Fremdsprachen Lehren und Lernen
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0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
10.24053/FLuL-2025-0014
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2025
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Gnutzmann Küster SchrammGary BARKHUIZEN (Hrsg.): Language Teachers Studying Abroad – Identities, Emotions and Disruptions. Bristol: Multilingual Matters 2022 (Psychology of Language Learning and Teaching, 17), 304 Seiten [54,95€]
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Jan Springob
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Besprechungen 121 54 • Heft 1 DOI 10.24053/ FLuL-2025-0014 Diskurs zu vermissen, teils entstehen durch die wiederholte Analyse des BGeR und die darin vorzufindenden Deskriptoren Wiederholungen und Redundanzen. Terminologisch wird sowohl mit ‚Mediation‘ als auch ‚Sprachmittlung‘ gearbeitet, weil die Beiträge vor der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des BGerR verfasst worden sind (S. 10/ 11). Dies ist verständlich, führt aber auf Grund der in den Beiträgen ersichtlichen unterschiedlichen Lesarten der Ausführungen des BGeR teils zu Unklarheiten, was das erklärte Ziel der terminologischen Neubestimmung erschwert. Die sprachliche und editorische Qualität der Beiträge variiert darüber hinaus stark. Das Entwicklungspotenzial von Sprachmittlung auf der Basis des BGeR wird jedoch durch die Perspektivenvielfalt in verschiedenen Bereichen aufgezeigt, sodass Einblicke in und Impulse für (unterrichtspraktische) Forschung ersichtlich werden. Regensburg J ULE I NKEN M ÜLLER Gary B ARKHUIZEN (Hrsg.): Language Teachers Studying Abroad - Identities, Emotions and Disruptions. Bristol: Multilingual Matters 2022 (Psychology of Language Learning and Teaching, 17), 304 Seiten [54,95€] Ein Studium im Ausland ist, post-Covid, für (angehende) Lehrkräfte (einer Fremdsprache), nach wie vor keine Selbstverständlichkeit und in jedem einzelnen Fall eine ganz individuelle Erfahrung mit Höhen und Tiefen, Hürden und Herausforderungen, aber auch zahlreichen Möglichkeiten und sich öffnenden Türen. Herausgeber Gary B ARKHUIZEN und seine Kolleg: innen haben ein spannendes Buch verfasst über (angehende) Fremdsprachlehrer: innen, die (für eine gewisse Zeit) im Ausland studieren - und über Menschen, mit denen die Outgoings vor, während und nach ihrem Aufenthalt im Ausland Kontakt hatten, wie zum Beispiel Organisator: innen von Mobilitätsprogrammen an der Heimatuniversität, Dozierende, Gastfamilien, Lehrkräfte und Schüler: innen an der Gastschule. So ist ein faszinierender Sammelband entstanden, der die vielfältigen wie vielschichtigen Erfahrungen im Ausland von Studierenden und Lehrkräften, die eine Fremdsprache studieren und/ oder unterrichten in den Blick nimmt. Dabei werden - der Titel lässt es vermuten - bewusst persönliche wie komplexe Aspekte von Identität, Emotionen und Unterbrechungen im Rahmen von Mobilitätserfahrungen fokussiert. Die Autor: innen nehmen die Leser: innen dabei mit in verschiedene Länder und auf Aufenthalte von unterschiedlicher Länge, u.a. in Form eines Studiums, eines Praktikums, einem Kurzzeitaufenthalt oder auch online exchange (vor allem in und nach der Pandemie). In 20 Kapiteln wird ein reichhaltiges Spektrum an 12 aktuellen wie relevanten Themen behandelt: Störung (disruption), Covid-19, Identitätsarbeit (identity work), Emotionsarbeit (emotion work), professionelle Entwicklung (professional development), interkulturelles Lernen (intercultural learning), Sprachförderung (language enhancement), persönliches Wachstum (personal growth), Beziehungen (relationships), politisches Bewusstsein (political awareness), kritische Reflexivität (critical reflexivity) und Karrieren (careers). Alle Kapitel berühren diese Themen, wobei einige expliziter und deutlicher angesprochen werden als andere. Die Themen wurden - sinnvoll strukturiert für die Leserschaft - in vier Hauptkategorien gruppiert, die die vier Teile des Buches bilden: (I) Identitäten und berufliche Entwicklung, (II) Interkulturalität und interkulturelles Lernen, (III) Emotionen und persönliches Wachstum, (IV) Beziehungen und