Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2015-0031
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Internationales Verkehrswesen (67) 2 | 2015 6 Mehr Gütertransporte in Deutschland als je zuvor D er Güterverkehr in Deutschland ist im Jahr 2014 stark gewachsen: Nach vorläuigen Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) stieg das Transportaukommen gegenüber dem Vorjahr um 2,9 % auf 4,486 Mrd. t. Damit wurde der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2008 um 0,4 % übertrofen. Zum Anstieg der Tonnage gegenüber dem Jahr 2013 trugen vor allem der Straßenverkehr und der Seeverkehr, aber auch die Luftfahrt und die Binnenschiffahrt bei. Der Transport von Rohöl in Rohrleitungen blieb nahezu konstant. Doch das Aukommen im Eisenbahnverkehr ging zurück. In den kommenden Jahren soll das Frachtaukommen aber bei allen Verkehrsträgern steigen. Auf der Straße wurden nach einer Schätzung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Jahr 2014 rund 3,5 Mrd. t und damit 3,7 % mehr befördert als im Jahr 2013. Das war der größte Anstieg aller Verkehrsbereiche im Berichtszeitraum. Eine Ursache hierfür ist laut Destatis die starke Zunahme von Baustoftransporten aufgrund der milden Witterung zu Beginn des vergangenen Jahres. Die Seeschiffahrt wuchs mit plus 2,4 % im Vergleich der Verkehrszweige am zweitstärksten. Sie steigerte ihre Beförderungsmenge auf 301 Mio. t. Flugzeuge transportierten mit 4,4 Mio. t 1,9 % mehr Fracht als 2013. Die Binnenschiffahrt legte mit einem Zuwachs von 0,8 % moderat auf 229 Mio. t zu. Dagegen verlor die Eisenbahn im Jahr 2014 als einziger Verkehrszweig Tonnage: Auf deutschen Schienen beförderten in- und ausländische Bahngesellschaften 365 Mio. t Güter, 2,4 % weniger als im Vorjahr. Hier gab es vor allem während der Tarifstreiks im Oktober und November hohe Rückgänge. Besonders der Binnenverkehr sank um 3,5 % auf knapp 239 Mio. t. Der Durchgangsverkehr, in dem auch ausländische Unternehmen tätig sind, die nicht vom Bahnstreik betrofen waren, stieg dagegen um 4 % auf 18,5 Mio. t. Immer mehr Güter werden immer weiter um den Globus transportiert. Das geht aus einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Die weltweite Güterverkehrsleistung soll sich von 2010 (71-Mrd.-tkm) bis zum Jahr 2050 vervierfachen - und damit die globalen Klimaziele gefährden. Die dem Frachtverkehr jährlich zuzurechnenden CO 2 -Emissionen werden laut OECD bis 2050 um 290 % steigen. (zp) Die mit Binnenschifen in Deutschland beförderte Tonnage - hier ein Tankschif im Hamburger Hafen - ist im vergangenen Jahr gegenüber 2013 um 0,8 % auf 229 Mio. t gestiegen, die Seeschiffahrt wuchs um 2,4 % auf 301 Mio. t. Foto: Hafen Hamburg IM FOKUS Datenbrillen fürs Teilelager V W geht voran: Eine datenlesende Brille soll künftig den Arbeitsalltag im Teilelager des Wolfsburger Volkswagen- Werks revolutionieren und vereinfachen. Bisher kommissionieren die Mitarbeiter Bauteile für die Fahrzeuge per Handscanner. Die Brille soll die Bauteile über Aukleber auf den Behältern und eine Minikamera am Brillengestell automatisch erkennen und scannen, so die Scanner ersetzen und zahlreiche Handgrife sparen. Ist es die richtige Kiste für den Packauftrag, signalisiert die Brille per Piepton und Projektion auf den Gläsern ihr Okay. Auch eine Warnung vor dem Grif in falsche Behälter ist möglich. VW hält das für bewegungsschonender, sicherer und nicht zuletzt für schneller. Zudem bleiben beide Hände der Beschäftigten frei zum Packen. Die