher sprachlichen Norm sie sich orientieren sollen. Der Beitrag „Global Englishes in the secondary school curriculum in Germany“ von Philip M EER eröffnet den zweiten Teil des Buches. Im Zentrum des Beitrags steht eine mixed-method Studie, die sich mit TEIL in den gymnasialen Bildungsplänen befasst. Die umfassende Arbeit deckt hierbei alle 16 Bundesländer ab. M EER kommt zu den Ergebnissen, dass Global Englishes zwar in den KMK-Standards und länderspezifischen Bildungsplänen vorkommen, aber das Thema noch sehr vage und unspezifisch angegangen und TEIL nicht wirklich adressiert wird. Mit dem speziellen Fokus auf das Bundesland Bayern richtet B IESWANGER in seinem Kapitel „Global Englishes in ELT and teacher education in Bavaria - progress and missed opportunities“ den Blick auf die Entwicklung von mehreren Bildungsplangenerationen im Hinblick auf deren Berücksichtigung unterschiedlicher Varietäten in unterschiedlichen Klassenstufen. Insgesamt beurteilt er deren Fortschritt eher als vertane Chance, denn als substantielle Verbesserung. Allein in der Lehrerausbildung scheint es hier ein klareres Bewusstsein zu geben. Inwieweit das aber in den Schulen ankommt, ist noch nicht absehbar. In Kapitel 7 „Sociolinguistic competence and TEIL. A study of the sociolinguistic awareness and perceptions of be like among German learners of English“ berichten W ESTPHAL et al. von einer Studie zu quotatives, also Zitaten, einleitende Phrasen oder Wörtern. Mit ‘be like’ wird ein häufig benutzte Diskursmarker angeschaut und im Hinblick auf die soziokulturelle Kompetenz von 57 Englischlernern an einer Gesamtschule untersucht. In der recht aufwändi- 144 Besprechungen DOI 10.24053/ FLuL-2024-0010 53 • Heft 1 gen, dreiteiligen Studie wurden vor allem Kenntnisse, Perzeption und subjektive Einschätzung des spezifischen Diskursmarkers erfragt. Deutlich zeigte sich, dass die Lerner*innen das Phänomen kennen, allerdings eher von außerschulischen Begegnungen, wo sie es als typisch vernakulär erleben. Im Grunde geht es um die Frage, inwiefern die Welt außerhalb des Klassenzimmers im Englischunterricht eine Rolle spielt. Während B IESWANGER in seinem Kapitel auf Bayern und dessen Bildungspläne schaute, nehmen R ÖMHILD und M ATZ in Kapitel 8 „Cultural Learning for and through Global Englishes“ die aktuellen Bildungspläne aus NRW in den Blick und untersuchen dort die Vermittlung kulturellen Lernens. Dabei gehen sie von einer transkulturellen Konzeption wie Global Citizenship Education aus und schauen sich diesbezüglich gängige Schulbücher an. Anhand von Nigeria wird aufgezeigt, welche Rolle das Englische in Ländern spielt, wo es vor allem als Kommunikationsmedium zwischen verschiedenen Kulturen und Landessprachen verwendet wird. Dieser Blick auf die globale Bedeutung von Englisch ist vor dem Hintergrund der nach wir vor großen Bedeutung von Schulbüchern wichtig. Wichtig wäre m.E. aber auch deutlich zu machen, dass z.B. Nigerian English kaum als Sprachmodell für den Unterricht an deutschen Schulen dienen kann. Vielmehr geht es um die kulturelle Vielfalt und einer reflektierten Auseinandersetzung seitens der Lernenden mit Global Englishes. Unterrichtspraktisch wird es im Kapitel „Teaching materials for TEIL Focus on Indian English“ von H EHNER in Teil III. Die Autorin diskutiert und gibt Anregungen, wie Indian English im Unterricht Berücksichtigung finden könnte. Ihr Ansatz zeigt deutlich den Weg, den ein verändertes Curriculum einschlagen sollte. Anhand einiger interessanter Übungen, deren Hauptaugenmerk auf der Bewusstmachung linguistischer Unterschiede (Phonologie/ Phonetik, Vokabular, etc.) zwischen IndE und BrE liegt, versucht sie diesen Ansatz zu illustrieren. W ESTPHAL fährt in Kapitel 10 „Pop music and Teaching English as an International Language“ mit weiteren Ideen fort, indem er auf das linguistische und kulturelle Potenzial von Pop Songs im Englischunterricht schaut. Nach einem kurzen Überblick zur Nutzung von Pop Songs in gängigen Schulbüchern, nahezu alle mit Fokus auf Großbritannien und den USA, stellt er eine detailliert beschriebene Unterrichtsstunde zum Thema Jaimaican English vor, in welcher ein in Jamaica populäres Lied behandelt wird. Das Niveau ist allerdings sehr anspruchsvoll. Mit dem Beispiel wird dennoch deutlich, wie TEIL im Unterricht mehr Bedeutung erhalten kann. Richtigerweise schreibt W ESTPHAL (S. 192): „The aim is not to teach active competence in these varieties but to foster the students’ ability to cope with different Englishes and language use distinct from idealized Standard English norms“. In ihrem wiederum sehr praxisorientierten Beitrag „Encountering Global Englishes in the ELT classroom through audio-visual texts. The example of TED talks“ schlagen S CHILDHAUER / Z EHNE / S CHULTE den Einsatz von audio-visuellen Unterrichtsmaterialen