Forum Modernes Theater
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0930-5874
2196-3517
Narr Verlag Tübingen
10.24053/FMTh-2023-0005
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2023
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BalmeCompost Turn
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2023
Silke Felber
Seit 2021 ermöglicht ein deutsches Unternehmen die Kompostierung menschlicher Leichname und bietet Hinterbliebenen ein dazugehöriges Ritual an. Der Beitrag widmet sich diesem Phänomen aus theatertheoretischer sowie diskursanalytischer Perspektive. Er fragt nach den konkreten Verfahren der Affizierung, die im Bewerben des Bestattungsprodukts namens Reerdigung implementiert werden, und fokussiert auf die spezifischen Begehrnisse (Böhme), die dabei adressiert bzw. evoziert werden. Das verkaufte Versprechen, als Kompost (wieder) in den Erdkreislauf einzugehen, reagiert, so die Prämisse, auf ein gegenwärtig im globalen Norden verstärkt zutage tretendes soziales Bedürfnis, dem Drang nach Luxus und Verschwendung etwas Bleibendes, Einzigartiges und ökologisch Vertretbares entgegenzusetzen. Paradoxerweise aber ist es ausgerechnet das den anthropozentrischen Raubbau vorantreibende Prinzip der Akzeleration, das das ökologisch bewahrende, ästhetisierte Produkt Reerdigung erst hervorbringt.
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Compost Turn. Neue Bestattungsprodukte im Spannungsfeld von Ökologie und Atmosphäre Silke Felber (Wien) Seit 2021 ermöglicht ein deutsches Unternehmen die Kompostierung menschlicher Leichname und bietet Hinterbliebenen ein dazugehöriges Ritual an. Der Beitrag widmet sich diesem Phänomen aus theatertheoretischer sowie diskursanalytischer Perspektive. Er fragt nach den konkreten Verfahren der Affizierung, die im Bewerben des Bestattungsprodukts namens Reerdigung implementiert werden, und fokussiert auf die spezifischen Begehrnisse (Böhme), die dabei adressiert bzw. evoziert werden. Das verkaufte Versprechen, als Kompost (wieder) in den Erdkreislauf einzugehen, reagiert, so die Prämisse, auf ein gegenwärtig im globalen Norden verstärkt zutage tretendes soziales Bedürfnis, dem Drang nach Luxus und Verschwendung etwas Bleibendes, Einzigartiges und ökologisch Vertretbares entgegenzusetzen. Paradoxerweise aber ist es ausgerechnet das den anthropozentrischen Raubbau vorantreibende Prinzip der Akzeleration, das das ökologisch bewahrende, ästhetisierte Produkt Reerdigung erst hervorbringt. Die Vorstellung einer Holzkiste, in der sein verstorbener Sohn tief in die Erde hinabgesenkt wird, um sich nahtlos einzufügen in Reihen anderer, ihrer Verwesung entgegenblickender Leiber, war dem niederländischen Psychologen und Dichter Frederik van Eeden ein Graus. In seinem 1914 entstandenen Text Pauls Erwachen träumt er davon, die Überreste seines Kindes direkt in der Erde zu bestatten: Ich will gern die teuren Reliquien meines Kindes der Erde geben, auf daß sie es in sich aufnehme und nutzbar mache zu neuem Leben. Aber dann sollte es so sein, daß die Erde unmittelbaren Zugang zu ihm hat und so schnell wie möglich den reinigenden, auflösenden Prozeß beginnen kann. Unglaublich peinigend sind mir die banalen Häßlichkeiten eines Kirchhofes mit Steinen, die aussehen wie Zuckerdosen oder Tortenschachteln, und allen den Dingen, die das Volk ohne Geschmack einander nachahmt. 1 Es sind diese Zeilen, die den Architekten Bruno Taut zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für eine neue Art der Bestattung inspirierten. In einer 1916 erschienenen Ausgabe der Zeitschrift Die Gartenkunst fordert er, Erd- oder Feuerbestattung künftig durch etwas zu ersetzen, das er als ‚ Vererdung ‘ bzw. ‚ Perhumierung ‘ bezeichnet: „ Der tote Körper, der nun doch einmal aus der Sphäre des Lebendigen gerissen einem ganz neuen Kräfte- und Materienkreis eingeordnet ist, soll in Muttererde, Humusboden verwandelt werden. “ 2 Das Bestattungswesen von morgen habe sich nichts anderem zu widmen als der Pflege dieser Verwandlung, so Taut. Es sollte mehr als 100 Jahre dauern, bis die Visionen van Eedens und Tauts Wirklichkeit wurden. Seit 2020 nimmt das USamerikanische Unternehmen Recompose an seinem Standort südlich von Seattle Leichen zur menschlichen Kompostierung an. 3 Zurückzuführen ist dieses Konzept auf das 2014 gegründete Urban Death Project, mit dem Forum Modernes Theater, 34/ 1, 39 - 53. Gunter Narr Verlag Tübingen DOI 10.24053/ FMTh-2023-0005 die Architektin und Designerin Katrin Spade das Ziel verfolgte, ein neues System zu entwickeln, das imstande ist, menschliche Körper innerhalb kürzester Zeit in Erde zu transformieren. Der Leichnam wird dabei gemeinsam mit Stroh, Heu, Holzspänen und Blumen in einen sargähnlichen Container aus Edelstahl gelegt, der alle paar Tage gewendet wird. Feuchtigkeit und Sauerstoff innerhalb dieses Containers werden maschinell gesteuert, sodass die Temperatur innerhalb des Behälters 70 Grad Celsius erreicht, was zu einer Verwesungszeit von etwa fünf Wochen führt. Innerhalb dieser Zeitspanne werden die menschlichen Überreste, so versprechen es die Erfinder*innen, zu wiederverwertbarem Kompost, der je nach Vorliebe der verstorbenen Person bzw. deren Angehöriger bepflanzt werden kann. Auch der Container, innerhalb dessen der Kompostierprozess vonstatten geht, wird wiederverwendet. Dank des Berliner Start-Ups Circulum Vitae GmbH gibt es mittlerweile auch in Deutschland die Möglichkeit, eine Kompostierung des eigenen Körpers prae mortem zu veranlassen. Nachdem das Land Schleswig- Holstein zum Schluss gekommen war, dass das Prinzip der ,Reerdigung ‘ (so der offizielle Produktname) dem Bestattungsgesetz entspreche, wurde im Frühjahr 2022 erstmals in Europa eine verstorbene Person in einen so genannten ‚ Kokon ‘ gebettet und der daraus gewonnene Kompost daraufhin beigesetzt. In Deutschland sieht der Bestattungszwang vor, dass die Überreste der oder des Verstorbenen auf einem Friedhof einzuhegen sind und somit öffentlich betrauerbar bleiben. Es ist also nicht möglich, die kompostierte Erde im eigenen Garten zu verarbeiten. In meinem Beitrag werde ich den konkreten Verfahren der Affizierung nachspüren, die Circulum Vitae GmbH im Bewerben dieses neuen Bestattungsprodukts implementiert, und werde auf die spezifischen Begehrnisse fokussieren, die dabei adressiert bzw. evoziert werden. Unter Begehrnissen verstehe ich mit Gernot Böhme unter den Vorzeichen des Turbokapitalismus entstehende Bedürfnisse, „ die dadurch, dass man ihnen entspricht, nicht gestillt sondern gesteigert werden. “ 4 Das verkaufte Versprechen, als Kompost (wieder) in den Erdkreislauf einzugehen, reagiert, so die Prämisse, auf ein gegenwärtig