Umstellung ist in diesem Frühjahr geplant. Verschiedene Hersteller haben bereits Datenbrillen auf den Markt gebracht, etwa Vuzix und Google. Mittlerweile ist klar, dass für den gewerbsmäßigen Einsatz sowohl die Batteriekapazität verbessert werden muss als auch beispielsweise zu vermeiden ist, dass das Gerät bei intensivem Gebrauch heiß wird. Darüber hinaus muss die Bandbreite der möglichen Anwendungen verbessert werden, damit die Nutzung der Datenbrille keine Insellösung ist. Martin Plutz, Koordinator für Forschungs- und Industrieprojekte im Bereich Datenbrille am Aachener Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT), informierte, dass auch das IPT an einer universellen Lösung arbeite, damit der Einsatz von Datenbrillen auf breiter Basis möglich werde. Dazu gehöre auch, dass die Forschung eine Implementierungsstrategie einschließe, die insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen gedacht ist. Der Software-Entwickler Itizzimo hat eine Plattform für Anwendungen mit der Datenbrille entwickelt, die in diesem Frühjahr der Öfentlichkeit vorgestellt werden soll. Geplant ist, etwa 500 Datenbrillen und entsprechende Lizenzen bis Ende 2015 zu verkaufen. (zp) Internationales Verkehrswesen (67) 2 | 2015 7 IM FOKUS Antriebsvielfalt steigt, Marktdurchdringung kaum D as europaweit erste Experiment mit einem E-Nutzfahrzeug, das über einen Range Extender auf Wasserstobasis verfügt, ist im Februar im französischen Dole im Juragebirge gestartet. Die französische Post übernimmt zu Testzwecken für ein Jahr einen Maxity Elektro 4,5 t von Renault Trucks, dessen Reichweite durch die Brennstofzelle auf 200 km pro Stromladung verdoppelt wird. Die Brennstofzelle stammt von Symbio FCell. Die Abwärme der Brennstofzelle wird zur Beheizung des Innenraums verwendet. Die Batterie beruht auf Lithium-Ionen/ Eisenphosphat-Technologie, die Komplettladung der vier Batteriepakete dauert sieben Stunden. Wichtig, um E-LKW wirtschaftlich betreiben und die höheren Anschafungskosten wettmachen zu können, ist eine kontinuierliche und hohe Auslastung der Fahrzeuge. Allerdings machen es derzeit niedrigeDieselpreiseundschwacheTransportraten sowie eine nicht ausreichende Wartungs- und Tankstelleninfrastruktur alternativen Antrieben mit Strom und Gas noch schwerer, wirtschaftlich zu sein. Trotzdem wird allein schon aufgrund der wachsenden Umweltaulagen bei Emissionen und Lärm zumindest im Kep- und Verteilerverkehr künftig auf E-Zustellfahrzeuge gesetzt. Auch das Thema „Hybrid“ tut sich im Nutzfahrzeugbereich noch schwer, dabei kann sich zumindest nach Angaben von Erk Rönnefarth, Leiter Produkt Fuso Europa bei Daimler, ein Hybridantrieb im innerstädtischen Verteilerverkehr mit vielen Stop-andgo-Situationen rechnen. Gegenüber den „VDI Nachrichten“ stellte er den Fuso Canter Eco Hybrid mit einer Kraftstofersparnis von bis zu 23 % und einem Mehrpreis von 8500 EUR dar, der sich bei einer Jahresfahrleistung von 30 000 km im Stadtverkehr nach vier Jahren amortisiert haben soll. Nachdem Fuso bereits 2011 einen schweren Hybrid-LKW unter dem Namen „Super Great Heavy“ vorgestellt hat, über den aber kaum noch gesprochen wird, hat MAN auf der IAA 2014 einen Fernverkehrs-LKW mit Hybridmotor präsentiert, den TGX Hybrid. Hier entlastet der E-Motor den Diesel in anspruchsvollen Situationen wie bei Steigungen, damit der Verbrennungsmotor im wirtschaftlichen Drehzahlbereich bleiben kann. So soll der Kraftstofverbrauch um bis zu 8 % sinken. Mercedes Benz startete Anfang März die