eJournals Internationales Verkehrswesen 72/1

Internationales Verkehrswesen
iv
0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2020-0013
21
2020
721

Construction Impact Guide

21
2020
Benjamin Bierwirth
Jesse Brandt
Baulogistik im urbanen Raum unterliegt zunehmenden Anforderungen. Ziel des Forschungsprojekts Construction Impact Guide war es daher, die Notwendigkeit von Baulogistik möglichst frühzeitig anhand baustellenspezifischer Charakteristika beurteilen zu können. Hierzu wurde ein Berechnungsalgorithmus entwickelt, dieser validiert und in einen interaktiven Fragebogen überführt. Neben der übergeordneten Bewertung der Notwendigkeit einer Baulogistikplanung werden dem Nutzer weitere Handlungsempfehlungen gegeben.
iv7210042
Internationales Verkehrswesen (72) 1 | 2020 42 LOGISTIK Wissenschaft Construction Impact Guide Modell zur Abschätzung von Auswirkungen von Baustellen in einem frühen Planungsstadium Baustellenlogistik, Logistik, Baustelle, Gewerbe, Planung Baulogistik im urbanen Raum unterliegt zunehmenden Anforderungen. Ziel des Forschungsprojekts Construction Impact Guide war es daher, die Notwendigkeit von Baulogistik möglichst frühzeitig anhand baustellenspezifischer Charakteristika beurteilen zu können. Hierzu wurde ein Berechnungsalgorithmus entwickelt, dieser validiert und in einen interaktiven Fragebogen überführt. Neben der übergeordneten Bewertung der Notwendigkeit einer Baulogistikplanung werden dem Nutzer weitere Handlungsempfehlungen gegeben. Benjamin Bierwirth, Jesse Brandt B auvorhaben im urbanen Raum unterliegen zunehmend höheren Anforderungen. Der Trend der Urbanisierung führt zu einer stärkeren Nutzung des begrenzten urbanen Raums. Ältere Gebäude werden modernisiert, revitalisiert oder abgerissen, um die Flächennutzung zu optimieren. Auch Neubauten werden hinsichtlich des maximal zulässigen Bebauungsfaktors optimiert. Während der Bauphase sind zur Ver- und Entsorgung der Baustelle jedoch weitere Flächen, die Baustelleneinrichtungsflächen, erforderlich. Diese müssen in das Umfeld - im Innenstadtbereich in der Regel auf öffentliche Verkehrsflächen - ausgelagert werden. Die Verkehrsflächen selbst sind jedoch oft bereits hoch ausgelastet, weshalb eine zusätzliche Einschränkung weitreichende verkehrliche Behinderungen auslöst. Daher sind die Genehmigungsbehörden bestrebt, die Eingriffe in die Verkehrsflächen zu minimieren. Dabei kann sich die Baulogistik als wichtiges Hilfsmittel erweisen. Bauen im urbanen Raum als zunehmende Herausforderung Als Baulogistik werden alle logistischen Material- und Informationsflüsse in der Wertschöpfungskette des Baus bezeichnet [1]. In der Praxis ist eine dezidierte Baulogistik zumeist nur bei großen Bauprojekten etabliert. Dabei fokussiert sich die Baulogistik auf ein Zufahrts-, Zugangs- und Flächenmanagement, um einerseits die Ver- und Entsorgung der Baustelle sicherzustellen und andererseits den Umfang der Baustelleneinrichtungsflächen zu reduzieren. Analysen der negativen Auswirkungen einer Baustelle auf das Umfeld (Lärm, Verschmutzungen, Verkehrsbehinderungen, Parkraumbeschränkung, Auswirkungen auf benachbarte Gewerbetreibende) waren bisher nur sehr selten Bestandteil der Baulogistikkonzepte, obwohl diese in großem Maße darauf Einfluss nehmen können. Zeitgleich ist eine zunehmende Sensibilisierung der Anwohner und umliegenden Gewerbetreibenden zu beobachten, die - oftmals mit medialer Unterstützung - die Emissionen der Baustellen thematisieren und Veränderungen einfordern. Literatur - Die bisherige Forschung fokussiert auf die optimierte Versorgung durch Digitalisierung Einen Überblick über aktuelle Ansätze und Konzepte der Baulogistik finden sich bei Janné [2]. Ein Konzept zur Abschätzung des Bedarfs einer Baulogistik aus interner Sicht findet sich