im globalen Norden verstärkt zutage tretendes soziales Bedürfnis, dem Drang nach Luxus und Verschwendung etwas Bleibendes, Einzigartiges und ökologisch Vertretbares entgegenzusetzen. Paradoxerweise aber ist es ausgerechnet das den anthropozentrischen Raubbau vorantreibende Prinzip der Akzeleration, das das ökologisch bewahrende, ästhetisierte Produkt ‚ Reerdigung ‘ erst hervorbringt. Der menschliche Verwesungsprozess, der im Durchschnitt 15 Jahre beträgt, wird hier durch technomorphes Zutun auf wenige Wochen verkürzt. Ausgehend von diesen Annahmen fragt der Beitrag danach, wie Circulum Vitae GmbH das von mir als ‚ cultural performance ‘ gelesene Kompostierereignis atmosphärisch-rituell auflädt. Cultural Performances unterliegen in theoretischer Hinsicht den gleichen Voraussetzungen wie theatrale Ereignisse: Sie sind zeitlich begrenzt, entbehren der Möglichkeit einer exakten Wiederholung, sind in Verlauf und Wirkung unwiederbringbar und setzen die räumliche Ko-Präsenz von Perzipierenden voraus. 5 Das Produkt ‚ Reerdigung ‘ im Rückgriff auf theatertheoretische Konzepte zu analysieren, fordert allerdings ein an lebendigen, humanen Akteur*innen orientiertes Verständnis von Performance heraus, das in der Theaterwissenschaft und den Performance Studies erst nach und nach kritisch hinterfragt wird, wie Rebecca Schneider hervorhebt: Though many scholars, including myself, have argued that theatrical performance is a mode of haunting, ghosting, or inhabiting 40 Silke Felber nonlinear time [ … ], for most scholars performance is still commonly thought of as work made by living beings (including animals) who are present in and to time. For most, if living humans are not present to a performance themselves, then living humans must hide somewhere in the wings of actions, or be the ones to ultimately bear agential responsibility for the actions of objects or animals or plants or even [ … ] algorithms. 6 Will man dem Atmosphärischen von Performances innerhalb der Künste wiewohl darüber hinaus hinreichend auf den Grund gehen, so ist der Fokus auf die darin involvierten humanen Akteur*innen unzureichend. Schließlich sind es vor allem die „ Ekstasen der Dinge “ 7 , die Gernot Böhme zufolge den Eindruck von Atmosphäre erzeugen, indem sie auf die Perzipierenden einwirken. Um die Affektivität von Performances fundiert erfassen zu können, benötigt es eine Perspektive, die sich nicht auf Körper und Stimme menschlicher Akteur*innen beschränkt, sondern die vielmehr transindividuelle Prozesse berücksichtigt und dabei Objekte und materielle Arrangements miteinbezieht. 8 Besonders gilt dies für Cultural Performances im Kontext von Tod und Bestattung. Begraben und Bepflanzen - Bestattungskulturen im Wandel der Zeit Der Siegeszug des europäischen Zentralfriedhofs, wie wir ihn heute kennen, ist sowohl Produkt (pseudo-)medizinischen Fortschritts als auch ökologisch-ästhetischer Bestrebungen. Das wachsende Bewusstsein über die physikalischen Eigenschaften und die chemische Zusammensetzung von Luft sowie die im Zuge der Ansteckungstheorie befeuerte Angst vor einer atmosphärischen Verseuchung durch Leichengifte (dazumal als ,Miasmen ‘ bezeichnet) führten im ausgehenden 18. Jahrhundert dazu, Hospitäler, Schlachthöfe sowie innerörtliche Begräbnisstätten an den Stadtrand zu verlegen. 9 Die alles überdeckende Angst vor unkontrollierbaren Ausdünstungen und verderblichen Lüften diktierte die Praxis, Tote und Kranke in Schach zu halten und sie geographisch von den Lebenden abzugrenzen. Diese Distanzierung trug ein progressives Gesicht, wie die Theologin Sabine Bobert unterstreicht: „ Hygienische Rationalität siegte über die christlich begründete und gelebte Gemeinschaft von lebenden und toten Gliedern der Gemeinschaft. “ 10 Tatsächlich ging mit der Auslagerung der Friedhöfe auch ihre Ablösung von den Kirchen einher. Religionsgemeinschaften verfügten um 1800 zwar nach wie vor über das Recht, eigene Friedhöfe anzulegen, unterlagen dabei aber biopolitischen Bestrebungen im Hinblick auf Hygiene und Gesundheit. Diese Bestrebungen entsprechen in nuce jenen Maßnahmen, die Alain Corbin als Resultat eines gegen Ende des 18. Jahrhunderts europaweit erstarkenden Gesundheitswesens identifiziert hat, nämlich „ [a]useinanderrücken, dem Menschengedränge Luft schaffen, den Raum der städtischen Einrichtungen neu aufteilen [ … ] “ 11 . Folgerichtig kreisten auch die Konzipierung des außerstädtischen Friedhofs und die damit einhergehende Einführung des Reihengrabs hauptsächlich um Fragen des richtigen Abstands - nämlich einerseits um den zwischen Begräbnisplätzen und Wohngebieten und andererseits um jenen zwischen den einzelnen Gräbern. Die im Namen der Hygiene eingeführte reihenweise Bestattung kam dem Gleichheitsideal der Aufklärung entgegen, wurden die Beisetzungen doch chronologisch nach Sterbedatum und ohne Rücksicht auf sozialen Rang, Familienstand oder Konfession der Ablebenden abgewickelt. 12 Beispielhaft für diese neue Bestattungskultur ist der 1787 - 89 von Friedrich W. Erdmannsdorff streng symmetrisch konzipierte Neue Begräbnisplatz in Dessau, der ursprünglich 41 Compost Turn. Neue Bestattungsprodukte im Spannungsfeld von Ökologie und Atmosphäre keinerlei Grabzeichen vorsah und den Friedrich Hölderlin nicht nur mit „ recht viel Menschlichkeit “ , sondern auch mit „ Schönheit “ 13 in Verbindung brachte. Tatsächlich steht Dessau prototypisch für einen „ vernünftigen und schönen Friedhof “ 14 und markiert die Anfänge einer Ästhetisierung des Bestattungswesens. Beispielhaft manifestiert sich diese Verquickung in Goethes Roman Die Wahlverwandtschaften, der sich vermutlich an Dessau orientiert. Im zweiten Teil des Romans zeigt sich Charlotte begeistert von der Idee des Architekten, im Kirchhof die Grabhügel zu plätten, die verbleibende Fläche mit Klee zu bepflanzen und die Grabsteine ihrem Alter nach an der Kirchmauer aufreihen zu lassen. 15 Walter Benjamin hat diese Passage zum Anlass genommen, den Handelnden des Romans Bedenken- und Rücksichtslosigkeit sowie Blindheit „ gegen dasjenige, was Wirkliches dem Gefürchteten einwohnt “ 16 , vorzuwerfen. Interessant in unserem Kontext aber ist, dass Charlottes revolutionäres Ansinnen, den Friedhof „ als ästhetischen Raum “ 17 neu zu konzipieren, den Boden für ein Zusammendenken von Landschaftsgärtnerei und Totenkult ebnet. Wenngleich Christian Cay Lorenz Hirschfeld in seiner Theorie der Gartenkunst (1779 - 85) 18 zwar bereits vorgeschlagen hatte, Friedhöfe mit landschaftsgärtnerischen Elementen aufzuwerten, so setzten sich Parkfriedhöfe in Deutschland erst mit der Eröffnung des Ohlsdorfer Friedhofs 1877 durch. Die von Wilhelm Cordes geplante und an amerikanischen Vorbildern ausgerichtete Grabstätte bestach mit Wiesen, Teichen, Blumenhainen und einem Rosengarten und wurde 1900 im Rahmen der Pariser Weltausstellung mit einem Grand Prix ausgezeichnet. 