Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2018-0089
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P2P-Carsharing
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Christina Pakusch
Thomas Neifer
Paul Bossauer
Gunnar Stevens
Ein Konzept, dessen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren Mobilität diskutiert wird, ist das P2P-Carsharing. Bisher ist wenig bekannt über die Motive und Erfahrungen von aktiven Nutzern oder die Ängste, Hemmungen und Barrieren der „Verweigerer“ und Nichtnutzer. Um mehr über diese Aspekte zu erfahren, haben wir qualitative Interviews mit Nutzern und Nichtnutzern geführt und ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass bestehende P2P-Carsharing-Konzepte die Bedarfe aufgeschlossener Nutzer bereits adressiert und es vor allem an Information fehlt, um diese Nutzer zu erreichen.
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Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 54 MOBILITÄT Wissenschaft P2P-Carsharing Motive, Ängste und Barrieren bei der Teilnahme - eine explorative Studie P2P-Carsharing, Sharing Economy, Mobility as a Service Ein Konzept, dessen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren Mobilität diskutiert wird, ist das P2P-Carsharing. Bisher ist wenig bekannt über die Motive und Erfahrungen von aktiven Nutzern oder die Ängste, Hemmungen und Barrieren der „Verweigerer“ und Nichtnutzer. Um mehr über diese Aspekte zu erfahren, haben wir qualitative Interviews mit Nutzern und Nichtnutzern geführt und ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass bestehende P2P-Carsharing-Konzepte die Bedarfe aufgeschlossener Nutzer bereits adressiert und es vor allem an Information fehlt, um diese Nutzer zu erreichen. Christina Pakusch, Thomas Neifer, Paul Bossauer, Gunnar Stevens I nformations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in Kombination mit der Verbreitung von Smartphones und des (mobilen) Internets als zugrundeliegende Infrastruktur haben das Wachstum der Sharing Economy vorangetrieben [1]. Insbesondere das kommerzielle Carsharing hat in den letzten Jahren an Bekanntschaft und registrierten Nutzern gewonnen: So waren Anfang 2018 bereits 2,11 Mio. Carsharing-Kunden bei den 165 deutschen Anbietern des stationsgebundenen und -ungebundenen (free-floating) Carsharings registriert [2]. Eine relativ neue Entwicklung im Carsharing ist das Wachstum von P2P-Carsharing-Plattformen wie Turo, Snappcar, Getaway oder Drivy. Diese Plattformen bieten einen Rahmen und Werkzeuge (Buchung, Versicherung und Bewertung) für Menschen, die ihr eigenes Auto vermieten oder die eines mieten möchten. Vor dem Hintergrund von in Deutschland aktuell 46,5 Mio. zugelassenen PKW, die im Durchschnitt nur etwa eine Stunde pro Tag genutzt werden, zeigt sich ein riesiges Potential für das private P2P-Carsharing. Die Abwicklung über Apps und neue Technologien vereinfacht mittlerweile viele Prozesse der Vermietung wie den Vertragsschluss, die Zustandsprüfung, das Öffnen und Schließen des Fahrzeugs, Versicherungen, die Zahlung sowie gegenseitige Bewertung. Während zahlreiche Projekte und Studien die wirtschaftlichen und ökologischen Effekte des kommerziellen Carsharings sowie Nutzungsmotivationen untersucht haben, ist die Literatur zum P2P-Carsharing noch relativ rar. Um diese Lücke zu adressieren, führten wir eine explorative Studie mit 25 Teilnehmern durch, um Motive und Barrieren von P2P-Carsharing zu identifizieren mit dem Ziel herauszufinden, ob und wie P2P- Carsharing skaliert werden könnte. Die Ergebnisse werden in diesem Beitrag vorgestellt und diskutiert. Theoretischer Hintergrund Carsharing kann einen wichtigen Beitrag zum Rückgang des motorisierten Individualverkehrs, zur Stärkung multimodaler Verkehrskonzepte und zur Verringerung des CO 2 -Austoßes leisten [3-7]. Eine Mobilitätsdienste-Infrastruktur bestehend aus Carsharing-Angeboten sowie einem gut funktionierenden ÖPNV trägt vor dem Hintergrund von steigenden PKW-Kosten zu dem Verzicht eines Autokaufs oder der Entscheidung zum Autoverkauf bei [8]. Diese Ergebnisse lassen sich grundsätzlich auch auf das P2P-Carsharing übertragen, das von der Organisationsform dem stationsbasierten Carsharing nahekommt. Hinzu kommt der Aspekt, dass statt zusätzlichen (ausschließlich zum Zwecke der Vermietung angeschafften) Fahrzeugen bereits vorhandene Ressourcen