bei Ruhl [3]. Ebel [4] präsentiert ein Vorgehensmodell zur Anforderungsanalyse für eine Baulogistik, welches die verschiedenen Elemente der Baulogistik beschreibt. Dieses bezieht sich jedoch hauptsächlich auf die der Baumaßnahme internen bzw. inhärenten Anforderungen. Ansätze zur Lagerflächenoptimierung - unter anderem durch die Nutzung der Rohbauflächen - finden sich bei Said [5], Abotaleb et. al. [6] und Farmakisa [7]. Die Relevanz der Baulogistik insbesondere im urbanen Raum beschreibt Motzko [8]. Viele andere wissenschaftliche Publikationen und Forschungsprojekte im Bereich Baulogistik haben die Verbesserung der Ver- oder Entsorgung der Baustelle auf der Basis von Digitalisierung und Datenaustausch zum Inhalt (u. a. [9], [10], [11] und [12]). Die Optimierung erfolgt durch die Nutzung von Radio Frequency IDentification (RFID) oder PEER REVIEW - BEGUTACHTET Eingereicht: 06.09.2019 Endfassung: 09.01.2020 Internationales Verkehrswesen (72) 1 | 2020 43 Wissenschaft LOGISTIK Building Information Modeling (BIM) (u. a. [13], [14], [15], [16], [17] und [18]). Zahlreiche andere wissenschaftliche Arbeiten beinhalten die Adaption und Anwendung von Produktionstheorien und Supply Chain Management-Konzepten auf die Baulogistik [19, 20]. Die Masterarbeit von Bories-Osdiek [21] beschreibt und kategorisiert die Emissionen einer Baustelle und stellt Ursache-Wirkungsbeziehungen her. Die mit der Baustelle einhergehende Wechselwirkung zwischen Baustelle, Öffentlichem Raum und Verkehr hat in der Wissenschaft allerdings bisher keinerlei Beachtung gefunden. Entwicklung eines Wirkmodells zur frühzeitigen Abschätzung des Baulogistikbedarfs Neben den nicht berücksichtigten Auswirkungen auf die umliegenden Gewerbetreibenden ergibt sich in der Praxis in Bezug auf die verkehrlichen Auswirkungen häufig das Problem, dass die Baustelleneinrichtungsplanung erst relativ spät im Planungsprozess erfolgt und erst dann das Erfordernis der Nutzung öffentlichen Raums erkannt und beantragt wird. Wird der beantragte Flächenbedarf durch die zuständigen Behörden nicht genehmigt, ergeben sich einerseits Verzögerungen im Bauablauf und andererseits Zusatzkosten durch eine Umplanung des Baubetriebs. Um zukünftig Baumaßnahmen bereits während der frühen Planungsphasen hinsichtlich des Baulogistikbedarfs bewertbar zu machen, ist ein Wirkmodell mit integriertem Berechnungstool entwickelt worden, mit dem die Auswirkung von Baumaßnahmen frühzeitig festgestellt und Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden können. Neben spezifischen Faktoren der geplanten Baumaßnahme werden auch Charakteristika des städtischen Verkehrs und der Nachbarschaft berücksichtigt. Das Modell kann sowohl von Bauherren als auch von Genehmigungsbehörden genutzt werden. Der ermittelte Baulogistikbedarf wird vereinfacht über eine Ampellogik angezeigt: • Grün: Es ist keine Baulogistik notwendig. • Gelb: Aspekte der Baulogistik sind zu beachten bzw. zu prüfen. • Rot: Die Durchführung einer umfassenden Baulogistikplanung wird empfohlen. Entwicklung des Modells Das Modell wurde in vier Arbeitsschritten entwickelt (siehe Bild 1). Das Ziel war, ein universell einsetzbares IT-gestütztes Tool zu entwickeln, das einfach und bedienerfreundlich von Bauherren und/ oder Behörden eingesetzt werden kann. Im Einzelnen wurden die folgenden Anforderungen und Merkmale zugrunde gelegt: • Bauprojektunabhängig (von Art, Größe, Struktur des Bauvorhabens) • Unabhängig von Stadt, Region, Kommune • Skalierbar und modular erweiterbar (kann um spezifische Parameter ergänzt und erweitert werden) • Anwenderfreundlich und -spezifisch (z. B. Bauherr, Baubehörde, Straßenverkehrsbehörde) • Umgehende und aussagekräftige Modellergebnisse (Der Nutzer muss schnelle und verständliche Modellergebnisse erhalten) • IT-fähig (um später als echtes IT-Tool genutzt werden zu können) Zur Erfüllung der Anforderungen wurden Merkmale identifiziert, die für jede Baustelle bestimmt werden können. Diese Merkmale sollen unabhängig voneinander sein und keine Interdependenzen aufweisen. Zur besseren Strukturierung und Übersichtlichkeit wurden die Merkmale in Parametern geclustert. Die Modellparameter und -merkmale sind gemeinsam mit den anderen Projektpartnern in einem mehrmaligen Workshop- und Review-Zyklus entwickelt worden (siehe Bild 2). In Summe wurden vier Parameter und 20 Merkmale identifiziert. Diese sind in Bild 3 dargestellt. Jedes Merkmal kann verschiedene Ausprägungen aufweisen. Aus diesen Ausprägungen wird in der Folge der Baulogistikbedarf bestimmt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind diese jedoch nicht abgebildet. Innerhalb der Parameter als Strukturierungselemente sind jeweils Merkmale gleichen Typs konsolidiert: • Lage: Merkmale, die Besonderheiten des Umfeldes bestimmen 4. Testphase des Tools, Kalibrierung und Weiterentwicklung 3. Transfer der Parameter in das Wirkmodell 2. Identifikation kommunaler und baustellenspezifischer Parameter 1. Entwicklung eines Anforderungsmodells Bild 1: Arbeitsschritte zur Entwicklung des Modells Bild 2: Vorgehensweise Entwicklung Parameter und Merkmale Internationales Verkehrswesen (72) 1 | 2020 44 LOGISTIK Wissenschaft • Baumaßnahme: Merkmale, die eine Baustelle klassifizieren • Baustellenerschließung: Merkmale, die die Zu- und Abfahrt zur Baustelle beeinflussen • Interaktion: Merkmale, die Interdependenzen der Baustelle mit dem Umfeld bestimmen Transfer der Parameter in das Wirkmodell Für den Transfer der Parameter und Merkmale in ein geeignetes Modell wurde die Form eines mehrdimensionalen Morphologischen Kastens ausgewählt, da dieser am besten das systematische Zusammenspiel verschiedener innerer und äußerer Bedingungen, die zu einer bestimmten Folge und Maßnahme führen, abbildet. Ebenso bietet diese Form die Möglichkeit, das Zusammenspiel theoretisch oder empirisch zu begründen und plausibel darlegen zu können. Die Parameter, Merkmale und die Ausprägungen fügen sich somit zu einem dreidimensionalen Morphologischen Kasten, dem Wirkmodell, zusammen. Wie zuvor schon erwähnt, soll das Wirkmodell nach Auswahl aller Ausprägungen der Merkmale eine Empfehlung abgeben, ob und in welchem Ausmaß eine Baulogistik sinnvoll ist. Zusätzlich sollen Empfehlungen gegeben werden, auf welche Besonderheiten zu achten ist. Damit dies möglich ist, müssen die Parameter gesondert voneinander betrachtet werden. Jedes Parameterelement kann dabei ausschlaggebend für die Bewertung sein. Um dies erreichen zu können, sind die Ausprägungen der Merkmale nach fünf Auswirkungsausprägungen bewertet worden, diese sind in Tabelle 1 dargestellt. Jede Ausprägung erhält somit zwei Bewertungen. Zum einen eine Klassifizierung der Auswertung nach der Stärke ihres Einflusses, zum anderen eine Punktebewertung. Diese Unterscheidung wurde vorgenommen, da es Merkmale gibt, die, unabhängig von anderen, sehr starke Einflüsse auf die Notwendigkeit von Baulogistik haben. Baulogistik kann aber auch auf Grund der Summe vieler, eher geringer Einflüsse notwendig werden. Den unterschiedlichen Ausprägungen eines Merkmals können dabei auch dieselben Klassifizierungen zugeordnet werden, und es müssen pro Merkmal nicht alle Klassifizierungen gewählt werden (siehe Bild 4). Die Zuordnung von Klassifizierung zu den Ausprägungen ist gemeinsam mit den Projektpartnern bestimmt worden. Mit Hilfe der Klassifizierung der Merkmale kann die Berechnung der Baustellenbewertung durchgeführt werden. Für jede Baustelle werden zwei Werte ermittelt. Zum einen wird eine Zählung der Klassifizierungen A i vorgenommen, zum anderen wird der