eJournals Internationales Verkehrswesen 67/2

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2015-0051
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2015
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ÖPNV braucht Generalisten

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Carsten Sommer
Der Öfentliche Personennahverkehr wird Marktanteile verlieren, wenn er seine Führungskräfte nicht zu Generalisten spezialisiert. Diese These hat eine Recherche unter Vertretern der ÖPNV-Branche aus ganz Deutschland bestätigt. Die Universität Kassel stellt sich der Herausforderung. Der berufsbegleitende Masterstudiengang ÖPNV + Mobilität mit Dozenten aus der Praxis führt Ingenieure, Ökonomen, Juristen sowie eine Vielzahl anderer Akademiker mit einem ersten Studienabschluss zum Master of Science auf dem Gebiet des ÖPNV.
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Internationales Verkehrswesen (67) 2 | 2015 64 MOBILITÄT Weiterbildung ÖPNV braucht Generalisten Berufsbegleitender Masterstudiengang ÖPNV + Mobilität für-Führungskräfte an der Universität Kassel Führungskräfte, Verkehrsunternehmen, Weiterbildung, Masterstudium, ÖPNV Der Öfentliche Personennahverkehr wird Marktanteile verlieren, wenn er seine Führungskräfte nicht zu Generalisten spezialisiert. Diese These hat eine Recherche unter Vertretern der ÖPNV-Branche aus ganz Deutschland bestätigt. Die Universität Kassel stellt sich der Herausforderung. Der berufsbegleitende Masterstudiengang ÖPNV + Mobilität mit Dozenten aus der Praxis führt Ingenieure, Ökonomen, Juristen sowie eine Vielzahl anderer Akademiker mit einem ersten Studienabschluss zum Master of Science auf dem Gebiet des ÖPNV. Der Autor: Carsten Sommer D ie Universität Kassel hat sich bei führenden öfentlichen Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgern umgehört (siehe Infobox): Die neuen Medien und sozialen Netzwerke verändern das Verhalten der Kunden, heißt es in Frankfurt. Neue Angebote wie Carsharing und Pedelecs „knabbern“ am Marktanteil des ÖPNV, heißt es in Göttingen. Der Erhalt der gewachsenen Strukturen bei ungesicherter Finanzierung erfordere ein neues, ideologiefreies und vernetztes Denken in der Verkehrswirtschaft, urteilen die Berliner Verkehrsbetriebe. Und wer sich der Veränderung am Markt und in der Qualiikation der Führungskräfte verschließe, werde „abgekoppelt“, sind die Hannoveraner überzeugt. Die neuen Kunden denken und reisen multimodal. Darauf muss sich der Öfentliche Verkehr einstellen. Nicht zuletzt darum lobt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Profil des Studiengangs Studiengang ÖPNV + Mobilität Akademische Leitung Univ.-Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommer Abschluss Master of Science Typ Berufsbegleitender Weiterbildungsstudiengang Akkreditierung im Fachbereich Bauingenieur- und Umweltingenieurwesen der Universität Kassel Credits 90 ECTS (+ 30 Credits optional gem. Prüfungsordnung) Dauer 24 Monate + 6 Monate Masterthesis Studierende ca. 15 pro Studienjahrgang Präsenzzeiten 34 Seminartage in 17 Blöcken (i.d.R. Fr. / Sa.) Studiengangssprache deutsch Blended Learning Präsenzveranstaltungen, Kleingruppenarbeit und E-Learning Prüfungsleistungen Klausuren, Hausarbeiten, Präsentationen, mündliche Prüfungen Voraussetzungen erster Hochschulabschluss, Berufserfahrung Studienentgelt 13 500 EUR (2700 EUR je Semester) zzgl. studentischer Semesterbeitrag VDV-Zuschuss Der VDV kann einen Zuschuss zum Studienentgelt in Höhe von