eJournals Internationales Verkehrswesen 64/5

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2012-0107
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2012
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»Internationale Transportketten benötigen Sicherheit!«

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Frank Straube
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edITORIAL Frank Straube Internationales Verkehrswesen (64) 5 | 2012 3 »Internationale Transportketten benötigen Sicherheit! « D er bisher größte von einem Computervirus verursachte Schaden wird auf 8,7- Mrd.- USD geschätzt. Diese enorme Summe, die in etwa dem Jahresetat des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung entspricht, ist die Auswirkung einer kleinen Störung der internationalen Datennetze. Ähnlich verhält es sich mit dem physischen Pendant dieser Datennetze - den internationalen Transportketten. Marginale Störungen führen zu wirtschaftlichen Kettenreaktionen und mithin zu Kapitalvernichtung. Angrife auf Transportmittel, die Infrastruktur oder die Verwendung des Frachtgutes als „Trojaner“ für Sprengstofangrife sind die Herausforderungen, mit denen die Akteure in Transportnetzwerken konfrontiert werden. Zur Gefahrenabwehr versuchen internationale Organisationen, Regierungen sowie private Unternehmen individuelle Maßnahmen zu ergreifen. Für den Seeverkehr ist die Piraterie, neben naturbedingten Ereignissen, eine der wesentlichen Störungen. Die weltweiten Piratenangrife haben zwar im ersten Halbjahr 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel (auf 177) abgenommen, doch gilt es, die verbleibende beträchtliche Anzahl von Angrifen weiter zu reduzieren. Als wirksam hat sich in der Vergangenheit der Einsatz von privaten Sicherheitsdiensten an Bord von Schiffen erwiesen - bisher ist kein Fall bekannt, bei dem ein so geschütztes Schif gekapert wurde. Um diesen Weg auch für unter deutscher Flagge fahrende Schife frei zu machen, hat das Bundeskabinett am 18.- Juli dieses Jahres eine entsprechende Gesetzesänderung beschlossen. Mit einer Zulassung, die durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei gewährt wird, können zukünftig private Sicherheitsdienste tätig werden. Ein Ansatz zur Gewährleistung sicherer Lieferketten ist die seit 2007 existierende ISO-Norm- 28000. Zur Prävention von Sprengstofanschlägen werden darüber hinaus zusätzliche Vorschriften erlassen. Modelle wie das Scannen aller Exportcontainer in die USA im Abgangshafen mittels Röntgenstrahlung - mit Wirkungen auf Prozesskosten und Durchlaufzeiten - oder im Luftfrachtverkehr die notwendige Zertiizierung als „Bekannter Versender“ verdeutlichen noch einmal die Relevanz in internationalen Prozessketten. Doch neben den physischen Gefahren birgt die immer stärker voranschreitende informatorische Vernetzung der Akteure auch virtuelle. Mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 50 % erwartet PwC für 2030, dass sog. „Cyber attacks“ in Transportketten einen größeren Schaden anrichten werden als physische Ereignisse. In dieser Ausgabe bieten wir Ihnen neben den Beiträgen zum Schwerpunkt „Sicherheit in Transport und Verkehr“ unter anderem informative Beiträge zu den Europäischen Verkehrsnetzen (TEN-T) und Meinungen zur aktuellen Debatte um staatliche Eingrife in die Benzinpreisbildung. Ihr Frank Straube frank.straube@tu-berlin.de »Sicherheitsdienste können Piratenangriffe vermindern.«