eJournals Internationales Verkehrswesen 62/11

Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2010-0155
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Claudia Lippmann
Tilman Schwemin
Effizienz ist entscheidend, um im Wettbewerb bestehen zu können. Die aktuell verfügbaren Telematiksysteme und -dienste bieten viele Ansatzpunkte, um Fuhrparkeinsatz, Fahrzeugkennzahlen und Disposition zu optimieren. Worauf ist zu achten?
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Technologien + Informationssysteme 39 INTERNATIONALES VERKEHRSWESEN (62) 11/ 2010 Claudia Lippmann / Tilman Schwemin Infos zu den Infos Was können Telematiksysteme heute? Effzienz ist entscheidend , um im Wettbewerb bestehen zu können. Die aktuell verfügbaren Telematiksysteme und -dienste bieten viele Ansatzpunkte, um Fuhrparkeinsatz, Fahrzeugkennzahlen und Disposition zu optimieren. Worauf ist zu achten? Die Autoren Claudia Lippmann, Key Account Managerin, Telekom Deutschland, und Tilman Schwemin, Projektmanager Systems Integration, Automotive & Manufacturing Industries, T-Systems International; Tilman.Schwemin@t-systems.com. Der Beitrag ist bereits im Juni in der „DVZ - Deutsche Logistik-Zeitung“ erschienen. T elematikdienste beschränken sich längst nicht mehr auf Navigation oder Kommunikation, sondern vereinen viele Anwendungen wie das digitale Fahrtenbuch, Auftragsmanagement, Fahrzeugeinsatzanalyse oder Fuhrpark- und Wartungsmanagement in einer Lösung. Hersteller wie MAN versprechen, dass sich durch intelligente Telematiklösungen die Kosten für Kraftstoff um bis zu 20 % senken lassen. Zusätzlich sorgt ein verbessertes Auftragsmanagement dafür, dass Lkw besser ausgelastet werden und sich die Standzeiten verringern. Außerdem können so die Kilometerleistungen optimiert werden. Doch auch die Zahl der Telematikanbieter ist sprunghaft gestiegen: Mittlerweile sind viele verschiedene Systeme auf dem Markt. Nutzer müssen sich daher genau mit den unterschiedlichen Funktionalitäten auseinandersetzen und entscheiden, was sie jeweils wirklich brauchen. Kommunikation Herzstück eines Telematiksystems ist das GSM-Modul (Global System for Mobile Communications). Es sendet die gesammelten Daten an die Zentrale und bekommt von dort neue Informationen. Machine-to-Machine (M2M) nennt sich diese Art der Mobilfunkkommunikation. Der entscheidende Vorteil ist, dass sich Daten exakt ermitteln sowie automatisiert, verschlüsselt und bei geringem Aufwand und niedrigen Kosten versenden lassen - und das rund um die Uhr. Anhand des vom Lkw gesendeten Signals verfolgt der Disponent auf einer digitalen Karte die genaue Route des Fahrers am Monitor. Eine Grundbedingung bei Telematiksystemen ist, dass die Disponenten Nachrichten sowohl an einzelne Fahrer als auch an die gesamte Flotte absetzen können. Damit lassen sich auch kurzfristig Aufträge umdisponieren. Ein wichtiges Zusatzelement dabei ist, dass die Adresse vorab vom System auf ihre Richtigkeit hin geprüft wird. Dadurch lassen sich Umwege und Zeitverluste durch Suchfahrten vermeiden. Die Kommunikation zwischen Fahrer und Zentrale spielt auch für das Kundenmanagement eine wichtige Rolle. Steckt zum Beispiel ein Fahrer im Stau fest, kann der Disponent den Empfänger oder Versender rechtzeitig über die Verspätung informieren. Wählt der Fahrer in dieser Situation eine Ausweichroute, sollte das System anzeigen, ob der Fahrer auf der neuen Route seine Restlenkzeit überschreitet. Flatrate und Datensicherheit Ähnlich wie bei einem privaten Mobilfunkvertrag müssen