einer undefinierten Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden. Im Gegensatz zu kommerziellem Carsharing kann P2P-Carsharing auch außerhalb von Großstädten effizient betrieben werden [6]. Allgemeine Nutzerstudien zeigen, dass die typischen Carsharing-Nutzer jung, vorwiegend männlich, und gut gebildet sind, in Städten leben und beruflich gut gestellt sind [9]. Die Beweggründe für Carsharing sind dabei vielfältig, häufig werden aber ökonomische Gründe (Mobilitätsbzw. Fahrzeugkosten reduzieren) und situativpraktische Gründe (Verfügbarkeit, Bequemlichkeit und Flexibilität) genannt [3, 10]. Wilhelms et al (2017) konzentrierten sich in einer ersten qualitativen Nutzerbefragung auf die Motivationen von regelmäßig aktiven Mietern und Vermietern zur Teilnahme an P2P-Carsharing [11]. Sie fanden heraus, dass die Vermieter ihre Fahrzeugkosten durch die Vermietung des eigenen Autos reduzieren und sich geringe Beträge hinzuverdienen wollen, die sie für andere Zwecke ausgeben können. Viele Vermieter tragen mit ihrem Angebot außerdem gerne dazu bei, anderen Personen ohne eigenes Fahrzeug Mobilität zu ermöglichen. Aktive Mieter sehen vor allem Vorteile gegenüber klassischen Autovermietungen in Form von niedrigeren Preisen, kürzeren Wegen, einer größeren Fahrzeugvielfalt und der Gewissheit, genau das gesuchte Fahrzeugmodell mit den entsprechenden Ausstattungsmerkmalen zu bekommen. Gemäß einer Studie der Ford Motor Company mit über 10 000 Teilnehmern würden in Deutschland 48 % Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 55 Wissenschaft MOBILITÄT der Befragten ihr Auto grundsätzlich gegen ein Entgelt verleihen [12]. Es zeigt sich entsprechend eine große Lücke - eine Intention-Action-Gap - zwischen der grundsätzlichen Bereitschaft Carsharing zu nutzen und der tatsächlichen Teilnahme [13, 14]. An dieser Stelle ergänzen wir die Forschung, indem wir neben aktiven P2P-Carsharing-Mietern und -Vermietern auch Nichtnutzer befragten, um neben Motiven und Erfahrungen zusätzlich Hemmungen und Barrieren herauszustellen. Dadurch erhoffen wir uns, die Gründe der Intention-Action-Gap aufzudecken, um Handlungsempfehlungen in Bezug auf die interessierten aber nicht aktiven Nutzer ableiten zu können Methode Um die Motive, Erfahrungen, Hemmungen und Barrieren der Nutzer und Nichtnutzer zu identifizieren, führten wir 25 qualitative und semistrukturierte Einzelinterviews durch. Zur Adressierung sowohl aktiver Nutzer als auch Nichtnutzer, wurden drei verschiedene Wege zur Akquise genutzt: Einer der führenden P2P-Carsharing- Anbieter stellte Kontakte zu seinen aktiven Nutzern her, viele am Thema interessierte Nutzer meldeten sich auf unseren Aufruf, der sie per Pressemitteilung und Postwurfsendung erreichte und weitere - vor allem weniger Interessierte - wurden zufällig ausgewählt. Im Rahmen der Interviews wurden Fragen zur aktuellen Mobilitätssituation, der allgemeinen Haltung, Kenntnisstand, Erfahrung, Motiven und Barrieren sowie neuen Technologien zu P2P-Carsharing und der Möglichkeit der Datennutzung in diesem Zusammenhang diskutiert. Die Interviews dauerten im Durchschnitt 32 Minuten und wurden größtenteils telefonisch, in einigen Fällen persönlich durchgeführt. Mit wenigen Ausnahmen wurden die Interviews auf Tonband aufgezeichnet, transkribiert und nach den Prinzipien der qualitativen Inhaltsanalyse mithilfe von MAXQDA kodiert und analysiert [15]. Ergebnisse Die Teilnehmer der Studie lassen sich in Anlehnung an den Adoptionsprozess anhand ihrer Phasenzugehörigkeit in Gruppen einordnen ([16], Bild 1). Wir erweitern das klassische Adoptionsprozessmodell um Ausstiegsprozesse, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Prozess zu einer „Verweigerung“ führen können. Wir stellen zunächst die Ergebnisse der bereits klar positionierten Gruppen, den Verweigerern und den aktiven Nutzern vor, bevor wir uns der Gruppe der Interessierten und Explorativen widmen. Verweigerer Einige der befragten Autobesitzer schließen es kategorisch aus, ihr privates Auto an Fremde zu verleihen. Das Auto muss ihnen zum Teil regelmäßig und flexibel zu Verfügung stehen oder sie wollen auf die Option, jederzeit ein Auto zur Verfügung zu haben, nicht verzichten - insbesondere, wenn keine Mobilitätsalternativen vorhanden sind. Außerdem haben sie häufig eine sehr enge emotionale Bindung zum eigenen Auto. Bedenken entstehen