Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2010-0014
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RFID vermeidet Kommissionierfehler
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Kerstin Zapp
Welche Vorteile kann RFID in der Kommissionierung haben – und wann lohnt sich der Einsatz dieser Technik nicht? Die Plattform „ RFID-Atlas“ informiert mittelständische Unternehmen über die Anwendungsmöglichkeiten der RFID-Technologie. Sie wird betrieben vom Netzwerk elektronischer Geschäftsverkehr und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert.
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Technologien + Informationssysteme 45 INTERNATIO NALES VERKEHRSWESEN (62) 1+2/ 2010 Einsatz eines RFID-Handschuhs Q uelle: Dirk Mahler / Fraunhofer IFF Kerstin Zapp RFID vermeidet Kommissionierfehler W elche Vorteile kann RFID in der Kommissionierung haben - und wann lohnt sich der Einsatz dieser Technik nicht? Die Plattform „ RFID-Atlas“ informiert mittelständische Unternehmen über die Anwendungsmöglichkeiten der RFID-Technologie. Sie wird betrieben vom Netzwerk elektronischer Geschäftsverkehr und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert. W aren werden im Lager noch immer überwiegend kostenintensiv von Hand kommissioniert. Treten bei der Zusammenstellung der Sendungen Fehler auf, beeinflusst dies die Lieferqualität und damit die Kundenzufriedenheit, aber auch die Wirtschaftlichkeit des Intralogistiksystems durch erforderliche Nachbesserungen negativ. Die Anwendung von RFID kann die Schnittstellengestaltung von Material- und Informationsfluss optimieren. Im Rahmen des Begleitprojekts „ RFID für kleine und mittlere Unternehmen“ hat das Electronic Commerce Centrum (ECC) Stuttgart-Heilbronn im August 2009 ein Merkblatt über Potenziale von RFID in der Kommissionierung herausgegeben, aus welchem hier in Auszügen zitiert wird. Optimierter Informationsfluss Die Kontrolle von Artikelnummer und Artikelmenge bei der Entnahme am Bereitstellungsort oder nach Zusammenstellung des Kommissionierauftrags ist entscheidend, um den auftragsgemäßen Material- und Informationsfluss zu gewährleisten. Der Einsatz mobiler RFID-Lesegeräte zur beleglosen Kommissionierung verringert Medienbrüche, da weder Picklisten gedruckt noch handschriftlich erfasste Angaben in das Lagerverwaltungssystem (LVS) übernommen werden müssen. Zudem bietet die beleglose Kommissionierung (nicht nur mittels RFID- Technologie) die Möglichkeit, Picklisten online zu aktualisieren. So können etwa Positionen, für die keine ausreichenden Mengen bereitstehen, auf eine folgende Pickliste übertragen oder Positionen ergänzt werden, um Warte- und Wegzeiten zu minimieren. Die Funkidentifikation wird bereits als Ergänzung zu anderen Technologien genutzt. In Kombination zum Beispiel mit „ Pick-by- Voice“ -Systemen kann schon während der Entnahme kontrolliert werden, ob der geforderte Artikel kommissioniert wurde. Die RFID-Antenne zur Erkennung der Identifikationsnummer ist in einen Handschuh integriert, den der Mitarbeiter trägt. Bei der Entnahme erfolgt ein Abgleich zwischen dem zu kommissionierenden Artikel und der per RFID erfassten Artikelnummer. Fehlentnahmen werden dem Kommissionierer sofort mitgeteilt, so dass dieser umgehend den Fehler korrigieren kann. Neben der Typenprüfung kann zudem eine Mengenprüfung anhand der Seriennummer, die jedes einzelne O bjekt eindeutig identifiziert, erfolgen. Bei einer Kontrolle der entnommenen Auftragspositionen kann auch die Fähigkeit von RFID-Systemen genutzt werden, mehrere Sendungen fast gleichzeitig zu erkennen (Pulkerfassung). Kommissionierwagen mit RFID In zahlreichen Kommissioniersystemen werden Kommissionierwagen eingesetzt, die der Mitarbeiter zur Zusammenstellung von Aufträgen mit einer hohen Anzahl an Positionen oder Artikeln mitführt. Werden die Kommissionierwagen mit RFID-Technik bestückt, ist es möglich, die entnommenen Artikel hinsichtlich Typ und Menge zu identifizieren und mit dem Auftrag abzugleichen. Die Kontrolle stellt die Vollständigkeit des entsprechenden Auftrags sicher. Eine permanente Inventur ist eine Unterstützung des Bestandsmanagements. Durch die Dokumentation der Bestände eines Lagerplatzes in Echtzeit ist das gezielte Auslösen von Nachschubaufträgen oder Bestellungen möglich. Die Abdeckung aller Lagerplätze mit RFID-Technologie ist jedoch aus physikalischer und finanzieller Sicht aufwändig. Zudem können Nulldurchgänge, also Kontrollen von Lagerplätzen mit dem Bestandsbuchwert „ 0“ im LVS, durchgeführt werden. Existiert trotzdem ein physischer Bestand auf dem vermeintlich leeren Lagerplatz, können anhand der Pulkerfassung Artikeltyp und -menge zügig identifiziert und die Daten online an das LVS übertragen werden. Allerdings ist für die Kontrolle des Lagerbestands bei relativ großen Artikeln der Einsatz von RFID nicht unbedingt wirtschaftlich. Sind die Artikel jedoch von geringer Größe, kann die Pulkfähigkeit von RFID-Systemen Zeit sparen. Kontrollsystem Die