bis zu 4000 EUR geben Tabelle 1: Studiengangproil des Masterstudiengangs ÖPNV + Mobilität an der Universität Kassel Foto: Klaas Hartz/ pixelio MOBILITÄT Weiterbildung Internationales Verkehrswesen (67) 2 | 2015 65 Weiterbildung MOBILITÄT den berufsbegleitenden Masterstudiengang ÖPNV + Mobilität als „exzellentes Angebot“ an die Verkehrsbranche und ihre Beschäftigten. Die Renaissance der Klassiker Ein Rückblick hilft, um den Wandel des ÖPNV in seiner ganzen Dimension zu verstehen. Die heutigen öfentlichen Verkehrssysteme entstanden im Ursprung in einem entfernten Jahrhundert, da die Deutschen eher Untertanen als Bürger waren, als noch Sirenen die Arbeiter zu den Fabriken riefen, als ausgediente Soldaten für das Lehramt herangezogen wurden und Schulen, Besserungsanstalten und Gefängnisse einander nicht unähnlich waren. Schafner trugen Uniformen mit Schulterklappen wie Soldaten und Polizisten. Mit dem gesellschaftlichen und kulturellen Wandel in den 50er bis 70er Jahren des 20. Jahrhunderts kam der Aubruch in die Individualität auch in der Mobilität. Der Niedergang des ÖPNV brach an. Die Bahn wurde zum Verkehrsmittel für Auszubildende, Arme und Alte, also für all jene, die sich eben nichts anderes leisten konnten. Doch im Niedergang kam die Wende, die Renaissance der Klassiker. Mit dem S-Bahn-Bau in Ballungsräumen etwa zur Olympiade 1972 in München und der Rückbesinnung auf die Stärken der Straßenbahn zunächst nur in wenigen Städten während der 80er Jahre kehrte ein neuer Geist in das überkommene System ein. Wenig später, in den Neunzigern, kam der frische Wind des Wettbewerbs hinzu. Nun entstanden Verkehrsverbünde mit einheitlichen Fahrplänen und Tarifen, die als kundenorientierte Dienstleister ihre Zielgruppen analysierten und Angebote auf sie zuschnitten. Längst gibt es Mobilitätsangebote für Jugendliche, für Nachtschwärmer, für Studenten oder Senioren. Es gibt Jobtickets und Entdeckungsreisen zu Freizeitzielen mit Bussen und Bahnen. Die junge Generation denkt multimodal Dieser Wandel ist noch lange nicht abgeschlossen. Denn die junge Generation hat eine andere Idee von Mobilität als die ihrer Eltern oder Großeltern, für die das Motorrad oder Auto Symbol für Freiheit, für Ausbruch und Aubruch war. Für jene, die heute jung sind, sind Motorräder und Autos vielfach Statussymbole von gestern. Die nachwachsende Generation beherrscht das multimodale Denken. Viele Jüngere wollen kein Auto besitzen, sie wollen es mit anderen teilen. Sie nutzen jeweils das beste Verkehrsmittel, auch im Wechsel miteinander, um ihr Verhalten zu optimieren. Leihfahrrad und Flugzeug stehen für diese Generation, die schon als Schüler oder Student international auf Reisen ist, gleichberechtigt nebeneinander. Darum suchen sie auch nach Konzepten, die ihnen den Zugang zu allen Verkehrsmitteln in ihrem gesamten Lebensraum ofen halten. Moderne Kommunikations- und Informationstechniken erlauben die Orientierung, die Buchung und Bezahlung von Verkehrsdienstleistungen weltweit. Der ÖPNV ist darum der ge- Referat Mobilitäts- und Verkehrsplanung Für den Fachbereich II - Verkehrsmodelle/ Projekte/ Stellplatzablöse - suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt 1 Baurätin/ -rat BesGr. A 13 BesO; Kennziffer F6030/ 0008 Zu Ihren Aufgaben gehören: Sachbearbeitung und Leitung von gesamtstädtischen und teilräumlichen Verkehrsprojekten; komplexe konzeptionelle Planungen, Ausgestaltung der Aufgabenstellung, des Bearbeitungsumfangs und der Projektabwicklung; Organisation der Beteiligungsprozesse anderer Ämter und externer Institutionen; Bearbeitung verkehrlicher Fragestellungen; Erarbeitung neuer und Überprüfung und Fortschreibung bestehender Konzepte; Betreuung von Gutachten und Planungsaufträgen an Dritte; Präsentation von Arbeitsergebnissen in der Öffentlichkeit und den städtischen Gremien; Vertretung der Fachbereichsleitung bei verkehrsplanerischen Themen. Wir erwarten: Abgeschlossenes Studium als Ingenieur/ in (Dipl.