Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2017-0063
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2017
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Ungelöste Sicherheitsprobleme auf tschechischen Straßen
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Adéla Johanidesová
Josef Kocourek
Die Tschechische Technische Universität in Prag führte im Jahr 2015 eine Sicherheitsinspektion auf dem TEN-T-Netz in der Tschechischen Republik sowie auf ausgewählten Straßen 1. Klasse durch, die das geplante TEN-T-Netz ersetzen sollen. Der Beitrag fokussiert auf die grundlegende Übersicht der häufigsten Mängel und gleichzeitig auf die neu entwickelte Web-Anwendung CEBASS, die dem Straßenverwalter ein effektives und systematisches Management beim Prozess der Mängelbeseitigung ermöglicht. Er beschreibt die bei der Sicherheitsinspektion entwickelte Klassifikation, die sich im Vergleich zur herkömmlichen Methode besser für die Durchführung von Sicherheitsinspektionen eignet.
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Internationales Verkehrswesen (69) 3 | 2017 22 INFRASTRUKTUR Straßenzustands-Überwachung Ungelöste Sicherheitsprobleme auf tschechischen Straßen Erkenntnisse aus einer durchgeführten Sicherheitsinspektion Straßenverkehr, Verkehrsicherheit, Sicherheitsanalyse, Sicherheitsinspektion der Landverkehrswege, Management der Verkehrsinfrastruktursicherheit Die Tschechische Technische Universität in Prag führte im Jahr 2015 eine Sicherheitsinspektion auf dem TEN-T-Netz in der Tschechischen Republik sowie auf ausgewählten Straßen 1. Klasse durch, die das geplante TEN-T-Netz ersetzen sollen. Der Beitrag fokussiert auf die grundlegende Übersicht der häufigsten Mängel und gleichzeitig auf die neu entwickelte Web-Anwendung CEBASS, die dem Straßenverwalter ein effektives und systematisches Management beim Prozess der Mängelbeseitigung ermöglicht. Er beschreibt die bei der Sicherheitsinspektion entwickelte Klassifikation, die sich im Vergleich zur herkömmlichen Methode besser für die Durchführung von Sicherheitsinspektionen eignet. Adéla Johanidesová, Josef Kocourek I m Jahr 2015 wurde in der Tschechischen Republik auf den Landverkehrswegen des TEN-T-Netzes sowie auf ausgewählten Straßen 1. Klasse, die in das TEN-T-Netz nicht eingeordnet sind und dieses ersetzen sollen, eine Sicherheitsinspektion durchgeführt. Im Rahmen dieser Inspektionen wurden alle Autobahnabschnitte in der Tschechischen Republik (ca. 780 km) sowie ausgewählte Schnellstraßen (ca. 430 km) und Straßen 1. Klasse (ca. 890 km) analysiert. Die gesamte Länge des analysierten Netzes beträgt 2100 km. Der tragende Teil der Inspektion (die sogenannte „Haupt-Inspektion“) wurde von April bis Juni 2015 durchgeführt. Die Sicht- und Witterungsverhältnisse waren standardmäßig. Die Auswertung der Sicherheitsinspektion erfolgte anhand der Tschechischen Verordnung Nr. 317/ 2011 Sb., §7a sowie anhand der gültigen Methodik 121/ 2013-520-TPV/ 1 „Sicherheitsinspektion der Landverkehrswege“. Gewählte Vorgehensweise bei der-durchgeführten Sicherheitsinspektion Zur Identifikation der verkehrssicherheitsrelevanten Mängel wurde das Straßennetz mit einem Inspektionswagen durchfahren, der mit speziellen Geräten für die Datensammlung ausgestattet war. Zusätzlich wurden die Straßen aus der Sicht des Nutzers - eines Autofahrers - auf Verständlichkeit und Sicherheit hin beurteilt. Im Prinzip bedeutet die Durchführung einer Sicherheitsinspektion, die zwei Grundprinzipen - „selbsterklärende“ und „fehlertolerante“ Wege - mit dem Ziel höherer Sicherheit zu erreichen. Die Prüfung