eJournals Internationales Verkehrswesen 66/1

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2014-0002
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Internationales Verkehrswesen (66) 1 | 2014 6 IM FOKUS Europas Bahnen wollen mehr Frauen beschäftigen I n europäischen Bahnunternehmen sind im Schnitt 19,5 % der Mitarbeiter weiblich. In Westeuropa liegt die Rate mit 19,1 % unter der in Osteuropa mit 20,9 %. Bedeutend größer ist die Diferenz bei den Ingenieurinnen: Hier liegt der Frauenanteil bei 11 % in westeuropäischen und 40 % in osteuropäischen Bahnunternehmen. Das geht aus einer Ende Januar veröfentlichten Mitgliederbefragung der Gemeinschaft Europäischer Eisenbahn- und Infrastrukturgesellschaften (CER) und der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) hervor. Teilgenommen haben von den 74 CER- Mitgliedern 24 aus 19 Ländern der EU, des westlichen Baltikums, der Türkei, der Schweiz und Norwegens. Positionen mit Managementverantwortung auf verschiedenen Hierarchieebenen sind zu 18 % mit Frauen besetzt. Um das Verhältnis zwischen Männern und Frauen anzugleichen, bieten beispielsweise 80 % der befragten Unternehmen unterschiedliche Arbeitszeitmodelle sowie Hilfe bei der Betreuungsorganisation für Kinder und plegebedürftige Angehörige. Doch nur 20 % der Teilnehmer haben Frauenquoten festgelegt, die sie in den nächsten Jahren erreichen wollen. Nur 16,7 % setzen auf Öfentlichkeitsarbeit, um Frauen technische Berufe sowie ihr Unternehmen näher zu bringen. Was machen ÖBB, SBB und DB? Bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) liegt der Frauenanteil an der Beschäftigtenzahl bei nur 11,3 %, bei Führungspositionen bei 6,8 %. Um die Situation zu verbessern, hat der Konzern Grundsätze zur Gleichstellung und eine „Diversity Charta 2020“ verabschiedet. Bis zum Jahr 2020 soll der Frauenanteil bei Neubesetzungen von Führungspositionen, Neueinstellungen und Auszubildenden kontinuierlich auf 20 % sowie bei Weiterbildungsprogrammen der ÖBB-Akademie auf 25 % erhöht werden, steht auf der Internetseite des Unternehmens. In den ÖBB-Inland-AGs und GmbHs soll der Anteil ebenfalls auf 25-% steigen. Spezielle Maßnahmen werden nicht genannt. Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) wollen den Frauenanteil im Konzern bis Ende 2014 generell von 14 auf 18 % steigern. Im Top-Kader streben die SBB laut Unternehmensseite eine Erhöhung des Frauenanteils von 8 auf 15 % an. Um diese Ziele zu erreichen, sind in der Gendermanagement-Strategie des Konzerns unter anderem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Verankerung der Genderperspektive in den Personalprozessen festgelegt. Bei der Umsetzung sollen lexible Arbeitszeitmodelle, „Kidz Care“, das Kaderfrauennetzwerk, Mentoring für Frauen und spezielle Seminarangebote helfen. Die Deutsche Bahn plant laut Internetauftritt, bis 2015 den Anteil von Frauen im Unternehmen auf mindestens 25 % und den Anteil von Frauen in Führungspositionen auf 20 % zu erhöhen. Familienservice, Mentoringprogramm sowie verschiedene Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelle richten sich an alle Mitarbeiter, doch die Frauenförderung wird ausdrücklich in der Personalplanung, entsprechenden Leitlinien und speziellen Vereinbarungen berücksichtigt. (zp) Egal in welchem Bereich: Bis 2015 will die DB AG den Anteil von Frauen im Unternehmen auf mindestens 25 % erhöhen. Foto: DB AG / Banaszak PKW-Klimaanlagen: Diskussion um Kältemittel geht weiter D ie Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein sofortiges Verwendungsverbot für das Kältemittel R1234yf in PKW-Klimaanlagen. Gleichzeitig verlangt der Verein Akteneinsicht bei der EU-Kommission. Er verdächtigt die Hersteller des Produkts der Einlussnahme auf die