Internationales Verkehrswesen
iv
0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2016-0029
41
2016
682
Verzögern und verweigern
41
2016
Gerd Aberle
iv6820006
Internationales Verkehrswesen (68) 2 | 2016 6 IM FOKUS Offene Ladeschnittstelle für Elektrobussysteme Z ahlreiche Nahverkehrsunternehmen in Europa bereiten sich auf den Einsatz von Elektrobussen vor. Die Europäischen Normungsorganisationen CEN (Europäisches Komitee für Normung) und CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung) sowie die Internationale Organisation für Normung (ISO) und die Internationale Elektrotechnischen Kommission (IEC) arbeiten bereits an einer Standardisierung der technischen Einrichtungen. Allerdings werden die europäischen Normen voraussichtlich erst 2019, die internationalen Normen im Jahr darauf in Kraft treten. Weil jedoch in vielen Städten bereits Elektrobussysteme eingesetzt werden, haben die europäischen Bushersteller Irizar, Solaris, VDL und Volvo sowie die Ladesystem-Lieferanten ABB, Heliox und Siemens freiwillig vereinbart, die Interoperabilität von Elektrobussen herzustellen. Gängige, bevorzugte technische Schnittstellen werden für alle Marktbeteiligten geöffnet und für Elektrobusse mit sogenannter Zwischenladung - also die Schnellladung an Endhaltestellen - und für über Nacht aufgeladene Elektrobusse verwendet. Alle Beteiligten arbeiten aktiv an den europäischen Normungsaktivitäten mit. Ziel ist es, das Umsteigen auf elektrische Bussysteme in Städten zu erleichtern sowie Zuverlässigkeit und Kompatibilität aller Busmarken und Ladesystemlieferanten zu gewährleisten. Andere Bushersteller und Ladesystemlieferanten sind zur Zusammenarbeit eingeladen. Für das Zwischenladen verwendet das System die automatische Kontaktierung durch einen Stromabnehmer, drahtlose Kommunikation sowie Kontaktplatten und Infrastruktureinrichtungen, die das Fahrzeug automatisch mittels Stromabnehmer kontaktieren. Für das Laden von Elektrobussen über Nacht wird die Schnelllade- Norm für Fahrzeuge (CCS) als Basis für den Stecker und für die Kommunikation verwendet. red Automatisches Zwischenladen mit Stromabnehmer Foto: Siemens Fraunhofer IML stellt rollende Transportdrohne vor L ogistische Pilotprojekte erforschen derzeit die möglichen Anwendungsgebiete von Flug-Drohnen etwa für die Paketzustellung. Allerdings verfügen Flugroboter bei hohem Energiebedarf nur über geringe Transportkapazität - und sie dürfen aus Sicherheitsgründen nicht in Bereichen fliegen, in denen zeitgleich Menschen arbeiten. Nun hat das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML eine rollende Transportdrohne entwickelt, die beide Probleme lösen soll: Die ballförmige Drohne rollt, wenn sie kann, und fliegt nur, wenn sie muss. 3D-gedruckte umlaufende Streben umschließen Transportgut und Antrieb, das runde Gehäuse schützt gleichermaßen Mitarbeiter und Rotoren. „Ball-Drohnen“ sind rollend deutlich energieeffizienter als reine „Flug-Drohnen“ und können zudem gefahrlos zusammen mit Menschen im selben Bereich arbeiten. Die Transportdrohnen führen Aufgaben autonom aus und organisieren sich im Schwarm selbst. Zunächst dient die 1500 g leichte Drohne des Fraunhofer IML dem innerbetrieblichen Transport kleiner und leichter Güter bis 700- g: Sie wird mit den Zieldaten versorgt, findet autonom ihren Weg und rollt dabei meist über den Boden - energiesparend. Erst wenn Höhenunterschiede zu überbrücken, Hindernisse zu überwinden und hohe Regalebenen zu erreichen sind, wird der Ball zum Flieger. Bestimmte Abwärtsbewegungen kann die Drohne fliegend, aber auch schwerkraftgetrieben auf Schienen bewältigen, was zusätzlich Energie spart. Die Technologie ist skalierbar und insgesamt deutlich flexibler als bisherige Lösungen wie Rohrpost oder vergleichbare Fördertechnik. red Foto: Fraunhofer IML Internationales Verkehrswesen (68) 2 | 2016 7 IM FOKUS Telematikdaten von Zugmaschine und Auflieger kombinieren E ine Vielzahl von Telematikdaten, jedoch nur ein System und nur eine Darstellung im FleetBoard Cockpit des Disponenten in der Spedition: Das FleetBoard Trailer Management fasst die Telematikdaten von Zugmaschine und Auflieger zusammen und stellt sie dem