19 Mit dem aufkommenden Denkmalkult des gehobenen Bürgertums zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden der zeichenlose Friedhof und die mit ihm verbundene demokratisch-ästhetische Utopie einer Gleichheit aller ehemals Lebendigen, die Charlotte in Die Wahlverwandtschaften so wortreich hochhält, erfolgreich verdrängt. Die Grabmäler gestalteten sich immer ausgefallener und steigerten sich schließlich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts „ zu einem Ausdrucksmittel opulenter Selbstrepräsentation “ 20 . Bald schon freilich sorgten die fortschreitende Industrialisierung und die damit verbundenen Beschleunigungsprozesse in Produktion und Transport dafür, dass Grabsteine für eine breite Bevölkerungsschicht leistbar wurden. Nun war es auch sozial und ökonomisch benachteiligten Gruppen möglich, dem Bedürfnis nach materialisierter Erinnerung in Form eines individuell gestalteten Grabmals zu entsprechen. Die zunehmende Ästhetisierung des Friedhofs hebt sich radikal von der spezifischen Utilität des herkömmlichen Kirchhofs ab: Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden Kirchhöfe grundsätzlich landwirtschaftlich genutzt und dienten dem Anbau von Obst und Klee oder als Weideland. Wenn hier Bäume oder Büsche gesetzt wurden, so geschah dies ausschließlich aus hygienischen Gründen bzw. im Zeichen der ‚ Miasmen ‘ -Bekämpfung. Nur allmählich entwickelte sich die Bepflanzung zum wesentlichen Gestaltungselement eines neuen Friedhofs, der nicht ausschließlich zum individuellen Betrauern, sondern auch zum Flanieren einlud. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts war der Übergang vom hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Friedhof zum reinen Zierfriedhof in Deutschland vollzogen. 21 Die Vorstellung, Friedhöfe mit menschlichem Kompost zu bepflanzen, blieb jedoch noch länger ein Tabu. Was also hat einen diesbezüglichen Paradigmenwechsel induziert? 42 Silke Felber Atmosphäre als Ware Wenngleich Bestattungsunternehmen nach wie vor in einem höchst tabuisierten Bereich arbeiten, so gestaltet sich das Geschäft mit dem Sterben heute anders als noch vor 20 Jahren. In ihrer Studie Bestatter im 20. Jahrhundert kommt Dagmar Hänel zum Schluss, dass sich die Selbstdarstellung von deutschen Bestattungsunternehmen bis in die 1990er Jahre hinein äußerst stereotyp gestaltete und durch eine signifikante „ Ausgrenzung der Objektivationen des Todes “ 22 auszeichnete: Särge und Urnen seien damals schlichtweg nicht in Schaufenstern in Erscheinung getreten. Im Gegensatz dazu streben Bestattungsinstitute in den letzten Jahren nach einem neuen, weltzugewandten Image, das weniger auf eine Verschleierung als vielmehr auf die Sichtbarmachung des Todes fokussiert. 23 Mittlerweile hat die Branche eine Vielzahl an Bestattungsformen hervorgebracht, die es dem Subjekt erlauben, seinen auf Einzigartigkeit abzielenden Lebensstil auch über den Tod hinaus zu performen. Konsument*innen können heute nicht nur zwischen Erd- und Feuerbestattung entscheiden, sondern auch darüber, ob ihre sterblichen Überreste verstreut, in einem Friedwald beigesetzt oder zu einem Erinnerungsdiamant vetrifiziert werden sollen. Diese zumal hedonistische Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod widerspricht paradoxerweise der spezifischen Tabuisierung, mit der die Phänomene Altern und Sterben heute nach wie vor bzw. wieder belegt sind. 24 Darüber hinaus aber kommt die lebensweltliche Ausrichtung der Befassung mit dem eigenen Ableben jenem neuen Interesse gleich, das dem Tod bereits zu Zeiten der Romantik entgegengebracht worden ist. „ Der Tod in der Romantik erforderte intensive Klage und bleibendes Andenken. Diese neue Kulturströmung, nicht die Kirche, gab wesentliche Impulse für den Friedhofskult im 19. und 20. Jahrhundert. “ 25 Vor diesem Hintergrund gewinnen Andreas Reckwitz ’ Ausführungen zu einer Gesellschaft der Singularitäten an Brisanz. Als prägende Kraft für unseren gegenwärtigen, sich im Zuge des postindustriellen Zeitalters ausdifferenzierenden individualistischen Lebensstil führt der Soziologe nämlich ebenfalls die Romantik mit ihren Vorstellungen einer entschiedenen Individualität des Subjekts ins Feld. 26 Die wesentliche Bedeutung dieser kulturellen Strömung liegt Reckwitz zufolge darin, „ dass sie das menschliche Subjekt erstmals radikal an der Besonderheit ausrichtet, die unter der Semantik ,Individualität ‘ verhandelt wird. Dieser dient anschließend eine umfassende Singularisierung sämtlicher Elemente der Welt. “ 27 Die Kunsterfahrung und ihr spezifisches, auf das Momentane fokussierende Zeitbewusstsein spiele dabei eine ebenso große Rolle wie u. a. die Erfahrung der Natur, die Erfahrung der affektiven Verbundenheit zu anderen sowie die „ singuläre Gestaltung der Dingwelt “ 28 . Im Folgenden möchte ich zeigen, inwiefern sich diese spezifische Durchdringung unterschiedlicher Sphären in der inszenatorischen Strategie von Circulum Vitae GmbH widerspiegelt. In seinen Überlegungen zu einem Ästhetischen Kapitalismus hat Gernot Böhme festgehalten, dass Waren heute in besonderer Art ausstaffiert werden, um ihren Tauschwert zu erhöhen. „ Man gibt ihnen ein bestimmtes Aussehen, sie werden ästhetisiert, und sie werden in der Tauschsphäre inszeniert. “ 29 Weil diese ästhetischen Eigenschaften der Waren nicht ausschließlich im Tauschzusammenhang, sondern auch in Bezug auf ihren Gebrauch wesentlich sind, entwickeln sie sich im Zeitalter der ästhetischen Ökonomie zu einem eigenständigen Wert. Waren evozieren laut Böhme „ einen neuen Typ von Gebrauchswert, der sich vom Tauschwert ableitet, insofern nämlich nun 43 Compost Turn. Neue Bestattungsprodukte im Spannungsfeld von Ökologie und Atmosphäre von ihrer Attraktivität, ihrer Ausstrahlung, ihrer Atmosphäre Gebrauch gemacht wird: Sie selbst dienen der Inszenierung der Ausstaffierung und Steigerung des Lebens. “ 30 Aus der Marketingforschung wissen wir mittlerweile zudem, dass sich Unternehmen immer weniger am Verkauf einzelner Produkte als vielmehr an Kund*innenakquise und -bindung orientieren. Um derartige Marketingziele zu erreichen, spielt gerade die bewusste Herstellung von Atmosphäre eine immense Bedeutung, wie der Wirtschaftswissenschafter Philip Kotler bereits in den 1970er Jahren prognostiziert hat: [I]n many areas of marketing in the future, marketing planners will use spatial aesthetics as consciously and skillfully as they now use price, advertising, personal selling, public relations, and other tools of marketing. We shall use the term atmospherics to describe the conscious designing of space to create certain effects in buyers. More specifically, atmospherics is the effort to design buying environments to produce specific emotional effects in the buyer that enhance his purchase propability. 