daraus, dass persönliche sowie Charakter- und Verhaltenseigenschaften - wie Alter, Fahrerfahrung und Fahrverhalten - unbekannt sind. Einige Verweigerer würden eine Ausleihe innerhalb der Familie oder dem Bekanntenkreis akzeptieren bzw. praktizieren sie bereits, also dort, wo ein Vertrauensverhältnis besteht. Um dieses Problem zu adressieren, wäre für einen Befragten deshalb ein persönliches Treffen mit dem Mieter eine wichtige Voraussetzung. „Ich würde mein Auto niemals einem völlig Fremdem leihen oder vermieten. Ich kenne die Person nicht und weiß auch nicht wie sie mit meinem Auto umgeht. Man sieht ja wie mit Mietwagen umgegangen wird“ (T21). Einige Verweigerer zweifeln wie T21 an der vernünftigen Behandlung eines Gutes, das nicht das Eigene ist. Daraus ergeben sich zum einen Bedenken im Hinblick auf mangelnde Sorgfalt, Sauberkeit und Hygiene und zum anderen Ängste vor kleineren Kratzern, größeren Schäden, schnellerer Abnutzung oder sogar Diebstahl und der damit verbundenen Versicherung und Haftung: „Wie lange dauert die Schadensabwicklung? Wie funktioniert die Versicherung? “ (T22) und „Was passiert, wenn mir Schäden vorgeworfen werden, die ich nicht verursacht habe? “ (T25). Zusätzlich ist den Befragten der Koordinationsaufwand beim P2P-Carsharing zu hoch, die Absprachen zu stressig und zeitaufwändig. Ein Teilnehmer hat sich schon intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, war bereit, seinen Zweitwagen über eine Plattform zu verleihen mit dem Ziel, die Kosten zu reduzieren und hat sich registriert. Nachdem er Preise und Kosten genauer kalkuliert hatte, kam er zu dem Ergebnis, dass sich die Vermietung seines Fahrzeuges nicht lohnt: „Und habe dann gesehen, dass […] die marktüblichen Mietpreise so niedrig sind, dass ich jeden gefahrenen Kilometer eines Mieters subventioniert hätte“ (T05). Er hat sich folglich wieder von dem Portal abgemeldet. Wenn es um die Miete geht, haben einige Befragte große Bedenken bezüglich des Vertrauens in die Plattform, den Vermieter oder das Fahrzeug. Im Vergleich zu professionellen Autovermietungen halten die Teilnehmer die privaten Vermieter für weniger seriös und zu- Bild 1: Einordnung der Studienteilnehmer in den Adoptionsprozess Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 56 MOBILITÄT Wissenschaft verlässig und befürchten, dass vereinbarte Mieten kurzfristig sowohl aus vom Vermieter zu vertretenen als auch nicht zu vertretenden Gründen abgesagt werden könnten. Weitere Hemmungen ergeben sich aus der mangelnden Kenntnis über Fahrverhalten und Zustand des Autos (Sauberkeit, Tankstand, Vorschäden, Zustand der Reifen). Einzelne Teilnehmer empfinden den Preis als zu hoch. Sie würden nur vom P2P-Carsharing Gebrauch machen, wenn es kostengünstiger wäre als öffentliche Verkehrsmittel. Einen weiteren Befragten stört die fehlende Flexibilität des Konzepts, das Auto an den Ausgangsort zurückbringen zu müssen. Aktive Nutzer Motive Zu Beginn stand bei den meisten aktiven Vermietern die Erkenntnis, dass sie ein wenig bis gar nicht genutztes Auto besitzen, häufig ausgelöst durch Veränderung von Umständen wie z. B. einem Wohnortwechsel (T06), dem Erbe eines Fahrzeugs (T04, T13) oder dem Kauf eines neuen Fahrzeugs (T03, T10). Hinzu kommt eine Kombination der folgenden Aspekte: Die Vermieter haben eine geringe emotionale Bindung zu diesem Auto; bei den Autos handelt es sich um gepflegte und zuverlässige, wenn auch ältere Modelle, die bei einem Verkauf jedoch nur einen sehr geringen Verkaufswert erzielen würden; ggf. wollen die Vermieter hin und wieder doch auf das Auto zugreifen. Daraus ergibt sich die Suche nach „Alternativen zum Autoverkauf “ (T10). Mit dem Wunsch das Auto nicht zu verkaufen, geht bei vielen der Bedarf einher, die Kosten zu senken bzw. „das Auto so ein klein bisschen zu refinanzieren“ (T07) und ggf. sogar einen Gewinn bzw. ein „Taschengeld“ (T13) zu erzielen. Anders ist es bei einem Befragten, der sein selbstgenutztes Auto zur Vermietung anbietet. Er „liebt“ sein Auto und vermietet es nur aus dem Grund, die fixen Kosten des Fahrzeugbesitzes zu decken. „Ohne das [Vermieten], […] könnte ich mir das Auto auch gar nicht leisten“ (T04). Für ihn, der nicht gerne den ÖPNV nutzt, ist das private Vermieten seines Fahrzeugs also eine Lösung, um sich den Luxus eines eigenen Autos zu ermöglichen. T03, der selbständig ist, vermietet mehrere ungenutzte PKW über eine Plattform. Für ihn spielt der Aspekt der Sichtbarkeit und des Netzwerks eine entscheidende Rolle. Er hofft auf gute Bewertungen und hat „schon zwei, drei Leute kennengelernt, die jetzt sogar […] Geschäftspartner geworden sind.