Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2017-0027
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Internationales Verkehrswesen (69) 2 | 2017 6 IM FOKUS Weniger Rußemissionen durch Biotreibstoffe in der Luftfahrt E ine Beimischung von 50 % Biotreibstoff reduziert im Reiseflug die Rußpartikel- Emissionen eines Flugzeugtriebwerks um 50 bis 70 % gegenüber der Verbrennung von reinem Kerosin. Dies zeigt eine Studie, die auf gemeinsamen Forschungsflügen der NASA, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des kanadischen National Research Council (NRC) beruht. Die Ergebnisse liefern weltweit erstmals wichtige Anhaltspunkte darüber, wie Biotreibstoffe in der Luftfahrt nicht nur die Emissionen im Umfeld von Flughäfen mindern, sondern auch im Reiseflug zu einer klimafreundlichen Entwicklung des Luftverkehrs beitragen können. Flugzeugtriebwerke stoßen Rußpartikel aus. Die wirken als Kondensationskeime für kleine Eiskristalle, die als Kondensstreifen sichtbar werden. Die Eiskristalle der Kondensstreifen können bei entsprechenden Bedingungen mehrere Stunden bestehen und hohe Wolken bilden, sogenannte Kondensstreifen-Zirren, die eine ähnlich große Klimawirkung wie alle bisher in der Atmosphäre gesammelten Kohlendioxid-Emissionen des Luftverkehrs zusammen haben sollen. Um die Rußentwicklung der verschiedenen Treibstoffe zu messen, flog das DLR- Forschungsflugzeug Falcon im Abgasstrahl des NASA-Forschungsflugzeugs DC-8, das zum Vergleich abwechselnd mit regulärem Jet A1-Flugtreibstoff und einer 1: 1-Mischung aus Jet A1 und dem Biotreibstoff HEFA (Hydroprocessed Esters and Fatty Acids) aus dem Öl von Leindotter-Pflanzen betrieben wurde. Zuvor durchgeführte Messungen hatten nur Aufschluss über die Rußentstehung bei Biotreibstoffen am Boden geliefert, allerdings herrschen im Flug andere Umgebungsbedingungen. Die vom Armstrong Flight Research Center der NASA am kalifornischen Standort Palmdale ausgehende Flugversuchskampagne war Teil des Forschungsprojekts ACCESS (Alternative Fuel Effects on Contrails and Cruise Emissions Study) an dem sich das DLR auf Einladung der NASA beteiligte. Bild: NASA Der Weg zu ausfallsicheren Funknetzen K ommunikationsnetze müssen in Zukunft flexibel auf virtuelle Cyber-Stürme und reale Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Flutkatastrophen reagieren. Ist der Schaden von Ausfällen heute noch überschaubar, so hätte der Ausfall der Kommunikationsnetze in künftigen sicherheitskritischen Anwendungen wie etwa im Produktionsprozess 4.0, beim autonomen Fahren oder bei Tele-Operationen fatale Folgen. Daher müssen „resiliente“ Netze mit Funkzugang erforscht, entwickelt und aufgebaut werden. Das ist die zentrale These des neuen VDE-Positionspapiers „Resiliente Netze mit Funkzugang“, das der Technologieverband zur CeBIT vorstellte. Resilienz bezeichnet dabei nicht nur die Widerstandsfähigkeit gegen externe und interne Störeinflüsse, sondern auch die Regenerationsfähigkeit und Lernfähigkeit sowie die Sensitivität und Antizipationsfähigkeit der benötigten sicheren Kommunikationsinfrastruktur. Die Experten des VDE untersuchen in der Studie den Bedarf und die Anforderungen an resiliente Netze exemplarisch unter anderem für die Bereiche Automotive, Industrie 4.0, Logistik 4.0, Luft- und Raumfahrt, aber auch Kommunikationsnetze für Public Safety und Umweltüberwachung. Deutschland hat nach Ansicht des VDE hervorragende Ausgangsbedingungen, um im Forschungsfeld „Resilienz“ international Impulse zu setzen. Allerdings müsse dafür noch einiges getan werden. „Resilience Engineering“ solle als eigenständiges Fachgebiet etabliert, der Mehrwert durch die Erhöhung der Netzsicherheit und der Nachhaltigkeit untersucht und frühzeitig