Produktion des ebenfalls auf der IAA präsentierten Gasmotors M 936 G, dem bedeutend geringere Geräusch- und Abgasemissionen zugesprochen werden als vergleichbaren Dieselmotoren und der als Antriebsenergie komprimiertes Erdgas verwendet. Diverse leichte Nutzfahrzeuge werden bereits mit Erdgasantrieb angeboten. Für schwere LKW könnte sich der bivalente Betrieb mit Diesel und Erdgas anbieten (siehe auch Seite 74). Zudem hoft die Gasindustrie auf Nutzfahrzeuge, die künftig mit lüssigem Erdgas fahren. Von anderer Seite geht das Projekt „Eskam“ den Frachttransport mit E-LKW an: Die elf Projektpartner arbeiten an den Antriebsachsen, die bisher für Stromer zu schwer, zu teuer und zu groß sind. Unter anderem das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU entwickelt ein Achsmodul für Nutzfahrzeuge, das aus einem Motor mit einer Drehzahl von bis zu 20 000 Umdrehungen, Getriebe und Leistungselektronik besteht. Alles ist in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht und lässt sich über eine neu entwickelte Rahmenkonstruktion in das jeweilige Fahrzeug einbauen. Die notwendigen Serientechnologien werden gleich mit entwickelt. So sollen die Produktionskosten um bis zu 20 % sinken und das Achsmodul für verschiedene Fahrzeuggrößen skalierbar sein. Ein Testfahrzeug soll Ende 2015 fahren. (zp) Mit Brennstofzelle im Range Extender ist der neue LKW von Renault ausgestattet, den La Poste derzeit testet. Foto: Renault Trucks Bessere Batterien bereits in fünf Jahren möglich D oppelte Reichweite, halber Preis: Energiespeicher für Elektrofahrzeuge werden im Jahr 2020 erheblich besser als heute sein - aber damit auch bereits im Verkehr aktive E-Autos entwerten. Das ist zu vermuten, wenn Bosch als Zulieferer der Automobilindustrie es schaft, bis 2020 Batteriesysteme für E-Autos zu entwickeln, die bei einem Energiegehalt von 50 kWh ein Gewicht von etwa 225 kg haben und einen Bauraum von 120 l beanspruchen. Zum Vergleich: Die Batterie des E-Golfs von VW beispielsweise wiegt derzeit 318 kg, benötigt einen Bauraum von 200 l und bietet 24,2 kWh. Um die genannten Werte zu erreichen, arbeitet Bosch zusammen mit GS Yuasa und Mitsubishi an besseren Lithium-Ionen-Zellen. Gleichzeitig sollen Halterungen, Sicherungen und Elektronik künftig einfacher gehalten werden, um weniger Teile und Bauraum zu benötigen. Darüber hinaus werden Reserven, die bisher aus Sicherheitsgründen nie vollständig ausgeschöpft wurden, nun verkleinert und so Kapazitäten gewonnen. Auch PKW-Bauer BMW ist überzeugt, dass die Energiedichte der Batterien in der nächsten Fahrzeuggeneration noch um 80 bis 100 % erhöht werden kann. Die Kosten dagegen können vor allem über Skaleneffekte in der Massenproduktion gesenkt werden. Dafür wiederum sind zunächst Investitionen in die Fertigungskapazität erforderlich. Die Entwertung bereits heute fahrender E-Mobile könnte beispielsweise durch das Angebot eines Updates aufgehalten werden. (zp) Internationales Verkehrswesen (67) 2 | 2015 8 IM FOKUS Rund um Singapur wächst neue Wirtschaftszone I n der malayischen Wirtschaftszone Iskandar Malaysia in Johor Baru rund um Singapur wird seit 2006 neben Wissenschaftsparks, Universitäten und Wohnprojekten auch die logistische Infrastruktur ausgebaut. Dazu gehören der internationale Flughafen Senai und der Hafen von Tanjung Pelepas. Getrieben wird die Entwicklung durch neu entstehende Industriezonen und die Expansion von bestehenden Fertigungszentren. Dadurch wächst auch die Nachfrage nach Logistikdienstleistungen