“ Bei einigen aktiven Vermietern gibt es Tendenzen, die Vermietungen der privaten Autos zu professionalisieren. Ihnen ist gemein, dass sie ungenutzte Zweit- oder Drittwagen vermieten, während sie die selbstgenutzten, höherwertigen Autos nicht anbieten. „Die Autos sind ja auch 17, 18 Jahre alt. […] Einen Neuwagen würde ich da nicht vermieten“ (T03). Wie T03 überlegen manche erfahrenen Vermieter sogar, einen PKW nur für die Vermietung anzuschaffen: „Ich habe mich sogar schon beim Händler meines Vertrauens erkundigt, ob er eine Gurke für mich hätte. […] Also-ein verlässliches Auto, das aber was älter ist“. Bei ihnen steht die Gewinnorientierung im Vordergrund und sie stellen verschiedene strategische Überlegungen an, wie sie ihren Gewinn weiter steigern können. Sie statten ihre Fahrzeuge mit Öffnungs-Technologien aus und ermöglichen den Nutzern „Sofortbuchungen“, um die Vermietungen so effizient wie möglich abzuwickeln. Sie überlegen, wo das Auto platziert werden sollte, um viele Anmietungen zu bekommen (T10), ob die Befreiung von der privaten KFZ-Versicherung möglich wäre, (T03) und wie sich weitere mit der Vermietung verbundene Kosten reduzieren lassen: „dass ich irgendwo ein Zimmer miete, damit ich da diese Einwohnerparkplakette kriege, damit ich bloß 30 Euro im Jahr oder wat bezahle fürs [Parken]“ (T10). Für aktive Mieter stehen vor allem der bedarfsorientierte Zugriff auf ein Fahrzeug ohne fixe Kosten, der Preisvorteil und die breitere und gewisse Auswahl an Fahrzeugmodellen gegenüber professionellen Autovermietungen im Vordergrund. Außerdem bieten die privat vermieteten Fahrzeuge den Vorteil, dass sie in manchen Gebieten besser verfügbar sind als Fahrzeuge von professionellen Autovermietern und kommerziellem Carsharing: „Ich wohne in einer klassischen Wohngegend. Das heißt, es ist für mich praktischer, wenn ich nur die Straße runtergehen muss und mir ein Auto abholen kann, anstatt dass ich irgendwie […] erst noch ein öffentliches Verkehrsmittel nehmen muss“ (T11). Erfahrungen mit Mietern Die aktiven Vermieter berichten fast ausschließlich über positive Erfahrungen mit den Mietern. Die Fahrzeuge würden in einem ordentlichen Zustand zum vereinbarten Zeitpunkt zurückgegeben. Zum Teil entwickeln sich daraus auch Stammkundschaften, insbesondere bei Mietern, die in der Nähe wohnen. Die Abwicklung von Schadensfällen und Strafzetteln hat bei den Vermietern bisher gut funktioniert. Kleinere Konflikte gab es eher bei den Vereinbarungen, etwa wenn Mieter die Ausleihe ohne Vertragsunterschrift machen wollten oder mehr Kilometer gefahren wurden als ursprünglich vereinbart. Um ihre Fahrzeuge machen sich vor allem die Vermieter von Zweitwagen wenig Gedanken. Während das vor der ersten Anmietung anders war, nehmen die Gedanken und Sorgen über das eigene Auto mit zunehmender Anzahl an Vermietungen ab. „Mit der Zeit wird es lockerer, also man lässt mehr los. Beim ersten Mal war ich natürlich sehr angespannt“ (T03). In gleichem Zuge sinkt ihr Bedürfnis sich genau über die Mieter zu informieren: „Also ich habe auch keine Berührungsängste mehr. […]. Wenn du mich nach dem Checken der Leute gefragt hast, interessiert mich eigentlich überhaupt nicht mehr“ (T10). Es findet also eine Art Entwicklung und Abnabelungsprozess statt. Informationen über den Mieter Manche Vermieter haben sich entsprechend nur zu Beginn ausführlicher über die Mieter informiert, andere tun dies nach wie vor und nutzen dabei die Informationen, die das Plattformprofil bietet, bevorzugen persönlichere Anfragen mit Beschreibungen von Person und Fahrtzweck (T10, T13) oder schauen, ob auch Informationen über den potentiellen Mieter über Suchmaschinen oder soziale Netzwerke zu finden sind (T03). Einigen weniger professionellen Vermietern ist es wichtig, den Mieter mindestens einmal persönlich zu treffen, um seinen Charakter besser einschätzen zu können. „Ja, das guck ich mir schon genau an. Und lehne dementsprechend auch ab, wenn ich mir nicht sicher bin“ (T07). Ein Vermieter, der seinen Erstwagen vermietet und sich während der Vermietung um sein Auto sorgt, hat sich mit neuerer Technik Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 57 Wissenschaft MOBILITÄT ausgestattet. „Das ist ein ODB-Stecker und eine App. Und da kann ich halt sehen wie schnell er gefahren ist, ob er stark gebremst hat, stark beschleunigt hat. […] Einer war dabei, der hat es ein bisschen übertrieben. Dem habe ich dann auch geschrieben, dass ich das Auto früher zurück brauche.