eJournals Internationales Verkehrswesen 64/6

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2012-0132
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4. Eisenbahnpaket: Die Rolle der Netzbetreiber

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Monika Heiming
Für die European Rail Infrastructure Managers (EIM), den Europäischen Verband der unabhängigen Schieneninfrastrukturbetreiber, ist das 4. Eisenbahnpaket längst überfällig. Alle Akteure erwarten ein klares Signal von der Kommission, wie der einheitliche europäische Bahnmarkt vollendet werden soll. Das gilt insbesondere für Frankreich und andere Mitgliedstaaten, die über eine Restrukturierung ihrer Bahnen nachdenken.
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Internationales Verkehrswesen (64) 6 | 2012 8 NACHGEFRAGT Monika Heiming I m Oktober 2011 verplichtete der Europäische Verband der unabhängigen Schieneninfrastrukturbetreiber Monika Heiming als neue Exekutivdirektorin. Rund ein Jahr später hat sich die EIM auf dem Brüsseler Parkett einen neuen Namen gemacht. Dies zeigt insbesondere auch die Diskussion über das geplante 4.- Eisenbahnpaket. So liegt die EU-Kommission in der Frage der künftigen Organisationsstruktur von Bahnunternehmen eindeutig auf einer Linie mit der EIM. Für Verkehrskommissar Siim Kallas sollen die Mitgliedstaaten eine rechtliche, kaufmännische und inanzielle Trennung der Schieneninfrastrukturbetreiber von den Verkehrsunternehmen vornehmen. Um die Unabhängigkeit der Netzbetreiber sicherzustellen, soll die Deinition der im EU-Recht verankerten Kompetenzen ausgedehnt werden. Neben der Trassenbepreisung und -zuweisung sollen sich die Netzbetreiber künftig auch für Investitionen, Kundenbeziehungen, Fahrpläne, Fahrdienstleitung sowie Instandhaltung, Erneuerung und Ausbau des Netzes verantwortlich zeigen. Diesen Ansatz vertritt seit jeher auch die EIM: „Dem Netzbetreiber der Zukunft müssen alle Werkzeuge an die Hand gegeben werden, damit er den Erwartungen des Marktes und vor allem der Kunden gerecht werden kann. Das sind Eizienz, Investitionen und kundenorientierte Leistung“, erläutert Monika Heiming. Dabei unterstützt die EIM alle Vorschläge, die den Netzbetreiber hinsichtlich seiner Neutralität über alle Zweifel erhaben machen. Und dazu gehöre die strikte Trennung von Netz und Betrieb. Denn nur Regelungen, die Interessenkonlikte bei den Netzbetreibern von vornherein ausschließen, seien ein Garant für einen eizienten und leistungsstarken Eisenbahnmarkt. 4. Eisenbahnpaket: Die Rolle der Netzbetreiber Um den Erwartungen des Marktes und der Kunden gerecht werden zu können, müssen für die EIM drei Voraussetzungen gegeben sein: Stärkung der Kompetenzen, Konzentration der Kompetenzen und größere Unabhängigkeit der Netzbetreiber. „Die im EU-Recht vorgesehenen Kompetenzen der Netzbetreiber müssen auf alle Funktionen ausgedehnt werden, die sie benötigen, um den Betrieb als Wirtschaftsunternehmen führen zu können. Eine Aufteilung der Zuständigkeiten ist sowohl unter Kostenals auch unter Leistungsgesichtspunkten unzweckmäßig“, hebt Heiming hervor. Dies sei beispielsweise der Fall, wenn der Netzbetreiber trotz formaler Trennung nicht den nötigen Handlungsspielraum besitze, weil ein Verkehrsunternehmen einzelne Aufgaben der Infrastrukturverwaltung wahrnehme. Größere Unabhängigkeit ist für die EIM-Exekutivdirektorin auch unabdingbar für Transparenz, damit bei Entscheidungen der Netzbetreiber jegliche Interessenkonlikte ausgeschlossen werden können. „Der Netzbetreiber muss daher in seinen Entscheidungen völlige Freiheit von allen Verkehrsunternehmen genießen.“ Vor diesem Hintergrund ist die EIM nicht an Dogmen oder Schlagwörtern interessiert: „Unsere Mitglieder fühlen sich neben der Sicherheit vor allem den Kunden und ihren Für die European Rail Infrastructure Managers (EIM), den Europäischen Verband der unabhängigen Schieneninfrastrukturbetreiber, ist das 4.-Eisenbahnpaket längst überfällig. Alle Akteure erwarten ein klares Signal von der Kommission, wie der einheitliche europäische Bahnmarkt vollendet werden soll. Das gilt insbesondere für Frankreich und andere Mitgliedstaaten, die über eine Restrukturierung ihrer Bahnen nachdenken. Eigentümern verplichtet. Darum steht für uns die Leistung, Eizienz und Transparenz des Bahnmarktes im Mittelpunkt. Durch Kompetenzerweiterung und Unabhängigkeit erhalten die Netzbetreiber die Möglichkeit, dies umsetzen. Und die Organisationsmodelle müssen die Neutralität der Netzbetreiber sicherstellen.