31 Mittlerweile herrscht in der Marketingforschung auch ein Bewusstsein darüber, dass die Wahrnehmung und Bewertung von intentional hergestellten Atmosphären stark von sozialen Faktoren abhängen. Einzelne Verbraucher*innen reagieren je nach Markern wie Geschlecht, Alter oder Beruf unterschiedlich auf atmosphärische Interventionen. 32 Zu den ‚ atmospheric cues ‘ , mit denen Marketing arbeitet, gehören heute nicht mehr nur die Architektur von Firmen- und Geschäftsgebäuden, Layout, Beschilderung und Auslagen, Farben, Beleuchtung, Temperatur, Geräusche und Gerüche. Die Sprache des Atmosphärischen findet mittlerweile großteils im virtuellen Raum Gehör und inkludiert sämtliche ikonografischen und auditiven Elemente, die für die Gestaltung von Websites und ihrer Layouts verwendet werden, wie beispielsweise Farbschema, Symbole, Hyperlinks, Plug-Ins, Schriftart, Webgrenzen und musikalische Add-Ons. Sie alle sind an der Herstellung von ‚ web atmospherics ‘ beteiligt, unter der Lynn Dailey die bewusste Gestaltung von Webumgebungen fasst, die den Zweck erfüllen sollen, bestimmte affektive und kognitive Effekte bei den Nutzer*innen zu erzeugen, um damit positive Reaktionen der Verbraucher*innen zu erzielen (z. B. Wiederbesuche der Website, Browsing usw.). 33 Werfen wir also zunächst einen Blick auf den Webauftritt des Unternehmens Circulum Vitae GmbH und sehen uns an, wie das Produkt ‚ Reerdigung ‘ dort atmosphärisch angereichert und beworben wird. Die animierte Startseite reerdigung.de gibt den Blick frei auf einen lichtdurchfluteten, moosigen Mischwald. Überblendungstechniken vermitteln der Besucherin ein volatiles Gefühl des Schwebens und suggerieren ihr, Teil der porträtierten Umgebung zu sein. Der im Zentrum der Seite aufpoppende Werbetext ist eingängig: „ Werde Erde. In 40 Tagen wird durch eine Reerdigung aus einem Körper wertvolle Erde. “ 34 Vergleichsweise unscheinbar muten hingegen die beiden Menüpunkte ‚ Transformation ‘ und ‚ Nachhaltigkeit ‘ an, die am linken oberen Seitenrand darauf warten, von der Benutzer*in angeklickt zu werden. Der Inhalt der beiden Menu-Items ist identisch, jedoch unterschiedlich angeordnet. Unter Bezugnahme auf Piktogramme rahmt das Unternehmen den Kompostierprozess als einen fünf Stadien durchlaufenden „ Kreislauf der Natur “ 35 , innerhalb dessen der Körper der oder des Verstorbenen zunächst mit Blumen, Grünschnitt und Stroh bedeckt und in einen als ‚ Kokon ‘ bezeichneten Container gebettet werde. Die dabei herrschenden „ optimale[n] Bedingungen “ würden gemeinsam mit der Arbeit von Mikroben die Transformation der Leiche „ in frucht- 44 Silke Felber bare Muttererde “ bewirken: „ Keine Würmer und ohne Chemie. “ 36 Das Ende dieses Vorgangs markiere gleichzeitig einen Anfang: „ Ihr Körper ist zu Humus geworden, auf dem nun neues Leben gedeihen kann. “ 37 Abb. 1: Screenshot https: / / www.reerdigung.de/ Circulum Vitae GmbH macht die Vorstellung des Kreislaufs sowohl in metaphysischer Hinsicht nutzbar als auch im Hinblick auf ein spezifisches Bedürfnis nach Nachhaltigkeit, das sich als Unique Selling Point des Unternehmens herausstellt: Im Unterschied zu alternativen Möglichkeiten der letzten Ruhe wie Seebestattung, Friedwald oder Vetrifizierung geht der Reerdigung nämlich keine Verbrennung des Leichnams voraus. Das Unternehmen setzt vielmehr auf eine spezifische Wiederbelebung der herkömmlichen Erdbestattung (mit Baudrillard könnte man diesbezüglich von „ kulturellem Recycling “ 38 sprechen). Während bei jeder Feuerbestattung etwa eine Tonne CO ₂ verpuffe, gestalte sich das lediglich auf Temperatursteuerung zurückgreifende Kompostierverfahren, das im Rahmen der Reerdigung zum Einsatz gelangt, vergleichsweise umweltschonend, so der Werbetext: Signifikante CO ₂ Einsparung gegenüber einer Feuerbestattung Etwa 1 Tonne CO ₂ pro Reerdigung kann im Vergleich eingespart werden. Einerseits wird kein CO ₂ durch Verbrennung von Erdgas, Körper und Sarg in die Atmosphäre entlassen. Andererseits wird bei der Zersetzung viel Kohlenstoff im Humus gebunden und nicht in die Luft freigegeben. 39 Auf sprachlicher Ebene sticht hier der von parataktischem Satzbau geprägte, mit spezifischen ökologischen Termini, konkreten Zahlen und minutiösen Details zum beworbenen Kompostierverfahren versetzte Nominalstil ins Auge. Adressiert wird dadurch ein genuin rationales Verständnis von Leben und Tod, innerhalb dessen der Begriff der ‚ Atmosphäre ‘ auf die chemische Zusammensetzung und oxidierende Beschaffenheit der Erdoberfläche verweist. An anderer Stelle heißt es diesbezüglich: „ Der Tod ist tiefgreifend, bedeutsam und jenseits unseres Verstehens. Aber eine Reerdigung verstehen wir genau. “ 40 Gleichzeitig jedoch - und das scheint mir wesentlich zu sein - werden die Betreiber*innen von Circulum Vitae GmbH auch einem intuitiven, spirituellen Denken von (Über-)Leben und Sterben gerecht. So heißt es auf der Website: Lebensbejahend im Vergleich zu einer Feuerbestattung In vielerlei Hinsicht sind Reerdigung und Einäscherung sehr gegensätzlich. Die Umwandlung der menschlichen Überreste in lebendigen Boden unterstützt das Aufblühen des zukünftigen Lebens. Die Umwandlung in Asche unterbricht den Lebenszyklus und lässt unsere Materie in Rauch aufsteigen. 41 Bemerkenswert an dieser Passage ist, dass sie sich ex negativo auf das bereits in der Genesis des Alten Testaments verankerte Ideal eines unversehrten, im Grab seiner Auferstehung entgegenblickenden Leichnams bezieht. Diese Vorstellung wurde vor allem von der katholischen Kirche im Kampf gegen die um 1900 europaweit aufkommenden Bestrebungen hinsichtlich einer Wiedereinführung der Feuerbestattung mit Vehemenz in Anschlag gebracht. 42 1886 untersagte der Vatikan unter Papst Leo XIII seinen Mitgliedern strengstens, sich oder Dritte einäschern zu lassen 45 Compost Turn. Neue Bestattungsprodukte im Spannungsfeld von Ökologie und Atmosphäre oder einem Feuerbestattungsverein beizutreten. Eine diesbezügliche Änderung sollte erst 1964 vorgenommen werden. Umso interessanter ist es, dass das Unternehmen Circulum Vitae GmbH zwar betont, sein Produkt in Abstimmung mit Vertretern ‚ unterschiedlicher ‘ Religionsgemeinschaften gestaltet zu haben, dabei aber ausgerechnet jenen alttestamentarisch (1. Mose 3,19) verankerten Satz zitiert, der elementarer Bestandteil ‚ christlicher ‘ Begräbniszeremonien ist: „ Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden, Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub. “ 43 Performing Compost Bezeichnenderweise entzündete sich die katholische Kritik an der Verbrennung von Leichen vor allem an der durch den menschlich-maschinellen Eingriff evozierten Beschleunigung der Putreszenz. Die Verkürzung des als ‚ natürlich ‘ aufgefassten Verwesungsprozesses, so die verbreitete Auffassung, würde auch die damit unmittelbar korrelierende Trauerzeit empfindlich einschränken. 