“ (T13). Sein Sicherheitsbedürfnis ist so groß, dass er den Umgang mit seinem Auto überwacht und Konsequenzen zieht, wenn das Auto nicht wie gewünscht behandelt wird. Interessierte und Explorative Die interessierten potentiellen Vermieter und Mieter zeichnen sich generell durch eine große Offenheit gegenüber dem Thema Carsharing aus, und dadurch, dass sie auch im privaten Umkreis schon Erfahrungen mit dem (Aus-)leihen von Autos und häufig auch mit anderen Bereichen der Sharing Economy gemacht haben. Sie haben gemein, dass sie eine relativ geringe emotionale Bindung zum eigenen - i.d.R. älteren, geringwertigen - Auto haben und dass das Auto für sie größtenteils ein „Gebrauchsgegenstand […] kein Statussymbol“ ist (T12). Einzelne haben sich schon einmal eine P2P-Carsharing-App installiert und damit vertraut gemacht. Motive Einige Teilnehmer zeigen sich als latent oder konkret interessiert an Möglichkeiten, den nur selten genutzten Erst- oder Zweitwagen zu vermieten. Für manche steht dabei der Anreiz im Vordergrund, mit der Vermietung die Autokosten zu reduzieren, sodass „das Auto Geld einbringt statt rumzustehen“ (T12). Eine Gewinnabsicht herrscht jedoch nicht. Viele Interessierte wollen durch das Vermieten ihres Fahrzeugs dazu beitragen, die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen zu verringern und vorhandene Fahrzeuge besser auszulasten. „Mir geht‘s wirklich um den Umweltaspekt. Und es ist schlichtweg unnötig, zwei Autos rumstehen zu haben und diese überwiegend nicht zu nutzen“ (T16). Für sie ist die Möglichkeit der Kostensenkung nur zweitrangig. Manche Autobesitzer können sich gleichermaßen vorstellen, ihr Auto zu vermieten und Autos privater Vermieter zu mieten. Sie sehen vor allem Vorteile darin, sich nicht um ein Fahrzeug kümmern und keine fixen Kosten tragen zu müssen, sondern hingegen „nur zum Bedarf ein Fahrzeug anmieten“ (T15) und dann je nach Zweck das Modell wählen zu können. Einzelne Miet-Interessenten praktizieren die zweckorientierte Miete bereits, z. B. für Urlaubsreisen oder Transporte, für die ihr eigenes Auto zu klein ist - halten sich aber bisher an professionelle Autovermietungen und Carsharing-Anbieter. Interessiert zeigen sich neben Autobesitzern auch Teilnehmer, die aktuell kein Auto besitzen und überwiegend den ÖPNV und das Fahrrad nutzen. Wie T14 sagt, böte P2P-Carsharing Menschen wie ihr Vorteile, „die gelegentlich ein Auto brauchen, für die es sich aber nicht lohnt ein eigenes Auto anzuschaffen“. Einige Studienteilnehmer überdenken vor allem mögliche zukünftige Umbrüche, z.B. „wenn das [Auto] von heute auf morgen den Geist aufgibt“, ob sie sich dann „ein neues Auto oder […] ein Fahrrad kaufen, [und sich] dann ein Auto [mieten]“ (P18). Zwei Personen gehen sogar so weit, dass sie bei ausreichender Verfügbarkeit privater Autos „gut und gerne auf [ihr] eigenes Auto verzichten könnte[n] und dann auf die Plattform zurückgreifen“ würden (T17). Barrieren und Ängste Die größte Sorge der Interessierten besteht darin, dass ihr Auto schlecht behandelt oder beschädigt werden könnte, sie „auf dem Schaden sitzen bleiben“ oder bei ihrer privaten KFZ-Versicherung infolge eines Schadens „zurückgestuft werden“ (T15). Vielen ist der Versicherungsschutz, der bei den P2P-Carsharing-Anbietern besteht, nicht bekannt bzw. sie befürchten, dass der Versicherungsschutz nicht zuverlässig greift. Einige Interessierte wollen eine über den Versicherungsschutz hinausgehende „Garantie“ der Plattform, dass Schäden immer beglichen werden: „Wenn ein Schaden entsteht, dass die [Plattform] im Zweifel kulant und großzügig einsteht gegenüber dem Anbieter, den kein Verschulden trifft, nicht nur vermitteln, du kriegst die Daten, aber der Rest ist dein Problem“ (T01). Weiterhin fürchten potentielle Vermieter, dass ihr Auto nicht zum vereinbarten Zeitpunkt und Ort zurückgegeben wird. Eine weitere relevante Hürde stellt der antizipierte zeitliche und organisatorische Aufwand dar, der mit der Vermietung einherginge. Die