vor, die in umfangreicher Form im Internet gefunden werden können. Als Beispiele dienen hier die so genannten TED-Talks. Die Autor*innen diskutieren deren Potential zur Unterstützung von critical cultural awareness. Im Video ‚being yourself‘ der jungen Inderin S RIPERAMBUDURU erzählt diese aufschlussreich von ihren Erfahrungen als Frau und Bergsteigerin. Leider fallen die unterrichtsspezifischen Vorschläge im Gegensatz zum vorherigen Beitrag wenig kreativ aus: Mithilfe von Fragen und verbalen Anregungen zur Diskussion und vertieften Beschäftigung mit dem Thema sollen sich Lerner mit dem Phänomen Indian English auseinandersetzen. Im Epilogue „Contributions, connexions, and continuations“ unterstreicht R OSE zusammenfassend nochmals die konsequente Verknüpfung von Theorie und Praxis, wobei sie vor allem denjenigen eine besondere Rolle zuschreibt, die in beiden Bereichen tätig sind - den Lehrkräftebildner*innen. Zudem weist sie darauf hin, dass Unterrichtsmaterialien eine zentrale Bedeutung haben. Besprechungen 145 53 • Heft 1 DOI 10.24053/ FLuL-2024-0011 Bei aller Einzelkritik leistet das Buch einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der Bedeutung des Englischen in einer globalisierten Welt. Es wäre aber an manchen Stellen sicherlich hilfreich gewesen, wenn die Vorstellung von Englisch als „messy“ (S. 181) genauer umschrieben worden wäre. Standard English, egal ob BrE oder AE, als Grundlage für eine kodifizierte Form der Schriftsprache unterscheidet sich deutlich vom mündlichen Gebrauch und dessen globalen Ausprägungen. Dies muss auch den Lernenden einer Sprache immer wieder bewusstgemacht werden. Nach meinem Empfinden hätte dies noch deutlicher gemacht werden sollen. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis tut dem Sammelband sichtlich gut. Schade ist nur, dass die Herausgeber an keiner Stelle auf die Möglichkeiten des unmittelbaren Erlebens von sprachlichen Varietäten in der persönlichen Erfahrungswelt eingehen. So stellen z.B. Virtual Exchange Projekte eine ideale Plattform dar, den reichen Schatz an Global Englishes immer wieder aufs Neue und unmittelbar im eigenen sprachlichen Handeln zu entdecken. Ludwigsburg G ÖTZ S CHWAB Carmen K ONZETT -F IRTH , Alexandra W OJNESITZ (Hrsg.): Mündlichkeit im Französischunterricht: Multiperspektivische Zugänge / L'oralité dans l'enseignement du français: Perspectives multiples. Tübingen: Narr Francke Attempto 2022, 323 Seiten [62,40 €] Der Sammelband, der aus einer Sektion des Frankoromanistentags 2020 hervorgegangen ist, beschäftigt sich aus empirischer, unterrichtspraktischer sowie theoretischer Perspektive mit Fragen zur Didaktik der Mündlichkeit im Französischunterricht. Entlang dieser Perspektiven ist der Band in vier Abschnitte untergliedert: ,Mündlichkeit als empirisches Phänomen‘, ,Mündlichkeit in Lehrwerken und im lehrwerksbasierten Unterricht‘, ,Didaktische Konzepte und Methoden zur Förderung mündlicher Kompetenz‘ sowie ,Mündliche Kompetenz im Französischunterricht evaluieren und beurteilen‘. In ihrer Einführung nennen die Herausgeberinnen als Zielsetzung des Bandes die Stärkung der Mündlichkeit sowohl im Französischunterricht als auch in ihrer Beforschung. Dass das Sprechen bis dato immer noch nicht den Platz einnehme, der ihm gebühre, sei auf die „Volatität und Komplexität von Mündlichkeit und ihre daraus resultierende erschwerte Messbarkeit [...] sowie schwierige Dokumentierbarkeit“ (S. 7) zurückzuführen. Tatsächlich zeigt ein Großteil der insgesamt 13 Beiträge Handlungsbedarfe in verschiedenen Bereichen auf; sei es in der Erforschung, was im Unterricht bezüglich der Förderung und Beurteilung von mündlicher Kompetenz überhaupt passiert und welche Rolle die eingesetzten Lehrbücher dabei spielen, welche Zielsetzungen mit der Förderung der Mündlichkeit verbunden sind und wie diese konzeptionell erreicht werden können oder wie Sprechen in der Praxis bewertet wird bzw. werden sollte. Die Einführung liefert eine hilfreiche Übersicht dazu, welche Zugriffe zur Mündlichkeit aus kompetenzorientierter, linguistischer oder auch schulpraktischer Perspektive existieren. Zudem werden grundlegende Überlegungen aus den Didaktiken der modernen Fremdsprachen dazu präsentiert, was im Unterricht in Bezug auf Mündlichkeit gelehrt und wie dies didaktisch und methodisch umgesetzt werden sollte. Die Beiträge selbst (zwei in französischer Sprache) spiegeln eine Bandbreite unterschiedlicher Ansätze und Überlegungen zum Thema wider und beleuchten verschiedene nationale Bildungskontexte (Deutschland, Österreich, Schweiz) sowie Zielkontexte (Primar-/ Sekundarstufe, Ausbzw. Weiterbildung von Lehrkräften). Matthias G REIN , Lisa S TRÖBEL und Bernd T ESCH befassen sich mit Mündlichkeit als körperlich-räumliches Phänomen. Auf der Basis einer Analyse von Videodaten aus dem Franzö-
