eJournals Internationales Verkehrswesen 72/2

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2020-0040
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Technologie effektiv für sich nutzen

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Rainer Schulz
Immer auf dem aktuellen Stand – das sollte die Devise von Unternehmen aus der Logistikbranche sein. Neue ökonomische Entwicklungen bestimmen den Alltag in den Betrieben aus diesem Bereich – und die Konkurrenz schläft nicht. Das erfordert stetige Verbesserung der eigenen Abläufe, da ansonsten droht, den Anschluss zu verlieren. Am Ende des Tages lautet das Ziel, eine möglichst schnelle und qualitativ hochwertige Prozessabwicklung zu installieren. Energie- und Kostenaufwand gilt es dabei im Auge zu behalten. Intelligente Softwarelösungen schaffen Abhilfe und eröffnen Verbesserungsmöglichkeiten.
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Internationales Verkehrswesen (72) 2 | 2020 34 LOGISTIK Digitalisierung Technologie effektiv für sich nutzen Güterverteilung mit Softwarelösung steuern und Einsparungen generieren Intralogistik, Modernisierung, Automatisierung, digitale Lösung, Mensch und Maschine Immer auf dem aktuellen Stand - das sollte die Devise von Unternehmen aus der Logistikbranche sein. Neue ökonomische Entwicklungen bestimmen den Alltag in den Betrieben aus diesem Bereich - und die Konkurrenz schläft nicht. Das erfordert stetige Verbesserung der eigenen Abläufe, da ansonsten droht, den Anschluss zu verlieren. Am Ende des Tages lautet das Ziel, eine möglichst schnelle und qualitativ hochwertige Prozessabwicklung zu installieren. Energie- und Kostenaufwand gilt es dabei im Auge zu behalten. Intelligente Softwarelösungen schaffen Abhilfe und eröffnen Verbesserungsmöglichkeiten. Rainer Schulz Z eit, Qualität, Flexibilität und Kosten - wichtige Erfolgsfaktoren in der Intralogistik. Neue digitale Möglichkeiten sorgen dafür, dass immer mehr Raum für Optimierungen entsteht. Bereits funktionierende Systeme erhöhen mit Hilfe von innovativer Technologie ihre Leistungsfähigkeit. Ganze Wertschöpfungsketten profitieren heute von Digitalisierung und Automatisierung, da dadurch schnell Marktvorteile entstehen. In Zeiten der Globalisierung und von weltweitem Wettbewerb vergrößert sich zudem der Markt für Güterverteilung fortschreitend. Dazu parallel verlaufend verändert sich das Konsumverhalten der Kunden: Insbesondere E-Commerce steigert das Volumen und führt zu einer erheblichen Erhöhung des Warenein- und -ausgangs. Hinzu kommen Schwierigkeiten wie schlüssiges Retourenmanagement und erhöhte Produktvielfalt, die die Situation in der Branche charakterisieren. Als größte Herausforderung zur effektiven Bewältigung der vorliegenden Lage sehen Unternehmen aus der Logistik neben dem Bereich Energieversorgung die Digitalisierung.[1] Dabei bietet sie viele Vorteile: Beschleunigung von Abläufen, langfristige Kostensenkung und Verminderung der Fehleranfälligkeit gehören zu den Beispielen. Mit Blick auf die Liste wird schnell klar, dass sich mit der digitalen Transformation große Chancen auftun - und dass sie direkt die vier Säulen Zeit, Qualität, Flexibilität und Kosten tangiert. Ein Blick ins Lager Mit der im Betrieb umgesetzten Ablaufzahl steigt auch das Potenzial für mögliche Verbesserungen. Schon kleine Optimierungen legen deswegen den Grundstein für die Entwicklung effizienterer Lagerungs- und Distributionsstrategien und ermöglichen bereits große Ergebnisse. Bei der Gestaltung baut die Branche auf den in der Vergangenheit gemachten Schritten auf - und fängt daher nicht bei null an. Auf dem Weg zum digitalen Lager setzen Unternehmen zum Beispiel auf Warehouse Management Systeme, Sensortechnologien oder elektronische Frachtbegleitdokumente. [1] Um