Internationales Verkehrswesen
iv
0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2017-0013
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2017
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Nutzung von Mobilitäts-Apps in Deutschland
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Tim Hilgert
Kerstin Westermann
Martin Kagerbauer
Peter Vortisch
Im Bereich Mobilität nehmen Verbreitung und Nutzungsmöglichkeiten von mobilen Applikationen (Apps) auf Smartphones zu. Das Institut für Verkehrswesen untersucht im Rahmen einer Studie die Nutzung und Verbreitung von Mobilitäts-Apps in Deutschland. Anwender wurden befragt, welche Apps und welche Funktionen der Apps gewählt werden. Verkehrsmittelnutzungen wurden zudem allgemein wie auch spezifisch für einzelne Apps abgefragt. Es zeigt sich, dass sich durch die App-Nutzung das Mobilitätsverhalten im Allgemeinen verändern kann – oftmals zugunsten einer flexibleren Verkehrsmittelwahl.
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Internationales Verkehrswesen (69) 1 | 2017 38 MOBILITÄT Nutzerverhalten Nutzung von Mobilitäts-Apps in Deutschland Mobilitäts-Apps, App-Nutzung, Smartphone-Nutzung, Mobilitätsservices, Mobilitätsverhalten Im Bereich Mobilität nehmen Verbreitung und Nutzungsmöglichkeiten von mobilen Applikationen (Apps) auf Smartphones zu. Das Institut für Verkehrswesen untersucht im Rahmen einer Studie die Nutzung und Verbreitung von Mobilitäts-Apps in Deutschland. Anwender wurden befragt, welche Apps und welche Funktionen der Apps gewählt werden. Verkehrsmittelnutzungen wurden zudem allgemein wie auch spezifisch für einzelne Apps abgefragt. Es zeigt sich, dass sich durch die App-Nutzung das Mobilitätsverhalten im Allgemeinen verändern kann - oftmals zugunsten einer flexibleren Verkehrsmittelwahl. Tim Hilgert, Kerstin Westermann, Martin Kagerbauer, Peter Vortisch M obilität ist ein unentbehrliches Bedürfnis der Gesellschaft. Menschen wollen flexibel und unabhängig in ihrer Alltagsmobilität sein. Das zeigt sich unter anderem am zunehmenden Trend des multimodalen Verkehrsverhaltens [1], das heißt, die Verkehrsteilnehmer/ -innen nutzen unterschiedliche Verkehrsmittel, genauer gesagt, unterschiedliche Verkehrsmodi auf ihren Wegen. Menschen sind zunehmend bereit, ihre Wege den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Moderne Kommunikations- und Informationsmittel erleichtern diesen Prozess durch Auswahl und Vielfältigkeit an Informationen. So können Informationen zur Mobilität vom klassischen Navigationsgerät, vom Computer, vom Tablet oder vom Smartphone abgerufen werden. Smartphones bilden heutzutage eine wesentliche Grundlage der Informationsbeschaffung und sind daher auch im Zusammenhang mit Mobilität ein relevantes Informationsmedium. 2016 besaßen 74 % der Bundesbürger ein Smartphone - das sind 51 Mio. Einwohner ab 14 Jahren; 2015 waren es noch zwei Drittel der Deutschen (63 %), 2012 gerade einmal ein Drittel (36 %) [2]. Vorausgesetzt, der Trend nimmt weiter zu, kann davon ausgegangen werden, dass in einigen Jahren nahezu jeder Bundesbürger ein Smartphone besitzt. Smartphones werden immer mehr zu selbstverständlichen und alltäglichen Gebrauchsgegenständen. Sie ersetzen eine Vielzahl von Geräten und erleichtern durch die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten - mit Hilfe installierter Anwendungen (Apps) - den Alltag. Laut Statista gab es bis August 2016 bei den am meisten präferierten App-Stores Google Play (~ 2,4 Mio.), Apple App-Store (~ 2 Mio.) sowie Amazon App-Store (~ 600 000) in Summe knapp 5 Mio. Apps im Produktrepertoire [3]. Auch Apps für den Bereich Mobilität existieren in einer Vielzahl - von der „klassischen“ Navigation über Fahrplanauskünfte bis zur Kombination von Information, Routenführung und der Buchung von Tickets. Mit zunehmender Smartphone-Nutzung und steigenden App-Angeboten steigt auch das Interesse der Forschung bezüglich der Nutzung der Apps und möglicher Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten im Allgemeinen. Marktvergleichsstudien für Applikationen im Zusammenhang mit Mobilität sind nach Wissen der Autoren bisher nicht vorhanden bzw. nicht öffentlich zugänglich. Studien beschränkten sich lediglich auf die Erfassung von Nutzerbedürfnissen. Eine retrospektive Untersuchung der Nutzer und ihrer Nutzungsgewohnheiten in Deutschland fehlt aktuell. Auf Basis der aufgezeigten Marktentwicklungen und aktuellen Trends untersucht das Institut für Verkehrswesen (IfV) vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Rahmen des Projektes „Profilregion Mobilitätsysteme Karlsruhe“ mit Hilfe einer Online-Befragung die Fragen: • Wie bekannt sind Mobilitäts-Apps? • Welche Personen(-gruppen) nutzen diese Apps? • Was macht das Mobilitätsverhalten dieser Personengruppen aus? • Verändert sich das Mobilitätsverhalten dieser Personengruppen durch die Nutzung solcher Apps? Rahmenbedingungen der Teilnehmerbefragung Die Befragung erfolgte in Form einer Online-Umfrage von Ende Oktober bis Anfang November 2016, wobei die Teilnehmenden (18-65 Jahre) von einem externen Institut angeworben wurden. Hierbei wurden mehr als 3000 Smartphone-Nutzer/ -innen über ihr Mobilitätsverhalten sowie die (Mobilitäts-)App-Nutzung befragt. Zur Erreichung einer ausgeglichenen Stichprobe wurden diese nach Alter, Geschlecht, Haushaltsgröße sowie Raumtyp entsprechend den Anteilen in der deutschen Bevölkerung ausgewählt. Den Probanden war zu Beginn der Umfrage das Themenfeld der Befragung bekannt, sodass diese selbst über eine Teilnahme entscheiden konnten. Um herauszufinden, welche Personentypen Mobilitäts-Apps nutzen, wurden zunächst soziodemographische sowie allgemeine Informationen der Teilnehmenden (Haushaltsgröße, ÖV-Zeitkartenbesitz, ...) erfragt. Anschließend wurde auf typische Mobilitätsverhaltensmuster - beispielsweise, welches Verkehrsmittel für welchen Wegezweck benutzt wird - eingegangen. Informationen über die Nutzung und Akzeptanz von Mobilitäts-Apps wurden zuerst im Allgemeinen und spezifisch für eine vom Teilnehmenden bereits verwendete Mobilitäts- App abgefragt - beispielsweise wann, wie oft oder für welchen Wegezweck diese App benutzt wird. Definition und Arten von Mobilitäts-Apps Eine einheitliche Definition von Mobilitäts- Apps ist nicht vorhanden bzw. aufgrund der Variantenvielfalt schwer abzugrenzen. Um eine möglichst hohe Anzahl an Personen detailliert zur App-Nutzung befragen zu können, wurden der Begriff im Sinne der Umfrage wie folgt definiert: „Eine Mobilitäts-App ist eine Software für Smartphones. Sie schlägt dem Nutzer für einen Weg ver- Internationales Verkehrswesen (69) 1 | 2017 39 Nutzerverhalten MOBILITÄT schiedene Verkehrsmittel/ Alternativen vor und verknüpft diese bei Bedarf miteinander, z.B. auf einem Weg erst den Bus und dann ein Carsharing-Fahrzeug zu nutzen.“ Von den 3164 Teilnehmenden geben 53 % an, mindestens eine Mobilitäts-App zu nutzen oder bereits genutzt zu haben. Davon verwenden die meisten Teilnehmenden Google Maps (91 %), gefolgt von DB-Navigator (46 %); moovel und Qixxit werden von 5 % bzw. 3 % der Teilnehmenden genutzt. Weitere Mobilitäts-Apps sind beispielsweise HERE We go (1,4 %), Öffi (1,3 %) sowie lokale Nahverkehrsapps. Nutzung und Einsatz von Mobilitäts-Apps Die folgenden Auswertungen beziehen sich auf Detailfragen zu den einzelnen, von Nutzern 1 verwendeten Apps. Weiterhin sind die teilweise kleinen Stichprobenumfänge zu beachten, da Nutzer nur zu einer von ihnen genutzten App detaillierter befragt wurden. Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die Angaben auf folgende Stichprobengrößen: • Google Maps: n = 744 • DB-Navigator: n = 631 • moovel: n = 58 • Qixxit: n = 22 Sonstige genannte Apps wurden für die folgenden Auswertungen aufgrund zu kleiner Stichproben nicht berücksichtigt. Gründe für die erstmalige Nutzung einer Mobilitäts-App sind vor allem das persönliche Interesse (63 %), die Möglichkeit, sich Information über Routen- und Verkehrsmittelalternativen zu beschaffen (42 %) sowie die Empfehlung von Verwandten, Freunden und Bekannten (27 %). Die App Qixxit wird hingegen sogar mehrheitlich - von jedem zweiten Nutzer (50 %) - auf Basis von Empfehlungen getestet. Die Häufigkeit der Nutzung variiert. Google Maps und DB- Navigator werden mehrheitlich an 1-3 Tagen pro Monat genutzt, moovel und Qixxit hingegen mehrheitlich an 1-3 Tagen pro Woche. Mobilitäts-Apps werden für unterschiedliche Wegezwecke eingesetzt. Die Verwendung für Wege im Nah- und Fernverkehr ist dabei nahezu ausgeglichen. Es zeigt sich, dass bei der Anwendung dieser Apps generell Wegezwecke mit flexiblen Zielen überwiegen. Die Apps werden also häufiger auf Wegen zu Freizeitgelegenheiten oder Urlaubszielen genutzt als in der täglichen Routine, bspw. bei Pendelwegen. Diese überwiegende Nutzung bei Wegen zu Freizeit und Urlaubszielen ist dabei über alle betrachteten Apps hinweg relativ ähnlich (siehe Bild- 1). Insbesondere wird dies bei der Betrachtung von Google Maps deutlich. moovel zeigt hingegen leicht andere Nutzungsmuster mit einer geringeren Nutzung für Freizeit und Urlaub und einer vergleichsweise hohen Nutzungsquote auf Arbeitswegen, dienstlichen Wegen oder Einkaufswegen. Der hohe Anteil von Qixxit bei dienstlichen Wegen muss auch vor dem Hintergrund der kleinen Stichprobe von n=22 gesehen werden. Von weiterem Interesse für die Untersuchung ist die Verkehrsmittelwahl bei den jeweiligen Mobilitäts-Apps. Während Smartphone-Nutzer auf Google Maps vor allem bei Aktivitäten zu Fuß (52 % der Nutzer) als auch mit dem PKW (als Fahrer 80 % der Nutzer und als Mitfahrer 49 % der Nutzer) zurückgreifen, wird moovel insbesondere im öffentlichen Verkehr (79 % der Nutzer) sowie bei den Verkehrsmitteln Fahrrad (43 % der Nutzer) und PKW als Fahrer (48 % der Nutzer) verwendet. Da sich moovel auf Ballungsräume - zum Beispiel in Deutschland auf Stuttgart, München, Berlin oder Hamburg - fokussiert, ist das aufgrund entsprechender ÖV-Angebote plausibel [4]. Qixxit bietet in ganz Deutschland sowohl innerstädtische als auch stadtübergreifende Verkehrsmittelnutzungsmöglichkeiten an. Folglich ist das Spektrum der verwendeten Verkehrsmittel breit, was sich auch im Nutzungsverhalten an den meist gewählten Verkehrsmitteln wiederspiegelt: 64 % der Nutzer nutzen den PKW als Fahrer, 82 % öffentliche Verkehrsmittel und 4 1% Carsharing-Angebote. Bei der Nutzung des DB- Navigators steht erwartungsgemäß ebenfalls der öffentliche Verkehr im Vordergrund. 92 % der Nutzer verwenden die App im Zusammenhang mit Fahrten im Öffentlichen Verkehr. 54 % der App-Nutzer geben zudem an, durch die Nutzung der Apps bereits mehrere Verkehrsmittel auf einem Weg kombiniert zu haben (intermodales Verhalten). Zwei Drittel dieser Teilnehmer kombinieren durch die Nutzung der App häufiger Verkehrsmittel als früher. Die meistgenutzten Kombinationen sind dabei Verkehrsmittel des öffentlichen Verkehrs, bspw. Bus und Zug. Mobilitäts-Apps werden annähernd gleich häufig vor der Fahrt wie auch während der Fahrt eingesetzt. Die meistgenutzten Elemente der Apps unterscheiden sich kaum. Am häufigsten werden diese Apps zum Aufzeigen von Routen-Verbindungsalternativen unter Nutzung der aktuellen Verkehrslage genutzt. Bei moovel ist zudem das Aufzeigen verschiedener Verkehrsmittelalternativen eine oft genutzte Funktion. Insgesamt sind 38 % der Nutzer mit ihrer Mobilitäts-App sehr zufrieden, für mehr als die Hälfte der Nutzer (57 %) sind keine Funktionen der App verbesserungswürdig. Jedoch gibt jeder vierte Nutzer an, dass sowohl die Berücksichtigung der aktuellen Verkehrslage als auch die Aktualität der Daten verbessert werden kann. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass die meisten Nutzer Mobilitäts-Apps aus Interesse und für den Gelegenheitsverkehr einsetzen. Da sich die Mobilitäts-Apps so- 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Arbeit Dienstlich Besorgung/ Einkauf Begleitung Freizeit Urlaub Dienstlich Freizeit Urlaub Nahverkehr Fernverkehr Prozent der Nutzung GESAMT Google Maps DB-Navigator moovel Qixxit Bild 1: Wegezwecke bei der Nutzung einer Mobilitäts-App Internationales Verkehrswesen (69) 1 | 2017 40 MOBILITÄT Nutzerverhalten wohl in der Auswahl der Verkehrsmittel als auch in den Einsatzregionen unterscheiden, sind die Wegezwecke und die Verkehrsmittelwahl von App zu App verschieden. Nutzeranalyse Bild 2 zeigt die Altersverteilung der befragten Mobilitäts-App-Nutzer. Es wird deutlich, dass die Anzahl der Nutzer mit steigendem Alter generell abnimmt. Der DB-Navigator wird mehrheitlich von einer jungen Altersgruppe zwischen 18-25 Jahren genutzt, wovon die Hälfte Studierende sind. Bei den anderen Apps dominieren die Nutzergruppen im Bereich 34-41 Jahre. Die Mehrheit der Mobilitäts-App-Nutzer sind voll berufstätig (54 %), wobei die Nutzer der Apps moovel und Qixxit überdurchschnittlich häufig berufstätig sind (76 % und 73 %). Je nach Wohnortlage sind Unterschiede in der App-Nutzung erkennbar: Google Maps-Nutzer wohnen überwiegend in ländlichen Regionen (40 % in Regionen mit weniger als 20 000 Einwohnern). moovel sowie Qixxit nutzen Personen, die hingegen mehrheitlich in städtischen Bereichen ab 100 000 Einwohnern wohnen. Die unterschiedliche Aufteilung lässt sich anhand der Angebote der Apps erklären. moovel legt seinen Fokus vor allem auf Ballungsräume, so ist die Nutzung in kleineren Städten und ländlichen Regionen schwierig. Google Maps zeigt in Deutschland überwiegend Routenvorschläge für den PKW, Fuß- oder Radwege an, welche aufgrund geringerer Optionen mehrheitlich auf dem Land und in kleineren Gemeinden eingesetzt werden. Die App DB-Navigator erteilt Nutzern Auskunft über das deutschlandweite DB-Netz und über lokale Nahverkehrsanbieter. Dadurch können diese nicht nur in Großstädten, sondern auch in ländlicheren Regionen profitieren. Es wird deutlich, dass die Wahl einer Mobilitäts-App auch abhängig von der geographischen Lage des Wohnorts ist. So beeinflusst zum einen das Angebot der Mobilitäts-App und zum anderen das Angebot an Sharing-Systemen sowie der Anschluss an Öffentliche Verkehrsmittel die Entscheidung, welche Mobilitäts-App am besten zum Nutzer und seinen Bedürfnissen passt. Weiterhin wurden App-Nutzer mit Nicht-App-Nutzern verglichen. Es zeigt sich, dass durchschnittlich 30 % der App- Nutzer bei mindestens einem Carsharing- Anbieter Mitglied sind, wobei Nutzer von moovel und Qixxit die größten Anteile vertreten (69 % und 77 %). Bei den Nicht-App- Nutzern haben lediglich 11 % eine Carsharing-Mitgliedschaft. Weiterhin besitzt jeder dritte App-Nutzer eine Bahncard (34 %) und jeder Zweite eine ÖV-Zeitkarte (48 %), bei den Nicht-App-Nutzern hat lediglich jeder Siebte eine Bahncard (14 %) und jeder Fünfte eine ÖV-Zeitkarte (20 %). Weiterhin unterscheidet sich auch die Verkehrsmittelnutzung