Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2014-0017
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2014
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Wettbewerbsfähigkeit und Innovation als nachhaltiges Erfolgsrezept
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Erich Staake
An den Schnittstellen zwischen industrieller Produktion und den komplexen logistischen Anforderungen hat sich die Duisburger Hafen AG zur führenden Logistikdrehscheibe in Zentraleuropa entwickelt. Voraussetzung für den Wandel des weltweit größten Binnenhafens zum integrierten Lösungsanbieter waren der Ausbau des Dienstleistungsangebots und des internationalen Netzwerks sowie die Öffnung des Hafens für Kunden und Logistikdienstleister. Um auch künftig wettbewerbsfähig zu sein, setzt duisport verstärkt auf innovative Lösungen zur Optimierung von Transportketten und ein enges Zusammenspiel zwischen Industrie, Wissenschaft und Logistik.
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Internationales Verkehrswesen (66) 1 | 2014 54 LOGISTIK Binnenhäfen Wettbewerbsfähigkeit und Innovation als nachhaltiges Erfolgsrezept An den Schnittstellen zwischen industrieller Produktion und den komplexen logistischen Anforderungen hat sich die Duisburger Hafen AG zur führenden Logistikdrehscheibe in Zentraleuropa entwickelt. Voraussetzung für den Wandel des weltweit größten Binnenhafens zum integrierten Lösungsanbieter waren der Ausbau des Dienstleistungsangebots und des internationalen Netzwerks sowie die Öfnung des Hafens für Kunden und Logistikdienstleister. Um auch künftig wettbewerbsfähig zu sein, setzt duisport verstärkt auf innovative Lösungen zur Optimierung von Transportketten und ein enges Zusammenspiel zwischen Industrie, Wissenschaft und Logistik. Der Autor: Erich Staake I n der globalisierten Wirtschaftswelt wird eiziente Logistik immer wichtiger, um arbeitsteilige Produktion und Ver- und Entsorgung kostengünstig zu sichern. Der Wirtschaftsraum Rhein-Ruhr hat dies - begünstigt durch gute Verkehrsanbindungen im Zentrum Westeuropas - frühzeitig erkannt und setzt mit vielfältigen Problemlösungen auf ein eng verzahntes Zusammenspiel von Industrie und Logistik. An dieser Entwicklung ist der Duisburger Hafen maßgeblich beteiligt. Dreh- und Angelpunkt ist der Gedanke, im Strukturwandel des Ruhrgebiets frei gewordene Flächen der Montanindustrie neu zu nutzen. So hat die duisport -Gruppe in den letzten 15 Jahren ihr logport-Konzept konsequent umgesetzt. Auf dem Gelände des ehemaligen Krupp-Stahlwerkes in Duisburg-Rheinhausen entstand auf über 265- Hektar Fläche logport I: Rund 50 Unternehmensansiedlungen, drei intermodale Containerterminals, ein Dutzend europäischer Distributionszentren sowie über 4000- Arbeitsplätze sind hier neu entstanden. Dieser Wandel von einer brachliegenden Industrieläche zu einem modernen Logistikareal wäre nicht möglich gewesen, wenn sich die Hafenbehörde nicht gleichzeitig nach außen geöfnet und zu einem marktorientierten Dienstleister entwickelt hätte. Allein über 25 Bahnoperateure sind heute am Standort aktiv. Damit zählt Duisburg zu den wettbewerbsfähigsten Plätzen in ganz Europa. Um die Nachteile des Hinterlandstandortes zu kompensieren, wurde gezielt der Einstieg in logistische Dienstleistungen vollzogen, wodurch neue Wertschöpfungspotenziale für Unternehmen erschlossen werden. Einer der Schwerpunkte liegt dabei im Kombinierten Verkehr. Mit der Gründung des eigenen Eisenbahnverkehrsunternehmens duisport rail konnte ein eizientes Hub-and-Spoke-System aufgebaut werden, das durch die Verlagerung regionaler Warenströme auf die Schiene den Standort nachhaltig stärkt. Insgesamt verbinden inzwischen 360 Züge pro Woche den Duisburger Hafen mit über 80 direkten Destinationen in Europa und Asien. So besteht beispielsweise seit Sommer 2011 die erste direkte Schienenverbindung von und nach China, genauer gesagt zwischen Chongqing und Duisburg (Bild 1). Diese wird von zahlreichen internationalen