-Ing. (TU/ TH) oder Master) Fachrichtung Bauingenieurwesen mit der Befähigung für den höheren technischen Verwaltungsdienst (Große Staatsprüfung) oder vergleichbare Qualifikation mit einschlägiger Berufserfahrung; fundierte Kenntnisse von Methoden und Verfahren der kommunalen Verkehrsplanung, Erfahrungen in diesem Bereich von Vorteil; detaillierte Kenntnisse und sicherer Umgang mit den gängigen MS-Office-Programmen; Verhandlungs- und Organisationsgeschick sowie ausgeprägte Lösungsorientierung im Rahmen der Leitung von Projekten; Kreativität bei der Erarbeitung von Planungskonzepten sowie Kommunikations- und Teamfähigkeit; interkulturelle Kompetenz. Hinweise: Bei Nichterfüllen der beamtenrechtlichen Voraussetzungen ist die Beschäftigung im Arbeitsverhältnis nach EGr. 13 TVöD möglich. Die Stadt Frankfurt am Main strebt an, den Anteil von Frauen in diesem Bereich zu erhöhen. Bewerbungen von Frauen werden daher besonders begrüßt. Darüber hinaus suchen wir ebenfalls zum nächstmöglichen Zeitpunkt für den Fachbereich II - Verkehrsmodelle/ Projekte/ Stellplatzablöse - 1 Techn. Angestellte/ n EGr. 13 TVöD / VergGr. II BAT; Kennziffer F6030/ 0025 Zu Ihren Aufgaben gehören: Entwicklung und Aufbau eines städtischen Verkehrsmodells auf Grundlage der Verkehrsdatenbasis Rhein-Main (VDRM); Beschaffung, Analyse und Einarbeitung aktualisierter Struktur- und Verhaltensdaten; Erarbeitung und Auswertung von Analysen und Prognosen zu gesamtstädtischen und teilräumlichen Verkehrskonzepten mit Hilfe der Planungssoftware PTV Visum; Aktualisierung und Weiterentwicklung der Verkehrsdatenbasis Rhein-Main (VDRM); Abstimmung von Arbeitsergebnissen mit Dritten und Präsentation in den städtischen Gremien sowie in der Öffentlichkeit; Betreuung von Gutachten und Planungsaufträgen an Dritte. Wir erwarten: Abgeschlossenes Hochschulstudium (TU/ TH Dipl.-Ing. oder Master) Fachrichtung Bauingenieurwesen oder vergleichbare Qualifikation mit einschlägiger Berufserfahrung; fundierte Kenntnisse von Methoden und Verfahren der kommunalen Verkehrsplanung, Erfahrungen in diesem Bereich von Vorteil; sicherer Umgang mit Verfahren zur Verkehrsmodelltechnik; detaillierte Kenntnisse und sicherer Umgang mit den gängigen MS-Office-Programmen sowie der Software PTV Visum; Verhandlungs- und Organisationsgeschick; Kreativität bei der Aufgabenlösung; Kommunikations- und Teamfähigkeit; interkulturelle Kompetenz. Allgemeine Hinweise: Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit zur Teilzeitbeschäftigung. Schwerbehinderte Menschen werden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt. Bewerbungen von Menschen aller Nationalitäten sind ausdrücklich erwünscht. Für weitere Auskünfte steht Ihnen Herr Fleischer unter der Rufnummer (069) 212-35321 zur Verfügung. Ihre aussagefähigen Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte bis zum 18.05.2015 unter Angabe der jeweiligen Kennziffer an den: Magistrat der Stadt Frankfurt am Main Personal- und Organisationsamt - 11.62 - Alte Mainzer Gasse 4, 60311 