eJournals Internationales Verkehrswesen 75/4

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2023-0084
121
2023
754

Vom Verkehrsbund zum Mobilitätsbund

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2023
Judith Kurte
Christoph Overs
Michael Zyweck
Daniela Niestroy-Althaus
Der Klimaschutz erfordert ein sofortiges und entschlossenes Handeln. Das Klimaschutzgesetz des Bundes schreibt gerade für den Verkehrssektor weitreichende Reduzierungsziele vor. Die Herausforderung ist groß: Während die CO2-Emissionen in nahezu allen Sektoren gesunken sind, blieben sie im Verkehrssektor in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland konstant. Zeitnahes Umdenken ist notwendig – und die Mobilitätswende auf kommunaler Ebene ist eine große Chance.
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Internationales Verkehrswesen (75) 4 | 2023 66 Vom Verkehrsverbund zum Mobilitätsverbund Best Practice „Zukunftsnetz Mobilität NRW“ - Einblicke in die Funktionen und Wirkungen Kommunen, Mobilitätsmanagement, Mobilitätswende, Stadt- und Verkehrsplanung Der Klimaschutz erfordert ein sofortiges und entschlossenes Handeln. Das Klimaschutzgesetz des Bundes schreibt gerade für den Verkehrssektor weitreichende Reduzierungsziele vor. Die Herausforderung ist groß: Während die CO 2 -Emissionen in nahezu allen Sektoren gesunken sind, blieben sie im Verkehrssektor in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland konstant. Zeitnahes Umdenken ist notwendig - und die Mobilitätswende auf kommunaler Ebene ist eine große Chance. Judith Kurte, Christoph Overs, Michael Zyweck, Daniela Niestroy-Althaus K imakatastrophe und Energieabhängigkeit sowie die Vorgaben zur Luftreinhaltung und Lärmminderung machen ein zeitnahes Umdenken notwendig. Die autoorientierte Verkehrs- und Stadtplanung der letzten Jahrzehnte ist nicht zukunftsfähig. Durch den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts hat das Klimaschutzgesetz des Bundes von 2021 einen noch weiter verstärkten verbindlichen Charakter bekommen (vgl. BVerfG 2021). Die Mobilitätswende auf kommunaler Ebene ist eine große Chance. Die Kommunen können hier positive Zeichen setzen, indem sie die Städte als Lebensräume und nicht als Verkehrsräume begreifen. Es gilt, verstärkt das menschliche Maß in den Fokus der Stadt- und Verkehrsplanung zu rücken und Orte für Menschen zu schaffen. Mobilitätsmanagement als Schlüssel für die Mobilitätswende Mobilitätsmanagement nähert sich der Lösung von Problemen des Verkehrs aus dem Blickwinkel der individuell bestimmenden Faktoren des Mobilitätsverhaltens (z. B. bei der Verkehrsmittelwahl) bzw. der Ursachen von Verkehr (z. B. räumliche Verteilung von Wohnen, Arbeiten und Versorgung). Es erweitert so die klassische Perspektive der Verkehrsplanung, bei der aggregierte und kollektive Faktoren wie Reisezeiten und Kosten im Mittelpunkt stehen, um die Erkenntnis, dass Mobilitätsverhalten stark auch von individuellen Präferenzen, Gewohnheiten, Möglichkeiten und Informationsständen geprägt ist, zu deren Beeinflussung spezifischer Maßnahmen, Konzepte Foto: Johnny Harvester / pixabay MOBILITÄT Verkehrswende Internationales Verkehrswesen (75) 4 | 2023 67 Verkehrswende MOBILITÄT und Strategien bedarf. Mobilitätsmanagement bildet so einen unverzichtbaren Baustein zur Bewältigung der Herausforderungen in den Bereichen Mobilität und Verkehr. Das Verständnis von Mobilitätsmanagement basiert auf dem Regelwerk „Empfehlungen zur Anwendung von Mobilitätsmanagement“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV). Dort wird Mobilitätsmanagement wie folgt definiert: „Mobilitätsmanagement ist die zielorientierte und zielgruppenspezifische Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens mit koordinierenden, organisatorischen, informatorischen und beratenden Maßnahmen.