Interessierten empfinden es als zeitaufwendig und lästig, planen zu müssen, wann das Auto selbst gebraucht wird (T02), das Fahrzeug für die Vermietung ständig vorbereiten zu müssen (tanken, säubern), bei der Übergabe des Fahrzeugs und des Schlüssels vor Ort sein zu müssen, Schadensprotokolle ausfüllen und prüfen sowie Verträge unterschreiben zu müssen (T05). Auch in Bezug auf mögliche Schäden, selbst wenn sie finanziell durch die Versicherung abgedeckt wären, befürchten einige Befragte Aufwand und „Ärger, [wenn man] das Auto zur Werkstatt bringen [muss] und, und, und“ (T15). Die zentrale Barriere ist die mangelnde Wahrnehmung des Angebots als solches. Einigen Teilnehmern war es „überhaupt nicht bewusst, dass es da ein Angebot gibt“ (T12). Obwohl diese Teilnehmer Interesse an einer P2P-Carsharing-Lösung zeigen, sind ihnen häufig das gesamte Konzept sowie die verschiedenen Anbieter unbekannt. Hinsichtlich der Frage, unter welchen Bedingungen die Teilnehmer ihr Auto über P2P-Carsharing bereitstellen würden, lässt sich zusammenfassend feststellen, dass Versicherung und Haftung geklärt sein müssten und transparent sämtliche „Was wenn“-Szenarien dargestellt werden, es Bewertungssysteme „wie bei der Mitfahrzentrale oder BlaBlaCar“ (T09) gäbe und die Schlüsselübergabe einfach, am besten automatisch funktionieren würde (T09). Es handelt sich also um Anforderungen, die die aktuellen Anbieter größtenteils bereits erfüllen. Vor allem die Versicherungsleistungen sowie neue, auf innovativen Technologien basierende Lösungen wie Nutzerbewertungen, app-basierte Verträge und Schadensprotokolle, Sofortbuchungen sowie app-gestütztes Öffnen und Schließen von Autos sind den Interessierten weitgehend unbekannt. Bei den Teilnehmern, die sich vorwiegend in der Rolle der Mieter sehen, bestehen gleichermaßen Barrieren und Hemmungen. Auch sie haben die Option des privaten Carsharings bisher nicht wahrgenommen, selbst diejenigen nicht, die schon kommerzielles Carsharing genutzt haben. Aktuell sehen sie vor allem ein Problem darin, dass es kein flächendeckendes oder in ihrer Umgebung ausreichendes Angebot an P2P-Fahrzeugen gibt. Dadurch ergibt sich ein zu hoher Aufwand, wenn das Fahrzeug erst mit dem ÖPNV angefahren werden muss. Einigen Interessierten ist die Flexibilität zu gering. Sie Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 58 MOBILITÄT Wissenschaft sehen Schwierigkeiten darin, dass sie „das Auto da abgeben [müssen], wo [sie] es geholt“ haben (T09) oder die Miete spontan zu verlängern, während für andere P2P-Carsharing für ihre Fahrtzwecke nicht geeignet sei: „dass man mit zwei kleinen Kindern oft Termine hat, wo man keine langen Strecken zurücklegt“ (T18). Darüber hinaus ist manchen der Preis für die Miete privater Autos - vor allem im Vergleich zur professionellen Autovermietung und Carsharing - zu teuer. Eine Teilnehmerin hat nur geringe Fahrerfahrung und deshalb Schwierigkeiten damit, sich auf unterschiedliche Fahrzeugmodelle einzustellen. Sonstige Wünsche Vor dem Hintergrund, dass sie die bestehenden P2P- Carsharing-Konzepte nicht gut kennen, äußern viele Interessierte Wünsche und Anforderungen, wie ein privates Carsharing sein sollte. So wünschen sie, dass privates Carsharing mit anderen Mobilitätsangeboten vernetzt wird, um sämtliche Angebote über eine Plattform finden und buchen zu können. Mehrere sprechen sich außerdem konkret für ein eher nachbarschaftliches P2P-Carsharing aus, da ihnen daran gelegen ist, die potentiellen Mieter persönlich zu kennen und da sich auf diesem Wege kleinere, funktionierende Mikromärkte aufbauen lassen würden. Nutzung von Daten Hinsichtlich der Möglichkeiten, die neue IKT sowie Connected Car-Technologien bieten [17], haben aktive Vermieter grundsätzlich wenig Interesse, sich zusätzliche Daten z.B. über das Fahrverhalten, oder den Standort des Mieters anzeigen zu lassen. Nur für Konfliktsituationen wie z. B. Schadens- oder Streitfälle fänden sie es interessant, auf Fahrdaten zurückgreifen zu können, die ggf. als Beweis herangezogen werden könnten. Während die genaue Standortkontrolle weniger erwünscht ist, wünschen sich manche Mieter eine automatisierte Meldung, wenn das Fahrzeug zu weit entfernt ist, um rechtzeitig am vereinbarten Übergabeort zu sein. T03 findet außerdem Gefallen an der Idee, dass „die Mieter sich [einem] Ranking unterziehen“, das sich zusammensetzt