eJournals Internationales Verkehrswesen 70/4

Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2018-0074
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Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 6 IM FOKUS Bundesverkehrswegeplan 2030: 29 zusätzliche Schienenprojekte A nfang November hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zusätzliche Schienenprojekte vorgestellt, die in den kommenden Jahren vordringlich geplant und umgesetzt werden sollen. Es sind Projekte, die im Bundesverkehrswegeplan 2030 bislang in die Kategorie „Potenzieller Bedarf“ eingestuft waren. Insgesamt 44 dieser Projekte wurden in den vergangenen Monaten gutachterlich unter die Lupe genommen und auf ihre Wirtschaftlichkeit untersucht - auch vor dem Hintergrund des kommenden Deutschlandtakts: Dieser optimierte Fahrplan soll helfen, Fahrgäste öfter als heute pünktlich und schnell ans Ziel zu bringen. Zu dessen Umsetzung braucht Deutschland ein leistungsfähigeres Schienennetz für den Personen- und den Güterverkehr. Die Bewertungen ergaben 29 Schienenprojekte, die nun in den „Vordringlichen Bedarf“, also die höchste Dringlichkeitsstufe des Bundesverkehrswegeplans, aufgerückt sind. Es handelt sich um 22 Neu- und Ausbauvorhaben, sechs Ausbauvorhaben von Eisenbahnknoten sowie Maßnahmen für den Einsatz 740 m langer Güterzüge. Die Projekte erhalten damit eine ganz konkrete Umsetzungsperspektive und können nun geplant werden. Enthalten sind kleinere Projekte, durch die Regionen von deutlich kürzeren Fahrtzeiten in der Folge großer Neubauprojekte profitieren sollen. Durch den Ausbau der sechs großer Eisenbahnknoten sollen Pendler in den Metropolregionen zusätzliche Anreize erhalten, auf die umweltfreundliche Bahn umzusteigen. Hintergrund-Infos und Hinweise zu den Projekten auf www.bvwp-projekte.de Hauptlinie Athen - Piräus automatisiert Bahnübergänge D er Hafen von Piräus mit einem der größten Passagierterminals in Europa und dem benachbarten Containerhafen ist durch eine acht Kilometer lange Bahnlinie mit der Hauptstadt Athen verbunden. Obwohl etliche der jährlich rund 20 Millionen Schiffstouristen sowie schwere Güterzüge die Strecke nutzen, wurden die Schranken der drei schienengleichen Bahnübergänge in der Vergangenheit noch manuell bedient. Die Bahnbetreiber Hellenic Railways und Train OSE hielten nun angesichts des hohen Verkehrsaufkommens auf dieser Strecke die Modernisierung der Infrastruktur für zwingend erforderlich. Sie beauftragten den badischen Hersteller von Sicherungssteuerungen, Hima Paul Hildebrandt, sowie das griechische Infrastrukturunternehmen Aktor mit der technischen Umsetzung. Zu den Herausforderungen des Projekts gehören die klimatischen Bedingungen im Süden Griechenlands, wo die durchschnittliche Höchsttemperatur 35°C beträgt und in Schaltschränken entlang der Gleise 60°C und mehr gemessen werden. Die neue Signallösung, standardisierte HIMatrix-Sicherheitssteuerungen mit erweitertem Temperaturbereich, entspricht dem Sicherheitslevel SIL4 gemäß Cenelec und ist direkt an den Gleisen installiert. Sie liefert umfassende Informationen zum Status der Schranken in Echtzeit auf einem Monitor und ermöglicht bei höherer Sicherheit eine engere Zugtaktung und damit eine gesteigerte Fahrgastkapazität. Die Lösung eignet sich auch als Basis für künftige Projekte in Griechenland, denn die offene Architektur der Hima-Steuerungen gewährleistet ein hohes Maß an Flexibilität für die Programmierer bei Aktor, die selbst entwickelte Funktionsblöcke einsetzen und kontinuierlich weiterentwickeln. www.hima.com | www.aktor.gr Foto: pixabay Foto: Ergose/ Hima Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 7 IM FOKUS BBSR-Studie untersucht ÖPNV-Angebot in den Regionen O b der Öffentliche Verkehr als Alternative zum Auto infrage kommt, hängt generell von der Verfügbarkeit und der Qualität des Angebots ab. Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt, dass in Deutschland über 74 Mio. Menschen eine Haltestelle des Öffentlichen Verkehrs in einer Entfernung von 600 m Luftlinie zu ihrer Wohnung finden - das sind 92 % der Bevölkerung. Allerdings verzeichnen nur 130 000 von 217 000 Haltestellen werktags mindestens 20 Abfahrten: Eine solche Haltestelle liegt für rund 70- Mio. Menschen (88 % der Bevölkerung) maximal 600 m (Bus) bzw. 1200 m Luftlinie (Bahn) von der Wohnung entfernt. Auf dem Land sinkt dieser Anteil schnell: In den dünn besiedelten ländlichen Kreisen verfügen nur knapp 60 % der Bevölkerung über ein ausreichendes Angebot des Öffentlichen Verkehrs. Ein wichtiges Qualitätskriterium ist die Fahrzeit ins nächste Zentrum mit wichtigen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Facharztpraxen, weiterführenden Schulen und Verwaltungen. Rund 77 Mio. Menschen und damit 95% der Bevölkerung erreichen das nächstgelegene Zentrum innerhalb von 45 Minuten mit Bussen und Bahnen. Nur in einigen dünn besiedelten Räumen - etwa in Teilen von Sachsen-Anhalt, Mecklenburg- Vorpommern oder Schleswig-Holstein - sind Fahrgäste zwischen einer und anderthalb Stunden unterwegs. Das betrifft knapp eine Million Menschen. Die Studie „Angebotsqualitäten und Erreichbarkeiten im öffentlichen Verkehr“ ist kostenfrei beim BBSR erhältlich und kann unter www.bbsr.bund.de heruntergeladen werden. Mit Informationstechnologie zum Binnenhafen der Zukunft D as Forschungsprojekt „Binntelligent - Intelligente Informationssysteme für Prozessoptimierung und -automatisierung im Binnenhafen“ soll durch den Einsatz intelligenter Informationstechnologien den Grundstein für unternehmensübergreifende Kommunikation zwischen dem Binnenhafen der Zukunft und den angegliederten Transportakteuren legen. Es wird im Rahmen des Programms „Ihatec - Innovative Hafentechnologien“ vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert. Am 30. Oktober erfolgte im Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) der offizielle Startschuss für „Binntelligent“. Im nationalen und internationalen Güterverkehr stellen die deutschen Binnenhäfen ein wichtiges Bindeglied zwischen der Binnenschifffahrt und anderen Verkehrsträgern dar. Dennoch ist Informationsfluss zwischen den Beteiligten oft unterbrochen. Ein unternehmensübergreifendes Informationssystem soll wasser- und landseitige Prozesse optimieren und durch die IT-gestützte Kommunikation zwischen der Binnenschifffahrt, den Seehäfen, den Binnenhäfen und den verbindenden Verkehrsträgern die Voraussetzungen für künftige synchromodale Transportkonzepte schaffen. Die im Projekt erarbeiteten Konzepte und Lösungen werden beispielhaft für die Fahrtgebiete Weser und Mittellandkanal gemeinsam mit der Binnenschifffahrt und den Häfen Hannover, Braunschweig, Bremen und Bremerhaven implementiert und evaluiert. Neben dem ISL sind unter anderem das Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH (BIBA), die dbh Logistics IT AG, die Hafen Hannover GmbH, die Hafenbetriebsgesellschaft Braunschweig mbH, die Rhein-Umschlag GmbH & Co. KG am Projekt „Binntelligent“ beteiligt. www.isl.org Mittellandkanal bei Salzgitter, Hafen Beddingen Keihuli/ Wikimedia Die Donau als Transportweg für Biomasse E rneuerbare Energien gehören zu wichtigsten Bausteinen der Energiewende. Das grenzüberschreitende EU-Projekt „Energy Barge (Interreg Donauraum)“, zu denen der Technologie Campus Freyung und 14 Partner aus sieben europäischen Ländern gehören, nimmt die stärkere Nutzung der Donau als Transportweg für Biomasse zur Erzeugung von Bioenergie im Fokus. Häfen entlang der Donau sollen darüber hinaus als Standorte für Bioenergieerzeugung optimiert werden. Zu den wichtigsten Produkten der