beider Gruppen (siehe Bild 3). Es wird eine deutliche variablere Verkehrsmittelnutzung bei App-Nutzern deutlich. Abgesehen vom PKW als Fahrer werden alle anderen Verkehrsmittel häufiger genutzt, das heißt, das Verhalten ist insgesamt variabler. Besonders deutlich ist der Unterschied bei dem Verkehrsmittel ÖV. 69 % der Nutzer gehen täglich zu Fuß, bei den Nichtnutzern 10 % weniger (59 %). Jeder dritte Nichtnutzer benutzt sein Rad (fast) nie, bei den Nutzern ist es nur jeder Vierte. Den PKW nutzen täglich 10 % mehr der Nichtnutzer im Vergleich zu den Nutzern. Auffällig ist auch die Häufigkeit der ÖV-Nutzung: Mehr als doppelt so viele App- Nutzer (28 %) fahren täglich mit dem ÖV im Vergleich zu den Nicht-App-Nutzern (11 %). 36 % der Nicht-App-Nutzer nutzen (fast) nie den ÖV, bei den App-Nutzern lediglich 16 %. App-Nutzer sind offener gegenüber Verkehrsmittelangeboten wie zum Beispiel ÖV- Zeitkarten oder Carsharing-Mitgliedschaften und nutzen diese häufiger. Zusätzlich scheinen die Nutzer aktiver mobil zu sein, in dem sie mehr zu Fuß gehen, das Rad nehmen und den PKW häufiger stehen lassen im Vergleich zu Nichtnutzern. Verändertes Nutzerverhalten durch Mobilitäts-Apps Für 70 % der App-Nutzer hat sich durch die Verwendung solcher Apps das Mobilitätsverhalten geändert - wenn auch in unterschiedlichen Intensitäten und aufgrund ihrer subjektiven Einschätzung. Einige Zitate aus der Umfrage in Tabelle 1. Die Umfrage hat gezeigt, dass Mobilitäts-Apps das Mobilitätsverhalten der Nutzer positiv beeinflussen können. Der Wille der Nutzer ist vorhanden, Gewohnheiten zu 0% 10% 20% 30% 40% 18-25 26-33 34-41 42-49 50-57 58-65 Prozent der Nutzer Alter in Jahren GESAMT Google Maps DB-Navigator moovel Qixxit Bild 2: Altersverteilung der App-Nutzer Bild 3: Verkehrsmittelnutzung im Mittel - Vergleich App-Nutzer vs. Nicht-App-Nutzer Internationales Verkehrswesen (69) 1 | 2017 41 Nutzerverhalten MOBILITÄT ändern, sich auf neue Verkehrsmittelvorschläge und Routen einzulassen und diesen zu vertrauen. Erleichtert wird das Ganze durch die Einstellung dieser Personentypen: Sie zeigen Offenheit und Flexibilität, zum einen in ihrer Verkehrsmittelnutzung, zum anderen in der Wahrnehmung von Angeboten wie ÖV-Zeitkarten. Fazit Insgesamt wird deutlich, dass Personen, die Apps verwenden, aktiver in ihrer Mobilität im Vergleich zu Nichtnutzern sind; sie verwenden häufiger Öffentliche Verkehrsmittel, Sharing-Angebote, das Rad oder gehen zu Fuß. PKW werden vielmals stehen gelassen. Dabei spielt auch die geographische Lage eine Rolle, denn in dichteren und zentraleren Gebieten ist das Angebot an Verkehrsmitteln und somit auch die Notwendigkeit und Verfügbarkeit von Apps höher. Grundsätzlich sind die meisten Nutzer mit ihren Mobilitäts-Apps zufrieden, wobei am ehesten die Aktualität der Verkehrslage verbessert werden sollte. Ferner wird deutlich, dass vor allem durch die Verwendung von Mobilitäts-Apps der Umstieg auf Sharingsysteme bzw. deren Nutzung erleichtert wird. Somit bedingt sich das Zusammenspiel von Mobilitäts-Apps und flexiblen Mobilitätsformen wie Car- oder Bikesharing. Diese Beziehungen sind selbstredend wechselseitig. Mobilitäts-Apps ermöglichen neue Mobilitätsformen und die Kombination von Verkehrsmitteln. Andererseits wird durch das Vorhandensein von verschiedenen Verkehrsangeboten der Bedarf an Mobilitäts- Apps höher. Die Nutzung der Mobilitäts-Apps ist vermehrt bei technikaffinen und meist auch jüngeren Personen höher, verbreitet sich aber auch bei anderen Personengruppen aufgrund zunehmender Angebote. Der steigende Informationsbedarf und -fluss und eine wachsende Anzahl an Mobilitätsdienstleistungen beeinflussen die Mobilität der Verkehrsteilnehmer