aus aufgezeichneten Fahrdaten, wie z. B. Anzahl und Stärke von Beschleunigungen und Bremsungen sowie Motordrehzahlen, die in einem komprimierten Fahrverhaltensprofil münden. Manche der interessierten, potentiellen Vermieter zeigen sich hier zum Teil ebenfalls aufgeschlossen. Einige Befragte halten es für sinnvoll prüfen zu können, wo sich ihr Auto befindet (T02), vor allem, wenn es im Ausland ist (T09), oder benachrichtigt zu werden, wenn es nicht rechtzeitig zurückgegeben werden kann (T08). So würden Informationen über das Fahrverhalten ihr Sicherheitsgefühl stärken und ihnen bei der Mieterauswahl helfen: „Wenn ich dann nachher ungefähr sehen kann, der hat da permanent die Höchstlast gefahren, dann kriegt er beim nächsten Mal kein Auto mehr“ (T15). Anderen geht das jedoch zu weit, ihnen reichen die Informationen, die sie auch ohne solche Connected Car-Daten abrufen können, etwa über das Profil, die Bewertungen oder indem sie sich z. B. den Benzinverbrauch und den Kilometerstand anschauen. Überraschenderweise sind die potentiellen Mieter, deren Daten erfasst und preisgegeben würden, diesem sensiblen Thema gegenüber sehr aufgeschlossen. Einige wären bereit Daten über das eigene Fahrverhalten erheben und an den Vermieter übertragen zu lassen, etwa, damit sich ihre Chancen auf eine Vermietung dadurch erhöhen, wenn der Vermieter ihn aufgrund der Daten als zuverlässigen Mieter einschätzt, wenn der Mietpreis dadurch günstiger würde oder einfach weil sie es als angemessen erachten, dass die Eigentümer der Autos kontrollieren, ob der Mieter mit dem Auto vernünftig umgeht. „Wäre ich einer zum Beispiel, der sich tracken lassen würde, hätte dafür einen günstigeren Preis. Ich fahr eher defensiv, ich habe da auch nichts zu verbergen“ (T05). Wie T05 schlagen auch andere vor, die Daten preiszugeben oder dem Vermieter in Form einer „Ampel“ oder eines „Faktors“ komprimiert wiederzugeben (T15). Diskussion In Hinblick auf den Erfolg des P2P-Carsharing-Konzeptes sind die Interessierten und Explorativen von besonderem Interesse, da bei ihnen schon heute ein zum Teil starker Bedarf besteht P2P-Carsharing zu nutzen. Es handelt sich bei ihnen ausschließlich um Personen, die nur gelegentlich ein Auto benötigen. Insofern ist es exakt die Zielgruppe, die P2P-Carsharing eigentlich erreichen will und die von sich aus grundsätzliches Interesse an einer solchen Lösung entwickelt hat. Die Studie hat gezeigt, dass diese interessierten Nutzer existierende Anbieter und deren Lösungen gar nicht wahrnehmen. Sie wünschen sich eine Regelung der Haftung in Schadensfällen ohne dass die eigene KFZ-Versicherung tangiert wird, Möglichkeiten der Pflege eines Kalenders, um Zeiten zu sperren, in denen das Auto selbst benötigt wird, eine gegenseitige Bewertung, Sofortbuchung, sowie das Öffnen und Schließen des Fahrzeugs per App; Funktionen, die die aktuellen Konzepte bereits abdecken. Ängste bzw. Probleme, die nicht mit den aktuellen und möglicherweise auch in Zukunft verfügbaren Konzepten gelöst werden können, sind, dass Schadensfälle organisatorischen und zeitlichen Aufwand verursachen, dass es eine gewisse Inflexibilität für Mieter und Vermieter gibt (Bindung an vereinbarte Zeiten, Stationsgebundenheit) und dass eine gewisse Bürokratie vor dem Hintergrund der noch wichtigeren Sicherheit in Bezug auf Haftungsfälle unverzichtbar ist. Obwohl sich die P2P-Carsharing-Anbieter schon auf regionale Gebiete und dicht besiedelte, große Städte konzentrieren, zeigen die Wünsche und Bedarfe der Nutzer, dass eine Konzentration auf noch kleinere Einheiten sinnvoll sein könnte. Der Aufbau von P2P-Carsharing-Mikromärkten - etwa in größeren Wohneinheiten/ -anlagen, Quartieren oder Dörfern - könnte nicht nur ein erfolgsversprechender Ansatz für das ländliche Gebiet, sondern auch in städtischen Gebieten und insbesondere für die Nutzer sein, für die die persönliche Beziehung und der persönliche Kontakt beim privaten Autoverleihen relevant sind. Insofern ist eine Rückkehr zu den Wurzeln des Carsharings denkbar, dessen Prozesse jedoch durch die Möglichkeiten moderner IKT stark vereinfacht werden könnten. In Gesprächen mit zwei führenden und innovativen P2P-Plattformbetreibern wurde uns bestätigt, dass der Aufbau einer entsprechend großen Anbieterbasis eine zentrale Herausforderung ist, um P2P-Carsharing insgesamt attraktiver zu machen. Neben gezieltem