Fremdsprachen Lehren und Lernen
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0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
10.24053/FLuL-2024-0021
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2024
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Gnutzmann Küster SchrammErfahrung als Englischlernende und -nutzende mit Down-Syndrom
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2024
Jil-Marie Zilske
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53 • Heft 2 DOI 10.24053/ FLuL-2024-0021 J IL -M ARIE Z ILSKE * Erfahrung als Englischlernende und -nutzende mit Down-Syndrom Frage: Wie würden Sie sich beschreiben? Stellen Sie sich bitte den Leser*innen vor. Jil-Marie Zilske: Ich heiße Jil-Marie Zilske und bin 24 Jahre alt und wohne selbstständig in einem nicht betreuten Wohnen und habe das Down-Syndrom und habe eine Doppel-Diagnose, dies entspricht, dass ich ein emotionales Problem und ADS habe. Frage: Haben Sie in der Schule Englisch gelernt? Wenn ja: Haben Sie es gemocht? Warum oder warum nicht? Jil-Marie Zilske: Ja, es war so, dass ich wegen meines Down-Syndroms in den Englisch Erweiterungskurs gelandet bin. Manche Leute, die neurotypisch sind, denken, dass ich wegen meiner Beeinträchtigung nicht so gut und flüssig Englisch lernen kann. Aber meine Beeinträchtigung sieht man bei mir nicht so richtig an. Ich bin so fähig, mich zu überwinden, Englisch zu lernen. Es heißt nicht, ob ich es gemocht habe oder nicht. Ich habe es gemacht, weil ich nicht nur Deutsch schon spreche sondern auch im Ausland zurechtkommen sollte, um irgendwann mal alleine nach England zu kommen. (...) Ich und meine Eltern haben den Ehrgeiz, Englisch zu lernen. Meine Eltern haben mich so gefördert. Da gab es keine Auseinandersetzung, um nicht Englisch zu lernen. Wir kennen es nicht anders. Frage: Gibt es Situationen aus dem Englischunterricht, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind? Positive oder negative Situationen? Jil-Marie Zilske: Teilweise positiv teilweise auch negativ. Die Situation war so. Die Hauptschule war vorher keine inklusive Hauptschule und deswegen hatten die nicht eine Ahnung auf Englischunterricht und haben mich ganz anders eingestuft als wir es * Jil-Marie Z ILSKE ist Bildungsfachkraft an der TH Köln, wo sie u.a. Lehre zum Themenbereich Inklusion anbietet. Sie versteht sich als „Incluencer“, als Influencerin mit Fokus auf Inklusion und ist regelmäßig in den Medien zu sehen, etwa in den WDR Dokumentationen „Marie will alles“ und „Von der Behindertenwerkstatt in den Hörsaal“. Das Interview wurde in asynchroner Schriftform geführt, die Fragen stellten die Heft-Koordinator*innen. 72 Jil-Marie Zilske DOI 10.24053/ FLuL-2024-0021 53 • Heft 2 erwartet haben. Ich musste runtergestuft werden auf Englisch Grundkurs und wir wollten es so nicht. Für mich war die Situation nicht so schön. Frage: Wo haben Sie außerhalb der Schule Englisch gelernt? Jil-Marie Zilske: Ich habe schon früher zu Hause viel Englisch gesprochen und gelesen. Und ich war mit der gesamten Musikschule Leichlingen in England, dort war ich in der Stadt Henley-on-Thames und hatte noch ziemlich frisch Klarinette gespielt. Die Familie, wo ich eingeteilt wurde, war eine deutsch- und englischsprachige Familie, wo ich Schritt für Schritt mich mehr getraut habe viel zu sagen. Nur viele Wörter waren für mich zu schwierig wahrzunehmen und zu verstehen und ich musste es erstmal auf Deutsch übersetzen lassen. Frage: Finden Sie Englisch schwer? Was an Englisch fällt Ihnen schwer? Jil-Marie Zilske: Mir fällt es schwer Englischvokabeln auswendig zu lernen und zu behalten. Frage: Was an Englisch fällt Ihnen leicht? Jil-Marie Zilske: Mir fällt es leicht mündlich auf Englisch zu reden außer die Sätze oder auch die Wörter sind zu schwer. Frage: Was sind Ihre besten Lerntipps für alle, die gerne Englisch lernen wollen? Jil-Marie Zilske: Es ist super wichtig, dass die Kinder frühzeitig Englisch lernen. Mir hat es geholfen mit dem Programm Kumon. (...) Frage: Waren Sie in einem Land, wo Englisch gesprochen wurde? Haben Sie dann die Leute verstanden? Jil-Marie Zilske: Ja. Nur, wenn sie zu schnell und undeutlich reden dann nicht mehr. Auch, wenn sie es nicht umsetzen auf Leichte Sprache dann wird es für mich deutlich schwieriger. Frage: Haben Sie mit ihnen auf Englisch gesprochen? Jil-Marie Zilske: Teilweise ja. Außer es ist zu schwer dann muss ich es übersetzen lassen. Frage: Was machen Sie, wenn Sie etwas auf Englisch nicht verstehen? Jil-Marie: Dann übersetze ich es auf meinem Übersetzer auf meinem Handy. Frage: Benutzen Sie Englisch in Ihrem Alltag? Wann und wie? Sprechen Sie Englisch? Jil-Marie Zilske: Ja. Im Alltag spreche ich mit meiner Schwester und mit meiner Erfahrung als Englischlernende und -nutzende mit Down-Syndrom 73 53 • Heft 2 DOI 10.24053/ FLuL-2024-0021 Mutter auf Englisch. Aber ich habe nicht den Ehrgeiz immer Englisch zu sprechen. Wenn spontan Englisch gesprochen wird, komm ich durcheinander und ich block dann ab. Frage: Was würden Sie gerne Englischlehrkräften/ -innen sagen über Englischunterricht für junge Menschen mit Trisomie 21/ Down-Syndrom/ Lernbehinderungen? Jil-Marie Zilske: Es ist super wichtig schon früher mit Englisch anzufangen, weil wir mehr Wiederholungsbedarf brauchen als die anderen, die nicht betroffen sind. (Es darf auch nicht fehlen, dass hochwahrscheinlich auch die Diagnose ADS/ ADHS mit dranhängt. Dann wird es noch deutlich schwieriger für die Leute, die eine Doppeldiagnose haben. Aber dies müsste man ärztlich kontrollieren.)
