eJournals Internationales Verkehrswesen 76/1

Internationales Verkehrswesen
iv
0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2024-0014
21
2024
761

Veranstaltungen / Standpunkt

21
2024
69 - 70 Veranstaltungen: So geht Verkehrswende: Digitale Lösungen und ihre Anwendung im Fokus der IT-TRANS Fachmesse und Konferenz 2024: Der Ticketvorverkauf ist gestartet – 80 Prozent der Fläche sind bereits vergeben 71 - 74: Automatisch fahren – auch in der Stadt? Nein, aber … Das selbstfahrende Auto ist ein alter Traum; die noch ältere Geschichte ist lesenswert, erzählt von Fabian Kröger (2015). Der Traum wird mit vollautomatisiertem und künftig mit autonomem (fahrerlosem) Fahren – so die Fachbegriffe für die Stufen 4 und 5 zum selbstfahrenden Auto (gemäß SAE 2018 - siehe auch ADAC, 2021) – technisch möglich. Mit dem Gesetz zum autonomen Fahren (Deutscher Bundestag) wurde 2021 der rechtliche Rahmen geschaffen; zum Entwurf des Gesetzes gibt es einen recht kritischen Kommentar (Holzer / Grützmacher, 2017). Und was noch fehlt sind Regelungen zu Fragen der Datensicherheit und der Haftung bei Unfällen, die ja auch beim automatischen Fahren nicht völlig auszuschließen und auch schon passiert sind (Diez-Holz, 2018 und ADAC, 2023).
iv7610069
Internationales Verkehrswesen (76) 1 ǀ 2024 69 DOI: 10.24053/ IV-2024-0014 Veranstaltungen FORUM weise durch ein parkendes Auto oder einen Bauschuttcontainer, umfährt das Fahrzeug diese mithilfe seiner Sensortechnik selbstständig. Die intelligenten Haltestellen versorgen das Shuttle mit zusätzlichen Informationen, beispielsweise zu Fahrgästen oder zu Verkehrsteilnehmern im Haltestellenbereich. Durch das Zusammenführen der Sensorinformationen aus Fahrzeug und Infrastruktur können Verkehrssicherheit, Transporteffizienz und Fahrgastkomfort erhöht werden.“ Mobilität zwischen Nachhaltigkeit und persönlicher Freiheit Der ÖPV ist der zentrale Baustein für die Verkehrswende und kann einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Lebensqualität in Städten leisten - wenn er dem Wunsch der Nutzenden nach freier und flexibler Mobilität entgegenkommt. Lösungen hierfür präsentieren die Ausstellenden der IT-TRANS 2024. Die Wahl des korrekten Tarifes, eine Herausforderung gerade für Gelegenheitsnutzende, löst die FAIRTIQ AG mit ihrer App. Das Unternehmen begleitet Betreiber bei der Einführung eines innovativen Ticketingsystems, dass das Reisen im öf- Mitte Mai öffnet die führende Fachmesse und Konferenz für intelligente Lösungen im öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) ihre Tore: Vom 14. bis zum 16. Mai 2024 versammeln sich auf Einladung des Weltverbandes UITP und der Messe Karlsruhe die Stakeholder des ÖPV auf der IT-TRANS zum inzwischen siebten Mal in Karlsruhe. Im Mittelpunkt steht dabei, die Digitalisierung im Sektor gemeinsam weiter voranzutreiben - als Grundlage für einen attraktiveren, effizienteren und widerstandsfähigeren öffentlichen Verkehr. Lösungen in der praktischen Anwendung zu erleben, ist eines der vielen Highlights bei der IT-TRANS - bei Technical Visits ebenso wie an den Messeständen. So wird beispielsweise vor Ort auf der IT- TRANS ein autonomes FZI-Shuttle die Messebesuchenden zwischen zwei intelligenten Haltestellen transportieren und dabei komplexe Fahrmanöver wie Ausweichen oder Wenden vornehmen. „Das Besondere dabei ist, dass das Shuttle nicht auf eine Art virtuelle Schiene festgelegt ist, sondern die komplette Fahrbahnbreite einer Straße nutzen kann,“ erläutert FZI-Bereichsleiter Dr. Alexander Viehl die Demonstration. „Ist die vorgesehene Busspur belegt, beispielsfentlichen Verkehr so einfach gestaltet wie noch nie. (Halle 1, Stand J30) IVU Traffic Technologies bietet mit IVU.fleet essentials eine Leitstelle für Verkehrsbetriebe, die Personalplanung vereinfacht und effizienter macht und eine größtmögliche Agilität bei der Reaktion auf Engpässe bei Mitarbeitenden und Fahrzeugen bietet (Halle 1, Stand H10). Das Thema