eJournals Internationales Verkehrswesen 69/4

Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2017-0083
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Internationales Verkehrswesen (69) 4 | 2017 6 IM FOKUS Innovatives Testgelände für den Straßenbau D ie Bundesanstalt für Straßenwesen (duraBASt) hat nach zwei Jahren Bauzeit ein rund 25 000 m 2 großes und etwa einen Kilometer langes Areal ein neues Demonstrations-, Untersuchungs- und Referenzareal in Betrieb genommen. Auf dem Gelände im Autobahnkreuz Köln-Ost werden neue und innovative Baustoffe, Bauweisen und Bauverfahren getestet, um die Straßeninfrastruktur auf die künftige Herausforderungen wie Zunahme des Güterverkehrs, Klimawandel, Energiewende und Rohstoffknappheit vorzubereiten. Ziel des duraBASt ist es, Innovationen deutlich schneller als bisher in die Baupraxis überführen zu können. Die weltweit einzigartige Versuchseinrichtung ermöglicht durch die Erstellung von Untersuchungsfeldern und Demonstratoren realitätsnahe Erprobungen im Maßstab 1 : 1, bei denen neue Baustoffgemische, Bauweisen oder Bauverfahren zeitraffend belastet und auf ihre Dauerhaftigkeit hin geprüft werden. So kann die Zeitspanne zwischen Forschung und Regeleinsatz von Innovationen deutlich verkürzt werden. Die Demonstrations- und Untersuchungsareale sollen dabei nicht allein von der BASt, sondern auch von der Bauindustrie zu Entwicklungs- und Untersuchungszwecken genutzt werden. Zusätzlich auf dem Gelände verwirklichte Referenzstrecken dienen der Qualitätssicherung von Messfahrzeugen, die für die Zustandserfassung und -bewertung von Fahrbahnoberflächen eingesetzt werden. Realisiert wurde das duraBASt gemeinsam mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW im Rahmen des Forschungsprogramms „Die Straße im 21. Jahrhundert“. www.durabast.de Zustell-Roboter PostBOT unterstützt Postboten D ie Deutsche Post testet im hessischen Bad Hersfeld erstmals einen Roboter, der Zusteller auf ihrer Tour begleitet und beim Transport der Sendungen unterstützt. In zwei Zustellbezirken wird der elektrisch fahrende PostBOT dem Zusteller automatisch folgen und dabei sechs Briefbehälter mit Sendungen transportieren. Somit werden die Postboten nicht nur vom Gewicht der Sendungsmenge entlastet, sie haben auch die Hände frei, um die Sendungen einfacher zu verteilen. Mit dem Test will die Deutsche Post herausfinden, wie Roboter den Menschen im körperlich anspruchsvollen Zustellalltag künftig unterstützen können. Der PostBOT wurde auf Basis eines Roboters der französischen Firma „Effidence S.A.S“ unter enger Einbindung von Zustellerinnen und Zustellern der Deutschen Post speziell für den Transport von Briefen und Päckchen entwickelt. Der Roboter kann Lasten bis zu 150 Kilo transportieren. Mittels Sensoren erkennt er die Beine der Zusteller und folgt diesen auf Schritt und Tritt auf dem Gehweg. Hindernissen weicht er aus oder stoppt. Der robust gebaute Post- BOT ist für den Einsatz bei allen Witterungsbedingungen geeignet. Durch ergonomisch platzierte Bedienelemente an beiden Seiten des Geräts ist er besonders rücken- und gelenkschonend konzipiert. Der Test ist zunächst auf rund sechs Wochen ausgelegt. Anschließend werden die Ergebnisse aus der Praxis ausgewertet. Sie stellen eine wichtige Grundlage für Folgetests und Weiterentwicklungen dar. So will der Konzern ab 2018 auch selbstfahrende, dem Paketzusteller autonom folgende Modelle seines elektrischen Lieferwagens StreetScooter testen. www.dpdhl.de Quelle: BASt Foto: Deutsche Post DHL/ Bernd Georg