eJournals Internationales Verkehrswesen 70/2

Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
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Internationales Verkehrswesen (70) 2 | 2018 6 IM FOKUS Autonome Kleinbusse und Do-it-yourself-Autos I nnovative Konzepte für Mobilität und Fahrzeugproduktion standen im Fokus einer kürzlich abgehaltenen Tagung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik WGP. Dabei beschrieben die WGP-Wissenschaftler vor allem neuartigen Anforderungen an die Produktionstechnik von morgen. Erforderlich seien unter anderem innovative Sensor-Aktor-Systeme und Energiespeicher-Medien, aber beispielsweise auch demontierbare und recycelbare Karosserien bzw. Fahrzeugstrukturen. Die Professoren hatten hier unter anderem ein Do-it-yourself-Fahrzeug vor Augen - gewissermaßen ein „Ikea-Auto“. Die Forschung müsse hierfür vor allem E- Motoren und E-Achse weiterentwickeln, neue Batteriesowie Füge- und Anbindungskonzepte ermöglichen und nicht zuletzt die Batteriezellenfertigung voranbringen. Als Szenario für die kommende urbane Mobilität zeichnete beispielsweise Prof. Günther Schuh, Geschäftsführer des Aachener Elektrofahrzeug-Herstellers e.GO Mobile und zugleich Mitglied des Direktoriums des wzl Werkzeugmaschinenlabors der RWTH Aachen, das Bild einer hoch flexiblen Fortbewegung: Sein für die zweite Jahreshälfte 2018 angekündigtes, kostengünstiges und extrem haltbares Elektromobil sei nur einer von vielen Bausteinen zukünftiger Gesamtkonzepte, denn Mobilität in der modernen Stadt werde künftig komplett anders organisiert. Es werde umfassende Angebote von miteinander vernetzten, autonom fahrenden oder von Hand gelenkten Fahrzeugen geben, seien es Kleinbusse, Motorräder oder Fahrräder. Das jeweilige über Smartphone gebuchte Gefährt wird - so die Vision - in Park-and-Ride-Häusern abgeholt. Autonom fahrende Kleinbusse sammeln Fahrgäste bis zu einer bestimmten Anzahl und fahren dann eine festgelegte Strecke ab. Menschen mit Behinderungen können komplette Mobilitätsvarianten buchen, die sie direkt zu ihrem Ziel bringen. Auf der CEBIT vom 11. bis 15. Juni in Hannover will e.GO die 2. Generation des autonomen Elektrokleinbusses e.GO Mover, der zusammen mit der Zukunfts Venture GmbH der ZF Friedrichshafen AG entwickelt wurde, das angekündigte Stadtauto e.GO Life sowie neue Mobilitätslösungen für den großstädtischen Bereich vorstellen. www.e-go-mobile.com Die 2. Generation des autonomen Elektrokleinbusses e.GO Mover Quelle: e.GO Datenschutz: Cloud-Dienste europaweit zertifizieren Z unehmend werden auch sensible und kritische Daten und Algorithmen nicht mehr auf Serverbänken vor Ort, sondern flexibel nutzbar „in der Cloud“ abgelegt - und da sollten höchste Sicherheitskriterien angelegt sein. Allerdings ist der Markt der Cloud-Service-Anbieter und ihrer Sicherheits-Zertifizierungen praktisch unüberschaubar geworden. Das vom Institut für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordinierte Forschungsprojekt „Auditor“ (EuropeAn CloUD ServIce DaTa PrOtection CeRtification) will hier Klarheit schaffen: Die Projektpartner erarbeiten eine Datenschutzzertifizierung von Cloud-Diensten, die auf Basis der neuen EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) als Standard europaweit eingesetzt werden soll. Ziel ist es, diese nachhaltig anwendbare Datenschutzzertifizierung zu entwickeln, beispielhaft umzusetzen und zu erproben. Dies soll allen Beteiligten zugute kommen: Cloud-Kunden erhalten eine Datenschutz-Garantie, Cloud- Anbieter können sich diese Sicherheit offiziell bestätigen lassen, Zertifizierungsstellen erhalten einheitliche Standards und die Daten des Endverbrauchers sind geschützt. Zunächst entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Kriterienkatalog für eine Zertifizierung nach DS- GVO. Diese Kriterien sollen bereits so weit standardisiert sein, dass sie Grundlage für eine DIN-SPEC bilden - eine Art Vorstufe zur DIN-Norm. Diese wiederum dient dann als Basis für eine europäische Norm und die Entwicklung eines EU-weit anerkannten Datenschutz-Zertifizierungsschemas. Anschließend erarbeiten die Projektpartner ein Konzept für das Anwenden dieser Qualitätssicherung und nehmen dabei besonders Organisationsstrukturen und Verfahren für die Zertifizierung in den Blick. Dafür werden etwa modulare Zertifizierungs- und Auditierungsprozesse spezifiziert und Geschäftsmodelle für das Verfahren untersucht. An dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Projekt sind mehr als 25 Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft beteiligt, darunter das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, Microsoft Deutschland, SAP und der TÜV. www.kit.edu Internationales Verkehrswesen (70) 2 | 2018 7 IM FOKUS Internationale Fachmesse für Verkehrstechnik Innovative Komponenten • Fahrzeuge • Systeme innotrans.de 18.