Sicherheit bedient die Derovis GmbH: Sie bietet eine Cloud App, mit der Fahrzeuge geortet, Personen gezählt, Falschparker und Gefahrenstellen erkannt werden (Halle 1, Stand L10). Künstliche Intelligenz nutzt Xovis für ihre Objekt- und Passagiererfassung als Grundlage für verbesserte Bedarfsplanung und Reporting (dm-arena, Stand X75). Das französische Unternehmen Citiway stellt auf der IT-TRANS 2024 eine App für intermodularen Verkehr von klassischem ÖPV und privaten On-demand-Angeboten inklusive Planung, Buchung und Zahlung (dm-arena, Stand T40) vor. Auch jungen Unternehmen bietet die IT-TRANS eine Plattform: Für den Gemeinschaftsstand „Junge Innovative“ gelten Sonderkonditionen für Start-ups. Tickets & Infos: www.it-trans.org So geht Verkehrswende: Digitale Lösungen und ihre Anwendung im Fokus der IT-TRANS Fachmesse und Konferenz 2024: Der Ticketvorverkauf ist gestartet - 80 Prozent der Fläche sind bereits vergeben Die IT-TRANS, Internationale Fachmesse und Konferenz für intelligente Lösungen im öffentlichen Personenverkehr, feierte ihre Premiere im Jahr 2008 in Karlsruhe. Innerhalb kurzer Zeit hat sich das zweijährige Event als wichtigste Plattform der Branche etabliert. Veranstalter sind der Internationale Verband für öffentliches Verkehrswesen (UITP) und die Messe Karlsruhe. Die IT-TRANS 2024 wird unterstützt vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), dem italienischen Verkehrsverband ASSTRA, ITS Spain sowie dem Branchennetzwerk Women in Mobility. Die IT-TRANS richtet sich an alle Akteure urbaner Mobilität, insbesondere an Entscheidungsträger in öffentlichen und privaten Verkehrsbetrieben, in Kommunen, Verkehrsbehörden und Verbänden. Internationale Unternehmen präsentieren auf der Fachmesse ihre neuesten Produkte und Dienstleistungen. In der dreitägigen Konferenz stellen Referenten aus aller Welt praxisnah in Sessions, Workshops und Präsentationen Innovationen vor und geben Empfehlungen für die praktische Umsetzung von digitalen Lösungen im urbanen Verkehr. Die nächste IT-TRANS findet vom 14. bis 16. Mai 2024 in der Messe Karlsruhe statt. Die Ausgabe 2026 wird dann, mit der Messe Karlsruhe als alleiniger Ausrichterin, vom 3. bis zum 5. März an den Start gehen. Internationales Verkehrswesen (76) 1 ǀ 2024 70 DOI: 10.24053/ IV-2024-0014 FORUM  Veranstaltungen  Digitale Zwillinge  Maritime Lösungen  4D-Geodaten  3D-Kataster Zum umfangreichen Ausstellungsprogramm gehört auch der Deutsche Kartographiekongress. „Die Kartographie ist der verlängerte Arm der Geodatenindustrie. Wir bringen die Ergebnisse der Erdbeobachtung und Datenerfassung einem breiten Publikum nahe“, sagt Prof. Dr. Jochen Schiewe, Präsident des Veranstalters, der Deutschen Gesellschaft für Kartographie. Auch die Veranstalter sind mit den Ergebnissen von 2023 sehr zufrieden, da sie ihre Marktpositionen ausbauen konnten. www.fair-point.com/ de/ event/ 2024/ intergeo/ request/ ? tfp=email= LogiMAT - Internationale Fachmesse für Intralogistik- Lösungen und Prozessmanagement Sustainability - AI - Ergonomics Die LogiMAT, Internationale Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement setzt als größte jährlich stattfindende Intralogistikmesse in Europa neue Maßstäbe. Sie ist die führende internationale Fachmesse, die einen vollständigen Marktüberblick und kompetente Wissensvermittlung bietet.  Wie sollen Unternehmen mit dem Rohstoff der Zukunft - den Daten - effizient und sicher umgehen?  Wie sind die Schnittstellen zwischen Fachkräften, Produktionsmitteln und intelligenten Roboterassistenten zu definieren, um Arbeitsplätze zu optimieren?  