44 Umgekehrt bewarben die Befürworter*innen der Feuerbestattung den beschleunigten Verwesungsprozess mit Sicherheit und Kontrolle über den Leichnam: Wir haben [ … ] in dieser Form der Verbrennung eine Art der Leichenbestattung gewonnen, welche wirklich ohne irgendwelche Nachtheile für die Lebenden ist, und welche die theuren Reste lieber Verblichener in der schonendsten Weise, ohne sie mit irgend welchen fremden Stoffen zu mengen und in möglichst kurzer Zeit einer sicheren raschen Verwesung oberhalb der Erde übergiebt, statt sie der unsicheren, langsamen Verbrennung unterhalb der Erde auszusetzen, welche zu leicht in Fäulniß ausartet und dann den Lebenden Verderben und Tod bringt. 45 Die Passage legt Zeugnis ab für eine sich im Laufe der Moderne im globalen Norden herausbildende Gesellschaft, innerhalb derer bestimmte Lebensbereiche einer drastischen Beschleunigung anheimgefallen sind. Hartmut Rosa arbeitet in diesem Zusammenhang drei empirisch zu differenzierende Kategorien heraus (technische Beschleunigung, Beschleunigung des sozialen Wandels und Beschleunigung des Lebenstempos) und bestimmt zwei externe Motoren, die die Akzeleration kontinuierlich vorantreiben. Einerseits, so Rosa, seien soziale und technische Beschleunigung logische Folgen einer auf Wettbewerb und Profit abzielenden kapitalistischen Ökonomie, die in sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens eindringt. 46 Andererseits sei Beschleunigung in modernen, säkularen Gesellschaften ein „ Äquivalent für die (religiöse) Verheißung eines ewigen Lebens “ 47 . Das Akkumulieren von im Diesseits gelebten Erfahrungen und genutzten Möglichkeiten trete heute an die Stelle der Vorstellung eines Lebens ‚ nach ‘ dem Tod. Die Folge sei eine intendierte Beschleunigung des Lebenstempos, um die Anzahl von Erlebnissen maximal zu steigern. 48 Sowohl die gegen Ende des 19. Jahrhunderts propagierte Idee der Feuerbestattung als auch das Konzept der Reerdigung können als Symptome dieser Entwicklung gelesen werden. Sie korrelieren mit dem, was Rosa als „ eudaimonistische Verheißung der modernen Beschleunigung “ bezeichnet, d. h. die „ Vorstellung, daß die Beschleunigung des Lebenstempos unsere (also die moderne) Antwort auf das Problem der Endlichkeit und des Todes ist. “ 49 Die moderne Wachstumsökonomie kurbelt im Individuum offenbar nicht nur den Wunsch nach Akzeleration seines Lebenstempos an, sondern auch nach der Beschleunigung seines Verfalls. Wie aber wirkt sich dieses Phänomen auf unseren Bezug zu Ritualen aus? In seiner Abhandlung Vom Verschwinden der Rituale stellt Byung-Chul Han Überlegungen an, die anschlussfähig an Hartmut 46 Silke Felber Rosas Thesen sind. Han zufolge verschwinde die symbolische Wahrnehmung in einer Welt, die von exponentiell steigenden Veränderungsraten und von einem unaufhaltsamen Drang nach immer neuen Erlebnissen geprägt ist, mehr und mehr zugunsten einer vom neoliberalen Regime angekurbelten seriellen Wahrnehmung, die sich etwa im medialen Rezeptionsphänomen des ‚ Binge Watchings ‘ manifestiert. Das, was dadurch abgeschafft werde, so Han, sei die ‚ Dauer ‘ . Der ununterbrochene Zwang der Produktion unterstütze eine spezifische ‚ Enthausung ‘ , d. h. ein von Vergänglichkeit und Unbeständigkeit geprägtes Leben, das dem auf Dauer ausgerichteten ‚ Wohnen ‘ diametral gegenüberstehe. 50 Rituale wiederum lassen sich mit Han als „ symbolische Techniken der Einhausung “ definieren, die „ das In-der-Welt-Sein in ein Zu-Hause- Sein “ verwandeln. 51 Sie wirken sinnstiftend, strukturierend und trostspendend. Folgerichtig bewirbt Circulum Vitae GmbH ihr Bestattungsprodukt mit Konzepten des Behausens, greift dabei jedoch auf Termini zurück, die sowohl der Welt des Bauens als auch der Sphäre der Fauna entstammen. So wird der Container, innerhalb dessen der Kompostierprozess vorangetrieben wird, als Kokon sowie als Ruhebett bezeichnet, die den Verstorbenen geborgen halten würden. Das Gebäude, innerhalb dessen die sogenannte Transformation vonstatten geht, nennt das Unternehmen Alvarium, d. h. Bienenstock. 52 Diese Werbestrategie entspricht nicht nur der Logik eines von der Virtualität des Überflusses gezeichneten Marktes, der, wie es Baudrillard formuliert hat, „ eine wiedergefundene, unerhört fruchtbare Natur [imitiert] “ 53 . Sie adressiert auch Bedürfnisse nach Sinn und Nützlichkeit, die die Idee des Recyclings zu befriedigen verspricht: Das Konzept der Kreislaufwirtschaft, das die menschliche Finalität in ein zyklisches Zeitverständnis transzendiert, widersagt dem Vernutzen, dem Erschöpfen des Vorhandenen sowie dem endgültigen Ablauf der (Lebens-)Zeit. Gleichzeitig erweist es sich als anschlussfähig an die sowohl innerhalb ökonomischer als auch religiöser Traditionen wertgeschätzte Tugend der Sparsamkeit. 54 Recycling lässt sich mithin nicht nur als pragmatische Antwort auf stetig wachsende Müll- und Abfallberge lesen, sondern auch als Versuch, einem teleologischen Fortschrittsdenken sowie der Endlichkeit des Todes etwas Produktives entgegenzusetzen. 55 Darüber hinaus subvertiert das Konzept der Rezyklierung die Dichotomien von Natur und Kultur, Sauberkeit und Schmutz, Ordnung und Unordnung, Erinnern und Vergessen. All diese Grenzen, so die Kulturwissenschafterin Susanne Hauser, müssen im Zuge des Recyclings überschritten werden, sodass das vermeintlich Schmutzige in eine symbolische Ordnung der Brauchbarkeit und Sauberkeit übergehen kann: „ Insofern hat jede Wiederverwertung etwas Alchimistisches an sich und ist von vornherein mit dem modernen Sanierungsdiskurs und seinen klaren Trennungen nur schwer mittels technischer Verfahren, Säuberungsprozeduren und neuer Deutungen zu versöhnen. “ 56 Es verwundert also nicht, dass Circulum Vitae das Kompostierereignis als „ geradezu magischen Vorgang der Natur “ 57 bezeichnet und im Umkehrschluss die ausgeklügelte Technik, die dabei zum Einsatz kommt, ausblendet. Pablo Metz, einer der Geschäftsführer*innen des Unternehmens, sagt in einem Interview: Die Natur benötigt eigentlich keine Technik. Und letztendlich ist es genau das, was wir tun: Wir betten diesen Menschen in diesem [sic! ] Kokon, denn da findet die Verwandlung statt, auf einem Bett aus Stroh und Blumen [ … ]. Das Einzige, was wir im Großen und Ganzen tun, ist: Wir kontrollieren und steuern Feuchtigkeit, Temperatur und Sauerstoff und stellen damit den Mikroorganismen die perfekten Bedingungen zur Verfügung. 