eJournals Internationales Verkehrswesen 65/2

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2013-0033
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Aufwind für Tschechiens Logistikmarkt

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Martina Hohmann
Laura Heider
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Internationales Verkehrswesen (65) 2 | 2013 30 Aufwind für Tschechiens Logistikmarkt Ein neues Messekonzept soll die tschechische Logistikbranche stärken Die Autorinnen: Martina Hohmann, Laura Heider T schechien gehört dank seiner zentralen Lage und einer starken Wirtschaft zu den wichtigsten Logistikmärkten in Mittel- und Osteuropa. Im Logistics Performance Index der Weltbank 2012 landete das Land auf Rang 44 und besetzt damit neben Polen einen der Spitzenplätze im ostmitteleuropäischen Vergleich. Auch wenn die Entwicklung der Infrastruktur in Tschechien infolge der Weltwirtschaftskrise ins Stocken geraten ist und der Ausbau sich spürbar verlangsamt hat, so ist in letzter Zeit wieder Aufwind zu verzeichnen. Erst 2012 schrieb die tschechische Regierung einige wichtige Infrastrukturprojekte von zentraler Bedeutung aus, darunter die Sanierung der zum IV. Paneuropäischen Verkehrskorridor Berlin - Prag - Budapest - Thessaloniki - Instanbul gehörenden Autobahn D1 zwischen Prag und Brünn sowie den Neubau der zukünftigen Autobahn D3 zwischen Prag und Ceské Budejovice im Südwesten des Landes. Auch die Modernisierung der tschechischen Bahntrassen soll in der nächsten Zeit vorangetrieben werden. Hier liegt der Schwerpunkt vor allem auf dem Ausbau der Strecke Rokitzan - Pilsen (Rokycany - Plzen) und der Modernisierung der Trasse Tetschen - Kolin (Decín - Kolín). Das tschechische Straßennetz ist eng ausgebaut und umfasst rund 55.750 km, 734 km von ihnen entfallen auf Autobahnen und 435 km auf Schnellstraßen. Das Eisenbahnnetz umfasst 9.558 km, etwa ein Drittel davon ist bisher elektriiziert. Da der Transport auf Schienen in Tschechien jedoch vergleichsweise langsam und relativ teuer ist, spielt der Transport auf der Straße mit einem Anteil von 79,7 % die wichtigste Rolle. Schifs- und Lufttransport haben kaum Bedeutung. Im Jahr 2011 konnte der Transportsektor in Tschechien positive Ergebnisse verzeichnen. Sowohl das Frachtvolumen (+ 2 %) als auch das Volumen im Personenverkehr (Flugverkehr +3 %, Bahnverkehr +2 %) nahmen im Vergleich zum Vorjahr zu (Quelle: Germany Trade & Invest). Die Transport- und Lagerwirtschaft konnte trotz der noch Bild 1: Die Themen der früheren Railtec sind nun auf der Eurotrans zu inden. ( Quelle: BVV) LOGISTIK Osteuropa Internationales Verkehrswesen (65) 2 | 2013 31 spürbaren Auswirkungen der Wirtschaftskrise positive Umsatzzuwächse verbuchen. So lag der reale Zuwachs im Jahr 2012 nach Angaben des tschechischen Statistikamtes bei +0,9 % (2011: +1,2 %). Wachstumstreiber Automobilindustrie Die starke Nachfrage der immer noch expandierenden Automobilindustrie wirkt sich auch auf die Logistikbranche des Landes aus. Vor allem in den Wirtschaftsräumen Prag (Praha), Brünn (Brno) und Pilsen (Plzen) sowie im Industriezentrum um die im Osten des Landes gelegene Stadt Ostrau (Ostrava), dessen Stahlindustrie immer mehr Autozulieferer anzieht, entstehen derzeit neue Logistikzentren, berichtet Germany Trade & Invest. Der Bau erfolgt meist erst auf der Grundlage bereits geschlossener Mietverträge und ermöglicht so den Bau von built-to-suit Lösungen, die optimal auf die individuellen Wünsche der Kunden angepasst werden können. Die größten Logistikzentren indet man rund um die Hauptstadt Prag - mit 300.000qm Lagerläche ist der VGP Park Horni Pocernice der Betreiberirma VGP bisher der Größte. Momentan investieren vor allem ausländische Betreiber: GLS CZ baut in Iglau (Jihlava) zwischen Prag und Brünn ein neues Paketumschlagzentrum, Dachser und die Gebrüder Weiss in der Nähe von Prag. Ein großer Schwerpunkt liegt dabei auf der Integration mehrerer Verkehrsträger, denn gerade kombinierte Verkehre sind in Tschechien noch selten. Multimodale Terminals fehlen bisher Während die tschechische Regierung bisher wenig zur