eJournals Internationales Verkehrswesen 64/3

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2012-0077
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»Am Bau einer neuen dritten Start- und Landebahn führt kein Weg vorbei!«

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Martin Zell
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gASTKOMMENTAR Martin Zeil Internationales Verkehrswesen (64) 3 | 2012 78 »Am Bau einer neuen dritten Start- und Landebahn führt kein Weg vorbei! « D er Flughafen München ist für Bayern ein unverzichtbarer und strategisch wichtiger Standortfaktor. Er trägt dazu bei, die Mobilität zu sichern, die Bürger und Wirtschaft benötigen. Um auch die Mobilitätsbedürfnisse von morgen erfüllen zu können, führt am Bau einer neuen dritten Start- und Landebahn kein Weg vorbei: • Durch die Erweiterung wird der Flughafen in die Lage versetzt, dem für das Jahr-2020 bzw. 2025 prognostizierten Verkehrsbedarf von rund 536 000 bzw. rund 590 000 Flugbewegungen gerecht zu werden. Diese Nachfrage kann auf dem bestehenden Zweibahnsystem mit einer maximalen Kapazität von rund 480 000 Flugbewegungen nicht abgewickelt werden. • Mit einer Exportquote von 50 % braucht die bayerische Wirtschaft dauerhaft gute internationale Luftverkehrsverbindungen. Im Sommer-2012 weist der Münchner Flugplan im regelmäßigen Flugverkehr insgesamt 215- Ziele in 61- Länder aus. Eine solche Anbindungsvielfalt lässt sich praktisch nur über einen Drehkreuzverkehr darstellen. Nur durch die mit der dritten Bahn verbundenen Wachstumsmöglichkeiten für die hier ansässigen weltweit agierenden Fluggesellschaften kann der Flughafen München seine Funktion als Hub von europäischem Rang auch in Zukunft behaupten. Erklärtes Ziel ist aber auch, dass der Ausbau für die betrofenen Anwohner so verträglich wie möglich gestaltet wird. Der Planfeststellungsbeschluss sieht bereits umfangreiche Maßnahmen vor, um Belastungen durch Fluglärm abzumildern: • Laute Flugzeuge ohne Lärmzulassung sowie sogenannte Kapitel-2-Flugzeuge werden ab 2012 generell vom Flughafenbetrieb ausgeschlossen. • Sogenannte Kapitel 3-Flugzeuge, welche die Lärmgrenzwerte nur knapp erfüllen, dürfen auf der dritten Bahn weder starten noch landen. • Auf der dritten Bahn wird grundsätzlich kein Nachtlug stattinden. • Für den künftig besonders betrofenen Ortsteil Attaching werden großzügige Entschädigungsgebiete für Übernahmeansprüche festgelegt. Ich habe schon im vergangenen Jahr erreicht, dass eine frühzeitige Einbindung meines Ministeriums in die Planung der künftigen Flugrouten erfolgt. Sobald belastbare Diskussionsgrundlagen vorliegen, werde ich auf eine Ofenlegung drängen, damit die Fluglärmkommission ihren gesetzlichen Beratungsauftrag efektiv wahrnehmen und zu möglichst ausgewogenen Lösungen für die betrofenen Anwohner gelangen kann. Wichtig ist mir außerdem eine gute Anbindung des Flughafens an das Schienennetz, um die anliegenden Gemeinden vom Straßenverkehr zu entlasten und gleichzeitig die Attraktivität des Flughafens zu steigern. Deshalb habe ich in einem umfassenden Gutachten alle denkbaren Möglichkeiten einer verbesserten Schienenanbindung des Flughafens München untersuchen und bewerten lassen und ein Konzept entwickelt, das eine direkte Schienenanbindung aller Landesteile an den Münchner Flughafen zum Ziel hat. Das Konzept ist Bestandteil des Bahnknotens München, wurde vom Bayerischen Landtag, der Bayerischen Staatsregierung sowie der Landeshauptstadt München im Jahr-2010 bestätigt und wird derzeit Schritt für Schritt geplant und realisiert. Die wesentlichen Bausteine sind: • Neufahrner Kurve zur Verbesserung der Anbindung aus Richtung Landshut, Regensburg sowie der übrigen Oberpfalz und Niederbayerns; • Lückenschluss Erding - Flughafen; • Ausbau und Elektriizierung der Strecke München - Mühldorf - Freilassing; • Walpertskirchner Spange zur direkten Flughafenanbindung aus Richtung Dorfen, Mühldorf, Salzburg und dem südöstlichen Oberbayern; • Ausbau des S-Bahn-Ostastes zum Flughafen zwischen Johanneskirchen und Dagling und Einrichtung einer Express-S-Bahn von München zum Flughafen. Mit diesen Maßnahmen möchte ich die Schienenanbindung des Flughafens München aus allen Landesteilen innerhalb der nächsten zehn Jahre verbessern und die Zahl der Fluggäste und Beschäftigen steigern, die den Öfentlichen Verkehr nutzen. Langfristig bietet dieses Konzept auch die Möglichkeit, überregionale Verkehre auf der Transeuropäischen Achse Paris - München - Wien über den Flughafen München zu lenken. www.stmwivt.bayern.de ■ Martin Zeil seit 30.10.2008 Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie und Stellvertreter des Ministerpräsidenten ZUR PERSON Foto: stmwivt