Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2010-0156
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Vielschichtiger Markt mit hohem Innovationspotenzial
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Kerstin Zapp
Gerade im kostensensiblen Güterkraftverkehr gewinnt die Telematik weiter an Bedeutung als Werkzeug, um vorhandene Kostensenkungspotenziale auszuschöpfen. Gleichzeitig wird sich der wachsende Güterverkehr ohne Telematikanwendungen auf der vorhandenen Infrastruktur kaum bewältigen lassen.
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Technologien + Informationssysteme 40 INTERNATIONALES VERKEHRSWESEN (62) 11/ 2010 Kerstin Zapp Vielschichtiger Markt mit hohem Innovationspotenzial Gerade im kostensensiblen Güterkraftverkehr gewinnt die Telematik weiter an Bedeutung als Werkzeug, um vorhandene Kostensenkungspotenziale auszuschöpfen. Gleichzeitig wird sich der wachsende Güterverkehr ohne Telematikanwendungen auf der vorhandenen Infrastruktur kaum bewältigen lassen. J etzt gab es erstmals einen Preis: Im Rahmen der IAA Nutzfahrzeuge 2010 Ende September verlieh die Fachzeitschrift „Telematik-Markt.de“ zusammen mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) und dem Niedersächsischen Wirtschaftsminister Jörg Bode als Schirmherr den Telematik Award. Mehr als 90 Unternehmen hatten sich in zehn Kategorien beworben, 32 waren letztlich für die Preise sowie die Sonderehrung „Anwenderpreis“ nominiert. Die Kategorien umfassten auch Bereiche wie „digitale Begleiter“, „Objektsicherung“, „Bau-„ sowie „Entsorgungswirtschaft“ und „Human-Telematik“, waren also nicht alle rein logistikorientiert. Sie machten das weite Feld dieser Technik deutlich. Große Hoffnungen In seiner Eröffnungsrede stellte Bode heraus, dass Telematik unerlässlich sei, um das Transportmengenwachstum logistisch und bezogen auf die vorhandene Infrastruktur zu bewältigen. Er sieht Telematik als Mittel zur Vernetzung. Klaus Bräunig, Geschäftsführer des VDA, wies darauf hin, dass ein auf Telematik basierendes Fuhrparkmanagement den Dieselverbrauch um 2 l pro 100 km senken kann. Bisher seien rund 20 % der Lkw mit Telematiksystemen ausgestattet, so dass pro Jahr aufgrund des geringeren Treibstoffverbrauchs etwa 800 000 t CO 2 weniger erzeugt würden. Doch für Bräunig ist der Nutzungsgrad der Telematik noch zu gering. Dies führt er darauf zurück, dass es bisher selten standardisierte Produktlösungen gäbe und zudem die Krise noch gegenwärtig sei, so dass die Branche (noch) kein Geld in neue Technik investiere. Trotzdem seien auf der IAA mehr als 100 Aussteller aus zehn Ländern mit telematikbasierten Lösungen vertreten. Das zeige das Potenzial der Branche sowie die Wichtigkeit der Themen Ökologie und Effizienz. Insgesamt sind nach Angaben von „Telematik-Markt.de“ 453 Unternehmen aktuell als Hersteller und/ oder Anbieter von Telematiksystemen und -dienstleistungen aller Art gelistet. Für Dr. Hans Hubschneider, Vorsitzender des Vorstands der PTV Planung Transport Verkehr AG, geht der Trend zu kooperativen Systemen, die aufeinander abgestimmt werden und entsprechend Synergien bringen. Er erwartet, dass künftig mehr Standards geschaffen werden und die Vernetzung der Anbieter zunimmt. Prof. Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), wies in der Diskussion darauf hin, dass die Telematik noch immer eine Inselwelt ohne viele Verbindungen sei. Für ihn ist diese Technologie als Mittel zur Auslastungsoptimierung sowie zur Verbesserung der Rampenlogistik besonders wichtig. In der Kategorie „Objektsicherung“ trug die Wabco Fahrzeugsysteme GmbH mit ihrer „TrailerGUARD Telematik“ den Award davon. Bei „Fahrzeugortung“ konnte die GPSoverIP GmbH den Wettbewerb für sich entscheiden. Tom Tom Work schnitt bei „Portale“ und damit der Frage „Wie anwenderfreundlich ist der Web-Auftritt? “ mit dem System „Webfleet“ am besten ab. Den Preis im Segment „Ladungstelematik“ erhielt die Fahrzeugwerk Bernhard Krone GmbH mit „TControl“ zur Trailerüberwachung. Das Thema „Applikation“ und damit die Wegepunktanalyse hat die Arealcontrol GmbH mit „Fleetwork“ gewonnen. Im Bereich „Fuhrparkmanagement“ sicherte sich die Mobile Objects AG mit der Internet- Flottensteuerungssoftware „mobileService- Manager“ die Trophäe. Und den Anwenderpreis bekam die Funkwerk Eurotelematik GmbH für ihr System „easyfleet Guide“ mit FB 6000, welches neben Navigation, Fahrzeugortung und Auftragsmanagement auch die Freisprechanlage umfasst. Leider wurden die Kriterien der Jury während der Feierstunde ebenso wenig genannt wie die preiswürdigen Eigenschaften der Produkte. Künftig soll die Auszeichnung jährlich im Rahmen der IAA verliehen werden. IAA-Neuheiten Personal-, Verbrauchs-, Reparatur- und Wartungskosten machen zusammen mehr als 70 % der Gesamtkosten für Lkw-Transporte aus. Kein Wunder, dass Telematikanbieter hier ein großes Potenzial sehen, um mit modernen Flottenmanagementsystemen die Kosten zu reduzieren. Einige auf der IAA vorgestellte Neuheiten wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Mix Telematics aus Südafrika bietet mit „Mix DriveTime“ beispielsweise herstellerunabhängig eine Erweiterung auf Flottenmanagement mit dem existierenden Gerät an. Das Unternehmen verfügt über eine eigene Plattform sowie ein eigenes Hosting und Datenmanagement. Punch Telematics - mittlerweile unter dem Dach von Trimble angesiedelt und künftig unter Trimble Transport and Logistics firmierend - hat mit „Fleet Cockpit“ ein System auf der Messe vorgestellt, welches neben der aktuellen Situation und verschiedenen Karten auch Nachrichten und Alarme sowie eine historische Betrachtung der Daten möglich macht. Der Navigationsgerätehersteller Garmin hat mit seinem neuen Partner Arealcontrol GmbH eine gemeinsame Flottenmanagementlösung namens „Connected Navigation“ präsentiert, die besonders für kleine und mittelständische Flotten geeignet sein soll. Partner ist nun auch die Enaikoon GmbH und sorgt für Telematikfunktionen wie Nachrichten- und Auftragsübertragung. Unter anderem Telematikansätze für die Tourenplanung von Elektrofahrzeugen zeigt die Soloplan GmbH. Die Robert Bosch Car Multimedia GmbH präsentierte ein neues System für verbrauchsoptimiertes Fahren. Hier liegt der Fokus auf einer optimierten Motor- und Getriebesteuerung auf Basis erweiterter Navigationsdaten wie Steigungen oder Kurvenradien. Qualkomm Enterprise Services Europe BV stellte seine neue Lösung mit erweiterten Leistungsindikatoren zum Einsparen von Kraftstoff und CO 2 -Emissionen vor. Außerdem ist nun ein Fernzugriff auf Tachografendaten möglich. Ein neues Telemetrie-Modul zur Ergänzung von Ein Navigationssystem, das auf die Bedürfnisse von Lkw abgestimmt ist, eine Nachrichten- und Auftragsübertragung in Echtzeit: drei Elemente, die ein Telematiksystem auszeichnen können. Quelle: Garmin Technologien + Informationssysteme 41 INTERNATIONALES VERKEHRSWESEN (62) 11/ 2010 „Opheo Mobile“ hatte die Initions AG im Gepäck: Es überträgt Fahrerdaten aus dem digitalen Tachografen sowie die CAN-Bus- Informationen der FMS-Schnittstelle. Datenübertragung direkt aus dem Fahrzeug ist auch das Thema bei der E.Novation BTC GmbH. Eine Online-Version gibt es jetzt von „ZA,ARC ® Geo“ von sz&p Softwarebüro Zauner & Partner. Als All in One-System bezeichnet die Schweizer Brabender Software AG ihr neues Mitglied der Cockpit-Series. „R2. Compact“ organisiert, navigiert, ortet, kommuniziert, informiert und verfügt über diverse Schnittstellen. Die PTV AG präsentierte ein ganzes Paket von Neuerungen für die Planung von Touren und Transporten sowie speziell für die Lkw-Navigation. Zudem hat das Unternehmen ein neues Partnerprogramm für Systemintegratoren und IT-Dienstleister aufgesetzt. Transportmanagement und Telematik kombiniert die Dr. Malek Software GmbH unter dem Namen „M3 All-In-One“. Für Einsteiger und Endkunden mit reinem Ortungswunsch hat die Mobile Objects AG den „mobileLocationManager V5“ entwickelt, der auch mit Europa-Flatrate zu haben ist. Ebenfalls neu sind das FMS-Modul für die Auswertung diverser Daten der gesamten Flotte unterschiedlicher Lkw-Hersteller und ein Modul zur Lenk- und Ruhezeitenüberwachung zur Erleichterung der Tourenplanung. Erweiterungen ihrer Software „Komalog“ präsentierte die Transdata Soft- und Hardware GmbH auf der IAA. Hierbei handelt es sich vor allem um eine neue Funktion zur Geokodierung von Adressen. Bei der Daimler Fleetboard GmbH gibt es ebenfalls Neues: Das „FleetBoard