stark. Entsprechend hat sich ein großes Logistikzentrum des chinesischen Huawei- Konzerns in Nusajaya angesiedelt, und beispielsweise hat ein deutscher Hersteller von Lagersystemen, Schaefer Systems (SSI), seine lokale Produktionsstätte von 13 000 auf 33 670 m 2 mehr als verdoppelt. Bereits seit einiger Zeit macht der zweitgrößte malaysische Hafen, Tanjung Pelepas (PTP), Singapur Konkurrenz. In 2013 wurden dort 7,63 Mio. TEU umgeschlagen. Direkt angeschlossen ist die PTP-Freihandelszone, in die unter anderem BMW sein „Regional Parts Distribution Centre” verlagert hat, von dem aus ganz Asien mit Ersatzteilen versorgt wird. Ein Erweiterungs- und Modernisierungsprogramm für den Hafen läuft noch bis Ende 2015. Es umfasst die Anschafung neuer Kräne, die Modernisierung von gummibereiften Brückenkränen (RGT) und zwei neue Liegeplätze, um die Kapazität des Hafens auf 10,5 Mio. TEU pro Jahr zu erhöhen. PTP wird von einem Joint Venture aus der malaysischen MMC Corporation (70 %) und der dänischen Maersk-Gruppe (APM Terminals hält 30 % der Anteile) betrieben. Auch der malaysische Hafen Johor setzt einen Expansionsplan um. Der internationale Flughafen Senai soll als Frachthub für den Süden Malaysias und die umliegende Region etabliert werden und beispielsweise den Singapurer Changi International Airport entlasten. Derzeit fertigt er etwa 4,5 Mio. Passagiere und 100 000-t Fracht pro Jahr ab. Bereits 2014 sind neue Lagerhäuser für Fracht fertiggestellt worden. Zudem wird die Start- und Landebahn ausgebaut und ein neues Logistikzentrum ist geplant. (Dirk Ruppik/ zp) Dominanz von Firmenwagen bei Geschäftsreisen sinkt D ie Zahl der innerdeutschen Geschäftsreisen steigt bis zum Jahr 2025. Das geht aus der „Studie zur gesellschaftlichen Mobilität der Zukunft“ der Deutsche Bahn AG (DB) hervor. Die Studie beinhaltet die Einschätzung von mehr als 100 Experten für Mobilität und Umwelt zu großen Fragen der Zukunft: Welche Ansprüche werden künftig an Verkehrsmittel gestellt? Für welche Art der Fortbewegung werden sich Geschäftsreisende entscheiden? Wie stark wird die ökologische Nachhaltigkeit den Mobilitätsmarkt prägen? Die Ausarbeitung skizziert dabei ein Bild berulicher Fortbewegungsformen im Jahr 2025, das künftige Herausforderungen im Bereich der Geschäftsreise deutlich macht. Birgit Bohle, Vorsitzende der Geschäftsführung der DB Vertrieb GmbH: „Die Experten prognostizieren zum Beispiel, dass die zunehmende digitale Kommunikation nur einen geringen Einluss auf die Häuigkeit innerdeutscher Geschäftsreisen haben wird.“ Nur knapp 12 % der Studienteilnehmer seien überzeugt, dass die Anzahl der Geschäftsreisen aufgrund der Digitalisierung stark zurückgehen werde. Die große Mehrheit der Experten (59 %) schätze dagegen, dass digitale Arbeitsprozesse nur einen geringen Anteil der berulichen Fahrten und Flüge ersetzen werden. Knapp ein Drittel der Befragten (29 %) gehe sogar davon aus, dass die Häuigkeit von Geschäftsreisen trotz Digitalisierung in Zukunft eher zunehmen werde. Fast alle Experten stimmen darin überein, dass zukunftsfähige Verkehrsmittel eine geeignete Umgebung insbesondere für produktives Arbeiten schafen müssten. Daran werde sich auch die Wahl des Verkehrsmittels orientieren. Geschäftsreisende werden nach Angaben in der Studie ihre favorisierten Verkehrsmittel anders nutzen und sich häuiger für alternative Mobilitätsangebote entscheiden als bisher. Die Dominanz des Firmenwagens werde weitestgehend beendet sein und öffentliche Verkehrsmittel