eJournals Internationales Verkehrswesen 62/3

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2010-0032
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Breiter Gütermix reibungslos vernetzt

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Alexander Ochs
Trotz allgemeiner Wirtschaftskrise untermauern die Standorte der Bayernhafen Gruppe – Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg, Roth, Regensburg und Passau – ihre Rolle als marktaktive Logistikcluster. Bezahlt machen sich dabei die Investitionen in die trimodale Infrastruktur.
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Güterverkehr + Logistik 42 INTERNATIO NALES VERKEHRSWESEN (62) 3/ 2010 Alexander O chs Breiter Gütermix reibungslos vernetzt Trimodale Hafenstandorte als Bausteine für nachhaltige Transport- und Verkehrskonzepte Trotz allgemeiner W irtschaftskrise untermauern die Standorte der Bayernhafen Gruppe - Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg, Roth, Regensburg und Passau - ihre Rolle als marktaktive Logistikcluster. Bezahlt machen sich dabei die Investitionen in die trimodale Infrastruktur. D er Autor Alexander Ochs, Prokurist und Verantwortlicher für den Kombinierten Verkehr bei der Bayernhafen Gruppe, Regensburg; a.ochs@bayernhafen.de V om klassischen Binnenhafen zur modernen Logistikdrehscheibe: Mit hoher Effizienz werden an den Standorten der Bayernhafen GmbH & Co. KG, Regensburg, neben Massengütern zunehmend auch Container und andere Ladeeinheiten umgeschlagen. Nur mit Investitionen in den Ausbau der trimodalen Infrastruktur und einer klaren Intermodalstrategie lassen sich auch künftig Wertschöpfungspotenziale sichern. Diese Entwicklung treibt die Gruppe seit Jahren voran - auch in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise. Um die Infrastruktur ihrer Standorte zu stärken, wurde das Investitionsvolumen 2009 mit rund 14 Mio. EUR sogar noch um zwei Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr aufgestockt. Investiert wird in Infrastrukturprojekte, die die Prozesse an den Standorten verbessern sowie eine hohe Effizienz für die Hafennutzer bieten. Im vergangenen Jahr kam der überwiegende Teil der Mittel dem Hafen Nürnberg zugute. Geld floss unter anderem in den weiteren Ausbau und die Elektrifizierung der Hafenbahnanlagen. Damit macht sich der Nürnberger Standort fit für da s zu erwartende Wachstum de s Güterverkehrs auf der Schiene nach dem Ende der Krise. Dazu beitragen wird auch da s zweite Modul der Umschlaganlage für den Kombinierten Verkehr, da s im Dezember 2009 seinen Betrieb aufgenommen hat. 32 Mio. EUR hat sich die DB Netz AG den Bau de s neuen Terminals kosten la ssen, da s die im Jahr 2006 fertig ge stellte trimodale KV-Anlage de s Bayernhafens Nürnberg ergänzt. Auf die se Weise verdoppelt sich die jährliche Umschlagkapazität von 155 000 auf 330 000 Ladeeinheiten pro Jahr. Die Ge samtanlage be steht nun aus vier Hochleistungskränen und einem Reachstacker, die jeweils Ladeeinheiten von bis zu 41 t heben können. Die schienenfahrbaren Containerportale überspannen zehn 700 m lange Umschlaggleise, zwei Lade- und Fahrspuren für Lkw und sechs Abstellspuren für Ladeeinheiten. Mit der Inbetriebnahme dieses zweiten Moduls rückt die Anlage in die Champions League der europäischen Binnenterminals auf. Betreiber ist die TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH, an der die Bayernhafen Gruppe über die Hafen Nürnberg- Roth GmbH (Anteil Bayernhafen: 80 % ) mit 25 % beteiligt ist. Die Anlage soll eine zentrale Rolle für den Umschlag im nationalen und internationalen Gütertransport spielen und gewährleisten, dass die Verkehrsträger Straße, Wasser und