Biomasse zählen unter anderem Holz, Pellets, Öle oder Getreide, die speziell für den Energiesektor produziert werden. Die Donau verbindet zehn Länder, in denen Produzenten und Nutzer von Biomasse angesiedelt sind. Damit nun Roh- und Reststoffe, aber auch Zwischen- und Endprodukte für den Bioenergiemarkt kosten- und energieeffizient aus einem Land in ein anderes gelangen, könnte die Donau künftig stärker als Transportweg genutzt werden. Dies soll im Rahmen des Projekts dadurch erreicht werden, dass sich Produzenten und Nutzer von Biomasse sowie die entsprechenden Donauhäfen besser kennen und vernetzen können. Bisher gab es keine zentrale Informationsstelle zum Transport von Biomasse auf der Donau. Nun haben die Projektmitarbeiter vom Technologie Campus Freyung eine Internet-Plattform entwickelt, die alle relevanten Informationen zum Thema Biomassetransport und Logistik präsentiert. Firmen, Häfen und andere Akteure können sich dort kostenlos registrieren. www.energy-barge.eu Foto: viadonau/ Johannes Zinner Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 8 IM FOKUS Erste LNG-Fahrzeuge im Duisport im Einsatz I m Duisburger Hafen sind jetzt die ersten, auf die Nutzung mit dem umweltfreundlichen verflüssigten Erdgas LNG umgerüsteten Fahrzeuge im Einsatz. Dabei handelt- es sich um einen sogenannten Reachstaker und eine Terminalzugmaschine auf logport-III in Duisburg-Hohenbudberg. Betankt werden die Fahrzeuge mit einer mobilen LNG-Tankanlage. Die Umrüstung der Fahrzeuge ist Teil eines gemeinsamen Forschungsprojektes von Duisport, RWE Supply & Trading und der Universität Duisburg-Essen, das die verstärkte Verwendung von LNG als Ersatz für Dieselkraftstoff im Duisburger Hafen im Fokus hat. Duisports Vorstandsvorsitzender Erich Staake will den Ausbau der LNG-Infrastruktur im Duisburger Hafen konsequent vorantreiben und so einen wichtigen umweltpolitischen Beitrag leisten. Aufgrund seines wegweisenden innovativen Potentials wird das LNG-Infrastrukturprojekt vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mit 740 000 EUR gefördert. www.duisport.de Aktuelle Meldungen finden Sie im Web unter www.internationales-verkehrswesen.de Hohe Akzeptanz für Seilbahnen in Münchens Innenstadt M etropolen wie Ankara, La Paz oder Portland nutzen Seilbahnen bereits als Verkehrsmittel - leise, umweltfreundlich und billiger als die U-Bahn. In München steht dies auch zur Diskussion. Verkehrstechnik-Experte Prof. Klaus Bogenberger von der Universität der Bundeswehr München untersuchte daher mit seinem Team die Akzeptanz von urbanen Seilbahnen bei den Einwohnern im Großraum München. Mehr als 700 Personen zwischen neun und 86 Jahren nahmen an der Umfrage teil, von denen 70 % angaben haben, in München zu wohnen oder zu arbeiten. Eine große Mehrheit von 87 % der Befragten würde urbane Seilbahnen nutzen. Allerdings gaben 7,3 % der Befragten an, den öffentlichen Nahverkehr zu meiden. Weitere 5,7 % waren im Allgemeinen nicht bereit, eine urbane Seilbahn zu nutzen, und nannten als Hauptgründe die Zerstörung des Stadtbilds sowie-Ängste wie Höhenangst und Klaustrophobie. Den positiv eingestellten Teilnehmern wurden verschiedene Szenarien unterbreitet, in denen sie sich zwischen Routenvorschlägen mit und ohne Seilbahn entscheiden müssten. Die Szenarien unterschieden sich neben den Transportmodi auch in Fahrtzeit und in Anzahl der Umstiege. Im direkten Vergleich zwischen einer Strecke mit dem Bus oder mit einer Seilbahn gaben 85 % der Teilnehmer an, dass sie bei gleicher Reisezeit eine Seilbahnfahrt einer Busfahrt vorziehen würden. Selbst wenn der Bus bis zu sechs Minuten schneller ist als die Seilbahn, würden die Teilnehmer mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % die Seilbahn bevorzugen. Wird durch die Seilbahnfahrt ein Umstieg vermieden, würden