das Ziel der gesteigerten Effizienz zu erreichen und von der eingesetzten Technologie zu profitieren, bedarf es einer intelligenten Vernetzung von Mensch und Maschine. Die jeweilige Aus- Bild 1: Materialflussrechner mit grafischer Darstellung Quelle: sysmat GmbH Internationales Verkehrswesen (72) 2 | 2020 35 Digitalisierung LOGISTIK gangssituation bestimmt dann darüber, ob die unterschiedlichen Abläufe vollautomatisch, halbautomatisch oder vollständig manuell ablaufen. Zu den möglichen Faktoren zählen etwa Güterbeschaffenheit oder reale beziehungsweise angestrebte Umsatzleistung. Am Ende soll eine effiziente Mischung stehen aus komprimierter Lagerdauer, kurzen Wegen und minimalen Kommissionierzeiten. Allerdings bestehen noch Zweifel, ob die Logistik schon bereit ist für den umfänglichen Wandel. Nur knapp ein Drittel der Unternehmen sieht die Branche auf dem notwendigen Stand. Dagegen schätzt die doppelte Anzahl ihren eigenen Betrieb als up to date ein. [2] Doch welche Umstände sorgen dafür, dass die Situation so aussieht? Abschreckung noch groß Zu den größten Nachteilen, die Unternehmen mit dem Einsatz von digitalen Anwendungen verbinden, gehören Sicherheitsrisiken. Jeder zweite Betrieb hat beispielsweise Angst vor Diebstahl von Geschäftsdaten. Außerdem werden hohe Kosten für Datenschutz und die allgemeine Investition in die Digitalisierung des Unternehmens als echtes Manko gesehen. Auch der Gedanke an den möglichen Verlust von Arbeitsplätzen zählt zu den Argumenten, die für viele Unternehmen gegen etwaige Lösungen sprechen. [3] Bei diesen Punkten überwiegen bei Entscheidern schnell die vermeintlich negativen Aspekte - gewinnbringender Output fällt schnell hinten über. Dabei ebnet eine koordinierte Kooperation von Mensch und Maschine den Weg für neue Möglichkeiten und trägt zur individuellen Zielerreichung bei. Ein eventuelles Szenario wäre, dass ein Softwaresystem Vorgänge im Lager analysiert und Aufgaben sowie deren Orte den jeweiligen Parteien zuordnet. Machen sich Unternehmen die technischen Gegebenheiten zunutze, zeigt sich darüber hinaus schnell, dass Bedenken wegen der Kosten unangebracht sind. Durch optimierte Prozesse lassen sich neben Zeitgewinnen vor allem monetäre Einsparungen generieren. Betriebe machen Fehler ausfindig und beheben diese - so wie es ohne die Unterstützung einer Software nicht realisierbar gewesen wäre. Grafische Materialflussrechner (siehe Bild 1) stellen hier eine Option dar, indem sie zum Beispiel in automatischen Kleinteillagern die Abläufe steuern. Um besonders effizient zu agieren, besteht die große Herausforderung darin, eine Balance zwischen Automatik und manuellem Betrieb zu ermitteln beziehungsweise zu etablieren. Vorsicht ist geboten Entscheiden sich Unternehmen dafür, ihre bestehende Lösung im Lager zu erweitern beziehungsweise zu modernisieren, sollten sie ihr Vorhaben nicht überstürzen. Beispielsweise beliefern Betriebe aus dem Lager auch ihre eigene Produktion - deswegen muss es während der gesamten Umgestaltung gefüllt bleiben. Läuft die Umstellung auf die neue Software nicht reibungslos und wurde der „Point of no Return“ erreicht, funktioniert ein Zurückstellen auf die alten Systeme nicht mehr. Treten im Zuge der Modernisierung also Probleme auf, die sich nicht effektiv lösen lassen, müssen Unternehmen die Produktion stoppen. Das wiederum kann die Existenz des Betriebs bedrohen. Eine solche Umsetzung darf deswegen kein Forschungsprojekt sein. Auf Modernisierung beziehungsweise Automatisierung ausgerichtete Spezialisten realisieren eine Umstellung dagegen zielgerichtet. Dabei spielt die Testphase die entscheidende Rolle. Diese dauert vielleicht mal etwas länger, aber garantiert dafür auch die letztliche vollumfängliche