Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2016-0034
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2016
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Supply Chain Management in Zeiten der Digitalisierung
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Frauke Heistermann
Christian Wendt
Lieferketten sind das tragende Gerüst der Logistik. Sie gewährleisten stabile Versorgungsprozesse, verknüpfen Beschaffungs- und Absatzmärkte, stellen Geschäftsbeziehungen über Kontinente hinweg sicher. Damit das reibungslos funktioniert, müssen eine Vielzahl von Dienstleistungspartnern über Unternehmens-, Sprach- und Systemgrenzen hinweg in die komplexen Abläufe der Logistik integriert werden. Cloud-Lösungen wie die Logistikplattform AX4 machen das heute per Mausklick möglich.
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Internationales Verkehrswesen (68) 2 | 2016 20 Supply Chain Management in-Zeiten der Digitalisierung Welche Vorteile bringt eine cloud-basierte Logistikplattform in der Praxis? Komplexität, Collaboration, Spediteursintegration, Beschaffungsnetzwerk, Sendungsmanagement Lieferketten sind das tragende Gerüst der Logistik. Sie gewährleisten stabile Versorgungsprozesse, verknüpfen Beschaffungs- und Absatzmärkte, stellen Geschäftsbeziehungen über Kontinente hinweg sicher. Damit das reibungslos funktioniert, müssen eine Vielzahl von Dienstleistungspartnern über Unternehmens-, Sprach- und Systemgrenzen hinweg in die komplexen Abläufe der Logistik integriert werden. Cloud-Lösungen wie die Logistikplattform AX4 machen das heute per Mausklick möglich. Autoren: Frauke Heistermann, Christian Wendt B estand ein Auto Anfang der 60er Jahre noch aus weniger als 100- Bauteilen, werden bei Fahrzeugen der heutigen Generation rund 10 000 Einzelteile verbaut. Teile, die hunderte von Zulieferbetrieben und Spediteuren in aller Welt an die Produktionsstandorte eines Herstellers senden - zuverlässig, just-in-time. Das Beispiel lässt erkennen, worin die Herkulesaufgabe für Logistiker auf Verladerwie auf Dienstleisterseite besteht: alle beteiligten Akteure entlang der Lieferkette unter einen Hut zu bekommen und so zu orchestrieren, dass Versorgungsprozesse stimmig verlaufen. Dieses Zusammenspiel erfordert mehr als den bilateralen Daten- und Informationsaustausch per Telefon, Fax oder E-Mail, der sich in einem Netzwerk hunderter Nachrichtenempfänger nach dem Stille- Post-Prinzip verbreiten würde. Collaboration im Sinne einer engen, unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit verschiedener Partner muss dem Takt folgen, den der Kunde oder Lead Logistics Provider vorgibt. Daher machen heute Technologien die Musik, die Voraussetzungen für eine problemlose Integration und das perfekte Zusammenspiel aller „Orchestermitglieder“ gewährleisten. Keine Technologie schafft das besser als die Cloud. Sie bietet den Raum und die Instrumente, die eine erfolgreiche Collaboration zwischen Verladern und Logistikdienstleistern ermöglichen. Sie ist überall und immer für alle Netzwerkbeteiligten verfügbar. Eine cloud-basierte IT-Plattform wie AX4, die über diesen Weg weltweit mehr als 150 000 User integriert, bildet Prozesse unternehmensübergreifend ab, schafft Transparenz entlang der Lieferkette und ermöglicht durch diese Voraussetzungen die Collaboration zwischen den vielen verschiedenen Beteiligten. Die Komplexität im Management von Lieferketten reduziert sich auf diesem Wege deutlich. Im Zeitalter der digitalisierten Logistik wird die Cloud zum Enabler von Collaboration - und das über alle Branchen und Anwendungsfälle hinweg. Ob Warenverteilung Foto: ? ? ? INFRASTRUKTUR Cloud-Nutzung in der Pharmaindustrie oder Beschaffung von Produktionsmitteln im Maschinenbau oder in der Elektrotechnik: mit modernen cloud-basierten IT-Lösungen verlaufen