Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2010-0133
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Bedarf an effizienten und sicheren Luftfrachtimmobilien steigt
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Christian Jung
Die Talsohle der Wirtschafts- und Finanzkrise scheint durchschritten: Nach starken Einbrüchen im Luftverkehr befinden sich die deutschen Flughäfen wieder im Aufwind. Entsprechend zieht auch die Nachfrage nach hochwertigen Umschlagflächen an.
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Infrastruktur + Verkehrspolitik 35 INTERNATIONALES VERKEHRSWESEN (62) 10/ 2010 In Leipzig/ Halle ist das Frachtzentrum von Garbe nach neuesten Sicherheitsstandards ausgerüstet. Foto: Garbe Logistic AG Christian Jung Bedarf an effizienten und sicheren Luftfrachtimmobilien steigt Die Talsohle der Wirtschafts- und Finanzkrise scheint durchschritten: Nach starken Einbrüchen im Luftverkehr befinden sich die deutschen Flughäfen wieder im Aufwind. Entsprechend zieht auch die Nachfrage nach hochwertigen Umschlagflächen an. Der Autor Christian Jung, Redakteur Ad Hoc Gesellschaft für Public Relations mbH, Gütersloh; jung@adhocpr.de A llein im Juni stieg das Luftfrachtaufkommen nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) auf gut 370 000 t. Das sind 26,2 % mehr als im Vorjahresmonat. Kumuliert legte der Frachtumschlag von Januar bis Juni 2010 um 25,5 % auf knapp 2,1 Mio. t gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres zu. Das überdurchschnittliche Wachstum ist vor allem auf das deutlich angezogene Im- und Exportgeschäft mit Asien und Nordamerika zurückzuführen. Nach Auffassung des ADV zeigen die Halbjahreszahlen, dass die Zeichen für einen weiteren Konjunkturaufschwung gut stehen und sich die Wirtschaft von der Rezession erholt. Darauf setzt auch die Garbe Logistic AG. Sie hat an den Flughäfen Frankfurt, Hamburg und Leipzig/ Halle Luftfrachtimmobilien konzipiert, die derzeit zu den modernsten ihrer Art in Deutschland zählen und höchste Sicherheitsstandards zum Schutz von Personal und Fracht erfüllen. Sicherheitslücken vermeiden Trotz immer schärferer Bestimmungen und strengerer Auflagen gibt es bei der Luftfracht zum Teil noch Sicherheitslücken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des International Transfer Center for Logistics und der TU Berlin, die Garbe in Auftrag gegeben hat. 24 % der Logistikdienstleister und 39 % der Verlader halten die Überwachungstechnik in den Frachtzentren für unzureichend. Darüber hinaus bemängeln 28 % der Logistiker und 56 % der Verlader die Zutrittskontrollen. „Als Flugvorfeldgebäude zählt die Immobilie bereits zum Sicherheitsbereich des Flughafens und ist das Scharnier zwischen der Land- und der Luftseite“, erläutert Jan Dietrich Hempel von der Garbe Logistic AG das Konzept am Standort Leipzig/ Halle. Dieser hat mit einer Steigerung des Umschlags um 28,7 % im ersten Halbjahr 2010 Köln/ Bonn überholt und ist nach Frankfurt inzwischen zweitgrößter Frachtflughafen Deutschlands. Prominentester Mieter der Garbe-Immobilie in Leipzig/ Halle ist Lufthansa Cargo. Die Kranich-Tochter nutzt 8000 der insgesamt 20 000 m 2 Hallenfläche. Weitere Mieter sind unter anderem die beiden auf Frachtabfertigung spezialisierten Unternehmen Swissport und Portground sowie der Zoll. Die Rückseite des Gebäudes fügt sich nahtlos in den Sicherheitszaun ein und schirmt das Gelände nach außen ab. Das heißt: Der sensible Bereich beginnt bereits am Verladetor. Alles, was sich dahinter abspielt, ist für Unbefugte tabu. Die Rolltore an den Verladerampen lassen sich nur von innen öffnen. Ausschließlich Lkw so genannter reglementierter Beauftragter dürfen andocken. Fremdpersonal hat weder Zutritt zur Umschlaghalle noch zum Verwaltungsbereich. Überwachungskameras auf dem Außengelände und im Inneren der Gebäude dienen nicht nur der Gefahrenabwehr, sondern auch dem Schutz vor Diebstahl. Zwar werden nur 1 bis 2 % des Welthandelsvolumens überhaupt mit Flugzeugen befördert, doch wertmäßig machen diese transportierten Güter knapp 40 % des gesamten Frachtaufkommens aus. Im Inneren der Hallen wird die Fracht geröntgt und nach Destinationen sortiert auf Luftfrachtpaletten gepackt oder in Luftfrachtcontainer umgeschlagen. In Leipzig/ Halle liegt die Vorderseite des Gebäudes direkt am Flugvorfeld, das bis zu sechs großen Frachtmaschinen Platz bietet und über separate Rollwege an die Start- und Landebahn Süd angeschlossen ist. „Sicherheit entsteht vor allem durch die Zuordnung von Personen und Fracht zu den jeweiligen Funktionsbereichen“, erläutert Hempel. Das bedeutet, dass Flugzeuge nur mit Gütern aus dem dafür vorgesehen Hallensegment beladen werden und ankommende Paletten und Container nur in dem Gebäudebereich umgeschlagen werden, für den sie bestimmt sind. Die Hallensegmente der einzelnen Luftfrachtspeditionen sind baulich voneinander getrennt. Ein Durchgang ist nicht möglich. Der Lagerkomplex ist nur über videobewachte Schleusen zu betreten. Effizienz entscheidend „Neben dem Thema Sicherheit spielt Umschlageffizienz für uns als Nutzer von Luftfrachtimmobilien eine entscheidende Rolle“, betont Peter Kohl, Geschäftsführer der Swissport Cargo Services Deutschland GmbH. „Wir sind fortlaufend im Dialog mit dem Betreiber der Immobilie, um das Sicherheitsniveau sehr hoch zu halten, ohne dabei die Wirtschaftlichkeit der Prozesse zu kompromittieren.“ An allen drei Standorten des Unternehmens lassen sich pro Quadratmeter Hallenfläche 15 bis 18 t jährlich umschlagen. Möglich machen das besondere Ausstattungsmerkmale wie Palettenauf- und -abbaustationen mit hydraulisch ausfahr- und versenkbaren Bühnen. Die Durchschnittskapazität an europäischen Flughäfen liegt Hempel zufolge zwischen 8 und 10 t.