Internationales Verkehrswesen (69) 4 | 2017 7 IM FOKUS Handy-Ticket am liebsten für Bahnreisen genutzt B aden-Württemberg ist führend bei Nutzung und Kauf von Handy-Tickets, Bayern dagegen Schlusslicht. Das ergab eine internetrepräsentative Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Innofact unter 1039 Deutschen bundesweit und unter 1663 Deutschen in den verschiedenen Bundesländern, die im Auftrag der unabhängigen digitalen Bahnplattform Trainline durchgeführt wurde. Dabei zeigt sich unter anderem auch, dass die Bundesbürger gerade bei Bahnreisen offen für mobile Lösungen sind: 18 % der Befragten bevorzugen die Buchung von Bahntickets über das Smartphone und 26 % nutzen ein Handy-Ticket auf Reisen. Damit hat das Handy-Ticket für den Zug die Popularität bei Flug (18 %) und im öffentlichen Nahverkehr (16 %) klar hinter sich gelassen. Auch bei der mobilen Buchung hat die Bahn gegenüber dem Flugzeug (12 %) und dem Fernbus (8 %) die Nase vorn. Im Südwesten wohnen die besonders mobil-affinen Bahnreisenden: In Baden-Württemberg gaben 22 % der Befragten an, regelmäßig Fahrkarten über ihr Smartphone zu buchen, gefolgt von den Saarländern mit 21 % und den Schleswig-Holsteinern mit 20 %. Schlusslicht sind die Bayern mit 9 %. Auch Waren werden zunehmend mobil bezahlt: Rund 44 % nutzen dafür regelmäßig Online-Dienste wie PayPal, und auch bei den 60bis 69-Jährigen kommt das Bezahlen per Smartphone gut an: Mehr als die Hälfte der Silver Surfer (56 %) können sich vorstellen, die Technologie zu nutzen. www.trainline.de Mit Handy sicher bezahlen ohne Datenspur E lektronisches Bezahlen ist längst Alltag - allerdings auf Kosten der Privatsphäre: Um einer Manipulation der Konten durch Fremde vorzubeugen, wird der Kunde bei jedem Zahlungsvorgang identifiziert, die Details seiner Transaktion werden der zentralen Datenbank mitgeteilt. Dies führt zu einer Datenspur, die durch den Anbieter oder durch Dritte missbraucht werden könnte. Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Ruhr-Universität Bochum entwickelten nun die Grundlagen für ein sicheres und anonymes System, das gleichzeitig auch alltagstauglich sein soll. Das von ihnen entwickelte Protokoll „black-box accumulation plus“ (BBA+) verlagert dabei alle notwendigen Kontoinformationen auf die verwendete Karte oder das Smartphone und garantiert mithilfe kryptographischer Methoden deren Vertraulichkeit. Gleichzeitig bietet BBA+ aber auch Sicherheitsgarantien für den Betreiber des Bonus- oder Zahlungssystems: Das Protokoll garantiert den korrekten Kontostand und ist mathematisch so konstruiert, dass die Identität eines Nutzers aufgedeckt wird, sobald jemand mit einem manipulierten Konto bezahlen will. BBA+ ist die Weiterentwicklung eines anonymen Bonuskarten- Systems, das von der KIT-Forschungsgruppe entwickelt wurde. Allerdings war dabei zum Sammeln und Einlösen von Punkten eine Internetverbindung nötig, um einen Missbrauch zu verhindern. Das neue Protokoll garantiert nun die Privatsphäre und Sicherheit der Kunden auch im Offline-Betrieb - wichtig auch für die Funktionsfähigkeit an U-Bahn-Stationen oder Mautbrücken, wo möglicherweise keine schnelle Internetverbindung existiert. www.kit.edu/ kit/ 22818.php Bild: PTV Foto: Gabi Zachmann/ KIT Internationales Verkehrswesen (69) 4 | 2017 8 IM FOKUS Bosch eröffnet innovativen IT-Campus D ie Bosch-Gruppe hat in Stuttgart ein Kompetenzzentrum eröffnet, in dem die Fäden der weltweiten Bosch-IT zusammenlaufen. Weil internetfähige Produkte und datenbasierte Dienstleistungen immer wichtiger für