Logistikprozesse automatisiert; sie regeln sich selbst, werden detailliert dokumentiert und lösen Alarm aus, wenn Prozesse oder avisierte Liefertermine aus dem Ruder laufen. Zu keiner Zeit gab es Lösungen, die Komplexität besser reduzieren können. Zu keiner Zeit gab es mehr Transparenz in weltumspannenden Netzwerken. Der Cloud sei Dank. Die nachfolgenden Beispiele zeigen, wie sich die Nutzung einer Cloud-Plattform wie AX4, in der Beschaffungs- und Distributions-Logistik bei Unternehmen aus Handel und Industrie sowie im Einsatz bei Logistikdienstleistern in der Praxis darstellt. Beispiel 1: Management eines Transportnetzwerkes in der Beschaffung Ein Industrie- oder Handelsunternehmen mit mehreren Standorten organisiert die Beschaffungstransporte für seine Produkte. Diese werden zur Weiterverarbeitung in der Produktion benötigt oder für die weitere Distribution zwischengelagert. Oft zahlt und beauftragt der Warenempfänger den Spediteur, während der Lieferant die Sendungen avisiert bzw. die Abholaufträge bestätigt. Es handelt sich um Stückgut und/ oder Teil- und Komplettladungen. Meist ist der Prozess der Abholbeauftragung intransparent. Je nach Standort des Warenempfängers, der eingesetzten Spediteure und Lieferanten gibt es unterschiedliche Abläufe, die teilweise historisch gewachsen sind. Werden die Abholsendungen bei dem einen Lieferanten per Fax, E-Mail, EDI oder telefonisch beauftragt, erfolgt die Abholung in einem anderen Fall automatisch über feste, regelmäßige Touren (Milkruns). Es gilt, einen zentralen und einheitlichen Weg zur Übermittlung von Abholavisen und -aufträgen von verschiedenen Lieferanten an verschiedene Spediteure zu schaffen und einen Weg zur Erzeugung der notwendigen Transportdokumente wie beispielsweise Labels und Frachtbriefe zu finden. Gleichzeitig soll größtmögliche Transparenz zu wichtigen Sendungsparametern wie Abholvolumen, Sendungsverlauf und voraussichtlichen Eintreffterminen geschaffen werden; wünschenswert ist zudem eine frühzeitige Eskalation, sollte es Abweichungen vom Regelprozess geben. Darüber hinaus sollen neue Lieferanten und Spediteure schnell und einfach in die Lieferkette integriert werden können. Die cloud-basierte IT-Lösung: Die Lieferanten erfassen Abholaufträge und -avise per Web-Account oder übermitteln diese per EDI Schnittstelle an ihre Spediteure. Während der Sendungserfassung können via AX4 wichtige Informationen hinzugefügt werden; so lassen sich durch den Zugriff auf Stammdaten automatisch weitere Informationen generieren, beispielsweise: • Berechnung des Zustelltermins auf Basis eines vorhandenen Abholtermins und hinterlegter Laufzeiten; Berechnung des Abholtermins auf Basis des vorhandenen Zustelltermins und hinterlegter Laufzeiten • Automatisches Routing der Sendung an den entsprechenden Spediteur auf Basis hinterlegter Routingtabellen und Services • Berechnung der Lademeter, des Volumens, des frachtpflichtigen Gewichtes • Optional kann auch der Spediteur die Möglichkeit erhalten, Abholaufträge anstelle eines Lieferanten per Web zu erfassen. Somit wird sichergestellt, dass 100 % der Daten zur Verfügung stehen. Die Spediteure erhalten die Informationen über abzuholende Sendungen per Schnittstelle und in ihrem AX4 Web-Account. Sie melden Trackingdaten von der Abholung bis zur Zustellung zurück. Aktiv weist das System auf Abweichungen hin, indem Soll- und Ist-Termine verglichen werden. Das Tracking umfasst das Monitoring des kompletten Transports, einschließlich Vorlauf, Hauptlauf, Nachlauf - auch über verschiedene Verkehrsträger wie Schiene und Straße hinweg. Über einen Control Tower kann der Warenempfänger alle Prozesse und Daten standortübergreifend einsehen. Standardreports geben zudem Aufschluss über die Performance der beauftragen Spediteure sowie zu Sendungsvolumina. Optional