bei gleicher Reisezeit 90,8 % der positiv Gestimmten die Seilbahn bevorzugen. Bei einer Zeitdifferenz bis knapp acht Minuten ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fahrgast die Seilbahn nutzt, gleich der Wahrscheinlichkeit, dass er eine Alternativroute mit U-Bahn-Umstiegen wählt. www.unibw.de Der Reachstaker wird mit LNG betankt. Foto: duisport Seilbahn „Gärten der Welt“ in Berlin. Foto: Leitner ropeways Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 8 IM FOKUS Erste LNG-Fahrzeuge im Duisport im Einsatz I m Duisburger Hafen sind jetzt die ersten, auf die Nutzung mit dem umweltfreundlichen verflüssigten Erdgas LNG umgerüsteten Fahrzeuge im Einsatz. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Reachstaker und eine Terminalzugmaschine auf logport III in Duisburg-Hohenbudberg. Betankt werden die Fahrzeuge mit einer mobilen LNG-Tankanlage. Die Umrüstung der Fahrzeuge ist Teil eines gemeinsamen Forschungsprojektes von Duisport, RWE Supply & Trading und der Universität Duisburg-Essen, das die verstärkte Verwendung von LNG als Ersatz für Dieselkraftstoff im Duisburger Hafen im Fokus hat. Duisports Vorstandsvorsitzender Erich Staake will den Ausbau der LNG-Infrastruktur im Duisburger Hafen konsequent vorantreiben und so einen wichtigen umweltpolitischen Beitrag leisten. Aufgrund seines wegweisenden innovativen Potentials wird das LNG-Infrastrukturprojekt vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mit 740 000 EUR gefördert. www.duisport.de Aktuelle Meldungen finden Sie im Web unter www.internationales-verkehrswesen.de Hohe Akzeptanz für Seilbahnen in Münchens Innenstadt M etropolen wie Ankara, La Paz oder Portland nutzen Seilbahnen bereits als Verkehrsmittel - leise, umweltfreundlich und billiger als die U-Bahn. In München steht dies auch zur Diskussion. Verkehrstechnik-Experte Prof. Klaus Bogenberger von der Universität der Bundeswehr München untersuchte daher mit seinem Team die Akzeptanz von urbanen Seilbahnen bei den Einwohnern im Großraum München. Mehr als 700 Personen zwischen neun und 86 Jahren nahmen an der Umfrage teil, von denen 70 % angaben haben, in München zu wohnen oder zu arbeiten. Eine große Mehrheit von 87 % der Befragten würde urbane Seilbahnen nutzen. Allerdings gaben 7,3 % der Befragten an, den öffentlichen Nahverkehr zu meiden. Weitere 5,7 % waren im Allgemeinen nicht bereit, eine urbane Seilbahn zu nutzen, und nannten als Hauptgründe die Zerstörung des Stadtbilds sowie Ängste wie Höhenangst und Klaustrophobie. Den positiv eingestellten Teilnehmern wurden verschiedene Szenarien unterbreitet, in denen sie sich zwischen Routenvorschlägen mit und ohne Seilbahn entscheiden müssten. Die Szenarien unterschieden sich neben den Transportmodi auch in Fahrtzeit und in Anzahl der Umstiege. Im direkten Vergleich zwischen einer Strecke mit dem Bus oder mit einer Seilbahn gaben 85 % der Teilnehmer an, dass sie bei gleicher Reisezeit eine Seilbahnfahrt einer Busfahrt vorziehen würden. Selbst wenn der Bus bis zu sechs Minuten schneller ist als die Seilbahn, würden die Teilnehmer mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % die Seilbahn bevorzugen. Wird durch die Seilbahnfahrt ein Umstieg vermieden, würden bei gleicher Reisezeit 90,8 % der positiv Gestimmten die Seilbahn bevorzugen. Bei einer Zeitdifferenz bis knapp acht Minuten ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fahrgast die Seilbahn nutzt, gleich der Wahrscheinlichkeit, dass er eine Alternativroute mit U-Bahn-Umstiegen wählt. www.unibw.de Der Reachstaker wird mit LNG betankt. Foto: duisport Seilbahn „Gärten der Welt“ in Berlin. Foto: Leitner ropeways IM FOKUS Können Sie sich eine Stadt vorstellen, in der Reisende ihren Weg nahtlos multimodal zurücklegen, vom Fahrrad über Carsharing-Angebote zur Bahn wechseln und