Karriere. Die präsentierten Studien aus unterschiedlichen Ländern (von China und Japan über Neuseeland, Kambodscha bis Taiwan, die USA und Vietnam) befassen sich alle eingehend mit den persönlichen und beruflichen Auslandsstudienerfahrungen der Stipen- 122 Besprechungen DOI 10.24053/ FLuL-2025-0014 54 • Heft 1 diat*innen und konzentrieren sich dabei insbesondere auf die psychologischen und sozialen Aspekte dieser Erfahrungen. Das Buch nimmt somit - lesenswerterweise - nicht nur die Organisation und die Planung der Mobilitätsprogramme, ihre Ziele und ihre Outcomes in den Blick, sondern vor allem die Menschen dahinter, ihre Erfahrungen und Persönlichkeiten. Im ersten Teil zu Identitäten und beruflicher Entwicklung beispielsweise präsentieren Julia M ENARD -W ARWICK , Enrique David D EGOLLADO und Shannon K EHOE in ihrem Artikel „Emotionality in field trip narratives: Confronting deficit perspectives“ Ergebnisse aus einem größeren Forschungsprojekt, das die Erfahrungen von fünf amerikanischen Studentinnen im Rahmen eines „transnational critical education programs“ in Guatemala in den Blick nimmt. Augenöffnend für die angehenden Lehrkräfte war nicht nur die extreme Armut in dem mittelamerikanischen Land, sondern vor allem auch die als sehr unterschiedlich wahrgenommene Arbeit der NGOs vor Ort, die sie kennenlernen durften. Eine andere Auseinandersetzung mit Defizit(en) war sicherlich eine der greifbarsten Erfahrungen für die angehenden Lehrkräfte aus den USA. In dem Beitrag „Language for the heart: Investigating the linguistics responsiveness of study abroad“ von Erik Jon B YKER und Natalia M EJIA , der den zweiten Teil zu Interkulturalität und interkulturellem Lernen abschließt, steht Mehrsprachigkeit in Grundschulen in den USA im Fokus, d.h. in einem Land, wie die Autor: innen herausstellen, in dem die Knappheit an - und auch Wertschätzung von - (Fremd-)Sprachprogrammen immer diverser werdenden Klassenzimmern gegenübersteht. Die gemachten Erfahrungen der zukünftigen Lehrkräfte im Rahmen ihres Aufenthalts in Südafrika haben die Wichtigkeit von gelebter Mehrsprachigkeit für ihre ganz unterschiedlichen Schüler: innen und ihre Lebensrealitäten verdeutlicht. Im dritten Teil des Buches zu Emotionen und persönlichem Wachstum werden u.a. Auslandsaufenthalte in Zeiten der weltweiten Corona-Pandemie untersucht, die die ganz unterschiedlichen Emotionen (u.a. sowohl Enttäuschung als auch Optimismus) und Strategien der Studierenden beleuchten. Takaaki H IRATSUKA stellt zwei Studierende vor, die Japan aufgrund der Pandemie gar nicht verlassen haben und ihren Auslandsaufenthalt in den virtuellen Raum verlegen mussten („Dream cut short but heads held high: Study abroad in times of coronavirus“). John M ACALISTER ’s Studie nimmt fünf Lehrkräfte aus Kambodscha in den Blick, die im Lockdown in Neuseeland studieren („No ordinary time: Language teachers abroad in an extraordinary year“). Beeindruckend in beiden Studien ist die Offenlegung der hohen Belastbarkeit und der konstruktive Umgang der (zukünftigen) Lehrkräfte mit einer plötzlich über sie hereingebrochenen und alles anderen als alltäglichen Situation. Rosamund M ITCHELL und Nicole T RACY -V ENTURA präsentieren im vierten Teil zu Beziehungen und Karriere die Ergebnisse einer Längsschnittstudie mit Sprachlehrassistent: innen in Großbritannien („From language teaching assistant abroad to language professional: A longitudinal study of career entry“). Sie legen in ihrem Beitrag die komplexen Karriereentscheidungen von languages graduates offen. Auslandsaufenthalte und die Begeisterung für Sprache(n) - oftmals schon als Schüler: innen - spielen hier eine entscheidende Rolle. Fragen, die das Buch aufgreift (um dann auch hilfreiche Antworten zu liefern), sind u.a.: Wer genau sind die (angehenden) Sprachlehrer: innen, die an diesen Auslandsstudienprogrammen teilnehmen? Wie und warum verändern sie sich, sowohl als Menschen als auch als Expert: innen für ihr Fach? Was tun (angehende) Sprachlehrer: innen während eines Auslandsaufenthalts und wie trägt dies zu ihrer Identität und beruflichen Entwicklung bei? Wie wirkt sich die Auslandserfahrung auf ihre Emotionen aus - vor, während