eJournals Internationales Verkehrswesen 62/3

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2010-0030
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175 Jahre Friedrich Lists „Über Eisenbahnen und das deutsche Eisenbahnsystem“

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Mit der Fahrt der legendären Lokomotive „Adler“ am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach Fürth und der damit eröffneten Bayerischen Ludwigsbahn begann nach allgemeiner Auffassung das Zeitalter des Eisenbahnverkehrs in Deutschland. Dieses 175jährige Jubiläum wird uns sicherlich das ganze Jahr über in vielen Facetten begleiten und präsent sein. Auch und gerade in den einschlägigen Eisenbahn-Medien.
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1 7 5 Jahre Eisenbahn in D eutschland 39 INTERNATIO NALES VERKEHRSWESEN (62) 3/ 2010 Sachsen, oder aber, getragen durch die in der gleichen Zeit wachsenden Gedanken eines einheitlichen Reiches, auf ganz Deutschland. Die Wegbereitung des deutschen Eisenbahnwesens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist vor allem verbunden mit drei Namen: Baader, Harkort und List. Der bayerische O berstbergrat Joseph Ritter von Baader hatte bereits seit 1807 175 Jahre Friedrich Lists „Über Eisenbahnen und das deutsche Eisenbahnsystem“ Ein Geleitwort zur Faksimile-Beilage in diesem Heft M it der Fahrt der legendären Lokomotive „Adler“ am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach Fürth und der damit eröffneten Bayerischen Ludwigsbahn begann nach allgemeiner Auffassung das Zeitalter des Eisenbahnverkehrs in Deutschland. Dieses 175jährige Jubiläum wird uns sicherlich das ganze Jahr über in vielen Facetten begleiten und präsent sein. Auch und gerade in den einschlägigen Eisenbahn-Medien. D ie ersten Eisenbahnen in Deutschland verdanken ihre Entstehung einer Vielzahl von Motiven: kaufmännische Gewinnerwartungen, verkehrstechnische Vorteile oder gewerbe- und wirtschaftspolitischen Notwendigkeiten. Zugleich aber taucht in der Argumentation derjenigen, die sich entschieden für die Eisenbahn einsetzten, immer auch eine „ patriotische“ Komponente auf. Sei es beispielsweise bezogen auf die damaligen, selbstständigen Königreiche Bayern oder mit der Begründung für die Eisenbahn geworben, dass sie ein wirkungsvolles Mittel zur Stärkung der Wirtschaftskraft des Staates sei. Im Jahr 1825 veröffentlichte dann Friedrich Harkort, einer der großen Industriepioniere des Ruhrgebietes, in einer westfälischen Zeitschrift ein entschiedenes Plädoyer für den Bau von Eisenbahnen, die einen wirtschaftlichen Aufschwung verhießen. Und Friedrich List schließlich prophezeite im Jahre 1833 einen Aufschwung der Nationalproduktion von mindestens zehn Prozent für den Fall, dass ein allgemeines Eisenbahnsystem im Königreich Sachsen und darüber hinaus gebaut würde. Dargelegt in seiner Schrift „ Über ein sächsisches Eisenbahnsystem als Grundlage eines allgemeinen deutschen Eisenbahn-Systems und insbesondere über die Anlegung einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden“ . Was Friedrich List und seine Rolle als Vordenker eines Eisenbahnwesens in Deutschland besonders nachhaltig befördert hat, ist der Umstand, dass seine Gedanken zum Thema Eisenbahn über die engen Grenzen der Experten und Fachleute hinaus in die allgemeine Ö ffentlichkeit getragen wurden und damit auch sicherlich eine förderliche Diskussion um das Eisenbahnwesen. Am 7. März 1835, also monatsgenau vor 175 Jahren und neun Monate vor dem realen Start des deutschen Eisenbahnverkehrs im Dezember, erschien in der Zeitschrift „ Das Pfennig-Magazin“ sein Aufsatz „ Über Eisenbahnen und das deutsche Eisenbahnsystem“ . Angereichert mit mehreren Abbildungen von Eisenbahnen und aufgemacht mit dem inzwischen vielfach reproduzierten, 15 x 17,2 cm großen Holzstich eines künftigen deutschen Streckennetzes. Mit dem „ Pfennig-Magazin“ , der ersten deutschen Illustrierten, die J. J. Weber mithilfe des neuen Holzstichverfahrens produzieren ließ, war es möglich geworden, bebilderte Zeitschriften in hohen Auflagen in die breitere Ö ffentlichkeit zu tragen - und dies bei erheblichen Zeit- und Kosteneinsparungen. Als besonderes Bonbon im Jubiläumsjahr der Eisenbahn in Deutschland hat Eurailpress für Sie einen Faksimiledruck der O riginalausgabe des Pfennig-Magazins vom 7. März 1835 mit dem Aufsatz von Friedrich List erstellen lassen und dieser Heftausgabe als Beilage beigefügt. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre.(dks) Porträt von Friedrich List, Bleistiftzeichnung von Albert Walch 1844 Titelseite der ersten Ausgabe des Pfennig-M agazins vom 7. M ärz 1835