Kommission und wirft EU-Industriekommissar Antonio Tajani vor, die Sicherheitsrisiken von R1234yf zu ignorieren. Ende Januar wies die DUH in einer Presseerklärung erneut darauf hin, dass die Substanz im Brandfall große Mengen giftigen Gases und Flusssäure freisetze. Die Ergebnisse entsprechender Tests lägen der EU- Kommission vor und seien vom Kraftfahrtbundesamt bestätigt worden. Doch bisher habe sie keine eigenen Tests geplant. Für das kürzlich eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren der Kommission und die Eskalation in der Kältemitteldebatte macht die DUH die Autohersteller mitverantwortlich. Erst nachdem Daimler im Herbst 2012 identische Tests durchgeführt habe, wendete sich der Autokonzern von R1234yf ab und kehrte zurück zum extrem billigen, noch klimaschädlicheren und bereits verbotenen R134a. Die DUH setzt sich für eine schnellstmögliche Umstellung der Kältetechnik auf das natürliche Kältemittel CO 2 ein. Von den Fahrzeugherstellern fordert sie Kompensationszahlungen für jedes in Europa zugelassene Neufahrzeug, das seit 2011 rechtswidrig mit R134a ausgeliefert wird. Auch die Vielzahl von Autoherstellern, die bei den Typgenehmigungen getrickst hätten, um die EU- Richtlinie zu umgehen, sei zur Verantwortung zu ziehen. Die Kompensationszahlung müsse folglich nicht nur die Umweltschäden und den Wettbewerbsvorteil durch die Nutzung von R134a ausgleichen, sondern darüber hinaus einen deutlichen Anreiz zur raschen Einführung der umweltfreundlichen und sicheren CO 2 -Klimatechnik bieten. (zp) Mehr zum DUH-Test unter: http: / / l.duh.de/ p310114. Internationales Verkehrswesen (66) 1 | 2014 7 IM FOKUS UHH plant mit virtuellem Tool die Hafenerweiterung D er Haldenslebener Industriehafen am Mittellandkanal soll in diesem Jahr im Südhafen ausgebaut werden. Der Betreiber UHH Umschlags- und Handelsgesellschaft Haldensleben mbH erschließt dafür ein weiteres Gebiet. Doch bevor das neue Hafengelände bebaut wird, sind die Planer gefragt: Wie ordnet man die baulichen Strukturen am besten an, um den späteren Betrieb möglichst reibungslos und eizient laufen zu lassen? Wie gestaltet man die Wege- und Verkehrslächen? Wie und wo lassen sich neue Dienstleistungsangebote integrieren? Wie kann die Erweiterung bei laufendem Betrieb des trimodalen Terminals realisiert werden? Die UHH hat sich entschieden, für die Planung ein neuartiges Tool einzusetzen, das der Bereich „virtuell interaktives Training“ des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF entwickelt hat. Die virtuelle Standortplanung bietet eine 3D-Sicht auf die bestehenden Hafenareale und die neue Fläche. Auf dieser Basis können die Planer neue Baulichkeiten oder Strukturen wie Wegenetze, Fahrzeuge, Personen und Bäume integrieren und anpassen, bis der Warenluss funktioniert. Das Tool stellt auch Güter wie Container, Paletten oder Schüttgut dar und analysiert, welche der virtuell entwickelten Varianten die größten Vorteile bietet. Die Sicht auf die Planung kann jederzeit gewechselt werden. Zudem sind aus bestehenden Grundstücksdatenbanken Informationen wie Grundstückspreis, -größe, Baubeschränkungen, Bodenbeschafenheit und vorhandene Infrastruktur in das Programm integriert. Die Forscher des IFF haben ein ganzheitliches System entwickelt, das die Bereiche Raumplanung, logistische Prozesse und Energieeizienz - etwa welche alternativen Energiequellen genutzt werden könnten - umfasst. Kunden können entweder selbst planen oder das Institut damit beauftragen. Auch die Stork Umweltdienste GmbH sowie der Industrie- und Gewerbepark Mittelelbe GmbH haben das neue Tool bereits für Logistikprojekte eingesetzt. (zp) Anhand der realen Verhältnisse vor Ort entsteht am Computer ein genaues, virtuell-interaktives 3D-Modell des