und nach dem Auslandsaufenthalt? Was bedeuten diese Emotionen und wie beeinflussen sie die Wahrnehmung der (angehenden) Lehrer: innen, wer sie sind und was sie als Lehrer: in tun? Was lernen die (angehenden) Sprachlehrer: innen über sich selbst und über die Menschen, mit denen sie während des gesamten Auslandsaufenthalts zu tun haben, auch noch Jahre nach dem Aufenthalt? Was lernen Besprechungen 123 54 • Heft 1 DOI 10.24053/ FLuL-2025-0015 sie über ihren Platz in der Welt - der Welt des Sprachunterrichts und der Bildung im weiteren Sinne, in einer sich schnell verändernden Welt, in der der Platz eines jeden in Frage gestellt und unsicher ist? Language Teachers Studying Abroad - Identities, Emotions and Disruptions ist von großem Interesse für alle Menschen, die selbst eine Fremdsprache studieren und einen Aufenthalt im Ausland planen bzw. diesen reflektieren (möchten/ müssen), die eine Fremdsprache unterrichten (an der Schule oder der Universität) und/ oder einen Auslandsaufenthalt für (angehende) Fremdsprachenlehrkräfte organisieren, sowohl in den lehrer: innenbildenden Fakultäten oder zentralen Einrichtungen wie International Offices oder Zentren für Lehrer: innenbildung an den Universitäten und Hochschulen, aber auch Fachleiter: innen, die Referendar: innen ausbilden, oder Moderator: innen in der beruflichen Weiterbildung. Da der Sammelband geographisch wie inhaltlich breit gefächert und gut strukturiert ist, werden Leser: innen fasziniert sein von den vielfältigen wie oftmals persönlichen Erkenntnissen von und Einblicken in Auslandsaufenthalte(n) von Fremdsprachenlehrkräften und Studierenden. Gerade dadurch, dass die Reisenden selbst zu Wort kommen, werden die mehrdimensionalen Perspektiven eines Aufenthaltes im Ausland vollumfänglich erfasst und greifbar. Hilfreich für die Leser: innen sind dabei auch die angebotenen Empfehlungen - bei der Planung und Durchführung und Reflexion, sowohl für Ausbilder: innen und Organisator: innen als auch und vor allem die Studierenden und Lehrkräfte. Die weltweite Covid-Pandemie genauso wie eine höhere Sensibilität für eine nachhaltigere Mobilität haben unter anderem dazu beigetragen, noch einmal kritischer auf Auslandsaufenthalte zu schauen - ohne dabei den Mehrwert an sich vollständig in Frage zu stellen. Umso wichtiger ist der Beitrag des vorliegenden Sammelbandes und sind die empirischen Studien aus verschiedenen Bildungskontexten, um die Bedeutung des Auslandsstudiums, vor allem für Sprachlehrer: innen und -studierende in all seinen Facetten zu beleuchten. Die Autor: innen legen offen und unterstreichen mit Nachdruck, wie heterogen die Erfahrungen im Ausland sind - vor allem post-Covid und angesichts zahlreicher neuer (vor allem: short-term) Mobilitätsoptionen. Das Buch trägt dazu bei, in dem Feld der study abroad- Forschung den „ganzen“ Menschen und sein „ganzes“ Leben stärker in den Fokus zu rücken - inklusive individueller Geschichten, Identitäten, Vorstellungen, Emotionen, Motivationen und Absichten. Köln J AN S PRINGOB Claudia M USTROPH : Zum Einsatz multimodaler Literatur im Englischunterricht. Eine Mixed- Methods-Studie zu den Überzeugungen bayerischer Lehrkräfte. Berlin: Lit 2022 (Fremdsprachendidaktik in globaler Perspektive, 9), 300 Seiten [34,90 €] Wie Sprache schlechthin sind auch ihre medialen Erscheinungsformen beständigem Wandel unterworfen. Erklärvideos ersetzen Bedienungsanleitungen, Chats und Memes Gespräche, Emojis zieren Textnachrichten, Hypertexte Webseiten, Eintrittskarten werden digital, ceci tuera cela. Die technische Entwicklung transgrediert längst literarische Gattungsgrenzen und verlangt der Literaturdidaktik ab, für eine vergrößerte Vielfalt ästhetischen Ausdrucks überzeugende Zugänge zu schaffen. Hier setzt die Studie an, die Claudia M USTROPH 2022 als Dissertation an der LMU München verteidigt und in der Buchreihe ihrer Betreuerin Christiane L ÜTGE veröffentlicht hat. Die explorative Mixed-Methods-Erhebung flankiert quantitative Fragebogen- (N = 164) durch qualitative Interviewbefunde (N = 5). Ziel ist ein Beitrag zur Lehrerkognitionsforschung und Lehrkräftebildung durch die Ermittlung von Überzeugungen (vorwiegend