58 47 Compost Turn. Neue Bestattungsprodukte im Spannungsfeld von Ökologie und Atmosphäre Das eigentliche Revolutionäre also, nämlich die im Zuge jahrzehntelanger Forschung entwickelte Technologie, die es ermöglicht, die durchschnittliche humane Kompostierdauer von 15 Jahren auf wenige Wochen zu reduzieren, bleibt mithin gänzlich unterbelichtet. Die dahinterstehende Maschinerie wird zugunsten der Vorstellung einer „ Natur, die nicht zu 100 % gleichmäßig arbeitet “ 59 , maskiert, unkenntlich gemacht. Paradoxerweise aber ist mit der Beschleunigung, die der Kompostierprozess dank des eingesetzten innovativen Verfahrens erfährt, eine zeitliche Dehnung des in Anlehnung daran konzipierten Rituals verbunden. Indem nämlich den Trauernden ermöglicht wird, den alle paar Tage stattfindenden Drehungen des Kompostiercontainers beizuwohnen, erstreckt sich das Trauerereignis nicht mehr nur auf einen Tag, sondern auf mehrere Wochen - Circulum Vitae GmbH spricht konkret von einer Transformationszeit von 40 Tagen und zitiert damit eine Zahl, der in unterschiedlichen Religionen eine große Symbolkraft zukommt. Innerhalb dieser Zeitspanne wird das als Kokon bezeichnete ‚ Ding ‘ zu einer aus menschlicher und nicht-menschlicher Arbeitskraft, aus Energie und pflanzlichen wie nicht-pflanzlichen Materialitäten bestehenden Maschinerie, die nicht nur an der Verwandlung des Leichnams arbeitet, sondern die auch an der Transformation von trauerbedingten Gefühlszuständen wie Zorn, Hoffnung, Furcht oder Zuversicht teilhat. Wie also lässt sich die Rolle, die dieses Objekt innerhalb des affektiven Transformationsprozesses einnimmt, näher beschreiben? Und inwiefern ist dieses Objekt an der Herstellung der spezifischen Atmosphäre beteiligt, die das Unternehmen Circulum Vitae GmbH vermarktet? Verfahren der Verzauberung In seinen einflussreichen Annäherungen an das Phänomen der Atmosphäre unterstreicht Gernot Böhme das Zusammenspiel der Wirkkraft, die von performativ in Erscheinung tretenden Objekten ausgeht, und der leiblichen Responsivität der Perzipierenden. Demnach erfassen wir die Beschaffenheit von Objekten zunächst einmal nicht funktional, sondern vielmehr auf einer rein körperlichaffektiven Ebene. Innerhalb der bewussten Herstellung von Atmosphäre, mit der wir es im Zuge von theatralen Ereignissen zu tun haben, ist die affektive Aufladung von involvierten Objekten aber auch untrennbar an bestimmte Sinnzuschreibungen geknüpft. Atmosphäre stellt sich hier „ erst in der gegenseitigen Verstärkung, Abschwächung und Wechselwirkung zwischen der Materialität und Referentialität der wahrgenommenen Raumkonstellation her “ 60 . Sabine Schouten exemplifiziert diese Beobachtung, indem sie einen dunklen Bühnenraum vor unseren Augen entstehen lässt, der von den Zusehenden erst nach Beifügung „ zeichenhafte[r] Versatzstücke “ 61 als Ort eines Verbrechens wahrgenommen werden kann. Abb. 2: Screenshot https: / / www.meine-erde.de/ na chhaltige-bestattung#pietaetvoll-und-asthetisch Die besondere Rolle, die solche Versatzstücke innerhalb des leiblich-kognitiven Perzeptionsprozesses im Zuge theatraler Ereig- 48 Silke Felber nisse einnehmen, lässt sich mit Blick auf Cultural Performances noch stärker betonen. So entzündet sich die spezifische Atmosphäre, die Trauerrituale herzustellen imstande sind, genuin an den darin agierenden und symbolisch-affektiv aufgeladenen Gegenständen. Ist das Ritual noch nicht als solches gerahmt, wie im Falle meines Untersuchungsgegenstandes, so hat die Attribuierung der darin involvierten Dinge a priori, d. h. im Zuge der Produktbewerbung zu erfolgen. Tatsächlich beschreiben die als Kokon und Bienenstock bezeichneten ‚ props ‘ eine „ Liturgie des Objekts “ 62 , die sich an religiös und ökonomisch konnotierten Kriterien wie Fleiß und Produktivität orientiert und darüber hinaus sinnstiftend fungiert. In ihrer Kapazität, semantisch unterschiedlich (de-)codiert werden zu können, lassen sich diese Objekte mit Reckwitz als Produkte einer im Laufe der Romantik einsetzenden „ Kulturalisierung der Welt “ begreifen, „ in deren Folge alles von der Seite des Profanen auf jene des Sakralen überwechseln kann. “ 63 Im Gegensatz zur Urne oder zum Erinnerungsdiamant, der aus der Asche von Verstorbenen fabriziert wird, gehen die im Kontext der Reerdigung in Erscheinung tretenden Dinge jedoch nicht in den Besitz eines Individuums über. Sie sind vielmehr Übergangsbehältnisse, ästhetisierte Apparaturen, die im Dienste der Wiederverwertung und der Nachhaltigkeit operieren. Im Zuge dessen produzieren diese recyclebaren Artefakte einen nicht messbaren Mehrwert, der sich ausschließlich im Bereich des Atmosphärischen verorten lässt. Kokon und Alvarium absorbieren sowohl die Aufmerksamkeit der Involvierten als auch unterschiedliche Emotionen und Gefühlsregungen, die zwischen Verstorbener und Trauernder, zwischen Zahlendem und Konsumierenden, zwischen dem so genannten realen und dem virtuellen Raum wabern. Mit Martin Seel gesprochen ist es mithin das Moment ihres ästhetischen Erscheinens, das diese Requisiten „ von ihrem begrifflich fixierbaren Aussehen, Sichanhören oder Sichanfühlen mehr oder weniger radikal abhebt. “ 64 Ästhetisch erfahrbar wird diese Atmosphäre erst durch einen spezifischen „ Einstellungswechsel “ 65 , der aufseiten der Perzipierenden stattzufinden hat und der von den am Ritual Teilnehmenden verlangt, den metallenen Container als Ruhebett und Hort der Verwandlung zu ‚ beglaubigen ‘ . Aus der Perspektive des New Materialism lässt sich diesem von Erika Fischer-Lichte beschriebenen Prozess der umspringenden Perzeption mit der „ figure of enchantment “ 66 begegnen, die die Philosophin Jane Bennett in ihren Überlegungen zu einer politischen Ökonomie der Dinge entwirft. Diese Figur der Verzauberung weist in zwei Richtungen, nämlich einerseits in die des sich verzaubert ‚ fühlenden ‘ Menschen und andererseits in die der Agency von Dingen, die in der Lage sind, Effekte in Menschen und anderen Körpern zu ‚ evozieren ‘ . Bennett rekurriert mithin auf ein spinozistisches und u. a. von Deleuze und Guattari weiterentwickeltes Denken von Affekt, das jedem Körper grundsätzlich Aktivität und Responsivität attestiert. Tatsächlich ist die spezifische affektive Verzauberung, mit der wir es im Kontext des Ereignisses Reerdigung zu tun haben, Resultat eines relationalen wiewohl dynamischen Gefüges. Sie entspringt einer von Karen Barad so bezeichneten ,intra-active performance ‘ 67 , die sich aus den physischen Begegnungen und Zusammenstößen humaner, tierischer, pflanzlicher und technologischer, in das Ritual involvierter Körper ergibt und dabei auf die intrinsische Verkoppelung von individuellem emotionalem Erleben, sozialer und ökologischer Umgebung verweist. In ihrer Publikation The transmission of affect begegnet Teresa Brennan dieser spezifischen Verstricktheit mit 49 Compost Turn. Neue Bestattungsprodukte im Spannungsfeld von Ökologie und Atmosphäre dem Begriff der ‚ affective atmospheres ‘ , worunter sie jenes Gefühl zu fassen versucht, das einen beim Betreten eines Raumes ereilt. Das, was gemeinhin in der Luft liegt, so Brennans von Brian Massumi informierte Überlegung, sind zirkulierende Gefühle, über die wir nicht autonom verfügen, sondern die vielmehr aus den Begegnungen des Körpers mit anderen resultieren. 