gesamten Areals und seiner Umgebung, in dem die Planer sich frei bewegen, Objekte und Wege dynamisch anpassen, Zusatzinformationen integrieren oder Prozesse visualisieren können. Quelle: Fraunhofer IFF Flughafen Hongkong hat weiteres Frachtterminal E ine der größten Frachtumschlaganlagen der Welt hat Ende 2013 am internationalen Flughafen Hongkong den Betrieb aufgenommen. Das neue Terminal ist für einen Durchsatz von 2,6 Mio. t Fracht pro Jahr ausgelegt und erhöht damit die Kapazität der bestehenden Anlagen am Flughafen um 50 % auf 7,4 Mio. t. Cathay Paciic Services Ltd. beauftragte Siemens, das Terminal mit moderner Lager- und Fördertechnik auszustatten sowie die Automatisierung und die elektrische Ausrüstung zu übernehmen. Ein Lagerverwaltungs- und Kommissionierrechner steuert die Anlage und sorgt für besonders hohe Durchsatzraten und damit für möglichst kurze Wartezeiten für Flugzeuge und Lkw. Das neue Gebäude hat eine Betriebsläche von rund 240 000 m 2 mit mehr als 6600 Plätzen für Paletten und Frachtbehälter (Unit Load Devices). Für die Abfertigung beinden sich im Terminal 2550 Rollenförderer, 119 Arbeitsstationen und 170 LKW-Docks. Für Sperrgut wurden zusätzlich 4200 Lagerplätze, 16 automatische Ablage- und Entnahmesysteme und 1900 Rollenförderer integriert. Hongkong ist der größte Frachtlughafen der Welt. Täglich landen etwa 750 Flugzeuge. Rund 45 Frachtluggesellschaften liegen von Hongkong aus internationale Flugziele an. Bereits 1998 hat Siemens am Flughafen Hongkong das Frachtterminal 1 in Betrieb genommen. Es ist für bis zu 2,7-Mio. t Fracht pro Jahr ausgelegt und damit derzeit das größte Frachtterminal weltweit. (zp) Das neue Frachtterminal in Hongkong Foto: Siemens Internationales Verkehrswesen (66) 1 | 2014 8 Im Fokus ADV ist mit Passagier- und Frachtaufkommen unzufrieden K napp 202 Mio. Passagiere sind im vergangenen Jahr an den 22 internationalen deutschen Verkehrslughäfen ein-, aus- oder umgestiegen. Damit stieg die Zahl der Fluggäste gegenüber 2012 um 0,7 %. Im globalen Luftverkehr wuchs das Passagieraufkommen allerdings um etwa 6 %. Das geht aus der Jahresstatistik des Flughafenverbands ADV hervor, die Ende Januar veröffentlicht wurde. Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Verbands, führt die Entwicklung in Deutschland auf einen intensiven Wettbewerb und daraus resultierende Streckenstreichungen zurück. Die Netzwerk-Carrier hätten sich in den vergangenen beiden Jahren aus der Fläche zurückgezogen. Das sei nur teilweise durch den im Sommer wieder erstarkten Streckenaubau der Low Cost Carrier ausgeglichen worden. Voraussichtlich hätten nur sechs der internationalen Verkehrslughäfen 2013 ein positives Nettoergebnis erzielt. Im Passagierverkehr legten die Kontinentalverbindungen um 2,5 % gegenüber 2012 zu, die interkontinentalen Verkehre aber nur um 0,4 %. Die innerdeutschen Verkehre sanken um 3,6 %. Vor allem kleinere und mittelgroße Flughäfen mussten im ersten Halbjahr 2013 laut ADV einen deutlichen Verkehrsrückgang hinnehmen. Das Gewicht der umgeschlagenen Luftfracht inklusive Luftpost wuchs gegenüber dem Vorjahr nur um 0,2 % auf fast 4,326-Mio.-t. Der ADV nennt als Gründe die Nachwirkungen der Eurokrise und die instabile wirtschaftliche Lage in weiten Teilen Asiens. Die Gesamtzahl der Flugbewegungen sank 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 % auf gut 2 Mio. Starts und Landungen. Ursächlich für den Rückgang seien die Konsolidierungsprogramme der Airlines, der Einsatz von größerem Fluggerät sowie die höhere Auslastung der Flugzeuge. Dennoch deutet sich für 2014 ein verhaltener Streckenneuaubau an. Für 2014 erwarten die deutschen Flughäfen laut ADV ein leichtes Passagierwachstum von 2,2 %. Bei der Luftfracht deuten die Indikatoren