Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2010-0082
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Shanghai 2020: Besser als Hongkong
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Dirk Ruppik
In den Olymp der globalen Finanz- und Schifffahrtszentren will Shanghai bis 2020 aufsteigen. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, da die Strukturen und insbesondere bessere Serviceleistungen noch nicht entwickelt sind. Außerdem besteht eine Konkurrenz zu Hongkong im eigenen Land.
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Infrastruktur + Verkehrspolitik 49 INTERNATIONALES VERKEHRSWESEN (62) 6/ 2010 Dirk Ruppik Shanghai 2020: Besser als Hongkong In den Olymp der globalen Finanz- und Schifffahrtszentren will Shanghai bis 2020 aufsteigen. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, da die Strukturen und insbesondere bessere Serviceleistungen noch nicht entwickelt sind. Außerdem besteht eine Konkurrenz zu Hongkong im eigenen Land. Der Autor Dirk Ruppik, Asien-Korrespondent mit Sitz in Thailand, SL2SL@web.de S tark getroffen von und inmitten der globalen Krise entschloss sich die chinesische Regierung im März vergangenen Jahres, einen Plan für Shanghai als „globales Finanz- und Schifffahrtszentrum bis 2020“ zu veröffentlichen. Das durch Premierminister Wen Jiabao angeführte State Council nahm den Vorschlag an und beauftragte die Stadtregierung von Shanghai mit der Ausführung. Zudem wurde der südostchinesischen Metropole der „Doppelzentrum“-Status (shuang zhongxin) verliehen. Shanghai - jetzt auf Platz fünf - soll in Zukunft den Olymp der großen Finanz- und Schifffahrtszentren dieser Welt, namentlich London, Hongkong, Tokio und New York, anführen. Dafür sollen die „vier Zentren“ Wirtschaft, Finanzmarkt, Schifffahrt und Handel entwickelt werden. China will die Kraft und das Potenzial des Landes durch den „Kopf des Drachens“ demonstrieren. Mit dem Kopf ist in erster Linie Shanghais Finanzzentrum Pudong gemeint. Allerdings ist es bis dahin noch ein weiter Weg, da der Finanzsektor in 2008 nur mit 10 % zum Bruttoinlandsprodukt der Stadt beitrug - in London dagegen mit 13 %. Die Stadt am Yangtze beherbergte zudem 2008 nur rund 100 ausländische Banken. London besaß in 2005 bereits mehr als 500. Zu den rund 300 Mrd. USD (umgerechnet etwa 223 Mrd. EUR) Schiffskrediten, gut 52 Mrd. EUR Schiffsleasing- Transaktionen und rund 11 Mrd. EUR Eigenkapital- und Anleihenfinanzierungen weltweit, trug Shanghai nur 1 % bei. Staatsanreize für 2020 Die Vision 2020 für Shanghai und den nächsten Aufstieg Chinas zur Weltmacht soll durch viele politische Schritte, Steueranreize, Marktliberalisierungen und die schrittweise angesteuerte hundertprozentige Konvertibilität des Yuan erreicht werden. Alle Maßnahmen zielen auf die Entwicklung einer modernen Service- und Fertigungsindustrie in der Stadt ab. Zusätzlich sind drei bedeutende Projekte geplant: Der Bau des weltweit sechsten Disneylands, die Beijing-Shanghai-Hochgeschwindigkeitstrasse und eine riesige Fertigungsstätte für Zivilflugzeuge. Anfang des Jahres hat die People’s Bank of China bilaterale Währungsaustausch-Vereinbarungen mit Indonesien, Russland, Südkorea, Hongkong, Malaysia und Argentinien im Wert von 650 Mrd. Yuan (rund 71 Mrd. EUR) geschlossen. Nach Angaben des Direktors der Bank, Zhou Xiaochuan, soll in Zukunft die chinesische Währung selbst den US- Dollar als internationale Währungsreserve