eJournals Internationales Verkehrswesen 62/10

Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
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Voller Erfolg für die Luftfahrtindustrie

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Kerstin Zapp
Geschäftsabschlüsse von rund 14 Mrd. EUR wurden verkündet, rund 235 000 Fach- und Privatbesucher kamen zu den 1153 Ausstellern aus 47 Ländern nach Berlin-Schönefeld, diverse Innovationen waren zu sehen. Ein kurzer Rückblick auf die ILA 2010.
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Veranstaltungen 37 INTERNATIONALES VERKEHRSWESEN (62) 10/ 2010 Die ILA bot ein umfangreiches Programm auch auf dem Freigelände. Foto: Messe Berlin Kerstin Zapp Voller Erfolg für die Luftfahrtindustrie Geschäftsabschlüsse von rund 14 Mrd. EUR wurden verkündet, rund 235 000 Fach- und Privatbesucher kamen zu den 1153 Ausstellern aus 47 Ländern nach Berlin-Schönefeld, diverse Innovationen waren zu sehen. Ein kurzer Rückblick auf die ILA 2010. D er größte Auftrag kam von der Fluggesellschaft Emirates, die bei Airbus 32 Flugzeuge des Typs A 380 zum Listen-Gesamtpreis von rund 11,5 Mrd. USD bestellte. Diese Geschäftsvereinbarung ist laut Airbus die größte Einzelbestellung in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Airbus verkaufte nach Angaben seines CEO Dr. Thomas Enders noch weitere 35 Flugzeuge während der internationalen Luftfahrtausstellung ILA 2010 im Juni. Befragt nach der Einschätzung der Branchensituation beurteilten 88 % der Aussteller die derzeitige, 89 % die künftige wirtschaftliche Situation der Luft- und Raumfahrtindustrie positiv. Knapp 300 Fluggeräte wurden am Boden und in der Luft präsentiert. Zu den hier vorgestellten Welt-, Europa- und ILA-Premieren zählten unter anderem der neue Militärtransporter A400M, der mit modernster Avionik ausgestattete Transporthubschrauber CH-53GA (German Advanced) sowie die DLR-H2 Antares, das weltweit erste bemannte Flugzeug, das durch seinen Brennstoffzellenantrieb völlig CO 2 -frei fliegt. Die Branche präsentierte auf der Messe eine Vielzahl von Neuheiten, vor allem zum Bereich „Umwelt und ökoeffizientes Fliegen“. Dazu zeigte der auf der ILA 2010 weiter entwickelte „Path of Innovation“ beispielsweise mit Biotreibstoff aus Algen betriebene Fluggeräte der EADS und das Triebwerkskonzept der MTU namens „Claire“ (clean air engine), dessen Kernstück ein Getriebefan ist, sowie den neunstufigen Engine 3E Hochdruckverdichter von Rolls-Royce, der zur erheblichen Reduktion von CO 2 -Emissionen und zur Verminderung des Fluglärms beitragen soll. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) forscht ebenfalls seit Jahren an alternativen Treibstoffen für eine klimafreundliche Luftfahrt. Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass die künftigen Treibstoffe in Hinblick auf Umweltfreundlichkeit und Zuverlässigkeit dem Kerosin sogar überlegen sein könnten. Als Exponat zeigte unter anderem ein Demonstrationsbrenner das Brennverhalten unterschiedlicher alternativer Treibstoffe für die Luftfahrt. Mit einem Abschnitt eines A 340-600 Vorflügels aus Thermoplastmaterial mit integrierter Enteisung stellte das Institut einen zukunftsweisenden Schritt in der CFK-Bauweise vor: Gemeinsam mit Partnern hat das DLR einen leichten und besonders belastbaren Vorflügel in Kohlefaserverbundbauweise mit integrierter Enteisung durch ein elektro-thermisches Heizelement entwickelt. Clean Sky Im Rahmen des EU-Projekts „Clean Sky“ mit insgesamt 86 Industrie- und Forschungspartnern aus 16 Nationen beantworten Fraunhofer-Forscher Fragen wie: Wie lassen sich die derzeit wichtigsten Leichtbaumaterialien werkstoffgerecht fügen? Wie können durch neuartige Beschichtungssysteme die Strömungseigenschaften der Flugzeugoberflächen verbessert werden? Wie können nanotechnologische Materialien für den sensorischen Einsatz zur Überwachung von Flugzeugstrukturen eingesetzt werden? Halten die verwendeten Materialien den wechselnden Druck- und Temperaturbedingungen, den Vibrationen und Schwerkräften, die während jedes Flugs auftreten, stand? Neuartige aeroelastische Tragflügelstrukturen stellte das Fraunhofer Institut LBF vor. Der optimierte Reibungswiderstand hilft hier, den Treibstoffverbrauch zu senken. Aufbereitete Composite-Materialien, die zu ähnlichen Produkten recycelt werden wie die, aus denen sie stammen, standen im Mittelpunkt der Präsentation des spanischen Unternehmens Aerosertec. Die Tital GmbH stellte leichte Produkte aus Titanfeinguss aus, die gegenüber dem Fräsen aus dem Vollen besonders energieeffizient und kostengünstig herzustellen sind. Zudem war ein zusammen mit der RWTH Aachen entwickeltes neues Herstellungsverfahren für Turbinenschaufeln aus Titan- Aluminid, das ebenfalls große Gewichtsvorteile bietet, Thema auf der Messe. Neue Systeme zur Herstellung von kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen (CFK) sowie zur Herstellung neuer Composite- und Leichtbaumaterialien werden mit Hilfe der Mikrowellentechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Rahmen eines BMBF-Projekts entwickelt und zusammen mit Vötsch Industrietechnik gebaut. Auf der ILA hat das KIT zudem ein Glasfasermaterial mit einem neuen mikrowellenaktiven Harzsystem vorgestellt, das zusammen mit BASF und Hexion Specialties entwickelt wurde. Durch Einsatz der Mikrowellentechnik können erstmals große und massive Glasfaserkompositstrukturen ausgehärtet werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie/ BMWi) war auf der ILA ebenfalls mit einem Messestand vertreten, der viele innovative Exponate rund um die Förderung des BMWi und das Luftfahrtforschungsprogramm präsentierte. Hier standen die umweltorientierten Forschungsziele der Acare Vision 2020 im Mittelpunkt. Ihren Stellenwert als Kongressmesse unterstrich die ILA 2010 mit mehr als 100 begleitenden Konferenzen, Seminaren und Workshops, an denen rund 8000 Branchenvertreter teilnahmen. Veranstalter der ILA 2010 waren der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie e. V. (BDLI) sowie die Messe Berlin GmbH. Die nächste ILA soll vom 12. bis 17. Juni 2012 auf dem neuen Messegelände im Westen des künftigen Flughafens Berlin Brandenburg International BBI (Schönefeld-West) stattfinden.