in der ADV- Prognose auf eine langsame Belebung in 2014 hin. Der Verband verweist jedoch darauf, dass die Luftverkehrssteuer weiterhin ein Wachstumshemmnis sei. Wirtschaftliche Bedeutung der-deutschen Luftfahrt Ebenfalls gegen einseitige Belastungen der deutschen Luftfahrt sprach sich der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) aus. In Kooperation mit dem Ifo-Institut hat der BDL die Bedeutung der Luftfahrt für die deutsche Wirtschaft untersucht. Ein Ergebnis: Für knapp 74 % der Industrieunternehmen in Deutschland sind Flugverbindungen sehr wichtig oder wichtig. Das Ifo-Institut hat mehr als 6800-Antworten ausgewertet. Luftverkehrsstrategie Die deutschen Flughäfen fordern eine nationale Luftverkehrsstrategie mit einem klaren Bekenntnis zur Entwicklung von leistungsfähigen Flughafenstandorten von der neuen Bundesregierung. Das formulierte Dr. Michael Kerkloh, Präsident des Flughafenverbands ADV, auf dem Neujahrsempfang des Verbands, an dem Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt als Festredner teilnahm. Dobrindt erwiderte, ein modernes Land brauche eine moderne, gut funktionierende Infrastruktur. Die Bundesregierung gebe deshalb ein klares Bekenntnis für den Luftverkehr und leistungsfähige Flughäfen. „Wir werden den Luftverkehrsstandort Deutschland stärken und weiter fördern. Ziel ist ein ausgewogener Ausgleich zwischen den ökonomischen Erfordernissen der Flughäfen und den Anforderungen des Umwelt- und Lärmschutzes“, so Dobrindt. Neue Beihilfe-Leitlinien der-Eu-kommission Auf europäischer Ebene tut sich bereits etwas. Mit neuen Vorgaben regelt Brüssel seit Ende Februar, unter welchen Voraussetzungen Flughäfen eine Förderung der öfentlichen Hand erhalten können. „Die EU- Kommission hat erkannt, dass Flughäfen Arbeitsplätze sichern und volkswirtschaftlich von unverzichtbarer Bedeutung sind. Die vorliegenden Beihilfe-Leitlinien sind ein Beitrag zu einer verantwortungsvollen EU-Luftverkehrspolitik. Sie bieten eine Perspektive und die Chance für eine zukunftsweisende Entwicklung der Flughafeninfrastruktur“, fasst Beisel die Bewertung des ADV lobend zusammen. Eine öfentliche Unterstützung sei nun über einen Zeitraum von zehn Jahren möglich. Beisel hoft, dass notwendige Entscheidungen über die öffentliche Förderung von Flughäfen in Brüssel künftig zügig getrofen und langjährig anhängige Verfahren schnell beendet werden. Er fordert, dass die EU-Kommission anerkennt, dass Entscheidungen zur Entwicklung der Flughafeninfrastruktur in die Kompetenz der Mitgliedsstaaten gehören. Hier müsse eine Rückverlagerung erfolgen. An die Bundesregierung gewandt, verlangt Beisel, dass kleinere und mittlere Flughäfen im europäischen Wettbewerb zu anderen Flughafenstandorten nicht benachteiligt werden. Sicherheitseinrichtungen wie etwa die Kosten für Feuerwehren dürften keineswegs den Betriebskosten der deutschen Flughäfen zugerechnet werden, wenn in den Nachbarländern hierfür der Staat aukomme. Zudem appelliert der ADV an das Bundesverkehrsministerium, die von der EU- Kommission vorgesehenen Möglichkeiten zur Anmeldung einer nationalen Regelung zu nutzen, um Auseinandersetzungen mit Brüssel künftig zu vermeiden. (zp) DREI FRAGEN AN … Dr. Michael Kerkloh, Präsident des ADV Herr Dr. Kerkloh, wie kann die Bundesregierung den Flughäfen neue Wachstumschancen eröfnen? Die Liberalisierung des Luftverkehrs in Europa Anfang der 1990er Jahre hat gezeigt, welches Potenzial in einer liberalen Wirtschaftsordnung steckt. Bei der Vergabe von Verkehrsrechten dürfen nicht nur die Interessen Einzelner ausschlaggebend sein, sondern es müssen auch die Interessen von Wirtschaft, Verbrauchern und Flughäfen Berücksichtigung inden. Neue Airlines und Verbindungen müssen grundsätzlich willkommen