eJournals Internationales Verkehrswesen 72/2

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2020-0031
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2020
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Das Forschungs-Informations-System FIS

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2020
Stefanie Dorn
Arnd Motzkus
Gunnar Knitschky
Die technologische und gesellschaftliche Dynamik macht die Wissenslandschaft immer komplexer – so auch in den Bereichen Mobilität und Verkehr. Während sich die Forschung mit einer Bandbreite an gleichermaßen wichtigen und drängenden Fragestellungen befasst, ist es für die Adressaten der Forschungserkenntnisse zunehmend schwierig, den Überblick über die jeweils einschlägigen und aktuellen Ergebnisse zu behalten. Der Artikel zeigt auf, wie das Forschungs-Informations-System für Mobilität und Verkehr (FIS), herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), die aktuellen Herausforderungen der Wissensaufbereitung und -vermittlung aufgreift.
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POLITIK Informationsmanagement Internationales Verkehrswesen (72) 2 | 2020 10 Das Forschungs-Informations- System FIS Eine Open-Source-Wissensplattform zu den aktuellen Herausforderungen in Mobilität und Verkehr Verkehrsforschung, Mobilitätsforschung, Netzwerk, Wissensmanagement, Wissenschaftskommunikation, wissenschaftliche Politikberatung Die technologische und gesellschaftliche Dynamik macht die Wissenslandschaft immer komplexer - so auch in den Bereichen Mobilität und Verkehr. Während sich die Forschung mit einer Bandbreite an gleichermaßen wichtigen und drängenden Fragestellungen befasst, ist es für die Adressaten der Forschungserkenntnisse zunehmend schwierig, den Überblick über die jeweils einschlägigen und aktuellen Ergebnisse zu behalten. Der Artikel zeigt auf, wie das Forschungs-Informations-System für Mobilität und Verkehr (FIS), herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), die aktuellen Herausforderungen der Wissensaufbereitung und -vermittlung aufgreift. Stefanie Dorn, Arnd Motzkus, Gunnar Knitschky D ie Mobilität, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land, befindet sich im Wandel und wird immer mehr durch Elektrifizierung, Digitalisierung, Vernetzung, Sharing und die zunehmende Automatisierung, geprägt. Diese Entwicklungen im Verkehrssektor sind nicht länger vor allem technologiegetrieben, sondern in hohem Maße von den Anforderungen des Klimawandels und Klimaschutzes beeinflusst. Damit gehen Bedarfe an eine nachhaltige Gestaltung der Mobilität einher, die innerhalb des Verkehrssektors eng miteinander verzahnt sind und gleichzeitig in einer Wechselwirkung vor allem mit dem Energiesektor stehen. Wissensmanagement in einer komplexen Forschungslandschaft Forschung zu den Themen Mobilität und Verkehr zeichnet sich heute durch eine hohe Dynamik aus. Fortlaufend stehen neue Forschungsergebnisse zur Verfügung, die sich den offenen Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven der Fachrichtungen nähern und sie mit fachspezifischen Methoden beantworten. Die Vielfalt der Erkenntnisse hemmt jedoch die praktische Umsetzung, da es mitunter schwierig ist, sich schnell einen umfassenden und gleichzeitig strukturierten Überblick zu relevanten Fragen und aktuellen Lösungsansätzen zu verschaffen. Die entstehenden Erkenntnisse überschreiten selten die vergleichsweise engen Grenzen der Fach-Community. Um den Wissenstransfer in die breite Fachöffentlichkeit zu gewährleisten, ist es wichtig, Ergebnisse aus der nationalen und internationalen Mobilitäts- und Verkehrsforschung zusammenzuführen, zu systematisieren und strukturiert darzustellen. Vor diesem Hintergrund sind die Anforderungen an die Mobilitätsforschung gestiegen, die verschiedenen Perspektiven der Forschung nicht nur zu berücksichtigen, sondern auch miteinander zu vernetzen, sie kontinuierlich systemisch und integriert zu betrachten und in kompakter und aktueller Aufbereitung zugänglich zu machen. An dieser Stelle setzt das Forschungs-Informations-System für Mobilität und Verkehr (FIS) an. Das FIS macht komplexes Wissen schnell und einfach zugänglich Das FIS ist eine Wissensplattform, die im Jahr 2001 vom BMVI gegründet wurde, seit 2004 online erreichbar ist und jeden Einzelnen bei der schnellen Suche nach einschlägigen Fachinformationen unterstützt. Ziel des FIS war es von Beginn an, zu den zentralen Feldern wissenschaftlicher Verkehrs- und Mobilitätsforschung eine aktuelle, schnell abrufbare und einfache Übersicht zu bieten, verschiedene mögliche Problembereiche eines Themas aufzuzeigen und wissenschaftliche Lösungsansätze innerhalb eines Problembereichs darzustellen. Bild 1: Startseite der Open-Source-Wissensplattform FIS Internationales Verkehrswesen (72) 2 | 2020 11 Informationsmanagement POLITIK Zu diesem Zweck wird das verfügbare Wissen aus den relevanten Publikationen zum jeweiligen Thema systematisch und strukturiert ausgewertet und verdichtet. Maßgebliche Qualitätskriterien bei der Wissenssynthese sind neben fachlicher