Schiene reibungslos vernetzt sind. Hier können Gütervolumen für Kombinierte Verkehre gebündelt und neu generiert werden. Kurze Wege am Standort und beim Umschlag der Waren garantieren geringe Kosten, eine hohe Q ualität und sind letztlich die Basis für die Verlagerung auf alternative Verkehrsträger. Nicht nur KV als Trumpf Schon heute ist der Bayernhafen Nürnberg Süddeutschlands größte Logistik- und KV-Drehscheibe: Einer Studie der Deutschen GVZ-Gesellschaft zufolge belegt Nürnberg Platz drei im Ranking der europäischen Güterverkehrszentren. Auch die Häfen Aschaffenburg, Bamberg, Roth, Regensburg und Passau haben ihre Position als natürliche Logistikcluster mit Investitionen in trimodale Infrastrukturen weiter gestärkt. In den sechs Häfen wird eine breite Palette von Gütern umgeschlagen, die von land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen über Eisen und Stahl bis hin zu Fahrzeugen reicht. Durch diesen breiten Mix an Industrieprodukten steht die Gruppe in der Wirtschaftskrise vergleichsweise gut da - wenngleich die Auswirkungen auch an ihren Standorten spürbar sind. So sank der Güterumschlag im ersten Halbjahr 2009 um insgesamt 8,8 % auf 12,42 Mio. t. Während jedoch das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung im ersten Halbjahr 2009 für alle bayerischen Häfen ein Minus von 18,3 % beim Schiffsgüterumschlag verzeichnete, ging dieser an den sechs Bayernhafen- Standorten im Schnitt nur um 11,1 % auf 1,761 Mio. t zurück. Unterde ssen hat die Gruppe auch in den kla ssischen Umschlag kontinuierlich inve stiert und an ihren Standorten unter anderem die Kapazitäten für da s Handling von Schwergut ausgebaut. Die se könnten schon im laufenden Jahr verstärkt wieder in Anspruch genommen werden, weil sich ein Ende der Talfahrt im Ma schinenbau abzeichnet. So rechnet der Verband deutscher Ma schinen- und Anlagenbauer für 2010 mit einem leichten Wachstum der Produktion - wenn auch auf niedrigem Niveau. 200 Windkraftrotorenblätter von Pa ssau nach Bulgarien, rie sige Gär- und Lagertanks von Regensburg nach We stafrika, ein mehr als 400 t schwerer Transformator von Nürnberg nach Taiwan: Die se Beispiele aus jüngster Zeit belegen, da ss Binnenhäfen mit einer effizienten Infra struktur für den Umschlag schwe- Umschlag Wasser/ Schiene in Aschaffenburg Foto: Bayernhafen Gruppe Güterverkehr + Logistik 43 INTERNATIO NALES VERKEHRSWESEN (62) 3/ 2010 rer Güter ein Standortvorteil für die Maschinen- und Anlagenbauunternehmen sind, ohne den die se Unternehmen sonst nicht im Binnenland produzieren könnten. Neben den Verlademöglichkeiten auf da s Binnenschiff schätzen sie zudem da s Know-how und die Flexibilität der Hafenstandorte für den Transport ihrer Module und Großanlagen. Von dort aus können sie jeden ihrer weltweiten Abnehmer erreichen. Netz geknüpft Neben ausreichenden Flächen und leistungsstarkem Umschlaggerät kommt es der verladenden Industrie auf eine gute Anbindung an die Seehäfen und andere logistische Knotenpunkte an. Die Bayernhäfen haben in den vergangenen Jahren ein dichtes Netz intermodaler Relationen in Europa geknüpft, das von den Seehäfen in Deutschland und in Benelux bis nach Bulgarien reicht. Diese Netzwerkstrategie ist neben der trimodalen Ausrichtung für ein nachhaltiges Wachstum der Hafenstandorte von entscheidender Bedeutung. Aktuellstes Beispiel ist die noch engere Schienenanbindung Bambergs an die deutschen Seehäfen. Der O perateur TFG Transfracht hat im Dezember 2009 die Zahl der wöchentlichen Abfahrten von drei auf fünf erhöht. Seitdem das bimodale KV-Terminal in Bamberg zum Fahrplanwechsel 2008/ 2009 den Betrieb aufgenommen hat, ist die Nachfrage kontinuierlich gestiegen. Im AlbatrosExpress-Zugsystem von TFG Transfracht, das 20 Terminals in allen wichtigen Wirtschaftsregionen in Deutschland, Ö sterreich und der Schweiz verknüpft, fungiert der Bayernhafen Bamberg als wichtiges Bindeglied. 