Unternehmen der Elektro- und Computerbranche, von Automobilzulieferern und Maschinenbauern genutzt, die im westlichen China ihre Produktionsstätten angesiedelt haben. Der Vorteil der bis zu drei mal pro Woche verkehrenden Zugverbindung, die von Vertretern der Volksrepublik China bereits als „neue Seidenstraße“ bezeichnet wurde, liegt auf der Hand: Der Transport auf der Schiene ist doppelt so schnell wie auf dem Seeweg, aber nur halb so teuer wie Luftfracht. Ein wesentlicher Aspekt, der zur Wettbewerbsfähigkeit des Duisburger Hafens beigetragen hat, ist die Vernetzung des Hafens mit allen relevanten Nord- und Ostseehäfen. Dazu zählen sowohl die ZARA-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) als auch die deutschen Seehäfen Hamburg, Bremerhaven, Kiel oder Lübeck. Während die ZARA-Häfen aufgrund der direkten Verbindung mit dem Rhein sowohl per Schiene als auch per Wasserstraße mit Duisburg vernetzt sind, werden insbesondere die Bahnanbindungen an die deutschen Seehäfen kontinuierlich ausgebaut, wie aktuell Bild 1: Ankunft des Direktzuges aus China (Foto: duisport/ Rolf Köppen) Internationales Verkehrswesen (66) 1 | 2014 55 Binnenhäfen LOGISTIK zwischen Kiel und Duisburg. Im vergangenen Jahr gab es darüber hinaus bereits den ersten erfolgreichen Probezug zum Jade- Weser-Port nach Wilhelmshaven (Bild 2). Bei entsprechenden Gütermengen könnte hier eine regelmäßige Zugverbindung etabliert und die Hinterlandverbindung auch zu den deutschen Seehäfen weiter gestärkt werden. Der kontinuierliche Ausbau des internationalen Netzwerks wäre ohne einen parallelen Ausbau der Infrastruktur nicht möglich gewesen. So wurden seit der Jahrtausendwende rund eine halbe Milliarde Euro im Duisburger Hafen investiert. Ein weiterer Faktor in dieser Entwicklung ist die Ansiedlung namhafter Unternehmen aus dem Automobilsektor. Seit Juli 2013 ist Audis weltweit größtes CKD-Logistikzentrum (Completely Knocked Down) auf dem logport II-Gelände in Betrieb. Von hier aus wickelt der Automobillogistiker Schnellecke für Audi den Versand seiner Automobilkomponenten für die Wachstumsmärkte China, Indien und Mexiko ab. Ein Transportvolumen von jährlich 800 000 m 3 wird u. a. per Bahn zugestellt, in Container umgeschlagen und dann ausschließlich per Bahn und Schif zu den Westhäfen an der Nordsee transportiert. Im April 2014 geht das CKD-Logistikzentrum von Volkswagen in Betrieb. Rund 1,8 Mio. Packstücke pro Jahr werden dann von Duisburg aus in die Welt verschickt. Etwa 750 Beschäftigte werden hier im Auftrag der beiden Auto-Marken arbeiten - ein neues Beispiel für die Jobmaschine Logistik, die im und um den Duisburger Hafen entstanden ist. Vom Umschlaghafen zur Logistikdrehscheibe Der Wandel des größten Binnenhafens der Welt vom reinen Umschlagsbetrieb zur Drehscheibe zwischen Industrie und Logistik hat eine hohe Wertschöpfung erzeugt: In Hafennähe haben sich über 300 Unternehmen angesiedelt - mittelständische Spezialisten wie internationale Konzerntöchter, Industrieunternehmen wie Logistikkonzerne. Die Zahl der direkt und indirekt vom Hafen abhängigen Arbeitsplätze hat sich in den vergangenen 15 Jahren von 20 000 auf über 40 000 mehr als verdoppelt. Die durch die Unternehmen generierte Wertschöpfung liegt bei rund 3 Mrd. EUR pro Jahr. Diese Ereignisse verdeutlichen, welche herausragende Rolle diesem intermodalen Logistik-Hub bei der Steuerung und Abwicklung weltumspannender Warenströme zukommt. Integration und Synchronisierung der Transportprozesse vor Ort und international sind die entscheidenden Qualitätskriterien - und damit die zentralen Wettbewerbsfaktoren, die die Unternehmensgruppe konsequent und kontinuierlich vorantreibt. Sie positioniert sich als integrierter Dienstleister, der „Full Service“ für alle logistischen Aufgabenstellungen für die Branchenunternehmen und für die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse von Industriekunden bietet. Das beginnt beim Ansiedlungs-Management und führt über individuelle