eJournals Internationales Verkehrswesen 70/3

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
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Die Nachfrage nach Kühllogistik steigt

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Dirk Ruppik
Thailand will seine Nahrungsmittelindustrie weiter ausbauen und vermarktet sie mit Slogans wie „Thailand – Küche der Welt“ international. Die Exporte nach Europa erfolgen fast immer über den internationalen Hafen Laem Chabang. Große Infrastrukturprojekte sind bereits im Bau oder geplant, um den Östlichen Ökonomischen Korridor zu entwickeln. Die Kühlkettenlogistik des Landes befindet sich noch im Aufbau.
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LOGISTIK Thailand Die Nachfrage nach Kühllogistik steigt Infrastruktur, Transportwege, Kühlkette, temperaturkontrollierte Logistik Thailand will seine Nahrungsmittelindustrie weiter ausbauen und vermarktet sie mit Slogans wie „Thailand - Küche der Welt“ international. Die Exporte nach Europa erfolgen fast immer über den internationalen Hafen Laem Chabang. Große Infrastrukturprojekte sind bereits im Bau oder geplant, um den Östlichen Ökonomischen Korridor zu entwickeln. Die Kühlkettenlogistik des Landes befindet sich noch im Aufbau. Dirk Ruppik D ie Logistikindustrie des südostasiatischen Landes wächst gewaltig. Viele Großprojekte stehen an, die in der „Thailand Transport Infrastructure Development Strategy 2015-2022“ festgelegt sind. Das Land profitiert von seiner zentralen Lage in der Greater Mekong Subregion (GMS) und der ASEAN. Die Nahrungsmittelindustrie ist eine der bedeutenden Industrien des Landes und trägt 23 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Mit Marketingstrategien wie „Thailand - Küche der Welt“ und dem globalen Nahrungsmittel-Innovationshub „Food Innopolis“ soll die Bedeutung weiter erhöht werden. Ungefähr die Hälfte der Nahrungsmittelexporte fällt laut Gtai auf fünf Produkte: Reis (17,1 %), Zucker (8,6 %), Hühnchen (7,8 %), Thunfisch (7,5 %) und Garnelen (6,3 %). Deutschland bezieht aus Thailand u. a. größere Mengen an Hühnchenfleisch und Garnelen. Das Königreich befindet sich beim Logistics Performance Index 2018 der Weltbank auf Platz 32 vor Südafrika (33) aber hinter Ungarn (31), Polen (28) und Portugal (23). Entwicklung des Logistiksektors Mithilfe des Entwicklungsprojekts Thailand 4.0 soll das Land in eine fortschrittliche Nation mit einer auf Wissen basierenden Wirtschaft verwandelt werden. Dadurch will sich das südostasiatische Land bis 2021 in ein Hochlohnland verwandeln. Das Cluster Aviation & Logistics wird als eine der Zukunftsindustrien aufgeführt, wobei geplant ist, Thailand zunehmend zu einem Logistik-Hub zu entwickeln. Allerdings wird die Umsetzung des Projekts speziell in diesem Zeitrahmen mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern, da das Land kaum über Spezialisten und Experten verfügt, die die Industrie des Landes modernisieren könnten. Gleichzeitig verschließt sich die Monarchie mit einem starken Protektionismus im Arbeitsmarkt gegenüber dem Import von ausländischen Spezialisten. Nur 56 % der Thailänder haben bisher Zugang zum Internet, was zudem ein großes Problem für die Entwicklung von hoch ausgebildeten Arbeitskräften darstellt. Was das Land also braucht, ist eine breit angelegte Ausbildungsinitiative. Auch das