Frankfurt am Main oder per E-Mail an: pvm.amt11@stadt-frankfurt.de Internationales Verkehrswesen (67) 2 | 2015 66 MOBILITÄT Weiterbildung borene Akteur im Zentrum eines Netzwerks, das Fahrradleihsysteme und E-Bikes betreibt, das eine Mitfahrzentrale mit klaren, durchschaubaren Tarifangeboten auch im ländlichen Raum unterhält, wo ein Angebot an Bahn- oder Buslinien nicht mehr aufrechtzuerhalten sein wird, und wo Apothekenkuriere, Plegedienste oder Auslieferdienste von Bäckereien zu Verkehrsdienstleistern werden können. Neben Bus und Bahn treten Ridesharing und Carsharing. Wer organisiert den Verkehr: Google oder der ÖPNV? Die Vernetzung dieser Verkehrsträger aus der Sicht des Kunden ist eine gewaltige Herausforderung. Bald könnte Google der Organisator von Mobilität werden, wenn die Verkehrsbetriebe diesen Wandel verschlafen. Die Debatte um Mitfahrzentralen und Taxidienste im Internet zeigt, wie weit die Wirklichkeit den regulierten Strukturen in Deutschland schon voraus ist. Gesetze und Verbote können die Zukunft nicht anhalten - das alte Denken beschleunigt den Wandel sogar. Das zeigen die Streiks der Lokomotivführer im Jahr 2014. Sie verursachen sogar Nachfrage nach anderen Konzepten wie dem autonomen Fahren. Wenn die alten, zentralistischen Strukturen ihr Versagen offenbaren, weil Züge wegen Streiks nicht mehr verkehren, kommt das selbstfahrende Auto gerade im rechten Moment um die Ecke zum wartenden Kunden, für den die Mobilität fast so wichtig geworden ist wie Nahrungsmittel. Diese Herausforderungen zwingen die ÖPNV-Anbieter wiederum zur Bildung sinnvoller Einheiten, die vernetzt und groß genug sind, um Mobilität als Ganzes zu erkennen wie in der Region Hannover, wo ÖPNV, Straßenplanung und Regionalplanung Teil eines umfassenden Verkehrsmanagements sind. Vielseitige Mobilität verlangt vielseitige Talente Kurzum: Der ÖPNV verliert Marktanteile, wenn er sich nicht mit Professionalität auf den politisch gewollten Wettbewerb, auf die neuen Angebote der anderen Anbieter und auf die veränderten Erwartungen der Kunden einstellt. Doch eben dieser ÖPNV leidet am Fachkräftemangel vom Busfahrer bis hin zum Akademiker. An Ingenieuren fehlt es schon seit langem. Vor allem aber fehlen Generalisten, die sich auf den ÖPNV spezialisieren, um den Wandel des ÖPNV weg vom Transporteur der Zwangskunden hin zum modernen Verkehrsdienstleister für selbstbewusste, anspruchsvolle Kunden zu gestalten. Der berufsbegleitende Masterstudiengang, in den die Universität Fachleute von Verkehrsunternehmen, Aufgabenträgern und Planungsbüros aus ganz Deutschland als Dozenten eingebunden hat, ist ein Angebot der Wissenschaft, das aukommende Problem zu lösen (siehe Tabelle 1). Hier studieren nicht nur Ingenieure oder Ökonomen, sondern häuig Quereinsteiger wie Historiker und Wirtschaftspädagogen, denen es zwar an Grundwissen im ÖPNV fehlt, die aber eine weitere Herausforderung suchen, und denen es leichter fällt, sich auf fachübergreifende Fragestellungen einzulassen. Die positive Resonanz in der Fachwelt bestärkt die Verantwortlichen des Studiengangs. Der Dialog mit den Vertretern der Praxis zeigt auch dem Beobachter aus der Wissenschaft: Die Verkehrsunternehmen haben ein speziisches Wissen, sie brauchen aber auch die Gesamtschau. Die Unternehmen haben einen Bedarf an Generalisten, und um ihn zu decken, müssen Wissenschaft und Praxis gemeinsam um das passende Bildungsangebot ringen. Wenn Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen die Herausforderungen nicht auf ihre gemeinwohl-orientierte Weise bewältigen, werden es andere tun. Auf ihre Weise. ■ Carsten Sommer, Prof. Dr.