das letzte Stück zu Fuß gehen? Hier kommen wir ins Spiel. Wir haben uns auf Lösungen spezialisiert, die Ihnen dabei helfen, Ihr Verkehrsnetz zu optimieren. Das PTV MaaS Accelerator Program ermöglicht es Ihnen ein ausgereiftes Ökosystem zu gestalten, das neue Mobilitätsformen mit Öffentlichen Personennahverkehrsangeboten verknüpft. Während wir mit unseren Technologien den Weg für Smart Cities ebnen, steht und fällt die Zukunft mit Ihnen. Informieren Sie sich auf www.ptvgroup.com/ de/ mobilitynext/ über die Mobilität von morgen Nutzen Sie das Potenzial neuer Mobilitätsformen! Empfehlungen für klimafreundlichen Straßengüterverkehr W ie der steigende Straßengüterverkehr in Zukunft seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, ist Gegenstand eines gemeinsamen Thesenpapiers von Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Öko-Institut und ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung, das Handlungsempfehlungen für Deutschland gibt. Damit der Güterverkehr einen relevanten Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, müsse ein Umstieg auf alternative Antriebe und Kraftstoffe erfolgen, so die Empfehlung. Denn auch wenn Verlagerungspotenziale auf die Schiene umfassend erschlossen würden, bliebe der Handlungsdruck bei LKW hoch. Besonders aussichtsreich seien dabei elektrische LKW, die vor allem im Nah- und Regionalverkehr aus Batteriespeichern bzw. Oberleitungen gespeist würden, konstatiert das Thesenpapier. Elektrische LKW reduzieren Treibhausgasemissionen, senken Kosten im laufenden Betrieb und können energiewirtschaftliche Vorteile aufweisen. Für das Energiesystem hätten insbesondere Oberleitungs-LKW Vorteile gegenüber anderen Technologien, da ihr Strombedarf niedriger sei als beim Einsatz synthetischer (strombasierter) Kraftstoffe und sich eher gleichmäßig über das Streckennetz verteile. Das Thema alternative Antriebe habe nicht zuletzt wegen der „heimischen Wertschöpfung“ und des Knowhows im Bereich Automotive große Potenziale, so das Fazit des Papiers. Damit der Umstieg auf diese alternativen Antriebe gelinge, sei ein rasches, entschiedenes und verlässliches staatliches Handeln erforderlich: ambitionierte Effizienzstandards für LKW, eine an den CO 2 -Emissionen orientierte Ausgestaltung von Steuern und Abgaben sowie der Aufbau der notwendigen Infrastruktur. Das Thesenpapier „Alternative Antriebe und Kraftstoffe im Straßengüterverkehr - Handlungsempfehlungen für Deutschland“ steht zum Download bereit auf www.isi.fraunhofer.de. Foto: Lichtkunst.73/ pixelio Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 10 IM FOKUS Kraftstoff aus Abwasser und erneuerbaren Energien D as Berliner Technologie-Unternehmen Graforce hat ein innovatives Verfahren vorgestellt: Plasmalyse erzeugt ressourcenschonend und mit hohem Wirkungsgrad Wasserstoff. Mit Biogas gemischt, entsteht auf diese Weise E-Gas als kostengünstiger, umweltfreundlicher Kraftstoff für LKW und PKW mit Gas-Verbrennungsmotoren. Mit außergewöhnlich niedrigen Wasserstoff-Herstellungskosten, der Verwendung unterschiedlicher Abwässer und deutlich reduzierten Emissionen soll die Plasmalyse- Technologie einen wesentlichen Beitrag für die Verkehrswende leisten. Graforce kooperiert dafür mit den Berliner Wasserbetrieben, die das zur Energiegewinnung nötige Abwasser zur Verfügung stellen. Weiterer Partner ist die Audi Industriegas GmbH. Audi setzt seit Jahren auf alternative, synthetische Kraftstoffe (E-Fuels, E-Gas, E- Diesel) und prüft jetzt die Abwassernutzung für die Methanproduktion bei E-Fuels. Das Plasmalyse-Verfahren kann umweltschädliche Emissionen vermeiden und innerhalb der Energiewirtschaft einen auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Kreislauf Wasser - Wasserstoff - Wasser realisieren. In der Demonstrationsanlage im Technologiepark