Wirtschaftswachstum hat sich in der letzten Dekade auf knapp über 3 % halbiert. Nach einem Bericht der Weltbank („Getting back on track - reviving growth and securing prosperity for all” 2016) liegt der Grund dafür in einer mangelnden Wettbewerbsfähigkeit des Landes, was wieder- Schwimmender Markt in Bangkok. Foto: pixabay Internationales Verkehrswesen (70) 3 | 2018 50 Internationales Verkehrswesen (70) 3 | 2018 51 Thailand LOGISTIK um auf den Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskräften zurückgeht. Der logistische Ausbau des Landes wird in der „Thailand Transport Infrastructure Development Strategy 2015-2022“ festgelegt. Bisher liegen die Logistikkosten mit fast 15 % des Bruttoinlandproduktes (8 % in den USA) nach wie vor relativ hoch. Der Transport von Waren erfolgt meist über Straßen (87 %). Auf dem zweiten Platz liegt der See- und Flußtransport mit 11 %. Da Thailand nach wie vor fast nur einspurige, langsame Schienenverbindungen besitzt, erfolgt der Transport nur zu 1,4 % via Schiene. Ein Lichtstreif am Horizont sind die geplanten logistischen Großprojekte und der Ausbau des Östlichen Ökonomischen Korridors (ÖÖK: Chonburi, Chachoengsao, Rayong Provinz, Randbezirke von Samut Prakan). Im ÖÖK sind bereits exportorientierte hochwertige Industrien wie die Automobilindustrie angesiedelt. Die Entwicklung wird nun auf Biochemie, Luft- und Raumfahrt, Elektronik, Roboter, Digitaltechnik und weiterhin auf die Automobilindustrie fokussieren. Im Schnellverfahren sollen verschiedene Infrastrukturprojekte umgesetzt werden. Dazu gehören der Ausbau des U-Tapao International Airports bei Pattaya, die Ho chg e s chwindigkeits zugverbindung Bangkok-Rayong (Verbindung der zwei Stadflughäfen Bangkoks und U-Tapao), die dritte Phase des Tiefseehafens Laem Chabang und die dritte Phase des Seehafens Map Ta Phut, ebenso der zweispurige Ausbau der Eisenbahntrasse zwischen den drei Seehäfen Bangkok Khlong Toei, Laem Chabang und Map Ta Phut sowie ein neues Industriegebiet. Laut dem stellvertretenden Transportminister Pailin Chuchottaworn entsteht Phase 3 des internationalen Seehafens Laem Chabang (Lloyd’s List Ranking 2016 auf dem 20. Rang, 7,2 Mio. TEU) mittels PPP auf 2,6 km 2 und wird die Umschlagskapazität des Hafens von bisher 11 Mio. TEU auf 18 Mio. TEU erweitern. Zudem soll die Anzahl der verschifften Neuwagen von zwei auf drei Millionen Einheiten steigen. Der Baubegin ist in 2019 geplant. Bis 2024 sollen vier weitere Containerliegeplätze, ein Küstenterminal mit einer 1 Mio. TEU Kapazität und ein Ro-Ro-Terminal für 1 Mio. Fahrzeuge entstehen. Die Logistikkosten im Lande sollen dadurch von fast 15 % auf 12 % sinken. Logistik verderblicher Waren Da das Land wichtiger Produzent von Agrar- und Meeresprodukten ist, nimmt die Nachfrage nach Kühlkettenlogistik beständig zu. Die Exporte im Nahrungsmittelbereich sind in 2016 um rund sieben und in 2017 um rund 8 % gewachsen. In 2016 stieg Thailand von Platz 15 auf Platz 13 führender Nahrungsmittelexporteure weltweit auf. Das Wachstum in den KLMV-Ländern (Kambodscha, Laos, Myanmar und Vietnam) trug stark zur Zunahme der thailändischen Nahrungsmittelexporte bei, wobei die KLMV-Länder Japan vom ersten Platz der Exportmärkte ablösten. Weiterhin fördern das Wachstum der thailändischen Mittelklasse, die Zunahme der Expat-Gemeinde und die wachsende Zahl der