erfolgte in beiden Fahrtrichtungen. Der Fahrer, Fußgänger bzw. Radfahrer nimmt die Umgebung einer Straße in jeder Richtung anders wahr: Was in der einen Richtung ungefährlich ist, kann in der anderen Richtung gefährlich sein. Der Verfasser fokussierte sich auf eine detaillierte Mängelbeschreibung, nennt andererseits aber auch allgemeingültige Vorschläge für Sanierungsmaßnahmen, die als Empfehlung dienen können. Ausnahmen stellen teilweise zwei systematische Maßnahmen dar, die in den folgenden Kapiteln dieses Aufsatzes detailliert beschrieben sind. Diese Maßnahmen stehen im Zusammenhang damit, dass das Auditorenteam auf die derzeit nicht konzeptionell gelöste Problematik der Verkehrssicherheit im Bereich von Ausfahrten, Einmündungen und Parkplätzen sowie im Bereich von Bushaltestellen auf Landstraßen aufmerksam machen will. Bei außerörtlichen Straßen wurde primär auf die Sicherheit der motorisierten Verkehrsteilnehmer Wert gelegt, bei innerörtlichen Straßen fokussierte die Untersuchung auf die Sicherheit der besonders verletzlichen Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer. Jeder verkehrssicherheitsrelevante Mangel wurde im Formular (Bild 1) festgehalten. Neben Grundinformationen wie Nummer und Kategorie der Straße, Fotodokumentation, Beschaffenheit und Art des Mangels, GPS-Lage, Sicherheitsrisiko, Vorschlag für die Sanierungsmaßnahmen und Aufwand für die Maßnahme kann das Formular auch zusätzliche Informationen wie Anmerkungen oder die lokal zulässige Geschwindigkeit enthalten. Ergebnis der Arbeit mit dem Formular kann es sein, über den Aufwand bei der Realisierung der vorgeschlagenen Maßnahme und die Höhe des erkannten Risikos zu informieren. Zur Vereinfachung wurde die Lösungsschwierigkeit mit den Ampelfarben Rot, Gelb und Grün gekennzeichnet. Die Bedeutung der einzelnen Varianten ist in Tabelle 1 dargestellt. Zur effektiven und systematischen Erfassung und Behebung von Mängeln entwickelte das Team der Tschechischen Technischen Universität Prag die neue Web-Anwendung CEBASS (etwa: Zentrum der Evidenz für die Sicherheitsanalyse des Verkehrsnetzes) mit Datenbank. Diese Anwendung wurde für die Datenerhebung und -bewertung bei der Inspektion benutzt und anschließend der Straßenverwaltung ŘSD ČR für ein effektives Management bei der Mängelbehebung zur Verfügung gestellt. Dort wird CEBASS seit März 2016 eingesetzt. Dank CEBASS kann der Straßenverwalter seine Stellungnahmen zu allen erfassten verkehrssicherheitsrelevanten Mängeln abgeben und gleichzeitig den Zustand der Behebung aktualisieren (Bild 2). Die Anwendung läuft in Echtzeit. Deshalb können an einem Vorschlag zur Mangelbehebung mehrere Spezialisten arbeiten, die nicht an einem PC sitzen müssen. Die Anwendung ermöglicht es, jedem Mangel den aktuellen Lösungszustand zuzuordnen und mit Textkommentaren zu ergän- Internationales Verkehrswesen (69) 3 | 2017 23 Straßenzustands-Überwachung INFRASTRUKTUR zen. Der App-Nutzer kann somit wählen, dass der Mangel „In Bearbeitung“ oder „Behoben“ ist oder dass er ein „Risiko nicht akzeptiert“. Auf Basis dieser Daten werden verschiedene statistische Auswertungen erstellt (Bild 3). Die für den Straßenverwalter wohl interessanteste ist die Darstellung der „Aufteilung der Mängel nach Aufwand“, der „Aufteilung der Mängel nach Gefahr“ und des aktuellen Standes der Arbeiten in Tortendiagrammen (Bild 4). Die Sicherheitsinspektionen fokussieren vor allem auf Mängel, die sich auf die Verkehrssicherheit auswirken. Um die gewünschte Klarheit und Verständlichkeit der Risiken zu erreichen, wurden die identifizierten Mängel in thematisch passende