stehen weitere Instrumente in der Cloud bereit: So können die IT-Anwendungen jederzeit um sinnvolle Tools - beispielsweise zur Frachtabrechnung oder Zeitfenstersteuerung - erweitert werden. Beispiel 2: Integration von 150 Spediteuren für ein großes Industrieunternehmen im Bereich der distribution Ein großer Konzern besitzt fünf verschiedene Produktionswerke in Europa. Von dort aus erfolgt mit 150 Spediteuren die Distribution zu Kunden in aller Welt. Für unterschiedliche Produkte, Services und Relationen werden verschiedene Spediteure eingesetzt (z. B. für KEP, Stückgut, Ladung- und Teilladungsverkehre). Das Unternehmen 02-16 (gewerbliche Endverbraucher) Energiesparen inklusive: Sectionaltore SPU Thermo • 67-mm dicke Lamellen mit bester Wärmedämmung: U-Wert bis zu 0,33-W/ (m²·K) • thermisch getrennte Schlupftür mit extraflacher Edelstahl-Schwelle • günstige Antriebslösung mit dem WA 300 Sehen Sie den Kurzfilm zum WA-300 unter: www.hoermann.com/ videos * Industrie-Sectionaltor SPU-67 Thermo im Vergleich zum SPU-42 Industrietorantrieb WA-300 Internationales Verkehrswesen (68) 2 | 2016 22 INFRASTRUKTUR Cloud-Nutzung nutzt an den Standorten ein ERP-System, allerdings mit verschiedenen Release-Ständen. Es gilt, mit allen Spediteuren einen standardisierten Kommunikationsprozess aufzubauen und bislang lokale 1: 1 Verbindungen über heterogene Kommunikationswege zu betreiben. Die cloud-basierte IT-Lösung: Aus dem ERP-System der verschiedenen Standorte werden vordisponierte Sendungsdaten an AX4 übermittelt (eine Schnittstelle je unterschiedlichem ERP-System). Über hinterlegte Routingvorgaben leitet AX4 die Sendungen an die verschiedenen Spediteure weiter. Dabei gibt es einige Besonderheiten: Der Datensatz des ERP-Systems umfasst Daten, die nicht in ein Speditionsprogramm eingelesen werden können, die aber dennoch wichtig sind und nicht einfach „abgeschnitten“ werden dürfen. Daher speichert AX4 diese Daten für die Spediteure jederzeit zugänglich in deren AX4 Web-Account. Automatisch weitergeleitet werden in Folge nur noch diejenigen Daten an das Speditionsprogramm, die dort auch verarbeitet werden können. Zudem kann nicht jedes Speditionsprogramm Sendungs-Updates verarbeiten. Die Lösung: AX4 speichert die Sendungsavisdaten im Web-Interface des Users; hier sind sie für den User per Login zugänglich. Nur die Sendungsdaten mit dem Kennzeichen „final“ werden dann in das Speditionsprogramm übermittelt. Die Spediteure erhalten ein Serviceangebot aus verschiedenen Anbindungsvarianten, aus denen sie flexibel die für sie passende Option wählen können, z.B. individuelle Schnittstelle, Standardschnittstelle, Web- Account, E-Mail Benachrichtigung bei neuer Sendung oder Download-Funktion für Sendungsdaten. Nachdem die Sendungsdaten an die Spediteure übermittelt wurden, senden diese Trackingdaten zurück. Auch dafür können sie aus verschiedenen Optionen die für sie passende auswählen. Um mit dem angeschlossenen ERP-System reibungslos zu kommunizieren, wandelt AX4 die verschiedenen Trackingvokabeln der Spediteure in ein einheitliches Trackingvokabular des Verladers um und sendet diese über eine definierte Schnittstelle zurück in das ERP-System. Beispiel 3: Sendungsmanagement für Logistikdienstleister Die reibungslose Zusammenarbeit zwischen einem Logistikdienstleister und seinen Kunden erfordert die optimale Verknüpfung von Kommunikationsprozessen. Um dies zu ermöglichen, hat der Dienstleister diverse Lösungen im Einsatz, darunter häufig auch Individuallösungen, die speziellen Kundenanforderungen Rechnung tragen. Das Management der unternehmensübergreifenden Kommunikation für den Dienstleister und seine Kunden ist in diesem Fall mit sehr hohem Aufwand verbunden. Die cloud-basierte IT-Lösung: Eine cloud-basierte Logistikplattform bietet dem Logistikdienstleister