Entwicklung unternommen hat und erst seit letztem Jahr den Bau solcher Zentren unterstützt, ist die Privatwirtschaft schon einen Schritt weiter. Durch private Investoren entstehen momentan mehrere multimodale Zentren, wie etwa durch die zur Hamburger Hafen und Logistik AG gehörende Metrans, die neben ihrem bereits bestehenden Terminal in Prag gerade ein weiteres Bahnterminal in Ceská Trebová errichtet. Ein weiteres Beispiel ist die HB Reavis Group, die bis 2018 bei Ostrau ein Zentrum mit Straßen-, Schienen- und Luftfrachtanbindung bauen will. deutsche Logistikunternehmen proitieren von direktinvestitionen Zu den führenden Anbietern von Logistikdienstleistungen in Tschechien gehören bereits jetzt deutsche Unternehmen. So beinden sich unter den 12 größten Logistikunternehmen fünf deutsche Firmen, darunter Schenker und die DHL. Sie proitieren von den deutschen Direktinvestitionen im Nachbarland: Deutsche Produktionsbetriebe nehmen ihre kooperierenden Logistikunternehmen oft mit ins Ausland. eurotrans Messe und Fachkonferenz: Fokus auf Verkehr und Logistik Vom 11.-14. September 2013 bietet die Messe in Brünn die Möglichkeit, sich näher über die Branche zu informieren. Dann wird auf dem größten tschechischen Messegelände erstmals die internationale Messe Eurotrans stattinden. Das neue Messekonzept vereint die bereits etablierte Messe Transport und Logistik, welche bisher an die internationale Maschinenbaumesse (MSV) angeknüpft war, mit der Railtec und der Nutzfahrzeug- und Fahrzeugteilemesse Autotec. Neben den Schwerpunkten Schienen- und Straßenverkehr beinhaltet die Veranstaltung auch die Bereiche Wasser- und Luftfahrtlogistik sowie Lagerhaltung. Das Konzept der Messe ist mit seiner Produktstruktur in Europa bisher einmalig und soll sich in den nächsten Jahren beim Fachpublikum etablieren. Stattinden wird sie jeweils im Zwei-Jahres-Rythmus. Aufgrund der Lage Brünns in der Grenzregion zu Polen, der Slowakei, Ungarn und Österreich zieht die Messe Brünn auch Publikum aus dem Ausland an. 2011 konnte man fast eine Million Besucher aus etwa 90 verschiedenen Ländern begrüßen, der Anteil ausländischer Aussteller lag bei knapp 9%. Unter ausländischen Investoren gelten die Messen in Brünn als Sprungbrett für den Eintritt in den mittel- und osteuropäischen Markt. Auch die Eurotrans soll als Plattform zur Entwicklung und Vertiefung von Handels- und Exportbeziehungen dienen und neben Fachpublikum auch Aussteller aus dem Ausland anlocken. Erste Teilnahmebestätigungen gibt es bereits nicht nur von deutscher Seite, sondern auch von Unternehmen aus China sowie von der Russischen Eisenbahn (RŽD). Parallel zur Messe wird die Fachkonferenz Mobilität der Zukunft über drei Tage aktuelle Themen und Probleme rund um die Entwicklung des Personen- und Güterverkehrs sowie speziell das Thema nachhaltige Mobilität beleuchten. ■ Bild 2: Die neue Eurotrans wird auch den Bereich Intralogistik abdecken. ( Quelle: BVV Bereiche: Verkehrstechnik und Logistik, insbesondere Straßen- und Schienenverkehr Veranstaltungsdatum: 11.-14. 9. 2013 Veranstaltungsort: Brünn - Messegelände Veranstalter: Messe Brünn Erwartete Aussteller: ca. 500 Erwartete Fachbesucher: ca. 25.000 Deutsche Aussteller werden von der Deutsch- Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK) unterstützt, die seit 2009 oizieller Vertreter der Messe Brünn in Deutschland ist. Um deutschen Unternehmen den Messestandort als noch eizienteres Marketinginstrument anbieten zu können, gibt die DTIHK Auskünfte zu Veranstaltungen und organisiert Messeauftritte sowie Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern. dIe eurOTrANS IM ÜBerBLICK Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer AHK Services s.r.o. | Martina Hohmann Leiterin Competence Center Aussteller- und Besucherservice Messe Brünn Václavské nám. 40 | CZ-110 00 Praha 1 Tel: +420-221 490 337 | Fax: +420-224 222 200 http: / / tschechien.ahk.de KONTAKT Martina Hohmann Leiterin Competence Center Aussteller- und Besucherservice Messe Brünn, Praha hohmann@dtihk.cz Laura Heider Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer, Praha heider@dtihk.cz