normierte Gesamtwert B ges berechnet. Für jede Baustelle wird die Gesamtanzahl der Klassifizierungen jeder Ausprägung insgesamt gezählt. Dies erfolgt unabhängig von der Parametergruppe, in der die Ausprägung auftritt. Z. B. kann die „Stadtgröße“ (Merkmal des Parameters „Lage“) und „Andere Baustellen“ (Merkmal des Parameters „Interaktion“) die Notwendigkeit einer Baulogistik hervorrufen. Für jede Ausprägung wird der Wert x j,a bestimmt, wenn eine Ausprägung gewählt wurde, beträgt der Wert 1, sonst 0 (Formel 1). Anschließend wird die Anzahl an gewählten Klassifizierungen bestimmt, indem die Summe aller x j,a bestimmt wird (Formel 2). x j a , , = ählt ist 0 sonst ⎧⎨ ⎩ (1) A i j N = ( ) = ∑ X , N = Anzahl aller Merkmale j,a 1 (2) Der Gesamtwert einer Baustelle B ges ist die normierte Summe aller Parameter P i (Formel 3). Der Parameterwert P i errechnet sich aus dem Produkt der Ausprägungen der Merkmale M l (Formel 4). Die Normierung wird vorgenommen, indem das Produkt der Werte P i und dem maximalen Wert der Klassifizierungen w M,max potenziert mit der Differenz der Anzahl an Merkmalen des Parame- Bild 3: Übersicht kommunaler und bauspezifischer Parameter (Zwiebelschalenprinzip) und Beispiel für Merkmal mit Ausprägungen Bild 4: Mögliche Zuordnung von Ausprägungen und Klassifizierungen Klassifizierung Beschreibung Irrelevant Hat für die Bewertung der Baulogistik keine/ n Einfluss/ Relevanz; auch mehrere dieser Punkte ergeben keine Relevanz. Leichter Einfluss Keine singuläre Aussage über das Merkmal an sich möglich; in Summe kann sich durch Wechselwirkungen jedoch ein Baulogistikbedarf begründen. Mittlerer Einfluss Das singuläre Merkmal ist für einen Baulogistikbedarf relevant. Starker Einfluss Das singuläre Merkmal ist ein starker Indikator für Baulogistik. Wechselwirkungen sind zu betrachten. Schranke Klare Indikation eines Baulogistikbedarfs; unabhängig von der Einschätzung weiterer Merkmale. Tabelle 1: Ausprägungsformen der Merkmale Internationales Verkehrswesen (72) 1 | 2020 45 Wissenschaft LOGISTIK ters und der durchschnittlichen Anzahl an Merkmalen je Parameter gebildet wird (Formel 5). B P ges i normiert i j = = ∑ , 1 (3) P M i l l k = = ∏ 1 (4) P P w i normiert i M n n Mi Merkmale , ,max , = ⋅ − θ (5) Somit ergeben sich für jede bewertete Baustelle zwei Bewertungsmaßstäbe, die Zählung der Ausprägungen und der Gesamtwert der Baustelle. Kalibrierung Die Kalibrierung des Systems erfolgt auf Basis dieser Werte durch eine expertengestützte, retroperspektivische Bewertung von 17 Baustellen. Ergebnis der Kalibrierung war die Übereinstimmung der expertengestützten und der modellbasierten, rechnerischen Beurteilung einer Baustelle. Hierbei wurden zum einen die Bewertung der Ausprägungen als auch der Wert der Klassifizierung adjustiert. Das kalibrierte Modell wurde in einen elektronischen Fragebogen überführt, welcher die Berechnung und Auswertung automatisiert durchführt. Die Auswertung wurde über die Ampellogik angezeigt und mit einem erklärenden Text ausgegeben. Bei der Anwahl bestimmter Ausprägungen wurden zusätzliche, ausprägungsbezogene Hinweise im Text ergänzt. Somit wurde nicht nur das Gesamtergebnis ausgegeben, sondern auch Hinweise auf ggf. kritische Merkmale gegeben. Der Fragebogen befindet sich aktuell in der Testphase und wird von mehreren Projektpartnern in der Praxis getestet. Die Entwicklung und Kalibrierung des Wirkmodells wurde hauptsächlich mit Baustellen innerhalb Frankfurts durchgeführt. Da eine möglichst generische und allgemein gültige Nutzung angestrebt wird, bedarf es noch einer breiteren Verwendung, um weitere Impulse für die Erweiterung des Modells im Hinblick auf zusätzliche Merkmale oder Ausprägungen zu erhalten. Sollte sich der Fragebogen als nützliches und praktisches Hilfsmittel für die