Gruppen unterteilt. Die Objektkategorisierung (Gruppensortierung) berücksichtigt nicht nur den gemeinsamen Mangelcharakter (Bau- und Transportparameter), sondern auch die Art und Weise der erwarteten Sanierungsmethode. Kategorisiert werden die Mängel in 14 Grundgruppen: • Feste Hindernisse (z. B. Verkehrszeichen (VZ), Lichtsignale oder andere Verkehrsanlagen (VA), Vegetation, feste Abflusskanal-Portale bei Wasserdurchlässen oder Schallschutzwänden, Pfeiler/ Pfosten im Straßenbereich, Masten für elektrische Leitungen, Straßenbeleuchtung, usw.) • Rückhaltesysteme (fehlende oder ungeeignete Leitplanken, falsche Abmessungen, unzureichender Übergang zwischen den Leitplanken, zu kurze Anlauflänge, zu kurze Leitplanke vor Pfeilern, VZ, VA, SOS-Boxen, Bäumen, Brücken oder anderen festen Hindernissen) • Kreuzung (fehlende oder falsche VZ/ VA, verschlissene Markierung, schlechte Sichtverhältnisse oder Übersichtlichkeit, Bauzustand/ Verkehrsregelung, usw.) • Abschnitt zwischen Kreuzungen (falsche/ fehlende/ mangelhafte VZ oder VA, ungenügende Sichtverhältnisse für Halten oder Überholen, Bauzustand, Verkehrsregelung, Trassierung, usw.) • Ausfahrt, Einmündung, Parkplatz (fehlerhafte/ schlechte Ausführung von VZ oder VA, fehlende oder verschlissene Markierung, fehlerhaft/ falsch bezeichneter Parkplatz, schlechte Sichtverhältnisse oder Übersichtlichkeit, usw.) • Bahnübergang (fehlende VZ/ VA, fehlerhafte Markierung, Sichtbedingungen und Bemerkbarkeit, Bauzustand, usw.) • Bushaltestelle (fehlende VZ/ VA, fehlende/ verschlissene Markierung, ungeeignete Haltestellenausführung, schlechte Bedingungen für Fußgänger, usw.) • Fußgängerübergang (Zustand und Position der VZ/ VA, fehlende/ verschlissene Markierung, Sichtverhältnisse oder Übersichtlichkeit, Bauzustand bzw. Übergangslänge, fehlende Elemente für körperlich benachteiligte Personen, fehlende oder falsch ausgeführte Beleuchtung, usw.) • Zugangsbedingungen für Fußgänger (Zustand der Übergänge oder Gehwege, unterbrochene Gehwege, fehlerhafte Ausführung der Straßenübergänge, usw.) • Technischer Zustand der Fahrbahn (Straßenrand, Fahrbahnschäden, usw.) • Straßenkörper (tiefe/ steile Gräben/ Einschnitte, steile Böschungen, usw.) • Übergang von außerörtlichen zu innerörtlichen Straßen (fehlende oder fehlerhafte Beschilderung, usw.) • Maßnahmen zur Verkehrsbeschleunigung (erlaubte Geschwindigkeit, Überholmöglichkeit schaffen, usw.) • Werbungsanlage (festes Hindernis, störender Effekt, usw.) Die oben genannten Grundkategorien enthalten in der Regel 220 Unterkategorien, die eindeutig die Art und Beschaffenheit der lokalisierten Mängel angeben. Farbe Beschreibung Komplizierte Lösung Finanz- und zeitaufwändige Lösung (z.B. Ausbau des Kreisverkehrs). Diese umfasst Verhandlungs- und Genehmigungsprozesse, Erstellung der Dokumentation, Sicherheitsaudit, usw. Administrative Lösung Erhöhte Administration - Vorschlag für Aufstellung geeigneter Verkehrszeichen bzw. kleine Bauarbeiten. Einfache Lösung Einfache Lösung (z. B. Auslichten von Bäumen, die Verkehrszeichen verdecken, Hervorhebung oder Erneuerung der Verkehrszeichen, Aufstellung der Leitpfosten). Tabelle 1: Erläuterung der verwendeten Farben zur Darstellung des sog. „Lösungsaufwands“ [2] Bild 1: Beispiel eines Formulars für die Aufzeichnung der bei der Sicherheitsinspektion festgestellten Mängel. Alle Abbildungen: CVUT Bild 2: Mangelbeschreibung (rechts) und Bereich mit Anmerkungen für den Straßenverwalter (links) Internationales Verkehrswesen (69) 3 | 2017 24 INFRASTRUKTUR Straßenzustands-Überwachung Die statistische Auswertung Häufigkeit und Schwere