Disponenten gemeinsam auf seinem Bildschirm im Fleet- Board Cockpit dar. Dazu hat FleetBoard zwei unterschiedliche Trailerdienste entwickelt, die im zweiten Quartal 2016 verfügbar sein sollen. Der Dienst Trailer ID wird für Mercedes-Benz-Nutzfahrzeuge der neuesten Generation angeboten und übermittelt die Position des Trailers und dessen Kopplungsstatus. Die Sattelzugmaschine erkennt, ob ein Trailer angeschlossen ist und identifiziert diesen anhand der Fahrzeug-Identifikationsnummer (FIN) über die elektronische Bremsanlage. Die Daten werden zusammen mit den Daten der Zugmaschine über den Bordrechner des LKW ins Unternehmen übermittelt. Damit ist der Standort des Trailers bekannt und gleichzeitig ersichtlich, ob der LKW den richtigen Trailer zieht. Der Dienst Trailer Data sendet eine Vielzahl weiterer Informationen zu Aufbau und Fahrgestell des Trailers. Dazu gehört zum Beispiel der exakte Trailertyp und seine Position, unabhängig vom Zugfahrzeug. Bei Kühlaufliegern überträgt Trailer Data unter anderem den Status der Türen, die Temperaturaufzeichnung des Trailers sowie Status, Betriebsart und Einschaltdauer des Kühlaggregats. Dazu kommen wesentliche Daten zum technischen Zustand des Fahrgestells. Hierzu zählen etwa Achslasten, Reifenluftdruck oder Zustand der Bremsbeläge. Sämtliche Daten können im Fleet- Board Cockpit abgerufen werden. red Mobilität Die Landeshauptstadt München sucht für das Kreisverwaltungsreferat zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/ n Leiter/ in der Hauptabteilung Straßenverkehr Die Stelleninhaberin bzw. der Stelleninhaber verantwortet die Leitung der Hauptabteilung III Straßenverkehr mit insgesamt 645 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fachrichtung Technik und Naturwissenschaft sowie Verwaltung und Finanzen. Die Hauptabteilung III Straßenverkehr des Kreisverwaltunsgreferates umfasst derzeit folgende Organisationseinheiten: Abteilung 1 Verkehrsmanagement Abteilung 2 Fahrzeugzulassungs- und Fahrerlaubnisbehörde Abteilung 3 Verkehrsüberwachung Weitere Details zu der ausgeschriebenen Stelle mit der Verfahrens-Nr. 16-227-075 finden Sie im Internet unter: www.muenchen.de/ stellen Deutschland braucht wettbewerbsfähige Schifffahrt E ine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young und des Fraunhofer CML mit dem Titel „Schifffahrtsstandort Hamburg - Stärken, Herausforderungen und Zukunftspotentiale“ liefert wertvolle Hinweise für die maritime Strategie der Bundesregierung, um die Zukunftsfähigkeit des maritimen Standortes Deutschland zu sichern. Das betont Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes Deutscher Reeder (VDR). Die Studie belege, dass die maritime Wirtschaft in Deutschland nur mit einer starken Schifffahrt eine Zukunft hat. Zum Vergleich der Hansestadt Hamburg mit anderen Standorten und den bestehenden Handlungsoptionen in der Studie sagte Nagel: „Wir müssen die maritime Ausbildung und das Know-how am Standort auf Weltniveau halten und weiter internationalisieren.“ Die Entwicklung und erfolgreiche Einführung von Innovationen in der Schifffahrt müsse besser unterstützt werden. Nur eine breite Förderung könne helfen, Schiffe mit dem sauberen Brennstoff Flüssiggas (LNG) in Fahrt zu bringen. Die Verwaltung müsse vereinfacht, die steuerlichen Rahmenbedingungen noch besser an- die veränderten Geschäftsmodelle in der Schifffahrt angepasst werden. VDR/ red Die Studie zum Download: http: / / www.cml.fraunhofer.de/ content/ dam/ cml/ de/ documents/ Studien/ gutachten-schifffahrtsstandort.pdf Trailer Data sendet zahlreiche Informationen zu Aufbau und Fahrgestell des Aufliegers. Quelle: Fleetboard Internationales Verkehrswesen (68) 2 | 2016 8 IM FOKUS Flugzeugturbinen werden in Zukunft sauberer D ie Empa - Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt hat gemeinsam mit SR Technics und dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) der Schweiz ein Verfahren für die Messung von Feinstaubpartikeln aus Flugzeugtriebwerken entwickelt. Die Arbeiten für den neuen weltweiten Standard wurden durch das BAZL in Partnerschaft mit der amerikanischen Luftfahrtbehörde geleitet. Die Messung ultrafeiner Staubpartikel aus Flugzeugtriebwerken