Baulogistik behaupten, soll dieser als Onlinetool weiterentwickelt werden. Die so gewonnen Daten können genutzt werden, um zum einen die Kalibrierung weiter zu schärfen, indem mehr Baustellen in unterschiedlichen Städten erhoben werden, aber auch um direktes Feedback der Nutzer zu erhalten. Fazit und Ausblick Mit Hilfe des entwickelten Wirkmodells ist es möglich, entsprechend den jeweiligen Anforderungen für jede beliebige Baustelle den Baulogistikbedarf zu ermitteln und die notwendigen baulogistischen Aktivitäten abzuleiten. Mit einer eindeutigen Merkmalszuweisung zu nur einem Parameter ist es gelungen, jeden der vier Parameter einzeln zu betrachten und somit eine definierte Systemgrenze zu schaffen. Dadurch können einzelne Parameter der Baustelle autark bewertet werden. Die einzelnen Parameter besitzen keine Priorisierung gegeneinander, womit jeder Parameter für sich alleinstehend ist und eine Baulogistik indizieren kann. Die Ausprägungen der Merkmale wurden aber durch eine differenzierte Wertzuweisung gewichtet. Die anschließende Auswertung lässt dann Rückschlüsse auf den Baulogistikbedarf zu. Das erarbeitete Wirkmodell ist anschließend in einen digitalen Fragebogen überführt worden, der sowohl von den Bauherren als auch den Bau- und Straßenverkehrsbehörden übergreifend genutzt werden kann, um eine Baustelle anhand der Parameter zu klassifizieren und eine direkte Antwort darauf zu erhalten, ob eine Baulogistikplanung notwendig, weiter zu prüfen und sehr wahrscheinlich erforderlich ist. Über die Notwendigkeit der Baulogistikplanung hinaus gibt der Fragebogen an, welche Aspekte der Baulogistik ggf. besonders zu betrachten sind. So können die Beteiligten frühzeitig abschätzen, ob eine baulogistische Betrachtung für das Bauprojekt notwendig ist und gleichzeitig die Kosten für die Baulogistik so gering wie notwendig halten. Für die Behörden ist dies eine einfache Möglichkeit, ein Bauprojekt hinsichtlich der verkehrlichen Wirkung zu validieren. Das Forschungsprojekt hat gezeigt, dass der Zusammenhang und die Auswirkungen von Baustellen aufeinander noch nicht vollständig erforscht sind. Insbesondere für Baustellen im urbanen Raum ist diese Forschungslücke baldmöglichst zu schließen, nicht zuletzt im Hinblick auf die Problematik der (Baustellen-)Emissionen Bild 5: Vorgehen bei der Bestimmung der Baulogistik Internationales Verkehrswesen (72) 1 | 2020 46 LOGISTIK Wissenschaft und daraus resultierender, schlechter Luftqualität und drohender Fahrverbote. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit konnte eine erste Bewertung von singulären Baustellen dargestellt werden, die Bestimmung der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Baumaßnahmen sollte Inhalt weiterer Forschung sein. ■ Dieses Projekt (HA-Projekt-Nr. 536/ 17-18 wurde aus Mitteln des Landes Hessen und der HOLM-Förderung im Rahmen der Maßnahme „Innovationen im Bereich Logistik und Mobilität“ des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung gefördert. Projektpartner Forschungsprojekt Construction Impact Guide Fachbereich Wiesbaden Business School Leitung Prof. Dr. Benjamin Bierwirth Ansprechpartner Forschungsförderung Hendrik Terstiege & Susanne Theilacker Projektpartner Frankfurt Economics http: / / frankfurt-economics.com/ Straßenverkehrsamt Frankfurt http: / / www.strassenverkehrsamt.frankfurt.de IHK Frankfurt https: / / www.frankfurt-main.ihk.de/ Fördermittelgeber Land Hessen, vertreten durch die HA HessenAgentur GmbH und-die House of Logistics & Mobility (HOLM) GmbH Laufzeit Januar 2017 - April 2018 1 Frankfurt Economics, Straßenverkehrsamt Frankfurt (SVA) LITERATUR [1] Deml, A. (2008). Entwicklung und Gestaltung der Baulogistik im Tiefbau: Dargestellt am Beispiel des Pipelinebaus. Hamburg: Verlag Dr. Kovac [2] Janné, M. (2018). Construction Logistics Solutions, Linköping University Electronic Press [3] Ruhl, F.; Motzko, C.; Lutz, P. (2018). Baulogistikplanung, SpringerVieweg, Wiesbaden [4] Ebel, G. (2012). Vorgehensmodell für die Anforderungsanalyse in der Baulogistik. Verlag Praxiswissen [5] Said H., El-Rayes K. (2013). Optimal Utilization of Interior Building Spaces for Material Procurement and Storage, in: Congested Construction Sites. Journal of Automation in Construction, Elsevier, 31, 292-306 [6] Abotaleb, I., Nassar, K., & Hosny, O. (2016). Layout optimization of construction site facilities with dynamic freeform geometric representations, in: Automation in Construction, 66, 15-28 [7] Farmakis, P. M., & Chassiakos, A. P. (2017). Dynamic multi-objective layout planning of construction sites. Procedia engineering, 196, 674-681 [8] Motzko, C., Fenner, J., Kleiner, J., & Richter, P. (2019). Zur Relevanz der Baulogistikplanung, in: Aktuelle Entwicklungen in Baubetrieb, Bauwirtschaft und Bauvertragsrecht (pp. 79-93). Springer Vieweg, Wiesbaden [9] Xue et al (2011). Comparing the value of information sharing under different inventory policies, in: construction supply chain, International Journal of Project Management, Elsevier, 29, 867-876 [10] Simbeck, K., & Bühler, M. (2018). Digitalisierung in der Baulogistik. In: Marktorientiertes Produkt-und Produktionsmanagement in digitalen Umwelten (pp. 181-199). Springer Gabler, Wiesbaden [11] Schlüter, D., Spengler, A., & Malkwitz, A. (2018). Auswirkungen von Echtzeitkommunikation in der Baustellenlogistik. In: Mobilität und digitale Transformation (pp. 503-516). Springer Gabler, Wiesbaden [12] Spengler, A. J., Alias, C., Magallanes, E. G. C., & Malkwitz, A. (2019). Benefits of real-time monitoring and process mining in a digitized construction supply chain. In: Mobilität in Zeiten der Veränderung (pp. 411-435). Springer Gabler, Wiesbaden [13] Helmus, M., Meins-Becker, A., Laußat, L., & Kelm, A. (Eds.) (2009): RFID in der Baulogistik: Forschungsbericht zum Projekt „Integriertes Wertschöpfungsmodell mit RFID in der Bau-und Immobilienwirtschaft“. Springer-Verlag [14] Said H., El-Rayes K. (2014). Automated Multi-objective Construction Logistics Optimization System (AMCLOS). In: Automation in Construction, Elsevier, 43(7), 110-122 [15] Kumar, S. S., & Cheng, J. C. (2015): A BIM-based automated site layout planning framework for congested construction sites. In: Automation in Construction, Elsevier, 59, 24-37 [16] Liu, H., Al-Hussein, M., & Lu, M. (2015): BIM-based integrated approach for detailed construction scheduling under resource constraints. In: Automation in Construction, Elsevier, 53, 29-43 [17] Irizarry J., Karan E., Jalaei F. (2012): „Integrating BIM and GIS to improve the visual monitoring of construction supply chain management“, Automation in Construction, Elsevier, 31, 241-25 [18] Amiri, R.; Sardroud, J., de Soto, B. (2017): BIM-based Applications of Metaheuristic Algorithms to Support the Decision-making Process: Uses in the Planning of Construction Site Layout, Elsevier, Procedia Engineering, 196, 558-564 [19] Vrijhoef, R., & Koskela, L. (2000): The four roles of supply chain management in construction. In: European journal of purchasing & supply management, Elsevier 6(3-4), 169-178 [20] Wibowo, M. A., & Sholeh, M. N. (2015): The analysis of supply chain performance measurement at construction project. Procedia Engineering, Elsevier 125, 25-31 [21] Jan Philipp Bories-Osdiek (2015): Erstellung eines Leitfadens zur Beurteilung des baulogistischen Planungsbedarfs, Frankfurt University of Applied Sciences Benjamin Bierwirth, Prof. Dr. Hochschule Rhein-Main, Wiesbaden benjamin.bierwirth@hs-rm.de Jesse Brandt, M.Sc. Hochschule Rhein-Main, Wiesbaden timjesse.brandt@hs-rm.de