ersetzen. Dadurch sollen die eigenen Währungsreserven gesichert werden. Die Entwicklung des Doppelzentrums soll zur wechselseitigen Stimulierung der Finanz- und Schifffahrtsindustrie des Großraums Shanghai führen. Entwicklung der maritimen Struktur Die chinesische Regierung hat im elften Fünfjahresplan von 2006 bis 2010 die Entwicklung der logistischen Infrastruktur zum Schlüsselprojekt erklärt. Neben dem weiteren Ausbau des Yangshan-Tiefwasserhafens sollen insbesondere die Yangtze- Flussdelta-Hafenressourcen in das Hafensystem des Großraums Shanghai einbezogen werden. Die Phasen eins bis drei des nördlichen Hafenbereichs sind fertiggestellt (Phase 3 Ende 2008). Nun konzentrieren sich die Arbeiten auf den östlichen Hafenbereich, in dem zehn bis zwölf neue Liegeplätze auf einer Kailänge von 4 km bis 2013 entstehen sollen. 2012 will Yangshan eine Kailänge von insgesamt rund 10 km mit verschiedenen Terminals vorweisen können. Simultan könnten dann 30 Containerschiffe gleichzeitig gehandelt werden. Der jährliche Umschlag kann bei 15 Mio. TEU liegen. Zusammen mit den anderen Terminals der Stadt (zum Beispiel Jungonglu, Zhanghuabang, Waigaoqiao, Baoshan etc.) soll Shanghai dann das umschlagsreichste Terminalcluster (30 Mio. TEU) der Welt noch vor Singapur und Hongkong besitzen. In 2008 wurde zudem der Bau des internationalen Wusongkou-Terminals begonnen, das unter anderem Kreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität von 80 000 BRT beherbergen soll. Nach dem Komplettausbau wird allein Yangshan in 2020 25 Mio. TEU bewältigen können. Rund 5000 Container passieren schon heute täglich die Donghai- Brücke, über die Yangshan mit dem Festland verbunden ist. Da die meisten Container auf der Straße zwischen Yangshan und anderen Städten im Yangtze-Flussdelta transportiert werden, hat die Zentralregierung die „Yangtze-Strategie“ eingeführt, um die Anzahl der Containerschiffe zu erhöhen, die im Yangtze-Flussdelta abgefertigt werden können. Andere Städte im Flussdelta sollen die Container ins Hafengebiet Waigaoqiao in Pudong transportieren. Von dort werden sie via Wasserbus nach Yangshan befördert. Ende März 2010 war die dritte Phase der Erweiterung des Tiefwasserkanals in der Yangtze-Mündung vollendet und abgenommen. Der 12,5 m tiefe und 92,2 km lange Kanal verbindet das Waigaoqiao- Terminal mit dem Ostchinesischen Meer. Chinas Vize-Transportminister Weng Mengyong sagte: „Die Fertigstellung des Projekts wird die Formung Shanghais zum internationalen Schifffahrtszentrum unterstützen und die Yangtze-Kapazität maximieren.“ Weiterhin sollen die Städte Nanjing, Wuhan und Chongqing, alle drei Tiefseehafen Yangshan Infrastruktur + Verkehrspolitik am Yangtze weiter flussaufwärts gelegen, schon bald 1000, 500 beziehungsweise 200 Containerschiffe abfertigen können. Es ist geplant, die Transporteinrichtungen und -dienstleistungen auf dem „goldenen Wasserweg“ zu standardisieren. Weiterhin steht die Erweiterung der Inlandslinienverbindungen wie zum Beispiel Zhaojiagou, Dalu, Hangzhou-Shanghai und Suzhou- Shanghai auf dem Programm. Erweitertes Transportnetzwerk und Doppel-Expresshub Darüber hinaus ist geplant, das Straßen- und Eisenbahnnetzwerk sowie den internationalen Flughafen in Pudong und den Flughafen Hongqiao als Ergänzung zu entwickeln. Beide Flughäfen soll eine Magnetschwebebahn verbinden. Der Masterplan für Pudong sieht bis 2015 neben einem dritten Passagierterminal, einem