würden weit stärker genutzt. Laut DB erwarten rund zwei Drittel der Befragten einen deutlich oder zumindest leicht niedrigeren Stellenwert des Firmenwagens im Jahr 2025. Er werde vom Statussymbol zum Fortbewegungsmittel. Das bringt weitreichende Folgen für Reiseplaner und das unternehmensinterne Beschafungsmanagement mit sich. Mobilitäts-Apps können beispielsweise unterwegs zu Routenplanern werden. Auch Personalverantwortliche müssen nach Angaben von Bohle umdenken, wenn das Mobilitätspaket für junge Arbeitnehmer bald wichtiger ist als der Firmenwagen. Intermodale Konzepte ersetzten den Individualverkehr. Die Kombination verschiedener Mobilitätsangebote werde künftig individuelle Mobilitätsketten bilden. (zp) Könnte eine Kombination aus der Nutzung von Zug und Car-Sharing-Fahrzeug Firmenwagen ablösen? Foto: DB AG/ Martin Sauer, Innoz Internationales Verkehrswesen (67) 2 | 2015 9 IM FOKUS Uber: Nun auch Frachtlieferdienst O b Unternehmen oder Privatperson: Wer Pakete und Waren aller Art transportieren lassen will, kann sich künftig auch an Uber wenden. Uber Cargo wird seit Anfang 2015 in Hongkong getestet. Der Mindesttarif soll knapp über 4 EUR liegen. Das Geschäftsmodell funktioniert wie beim Chaufeurdienst Uber: Wer den Service nutzen will, muss sich im Internet registrieren. Gebucht wird per Smartphone- App. Bezahlt wird in der Regel online per Kreditkarte. Uber selbst besitzt keinen eigenen Fuhrpark, sondern vermittelt nur den jeweiligen Transportdienst und erhält dafür eine Provision vom Dienstleister. Doch Uber ist auch hier nicht die alleinige Konkurrenz für Kep-Unternehmen: Wie auch Mitfahrzentralen im Wettbewerb mit Taxiunternehmen stehen, so stehen Mitbringservices oder Mitfahrgelegenheiten für Pakete beispielsweise von Raumobil, Sharedload und Checkrobin in Konkurrenz zu Kurieren und Postdiensten. Anders als bei Uber als Taxi-Konkurrenz, wo ein klarer Verstoß gegen das Personenbeförderungsgesetz vorliegt, sind Transporte unter 3,5 t vom Güterkraftverkehrsgesetz ausgenommen. Trotzdem müssen auch Gelegenheitskuriere ihr Gewerbe anmelden und ihre Einnahmen versteuern. Werden regelmäßig Transporte durchgeführt, unterliegen sie den Bestimmungen des Frachtvertrags nach § 407f HGB mit allen Haftungsregeln. (zp) Fernbusunternehmen haben Buchungszahlen verdoppelt E s liegt nicht nur an streikenden Lokführern, sondern auch am günstigen Angebot: Der Markt für Fernbusse erlebt seit seiner Öfnung durch die Lockerung des Personenbeförderungsgesetzes zum 1. Januar 2013 einen rasanten Buchungsanstieg. Waren es 2013 noch 8,2 Mio. Fahrgäste, so haben die Unternehmen 2014 bereits 19,6 Mio. Passagiere befördert. Die Preise sind weiterhin günstig, die Liniennetze werden immer umfangreicher. Im Dezember 2014 konnten die Reisenden zwischen 7300 Fernbusabfahrten pro Woche wählen, 43 % mehr Verbindungen als im Dezember des Vorjahres. Auch der Anteil grenzüberschreitender Fahrten wächst. 2014 waren 2,9 Mio. Nutzer grenzüberschreitend unterwegs, meist von und nach Italien, Österreich und den Niederlanden. Das Portal „fernbusse.de“ geht allerdings davon aus, dass die günstigen Preise zu einem ruinösen Wettbewerb geführt haben. Im Oktober 2013 hat sich bereits die Tochter City2city des britischen Anbieters National Express aus innerdeutschen Verbindungen zurückgezogen. DeinBus.de hat 2014 Insolvenz angemeldet, konnte aber von einem neuen Investor gerettet werden. Der Automobilclub ADAC hat das Gemeinschaftsunternehmen ADAC Postbus verlassen, das nun