“ (FGSV 2018, S. 5) Kommunen nehmen bei der Planung einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung eine zentrale Rolle ein. Einerseits müssen sie für wesentliche verkehrliche Rahmenbedingungen (Infrastruktur, ÖV-Angebote etc.) sorgen und andererseits gezielt Betriebe, Schulen und andere lokale Akteure bei ihrem Mobilitätsmanagement unterstützen und vernetzen können. Ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten wird somit nicht allein eine Frage der individuellen Verantwortung, sondern auch zur gemeinwohlorientierten Aufgabe. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in neuen Planungsroutinen der Kommunalverwaltung sowie in einem zielgruppen- und standortbezogenen Mobilitätsmanagement, das Verkehrserzeuger*innen und -teilnehmer*innen zu einem nachhaltigen Mobilitätsverhalten einlädt. Das kommunale Mobilitätsmanagement Mobilität betrifft viele Abteilungen und Bereiche in der Kommunalverwaltung. Für beste Ergebnisse arbeiten alle Abteilungen in Mobilitätsfragen zusammen. Das kommunale Mobilitätsmanagement schafft die notwendigen politischen, prozessualen und kommunikativen Rahmenbedingungen, mit denen die Mobilitätswende auf kommunaler Ebene zeitnah und erfolgversprechend angegangen werden kann.- Mit einer handlungsstarken Kommunalverwaltung, die eindeutige politische Zielvorgaben umsetzt, kann die kommunale Mobilitätswende am besten funktionieren. Dafür wird Mobilitätsmanagement dauerhaft in der ganzen Verwaltung verankert. Notwendige Voraussetzung bleibt die Unterstützung durch die Kommunalpolitik, die klare Ziele vorgeben und ausreichend Ressourcen bereitstellen soll, so dass die Verwaltung die Mobilitätswende gestalten kann. Mit einer positiven Kommunikationsstrategie kann die Mobilitätswende am besten vermittelt werden. Die Umsetzung, Begleitung und Weiterentwicklung eines kommunalen Mobilitätsmanagements sind mobilitätsmanagementspezifische Aufgaben, die von Mobilitätsmanager*innen koordiniert werden sollten (Bild 1). „Nur so werden von Beginn an eindeutige Zuständigkeiten […] geschaffen und das klare Mandat der Verwaltungsspitze auch strukturell und personell untermauert“ (Zukunftsnetz Mobilität NRW 2020, S.-30). Das ziel- und standortbezogene Mobilitätsmanagement Das Mobilitätsmanagement für einzelne Zielgruppen und Standorte bildet als operative Ebene den praktischen Kern des Mobilitätsmanagements. Ein systematisches Mobilitätsmanagement ermöglicht es, die Rahmenbedingungen für das individuelle Mobilitätsverhalten gezielt zu optimieren und so 32 Mobilitätsmanager*in Abb. 10: Musterorganisationsstruktur eines Kommunalen Mobilitätsmanagements Team Parkraummanagement Team ÖPNV Team Fußverkehr Team Betriebliches MM Team ... Team Radverkehr Team Schulisches MM Team Kommunikation Team Wirtschaftsverkehr Team Mobilstation Lenkungskreis Mitglieder: Team-Leiter*in, MM Interfraktioneller-Arbeitskreis Temporäre Arbeitsgruppen Verwaltung (nach Beschluss des Lenkungskreises) Dialogformate mit Akteur*innen (Verbände, Senior*innenvertretung etc.) koordiniert leitet leitet leitet Leitvorgabe • Nachhaltige Mobilitätsentwicklung • Kommunales Mobilitätsmanagement Aufgaben • Politische Koordination • Abstimmung über Rahmenvorgaben • Fachlicher Austausch Aufgaben • Abstimmung über Kooperationen • Externe Kommunikation • Maßnahmenentwicklung Aufgaben Abstimmung über Rahmenvorgaben, Ressourcen, Arbeitsgruppen und Standards Aufgaben • Organisatorische Gesamtkoordination • Prozessteuerung • Interne Kommunikation • Koordination der Teams • Wirkungskontrolle Musterorganisationsstruktur für ein Kommunales Mobilitätsmanagement in der Kommune HVB / Rat/ Fachausschuss Bild 1: Musterorganisation eines kommunalen Mobilitätsmanagements Darstellung: ZNM NRW 2020, S. 32 www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de Herausgeber: Zukunftsnetz Mobilität NRW Geschäftsstelle: Sitz: Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH Glockengasse 37-39 | 50667 Köln www.vrs.de Tel: 0221 / 2 08 08-731 Katja.Naefe@vrs.de Köln Bild 2: Organisationsstruktur des ZNM NRW Darstellung: ZNM 2023 Internationales Verkehrswesen (75) 4 | 2023 68 MOBILITÄT Verkehrswende Verkehr effektiv zu reduzieren und die Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Dies erfolgt auf lokaler Ebene für konkrete Standorte über das betriebliche Mobilitätsmanagement (in Betrieben, Verwaltungen, Kliniken, etc.) und/ oder für konkrete Zielgruppen z. B. über das schulische Mobilitätsmanagement. Neue Mobilitätsroutinen sollen zu einer verstärkten Nutzung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes führen. Für die Aktivitäten des zielgruppen- und standortbezogenen Mobilitätsmanagements ist ein übergeordnetes kommunales Mobilitätsmanagement notwendig. Es sichert die Einbettung der einzelnen Aktivitäten in ein schlüssiges Gesamtkonzept, erleichtert die Koordination verschiedener Maßnahmen und Aktivitäten untereinander und verbessert die Wahrnehmung auch in politischen Entscheidungsprozessen. Mobilitätsverbünde als Treiber der Mobilitätswende in NRW - Zukunftsnetz Mobilität NRW Zentrale Akteure für die Umsetzung und Steuerung der Mobilitätswende „vor Ort“ sind die Kommunen. Die Kommunen sind Trägerinnen und Treiberinnen einer nachhaltigen Verkehrspolitik und damit der angestrebten Mobilitätswende. Die Umsetzung erfordert prozessuale und organisatorische Anpassungen und Voraussetzungen bei den Kommunen, so dass ein koordiniertes und aufeinander abgestimmtes Vorgehen und Arbeiten zwischen den für die Themen Mobilität und Verkehr zuständigen Bereichen der Kommunalverwaltungen ermöglicht und etabliert werden muss. Das Zukunftsnetz Mobilität NRW unterstützt den kommunalen Transformationsprozess und ist ein wesentlicher Treiber der Mobilitätswende in NRW. Kernaufgabe der Koordinierungsstellen des ZNM ist die Beratung und Qualifizierung der Kommunen zum Aufbau eines kommunalen Mobilitätsmanagements. Das Ziel ist es, attraktive und vernetzte Mobilitätsangebote für lebendige, sichere, gesunde und klimaneutrale Kommunen sowie eine verlässliche Anbindung der ländlichen Räume an die Städte zu schaffen. Das Zukunftsnetz Mobilität NRW ist ein Netzwerk auf zwei Ebenen. Die Verkehrsverbünde bzw. die SPNV-Aufgabenträger in NRW betreuen gemeinschaftlich ein kommunales Netzwerk, um die dringend erforderliche Mobilitätswende gemeinsam anzugehen. Mittlerweile gehören in NRW 317-Kreise, Städte und Gemeinden (ca. 75 % aller NRW-Kommunen) dem Netzwerk an. Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (mit den Partnern AVV und go.Rheinland), der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe sind die Träger von Zukunftsnetz Mobilität NRW (siehe Bild 2). Unterstützt werden die Träger durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW. Mit der Integration der Kommunalberatung und des Handlungsfeldes des Mobilitätsmanagements in das Aufgabenportfolio haben sich die Träger als Mobilitätsverbünde in NRW etabliert und sich als Rückgrat der Mobilitätswende zukunftsfähig aufgestellt. Nicht zuletzt wird dieses Engagement auch durch die Erweiterung der Nahverkehrspläne um das Thema Mobilitätsmanagement, durch die Erstellung von Nachhaltigkeitsstrategien und Klimaschutzkonzepten bekräftigt. Evaluation Im Rahmen einer Evaluation wurde das Zukunftsnetz Mobilität NRW mehr als zwei Jahre begleitet (KE-Consult, ZIV 2022). Dies umfasste die Analyse von Prozessen und Dokumenten, etliche Interviews mit den Mitarbeiter*innen der Trägerorganisationen (Koordinierungsstellen), Befragungen von Kommunen und die Durchführung von Fallstudien. So konnte ein tiefer Einblick in die Arbeits- und Funktionsweisen von Zukunftsnetz Mobilität NRW und die Wirkungen auf die und in den Kommunen gewonnen werden. Im Folgenden werden einige Kernergebnisse vorgestellt. Die Mitgliedskommunen werden sehr individuell und je nach Bedarf unterstützt. Organisatorisch ist das Zukunftsnetz Mobilität NRW folgendermaßen aufgestellt: Neben einer Geschäftsstelle (Sitz: VRS GmbH), die für die Kommunikation des Netzwerks nach außen (wie z. B. Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Corporate Design, Internetauftritt, Newsletter) und nach innen sowie für die Erstellung von Materialen des Netzwerkes (wie z. B. Leitfäden) und den Lehrgang „Kommunales Mobilitätsmanagement“ zuständig ist, gibt es drei regionale Koordinierungsstellen Westfalen-Lippe, Rhein-Ruhr und Rheinland. Diese stehen den Mitgliedskommunen als Dienstleisterinnen und Beraterinnen zur Verfügung, um die strukturellen und organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen und konkrete Projekte anzustoßen. Wirkungen von Zukunftsnetz Mobilität NRW Übergeordnetes Ziel von Zukunftsnetz Mobilität NRW ist die Realisierung einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung in den Kommunen. Dazu wird zunächst ein Change-Prozess in den Kommunen angestoßen und begleitet, der das Thema Mobilität als ganzheitliches, ämter- und parteienber- Bild 3: Einfluss der Prozessbegleitung durch das ZNM NRW bei der Umsetzung eines kommunalen Mobilitäts- und Change-Managements, n=116 Darstellung: KE-Consult 2022 Bild 4: Einfluss der Beratungsleistungen in verschiedenen Themenfeldern auf die Verankerung des kommunalen Mobilitätsmanagements Darstellung: KE-Consult 2022 Internationales Verkehrswesen (75) 4 | 2023 69 Verkehrswende MOBILITÄT greifendes systemisches Thema in den Kommunen verankert. Eine thematische Qualifizierung findet durch die den Lehrgang Mobilitätsmanagement statt. Den Kommunen werden konkrete Beratungs-, Unterstützungs- und Vernetzungsleistungen in verschiedenen Themenfeldern zur Verfügung gestellt. In den Kommunen wird das Bewusstsein geschaffen, dass das kommunale Mobilitätsmanagement ein Change-Prozess ist. Nachhaltige Mobilitätsentwicklung erfordert eine Veränderung der Planungsroutinen in der Verwaltung im Zusammenspiel mit der Kommunalpolitik. Das Change-Management in den Kommunen wird insbesondere durch die Prozessbegleitung durch Zukunftsnetz Mobilität NRW unterstützt. In den betreuten Kommunen ist erkennbar, dass die Prozessschritte (Erstgespräch, Kick-Off, Abstimmungsgespräche, verwaltungsinterner Workshop) hilfreich sind, den Prozess des kommunalen Mobilitätsmanagements zu initiieren, die Rolle des Mobilitätsmanagements in den Kommunen zu stärken und insgesamt das Thema „nachhaltige Mobilität“ in den Kommunen zu verankern und voranzubringen (Bild 3). Eine zentrale Leistung im Angebot von Zukunftsnetz Mobilität NRW für die Kommunen ist der Lehrgang „Kommunales Mobilitätsmanagement“, welcher von der Geschäftsstelle des ZNM NRW organisiert wird. Im Oktober 2023 ist der 14. Durchgang gestartet, mittlerweile sind landesweit 300 Kommunalmitarbeiter*innen ausgebildet worden. Von den Teilnehmer*innen wurde vor allem Wert geschätzt, dass der Lehrgang hilft, das Thema der nachhaltigen Mobilität weiter voranzubringen und dass man sich mit Kolleg*innen anderer Kommunen austauschen und vernetzen kann (Bild 4). Ferner wurde die Vermittlung von Grundlagen und Fachwissen und die Behandlung des Themas Change-Management/ Verankerung des Mobilitätsmanagements in der Verwaltung hervorgehoben. Die Beratungsleistungen und die von Zukunftsnetz Mobilität NRW bereitgestellten Materialen unterstützen die Kommunen bei der Verankerung des kommunalen Mobilitätsmanagements in der Stadtgesellschaft (Bürger*innen, Wirtschaft, Verwaltung, Politik), aber auch bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen. Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken des ZNM NRW Die Begleitung von Zukunftsnetz Mobilität NRW über zweieinhalb Jahre hat einen guten Ein- und Überblick über die vielen Stärken, aber auch über einige Schwächen des ZNM NRW gebracht. Die Stärken und Schwächen lassen sich aus den durchgeführten Analysen extrahieren (Auswahl in Tabelle 1). Neben diesen aus dem Inneren kommenden und auch von innen beeinflussbaren Faktoren, steht das ZNM NRW Faktoren gegenüber, die von außen kommen und die nur zum Teil oder gar nicht durch das ZNM NRW beeinflusst werden können. Aus Sicht der Evaluation überwiegen die Stärken und Chancen die Schwächen und Risiken eindeutig. Dies wird auch von den Mitgliedern bestätigt: Die Unterstützung der Kommunen bei einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung durch das Zukunftsnetz Mobilität NRW wird von den Kommunen vielfältig in Anspruch genommen und wertgeschätzt. In vielen Mitgliedskommunen ist das Verständnis für die Notwendigkeit eines kommunalen Mobilitätsmanagements geschaffen worden. Es wurden Veränderungen im Denken und strukturelle Veränderungen in den Kommunen ausgelöst. Mobilitätskonzepte werden entwickelt und befinden sich teilweise schon in der Umsetzungsphase. Damit sind die Voraussetzungen für eine nachhaltige Gestaltung der Mobilität geschaffen worden. Die zahl- ZNM NRW Stärken • Durchdringung (hohe Mitgliederanzahl, Heterogenität der Mitglieder, Verwaltung wird erreicht) • Hohe Akzeptanz bei Kommunen • Qualifikation und Fortbildung kommunaler Mitarbeiter • Vielfalt, Offenheit und Flexibilität (Themen, Angebote, Veranstaltungen, Projekte) • Kompetenz (Mitarbeiter, Inhalte, Fördermittel) • Aktive Begleitung der Kommunen (Change-Management, Projekte) • Hoher Vernetzungs- und Austauschgrad • Kommunikation mit den und in den Kommunen • Einbindung der Träger/ Zweckverbünde • Einheitliches Vorgehen für ganz NRW Schwächen • Politik wird nicht immer erreicht • Knappe kommunale Verwaltungsressourcen werden gebunden Risiken • Andere Themen im Vordergrund (bspw. Corona) • Abhängigkeit von Legislaturperioden • Zeitdruck bei Mobilitätswende • Geringe ÖV-Potentiale auf dem Land • Ressourcenknappheit in Verwaltungen, Zeitbedarf für strukturelle Veränderungen, Zeitbedarf für Investitionen, Fluktuation der Ansprechpartner*innen (Kommunen) Umfeld Chancen • Politische und faktische Relevanz der Mobilitätswende • Mobilitätswende auch auf dem Land • Neue Themen / neue Projekte (bspw. Lieferzonencheck) • NRW als Vorreiter bei Mobilitätswende Tabelle 1: Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken des ZNM NRW (Auswahl) Quelle: KE-Consult 2022 Michael Zyweck Stabsstellenleiter Koordinierungsstelle Rhein-Ruhr Zukunftsnetz Mobilität NRW, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR, Gelsenkirchen zyweck@vrr.de Daniela Niestroy-Althaus Leiterin Koordinierungsstelle Westfalen-Lippe Zukunftsnetz Mobilität NRW, Nahverkehrsverbund Westfalen-Lippe, Paderborn d.niestroy@nwl-info.de Christoph Overs Stellv. Leiter der Abteilung Mobilitätsmanagement und der Landesgeschäftsstelle des Zukunftsnetz Mobilität NRW, Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH, Köln christoph.overs@vrs.de Judith Kurte, Dr. Geschäftsführerin, KE-CONSULT Kurte&Esser GbR, Köln kurte@ke-consult.de reichen begonnenen und/ oder abgeschlossenen Projekte in den Kommunen zeigen, dass schon jetzt gesamtgesellschaftliche Wirkungen eintreten. ■ QUELLEN BVerfG (2021): Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021. (abrufbar unter: Bundesverfassungsgericht - Entscheidun gen - Verfa ssungsbeschwerden gegen das Klimaschutzgesetz teilweise erfolgreich (bverfg.de). FGSV - Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (2018): Empfehlungen zur Anwendung von Mobilitätsmanagement (EAM) Köln. Zukunftsnetz Mobilität NRW (2020): Kommunales Mobilitätsmanagement als Change-Management-Prozess. Köln. (abrufbar unter: znm-handbuch-komm.pdf (nrw.de)). KE-CONSULT, ZIV: Evaluation der Angebote und Leistungen des „Zukunftsnetz Mobilität NRW“, Köln 2022.