zunehmend und ermöglichen auch eine Tendenz hin zur flexibleren Verkehrsmittelnutzung, was oftmals auch mit mehr Nachhaltigkeit zur Folge hat. Somit ermöglichen es Mobilitäts-Apps, die individuellen Mobilitätsoptionen zu erhöhen. Spannend bleibt dabei zu beobachten, in welcher Weise sich eine zunehmende Verbreitung und Marktdurchdringung von Mobilitäts-Apps auf individuelles Verkehrsverhalten auswirkt. Gerade in Ballungsräumen sind dies Forschungsfragen, die uns in Zukunft weiter beschäftigen werden. ■ 1 Zugunsten der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden nur der Ausdruck Nutzer bzw. Teilnehmer genutzt. Es sind damit jedoch explizit Teilnehmer sowie Teilnehmerinnen der Befragung bzw. Nutzerinnen und Nutzer der Apps gemeint. LITERATUR [1] Deutsches Mobilitätspanel (MOP) - Wissenschaftliche Begleitung und Auswertungen Bericht 2015/ 2016: Alltagsmobilität und Fahrleistung, Weiss, C., Chlond, B., von Behren, S., Hilgert, T. u. Vortisch, P., Karlsruhe 2016 [2] Ametsreiter, H.: Smartphone-Markt: Konjunktur und Trends. Berlin 2016 [3] AppBrain u. TechCrunch: Anzahl der angebotenen Apps in den Top App-Stores im August 2016. Statista - Das Statistik-Portal, 2016. https: / / de.statista.com/ statistik/ daten/ studie/ 208599/ umfrage/ anzahl-der-apps-in-den-top-app-stores/ , abgerufen am: 03.01.2017 [4] Koch, J.: Diese App will Mobilität in Städten vereinfachen, Hamburg 2016. https: / / www.welt.de/ regionales/ hamburg/ article154725778/ Diese-App-will-Mobilitaet-in-Staedten-vereinfachen.html, abgerufen am: 03.01.2017 Diese Veröffentlichung ist entstanden im Rahmen der Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe, gefördert aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden- Württemberg. Martin Kagerbauer, Dr.-Ing. Senior Researcher, Institut für Verkehrswesen (IfV), Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe martin.kagerbauer@kit.edu Peter Vortisch, Prof. Dr.-Ing. Leiter Institut für Verkehrswesen (IfV), Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe peter.vortisch@kit edu Kerstin Westermann Studentische Mitarbeiterin, Institut für Verkehrswesen (IfV), Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe Tim Hilgert, MSc. Akademischer Mitarbeiter, Institut für Verkehrswesen (IfV), Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe tim.hilgert@kit.edu Warum Mobilitäts-Apps das Nutzerverhalten ändern Ich bin nun lieber mit den Öffentlichen unterwegs und plane auch Ausflüge. Ich gehe unbekümmerter in die Reise. Vorher habe ich immer den Weg genommen, bei dem ich mir wirklich sicher war, dass ich auch ankomme. Jetzt fühl ich mich auch auf den kürzesten Wegen sicherer, weil ich ja immer weiß, wo ich bin. Ich zögere nicht mehr, auch unbekannte Orte und Städte zu befahren. Ich bin spontaner in meinen Entscheidungen. Durch Optimierung der Anreise an mein Ziel habe ich Zeitersparnis. Fahre genauso viel Bahn wie vor dem Erscheinen der App, nur jetzt ist es bequemer, Tickets zu suchen und zu buchen. Ich nutze jetzt öffentliche Verkehrsmittel öfter, da ich sofort sehen kann, wie lange die Fahrt dauert. Dadurch kann ich besser abwägen, ob die Fahrt mit dem PKW oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zeitlich günstiger ist oder nicht. Außerdem kann ich über die App Fahrscheine kaufen, was das Risiko Schwarzfahren zu müssen reduziert und auch die Suche nach einem funktionierenden Fahrkartenschalter nicht mehr notwendig ist. Tabelle 1: Zitate bzgl. Veränderung des Nutzerverhaltens Redaktionsleitung: Eberhard Buhl Tel.: +49 89 889518.71 | eberhard.buhl@trialog.de Mediaservice: Hellfried Zippan Tel.: +49 89 889518.74 | hellfried.zippan@trialog.de Ihr direkter Draht zu uns ...