der Mängel auf den überwachten Straßen Bei der durchgeführten Sicherheitsinspektion wurden auf dem überwachten Straßennetz 22 927 verkehrssicherheitsrelevante Mängel identifiziert, davon fast 37 % aus der Kategorie „Hohes Risiko“. Andererseits lag fast ein Viertel aller Mängel in der Kategorie mit minimalem Risikofaktor. Ein allgemeiner Überblick der identifizierten Risiken am gesamten TEN-T-Netz und den ausgewählten Straßen 1. Klasse, die das geplante TEN-T ersetzen, ist aus der Tabelle 2 ersichtlich. Wie erwartet, ist bei der negativen Beurteilung die Grundkategorie „Festes Hindernis“ am häufigsten vertreten. Die letzte Grundkategorie, die in der Bewertung mehr als einmal vertreten ist, ist die „Kreuzung“. Insbesondere handelt es sich um einen Mangel in Form von „fehlende/ verschlissene Markierung“ und „unzureichende Verkehrsregelung“. Die häufigsten Mängelursachen sind Werbungsanlagen, die keine feste Barriere darstellen, sondern einen störenden Einfluss auf die Verkehrsteilnehmer haben (Bild 3). Als feste Barriere befinden sich die Werbungsanlagen knapp hinter den ersten zehn häufigsten Mängeln. Dies liegt daran, dass diese Vorrichtungen weiter in die „Werbungsanlage auf einem verformbaren Gestell“ und „Werbungsanlage auf einem nicht verformbaren Gestell“ unterschieden werden. Dies betrifft 780 der insgesamt 3191 Mängel (Tabelle 2). Im Rahmen der Sicherheitsinspektion wurden im Bereich der Autobahnen insgesamt 2984 Mängel und im Bereich der Schnellstraßen 2111 Mängel identifiziert, die übrigen 17 832 Mängel auf anderen Straßen 1. Klasse. In Tabelle 3 sind Häufigkeit und Wichtung der Mängel dargestellt. Wird die Zahl der identifizierten Mängel auf die Länge der überwachten Straßen bezogen, ergibt sich die Häufigkeit pro Kilometer Länge der einzelnen Straßenabschnitte. In Bild 5 ist deutlich zu sehen, dass die wenigsten Mängel auf richtungsgetrennten Straßen wie Autobahnen und Schnellstraßen vorkommen - auf Straßen 1.-Klasse sind Mängel mehr als vierbis fünfmal häufiger. Die ersten Inspektionen wurden im Jahr 2010 nur auf den Straßen des TEN-T-Netzes durchgeführt (laut Gesetz und Verordnung), und die meisten Mängel waren dort bereits behoben. Systematische Maßnahmen Feste Wasserdurchlässe Die Untersuchung und Bewertung zeigt, dass manche Ausfahrten heute nicht mehr ihren Zweck erfüllen: Die Durchlässe werden weder instand gehalten noch instand gesetzt (statische Mängel bei 35 % aller Ausfahrten) und sind z. B. einige Jahre nach einem Unfall immer noch beschädigt. Bei einer Straßensanierung sollten nicht funktionierende und nicht freigegebene Ausfahrten entfernt werden (Beispiele siehe Bild 6 und Bild 7). Mängel-Kategorie Anzahl der Mängel Risiko Hoch Mittel Niedrig Festes Hindernis 7161 4116 2602 443 Werbungsanlage 3191 180 591 2420 Rückhaltesysteme 3031 1691 1009 331 Kreuzung 2155 263 1 373 519 Fußgängerübergang 1724 828 803 93 Bushaltestelle 1523 830 435 258 Ausfahrt/ Einmündung/ Parkplatz 1477 27 702 748 Abschnitt zwischen Kreuzungen 1329 87 843 699 Zugangsbedingungen für Fußgänger 765 315 398 52 Übergang von außerörtlichen zu innerörtlichen Straßen 203 0 199 4 Straßenkörper 192 124 57 11 Technischer Zustand der Fahrbahn 111 3 79 29 Maßnahmen zur Verkehrsbeschleunigung 44 0 2 42 Bahnübergang 21 6 13 2 ∑ 22 927 8470 8806 5651 Tabelle 2: Häufigkeit des Mängelvorkommens und des Risikos einzelnen Grundgruppen der Mängel Bild 3: Statistik der am häufigsten identifizierten Mängel Bild 4: Beispiel für das Leitungsmanagement zur Mängelbehebung seitens des Straßenverwalters Internationales Verkehrswesen (69) 3 | 2017 25 28. bis 