eJournals Internationales Verkehrswesen 65/3

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2013-0059
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Schneller an die Rampe

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Ralf Schmidtmann
Zeit ist Geld. Vor allem in der Logistik. Deshalb entwickelt die Hochschule Augsburg ein Leitsystem für das GVZ Region Augsburg, das den optimalen Weg weist und zukünftigem Verkehrsaufkommen standhält. Hand in Hand damit geht das neue Logo, das den Leitgedanken der Kooperation widerspiegelt.
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Internationales Verkehrswesen (65) 3 | 2013 22 LOGISTIK Leitsysteme Schneller an die Rampe Neues Leitsystem soll künftig den kürzesten Weg im GVZ Region Augsburg zeigen Zeit ist Geld. Vor allem in der Logistik. Deshalb entwickelt die Hochschule Augsburg ein Leitsystem für das GVZ Region Augsburg, das den optimalen Weg weist und zukünftigem Verkehrsaufkommen standhält. Hand in Hand damit geht das neue Logo, das den Leitgedanken der Kooperation widerspiegelt. Der Autor: Ralf Schmidtmann D en besten Blick über das 112 Hektar große Güterverkehrszentrum im Norden von Augsburg bietet ein aus Bauschutt entstandener begrünter Hügel, an dem im Winter die Kinder des angrenzenden Wohngebietes Schlitten fahren. Auf dem Gelände mit direktem Anschluss an A 8 und B 2 / B 17 hat die Logistik seit dem Spatenstich im Jahr 2008 an Fahrt aufgenommen. In Betrieb gegangen sind DB Schenker als Mieter im Prologis Logistikpark, die Honold Gruppe aus Ulm, Expresslogistiker Hermes, Mercedes Benz mit einem Nutzfahrzeug- Zentrum, die Speditionen GLX und Dachser als Mieter bei GKM und das Containerdepot der Firma Kloiber. Zwischen den bereits ansässigen Logistikunternehmen ließt immer mehr Verkehr auf den Straßen. Leitsystem soll den Verkehr führen Von Anfang an war klar: Bei 250 prognostizierten LKW pro Tag, müssen neben den Anforderungen an die Bauqualität auch die Bedürfnisse nach einer geordneten und systematischen Wegeleitung innerhalb und außerhalb des GVZ erfüllt sein (Bild 1). Der Blick über den Tellerrand auf andere praktizierte Konzepte zeigte: Die Lösung soll praxisnah und kreativ sein. Genau der richtige Partner für diese Aufgabe ist die Hochschule Augsburg. Hier arbeiten Spezialisten für Wirtschaft und Gestaltung eng verzahnt. Professor Dr. Michael Krupp von der dortigen Fakultät für Wirtschaft beteiligte die örtlichen Niederlassungsleiter und Fahrer im GVZ an der Konzeptionierung. Die Erkenntnisse ließen unter Leitung von Professor Michael Stoll, Fakultät für Gestaltung, nicht nur in das Wegeleitsystem, sondern auch in das Erscheinungsbild und Informationsdesign des GVZ ein. Heute für morgen planen Beim derzeitigen Vermarktungsstand von 42 Prozent sind kleinere Wendemanöver und Alle Bilder: GVZ-Entwicklungsmaßnahmen GmbH Bild 1: Künftig soll eine moderne Beschilderung an den mit hoher Qualität angelegten Straßenzügen für schnelle Wege durch das GVZ Region Augsburg sorgen. Internationales Verkehrswesen (65) 3 | 2013 23 Bild 3: Das neue GVZ-Logo soll wesentlichen Einluss auf die Gestaltung des Leitsystems haben. Bild 2: Bis 2020 sollen 1,43 Mio. t pro Jahr auf der 112 Hektar großen Fläche umgeschlagen werden - 70 % davon auf der Straße, 25 % im Kombinierten Verkehr und 5 % auf der Schiene. Orientierungsstopps auf den großzügig angelegten Straßenzügen noch kein Problem. Doch spätestens bei Vollauslastung kann es ohne vernünftiges Leitsystem zu Behinderungen des Verkehrs oder gar zu Unfällen kommen. Weil das die eng getakteten Logistikabläufe gefährdet, befragte Professor Krupp mit einem Team von acht Studenten 168 Fahrer auf Basis der Ergebnisse des Workshops mit den Niederlassungsleitern zwischen Dezember 2012 und März 2013. Von den befragten Fahrern kamen knapp drei Viertel mit dem LKW und damit in erhöhter Sitzposition im GVZ an. Auf ihrem Weg zu den anliegenden Speditions- und Logistikunternehmen haben sie einen anderen Blickwinkel auf die Beschilderung als der Fahrer eines Sprinters, der zum Beispiel im Auftrag des KEP-Dienstleisters Hermes seinen Weg durch das Gelände sucht. Auch Ortskundige wünschen sich Schilder Lediglich 12 Prozent der befragten Fahrer waren zum ersten Mal im GVZ und damit nicht ortskundig. Warum das so ist, beantwortet die Frage nach den Relationen. Bereits bei halber Auslastung der Flächen erfüllt das GVZ seine Rolle als regionale Logistikdrehscheibe. 