die Kosten der Kommunikation permanent geprüft werden. Gerade für Speditionen, die im internationalen Fernverkehr tätig sind, ist es empfehlenswert, beim Kauf einer Telematiklösung darauf zu achten, dass in dem Vertrag eine Datenflatrate für ganz Europa enthalten ist. Ansonsten kann der Einspareffekt einer Telematiklösung schnell durch die Kosten des Nachrichtenaustauschs mit dem Lkw im Ausland aufgefressen werden. Damit die Disponenten die Telematiksoftware nutzen können, benötigen sie in der Regel einen Internetzugang. Bei den meisten Diensten liegt die gesamte Software mitsamt den Daten sicher auf einem Server des Anbieters. Der Zugriff sollte idealerweise abgesichert sein - entweder durch ein SSL-Zertifikat oder ein virtuelles privates Netzwerk (VPN). Auswertung von Fahrzeugdaten Ein unverzichtbarer Baustein von Telematiklösungen ist die Fahrzeugeinsatzanalyse. Diese liefert umfangreiche Daten wie beispielsweise Kraftstoffverbrauch, Durchschnittsgeschwindigkeit, Achsengewicht oder Drehzahl. Diese Informationen helfen Fahrern, ihre Fahrweise zu optimieren und so den Spritverbrauch zu senken. Zudem schont eine umsichtige Fahrweise Material und Motor. Speditionen können für den spritsparendsten Fahrer Prämien ausloben oder Kollegen, die durch eine weniger materialschonende Fahrweise auffallen, gezielt schulen. Dies macht sich schnell bezahlt: So lässt sich der Kraftstoffverbrauch pro Fahrzeug um bis zu 1,5 l auf 100 km senken. Damit Speditionen mit gemischten Fahrzeugflotten nicht für jedes Fabrikat ein anderes Telematiksystem benötigen, sollten Spediteure darauf achten, dass ihr System dem FMS-Standard (Flotten-Management-Schnittstelle) entspricht. Die sieben großen europäischen Lkw-Hersteller haben sich auf diesen Standard geeinigt, damit auch Fuhrparks, die mit mehreren Marken unterwegs sind, einheitliche Telematiklösungen einsetzen können. Bei manchen Herstellern erstellt die Fahrzeugeinsatzanalyse auch einen Bericht über den Status verschleißabhängiger Teile wie Motoröl oder Bremsbeläge. Bei MAN fließen diese Daten sogar in ein Wartungsdatenportal, das neben den Speditionen auch die Vertragswerkstätten einsehen können. Damit sind die Werkstätten in der Lage, den optimalen Zeitpunkt für anstehende Inspektionen zu errechnen und einen Termin zu reservieren. Dies reduziert Standzeiten und verlängert die Lebensdauer der Fahrzeuge. Dank des Wartungsdatenportals haben die Speditionen außerdem eine bessere Übersicht, welche Lkw für einen Werkstatttermin vorgesehen sind. Das ermöglicht es ihnen, die Auslastung ihrer Fahrzeugflotte langfristig zu steuern und Lkw effizienter einzusetzen. Auch für den Fahrer bietet ein Telematiksystem Vorteile: Er muss sich nicht mehr um die Organisation von Routen oder Werkstattterminen kümmern, hat weniger Stress mit der Kommunikation und kann sich voll und ganz auf den Verkehr konzentrieren. Checkliste für die Anschaffung eines Telematiksystems 1. Bietet das System eine Flotten-Management-Schnittstelle (FMS)? 2. Ist eine europaweite Daten-Flatrate verfügbar? 3. Werden Schulungen angeboten? 4. Wie hoch sind die monatlichen Kosten für den Dienst? 5. Wird ein webbasierter Zugang für Disponenten angeboten? 6. Welche Module umfasst die Software (Fuhrparkverwaltung, Fahrzeugeinsatzanalyse, digitales Fahrtenbuch, Wartungsdatenportal)? 7. Gibt es offene Schnittstellen für die Anbindung an andere Systeme und kann die Software angepasst werden? 8. Wird für die Lösung Hilfe in Form einer Hotline angeboten? Fragen kosten nichts, Fehler schon