eJournals Internationales Verkehrswesen 65/3

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2013-0075
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2013
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Elektroautos überall laden mit eRoaming

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2013
Andreas Pfeiffer
Judith Schmerberg
Ohne den anbieterübergreifenden Zugang zu öfentlichen Ladestationen wird Elektromobilität nicht erfolgreich sein. Das eRoaming-Modell der Hubject GmbH will den kundenfreundlichen Zugang möglich machen – und den Weg für neue Produkte und Dienstleistungen im Elektromobilitätsmarkt ebnen.
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Internationales Verkehrswesen (65) 3 | 2013 70 TECHNOLOGIE Ladeinfrastruktur Elektroautos überall laden mit eRoaming Ohne den anbieterübergreifenden Zugang zu öfentlichen Ladestationen wird Elektromobilität nicht erfolgreich sein. Das eRoaming-Modell der Hubject GmbH will den kundenfreundlichen Zugang möglich machen - und den Weg für neue Produkte und Dienstleistungen im Elektromobilitätsmarkt ebnen. Die Autoren: Andreas Pfeifer, Judith Schmerberg N eben den technischen Herausforderungen in der Entwicklung elektriizierter Fahrzeuge gilt ein wirtschaftliches Netzwerk öfentlich zugänglicher Ladestationen als entscheidender Erfolgsfaktor für die Durchsetzung der Elektromobilität. Allein mit einer intelligenten und bedarfsgerechten Infrastruktur können Elektrofahrzeuge kundenfreundlich in nachhaltige Energie- und Mobilitätskonzepte integriert werden. Für den Endkunden ist dabei nicht allein die reine Anzahl der Ladestationen von Interesse. Vielmehr benötigt er einen einfachen und garantierten Zugang zur gesamten vorhandenen Infrastruktur - und das nicht nur in seinem täglichen Mobilitätsradius. Mit eRoaming lassen sich europaweit Ladeinfrastrukturen eizient und kundenorientiert miteinander verknüpfen - vergleichbar mit dem mittlerweile selbstverständlichen Handy-Roaming. Mit intercharge hat die Hubject GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen von Automobil-, Energie- und IT-Branche, einen nutzerfreundlichen und eizienten Ansatz entwickelt, der öfentliche Ladestationen anbieterübergreifend zugänglich macht. Zu erkennen sind die eRoaming-fähigen Ladestationen an einem Kompatibilitätszeichen - dem intercharge-Symbol (Bild 1). Dabei bietet intercharge dem Endkunden nicht nur Vorteile beim Laden; das eRoaming-Modell ist gleichzeitig die Basis für wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle in der Elektromobilität. Durch die Kooperation von Ladeinfrastrukturbetreibern, Elektromobilitätsprovidern, Energieversorgern und Anbietern von Geo-Daten erhalten Kunden den gewünschten Komfort beim Laden ihrer Fahrzeuge, da mit nur einem Vertrag der Zugang zur gesamten Ladeinfrastruktur gegeben wird. Hier ermöglicht eRoaming eine eiziente Vernetzung und steigert damit den wirtschaftlichen Erfolg aller Marktteilnehmer. Das umfassende vertragliche Rahmenwerk ist Fundament für einen rechtssicheren Leistungsaustausch der Vertragspartner und bietet damit die Grundlage für transaktionsbasierte Abrechnungen zwischen den Businesspartnern bis hin zum Endkunden. Unter Berücksichtigung aller gängigen Anforderungen zum sicheren Datenaustausch, sorgt eine eiziente Datenplattform im Hintergrund für die Abwicklung der Transaktionen. Über den Hub-Ansatz können mit nur einem Vertrag zahlreiche Geschäftsbeziehungen entstehen - ohne eine unüberschaubare Anzahl bilateraler Vereinbarungen. Gleichzeitig ist in diesem Modell nur die Anpassung einer IT-Schnittstelle nötig, die als ofenes Protokoll (Open Intercharge Protocol, OICP) zur Verfügung steht. Aus Sicht der Endkunden werden damit über die Business- und IT-Plattform lokale und europaweit agierende Marktakteure zu einem virtuellen Ladenetz verbunden. Die notwendigen eRoaming-Abkommen werden dabei übersichtlich abgebildet und verwaltet (Bild 2). Wie im Schaubild dargestellt, unterhält der Ladestationsnutzer seine Vertragsbeziehung weiterhin mit seinem eigenen Elektromobilitätsprovider. Dazu benötigt dieser vertragliche Beziehungen zu den Betreibern von Ladeinfrastrukturen, für die sich damit eine lohnende Auslastung ihrer Ladestationen ergibt. Verwaltet werden die Verträge zwischen den Anbietern und den Ladestationsbetreibern über eine eRoaming-Plattform mit zentralem Knoteneverywhere Bild 1: Das intercharge-Symbol von Hubject, einem Gemeinschaftsunternehmen von BMW, Bosch, Daimler, EnBW, RWE und Siemens. (Alle Bilder: Hubject) Internationales Verkehrswesen (65) 3 | 2013 71 punkt - dem