Berlin-Adlershof stellt Graforce mit diesem selbst entwickelten Verfahren Wasserstoff her: Dabei wird Schmutzwasser, das beispielsweise bei Produktionsprozessen in Biogas-, Klär- oder Industrieanlagen anfällt, mit Hilfe von elektrischem Strom in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten (Elektrolyse-Verfahren). Wird der so gewonnene Wasserstoff mit Biogas gemischt, entsteht E- Gas, das als Kraftstoff in Erdgasfahrzeugen sowie als Brennstoff in Blockheiz- und Gaskraftwerken eingesetzt werden kann. www.graforce.de Autonomes Fahren: Großes Interesse, aber auch Skepsis I hre inzwischen sechste Studie zum Thema Mobilität haben die Forscher der DHBW Ravensburg nun vorgelegt. Der Fokus lag dieses Mal auf der Akzeptanz für das autonome Fahren. Befragt hat das Zentrum für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) für die aktuelle Umfrage deutschlandweit 500 Personen. Die Menschen könnten sich langsam, aber nachhaltig mit autonomem Fahren anfreunden, zieht Studienleiter Prof. Dr. Udo Klaiber das Fazit aus der Studie: 38 % der Befragten halten es für „eher wichtig bis sehr wichtig“, dass Automobilhersteller sich mit autonomem Fahren beschäftigen. Hier hat die Elektromobilität mit 62 % klar die Nase vorn, bei Mobilitätsdienstleistungen wie Carsharing liegt der Wert bei 41 %. Als Vorteile sehen die Befragten mehr Mobilität für gehandicapte Fahrer, eine optimale Routenplanung, entspanntes Fahren und einen besseren Verkehrsfluss. Allerdings gaben 67 % der Befragten an, derzeit noch kein Vertrauen in die Technik zu haben. Manipulationen befürchten 63 % und 61 % haben das Gefühl, überwacht zu werden. Dass sich autonomes Fahren in Deutschland noch nicht durchgesetzt hat, erklären die Befragten mit ungeklärten rechtlichen und ethischen Fragen, fehlendem Angebot und Infrastruktur sowie mangelnder Akzeptanz der Verbraucher. Immerhin 26 % der Befragten schätzen, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre Autos in Deutschland vollkommen autonom fahren werden. www.dhbw.de Grafik: DHBW Bemannt und unbemannt im Verband fliegen D as Fliegen in einer Formation, beispielsweise bei Erkundungsflügen nach Naturkatastrophen, stellt für die Piloten beider Luftfahrzeuge immer eine besondere Herausforderung dar. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) arbeitet daher an Lösungen, die die Piloten entlasten und einen Formationsflug von bemannten und unbemannten Hubschraubern erleichtern. Das sogenannte „Fliegen im Verband“ wurde nun in realen Flugversuchen untersucht. Die Piloten des DLR erprobten das Assistenzsystem und drei verschiedene Flugmodi zunächst im Hubschraubersimulator des Simulatorzentrums AVES (Air Vehicle Simulator) und bewerteten es. Beim sogenannten Wegpunktmodus fliegt das UAS (Unmanned Aircraft System) einen Pfad anhand von vorgegebenen Wegpunkten exakt ab und der bemannte Hubschrauber folgt ihm. Bei der Relativen Navigation fliegt das UAS automatisch vorweg, passt aber sein Flugverhalten dem des bemannten Hubschraubers an und muss die Position selbstständig halten. Beim Korridormodus fliegt das UAS einen Flugpfad innerhalb eines Korridors ab und der bemannte Hubschrauber folgt in sicherem Abstand. Kommen sich in diesem Szenario bemannter und unbemannter Hubschrauber zu nahe, kann das UAS innerhalb des vorgegebenen Korridors frei ausweichen, bei Bedarf in den Modus der Relativen Navigation wechseln oder den Formationsflug automatisch beenden. Die realen Flugversuche fanden mit einem unbemannten super- ARTIS-Hubschrauber (Autonomous Rotorcraft Testbed for Intelligent Systems) und dem DLR-Forschungshubschrauber auf dem Flughafen Magdeburg-Cochstedt statt. Die Erprobung der Modi lief reibungslos, die Piloten zeigten sich zufrieden mit der Entlastung durch das Assistenzsystem. www.dlr.de/ ft