Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2010-0138
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Karl-Heinz Breitzmann
Schwerpunktthema des 7. Baltischen Verkehrsforums in Rostock war die Entwicklung des Verkehrs im Ostseeraum nach der Wirtschaftskrise. So stellte sich die Frage, ob die schwer gebeutelte Logistikbranche wieder den Stand von 2008 erreichen könne.
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Veranstaltungen 42 INTERNATIONALES VERKEHRSWESEN (62) 10/ 2010 V.l.n.r.: Søren S. Pedersen, Team Lines; Jesper Kristensen, Unifeeder; Dr. Kimmo Naski, Port of Kotka; Prof. Dr. Rolf Stuchtey Alle Fotos: J. Gebhardt Markt in Bewegung 7. Baltisches Verkehrsforum der DVWG Schwerpunktthema des 7. Baltischen Verkehrsforums in Rostock war die Entwicklung des Verkehrs im Ostseeraum nach der Wirtschaftskrise. So stellte sich die Frage, ob die schwer gebeutelte Logistikbranche wieder den Stand von 2008 erreichen könne. D ie Hafenwirtschaft in Mecklenburg- Vorpommern befindet sich nach Worten von Verkehrsminister Volker Schlotmann (SPD) im Aufwind. Die Häfen verzeichneten gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Umschlagzuwachs, sagte Herr Schlotmann am 19. August bei der Eröffnung des 7. Baltischen Verkehrsforums in Rostock. Der wissenschaftliche Leiter des Baltic Forums, Prof. Karl-Heinz Breitzmann vom Rostocker Ostseeinstitut für Marketing, Verkehr und Tourismus bezifferte das Volumen der im Ostseeraum 2008 bewegten Güter auf 584 Mio. t. Mit der globalen finanzökonomischen Krise im Herbst 2008 geriet auch der Wirtschaftsraum Ostsee aus den Fugen. Innerhalb weniger Wochen brachen allein die Containerverkehre um 25 % ein. Niemand in Reederkreisen vermag derzeit zu sagen, wie sich die makroökonomischen Rahmenbedingungen und damit die Waren- und Güterströme entwickeln werden. Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (BMVBS), betonte, die Bundesregierung setze sich auch im Rahmen der EU intensiv für die weitere Entwicklung des Ostseeraumes ein. Zentrale Rolle spiele die nachhaltige Entwicklung der internen und externen Verkehrsverbindungen. Das BMVBS wirke aktiv bei der bis Dezember 2011 laufenden Studie „Baltic Transport Outlook“ mit, welche verkehrsträgerübergreifend die Infrastrukturentwicklung im gesamten Ostseeraum untersucht und einen Ausblick auf das Jahr 2030 geben wird. Allgemein wird aktuell davon ausgegangen, dass das wirtschaftliche Umfeld wieder erstarkt und spätestens 2011/ 12 das Vorkrisenniveau erreicht wird. Einstimmig sprachen die Vertreter von Schifffahrtsunternehmen, Häfen, Banken und Forschungsinstitutionen davon, die Krise habe zwar vieles rapide verändert, biete aber auch die große Chance, dass nun sehr viel Bewegung in den Markt gekommen sei. Von Januar bis April sei sogar ein Zuwachs von rund 17 % registriert worden. Deutschlandweit werde für 2010 mit 4,5 % mehr Umschlag gerechnet. Der Schwerpunkt der künftigen Investitionen liege beim Ausbau des Ostsee-Adria-Korridors und der Hafeninfrastruktur. Scandlines-Frachtchef Søren P. Jensen befürchtet jedoch wie seine Wettbewerberkollegen, dass bis zu 30 % des Frachtaufkommens von der See auf die Straße verlagert werden könnten, sollten die Schwefelgrenzwerte bis 2015 auf 0,1 % abgesenkt werden. Grund dafür ist die überproportionale Verteuerung des entschwefelten Treibstoffs und die damit verbundenen hohen Frachtpreise. Waren im Markt bisher Schiffe mit 500 bis 600 TEU Ladekapazität vorherrschend, so gehe der Trend eindeutig hin zu größeren Schiffen, betonte Prof. Burkhard Lemper, Direktor am Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) „Beste Wachstumschancen bestehen im Segment bis zu 3000 TEU.“ Eher gering schätzten die Experten die Aussichten ein, dass sich im Ostseeraum neben dem polnischen Hafen Gdansk weitere Hub-Häfen etablieren werden. (bg) „Die Wirtschaft im Ostseeraum entwickelt sich insgesamt günstiger als erwartet. Dabei spielt Deutschland die Rolle der Konjunkturlokomotive. Der internationale Verkehr wird weiter rasant wachsen.“ Prof. Karl-Heinz Breitzmann, Rostocker Ostseeinstitut für Marketing, Verkehr und Tourismus