Transportmanagement“ ermöglicht es Disponenten, Aufträge flexibel zu planen. Das Angebot für das Fahrerhaus wird um den „DispoPilot.guide“ erweitert. Interessantes für „Disponentplus“ und „Disponentgo“ lüftete die Weber Data Service IT GmbH. Dazu gehörten auch die Funktionserweiterungen über Apps. Die Speditionssoftware „best4log-x“ für SAP verfügt nun über die Möglichkeit der grafischen Disposition auf der digitalen Karte mit Anbindung der Webservices von Navteq. Navteq selbst, Anbieter digitaler Kartendaten und Verkehrsinfos zur Fahrzeugnavigation, bietet mit „Natural Guidance“ ein Routingsystem, welches statt „Nach 50 Metern rechts abbiegen.“ künftig zum Beispiel sagt: „Biegen Sie nach dem gelben Geschäft rechts ab.“ Studien sollen belegen, dass sich Verbraucher intuitivere und praxisorientiertere Fahrhinweise wünschen, um ihnen während der Fahrt einfacher folgen zu können. Neu im Telematikgeschäft ist die ZF Friedrichshafen AG. Zusammen mit der Funkwerk Eurotelematik GmbH hat das Unternehmen „eLog“ entwickelt, das in Verbindung mit der offenen Systemplattform Openmatics die Erfassung aller für eine Fahrt relevanten Daten als elektronischer Fahrtenschreiber ermöglicht. Zudem gibt es das Auftragsverfolgungssystem „mOrderFulfilment“. Ebenfalls neu: die Antlogic GmbH. Mit ihrem Telematik- und Flottensteuerungssystem auf Basis von Blackberry-Smartphones hat es das Unternehmen zu einer Nominierung für den Deutschen Gründerpreis 2010 als erfolgreiches Start Up gebracht. Einen zusätzlichen Ansatz hat der britische Telematikkonzern Cybit für sich entdeckt: Beratung, und zwar zum Thema Nachhaltigkeit. Bis vor wenigen Jahren hatten allein die Nutzfahrzeughersteller Zugriff auf die Betriebsdaten der Lkw. Erst 2002 haben sich einige auf eine gemeinsame Schnittstelle für das Flottenmanagement geeinigt, die FMS-Schittstelle. Sie ist die einzige Möglichkeit für externe Nutzer, an Fahrzeugdaten zu gelangen. Ein direkter Anschluss an den CAN- Bus der Fahrzeuge ist weiterhin verboten. Die Hersteller haben in einer gemeinsamen Erklärung festgehalten, dass sonst sämtliche Garantieansprüche für ein Fahrzeug erlöschen. Sie senden daher nur ausgewählte Daten über die Schnittstelle. Der Umsatz mit Telematiksystemen lag im Jahr 2008 bei rund 54 Mio. EUR. Im Jahr 2015 sollen es nach einer Frost & Sullivan-Studie 470 Mio. EUR sein. Quelle: Bosch Frachtenbörsen Auf der diesjährigen IAA hat die PTV AG, Karlsruhe, mit „Map & Guide Professional 2010“ den nach eigenen Angaben ersten Lkw-Routenplaner mit TÜV-zertifizierter Emissionsberechnung und Anbindung an eine Frachtenbörse vorgestellt. Disponenten oder Fahrer, die noch Platz für zusätzliche Fracht haben, können direkt aus der Software auf die Daten von Teleroute zugreifen. Teleroute selbst hatte zur Messe eine mobile Frachtenbörsenanwendung für Smartphones im Gepäck. Sie soll sich durch hohe Datensicherheit auszeichnen, besonders für kleine und mittelständische Unternehmen geeignet sein und kann kostenlos von allen Kunden genutzt werden, die die Online-Produkte „Teleroute Pro“ oder „Teleroute Go“ nutzen. „Teleroute Plus“ ermöglicht von unterwegs aus per GSM-Mobilfunk den Zugriff auf alle Frachtangebote des Unternehmens nach verschiedenen Auswahlkriterien. Ebenfalls auf die Hosentasche konzentriert sich die Timocom Soft- und Hardware GmbH aus Düsseldorf: Das Timocom-Transportmarktbarometer gibt es jetzt als Handy-App. Nutzer können nun jederzeit und überall die aktuelle Marktlage im europäischen Straßentransportsektor abrufen und etwa für Vertragsverhandlungen nutzen. bis zu 230 000 Fracht- und Laderaumangebote von mehr als 75 000 Nutzern täglich werden nach angaben des Unternehmens für das Transportbarometer ausgewertet und nahezu in Echtzeit auf das Smartphone- Handy übertragen. Als nächstes ist eine Statistikfunktion geplant, die die Entwicklung der Angebot-Nachfrage-Verhältnisse von Fracht- und Laderaumkapazitäten des vergangenen und des aktuellen Jahres als Zeitstrahl darstellt. Zudem hat Timocom mit „TC-eBid ® “ eine Plattform für europaweite Transportausschreibungen, speziell für das langfristige Kontraktgeschäft, präsentiert. Sie soll die Sportmarktplattform „TC Truck&Cargo ® “ ergänzen. Verknüpfungen möglich