allein als Postbus von der Deutschen Post fortgeführt wird. Besonders Flixbus und Mein Fernbus haben sich bekämpft - und dann im Januar 2015 zusammengeschlossen. Damit haben sich die beiden größten Anbieter vereinigt: 2014 hatte Mein Fernbus einen Marktanteil von 42 %, Flixbus von 25 %. Die Fusion von Mein Fernbus und Flixbus könnte laut Fernbusse.de vor allem auf exklusiven Nebenstrecken zu höheren Preisen führen. Auf den Hauptstrecken wird aufgrund der weiterhin starken Konkurrenz jedoch mit stabilen Preisen gerechnet. Die Experten gehen davon aus, dass dieses Jahr vor allem ein Jahr der Internationalisierung wird: Deutsche Anbieter gehen ins Ausland, internationale Unternehmen kommen nach Deutschland. Postbus beispielsweise erweitert nicht nur ab Mai sein Netz deutlich und erhöht die Abfahrtsdichte, sondern kooperiert künftig auch mit dem estnischen Anbieter Lux Express/ Simple Express. Ende Februar hat die Deutsche Bahn AG (DB) ihre beiden Fernbusunternehmen Berlinlinienbus und IC-Bus unter der Marke Berlinlinienbus verschmolzen. Gleichzeitig hat die DB angekündigt, ihr Fernbusangebot vom dritten Quartal 2015 an deutlich auszubauen und bis Ende 2016 die Zahl der Verbindungen zu vervierfachen. (zp) Stichtag 1. April 2015: Der Schriftzug „ADAC“ verschwindet von allen Postbussen. Foto: Deutsche Post Mobility GmbH Reifen können Strom erzeugen E inen Denkprozess über innovative Lösungen in der anhaltenden Diskussion über die Zukunft der Mobilität anregen - das will Goodyear mit der Konzeptstudie „BH03“. Der Reifen kann aus Hitze und entstehenden Deformationen elektrische Energie gewinnen. Thermoelektrisches Material wandelt die Hitze, die von der ultraschwarzen Textur innerhalb des Reifens im Stand durch Licht-/ Hitze-Absorption und während der Fahrt durch Rollen produziert wird, in elektrische Energie um. Piezoelektrisches Material verwandelt die aufgrund von Druck entstehenden Strukturdeformationen in elektrische Energie. Die vom Konzeptreifen produzierte elektrische Energie wird an die Akkus des Hybridantriebs eines Fahrzeugs sowie andere Bordtechnologien geleitet. Darüber hinaus besitzt der Reifen einen großen umlaufenden Kanal, um die Aquaplaning-Widerstandsfähigkeit zu erhöhen und eine einzigartige geräusch-absorbierende Lauläche. (zp) Internationales Verkehrswesen (67) 2 | 2015 10 IM FOKUS Japan will zur Wasserstof-Gesellschaft werden M it einem Zuschuss von umgerechnet knapp 15 000 EUR pro Auto will Japan den Kauf eines Toyota Mirai fördern, der in diesem Frühjahr auf den Markt gekommen ist und in Japan knapp 50 000-EUR kostet. Das Fahrzeug fährt mit Wasserstof in einem Tank hinter der Rückbank und Brennstofzelle unter dem Vordersitz rund 500 km weit und kann in weniger als fünf Minuten aufgetankt werden. Mit der Förderung ist der Wagen nicht teurer als eine herkömmliche japanische Luxuslimousine. Darüber hinaus will die japanische Regierung den Ausbau der Wasserstoftankstellen-Infrastruktur inanziell unterstützen. Bereits in diesem Jahr sollen 100 neue Anlagen hinzukommen. Auch die Fahrzeugproduzenten wie Nissan, Honda und Toyota wollen sich an der Förderung der Infrastruktur beteiligen. Honda plant noch in diesem Jahr ebenfalls ein Serienmodell mit Brennstofzelle. Um den Weg zu einer Wasserstof-Gesellschaft zu ebnen, bezuschusst Japan zudem Unternehmen, die Wasserstokraftwerke entwickeln, mit umgerechnet rund 18,5 Mio. EUR pro Jahr. Bis 2020 soll eine erste große Pilotanlage entstehen, die spätestens 2030 mit der kommerziellen