ist technisch anspruchsvoll. Nun haben die Experten einen Prüfstand und ein Verfahren entwickelt, mit dem dieser Feinstaubausstoß standardisiert gemessen werden kann, und in internationalen Projekten Messsystem und Instrumentierung bis zur Einsatzreife erprobt. Das Messsystem liefert neben der Masse der Partikel auch die Anzahl der ausgestoßenen Partikel pro Liter Treibstoff. Dabei werden kleinste Partikel mit weniger als einem hunderttausendstel Millimeter Durchmesser erfasst. Die von BAZL, SR Technics und Empa maßgeblich entwickelte Messvorschrift wurde im Februar vom Umweltgremium der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO angenommen. Die definitive Verabschiedung durch den ICAO-Rat wird 2017 erwartet. Alle ab 1. Januar 2020 in Produktion befindlichen Triebwerkstypen für Passagierflugzeuge müssen nach der neuen Vorschrift zertifiziert werden. Empa/ red Verhalten von CFK-Bauteilen am Flugzeug Ü ber das Verhalten kohlenstofffaserverstärkter Kunststoffe (CFK) während eines Flugs ist bislang wenig bekannt. Sicher war nur, dass sie sich während eines Flugs anders verhalten als das übliche Aluminium. Fraunhofer-Forscher haben nun im Rahmen der Clean-Sky-Forschungsinitiative mit Hilfe eines auf Lichtwellenleitern basierenden Messaufbaus exakt nachgewiesen, wie stark sich CFK-Teile während des Fliegens verformen. Als Testflugzeug diente ein Mittelstreckenmodell für etwa 70 Passagiere. Für die Flüge wurde ein etwa fünf Meter langes CFK-Bauteil an der oberen Außenhaut des Rumpfes eingesetzt, das zu den am stärksten belasteten Bauteilen beim Flug zählt. Optische Messfasern detektierten mit Hilfe der Lichtwellenleiter-Technologie schon minimale Verformungen sehr exakt, was mit herkömmlichen metallischen Dehnungsmessstreifen nicht möglich ist. Die Werte waren so genau, dass man allein aufgrund der Dehnungssignale auf das Flugprofil hätte schließen können. Flugzeugbauer können mit diesen Daten Bauteile so designen, dass sie den im jeweiligen Flugzeugmodell auftretenden Belastungen exakt standhalten. Das gelingt bisher nur näherungsweise. Deshalb integrieren Flugzeugbauer CFK sicherheitshalber überdimensioniert in neue Modelle. Ziel des Projektes war es also, noch leichtere CFK- Bauteile zu ermöglichen und so zusätzlich Treibstoff zu sparen. Außerdem lässt sich das Messverfahren einsetzen, um Strukturen während des Flugs auf ihren Zustand hin zu überwachen: Änderungen im Verformungsverhalten könnten auf Schäden hindeuten - im Gegenzug könnte man intakte Bauteile ohne Sicherheitsrisiko deutlich länger im Einsatz belassen. red Faherloser Stapler versteht Sprache und Gesten G emeinsam mit der Jungheinrich AG und weiteren Partnern haben die Forscher des IPH - Institut für Integrierte Produktion Hannover gGmbH einen fahrerlosen Schubmaststapler entwickelt, der menschliche Sprache versteht und Gesten deuten kann. In einer Fabrik der Zukunft müssen sich Lagerarbeiter nicht mehr selbst ans Steuer eines Gabelstaplers setzen, sondern können Arbeitsaufträge an „intelligente“, fahrerlose Transportfahrzeuge abgeben. Bei Arbeitsanweisungen wie „Lagere diese Palette in Regal 3“ versteht das Fahrzeug nicht nur die Worte, sondern auch die dazugehörigen Gesten und erkennt beispielsweise, auf welche Palette die Person zeigt. Zudem findet sich das Fahrzeug selbstständig in Fabriken und Lagerhallen zurecht. Mithilfe von 3D-Kameras erfasst es seine Umgebung und orientiert sich ähnlich wie ein Mensch, indem es sich markante Punkte im Raum merkt. Verändert sich die Umgebung, weil etwa ein Regal zur Seite gerückt wird, kann sich das Fahrzeug daran anpassen. Dadurch ist es in der Lage, sich frei zu bewegen. Im Gegensatz zu bisherigen fahrerlosen Transportsystemen benötigt der „intelligente“ Stapler keinerlei vorgegebene Wege, etwa in Form von Magnetsensoren oder Führungslinien auf dem Boden. Weil diese Investitionen entfallen, könnte sich die Technologie auch für kleine und mittlere Unternehmen lohnen. red Dem Testflugzeug wurde ein etwa fünf Meter langes CFK-Bauteil (rot) eingesetzt. Foto: Alenia Aermacchi Technologiestudie: Der fahrerlose Stapler versteht menschliche Sprache und Gesten. Foto: Jungheinrich AG