Funktionsfähigkeit. Insbesondere wenn sich die Ware für die Produktionsversorgung in dem entsprechenden Lager befindet, hängen alle Prozesse von der schlüssigen Umsetzung ab. Aus diesem Grund sollte die wichtige Testphase Bestandteil jeder Modernisierung sein. Hürden überspringen Komplexität und Zeitdruck gehören zu den größten Schwierigkeiten auf dem Weg zu einem optimierten Lager mit effektivem System. Wenn dann bereits eine Vielzahl von Anlagen unterschiedlicher Hersteller zum Einsatz kommt, erhöht sich der Umfang eines solchen Projektes. Zu den wichtigsten Eigenschaften einer Softwarelösung für die Intralogistik zählen flexible Schnittstellen. Damit lassen sich autarke Maschinen verschiedener Hersteller zu einem Gesamtsystem verbinden und Insellösungen abschaffen. Bei der Einführung kommt es besonders auf Fachkompetenz an. Sollen beispielsweise Ein- und Auslagerungsprozesse über eine neue Software gesteuert werden, gilt es jeden Schritt in diesem Zusammenhang vielfach zu wiederholen. Zur Risikominimierung bietet es sich an, dass die Altsysteme bis zur endgültigen Freigabe der neuen Lösung weiterhin eingesetzt werden können. Denn wie bereits oben erwähnt: Passt bei der Umstellung nicht alles, kann eine solche Veränderung durchaus existenzbedrohend für Unternehmen sein. Läuft aber alles reibungslos, gehen viele Vorteile aus einem solchen Projekt hervor. Der Faktor Mensch bleibt dabei dennoch unersetzlich. Ihn zeichnen Eigenschaften wie Flexibilität, Wahrnehmung und vorausschauendes Handeln aus. Automatisierung beispielsweise unterstützt den Menschen und steigert zudem seinen Wertschöpfungsfaktor. Beim Erreichen dieses neuen Niveaus intralogistischer Vernetzung durch Softwarelösungen entsteht zusätzlich ein positiver Nebeneffekt. Denn ökonomische bedingt immer auch ökologische Effizienz. Stößt die Logistikbranche wirtschaftlich sinnvolle Entwicklungen an, verändern sich Transportwege auch nachhaltig oft in positiver Weise. Informationshunger stillen In digitalen Zeiten verlangen Kunden nicht nur schnelle Lieferung, sondern erwarten auch immer, den aktuellen Stand der Sendung abrufen zu können. Um dies zu gewährleisten, muss der Materialfluss entlang der gesamten Supply Chain transparent sein. Neben den Verbrauchern profitieren auch die Unternehmen von dieser Durchsichtigkeit. Mit ihrer Hilfe lässt sich der Versandbetrieb optimieren und nicht angekommene Waren zum Beispiel verfolgen Verantwortliche einfach nach. Damit dies gelingt, müssen Entscheider schon im eigenen Lager alle Prozesse einsehen und gegebenenfalls anpassen. Kommt es bereits intern zu Komplikationen und laufen Prozesse nicht flüssig ab beziehungsweise lässt sich der Aufenthaltsort der Ware nicht abrufen, verliert die Gesamtverfolgung an Präzision. Heutzutage entscheiden Nuancen darüber, ob Kunden zur Konkurrenz abwandern oder nicht - erfüllen Betriebe die vorgegebenen Anforderungen etwa nur eingeschränkt, trifft dies häufig auf Unverständnis beim Auftraggeber. Der Ursprung von möglichem Erfolg befindet sich also bereits im eigenen Lager. In der Intralogistik liegt demnach eine große Chance zum Erreichen eines Marktvorteils. Verschiedene Unternehmen haben dies inzwischen erkannt. Sie sehen die Steigerung von Service- und Produktqualität sowie die Erhöhung der Kundenzufriedenheit als wichtigste Vorteile im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Diese Punkte bewegen sich sogar auf einem Level mit der angestrebten Vereinfachung der eigenen Prozesse. [3] ■ QUELLEN [1] Digitalisierung der Logistik, bitkom, 2019 [2] Markenführung in der Logistik, Get to the Point (GtP), 2019 [3] Digitalisierungsindex Mittelstand 2019/ 2020, techconsult & Deutsche Telekom AG, 2019 Rainer Schulz Geschäftsführer der sysmat GmbH, Mainhausen info@sysmat.de