beleglose Auftragszusammenstellung ermöglicht eine Dokumentation der Abwicklung von Kommissionieraufträgen. Unabhängig davon, ob die Daten online oder offline an das LVS weitergegeben werden, können Beginn und Abschluss des Kommissionierauftrags mit einem Zeitstempel versehen und so die Bearbeitungszeit in Verbindung mit der Anzahl der Entnahmepositionen und -mengen gebracht werden. Des Weiteren ist die Erfassung der Zeiten zwischen der Entnahme einzelner Positionen möglich, um Rückschlüsse auf die Wegzeiten zwischen den entsprechenden Lagerplätzen ziehen zu können. Durch die Anbringung von Transpondern an definierten Stellen im Lager kann zudem dokumentiert werden, welchen Weg der Kommissionierer zur Auftragsbearbeitung durch das Lager nimmt. Diese Daten können zur Steuerung und O ptimierung der Kommissioniersysteme genutzt werden. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Maßnahmen nur in Absprache mit dem Betriebsrat sowie dem Abschluss einer Betriebsvereinbarung zulässig sind. Keine Lösungen von der Stange Die genannten Beispiele von RFID-Anwendungen in Kommissioniersystemen zeigen Potenziale der Funkidentifikation. RFID- Systeme unterstützen den Kommissionierer vor allem bei Kontrolltätigkeiten. Typen- und Mengenfehler können durch permanente Erfassung der kommissionierten Artikel und Abgleich mit den durch das Lagerverwaltungssystem vorgegebenen Artikelpositionen ein hohes Maß an Lieferqualität sicherstellen. Die Eignung des Artikelsortiments für eine zuverlässige RF-Identifikation ist Grundlage für den wirtschaftlichen Einsatz der Technologie. Kann keine vollständige Erfassung der Technologien + Informationssysteme keine „ Lösungen von der Stange“ erhältlich, so dass die Einzelprüfung logistischer Einheiten hinsichtlich ihrer Eignung für den Einsatz von RFID erforderlich ist. Potenzielle Anwender von RFID müssen sich zudem bewusst sein, dass Störeinflüsse existieren, die die Erkennung von Transpondern be- oder verhindern. Momentan sind Artikel gewährleistet werden, fallen hohe innerbetriebliche Reklamationsquoten an, die den eigentlichen Nutzen von RFID neutralisieren oder in einen Mangel verwandeln. W as ist RFID ? Unter „ Radio Frequency IDentification“ wird die Kommunikation per Funkwellen zwischen dem am O bjekt befestigten Datenträger (Transponder) und einer Schreib-/ Leseeinheit verstanden. RFID ist - wie auch der Barcode - eine automatische Identifikationstechnologie. Sie bildet die Schnittstelle zwischen dem physischen Warenfluss und dem elektronischen Informationsfluss. Mit dieser Technologie ist der Anwender - anders als beim Barcode - in der Lage, Informationen eines oder auch mehrerer Transponder ohne Sichtkontakt im Bruchteil einer Sekunde zu erfassen. Eine Ausrichtung der einzelnen Artikel ist in der Regel nicht erforderlich. Zudem können auf bestimmten Transpondertypen weitaus größere Datenmengen als auf einem Barcode hinterlegt werden. Transponder mit hoher Speicherkapazität eignen sich auch, um die auf ihnen hinterlegten Daten bei Bedarf zu aktualisieren. So ist eine dezentrale Datenorganisation möglich. O bwohl es RFID schon seit mehr als 60 Jahren gibt, gilt die Technologie noch als relativ jung. Entwicklungen unter anderem in der Chip-Industrie und der Miniaturisierung haben in den vergangenen Jahren ganz neue Möglichkeiten eröffnet und lassen auch künftig eine Weiterentwicklung des „ Internets der Dinge“ erwarten, obwohl die Diskussion um den Datenschutz noch nicht abgeschlossen ist. Wichtige Forschungsarbeiten zur RFID- Technologie hat in den 1990er Jahren das Auto-ID-Center des Massachusetts Institute of Technology (MIT) geliefert. Auch heute ist das Institut eine der bedeutendsten Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet. Aus dem Auto-ID-Center ist die Standardisierungsorganisation EPCglobal entstanden. In Deutschland gibt es ebenfalls verschiedene Einrichtungen, die international eine führende Rolle bei der Weiterentwicklung der RFID spielen. Dazu gehören einige Institute der Fraunhofer-Gesellschaft wie das IML und das IFF. Das M-Lab der Schweizer Universitäten St. Gallen und Zürich ist ebenfalls weltweit anerkannt und gehört zum internationalen Verbund der Auto-ID-Labs. Die Metro Group hat zusammen mit der Standardisierungsorganisation GS1 Germany im Jahr 2005 ein Testlabor in Betrieb genommen. EPCglobal hat es als erstes Zentrum in Europa mit dem Titel European EPC Competence Center (EECC) ausgezeichnet. Es bietet Anwendern, Anbietern und Dienstleistern die nötigen Rahmenbedingungen, um die RFID-Technologie zu erforschen und weiterzuentwickeln. Im DHL Innovation Center in Troisdorf forscht das Logistikunternehmen zusammen mit Partnern an innovativen RFID-Lösungen für die Logistik. In einem Showroom werden die neuesten Entwicklungen zum Anfassen präsentiert. Finanziell gefördert wird die Forschung unter anderem von der Bundesregierung und der EU-Kommission. Weitere Informationen: www.info-rfid.de und www.rfid-atlas.de Definition und Forschung