-Ing. Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme, Universität Kassel c.sommer@uni-kassel.de NACHGEFRAGT Die Chancen nutzen So urteilten Entscheider im Interview mit der Universität Kassel über die Notwendigkeit des berufsbegleitenden Masterstudiengangs ÖPNV + Mobilität. Frankfurt: „Gewinn für Fahrgäste, Studenten und die Aufgabenträger“ Dr. Dorothea Kalleicher, Prokuristin „Lokale Nahverkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH traiQ“: „Um Chancen für den ÖPNV, die sich durch die innovativen Medien und sozialen Netzwerke zur Neukundengewinnung, Kundenbindung sowie betrieblichen Optimierung ergeben, zu erschließen, bedarf es des Miteinanders der jungen Nutzer, praxisnaher Experten und interdisziplinärer Wissenschaft. Lassen Sie uns auch mit dem berufsbegleitenden Masterstudiengang gemeinsam, zielorientiert und mit Gewinn für Fahrgäste, Studenten und die Aufgabenträger daran arbeiten, dass der ÖPNV seine Chancen nutzt und mehrt.“ Göttingen: „Wir brauchen Leute, die vernetzt denken“ Michael Neugebauer, Geschäftsführer der Göttinger Verkehrsbetriebe GmbH, hält das Denken im ÖPNV heute für „zu eindimensional“ und fordert: „Wir müssen die Herausforderungen im Denken und Handeln übergreifender und vernetzter angehen. Der ÖPNV muss eine gestaltende Rolle im sich zunehmend individualisierenden Mobilitätsmarkt spielen, um nicht an Bedeutung zu verlieren. Ich will nicht reagieren, ich will agieren. Dafür brauche ich die richtigen Leute.“ Hannover: „Wer verschlossen ist, wird abgekoppelt“ „Jeder plant für sich allein - das ist vorüber“, sagt Klaus Geschwinder, Teamleiter Verkehrsentwicklung und Verkehrsmanagement im Fachbereich Verkehr für die Region Hannover: „Wir müssen übergreifend arbeiten, den ÖPNV in die Mobilitätswirtschaft einbinden. Dafür brauchen wir mehr als die klassischen Ingenieure, Ökonomen und die Geographen für die Linienführung.“ Geschwinder genügt es nicht, die Fertigkeiten für eine Disziplin zu vermitteln, sondern ihm kommt es auf die Wechselbeziehung zwischen den Disziplinen an - etwa zwischen Siedlungsentwicklung, Einzelhandel, Umweltschutz und Verkehr. Der Studiengang vermittelt nach seinen Worten das „übergreifende Arbeiten“. Er sei allerdings „sehr anspruchsvoll und erfordert den Einsatz der Studenten und der erfolgreichen Unternehmen im Markt, die ihren besten Kräften das berufsbegleitende Studium ermöglichen“. Wer das Curriculum jedoch absolviere, werde „an der Spitze der Veränderung stehen. Wer verschlossen ist, wird abgekoppelt.“ Berlin: „Für ein ideologiefreies, vernetztes Verkehrsdenken“ Hans-Christian Kaiser, Bereichsleiter U-Bahn der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), hat im Interview „begeisterte Engineering-Teams für ein modernes, ideologiefreies und vernetztes Verkehrsdenken“ gefordert. Das klassische Wissen der Ingenieure aus dem Maschinenbau und dem Bauwesen, die Kompetenz des Wirtschafts- und Verkehrsingenieurs werden nach Kaisers Aufassung weiterhin gebraucht, aber sie reichen nicht mehr aus, weil die Welt des ÖPNV immer komplexer wird. Anstatt einzelne Verkehrsmittel - wie die Straßenbahn - zu bevorzugen, müsse in einer Stadt wie Berlin die Schnellbahn mit dem Fahrradverkehr, das Auto mit der Wasserstraße verknüpft werden. Details zum Studiengang sind im Internet unter http: / / www.unikims.de/ oepnv zu inden.