Touristen den Nahrungsmittelbereich. Bisher werden allerdings nur 30 bis 40 % der Früchte und Gemüse im Land temperaturkontrolliert transportiert, in Industrieländern beträgt der Anteil 80 %. Dies zeigt schon das große Entwicklungspotenzial für Kühlkettenlogistik im Lande. Ein Unternehmen, das auf diese Entwicklung schon in 2012 reagiert hat, ist die japanische Konoike Transport (Konoike Cool Logistics Thailand Co., Ltd.). Sie betreibt rund 10 000 m 2 Lagerhausfläche südöstlich von Bangkok, 6300 m 2 davon sind für den Kühlbereich vorgesehen (Kapazität rund 10 000 Paletten, Temperaturbereich +15 bis -26 °C ). Der leitende Vizepräsident der MK Restaurant Group, Somchai Hanjitkasem, sagt, dass die Nahrungsmittelindustrie zunehmend durch E-Commerce getrieben wird. Durch die Online-Bestellungen wird die Nachfrage nach Hauszustellung stark zunehmen. Das Unternehmen verkündete im Juni diesen Jahres die Gründung eines 50/ 50-Joint-Ventures (M-Senko Logistics) mit dem japanischen Logistiker Senko Group Holdings Co Ltd.. Es wird integrierte Logistikdienste inklusive Lagerhaltung, Transport, Spedition und Handel anbieten. Der Hauptfokus allerdings liegt auf der ganzen Palette der Kühlkettenlogistik inklusive des Transports in Kühl-LKW. Das Unternehmensgelände mit 53 000-m 2 Fläche befindet sich an der Bangna-Trat- Schnellstraße südöstlich von Bangkok. In der ersten Phase sollen 1,3 bis 1,5 Mrd. Thailändische Baht (33 bis 38 Mio. EUR) investiert werden. Laut Vizepräsident Hanjitkasem besitzt das Land bisher keinen Full Service-Kühlkettendienstleister in nennenswerter Größe, doch Thailand könnte mit der richtigen Infrastruktur leicht ein Logistik-Hub werden. Innerhalb der nächsten drei Jahre plant Senko, den Standort zum eigenen regionalen Hub zu entwickeln. Durch den Betrieb der Restaurantkette MK mit 600 Standorten besitzt das Unternehmen bereits große Erfahrung mit Lebensmittellieferungen in Thailand. Innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre plant M- Senko die Expansion in den ASEAN-Markt, insbesondere nach Kambodscha, Laos, Myanmar und Vietnam, durch die Entwicklung neuer B2C-Services. Daneben bieten noch verschiedene internationale Expressdienstleister wie DHL und UPS temperaturkontrollierte Frachtdienste an. Die Einzelhandelskette Spar gab im Juni 2017 die Zusammenarbeit mit DHL Supply Chain und der Bangchak Retail Company (BCR) zur Eröffnung von 300 neuen Mini-Märkten bis 2020 im Königreich bekannt. Dabei wird die Handelskette den Bangna Logistics Campus des Expressdienstleisters und ein Kühlhaus in Klong Prapa für gefrorene Lebensmittel nutzen. Tom Rose, Betriebsleiter für Spar International erklärte: „Die Erfolgsgeschichte von DHL in der Unterstützung schnell wachsender Lebensmittelhandelsketten in Thailand und anderen Märkten weltweit überzeugte uns und stützte unsere Entscheidung zur Wahl von DHL für unsere lokale Versorgungskette.“ Der Geschäftsführer von DHL Supply Chain (Thailand Cluster) Kevin Burrell geht von einem anhaltenden gleichmäßigen Wachstum des Einzehandelssektors bei gleichzeitiger Zunahme des verfügbaren Einkommens in Thailand aus. ■ Dirk Ruppik Asien-Korrespondent und freier Fachjournalist, Thailand dirk.ruppik@gmx.de Im Juni 2017 gab die Einzelhandelskette Spar die Zusammenarbeit mit DHL bei temperaturkontrollierten Frachtdienste bekannt. Quelle: Ruppik