Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2012-0007
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Aufkommen, Laderaum, Preise? - Markt 2012
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Paul Wittenbrink
Im September und Oktober 2011 führte die Duale hochschule Baden-Württemberg (DhBW) Lörrach gemeinsam mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) eine Umfrage zum Transportmarkt 2012 durch, an der sich 189 Unternehmen aus allen Branchen beteiligten. hier einige Ergebnisse.
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loGIStIK Ausblick Internationales Verkehrswesen (64) 1 | 2012 22 Aufkommen, Laderaum, Preise? - Markt 2012 Im September und Oktober 2011 führte die Duale hochschule Baden-Württemberg (DhBW) Lörrach gemeinsam mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) eine Umfrage zum Transportmarkt 2012 durch, an der sich 189 Unternehmen aus allen Branchen beteiligten. 1 hier einige Ergebnisse. D ie aktuelle Umfrage zum Transportmarkt ergab, dass etwa 56 % der Unternehmen damit rechnen, dass das Transportaukommen bezogen auf den gesamten Markt auch im Jahr 2012 noch steigt. 34 % erwarten vergleichbare Mengen wie in 2010. Nur knapp 10 % rechnen mit sinkendem Aukommen. Insofern ist nach der Umfrage im September/ Oktober 2011 auch das Jahr 2012 noch mit durchaus positiven Erwartungen verbunden. Interessant ist die unterschiedliche Einschätzung von Verladern und Transport- und Logistikdienstleistern. Während die Verlader mehrheitlich von einem Transportwachstum ausgehen (62 %), erwarten dies nur 39 % der befragten Transport- und Logistikdienstleister. Weniger Wachstum, aber keine rezession Der Blick auf die einzelnen Segmente zeigt ein diferenziertes Bild. So wird etwa im La- Abb. 1: Entwicklung des Transportaufkommens nach Segmenten dungs- und Teilladungsverkehr nach Einschätzung der meisten Unternehmen (hier Verlader und Dienstleister) das Transportaukommen im nächsten Jahr gleich bleiben oder im Einzelfall sogar steigen. Im Stückgut- und KEP-Markt rechnet ein noch größerer Anteil der Unternehmen mit steigenden Mengen. Insofern werden kleinere Sendungsgrößen weiter an Bedeutung gewinnen. Insgesamt zeigen sich zwar leichte Wolken am Horizont, da in den einzelnen Segmenten bis zu 15 % von einem sinkenden Aufkommen ausgehen. Von einer Rezession kann aber nicht gesprochen werden, denn mindestens 80 % der Unternehmen erwarteten im Herbst 2011 für das nächste Jahr das gleiche Aukommen wie im sehr guten Transportjahr 2011. Weiterhin angespannte Situation bei der laderaumverfügbarkeit Verbunden mit der Entwicklung des Transportaukommens ist auch die Situation bei der Laderaumverfügbarkeit (s. Abbildung- 2), für die sich nach der Umfrage für das Jahr 2012 keine wirkliche Entspannung andeutet. Für den Ladungs- und Teilladungsverkehr rechnen sogar knapp 30 % der Befragten mit einer sinkenden Laderaumverfügbarkeit, während nur knapp 15-% mit einer Entspannung der Situation rechnen. Dies spiegelt auch die aktuelle Situation wider, in der insbesondere LKW-Laderaum knapp ist, was auch von den Befragten bestätigt wird. Ein Grund ist die zunehmende Knappheit an LKW-Fahrern und Subunternehmern. Immerhin 68,9 % der Dienstleister geben an, dass sie zurzeit erhebliche Probleme haben, LKW-Fahrer und Subunternehmer zu inden. Darüber hinaus deutet einiges darauf hin, dass die Anpassungslexibilität im Transportmarkt gesunken ist. Haben Transportunternehmen in der Vergangenheit auf Nachfrageüberhänge zumeist sehr schnell mit Kapazitätsanpassungen reagiert, sind sie nach den Erfahrungen des Krisenjahres 2009 weitaus zurückhaltender mit Erweiterungsinvestitionen. erwartung im Herbst 2011: Steigende transportpreise Die günstige Entwicklung des Transportaukommens und die Erwartung weiterer Laderaumknappheit wirken sich auch auf die Preise aus. Laut Umfrage rechnen für 2012 fast zwei Drittel der befragten Industrie- und Handelsunternehmen für den gesamten Transportmarkt mit Preissteigerungen. Interessant