68 Anstatt dieses faszinierende Zusammenspiel, das dem Reerdigungs-Ereignis zugrunde liegt, in Szene zu setzen, ist Circulum Vitae GmbH tunlichst darauf bedacht, Assoziationen der Furcht und des Ekels, die die Vorstellung des Kompostierens bei Kund*innen potentiell auslöst, in Schach zu halten. In der Rubrik Frequently Asked Questions verneint das Unternehmen die Frage, ob die sterblichen Überreste im Zuge einer Reerdigung „ von Würmern aufgefressen “ 69 würden, explizit: Die Verwandlung in Erde wird ausschließlich von mikroskopisch kleinen Mikroorganismen durchgeführt, die uns ständig umgeben. Durch die Steuerung des Verhältnisses von Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Feuchtigkeit gibt es eine perfekte, natürliche Umgebung, in der wärmeliebende Mikroben ihre Arbeit verrichten können. 70 Die Verrottung wird vom Unternehmen hier also nicht - wie an anderer Stelle - als Werk einer „ Natur, [die] nicht immer zu 100 % gleichmäßig arbeitet “ 71 präsentiert, sondern vielmehr als ein steuerbarer Vorgang, innerhalb dessen der Mensch die Kontrolle darüber hat, welche Organismen und Tiere daran mitarbeiten, und welche angeblich nicht: nämlich Würmer. Dieser kategorische Ausschluss ist insofern interessant, als es gerade der Wurm ist, anhand dessen Bruno Latour die wechselseitige Agency von menschlichen und nichtmenschlichen Organismen vor dem Hintergrund spezifischer ökologischer und soziopolitischer Rahmungen paradigmatisch skizziert hat. In seinen „ Bodenstichproben aus dem Urwald am Amazonas “ zeichnet er nach, wie Würmer aus bislang menschlich unerklärlichen Gründen im Amazonas heimisch geworden sind und dort begonnen haben, eine nicht unbeträchtliche Menge an Aluminium zu erzeugen. 72 Das Leichtmetall wiederum bewirkte eine Metamorphose des vormals sandigen Bodens in lehmigen und von Waldbäumen bevorzugten Boden. Aus diesem Grund, so die Schlussfolgerung der von Latour herangezogenen Wissenschafter*innen, habe sich der Wald immer mehr in die Savanne hineingefressen. Offen bleibt dabei, wer innerhalb dieses Handlungsgefüges als die ausschlaggebende Kraft hervorgeht: Die Würmer? Das Aluminium? Die menschlichen Bewohner*innen des Regenwalds? Conclusio Ich möchte abschließend auf Gernot Böhme zurückkommen, demzufolge die ästhetische Ökonomie vier spezifische ,Begehrnisse ‘ hervorgebracht hat: das Bedürfnis nach Ausstattung des Lebens, das Bedürfnis, gesehen bzw. gehört zu werden, das Bedürfnis nach Ruhm und das Bedürfnis nach Mobilität. 73 Im Hinblick auf das Produkt ‚ Reerdigung ‘ lässt sich diese Liste um zwei weitere Begehrnisse ergänzen, die den Logiken des turbokapitalistischen Systems, das sie überhaupt erst hervorbringt, paradoxerweise diametral entgegenstehen: das Bedürfnis nach Nachhaltigkeit und das Bedürfnis nach Transformation. Circulum Vitae GmbH hat auf diese Begehrnisse mit einem Produkt geantwortet, das weder greifbar ist noch in den Besitz einer Konsumentin bzw. eines Konsumenten eingeht. Das, was das Unternehmen durch einen ausgeklügelten Webauftritt einerseits und durch die symbolischaffektive Aufladung spezifischer Artefakte andererseits kreiert bzw. verspricht, ist eine 50 Silke Felber prae mortem zu erwerbende Atmosphäre des Tröstlichen. Die affizierenden Verfahren, die Circulum Vitae GmbH in diesem Kontext einsetzt, ergeben sich aus einer konzisen Verschaltung von digitaler Sphäre und Dingwelt, innerhalb derer Atmosphäre nicht nur zu Werbezwecken evoziert, sondern als Ware ästhetisiert und in Szene gesetzt wird. Im Rückgriff auf die Vorstellung eines ewigen Kreislaufs werden dabei sowohl ökologische wie auch spirituelle Bedürfnisse nach Sinn (-stiftung) adressiert und kommerzialisiert. Anmerkungen 1 Frederik van Eeden, Pauls Erwachen, zit. n. Bruno Taut, „ Die Vererdung. Zum Problem des Totenkults “ , in: Die Gartenkunst. Zeitschrift für Gartenkunst und verwandte Gebiete 31 (1918), S. 78 - 80, hier S. 79. 2 Ebd., S. 79. 3 https: / / recompose.life/ who-we-are/ #history [Zugriff am 02.10.2022]. 4 Gernot Böhme, Ästhetischer Kapitalismus, Frankfurt a. M. 2018, S. 28. 5 Willmar Sauter, „ Ereignis “ , in: Erika Fischer- Lichte, Doris Kolesch und Matthias Warstat (Hg.), Metzler Lexikon Theatertheorie, Stuttgart und Weimar 2014, S. 96 - 98, hier S. 98. 6 Rebecca Schneider, „ New Materialism and Performance Studies “ , in: TDR 59/ 4 (2015), S. 7 - 17, hier S. 9. 7 Gernot Böhme, Atmosphäre. Essays zur neuen Ästhetik, Frankfurt a. M. 1995, S. 131. 8 Vgl. zu diesem Desiderat auch Doris Kolesch und Matthias Warstat, „ Affective dynamics in the theatre. Towards a relational and poly-perspectival performance analysis “ , in: Antje Kahl (Hg.), Analizing Affective Societies. Methods and Methodologies, London 2019, S. 214 - 229, hier S. 228. 9 Vgl. Barbara Happe, Der Tod gehört mir, Berlin 2012, S. 61 ff. 10 Sabine Bobert, „ Die neuen Entwicklungen der Bestattungskultur aus theologischer Sicht “ , https: / / www.theol.uni-kiel.de/ de/ pro fessuren/ pt-bobert/ team/ bobert/ publikatio nen/ dateien-publikationen-bobert/ Bestat tungskultur.PDF [Zugriff am 02.10.2022]. 11 Alain Corbin, Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs, aus dem Französischen von Grete Osterwald, Berlin 1982, S. 136. 12 Barbara Happe, „ Gottesäcker gegen Mitnacht und freyer Durchzug der Winde. Hygiene auf dem Friedhof des 18. Und 19. Jahrhunderts “ , in: Werner Friedrich Kümmel (Hg.), Jahrbuch des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Bd. 7 für das Jahr 1988, Stuttgart 1990, S. 205 - 231, hier S. 224. 13 Reiner Sörries, Ruhe sanft. Kulturgeschichte des Friedhofs, Kevelaer 2009, S. 127. 14 Ebd., S. 132. 15 Johann Wolfgang Goethe, Die Wahlverwandtschaften, Berlin 2019, S. 155 ff. 16 Walter Benjamin, „ Goethes Wahlverwandtschaften “ , in: Walter Benjamin: Gesammelte Schriften, Bd. I,1, hg. Rolf Tiedemann, Frankfurt a. M. 2013 S. 123 - 201, hier S. 132. 