30. November 2017 Koelnmesse Eine Veranstaltung von: Weitere Informationen senden wir Ihnen gerne zu. Ihre Ansprechpartnerin: Nicole Gotta Telefon +49 (0) 30/ 28 44 94-213 • nicole.gotta@ew-online.de Die europäische Leitmesse für Professionellen Mobilfunk und Leitstellen • Fachmesse • PMR-Konferenz • Leitstellenkongress • Fachforen • Fachtagung PMR für EVU • PMRExpo Career Koelnmesse Eingang Ost Halle 10.2 / Congress-Centrum Ost Deutz-Mülheimer Straße 35 50679 Köln 2017 Besuchen Sie die PMRExpo! Infos unter: www.pmrexpo.de oder Bubbles: Parris Cope/ Fotolia Internationales Verkehrswesen (69) 3 | 2017 26 INFRASTRUKTUR Straßenzustands-Überwachung Auch sollten die Böschungsköpfe optimiert werden, um bei einem Aufprall gegen die Vorderseite (das Portal) die Verletzungs- Wahrscheinlichkeit für Fahrzeuginsassen zu minimieren. Dies lässt sich durch eine Änderung der Neigung der Böschungsköpfe erreichen. Diese Lösung wird heute realisiert, obwohl der Fachöffentlichkeit keine validen Studien bezüglich des Einflusses dieser geneigten Böschungsköpfe auf die Unfall- und Nachunfallbewegung des Fahrzeugs vorliegen. Es handelt sich um eine empirisch ermittelte Möglichkeit zur Erhöhung der Sicherheit. Eine Studie könnte die positiven Auswirkungen überprüfen; eventuelle Forschungsprojekte sollten nicht nur auf die Analyse der Verkehrsunfälle bei bereits realisierten Böschungsköpfen, sondern auch auf optimale Materialien und optimale Portalneigung fokussieren. Eine weitere neue Lösung stellen integrierte Stoßdämpfer (Anprallschutz) dar. Es handelt sich um Ausfahrten, die schon einzelne Deformationsblöcke enthalten. Die Deformationsblöcke haben die Eigenschaft, die Lastübertragung von Fahrzeugen (in vertikaler Richtung) aufzunehmen; sie sind dazu noch so konstruiert, dass sie sich bei einem Seitenaufprall verformen. Nicht zuletzt ist es möglich, auch andere mehr oder weniger herkömmliche Lösungen zu prüfen, etwa vorangestellte Stoßdämpfer (Absorber mechanischer Energie eines aufprallenden Fahrzeugs) oder Rückhaltesysteme (Beton- oder Stahlbarrieren). Bushaltestellen an Außerortsstraßen Die Verkehrssicherheit im Bereich von Bushaltestellen außerhalb geschlossener Ortschaften ist ein anderes Problem, das konzeptionell nicht gelöst wird, obwohl es dort jährlich zu erheblichen gesamtgesellschaftlichen Schäden kommt. Im Rahmen der Sicherheitsinspektion wurden 367 Problemstellen gefunden und Systemlösungen vorgeschlagen. Eines der Ziele in diesem Fall war es, die Fachöffentlichkeit zu überzeugen, diese Problematik komplex zu lösen. Im Busverkehr wird nicht nur innerstädtisch der Einsatz von Niederflurfahrzeugen Standard. Zusammen mit richtigen und modernen Haltestellen verbessert dies den Zugang zum öffentlichen Verkehr für körperlich benachteiligte Personen (barrierefreier Zugang) und wirkt sich positiv auf den Komfort der Reisenden aus. An den untersuchten Bushaltestellen wurden vier Grundmängel festgestellt: • Fehlende Verkehrszeichen • Fehlende/ verschlissene Markierung • Nicht geeignete Haltestellenanordnung und Typ der Haltestellen • Schlechte Bedingungen für Fußgänger - etwa beim Zugang zur Haltestelle Grundsätzlich sind die letzten zwei Gruppen die risikoreichsten. Die Bilder 8 und 9 zeigen die standardmäßige Haltestellenausführung an den Außerortsstraßen im primären Straßennetz der Tschechischen Republik. Aus den durchgeführten Sicherheitsinspektionen lassen sich auch die wesentlichen Charakterzüge der Entwicklungsproblematik außerörtlicher Haltestellen herausfinden. Aus diesem Grund schlagen die Autoren folgendes vor: • Entwicklung von