sein. Welche Botschaften haben Sie noch an die-Politik? Zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Flughäfen braucht es eine zwischen Bund und Ländern abgestimmte Luftfahrstrategie. Eingrife in bestehende Betriebsgenehmigungen lehnen wir entschieden ab. Bedarfsgerecht entwickelte Flughäfen müssen auch in Zukunft Wachstumsperspektiven haben. Im vergangenen Jahr waren selbst von den internationalen deutschen Flughäfen nur wenige proitabel. Was sagen Sie zu der wieder zu erwartenden Schließungsdiskussion? Es wäre falsch, einzelne Standorte vorschnell in Frage zu stellen. Der Wirtschaftsstandort Deutschland proitiert von einem Flughafensystem, in dem sich dezentrale Standorte und Drehkreuze sinnvoll ergänzen. (zp) Foto: ADV Internationales Verkehrswesen (66) 1 | 2014 9 IM FOKUS USA automatisieren Schienenfern- und -regionalverkehr R und 1100 Streckenkilometer, 124 Stationen und 1500 Fahrzeuge umfassen die beiden meistgenutzten Personennahverkehrslinien der USA. Sie verbinden die nördlichen und östlichen Vororte von New York mit Manhattan. Die Metropolitan Transportation Authority (MTA) hat ein Konsortium mit Bombardier Transportation und Siemens beauftragt, die Zugsicherungssysteme der beiden Pendlerstrecken zu modernisieren. Die beiden Unternehmen wollen das neue Positive Train Control System (PTC-System) für die North Railroad und die Long Island Rail Road im Bundesstaat New York entwickeln, testen und schrittweise bis 2019 in Betrieb nehmen. Das neue Sicherungssystem soll beispielsweise künftig zu hohe Geschwindigkeiten oder Missachtung von Haltesignalen durch Zwangsbremsung verhindern sowie die Beförderungskapazität durch eizientere Nutzung der Strecken erhöhen. Derzeit werden jährlich rund 80 Mio. Fahrgäste auf den Linien befördert. Auch die vorhandene Streckensignaltechnik für die beiden Linien rüstet das Konsortium um. Siemens hat die PTC-Technologie speziell für den nordamerikanischen Markt und gemäß dem vom US-Kongress verabschiedeten Rail Safety Improvement Act von 2008 entwickelt. Dieses Gesetz schreibt die lächendeckende Installation von PTC-Systemen bis Dezember 2015 für Strecken mit regelmäßigem Personentransport im Fern- und Regionalverkehr vor. (zp) Weitere Informationen: www.siemens.com/ mobility-logistics Expressverbindung zwischen Paris und Flughafen kommt I n nur 20 Minuten und ohne Zwischenstopp sollen Schnellzüge künftig die 32 km zwischen dem Pariser Bahnhof Gare de l`Est und dem Flughafen Charles de Gaulle zurücklegen. Geplant ist die Verbindung seit Jahren, doch nun gab die französische Regierung grünes Licht für das mit 1,7 Mrd. EUR budgetierte Projekt „CDG Express“. Von 2017 an wird eine 8 km lange Gleisstrecke zwischen Flughafen und Pariser Schienennetz gebaut. 2023 sollen die ersten Züge fahren. Diese sind dann doppelt so schnell wie auf der heutigen Verbindung. 2013 sind am Flughafen Charles de Gaulle rund 62 Mio. Passagiere gestartet und gelandet. Etwa 8 Mio. nutzten Zugverbindungen von und nach Paris. (zp) (Karte: BD IAURIF - SNCF) Ecomove-Projekt erfolgreich abgeschlossen G eringerer Treibstofverbrauch und weniger CO 2 -Emissionen: Das bieten die Lösungen aus dem europäischen Projekt „eCoMove“ (Cooperative Mobility Systems and Services for Energy Eiciency). Ende 2013 haben die 32 Projektpartner nach drei Jahren Forschungsarbeit ihre Ergebnisse präsentiert. Die Lösungen sollen privaten und gewerblichen Fahrern, Straßenbetreibern und Verkehrsmanagern, Logistikplanern und der Automobilindustrie zugute kommen - und natürlich der Umwelt. Optimierte Routen, reduzierter Treibstofverbrauch und eizientes Verkehrsmanagement standen im Mittelpunkt von Ecomove, unter anderem bewirkt durch Car-2- Car- und Car-2-Infrastruktur-Kommunikation sowie