3,5 Mio. EUR wurden in das Terminal investiert, das über zwei Ladegleise mit einer Länge von jeweils 360 m und eine Umschlagkapazität von bis zu 80 000 TEU verfügt. Betreibergesellschaft ist die Baymodal Bamberg GmbH, an der die Bayernhafen GmbH & Co. KG mit 74,9 % und TFG Transfracht mit 25,1 % beteiligt sind. Zweitgrößtes bayerisches Bahnnetz Durch den gezielten Ausbau ihrer Terminal- und Schieneninfra struktur verfügt die Bayernhafen Gruppe über da s zweitgrößte Bahnnetz in Bayern. Über die Schiene werden neben den deutschen Seehäfen Hamburg und Bremerhaven beispielsweise auch Ziele in Italien wie Trento und Verona ange steuert. Anbindungen an Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen sowie Vidin/ Bulgarien gibt e s zudem über den Rhein-Main-Donau-Wa sserweg. Auch die im Herbst 2009 vereinbarte Kooperation mit Interporto Bologna, dem wichtigsten Güterverkehrszentrum in Norditalien, spielt eine große Rolle. Ziel ist, künftig vor allem die intermodalen Verkehre zwischen Italien und Süddeutschland weiter auszubauen. Ziel ist auch, voneinander zu lernen und entsprechenden Know-how- Transfer zu leisten, um so künftig Benchmarks für intermodale Verkehre setzen zu können. Schon jetzt dürfte klar sein, da ss die Kooperation zwischen der Bayernhafen Gruppe und Interporto Bologna sowie die Suche nach gemeinsamen Lösungen die Marktposition beider Partner stärken wird. Die se s Beispiel zeigt nicht nur, da ss sich alle an einer Logistikkette Beteiligten durch engere Zusammenarbeit zusätzliche Potenziale erschließen können, sondern auch, da ss sich die Bayernhafen Gruppe nicht nur als Anbieter und Betreiber von logistischer Infra struktur versteht. Vielmehr ist da s Hafenmanagement stark kundenorientiert und sieht sich dabei als Moderator, der neue Güterpotenziale identifiziert. In enger Zusammenarbeit mit den Kunden werden dann neue Relationen ins Leben gerufen, praktische Hilfestellungen bei der operativen Umsetzung gegeben sowie bisherige Abläufe hinterfragt: Warum müssen Leercontainer auf der Straße transportiert werden? Ist nicht auch eine Lösung per Binnenschiff denkbar? Warum gibt e s keine Lösung, die nicht kranbaren Sattelaufliegern effizient und wirtschaftlich den Umstieg auf die Schiene ermöglicht? Neutralität zählt Ein derartiges Hafenmanagement ist gleichzeitig immer ein aktives Clustermanagement und übernimmt die Rolle eines Standortarchitekten: Ein solcher entwickelt unternehmensübergreifende Strategien, investiert in hochflexible Infrastruktur und erschließt in Kooperation mit den Hafenansiedlern neue Wertschöpfungspotenziale. Für alle Partner gilt: Jedem Nutzer steht die Verkehrsinfrastruktur der Bayernhafen Gruppe offen, die dabei neutraler Betreiber und Dienstleister ist. Bayernhafen GmbH & Co. KG Zur Bayernhafen Gruppe, Regensburg, gehören die sechs Standorte Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg, Roth, Regensburg und Passau. Die Lage an wirtschaftsgeografisch bedeutenden Knotenpunkten, kombiniert mit einer effizienten Verknüpfung der Verkehrswege Wasser, Schiene und Straße, zeichnet die Standorte aus. In 2008 wurden insgesamt 28,087 Mio. t Güter umgeschlagen, davon 4,640 Mio. t per Schiff, 5,576 Mio. t per Bahn und 17,871 Mio. t per Lkw. 800 ha Gesamthafenfläche und rund 500 ansässige Unternehmen mit mehr als 12 000 Beschäftigten machen die Gruppe zu einem der leistungsstärksten Logistiknetzwerke in ganz Europa. Hintergrundzahlen