Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2011-0060
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»Virtuelle Sicherheit wird Kernthema internationaler Transportketten«
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Frank Straube
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Internationales Verkehrswesen (63) 4 | 2011 3 EDITORIAL Frank Straube »Virtuelle Sicherheit wird Kernthema internationaler Transportketten« A nfang Juli hat der Deutsche Bundestag den Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie zur Erzeugung von Elektrizität beschlossen. Dieser Beschluss hat einen entscheidenden Einfluss auf den sog. Strom-Mix, und mithin auf die Frage, wie „grün“ die Elektromobilität im Hinblick auf ihren CO 2 -Ausstoß wirklich ist. Nach Angaben des Bosch Kraftfahrzeugtechnik- Leiters Bernd Bohr, liegt der CO 2 -Ausstoß eines Elektrofahrzeuges der Kompaktklasse heute bei einem Wert von ca. 120-g/ km, welcher durch Optimierungsmaßnahmen auf 100- g/ km gesenkt werden kann. Da dieser Wert mit konventionellen Verbrennungskraftmaschinen ebenfalls zu erreichen ist, stellt die Umstellung auf einen elektrischen Antrieb zurzeit keinen wesentlichen Beitrag zur CO 2 -Reduktion dar. Beim Ersatz der abgeschalteten Stromerzeugungskapazitäten kann nur auf regenerative Energien gesetzt werden, wenn die Elektromobilität aus klimapolitischer Sicht erfolgreich sein soll. Über die realen Nutzungspotenziale von Elektromobilität erfahren wir mehr im Artikel von Univ.-Prof. Dr.- Ing. Dirk Vallée et al. von der RWTH Aachen. Er analysiert die Datenlage aus der Erhebung Mobilität in Deutschland 2008 und identifiziert in Verbindung mit der zunehmenden Verstädterung ein besonderes Nutzungspotenzial im ländlichen Raum. Durch die Struktur der Haushalte, die i. d. R. über eigene Stellplätze verfügen, kann eine kontinuierliche Ladung des Fahrzeugs sichergestellt werden. Den technischen Aspekt der Elektromobilität nehmen Prof. Dr.-Ing. Matthias Busse et al. vom Fraunhofer IFAM, Bremen, mit ihrer neuesten Prototypenentwicklung auf. Das sportliche Concept Car „FreccO“ verfügt über zwei Radnabenmotoren mit je 55- kW Leistung und 700- Nm Drehmoment. Durch die platzsparende Einbauform sind zukünftig neue Gestaltungsmöglichkeiten für Stadtfahrzeuge gegeben. Dr.-Ing. Stefan Detering stellt uns in seinem Artikel, den er in Zusammenarbeit mit seinem Doktorvater, Prof. Dr.-Ing. Ekkehard Schnieder, verfasst hat, die Ergebnisse seiner Dissertation vor. „Verkehrssimulationsmodelle - Kalibrierung und Validierung“ beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit mikroskopische Verkehrssimulationsmodelle in bestimmten Untersuchungsbereichen auch eine makroskopische Validität erfordern, um eine Übertragbarkeit auf die Realität zu gewährleisten. Von der Modellbildung in die Herausforderungen der Realität geht Henning Schaumann vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik. Nachfragestrukturen und Logistikkonzepte von Industrie und Handel erzeugen oft kleine Mengen, die hochfrequent geliefert werden müssen. In seinem Artikel hält er deshalb ein Plädoyer für einen flexiblen Einzelwagenverkehr, analysiert die Gründe, warum das Güterverkehrswachstum fast ausschließlich zugunsten des Verkehrsträgers Straße ausgefallen ist und wie mit einem neuen Produktionskonzept die Vorteile des Einzelwagenverkehres im europaweiten Schienengüterverkehr wieder stärker nutzbar gemacht werden können. Internationale Transportketten verlangen nicht nur ein hohes Maß an Koordination sämtlicher Akteure, sondern sind durch viele Schnittstellen auch anfällig für Störungen. Dr. Peter Kauschke et al. stellen in ihrem Artikel „Sicher ist sicher“ die Ergebnisse der mit der European Business School durchgeführten Studie zur Supply Chain Security vor. Neben physischen Gefahren durch Piraten oder Umweltkatastrophen wird explizit auf virtuelle Angrife auf die IT-Infrastruktur hingewiesen, die den reibungslosen Ablauf internationaler Transportketten stören können. Ihnen wünsche ich viel Freude bei der Lektüre unserer Juli/ August-Ausgabe des Internationalen Verkehrswesens und eine erholsame Sommerzeit. Ich freue mich wie immer auf Ihre inhaltlichen Anregungen und Diskussionsbeiträge. Frank Straube frank.straube@tu-berlin.de Ihr