Marketing und Anwerben von potentiellen Autovermietern, öffnen sich die Plattformen zunehmend auch für professionelle Internationales Verkehrswesen (70) 4 | 2018 59 Wissenschaft MOBILITÄT Autovermieter. Wie bei AirBnB lässt sich also eine Weiterentwicklung des P2P-Konzeptes beobachten, indem u. a. kleinere, lokal agierende Autovermietungen ihre Fahrzeuge über die Plattformen anbieten, mit dem Ziel neben einer höheren Auslastung der Fahrzeuge vor allem die Bekanntheit zu steigern. Potentiale ergeben sich hier also für sämtliche Fahrzeuge, die häufig ungenutzt sind, worunter insbesondere auch Fahrzeuge aus Firmenflotten oder von Autohäusern fallen, z. B. außerhalb der Betriebszeiten. Hinsichtlich der Mieter kann dieses Konzept ebenfalls weitergedacht werden: Es gibt erste Ansätze, bei denen sich kleinere Unternehmen mithilfe von IKT gegenseitig mit einem gemeinsam organisierten, geteilten Fahrzeugpool unterstützen [18]. Zukünftig muss vor dem Hintergrund, dass sämtliche Kombinationen bei den Interaktionen möglich sind, also eher von X2X-Carsharing als von- P2P-Carsharing gesprochen werden. Fazit Das Konzept des privaten P2P-Carsharings wird durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien zunehmend einfacher und attraktiver. Für die bereits aktiven Nutzer ist die verbesserte Auslastung ganz oder teilweise ungenutzter Autos bei gleichzeitiger Kostenreduzierung bzw. Gewinnerzielung Motivation für die Teilnahme. Während es bei den Verweigerern starke Vorbehalte oder triftige Gründe gibt, die gegen die Teilnahme am P2P-Carsharing sprechen, nämlich die regelmäßige Nutzung des eigenen Autos, die große Angst eines Wertverlustes ausgelöst durch eine Beschädigung oder schlechte Behandlung des Autos und dem mit der Vermietung einhergehenden Aufwand, gibt es eine Gruppe von Menschen, die dem P2P-Carsharing sehr offen gegenüber stehen. Die Motive dieser latent oder konkret Interessierten sowie Explorativen sind idealistischer als die der bereits Aktiven; ökologische Aspekte - wie die Reduzierung der Anzahl der Fahrzeuge und deren bessere Auslastung - haben eine größere Bedeutung als finanzielle Anreize. Diese wichtige Zielgruppe wünscht sich Lösungen, hat aber entweder keine oder nur unzureichende Kenntnisse und Informationen über existierende Anbieter und Konzepte. Unter unseren Teilnehmern waren dies allesamt Personen, die nur gelegentlich ein Auto benötigen und Autos eher als Gebrauchsgegenstand denn als Statussymbol betrachten. Unsere Studie hat gezeigt, dass es eine gewisse Gruppe an Menschen gibt, die neuen Mobilitätskonzepten wie dem P2P-Carsharing gegenüber sehr aufgeschlossen ist und eine erhöhte Bereitschaft zeigt, das eigene Mobilitätsverhalten in ökologischer Hinsicht ins Positive zu verändern, wenn ein attraktives P2P-Carsharing-Angebot in ihrer Umgebung existierte. Um ihre Idee und Absicht in die Tat umzusetzen, fehlen dieser Gruppe vor allem ausreichende Informationen über die bereits vorhandenen Konzepte. Es muss neben Aufklärungsarbeit und gezieltem Marketing auch ein ausreichend großes Angebot geschaffen werden, das über integrierte Mobilitätsplattformen gefunden und gebucht werden kann, um diese potentiellen Nutzer zu erreichen. Um eine attraktive Anbieterbasis zu schaffen, werden sich die Plattformanbieter zunehmend auch für professionelle Anbieter wie z. B. lokale Autovermietungen und Unternehmensflotten öffnen müssen. ■ LITERATUR [1] Clement, R. and Schreiber, D. (2016): Peer-to-Peer Märkte. Internet-Ökonomie. Springer. 313-339 [2] bcs Bundesverband CarSharing e.V. (2018): Aktuelle Zahlen und Daten zum CarSharing in Deutschland [3] Nobis, C. (2006): Carsharing as key contribution to multimodal and sustainable mobility behavior: Carsharing in Germany. 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(2017) [18] Regio IT (2016): Mobilitätsangebote einer Region auf einer digitalen Plattform zusammenführt Gunnar Stevens, Prof. Dr. Professur für IT-Sicherheit und Verbraucherinformatik, Fakultät III, Universität Siegen gunnar.stevens@uni-siegen.de Paul Bossauer Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Sankt Augustin paul.bossauer@h-brs.de Thomas Neifer Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Sankt Augustin thomas.neifer@h-brs.de Christina Pakusch Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Sankt Augustin christina.pakusch@h-brs.de
