eJournals Internationales Verkehrswesen 65/3

Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2013-0080
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Nachhaltige Mobilität für lebenswerte Städte

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Frank Wolter
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SERVICE Veranstaltungen Internationales Verkehrswesen (65) 3 | 2013 86 Nachhaltige Mobilität für lebenswerte Städte Rückblick: Mobilitätsexperten aus aller Welt trafen sich für drei Tage in Berlin zum High-level dialogue über nachhaltige Verkehrs- und Stadtentwicklung. G roße Städte wachsen weltweit, Mobilitätsbedürfnisse steigen rapide. Für die Stadt- und Verkehrsplanung ist es eine große Herausforderung, die wachsende Mobilitätsnachfrage in Einklang mit Umweltschutz, soziale Teilhabe Zugang und den eigenen inanziellen Ressourcen zu bringen. UN Generalsekretär Ban Ki-moon hat das Thema weit oben auf seine Agenda gesetzt. Ein Jahr nach der Rio+20-Konferenz diskutierten im Juni mehr als 370 Mobilitätsexperten aus über 90 Städten und 31 Nationen beim „Berlin High-level Dialogue on Implementing Rio+20 Decisions on Sustainable Cities and Transport“ über nachhaltige urbane Mobilität und lebenswerte Städte. Die Rio+20-Nachfolgekonferenz begann am 19. Juni mit der Darstellung der Berliner Situation. Dr. Friedemann Kunst, Leiter der Abteilung Verkehr der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Berlin, erläuterte, Verkehrspolitik könne in urbanen Räumen nicht um das private Auto herum gebaut werden und stellte die Mobilitätsstrategie Berlins vor. Thomas Meißner, stellvertretender Direktor der Berliner Agentur für Elektromobilität (eMo), präsentierte Berlin als „Modellstadt für Carsharing und E-Mobilität“ und skizzierte kommende Modellvorhaben im Kontext des “Internationalen Schaufensters Elektromobilität“. Frau Li Xiaolin, Präsidentin des chinesischen Energieversorgers China Power International (CPI) und Tochter des ehemaligen Präsidenten Li Peng stellte gemeinsam mit Berliner Partnern das Projekt „Green Health City“ vor: Im Südosten Chinas soll eine Modellstadt der Nachhaltigkeit für rund 100 000 Einwohner mit einem modernen Geriatriezentrum errichtet werden. Eine Magnetschwebebahn und individuelle e-Mobilität sollen 100 % CO 2 -neutral alle Lebensbereiche vernetzen. Den zweiten Tag eröfnete der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth. Er sprach sich für kompakte Städte mit kurzen Wegen aus und forderte, der Transportsektor müsse seine gesamten Kosten selbst tragen. Strom und Gas aus erneuerbaren Quellen seien Biotreibstofen vorzuziehen. Der Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen, Gyan Chandra Acharya, betonte indes die Herausforderungen für weniger entwickelte Länder, in denen Infrastrukturen für Verkehr, aber auch inanzielle Ressourcen und Know-how fehlten. Bürgermeisterin Pam O’Connor aus Santa Monica berichtete, dass die kalifornische Stadt Fuß-und Radverkehre stark fördert, Bürgermeisterin Patel aus dem indischen Ahmedabad zeigte das Schnellbussystem der Stadt als Best Practice. In der folgenden Podiumsdiskussion sowie verschiedenen Parallelveranstaltungen am 20. und 21. Juni wurden nachhaltige Stadt- und Verkehrsgestaltung, multimodale Angebote, Schnittstellen von Energie- und Mobilitätssystemen sowie internationale Entwicklungskooperationen diskutiert. Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) diskutierten u. a. mit Vertretern der Weltbank, Fahrradexperten aus Kiew (Ukraine) sowie ÖPNV-Betreibern aus Lagos (Nigeria) und Windhoek (Namibia) Erfolge internationaler Kooperationen. Automobilunternehmen wie Toyota und Daimler sprachen gemeinsam mit Vertretern aus dem Öfentlichen Verkehr über multimodale Konzepte für Städte. Vertreter aus Städten wie Yokohama (Japan), London (UK) oder Bogotá (Kolumbien) sowie Stadtentwicklungsbüros zeigten Erfolgsbeispiele vorausschauender Stadt- und Verkehrsplanung. Das Energieunternehmen Vattenfall präsentierte intelligente Energielösungen für die nachhaltige Metropole von morgen, die NOW GmbH, Schneider Electric, Bosch und Bombardier zeigten ihren konkreten Beitrag zu nachhaltigen Energie- und Verkehrslösungen. Initiativen und Best Practice in nachhaltiger Stadt- und Quartiersentwicklung wurde eine eigene Session gewidmet. Städte wie Chengdu (China) und Oeiras (Portugal) aber auch lokale Ansätze aus dem Schwarzwald oder aus Berlin wurden beachtet. Am Abend des 20. Juni zeichnete das Global Forum on Human Settlements, eine chinesische Nichtregierungsorganisation, die erfolgreichsten Beispiele mit dem „Green City Award“ aus. Der EUREF-Campus in Berlin Schöneberg - gleichzeitig Veranstaltungsort der Rio-Nachfolgekonferenz - wurde mit dem Preis für Best Practice für Stadterneuerung ausgezeichnet. Am 21. Juni wurden weitere Perspektiven, u.a. aus Bogotá, von Citroën, von US-Experten zum Thema Parken, industriellen und gewerkschaftlichen Eisenbahnvertretern sowie europäischen Verkehrspolitikern eingebracht. Fachexkursionen beispielsweise zur eHighway-Teststrecke für den Oberleitungs-Hybrid-LKW von Siemens schlossen sich an. Dr. Frank Wolter, Organisation Berlin High-level Dialogue, InnoZ, Berlin frank.wolter@innoz.de Dr. Frank Wolter (InnoZ, links) und Dr. Ralph Wahnschaft (UN DESA) moderieren das Plenum des UN-Dialogues. (Foto: Peter Endemann) Das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel GmbH (InnoZ) richtete das Dialogforum zum Thema nachhaltige und urbane Mobilität federführend gemeinsam mit dem United Nations Department of Economic and Social Afairs (DESA) aus, das Umweltbundesamt sowie die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) waren unter den Mitveranstaltern. Weitere Informationen: www.innoz.de/ un_highlevel_dialogue.html