Haltestellen, die einen positiven Einfluss auf die Präferenz des öffentlichen Verkehrs haben und die mehr Komfort und Verkehrssicherheit anbieten • Ausbau der Bushaltestellen auf der Fahrspur vermeiden und diese Lösung als Sondermöglichkeit nur in begründeten Fällen anwenden • Komplexe Beurteilung der Lage aller Haltestellen an Außerortsstraßen aus der Sicht der Trassierung und Vergleich mit den Wegen nicht motorisierter, schutzbedürftiger Verkehrsteilnehmer Fazit Auf dem inspizierten Hauptstraßennetz der Tschechischen Republik wurden auf etwa 2100 km Länge insgesamt 22 927 verkehrssicherheitsrelevante Mängel identifiziert. Davon waren fast 37 % Mängel mit hohem Risikofaktor. Die Ergebnisse wurden in 14- Grundgruppen sortiert, wobei die Gruppe „festes Hindernis“ am häufigsten vertreten ist. Die meisten Mängel betreffen Werbungsanlagen. In diesem Fall stellen diese keine Barriere dar, sondern stören den motorisierten Verkehrsteilnehmer. An zweiter und dritter Stelle stehen verschiedene Arten der Vegetation wie etwa einzeln stehende Bäume oder Baumgruppen. Bezogen auf die Länge der einzelnen Straßenarten (Autobahnen, Schnellstraßen, Straßen 1. Klasse) wurde festgestellt, dass die Mängel auf Straßen 1. Klasse am häufigs- Straßenart Anzahl der Mängel Risiko Hoch Mittel Niedrig Autobahnen 2984 864 939 1181 Schnellstraßen 2111 865 605 641 Straßen 1. Klasse 17 832 6741 7262 3829 Tabelle 2: Gesamtzahl der Mängel nach Referenz bzw. Straßenart Bild 5: Anzahl der Mängel pro Kilometer Straße Bild 7: Festes Portal eines Wasserdurchlasses auf der I-52 bei km 34-35 Bild 6: Festes Portal eines Wasserdurchlasses auf der I-35 bei km 82-81 Internationales Verkehrswesen (69) 3 | 2017 27 ten vorkommen (zehn Mängel pro Kilometer in einer Richtung) - somit mehr als vierbzw. fünfmal häufiger als auf Schnellstraßen bzw. Autobahnen. Die Autoren konzentrierten sich im Bewertungsbericht zur Sicherheitsinspektion unter anderem detailliert auf die ungelösten Themen der tschechischen Straßen. Dies sind vor allem feste Wasserdurchlässe im Bereich von Ausfahrten sowie Bushaltestellen an außerörtlichen Straßen. Hier wurden mögliche Lösungen vorgeschlagen, die derzeit eher Ergebnisse theoretischer Überlegungen und empirisch gewonnener Kenntnisse darstellen und sich für ein Forschungsvorhaben eignen. ■ QUELLEN [1] CDV; Metodika provádění bezpečnostní inspekce pozemních komunikací, Brno (CZ): CDV, 2013 [2] Kocourek J.; Posuzování závažnosti dopravních konfliktů a rizik při provádění bezpečnostních inspekcí pozemních komunikací; Praha (CZ): ČVUT FD, 2010, habilitační práce [3] CDV; Řešení kritických míst na pozemních komunikacích v extravilánu metodika provádění, Brno (CZ): CDV, 2013 [4] Mičunek T. et al.; Kategorizace bezpečnosti samostatných sjezdů vzhledem k nárazu vozidel. Praha: ČVUT v Praze, Fakulta dopravní, Ústav soudního znalectví v dopravě, 2014. 46 Bild 9: Bushaltestelle auf der I-35 bei km 151-150 Bild 8: Bushaltestelle auf der D-10 bei km 19-20 Adéla Johanidesová, Ing. Fakultät für Verkehrswesen (ČVUT FD), Tschechische Technische Universität, Prag (CZ) gajdoade@fd.cvut.cz Josef Kocourek, doc. Ing., Ph.D. Fakultät für Verkehrswesen (ČVUT FD), Tschechische Technische Universität, Prag (CZ) kocoujos@fd.cvut.cz Internationale Fachmesse für Verkehrstechnik Innovative Komponenten • Fahrzeuge • Systeme innotrans.de 18.-21. SEPTEMBER • BERLIN InnoTrans 2018 THE OF FUTURE MOBILITY Kontakt Messe Berlin GmbH Messedamm 22 · 14055 Berlin T +49 30 3038 2376 F +49 30 3038 2190 innotrans@messe-berlin.de Int.Verkehrswesen_InnoTrans2018_102x297_de.indd 1 11.08.2017 12: 45: 05