“ Das hat für Heiming auch den Vorteil, dass sich der seit zehn Jahren ständig neu strukturierende Bahnmarkt endlich stabilisiert. „Wir erwarten von der Kommission Vorschläge für eine verbindliche Deinition der Rolle des Netzbetreibers. Es darf nicht sein, dass Ressourcen vergeudet werden, weil der Netzbetreiber bei allem Tun und Lassen überprüfen muss, ob er gegen Rechtsnormen verstößt, die Interpretationsspielräume lassen“, unterstreicht Heiming. Denn wenn Rechtssicherheit bestünde, könnten die Ressourcen sehr viel nutzbringender in den Dienst des Kunden gestellt werden. Für die EIM ist das 4.- Eisenbahnpaket längst überfällig. Neben harmonisierten Regelungen ist für die EIM aber auch die Zusammenarbeit unter den Infrastrukturbetreibern unerlässlich. „Eine EU-weit harmonisierte Deinition der Kompetenzen der Netzbetreiber und klare Transparenzvorgaben werden auch die Kooperation unter den Netzbetreibern verbessern“, ist sich Heiming sicher. Das brächte auch den Kunden Vorteile. „Die EIM-Mitglieder haben sich verplichtet, das Schienennetz über nationale Interessen hinaus und im Dienste der Bahnkunden zum Rückgrat des europäischen Transportsystems zu machen. Das ist ein wichtiger Monika Heiming, seit Oktober 2011 EIM-Exekutivdirektorin »Die Schieneninfrastrukturbetreiber brauchen die nötigen Kompetenzen, um den Kundenwünschen gerecht werden zu können.« Internationales Verkehrswesen (64) 6 | 2012 9 STELLENMARKT Ernst Basler + Partner ist ein unabhängiges Ingenieur-, Planungs- und Beratungsunternehmen mit Standorten in der Schweiz und Deutschland. Seit 1981 sind wir in diesen und weiteren Ländern erfolgreich tätig. Wir bauen unser Dienstleistungsangebot und unsere Marktpräsenz im Mobilitäts- und Verkehrsbereich in Deutschland schrittweise aus. Für diesen Aufbau und die spätere Leitung eines Teams am Standort Potsdam bzw. künftig Berlin suchen wir eine Führungspersönlichkeit für Mobilitäts- und Verkehrsberatung Ihre Aufgaben In enger Zusammenarbeit mit unserem Büro in Zürich stärken Sie unser Netzwerk mit vorrangig öffentlichen Auftraggebern und Partnerunternehmen. Sie akquirieren und bearbeiten standortübergreifende Projekte im Bereich Mobilität und Verkehr selbstständig und interdisziplinär in Projektteams. Sie helfen mit, in Potsdam ein Team von Fachleuten aus dem Bereich Mobilität und Verkehr aufzubauen. Ihre Kompetenzen • Langjährige Projekterfahrung mit einem breiten beruflichen Netzwerk im Bereich Mobilität und Verkehr • Fähigkeit und Freude ein Team zu führen • Vernetztes Denken über die Fachdisziplin hinaus • Initiative und Interesse, die Entwicklung von Themenfeldern aktiv zu gestalten • Ausgeprägte mündliche und schri�liche Kommunikationsfähigkeit in Deutsch und mit Vorteil in Englisch Wir bieten Ihnen Bei uns finden Sie den Spielraum für Ihre fachliche und persönliche Weiterentwicklung. Sie arbeiten an einem attraktiven Arbeitsort in Potsdam und voraussichtlich ab 2015 in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs Berlin. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Wir freuen uns auf Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen per Post oder E-Mail an Frau Karin Schweizer, Personaldienst (personaldienst@ebp.ch). Für mehr Informationen besuchen Sie unsere Homepage www.ebp.de oder kontaktieren Sie Herrn Patrick Ruggli, Leiter Geschäftsbereich Verkehr (+41 44 395 17 28, patrick.ruggli@ebp.ch) oder Herrn Dr. Ludger Paus, Geschäftsführer Ernst Basler + Partner, Deutschland (+49 331 74 75 9 10, ludger.paus@ebp.de). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Basler + Partner AG, Zollikerstrasse 65, 8702 Zollikon Telefon + 41 44 395 11 11, www.ebp.ch Unterschied zu holdinggebundenen Netzbetreibern.“ Zudem habe die EIM im Vergleich zu Verbänden mit einer heterogenen Mitgliederstruktur einen großen Vorteil: „Wir können uns voll und ganz auf die Interessen und das Kerngeschäft unserer Mitglieder konzentrieren“, betont Heiming. Die EIM entwickele sich zu einem One-stop-Shop für den Austausch von „Best practice“ und sei bevorzugter Ansprechpartner nicht nur für die Mitglieder sondern auch EU-Institutionen, Kunden, Verlader, Spediteure und Regulierer. „Der Mehrwert, den wir zudem noch durch eigene Initiativen generieren, wird einen natürlichen Pull-Efekt erzeugen“, ist Heiming zuversichtlich. Gelassen reagiert sie auf die Vielzahl von Studien unterschiedlicher Auftraggeber, welche die Vorzüge des integrierten Systems untermauern sollen. Grundsätzlich sei festzustellen, dass Studien, die das integrierte und getrennte Bahnmodell verglichen, ihre Grenzen hätten. Es fehle an belastbarem Zahlenmaterial, um die Kosten, Leistung und Eizienz der beiden Modelle bewerten zu können. „Bahnsysteme außerhalb Europas, die durch Monopole beherrscht werden oder über keinen Güterverkehr verfügen, dienen nicht als Beispiel für den europäischen Markt“, bemerkt Heiming. „Wir sollten uns daher auf den europäischen Bahnmarkt konzentrieren, der weltweit ohnehin einzigartig ist. Deshalb sind darauf speziell abgestimmte Maßnahmen notwendig, um die Eizienz und Leistungsfähigkeit steigern zu können.“ ■