55 Prozent der erfassten Verkehre kommen aus der Region und 47 Prozent gehen in die Region. Der Rest sind überregionale Hub-Verkehre. Gemeinsamer Nenner aller Fahrten ist die Nutzung der optimalen Verkehrsachsenanbindung über Zu- und Abfahrten im Nord-Westen zur Autobahn A8 und im Süd-Osten zur B2/ B17 (Bild 2). Die Prognosen einer aktuellen Studie der IHK Schwaben zeigen, wie notwendig eine sinnvolle Verkehrsführung in Zukunft sein wird. Bis 2025 steigen die Transportmengen auf allen Verkehrsträgern aus, nach, in und durch Schwaben um fast ein Drittel. Besonders im Fahrzeug- und Maschinenbau sowie bei sonstigen Halb- und Fertigwaren sollen nach den Erhebungen Transporte überproportional von 24 auf 40- Millionen Tonnen pro Jahr zunehmen. Als Logistikdrehscheibe partizipiert das zukünftig bimodale GVZ Region Augsburg an diesem Wachstum. Nicht zuletzt deshalb, weil in diesem Zeitraum auch Quell- und Zielverkehre per Bahn um beinahe 100 % zunehmen. Frisch und modern soll es sein Angesichts dieser Wachstumsprognosen geht es dem GVZ derzeit darum, eine „Leitlogik“ zu schafen, die sowohl für erhöht sitzende Fahrer als auch von niedrigeren Pkw oder Sprintern aus gut erkennbar ist. Dabei hilft das für das GVZ neu entwickelte Erscheinungsbild mit seinen freundlichen, frischen und kräftigen Farben. Umgesetzt in klare Symbole erfüllt es beim Leitsystem nicht nur die Aufgabe, den kürzesten Weg zu weisen. Über den hohen Wiedererkennungswert stiftet das Erscheinungsbild Identiikation. Bereits jetzt rund ein Vierteljahr nach dem Relaunch mit neuen Logo und klarer Corporate Identity nehmen nicht nur die Bürger, Standortleiter und Fahrer das GVZ positiv wahr. Auch einen bundesweiten Vergleich mit anderen Logistikstandorten muss das neue Logo wohl nicht scheuen (Bild 3). „Mit der Corporate Identity erhöhen wir die Wahrnehmbarkeit und Identiizierbarkeit des GVZ deutlich; mit dem neuen Leitsystem wollen wir die Orientierung und Wegeführung im GVZ leichter und attraktiver gestalten. Hohe Wahrnehmbarkeit und reibungslose Orientierung sind deinitiv zwei ganz wichtige Standortfaktoren“, fasst der für das Design zuständige Prof. Stoll zusammen. Wegweisendes design Das neu entwickelte Logo nutzt drei klare Leitfarben, die aus den Stadtwappen von Augsburg, Gersthofen und Neusäß abgeleitet sind. Als ineinandergeschobene Kreise symbolisieren sie nicht nur die kooperative Zusammenarbeit der Kommunen, sondern auch Synergieefekte, die an einem Ort wie dem GVZ entstehen. Die ineinandergeschlungenen Linien in der Horizontalen und Vertikalen deuten auf den Verkehrsknoten hin, an dem die logistische Drehscheibe der Region sitzt. Mit den Farben entwirft das Team um Professor Stoll derzeit für die neuralgischen Punkte Schilder, die einen optimalen Verkehrsluss ermöglichen. Parallel dazu ermitteln die Arbeitsgruppen die geeigneten Standorte dafür. In dieser Zusammenarbeit spielen beide Teams ihre Stärken aus. „Berührungspunkte zwischen Logistik und Gestaltung sind häuiger als man denkt: Leitsysteme sind nur ein Beispiel, Lean Management mit Visualisierung oder Hologistik sind andere Felder. „Denn gut ist Beschilderung nur, wenn sie wahrgenommen, verstanden und befolgt wird“, betont Prof. Krupp. Mit dem neuen System werden die Fahrer, aber auch Mitarbeiter und Besucher auf ihrem Weg in und durch das GVZ an Haltebuchten oder den Kreiseln im Norden und Süden klare Orientierung bekommen. Jedes neu ansiedelnde Unternehmen wird sich problemlos in das Leitsystem einfügen lassen - Augsburg ist dann eines der wenigen Güterverkehrszentren, dessen Leitsystem mitwächst. Und Wachstumschancen hat die Region, die besonders für die Kompetenzfelder Faserverbundstofe, Mechatronik & Automation, Informationstechnologie, Umwelt und Logistik bekannt ist, durchaus. Proil geben ihr teils weltweit bekannte Unternehmen wie SGL Carbon, Premium Aerotec, MT Aerospace, Sortimo, Kuka, Siemens, MAN oder Renk. Aber auch mittelständische und kleine Firmen gehören zu den rund 200.000 Unternehmen, die die Wirtschaftsstärke und das Logistikpotenzial der Region ausmachen. ■ Ralf Schmidtmann, Geschäftsführer der GVZ-Entwicklungsmaßnahmen GmbH der Städte Augsburg, Gersthofen und Neusäß, Augsburg gvz@augsburg.de