Hub -, in dem sowohl allgemeine als auch gesonderte Konditionen festgelegt und zur Verfügung gestellt werden können. Ein sicheres IT-System als Basis für-eRoaming Für zuverlässiges eRoaming stellt, neben den beschriebenen unternehmerischen und vertraglichen Grundlagen, ein eizienter und sicherer Datenaustausch unterschiedlicher Management-Systeme eine wichtige Grundlage dar. Die Verwendung von Webservices hat sich dabei als ein eizienter Kommunikationsstandard bewährt. Um eine größtmögliche Flexibilität und Stabilität des Gesamtsystems zu gewährleisten, bietet es sich an, den Austausch zwischen den verschiedenen Systemen über eine zentrale Datenplattform herzustellen. Dort können für jeden Geschäftspartner von der Account-Verwaltung über den Aubau und die Plege von eRoaming-Services bis zum Handling der Transaktionen alle Funktionen einfach und übersichtlich abgebildet werden. Dem Nutzer eines Elektrofahrzeugs ist mit Hilfe dieser Plattform der anbieterübergreifende Zugang zu jeder intercharge-kompatiblen Ladestation möglich. So kann er an der Ladesäule mit den Zugangsmerkmalen seines Anbieters - beispielsweise einer RFID-Karte - autorisiert werden. Smartphone-Apps stellen eine weitere Möglichkeit der Autorisierung dar: Jede Ladestation, die mit dem intercharge-Symbol gekennzeichnet ist, kann durch eine kostenfreie App über das Scannen eines QR-Codes freigeschaltet werden (Bild 3). Die Autorisierungsdaten werden dabei mit Hilfe von Webservices über die eRoaming-Plattform an das Management-System des Elektromobilitätsproviders zur Prüfung und Freigabe weiter gegeben. Die Abrechnung der Leistung zwischen den Geschäftspartnern erfolgt auf Basis einer Lieferbestätigung, dem so genannten Charge Detail Record (CDR). eRoaming im elektromobilen Alltag Das eRoaming-Konzept erfüllt die unterschiedlichen Anforderungen im Elektromobilitätsmarkt und kann gleichzeitig lexibel auf dynamische Marktentwicklungen reagieren. Es lässt sich in die Nutzerproile verschiedenster Zielgruppen einbeziehen, für den Privatkunden mit eigenem Elektrofahrzeug ebenso wie für die elektromobile Firmenlotte oder das eCarsharing mit Elektrofahrzeugen. Bei der privaten Kaufentscheidung für ein Elektrofahrzeug gilt ein ausgebautes Netz an öfentlicher Ladeinfrastruktur als eine Grundanforderung. So ist für den Privatnutzer bei der Auswahl seines Elektromobilitätsproviders auch die möglichst uneingeschränkte Nutzbarkeit von Ladestationen ein maßgebliches Kriterium. Durch intercharge können die Elektromobilitätsanbieter ihren Kunden zukünftig Zugang zu einer lächendeckenden Ladeinfrastruktur in Europa ermöglichen. Carsharing ist ein weiteres Einsatzgebiet. Schon jetzt gibt es in Ballungszentren im Rahmen von Modellprojekten Elektrofahrzeuge im eCarsharing. Dabei stellt die öffentliche Ladeinfrastruktur einen wesentlichen Bestandteil des Betriebskonzeptes dar, denn gerade das lexible Carsharing setzt ein breites und intelligentes Ladestationsnetz voraus. Demnach ist zu erwarten, dass die meist in bester Lage errichteten öfentlichen Ladestationen in Großstädten zukünftig eine Grundauslastung durch eCarsharing-Fahrzeuge erhalten. Werden den Kunden für das Laden dazu noch Freiminuten angeboten, ist mit einer höheren Auslastung öfentlicher Ladeinfrastrukturen zu rechnen. Eine eRoaming-Struktur sichert die intelligente Integration in solche Betriebskonzepte. So kann sowohl die Suche nach der nächsten verfügbaren Ladestation als auch die Autorisierung durch eRoaming erfolgen. Marktmodell eRoaming Aubauend auf den Ergebnissen zahlreicher Forschungsprojekte in Europa kristallisiert sich mit eRoaming ein eizientes und transparentes Marktmodell für die Vernetzung von Ladeinfrastrukturen heraus. Es ermöglicht einfache Vertragsgestaltungen und einen wirtschaftlichen Betrieb bereits existierender Ladeinfrastrukturen sowie deren bedarfsgerechte Erweiterung. Darüber hinaus ist es die Grundlage für wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle. Intelligente Informationssysteme sorgen im Hintergrund dafür, dass sowohl Kunden als auch Business-Partner eizient und in hoher Qualität mit den für sie relevanten Informationen versorgt werden. Für den Nutzer von Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden wird das Laden mit intercharge einfach, sicher und selbstverständlich. ■ Bild 3: Einfaches Freischalten der Ladestation mit einer Smartphone-App. Andreas Pfeifer Geschäftsführer Hubject GmbH, Berlin info@hubject.com Judith Schmerberg Pressesprecherin Hubject GmbH presse@hubject.com Bild 2: Vernetzung der Marktakteure durch eRoaming. Alle Bilder: BEM