ist auch hier die Betrachtung der einzelnen Segmente (vgl. Abbildung-3): Auch wenn viele Unternehmen, hier Verlader und Dienstleister, in allen Segmenten Preiserhöhungen sehen, zeigt die Betrachtung der einzelnen Segmente doch ein diferenziertes Bild. So erwartet bei den Ladungs-, Teilladungs- und Stückgutverkehren ein Groß- Der Autor: Paul Wittenbrink Internationales Verkehrswesen (64) 1 | 2012 23 Abb. 2: Laderaumverfügbarkeit teil der Unternehmen Preissteigerungen für das nächste Jahr, während der KEP-Markt weit weniger von Preissteigerungen betroffen zu sein scheint. trend zu längerfristigen Verträgen Darüber hinaus wird entgegen den Erfahrungen in der Vergangenheit im Kontraktmarkt mit den eher langfristigen Vereinbarungen in geringerem Ausmaß mit Preissteigerungen gerechnet als im kurzfristig wirkenden Spotmarkt. Insofern ist auch ein weiteres Ergebnis der Umfrage interessant: Mehr als die Hälfte der Verlader strebt für die Zukunft längerfristige Verträge an, was auch von ewa 40 % der Dienstleister bestätigt wird. Angesichts der noch vorhandenen Transportmittelknappheit und schwankender Preise wollen die Unternehmen anscheinend eine zunehmende Stabilität und Langfristigkeit der Vereinbarungen erreichen. Wer nun angesichts steigender Preise auf die Schiene umzusteigen plant, wird kaum große Entlastung inden. Hier werden zwar etwas geringere Preissteigerungen erwartet, von einer Entspannung auf der Preisfront kann hier jedoch ebenfalls nicht gesprochen werden. Immerhin rechnen mehr als 40 % der Unternehmen auch hier mit steigenden Preisen. Interessant, aber nicht verwunderlich: Insgesamt sehen insbesondere die Dienstleister einen Nachholbedarf bei den Preisen. Auch wenn die Mehrheit der Verlader Preissteigerungen sieht, erwarten rund 40 % dieser Unternehmen für das nächste Jahr unveränderte oder sogar sinkende Transportpreise. Vor diesem Hintergrund werden die Preisverhandlungen für das Jahr 2012 umso spannender. Interessant wird aber auch, wie sich die nächsten Monate entwickeln, zeigten sich doch Ende 2011 erste Wolken am Konjunkturhimmel, was nicht ohne Auswirkungen auf Aukommen, Laderaumknappheit und Preise bleiben wird. Kostentransparenz wird wichtiger In Zusammenhang mit den Preisverhandlungen steht auch das Thema Kostentransparenz, das nach der Umfrage für mehr als 90 % der Verlader immer wichtiger wird. Wünscht man doch nicht nur gute, sondern auch nachvollziehbare und nachhaltige Preise sowie eine gemeinsame Basis, um Kosteneinsparpotenziale zu identiizieren. Bemerkenswert: Entgegen der Annahme, dass die Dienstleister bei dem Thema Kostentransparenz eher zurückhaltend sind, zeigen sich etwa 80- % der Dienstleister hier gegenüber ihren wichtigen Kunden sehr ofen. Paul Wittenbrink, Prof. Dr. Professor für Transport und Logistik an der DhBW Lörrach und Gesellschafter der hwh Gesellschaft für Transport- und Unternehmensberatung mbh, Karlsruhe wittenbrink@dhbw-loerrach.de Green logistics zwischen anspruch und Wirklichkeit Beim Thema „Green Logistics“ fallen Selbst- und Fremdbild ein wenig auseinander: Während knapp die Hälfte der Dienstleister sich bei dem Thema ausreichend vorbereitet sieht, würden das nur 22 % der Verlader ihren Dienstleistern bescheinigen. Besser sieht die Situation beim Thema „Carbon- Footprint“ aus. Hier passen Anspruch und Wirlichkeit schon recht gut zusammen. Dieselfloater wird Standard Angesichts schwankender und zumeist steigender Dieselpreise wird der Dieselloater für etwa 80 % der Dienstleister und 60 % der Verlader immer mehr zum Standard. ɷ 1 An der Umfrage beteiligten sich insgesamt 189 Unternehmen, wobei etwa 3/ 4 der Unternehmen aus Handel und Industrie (Verlader) stammen und 1/ 4 Transport- und Logistikdienstleister sind; vgl. Wittenbrink, Paul: BME/ DHBW-Umfrage zum Transportmarkt 2012, Frankfurt 2011 (www.bme.de) Abb. 3: Erwartete Preisentwicklung, diferenziert nach Segmenten Wie werden sich Ihrer Einschätzung nach Ihre Transportpreise im Jahr 2012 entwickeln?