Qualität eine transparente und nachvollziehbare Darstellung sowie ein direkter Problem- und Lösungsbezug der Themen. Das so aufbereitete Wissen wird über die Webseite kostenfrei zur Verfügung gestellt (www.forschungsinformationssystem.de; siehe Bild 1). Den Zugang zu konkreten Themen erhält die Leserschaft über eine Sachgebietsgliederung, eine Volltext- Suchfunktion oder eine aktuelle Themenfeldwolke. Charakteristisch für das FIS ist der intuitive Zugang zu Informationen über die Wissenslandkarten. Diese dem Prinzip der Mindmap entlehnte, hierarchisch gegliederte Darstellung ist über alle Themen hinweg einheitlich aufgebaut, liefert einen Überblick über relevante Teilaspekte eines Themas und führt strukturiert an ein Thema heran (siehe beispielhaft die Wissenslandkarte zum Thema „Soziale Dimension von Mobilität und Verkehr“ in Bild 2). Ziel der Wissenslandkarten ist es, schnell und übersichtlich Lösungsansätze der Mobilitäts- und Verkehrsforschung zu vermitteln, mögliche Einflussfaktoren darzustellen oder verschiedene Sichtweisen aufzuzeigen. Hierzu wird die Leserschaft, ausgehend von der Problemstellung, welche im zentralen Knoten in der Mitte der Wissenslandkarte skizziert wird, im Uhrzeigersinn weitergeführt. Zunächst werden Grundlagen wie Ursachen, Akteure oder Erscheinungsformen dargelegt. Weitere Knoten zeigen Lösungsansätze oder Beispiele mit Anwendungsoptionen in der Praxis auf oder weisen auf noch offene Problemfelder hin. Hinter jedem Knoten befindet sich ein Synthesebericht, der eine prägnante Zusammenfassung der vorhandenen Forschungsergebnisse zum jeweiligen Thema darstellt. Zur Vertiefung von Teilaspekten werden Verweise auf Quellen mit weitergehenden Informationen angeboten (zum Beispiel Publikationen, Forschungsberichte, Statistiken, Rechtsvorschriften). Ein Glossar mit knappen Erläuterungen von Fachbegriffen ergänzt die Syntheseberichte. Das Kompetenznetzwerk hinter dem FIS Hinter dem FIS steht ein wissenschaftliches Kompetenznetzwerk aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die über spezifische Expertise in den verschiedenen Themengebieten verfügen und in relevanten Handlungsfeldern interdisziplinär zusammenarbeiten. Die Forschungseinrichtungen tragen die Inhalte für die Wissenslandkarten zusammen und bereiten sie auf. Als Quellen dienen aktuelle und relevante Artikel aus referierten Fachzeitschriften, Forschungsberichte, Dissertationen, Arbeitspapiere oder Presseberichte, deren Ergebnisse ausgewertet und für die Leserschaft verständlich dargestellt werden. Aktuell liefern die folgenden Forschungseinrichtungen inhaltliche Beiträge zu den verschiedenen Bereichen: • Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V. • Karlsruher Institut für Technologie - Institut für Volkswirtschaftslehre • Bauhaus-Universität Weimar - Professur Infrastrukturwirtschaft und--management - Professur Verkehrssystemplanung • TU Dresden - Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik - Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr • TU Hamburg-Harburg - Institut für Verkehrsplanung und Logistik - Institut für Logistik und Unternehmensführung - Institut für Maritime Logistik • Universität Duisburg-Essen - Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung Die Ressortforschungseinrichtungen des BMVI sind wichtige Wissensträger und wurden 2017 in das FIS eingebunden. Im Bereich „Ressortforschung“ präsentieren sie ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte und sind über die genannten Kontakte direkt erreichbar. Weitere Informationen zu ausgewählten Ressortforschungsprojekten sind über Verlinkungen abrufbar. Damit eröffnet das FIS einen idealen Einstieg in die gesamte Ressortforschung des BMVI. Aus organisatorischer Sicht wird das Kompetenznetzwerk des FIS durch die TÜV Rheinland Consulting GmbH und das Institut für Verkehrsforschung im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag des BMVI koordiniert. Das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) verantwortet die technische Koordination,- Systementwicklung und Websitegestaltung. ■ Arnd Motzkus, Dr. Forschungsmanagement, Teilbereichsleiter Mobilität, TÜV Rheinland Consulting GmbH, Köln arnd.motzkus@de.tuv.com Gunnar Knitschky Wissenschaftlicher Mitarbeiter Wirtschaftsverkehr, Institut für Verkehrsforschung, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Berlin gunnar.knitschky@dlr.de Stefanie Dorn, Dr. Forschungsmanagement, Senior Fachexpertin Mobilität, TÜV Rheinland Consulting GmbH, Köln stefanie.dorn@de.tuv.com Soziale Dimension von Verkehr und Mobilität Teilhabe finanzielle Aspekte räumliche Aspekte zeitliche Aspekte Barrierefreiheit Sicherheitsempfinden Handlungsoptionen Umweltgerechtigkeit Lärm Luftschadstoffe Verkehrsunfälle Mobilität und Gesundheit Pendeln Bewegung und Walkability Trends und Rahmensetzungen gesellschaftliche Veränderungen Mobilitätsverhalten Generationengerechtigkeit Definitionen von Nachhaltigkeit MM9_soziale Dimension.mmap - 30.03.2020 - Mindjet Bild 2: Wissenslandkarte „Soziale Dimension von Mobilität und Verkehr“ Quelle: FIS