den Vorteil einer zentralen Lösung, die er für verschiedene Anforderungen und Verladerkunden nutzen kann. Unzählige Individuallösungen werden durch einen Standard abgelöst, der das durchgehende Sendungsmanagement ermöglicht. Außerdem verfügt die Plattform über smarte, moderne Zusatzfunktionen, die bei Kunden zu einer hohen Benutzerzufriedenheit führen. Je nach Anforderung des Kunden können zentral verfügbare IT-Lösungen unterschiedliche Ausprägungen haben. Ihre Anwendungsvielfalt ist durch schnelle, einfache und flexible Konfigurationsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt. So lassen sich cloud-basierte IT-Plattformen für Distributions- und Beschaffungsprozesse nutzen, als Sendungserfassungsportal für Standardversender, für das Sendungsmanagement und Tracking großer Distributionskunden oder als Abholnetzwerk für Beschaffungskunden. Welche Möglichkeiten bietet eine cloudbasierte SCM-Lösung in der täglichen Praxis des Sendungsmanagements? Einige Features: • Sendungsdaten können systemunabhängig vom Kunden an den Logistikdienstleister übermittelt werden. Hierfür stehen flexible Kommunikationswege zur Verfügung, z. B. EDI, Sendungs-Upload oder eine webbasierte Erfassungsmaske • Die Erfassungsmaske ist multilingual und umfasst neben der klassischen Sendungserfassung weitere Bereiche wie z. B. Adressbuch, Vorlagenfunktionen, Gefahrguterfassung mit Prüfroutinen • Sendungsdaten können jederzeit bearbeitet und um wichtige Zusatzinformationen erweitert werden • Die Darstellung der Sendungsdaten erfolgt in Übersichten und Suchmasken, die den Anforderungen der Beteiligten individuell angepasst werden können • Generierung wichtiger Dokumente wie Ladelisten oder Barcodelabels • Austausch von Trackingdaten, verbunden mit proaktiven Benachrichtigungen bei bestimmten Ereignissen, auch mobil, via Tablet oder Smartphone • Kombinierbare Erweiterungen wie beispielsweise Frachtkalkulation, Zeitfenstersteuerung, Reports oder die Möglichkeit, Dokumente hochzuladen • Verwaltungs- und Konfigurationsfunktionen für den Logistikdienstleister, um eigenständig bestehende Lösungen zu ändern oder neue Lösungen aufzusetzen Fazit Cloud-basierte IT-Lösungen machen komplexe Logistikprozesse leichter beherrschbar. Sie ermöglichen die Integration aller Teilnehmer entlang der Supply Chain auf Knopfdruck. Prozesse werden automatisiert, die Datenverfügbarkeit steigt und die Informationsqualität wächst. Durch die zentrale Verfügbarkeit von transportrelevanten Informationen für alle Prozessbeteiligten lassen sich Entscheidungen besser treffen, teure Fehlentscheidungen vermeiden und Kosten für Recherchen und Informationsbeschaffung reduzieren. Dies führt in der Praxis zu folgenden Ergebnissen: • Geringere Transportkosten, da Synergien frühzeitig erkannt werden • Bestandsreduzierung, da aufgrund transparenter Prozesse weniger Sicherheitsbestände notwendig sind • Geringere Administrationskosten, da weniger Recherchen notwendig sind und Daten nicht mehr doppelt erfasst werden müssen • Reduzierung von Projektkosten und -risiko • weniger Redundanzen und Ineffizienzen • weniger Risiken entlang der Supply Chain • effizientere Planung von Ressourcen in Hubs und Transporten Die Logistikplattform AX4 erlaubt es Kunden zudem, mithilfe der Administrationsumgebung AX4 Open Lösungen eigenständig anzupassen. Das bietet Unternehmen ein hohes Maß an Agilität und Gestaltungsspielraum. So lassen sich innovative Ideen mit den verfügbaren Tools unabhängig vom Softwarehersteller realisieren. Darin liegt vermutlich für viele der größte Gewinn: Zukunftssicherheit. ■ Frauke Heistermann Mitglied der Geschäftsleitung, AXIT GmbH - A Siemens Company, Frankenthal frauke.heistermann@axit.de Christian Wendt Manager Produktmarketing, AXIT GmbH - A Siemens Company, Frankenthal christian.wendt@axit.de
