Fremdsprachen Lehren und Lernen
flul
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
10.24053/FLuL-2024-0028
121
2024
532
Gnutzmann Küster SchrammContra - Studierende als Fremdsprachenlehrkräfte: Durch ein ‘Duales Studium’ den Realitäten begegnen?
121
2024
Michal Dvorecký
flul5320141
Pro und Contra 141 53 • Heft 2 DOI 10.24053/ FLuL-2024-0028 Die Idee eines dualen Studiums für Fremdsprachenlehrkräfte mag auf den ersten Blick verlockend erscheinen, da sie die theoretische Ausbildung an Universitäten mit praktischer Lehrerfahrung verknüpft. Das ist auch sehr oft der Wunsch der Studierenden, die sich danach sehnen, möglichst bald im Studium den Schulalltag zu erleben. Ein zentrales Argument gegen ein duales Studium für Fremdsprachenlehrkräfte ist die potenzielle Beeinträchtigung der Ausbildungsqualität. Die Ausbildung an Universitäten ist darauf ausgelegt, tiefgehendes linguistisches, didaktisches und bildungswissenschaftliches Wissen zu vermitteln. Dieses ist essenziell für die kompetente Vermittlung von Fremdsprachen. Ein duales Studium führt dazu, dass diese theoretischen Inhalte zugunsten praktischer Erfahrungen reduziert werden, was langfristig die fachliche Kompetenz der Lehrkräfte beeinträchtigen könnte. Die Studierenden könnten leicht den Eindruck gewinnen, dass sie die Theorie gar nicht brauchen, weil sie ja auch ohne tiefgehendes Wissen unterrichten können. Tatsache ist, dass sie leider nicht wissen, was ihnen alles an Wissen und Kompetenzen fehlt - im Sinne des Mottos „Ich weiß nicht, was ich noch nicht weiß“. Dies könnte die Fähigkeit der Lehrkräfte beeinträchtigen, theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden und innovative Unterrichtskonzepte zu entwickeln. Es wird nur das kopiert, was man in der Schule gesehen oder selbst erlebt hat. Und das ist fatal. Ein duales Studium setzt voraus, dass Studierende parallel zur theoretischen Ausbildung praktische Erfahrungen in Schulen sammeln. Es handelt sich um eine Doppelbelastung, die zu einer erheblichen Überforderung führt. Die Anforderungen des Studiums sind bereits hoch und die zusätzlichen praktischen Verpflichtungen (abgesehen von punktuellen Praktika) können zu Stress, Burnout, Demotivation und schließlich zu einer Verschlechterung der Ausbildungsqualität führen. Die Gesundheit der Studierenden wird dabei aufs Spiel gesetzt. Die Betreuung von Studierenden im dualen Studium erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Schulen. Dies setzt jedoch voraus, dass beide Institutionen über ausreichende Ressourcen und Kapazitäten verfügen, um eine qualitativ hochwertige Betreuung zu gewährleisten. In der Praxis kann dies schwierig umzusetzen sein, insbesondere in Zeiten von Lehrer: innenmangel. Eine unzureichende Betreuung führt dazu, dass Studierende nicht die notwendige Unterstützung erhalten, um ihre Kompetenzen zu entwickeln. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein duales Studium für Fremdsprachenlehrkräfte zwar einige Vorteile bieten kann, die Nachteile jedoch erheblich sind. Die potenzielle Beeinträchtigung der Ausbildungsqualität, die Überforderung der Studierenden und die unzureichende Betreuung sind schwerwiegende Bedenken, die gegen die Einführung eines solchen Systems sprechen. Eine fundierte theoretische Ausbildung kombiniert mit gut strukturierter praktischer Erfahrung scheint der bessere Weg zu sein, um kompetente und motivierte Fremdsprachenlehrkräfte auszubilden. Wien M ICHAL D VORECKÝ