-21. SEPTEMBER • BERLIN InnoTrans 2018 THE OF FUTURE MOBILITY Kontakt Messe Berlin GmbH Messedamm 22 · 14055 Berlin T +49 30 3038 2376 F +49 30 3038 2190 innotrans@messe-berlin.de Int.Verkehrswesen_InnoTrans2018_102x297_de.indd 1 11.08.2017 12: 45: 05 IT-Sicherheit für das Auto von morgen J e mehr Elektronik die Autos lenkt, beschleunigt und bremst, desto wichtiger wird der Schutz vor Cyber-Angriffen. Deshalb erarbeiten 15 Partner aus Industrie und Wissenschaft bis März 2021 im Verbundvorhaben mit dem Namen „Security For Connected, Autonomous Cars (SecForCARs) neue Ansätze für die IT-Sicherheit im selbstfahrenden Auto. Zwar verfügen Fahrzeuge bereits heute über vielfältige Kommunikationsschnittstellen und immer mehr automatisierte Fahrfunktionen wie etwa Abstands- und Spurhalteassistenten. Allerdings wird sich die Elektronikarchitektur kommender, vernetzter und hoch automatisierter Modelle deutlich von der bisheriger Fahrzeuge unterscheiden. Sie muss viel mehr Daten in viel kürzerer Zeit erfassen und zuverlässig verarbeiten und soll zugleich alle Fahrfunktionen „in Echtzeit“ steuern können. Vernetzte Autos bieten beim automatisierten Fahren potenziell viele Vorteile. Zum Beispiel erhöht sich die Sicherheit, wenn sie sich untereinander vor Straßenschäden oder Glatteis warnen. Gleichzeitig muss jedoch die Bordelektronik massiv vor Angriffen von außen geschützt sein - die Sicherheitsanforderungen steigen enorm. Mit seinem Fokus auf selbstfahrende Autos hebt sich SecFor- CARs deutlich von bisherigen Forschungs-Initiativen zur IT-Sicherheit im Automobil ab. und betrachtet ein breites Fragen-Spektrum. Wie lassen sich vernetzte und automatisierte Fahrzeuge sicherer entwickeln? Wie testet man solche Fahrzeuge auf Sicherheitslücken? Wie erreichen Automobilhersteller und Technologiepartner, dass nachträglich auftretende Lücken schnellstmöglich geschlossen werden? Das Projekt bringt Experten aus der IT-Sicherheit und dem automatisierten Fahren zusammen. Als Automobilhersteller sind Volkswagen und Audi beteiligt. Die Zulieferindustrie ist durch Infineon Technologies und Robert Bosch vertreten, die Unternehmen Escrypt, Itemis, Mixed Mode und Schutzwerk repräsentieren Tool- Hersteller und die Security-Industrie. Ausgewählte Forschungsinstitute, Universitäten und Hochschulen wie die Universität Ulm, die Technischen Universitäten Braunschweig und München, die Freie Universität Berlin, die Hochschule Karlsruhe sowie die Fraunhofer- Institute AISEC und IEM sichern den Transfer aktueller Forschungsergebnisse in das Projekt. Das Verbundvorhaben wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von Infineon geleitet. Audi AICON - Studie für das autonome Fahren Quelle: Audi Internationales Verkehrswesen (70) 2 | 2018 8 IM FOKUS E-Auto oder Verbrenner? D er Kaufpreis entscheidet weiterhin wesentlich darüber, ob sich EU-Bürger ein Elektroauto kaufen wollen. Das ist eine der Kernaussagen der Studie „Quantifying the factors influencing people’s car type choices in Europe“, die JRC im Auftrag der Europäischen Union erstellt hat. Dazu wurden im Juni 2017 mehr als 1200 Autofahrer in Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Spanien und dem Vereinigten Königreich zu ihren Kaufkriterien befragt. Die Studie aktualisiert eine gleich gelagerte Befragung aus dem Jahr 2012. Dabei zeigte sich beispielsweise, dass fast die Hälfte der Befragten bis heute nie den Kauf eines Batterie- oder Brennstoffzellen-Autos in Erwägung gezogen haben. Insgesamt ist der Kaufpreis weiterhin wichtigstes Kriterium (77 %), wobei der Anteil der Befragten, die E-Autos