Finanzierungs- und Förderungsinstrumente für innovative Start-ups geschaffen werden. Um die Resilienz von Netzen auf internationaler Ebene gewährleisten zu können, gilt es zudem, die Standardisierung und regulatorische Anpassungen voranzutreiben sowie Methoden zur Modellierung und Evaluation resilienter Netze zu entwickeln. http: / / www.vde.com Aktuelle Meldungen finden Sie im Web unter www.internationales-verkehrswesen.de Internationales Verkehrswesen (69) 2 | 2017 7 IM FOKUS Quantencomputer für die Verkehrsfluss-Optimierung A ls weltweit erstes Automobilunternehmen erprobt der Volkswagen Konzern intensiv die Nutzung von Quantencomputern. Hierzu arbeitet Volkswagen mit dem kanadischen Quantencomputing-Spezialisten D-Wave Systems zusammen. Die seit 2011 vorgestellten Rechner des kanadischen Unternehmens D-Wave gelten als sogenannte Adiabatische Quantencomputer. In einem ersten Forschungsprojekt haben IT-Experten von Volkswagen auf einem D-Wave 2000Q einen Algorithmus zur Verkehrsflussoptimierung entwickelt und erprobt. Dabei wurde auf Grundlage der Daten von 10 000 öffentlichen Taxis in Beijing gezeigt, dass sich mithilfe eines Quantencomputers der Verkehrsfluss in der Mega- Metropole optimieren lässt. Weitere Projekte sollen folgen, wobei weiterer Aufbau von Fachwissen und unternehmerisch sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten im Fokus stehen sollen. Cybersicherheit für die Bahn von morgen D urch die Digitalisierung der Leit- und Sicherungstechnik (LST) können die Betriebsabläufe verbessert und die Transportleistungen erhöht werden. Die Nutzung standardisierter Datennetze macht die Sicherungstechnik jedoch auch anfällig für potentielle Hackerangriffe. Denkbare Folgen solcher Angriffe reichen von Verspätungen bis zu Unfällen mit Auswirkungen auf Leib und Leben. Das neue Forschungsprojekt „Hardwarebasierte Sicherheitsplattform für Eisenbahn-Leit- und Sicherungstechnik“ - kurz ,Haselnuss‘ - entwickelt ein Sicherheitssystem, das gegen Angriffe schützt und die langen Lebenszyklen der Bahn-Infrastruktur berücksichtigt. Erstmals praktisch erprobt wird die neuartige Lösung im Testzentrum der DB Netz AG und im Eisenbahnbetriebsfeld Darmstadt. Im Projekt ,Haselnuss‘ arbeiten die DB Netz AG, das Fraunhofer SIT, die SYSGO AG sowie die TU Darmstadt mit dem Profilbereich CYSEC zusammen. Die Partner entwickeln eine hardwarebasierte IT-Sicherheitsplattform, die an die speziellen Anforderungen der Bahn angepasst ist. Ein mehrschichtiges Sicherheitskonzept sorgt dafür, dass auch im Falle eines Angriffs das System Bahn seine wichtigsten Aufgaben erfüllen kann. Besondere Herausforderung bei ,Haselnuss‘ ist aber, die Plattform so auszulegen, dass sie auch in 20 Jahren noch nutzbar ist. Das Projekt startete Anfang 2017 und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Es wird vom Bildungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Zuge der neuen Hightech-Strategie gefördert. Weitere Informationen auf der Webseite https: / / haselnuss-projekt.de Bild: Fraunhofer SIT Die Containerterminals der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) sind Knotenpunkte eines Netzwerks, das Häfen mit Wirtschaftsregionen im Binnenland verbindet. Als führender europäischer Hafen- und Transportlogistiker bietet die HHLA hocheffizienten Containerumschlag für die größten Schiffe der Welt und leistungsfähige Containertransporte aus einer Hand - in Hamburg, Odessa, in Mittel- und Osteuropa, zwischen Nordsee, Ostsee und Mittelmeer. UM- SCHLAG- BAR Besuchen Sie uns auf der transport logistic in der Halle B3, Stand 209/ 310, und im Freigelände 702/ 1. Internationales Verkehrswesen (69) 2 | 2017 8 IM FOKUS Neuregelung für Drohnenflüge in Kraft I n