eJournals Internationales Verkehrswesen 65/2

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2013-0023
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Investitionen in Verkehr und Bildung - Teil einer Standortstrategie

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Frank Straube
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edITOrIAL Frank Straube Internationales Verkehrswesen (65) 2 | 2013 3 Investitionen in Verkehr und Bildung - Teil einer Standortstrategie D eutschland ist eine europäische Warendrehscheibe. Mehr als 20% der Waren, die über See- oder Flughäfen ankommen, verlassen unser Land wieder ohne größere Wertschöpfungen. Ein hoher Anteil der Produkte, die bei uns montiert werden, enthält global beschafte Komponenten und werden nach der Montage international distribuiert. Ein beträchtlicher Teil der in Deutschland verkauften Konsumgüter wurde über internationale Verkehrsnetze erzeugt. Unser Standort und die hier arbeitenden Unternehmen sind deshalb angewiesen auf funktionsfähige Infrastrukturen und integrierte Hinterlandanbindungen. Die neueste Trendstudie der Bundesvereinigung Logistik hat unter 1750 befragten internationalen Unternehmen aufgezeigt, dass weltweit verfügbare Infrastruktur und ausreichende Mitarbeiterqualiikation aus heutiger Perspektive in der Zukunft nicht gesichert erscheinen, um anspruchsvolle, lexible, wirtschaftliche und nachhaltige Verkehrs- und Logistiksysteme im Gleichschritt mit weltweitem Wachstum zu realisieren. Vor dem Hintergrund neuer Wettbewerber im Hafen- und Transportbereich des Mittelmeeres und auch des Schwarzen Meeres sowie des Kaspischen Meeres mutet die Diskussion in Deutschland über die Sinnhaftigkeit des JadeWeserPorts wegen einer lachen Anlaukurve oder der Hamburger Elbvertiefung bizarr an. Logistische Ströme ändern ihre Strukturen und verlagern sich in neue Regionen, wenn in Deutschland der kapazitive Ausbau von Infrastruktur und die Integration von Verkehrsträgern vernachlässigt werden. Wie Bildungsinvestitionen auch, sollten Kosten für Verkehrsleistungen als Investitionen verstanden werden, die über Mobilitätsvorteile die Kosten- und Leistungsposition von Deutschland übergreifend stärkt. Wir zeigen in diesem Heft die verschiedenen Positionen der politischen Parteien zum Thema Verkehr. Seit kurzem sind zahlreiche Projekte zur Einsatzbewertung von Elektromobilität in der Schaufensterinitiative der Bundesregierung gestartet. Unerwartete Finanzierungsprobleme, die aus im Vergleich zu Planungen zu geringen Einnahmen aus dem CO 2 -Zertiikatehandel resultierten, konnten gelöst werden. Allerdings sollten die Einsatzpotentiale von Elektromobilität realistisch betrachtet werden. Etwas mehr als 20% erneuerbare Energien anteilig an der Energieproduktion und technologische Herausforderungen lassen eine diferenzierte Einsatzeignung erwarten. Es ist richtig, diese Technologie zu testen und Potenziale in Deutschland und auf dem Weltmarkt zu bewerten - eine postfossile Mobilität ist heute ebenso unrealistisch wie eine autofreie Stadt. In der Ihnen vorliegenden Ausgabe von Internationales Verkehrswesen möchten wir Einblicke zu den angesprochenen und weiteren Zukunftsthemen des Verkehrs, wie z.B. bereits heute einsetzbare intelligente Mobilitätstechnologien, ermöglichen. Ich freue mich auf Ihre inhaltlichen Anregungen und fachlichen Beiträge. Ihr Frank Straube frank.straube@tu-berlin.de