Fahrerschulungen. Die Partner - Behörden, Forschungseinrichtungen, Fahrzeughersteller, Serviceanbieter, Telekommunikationsunternehmen und Infrastrukturbetreiber - haben für Ecomove sechs Pakete bearbeitet: Im Paket „IP-Koordination und -Weitergabe“ sicherten sie die datentechnischen Grundlagen für das Gesamtprojekt. Im zweiten Arbeitspaket wurden Basistechnologien entwickelt, integriert und die technische Koordination über das gesamte Projekt gewährleistet. Für das Arbeitspaket „Ecosmartdriving“ haben die Partner Lösungen zur Unterstützung der Fahrer für eine ökologische Fahrweise zusammengestellt. Das Paket „Ecofreight & Logistics“ konzentrierte sich auf Anwendungen für ökologische LKW-Fahrerassistenz sowie auf das ökologische Fracht- und Logistikmanagement. Im Arbeitspaket „Ecotraicmanagement & Control“ entwickelten die Partner Anwendungen für kooperatives Verkehrsmanagement unter ökologischen Aspekten. Auf Validierung und Evaluierung schließlich lag der Fokus im sechsten Paket. Hier analysierten die Forscher den erwarteten Einluss der verschiedenen, im Projekt erarbeiteten Lösungen auf das Fahrerverhalten, die Mobilität, die Eizienz im Straßennetz sowie die Umwelt. Ergebnis: Ob lernende Karten, dynamische Fahrempfehlungen, Analyse des Fahrverhaltens oder dosierte grüne Welle - mit den untersuchten Methoden kann der gegenwärtige CO 2 -Ausstoß um 4 bis 25 % reduziert werden. Projektpartner wie die PTV Group, Imtech oder Volvo Trucks sind überzeugt, dass kooperative IT-Systeme neue Möglichkeiten für eine nachhaltige Mobilität eröfnen. (zp) Internationales Verkehrswesen (66) 1 | 2014 10 IM FOKUS Umweltfreundliche Schiffe für Nord- und Ostsee im Bau K lar ist längst: Bunkeröl und Schifsdiesel werden künftig nicht mehr die einzigen Treibstofe für Schife sein. Allein die kommenden schärferen Umweltvorschriften in Nord- und Ostsee sowie vor den Küsten der USA machen ein Umdenken erforderlich. Neben Flüssiggas (LNG) werden im Kurzstreckenseeverkehr auch Biogas, Biodiesel, Methanol, Landstrom und Wasserstof eine Rolle spielen. Das geht aus einer Ende Januar veröfentlichten Studie des technischen Dienstleisters DNV GL hervor. Danach könnten rund 20 % der Schiffahrt verschiedene Hybridlösungen nutzen, darunter auch Batterien und andere Speichertechniken. Für die interkontinentalen Langstreckenverkehre zeichnen sich nach Angaben von DNV GL eher LNG und Biodiesel als Brennstofe ab, sobald sie über eine entsprechende Infrastruktur verfügbar seien. Solar- und Windenergie würden dagegen in der kommerziellen Schiffahrt keine große Rolle spielen. Dieselelektrisch plus Scrubber Konkret rüstet die Fährreederei Scandlines beispielsweise ihre vier Fähren auf der Route zwischen Puttgarden und Rødby mit einem Hybridantrieb in Kombination mit einer Abgaswaschanlage aus. Dazu wird vom bisherigen dieselelektrischen Antrieb einer der fünf Dieselmotoren, die Strom für die Ruderpropeller des Schifs liefern, ausgebaut und durch eine große Batterie ersetzt. Bei langsamer Fahrt oder während der Hafenliegezeiten soll die in den Dieselgeneratoren produzierte überschüssige Energie in der Batterie gespeichert werden. Werde mehr Energie benötigt als ein Dieselgenerator produzieren könne, gebe das System diese Energie wieder ab. So könne der Dieselmotor immer mit optimaler Auslastung arbeiten. Mit dieser Betriebsart lassen sich laut Scandlines bis zu 15 % der bisherigen CO 2 -Emissionen einsparen. Zusätzlich werden bis Ende 2014 Scrubber installiert, die den Schwefel-, Stickstof und Feinstaubausstoß um 90 % verringern sollen. Wattfähren fahren mit Strom Um Fährschife mit Elektroantrieb handelt es sich bei den beiden geplanten „Wattenfähren“, mit denen künftig Föhr und Amrum von Dagebüll aus bedient werden sollen - entwickelt und bereedert von Becker Marine Systems aus Hamburg. Geplant ist, dass die Schife ihre Batterien mit Hilfe der am nordfriesischen Wattenmeer verfügbaren Windkraft auladen. Ein Gasmotor zur Stromerzeugung ergänzt den Elektroantrieb. Die Abwärme der Motoren soll in Salzwärmespeichern aufgefangen und nachts zur Beheizung des Hallenbads von Wyk auf Föhr genutzt werden. Doch bevor das Projekt starten kann, muss das Unternehmen sich mit der Wyker Dampfschifs- Reederei (W.D.R.), die bisher auf diesen Linien allein unterwegs ist, über den Zugang zum Föhrer Hafen einigen. Die drei Fahrzeugbrücken in Wyk gehören W.D.R., nicht kommunalen Unternehmen. LNG im Einsatz Die Reederei Aktien-Gesellschaft EMS (AG EMS) hat mit Bomin Linde LNG Ende Januar einen Vertrag zur Lieferung von LNG in Deutschland unterzeichnet. Er sieht vor, die von AG EMS betriebene Personenfähre „MS Ostfriesland“ nach ihrem Umbau ab Mitte 2014 mit dem umweltfreundlichen Treibstof LNG zu versorgen. Das Schif bedient die Nordseeinsel Borkum von Emden aus. Bomin Linde LNG baut zur Versorgung zwei LNG Tanklager in den Häfen von Hamburg und Bremerhaven, die von 2015 an einsatzbereit sein sollen. Der Motor der „MS Ostfriesland“ stammt von Wärtsilä, die auch eine von der zur AG EMS gehörenden Reederei Cassen Eils georderte LNG-Fähre ausrüsten werden. Das Schif erhält neben zwei Dual-Fuel-Motoren unter anderem ein Kälterückgewinnungssystem, mit dem die niedrige Temperatur des LNG genutzt werden kann, um die Klimaanlagen an Bord mit Kälte zu versorgen. Das senkt den Energieverbrauch der Kältekompressoren und damit die Betriebskosten der Fähre. Sie soll von 2015 an zwischen Cuxhaven und Helgoland fahren. Zur Versorgung von Kreuzfahrtschifen während der Hafenliegezeiten mit Strom soll bereits im Sommer eine von 15 geplanten LNG-Hybrid-Barges ausgeliefert werden. Becker Marine Systems und Aida Cruises haben die Einheiten gemeinsam entwickelt, die erste wird in Hamburg stationiert. Sie erhält fünf Generatoren von Zeppelin Power Systems, die mit Flüssiggas angetrieben insgesamt eine elektrische Leistung von 7,5 MW erzeugen. Methanol treibt Tanker an DNV GL hat im Januar einen mit Methanol betriebenen Tanker klassiiziert. Die Serie von vier Schifen mit jeweils 50 000 tdw haben die schwedische Reederei Marinvest und das norwegische Schiffahrtsunternehmen Westfal-Larsen bestellt. Sie werden mit MAN-Zweitakt-Dual-Fuel-Motoren ausgerüstet und sollen ab 2016 abgeliefert werden. DNV GL zufolge ist der schwefellose Kraftstof mit niedrigem Flammpunkt zunehmend interessant für die maritime Industrie, da er die künftigen SO x -Grenzwerte in Emissionskontrollgebieten erfüllt. Bauliche Sicherheitsmaßnahmen sind beispielsweise die Position der Tanks und der Kraftstofrohrleitungen sowie ein sekundäres System zur Kraftstofaufnahme und ein automatisches Leck-Warnsystem. Schifsmotoren können für den Einsatz von Methanol als Kraftstof nachgerüstet werden. (zp) Dieselmotor und Batterien sorgen künftig für besonders energieeiziente Fährverkehre zwischen Puttgarden und Rødby. Quelle: Scandlines Dieselmotor Abgaswäscher Generator A B Steuerungsautomatik Batterien Energiespeicherungssystem Schalttafel E-motor E-motor Propeller Propeller HYBRID FERRY Der Motor arbeitet am e ektivsten bei einer Auslastung von 85-90%. Überschüssige Energie wird in den Batterien gespeichert. Der Motor arbeitet am e ektivsten bei einer Auslastung von 85-90%. Energie von den Batterien trägt zum Antrieb bei. Langsame Geschwindigkeit Hohe Geschwindigkeit Antrieb Antrieb Batterien Motor Motor Batterien Hybridfähre Der Generator produziert über die Schalttafel Energie für das Energiespeicherungssystem. Das Energiespeicherungssystem liefert Energie zur Schalttafel. A B