zwei Stufen treten neue Regeln für den Betrieb automatischer und ferngesteuerter Drohnen in Kraft. Die Initiative von Bundesminister Alexander Dobrindt soll vor allem die steigende Gefahr von Kollisionen, Abstürzen oder Unfällen mindern, aber auch den Schutz der Privatsphäre verbessern. Nun ist für den Betrieb unbemannter Luftfahrtsysteme unterhalb von 5 kg Gesamtgewicht grundsätzlich keine Erlaubnis mehr erforderlich. Das generelle Betriebsverbot, wenn sich das Fluggerät außer Sichtweite des Bedieners befindet, wird zugleich aufgehoben. Landesluftfahrtbehörden können diese Art des Betriebs künftig auch für schwerere Geräte erlauben. Nicht betreiben darf man Drohnen ab 0,25 kg Gewicht über Wohngrundstücken oder wenn das Gerät optische, akustische oder Funksignale übertragen oder aufzeichnen kann - Foto- und Videoaufnahmen sind also generell verboten, ebenso Flüge in und über sensiblen Bereichen wie etwa Einsatzorten von Polizei und Rettungskräften oder Menschenansammlungen sowie in An- und Abflugbereichen von Flughäfen. Auch Flughöhen über 100 m sind mit vereinzelten Ausnahmen tabu. Die zuständige Behörde kann Ausnahmen von den Verboten zulassen Ab 1. Oktober 2017 gilt für Drohnen ab 0,25 kg eine Kennzeichnungspflicht, wobei dauerhaft und fest mit dem Fluggerät verbundene, feuerfeste Plaketten mit Namen und Anschrift versehen sein müssen. Für Fluggeräte ab 2 kg Gewicht ist je nach Einsatz eine gültige Pilotenlizenz, eine Prüfung durch eine vom Luftfahrt-Bundesamt anerkannte Stelle oder eine Einweisungs-Bescheinigung durch einen Luftsportverein vorgeschrieben, das Mindestalter ist auf 14-Jahre festgelegt. Weitere Informationen auf der Webseite unter www.bmvi.de/ drohnen Digitale Plattformkonzepte in der Logistik D er Wandel ist längst da: Flexible Startups und große Händler, die selbst die Logistik übernehmen, mischen mit Konzepten wie „Same-Day-Delivery“ oder „Crowd-Sourcing“ den Logistikmarkt auf. Die heutigen Technologien erleichtern neuen Anbietern den Markteintritt deutlich. Darauf müssen etablierte Logistikdienstleister möglichst schnell reagieren und entsprechende Lösungen entwickeln - mit schnelleren Lieferungen, automatisierten Prozesse und niedrigen Kosten. Eine Studie der Unternehmensberatung BearingPoint will hier einen Überblick geben. Als direkte Konkurrenz zu Frachtbörsen positionieren sich vor allem in den USA Start-ups, die ihre Dienste als günstige und einfach zu handhabende Alternative anbieten. Die jungen Unternehmen versprechen eine unkomplizierte Abwicklung, automatische Auftragszuordnung (Matching) und Preisbestimmung oder Echtzeitverfolgung. Crowd-Sourcing für die „letzte Meile“ zum Kunden ist ein weiterer Aspekt, denn knapp ein Drittel der Verbraucher (29 %) erwartet eine Lieferung bereits am nächsten Tag, im Jahr 2009 waren es nur 14 %. Die in der Studie untersuchten Anwendungen zeigen, wie sich das Konzept der Same-Day-Belieferungen erfolgreich umsetzen lässt. Analog zu Mitfahrgelegenheiten für Personen lässt sich auch für Pakete oder Gegenstände über spezielle Plattformen ungenutzter Platz im Auto buchen, was gleichzeitig die Fahrtkosten reduziert. Allerdings dürfte diese Form des privaten Warenversands kaum eine ernsthafte Gefahr für Paketdienstleister darstellen. Die Lösungs-Landschaft ist laut Studie insgesamt noch sehr heterogen - sowohl in Bezug auf den Reifegrad als auch im Hinblick auf die geografische Verbreitung der Plattformen. Die zunehmende Zahl erfolgreicher Start-up-Konzepte zeige jedoch, dass es sich für etablierte Unternehmen durchaus lohne, sich detailliert mit diesen Ansätzen auseinanderzusetzen. Die Studie ist auf der Webseite unter www.bearingpoint.com verfügbar. Bild: Pixabay Bild: BearingPoint Research