Immobilien-Entwicklungen, maßgeschneiderten Infrastrukturausbau und logistische Komplett-Lösungen bis hin zum Know-how-Export in alle Welt. Besonders deutlich wird die erfolgreiche Positionierung der duisport-Gruppe an der Entwicklung des Containerumschlags. In einem ständigen Aufwärtstrend, der von Schwankungen der weltweiten Konjunktur weithin unbeeindruckt blieb, schlug die Duisburger Hafen AG im vergangenen Jahr 3 Mio. Standard-Container-Einheiten (TEU) Umschlagkapazitäten um 1 Mio. TEU erweitern Bis 2015 will die duisport-Gruppe ihre Terminalkapazitäten auf den linksrheinisch gelegenen Containerterminals in logport I und logport III so erweitern, dass künftig 5 Mio. TEU pro Jahr umgeschlagen werden können - 1 Mio. TEU mehr als bisher. Dazu wird die Zahl der Containerbrücken von sechs auf zehn erhöht, die Bahninfrastruktur ausgebaut sowie die Umschlag- und Depotläche um 13 ha erweitert. Rund 50 000 m², die bisher für den Automobilumschlag genutzt wurden, werden dabei für den Containerumschlag umgewidmet. Die notwendige Gleisinfrastruktur ist laut duisport schon hergestellt worden. Seit Ende Februar ist bereits der zweite trimodale Portalkran mit einer Spannweite von rund 140 m auf dem D3T-Terminal von logport I in Betrieb. Im Herbst folgt ein dritter Bahnkran für das benachbarte und ebenfalls trimodale Containerterminal DIT auf logport I, logport III in Duisburg-Hohenbudberg erhält zwei Bahnkräne für den bimodalen Umschlag. Der erste soll im April und der zweite ebenfalls im Herbst 2014 den Betrieb aufnehmen. Im Endausbau sollen auf logport III mit erweiterter Terminalläche, sieben Umschlag-, zwei Rangiergleisen und zwei Portalkränen rund 600 000 TEU pro Jahr gelöscht und geladen werden können. (zp) Foto: duisport/ Rolf Köppen RheinCargo bietet Logistikleistungen auf der Schiene und im Hafen für unsere Kunden in Köln, Neuss, Düsseldorf und weit darüber hinaus. www.rheincargo.com Echte Fründe stonn zesamme Internationales Verkehrswesen (66) 1 | 2014 56 LOGISTIK Binnenhäfen um, 16 % mehr als 2012 und 60 % mehr als 2008. Die Seehäfen entlang der Range Hamburg - Le Havre verzeichneten dagegen im gesamten Zeitraum 2008-2013 ein Plus von nur etwa 1 %. Nicht zuletzt aufgrund bereits heute existierender Überkapazitäten wird sich die Logistikbranche auf weitere Herausforderungen einstellen müssen. Zukunftsfähig wird nur der sein können, der wettbewerbsfähig ist und zugleich innovative Lösungen anbietet. Um eine Optimierung des Verkehrslusses und der logistischen Prozesse in einer global vernetzten Welt zu erreichen, ist auch ein intensives Zusammenspiel der Beteiligten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft notwendig. Das Spektrum der Aufgabenstellungen ist breit. Es beginnt beim Erhalt der in die Jahre gekommenen Verkehrsinfrastruktur und ihres gezielten, maßvollen Ausbaus und führt hin bis zu verstärkten Anwendungen digitaler Intelligenz für neuartige Problemlösungen. Das ist für die duisport-Gruppe alles andere als Zukunftsmusik: Im Eizienz-Cluster LogistikRuhr arbeiten bereits 130 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen wie der TU Dortmund und der als „beste Logistik-Universität“ wiederholt ausgezeichneten Universität Duisburg- Essen gemeinsam an rund 100 konkreten Projekten. Neben unternehmerischen Anstrengungen ist es damit auch die intensive Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft, die Ideen, Prozesse und Technologien für die Entwicklung des Logistik-Geschäftes hervorbringt und es damit zukunftsfähig macht. ■ Erich Staake, Dipl.-Kfm. Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG (duisport), Duisburg erich.staake@duisport.de Bild 2: Probezug zum Jade-Weser- Port nach Wilhelmshaven (Foto: duisport/ Frank Reinhold) Ihre neue Lesefreiheit IV-Leselizenzen: Schneller und umfassender informiert Wie lange warten Sie für gewöhnlich auf Ihr persönliches Lese-Exemplar von IV Internationales Verkehrswesen? Sicher o viel zu lange! 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