Satellitenterminal und zwei neuen Startbahnen auch eine Frachtkapazität von 6 Mio. t jährlich vor. Im Dezember 2008 eröffnete UPS sein neues internationales Hub am Pudong International Airport. „Das Hub öffnet die Türen zum Handel mit China weiter. Wir glauben, Shanghai wird dadurch ein noch attraktiveres Geschäftszentrum werden und unsere Kunden werden davon profitieren“, sagte Derek Woodward, Präsident von UPS Asia Pacific. Mit der Eröffnung des DHL Nordasien Hubs, ebenfalls in Pudong in der zweiten Hälfte von 2010, wird Pudong der einzige Flughafen mit zwei internationalen Expresshubs sein. Er ist schon jetzt der drittgeschäftigste Flughafen der Welt und wird durch die Eröffnung des DHL- Expresshubs nochmals einen gewaltigen Schub erhalten. Konkurrenz im eigenen Land Neben dem Ausbau des Transportnetzwerks, der Linienverkehre und dem Transhipment steht die Entwicklung von hochwertigen Logistik- und Finanzdienstleistungen auf dem Plan. Unter anderem sollen die Schifffahrts- und Handelsdienste des nördlichen Bunds erweitert werden. Es ist geplant, Pudong zu einer Testzone für Reformen, Öffnungspolitik, unabhängige Innovationen und moderne Dienstleistungen zu machen. Eine Informationsplattform für den Schifffahrtsbereich wird geschaffen und die Palette der Finanzdienstleistungen, Schiffsfinanzierungen und -versicherungen diversifiziert. Ein Problem sind jedoch die hohen Geschäftskosten. Zum Beispiel hat Singapurs Neptune Orient Line (NOL) Ende 2009 entschieden, ihr Greater China-Hauptquartier von Shanghai nach Chongqing zu verlegen. Ebenso entschied die Maersk Group im Oktober 2009 ihr Dokumentenbearbeitungs- und Logistikmanagement- Zentrum sowie das Global Service Center in Chengdu aufzubauen. Weiterhin besteht eine Konkurrenzsituation mit Hongkong innerhalb Chinas. Die Stadt am Perlfluss ist Shanghai im Finanz- und Schifffahrtsbereich noch weit voraus. Shanghai will daher Hongkonger Schifffahrtsunternehmen und Finanzexperten anlocken. Allgemein besteht bisher noch ein Mangel an Fachkräften, Erfahrung und adäquaten Produkten. Abb. 1: Bereiche der Logistikentwicklung für Shanghai 2020 Weitere Informationen inden Sie in Kürze unter www.eurailpress.de! Anfang April ist die komplett überarbeitete und um einige Kapitel erweiterte Neuaulage des Handbuchs Gleis erschienen. Das Buch vermittelt in anschaulicher und komprimierter Weise Zusammenhänge zwischen den einzelnen Gleiskomponenten und ihren Beanspruchungen. Das Gleis als komplexes Gesamtsystem Technische Daten: ISBN 978-3-7771-0400-3, Format 170 x 240 mm, Hardcover, Preis: € 68,-, 656 Seiten Kontakt: DVV Media Group GmbH | Eurailpress, Telefon: +49/ 40/ 2 37 14 - 440 · Fax: +49/ 40/ 2 37 14 - 450, E-Mail: buch@dvvmedia.com Weitere Informationen inden Sie unter www.eurailpress.de / hbgneu Komplett überarbeitete und erweiterte Neuau age Die Neuau age enthält grundsätzliche Erweiterungen und Ergänzungen: ein komplett neues Kapitel über die Grundlagen der Oberleitung und des Oberleitungsbaues und deren Instandhaltung neue Erkenntnisse hinsichtlich der Entstehung von „Head Checks“ sowie neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Verschleißfestigkeit von kopfgehärteten Schienen und eine neue ausführliche Theorie des dynamischen Gleisstabilisierens Das Erfolgskonzept des Buches wird durch die zusätzliche Ergänzung der Kapitel „Rad-Schiene-Wechselwirkung“ und „Wirtschaftlichkeit der Oberbauinstandhaltung“ abgerundet.