17 Michael Mandelartz, „ Bauen, Erhalten, Zerstören, Versiegeln. Architektur als Kunst in Goethes Wahlverwandtschaften “ , in: Zeitschrift für Deutsche Philologie 118 (1999), S. 500 - 517, hier S. 506. 18 Christian Cay Lorenz Hirschfeld, Theorie der Gartenkunst, Stuttgart 1990. 19 Vgl. Barbara Scharf, „ Der Ohlsdorfer Friedhof im Spiegelbild großer Ausstellungen “ , in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 78 (1992), S. 135 - 162, hier S. 140. 20 Happe, Der Tod gehört mir, S. 72. 21 Sörries, Ruhe sanft, S. 136 - 137. 22 Dagmar Hänel, Bestatter im 20. Jahrhundert. Zur kulturellen Bedeutung eines tabuisierten Berufs, Berlin u. a. 2003, S. 171. 23 Vgl. Antje Kahl, „ Das Design bestimmt das Bewusstsein? Die neue Sichtbarkeit im Bestattungswesen “ , in: Thomas Macho/ Kristin Marek (Hg.), Die neue Sichtbarkeit des Todes, München 2007, S. 151 - 163, hier S. 156. 24 Vgl. Thomas Macho, „ Sterben zwischen neuer Öffentlichkeit und Tabuisierung “ , in: Franz-Josef Bormann/ Gian Domenico Borasio (Hg.), Sterben. Dimensionen eines anthropologischen Grundphänomens, Berlin/ Boston 2012, S. 41 - 49. 51 Compost Turn. Neue Bestattungsprodukte im Spannungsfeld von Ökologie und Atmosphäre 25 Bobert, „ Die neuen Entwicklungen der Bestattungskultur “ , S. 3. 26 Vgl. Andreas Reckwitz, Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne, Frankfurt a. M. 2018, S. 98. 27 Ebd. 28 Ebd. 29 Gernot Böhme, Ästhetischer Kapitalismus, Frankfurt a. M. 2018, S. 27. 30 Ebd. 31 Philip Kotler, „ Atmospherics as a Marketing Tool “ , in: Journal of Retailing 49/ 4 (1974), S. 48 - 64, hier S. 50. 32 Vgl. Scott Dacko, „ Time-of-Day Services Marketing “ , In: Journal of Services Marketing 26/ 5 (2012), S. 375 - 88; L. W. Turley und R. Milliman, „ Atmospheric Effects on Shopping Behavior: A Review of the Experimental Evidence “ , in: Journal of Business Research 49/ 2 (2000), S. 193 - 211. 33 Vgl. Lynn Dailey, „ Navigational web atmospherics explaining the influence of restrictive navigation cues “ , in: Journal of Business Research 57/ 7 (2004), S. 795 - 803, hier S. 796. 34 https: / / www.reerdigung.de/ [Zugriff am 02.10.2022]. 35 https: / / www.reerdigung.de/ #transformation [Zugriff am 02.10.2022]. 36 Ebd. 37 Ebd. 38 Jean Baudrillard, Die Konsumgesellschaft. Ihre Mythen, ihre Strukturen, Berlin 2015, S. 146 - 150. 39 https: / / www.reerdigung.de/ #anbieter-mei ne-erde [Zugriff am 02.10.2022]. 40 Ebd. 41 Ebd. 42 Zu den progressiven Kräften, die sich für die Wiedereinführung der Feuerbestattung einsetzten, gehörten vor allem Mediziner*innen, Hygieniker*innen, Sozialdemokrat*innen, Anhänger*innen der Arbeiterbewegung und Agnostiker*innen, die mit der Feuerbestattung den herkömmlichen kirchlichen Gebräuchen etwas entgegenzusetzen intendierten. Vgl. hierzu etwa Phönix. Blätter für fakultative Feuerbestattung und verwandte Gebiete des Zentralorgans des Verbandes der Feuerbestattungsvereine deutscher Sprache (seit 1888). 43 https: / / www.reerdigung.de/ #transformation [Zugriff am 02.10.2022]. 44 Happe, Der Tod gehört mir, S. 77. 45 Carl Reclam, „ Die Feuerbestattung “ , in: Die Gartenlaube 19 (1874), S. 308 - 313, hier S. 308. 46 Hartmut Rosa, Beschleunigung und Entfremdung, Frankfurt a. M. 2013, S. 35 - 38. 47 Ebd., S. 39. 48 Ebd., S. 40. 49 Ebd., S. 40 f. 50 Byung-Chul Han, Vom Verschwinden der Rituale. Eine Topologie der Gegenwart, Berlin 2019, S. 16 [Herv. im Orig.]. 51 Ebd., S. 10 [Herv. im Orig.]. 52 Dieses Framing lässt an Hubert Tellenbachs Geschmack und Atmosphäre denken, wo der Begriff der Atmosphäre vor allem im Hinblick auf den Geruch des Nestes verwendet wird. Tellenbach zufolge ist Atmosphäre das, was einem das Gefühl gibt, zu Hause zu sein. Vgl. Gernot Böhme, The Aesthetics of Atmospheres, hg. Jean-Paul Thibaud, New York 2016, S. 1 - 2. 53 Baudrillard, Die Konsumgesellschaft, S. 41. 54 Susanne Hauser, „ Recycling, ein Transformationsprozess “ , in: Anselm Wagner (Hg.), Abfallmoderne. Zu den Schmutzrändern der Kultur, Berlin 2010, S. 45 - 62, hier S. 47. 55 Interessanterweise arbeiten die Unternehmer*innen von Circulum Vitae GmbH auf der Symbolebene mit einem Emblem, das dem sogenannten „ Grünen Punkt “ , also dem gängigen Recycling-Symbol, ähnelt. Es besteht aus zwei, einen Kreis bildenden und dabei in unterschiedliche Richtungen weisenden Pfeilen. Mit dem Pfeil aber ist ein Symbol aufgerufen, das der Idealvorstellung der Kreislaufwirtschaft diametral gegenübersteht und stattdessen die Leitgedanken der postfordistischen Wirtschaftsordnung zitiert, nämlich Schnelligkeit und Fortschritt. Vgl. hierzu auch Sonja Windmüller, Müll, Abfall, Wegwerfen als kulturwissenschaftliches Problem, Münster 2004, S. 193. 56 Susanne Hauser, „ Recycling, ein Transformationsprozess “ , in: Anselm Wagner (Hg.), Abfallmoderne. Zu den Schmutzrändern der Kultur, Berlin 2010, S. 45 - 62, hier S. 46. 52 Silke Felber 57 https: / / www.reerdigung.de/ #transformation [Zugriff am 02.10.2022]. 58 Jörn Straehler-Pohl, „ Auf einem Bett aus Stroh zu Erde werden “ , https: / / www.deutsch landfunkkultur.de/ reerding-bestattung-100. html [Zugriff am 02.10.2022]. 59 https: / / www.reerdigung.de/ #nachhaltigkeit [Zugriff am 02.10.2022]. 60 Sabine Schouten, „ Atmosphäre “ , in: Erika Fischer-Lichte/ Doris Kolesch/ Matthias Warstat (Hg.), Metzler Lexikon Theatertheorie, Stuttgart/ Weimar 2014, S. 13 - 15, hier S. 15. 61 Ebd., S. 15. 62 Baudrillard, Die Konsumgesellschaft, S. 12. 63 Andreas Reckwitz, Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne, Frankfurt a. M. 2018, S. 99. 64 Martin Seel, Ästhetik des Erscheinens, München 2000, S. 46 - 47. 65 Erika Fischer-Lichte, „ Ästhetische Erfahrung “ , in: Erika Fischer-Lichte/ Doris Kolesch/ Matthias Warstat (Hg.), Metzler Lexikon Theatertheorie, Stuttgart/ Weimar 2014, S. 98 - 105, hier S. 99. 66 Jane Bennett, Vibrant Matter. A Political Ecology of Things, Durham/ London 2010, XXI. 67 Vgl. Karen Barad, Meeting the Universe Halfway. Quantum Physics and the Entanglement of Matter and Meaning, Durham 2007. 68 Vgl. Teresa Brennan, The Transmission of Affect, Ithaca/ NY 2004, S. 3. 69 https: / / www.reerdigung.de/ #nachhaltigkeit [Zugriff am 02.10.2022]. 70 Ebd. 71 https: / / www.meine-erde.de/ nachhaltige-bes tattung [Zugriff am 02.10.2022]. 72 Vgl. Bruno Latour, „ Zirkulierende Referenz. Bodenstichproben aus dem Urwald am Amazonas “ , in: Ders., Die Hoffnung der Pandora. Untersuchungen zur Wirklichkeit der Wissenschaft, Frankfurt a. M. 2000, S. 36 - 95. 73 Vgl. Böhme, Ästhetischer Kapitalismus, S. 12. 53 Compost Turn. Neue Bestattungsprodukte im Spannungsfeld von Ökologie und Atmosphäre