das Unternehmen würden, ändere sich auch die Rolle der Informationstechnologie, sagt Prof. Dr. Stefan Asenkerschbaumer, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH und zuständig für IT. Der Campus sei neuer zentraler Hub zur Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und vereine das Beste aus zwei Welten: den Produkten und Erfahrungen eines über Jahrzehnte etablierten Technologiekonzerns und der Dynamik eines jungen IT-Unternehmens. Bosch hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 jedes neue elektronische Produkt zu vernetzen und darauf basierende Services zu entwickeln. Auch Architektur und Ausstattung des IT-Campus zeigen diesen Wandel und wurden nach dem bereits an anderen Bosch- Standorten bewährten Konzept „Inspiring Working Conditions (IWC)“ mit offenen Büroflächen, kreativ gestalteten Workshop- Bereichen, Telefonräumen und Ruheräumen eingerichtet. Dazu kommen unter anderem ein sogenanntes User-Experience- Studio für die besonders in der IT-Welt verbreitete Innovationsmethode „Design Thinking“ sowie ein IT-Space, in dem sich Mitarbeiter einen Überblick über das gesamte Hard- und Software-Angebot verschaffen und sich persönlich beraten lassen können. Rund 2000 des 7500 Mitarbeiter großen Bereichs arbeiten auf dem innovativ ausgestatteten Campus, der den Transformationsprozess von Bosch hin zu einem IoT- Unternehmen weiter beschleunigen soll. www.bosch.com/ de/ explore-and-experience/ connected-world Autonom fahren auf dem Bus-Betriebshof A utonomes Fahren ist ein wichtiger Baustein neuer Mobilitätskonzepte - nicht nur im PKW-Bereich. Eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des Forschungszentrums Informatik FZI am KIT und der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) zeigt im Modell, wie autonomes Fahren auf dem Bus-Betriebshof funktionieren und zur Kostensenkung beitragen kann. Auf dem Betriebshof durchläuft ein Linienbus viele Stationen, bis er für das Fahrpersonal wieder zur Abfahrt bereitgestellt wird. Die Mitarbeiter aus den Werkstätten fahren ihn nach der Übergabe durch den Fahrer zur Wartungshalle, wo das Fahrzeug zunächst betankt und grob gereinigt wird. Von dort geht es weiter über die Waschanlage zur Instandhaltung. Erst dann ist das Fahrzeug wieder abholbereit und fahrfertig für den Busfahrer. Das Forschungsteam hat die Abläufe analysiert und festgestellt, dass die Fahrt zur Waschanlage, die Außenreinigung und die Fahrt zum Abstellplatz ebenso wie der Abstellvorgang selbst vollständig automatisierbar sind. Das Auftanken, die Innenreinigung und die Versorgung der Busse mit Druckluft sollen Industrieroboter übernehmen. Von der Automatisierung ausgeschlossen bleibt lediglich die Fahrt vom Übergabepunkt zur Halle, weil sie als vom Gesetzgeber vorgeschriebene Testfahrt gilt. Das System basiert auf Standardtechnologien für automatisierte Fahrzeuge und ist kompatibel mit der normalen Straßenverkehrsinfrastruktur außerhalb des Betriebsgeländes. Der teilautonome Bus-Betriebshof bietet wirtschaftliches Potenzial: Allein für die rund 150 SSB-Busse, die im Betriebshof Stuttgart- Gaisburg täglich gewartet werden, könnten künftig die Personalkosten um mehr als 100 000 Euro pro Jahr gesenkt werden. Das Konzept ist auch skalierbar. Als Use Cases für autonome Nutzfahrzeuge sind weitere ÖPNV-Betriebshöfe oder auch Speditionsdepots und Autobahnrastplätze denkbar. www.ssb-ag.de - www.itiv.kit.edu/ 4731.php Foto: Bosch Foto: Laila Tkotz, KIT Aktuelle Meldungen finden Sie im Web unter www.internationales-verkehrswesen.de