Stromerzeugung beginnen kann. Auch Firmen, die Wasserstoftankschife bauen, werden gefördert. Hier gehört die Entwicklung von Wasserstobehältern für den Seetransport zu den großen technischen Herausforderungen. Bei den deutschen Automobilbauern wird voraussichtlich Daimler der erste mit einem Wasserstof-Serienfahrzeug sein, hat die Einführung aber auf mindestens 2017 verschoben. Zusammen mit Nissan und Ford wird in einem Gemeinschaftsprojekt getüftelt. BMW wird voraussichtlich 2020 mit einem Wasserstofauto an den Markt gehen. Auch in Deutschland mangelt es an einem entsprechenden Tankstellennetz. Bis zum Jahr 2023 soll es 400 Stationen geben, bisher sind es 16. (zp) Durch die unterlurige Montage der Brennstofzellen-Stacks und Wasserstoftanks liegt der Fahrzeugschwerpunkt des Mirai tiefer. Foto: Toyota Paris plant Umweltzone, Berlin fördert E-Autos P aris verbannt stufenweise Fahrzeuge mit Dieselmotor oder alten Ottomotoren aus der Stadt. Der Stadtrat hat im Februar einen Aktionsplan im Interesse von Gesundheit und Lebensqualität verabschiedet, der zum 1. Juli 2015 bereits LKW und Bussen, die vor dem 1. Oktober 2001 zugelassen wurden und der Abgasnorm Euro II oder schlechter entsprechen, die Einfahrt in die Stadt verbietet. Der Plan soll die Luftbelastung durch Abgase senken. Alle Fahrverbote gelten für das gesamte Stadtgebiet mit Ausnahme der Ringautobahn und der angrenzenden Stadtwälder Bois de Boulogne und Bois de Vincennes. Die Vorschriften sollen stufenweise verschärft werden, so dass 2020 keine Fahrzeuge mit Dieselmotor mehr in Paris fahren dürfen. Verstöße werden mit einem Bußgeld geahndet. Um Transportunternehmen und Gewerbetreibenden den Umstieg auf umweltverträglichere LKW zu erleichtern, will die Stadt die Unternehmen inanziell unterstützen. Bei LKW, Bussen und Transportern mit Flüssiggas-, Hybrid- oder Elektroantrieb soll die Beihilfe 15 % des Kaufpreises betragen, maximal 9000 EUR je Fahrzeug. Um den Plan durchzusetzen, werden Plaketten zur Fahrzeugkennzeichnung ausgegeben und später durch Fahrzeugidentiizierung per Chip oder das elektronische Einlesen und Abgleichen der Kennzeichen bei Einfahrt in die Stadt kontrolliert. Der deutsche Bundestag hat im März den Regierungsentwurf für ein Elektromobilitätsgesetz mit kleinen Änderungen angenommen. Kommunen können künftig für Elektroautos Standplätze an Ladesäulen reservieren, Parkplätze kostenlos anbieten oder ihnen Busspuren öfnen. Die Privilegien sollen auch für elektrisch betriebene Lieferfahrzeuge der Fahrzeugklasse N2 gelten, soweit diese im Inland mit PKW-Führerschein geführt werden dürfen. Eingeschlossen sind damit Kraftfahrzeuge bis 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht, die mindestens 40- km rein elektrisch zurücklegen können. Die Bestimmungen gelten auch für Hybridfahrzeuge. Der Entwurf sieht vor, dass über eine zusätzliche Verordnung spezielle Kennungen für privilegierte Elektrofahrzeuge geschafen und die Straßenverkehrsordnung geändert wird. Das Gesetz läuft zunächst bis 2026. Alle drei Jahre muss ein Bericht darüber Auskunft geben, wie elektrisch betriebene Fahrzeuge beschafen und ausgerüstet sind, wie sie geladen werden können und wie die Ladeinfrastruktur entwickelt ist, um das Gesetz eventuell nachjustieren zu können. Kaufprämien für Elektrofahrzeuge wird es weiterhin nicht geben. Wann eine erwogene Sonderabschreibung für solche Fahrzeuge kommt, ist noch nicht abzusehen. Inwieweit die Kommunen handeln werden, bleibt ihnen überlassen. (zp)