derzeit für „sehr teuer“ halten, von 75 % (2012) auf 69 % gesunken ist. Während die Höchstgeschwindigkeit ebenso wie die Lademöglichkeiten heute keine entscheidende Rolle mehr spielen, tragen Treibstoff- und Unterhaltskosten nun deutlich zur Kaufentscheidung bei. Die Studie steht online zur Verfügung unter: http: / / dx.doi.org/ 10.2760/ 695017 Autonome Schifffahrt: Transdisziplinäre Forschung I m neu gegründeten bundesweiten Netzwerk „SKAS - Systeme und Komponenten für autonome Schifffahrt“ arbeiten 14 Professuren aus fünf Fakultäten der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) intensiv an dem Thema autonome Schifffahrt. Das Netzwerk aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen will transdisziplinär Systeme, Komponenten, Sensoren, Technologien und Kommunikationsleistungen für teil- oder vollautonome Schiffe entwickeln und erforschen. Beteiligt ist auch der Kieler Forschungscluster „Ozean der Zukunft“. Koordiniert wird das Netzwerk von der EurA AG. Die Digitalisierung der Schifffahrt ist ein Zukunftsfeld, auf dem derzeit die Karten global verteilt werden. Bei SKAS liegt der Fokus nicht ausschließlich auf der vollständigen Autonomie der Fahrzeuge. Es werden vielmehr auch Aspekte wie Teilautonomie in Form von Assistenzsystemen zum automatisierten Anlegen betrachtet. Da hier neben China auch Skandinavien führend ist, werden aktuell bestehende Kontakte zu Forschungspartnern in Norwegen und Finnland ausgebaut. Bereits im vergangenen Jahr starteten erste Projekte zum autonomen Fahren in ländlichen Regionen mit der Entwicklung „NAF-Bus - nachfrageorientierter autonom fahrender Bus“ und weiteren Teilprojekten. Derzeit entwickelt die Arbeitsgruppe Technologietransfer der CAU und des Exzellenzclusters Future Ocean weitere Projektskizzen zu autonomen Verkehrskonzepten unter Einbindung autonomer Schiffe. Denkbar ist beispielsweise eine Pilotlinie, die das West- und das Ostufer der Kieler Förde durch die kombinierte Nutzung autonomer Bus- und Fährlinien besser vernetzt. Die Kombination aus elektrisch angetriebenen autonomen Buslinien mit elektrisch betriebenen autonomen Fähren soll in einer Modelllinie auf der Kieler Förde zwischen dem CAU-Campus, dem FH Campus und dem GEOMAR realisiert werden. Erste Projekttreffen mit Unternehmen sowie Experten aus Forschung, Politik und Verwaltung zur strategischen Weiterentwicklung des Themas fanden bereits statt. www.uni-kiel.de Das eigene Lager besser im Blick D ie Kunden auf Bestellungen oder Aufträge warten zu lassen, verbaut die Chance auf langfristige Geschäftsbeziehungen. Wie beim Onlineshopping im Privatbereich erwarten zunehmend auch Entscheider im geschäftlichen Umfeld maximale Schnelligkeit, Flexibilität und Effizienz. Für Unternehmen gilt es daher, rechtzeitig auf neue Anforderungen an die Supply Chain zu reagieren. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Supply Chain bewirkt, dass die Zahl der parallel ablaufenden Prozesse stetig ansteigt. Besonders die Übertragung von Daten erfordert in diesem Zusammenhang, Abläufe zu optimieren oder ganz neu aufeinander abzustimmen. Vorliegende Informationen zielführend zu nutzen, stellt in diesem Zusammenhang die Grundlage dar. Maschinen, die älter sind, aber noch funktionieren, lassen sich über flexible Schnittstellen miteinander verknüpfen. Softwarelösungen wie der grafische Materialflussrechner von sysmat für automatisierte Anlagen und Automatiklager arbeiten mit den vorhandenen Daten und ermöglichen es Unternehmen, Optimierungspotenziale aufzudecken und Fehlerquellen zu erkennen, indem sie Anwendern auf einer grafischen Oberfläche einen Überblick über Abläufe im Lager verschaffen. So lassen sich „unrund“ laufende Vorgänge besser entdecken, anpassen und in der Folge bessere Ergebnisse erzielen. Der grafische Materialflussrechner wird hierfür zwischen die Anlagen geschaltet und führt diese so zusammen. Unnötige Neuanschaffungen spart die Software aus und verlängert die Flottenzugehörigkeit der Maschinen. Die Abstimmung aller beteiligten Komponenten aufeinander kann Unternehmen also einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb verschaffen. www.sysmat.de Wichtigste Entscheidungskriterien beim Autokauf (in %) Quelle: EU 2018