Wie können virtuelle Welten die entscheidenden Szenarien abdecken, die konkrete Wege vor Augen führen? Die notwendigen Technologien für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement stehen auf der LogiMAT im Fokus. Deutscher Nahverkehrstag Der 15. Deutsche Nahverkehrstag findet vom 16. bis 18. April 2024 in der Rhein- Mosel-Halle in Koblenz statt. Die Veranstaltungszeiten lauten wie folgt:  Dienstag, 16. April 2024: 14: 00 bis 18: 00 Uhr  Mittwoch, 17. April 2024: 09: 00 bis 18: 00 Uhr  Donnerstag, 18. April 2024: 09: 00 bis 14: 00 Uhr  Abendveranstaltungen, 16. und 17. April 2024: ab ca. 18: 30 Uhr Stellen Sie die Weichen für Ihre Teilnahme am diesjährigen Nahverkehrstag und sichern Sie sich Ihren Platz auf der Veranstaltung und für das Abendprogramm. Ab sofort können Sie sich HIER registrieren. Das Kongressticket bietet Ihnen Zugang zum dreitägigen Vortragsprogramm sowie zur Messe des Deutschen Nahverkehrstages in der Rhein-Mosel-Halle. Eine Anmeldung für die Abendveranstaltungen ist freiwillig und ebenso über den Link möglich. www.deutschernahverkehrstag.de Intergeo 2024 Intergeo 2024 hat sich als eine der führenden Fachmessen im Bereich der Geoinformatik und Digitalisierung etabliert. Für die kommende Ausgabe der Intergeo 2024 vom 24. bis 26. September auf der Messe Stuttgart haben bereits über 500 Aussteller und rund 17 000 Fachbesucher ihre Teilnahme bestätigt. Intergeo 2024 Messe gilt als der entscheidende Punkt für den Start in die neue Geschäftssaison. Die Ausstellungsfläche wird den 7 Hauptelementen von geodatenbasierten Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung gewidmet sein:  Erdbeobachtung und Umweltüberwachung  Intelligente Stadt  BIM (Building Information Modeling) für Infrastruktur Nächste Termine LogiMAT Stuttgart:  19. - 21. März 2024  11. - 13. März 2025  24. - 26. März 2026 www.logimat-messe.de/ AERO - The Leading Show for General Aviation Die AERO Friedrichshafen ist die globale Plattform für alle Bereiche der Allgemeinen Luftfahrt. Entdecken Sie die Vielfalt unserer Branche in 12 Messehallen und unserem Static Display von Segelflugzeugen, Ultraleichtflugzeugen, Motorflugzeugen und Hubschraubern bis hin zur Business Aviation. Mit mehr als 650 Ausstellern aus 35 Ländern, über 35.000 Besuchern und über 500 Journalisten aus aller Welt ist die AERO Friedrichshafen der jährliche Treffpunkt der internationalen Community. 17. - 20. April 2024 Messe Friedrichshafen www.aero-expo.de Cable Car World home of new urban mobility Alle zwei Jahre ist die Messe Essen Austragungsort für die Kongressmesse „Cable Car World home of new urban mobility“. Als globaler Meeting-Point für Interessierte zu urbaner Mobilität in der Plus-Eins-Ebene mit Seilbahnen werden Fachkongress und Messe zu einem einzigartigen Event verknüpft. Die Cable Car World 2024 steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministers für Digitales und Verkehr, Dr. Volker Wissing. 04. - 05. Juni 2024 Messe Essen https: / / www.cablecarworld.com/ Veranstaltungen Internationales Verkehrswesen (76) 1 ǀ 2024 71 DOI: 10.24053/ IV-2024-0014 toverkehr von querendem Fuß- und Radverkehr jederzeit ausgebremst werden (siehe auch FGSV, 2020). Und das gilt für Privatfahrzeuge und Sharing-Fahrzeuge gleichermaßen, sodass durch automatisches Fahren zusätzlich geförderte Sharing-Szenarien (Riel et al., 2022) fraglich erscheinen. In der Stadt sollten Verkehrsstraßen urbane Räume sein; immer mehr geht es darum, Verkehre zu mischen - Shared Space (auch „Gemeinschaftsstraße“ genannt) und Begegnungszonen als Aufenthalts- und Lebensräume, als soziale Orte. Im nachgeordneten Straßennetz mit dem dort üblichen Miteinander aller kämen automatisch fahrende Autos kaum weiter. Nun könnte A uf Autobahnen schon bald, auf vierstreifigen Landstraßen mit Mitteltrennung und auf weitgehend anbaufreien städtischen Magistralen mit Trennung von Auto-, Rad- und Fußverkehr ab etwa 2035 ist automatisches Fahren (gemäß Stufe 4) kein technisches Problem - im Gegenteil, der Verkehr wird entspannter, sicherer und leistungsfähiger durch automatische Einhaltung von Tempolimits und (engeren) Fahrzeugabständen, wie wir das bereits vom assistierten Fahren kennen. Ungeklärt ist das Miteinander automatischer und konventioneller Fahrzeuge über einen längeren Zeitraum. Aber wie sieht das aus auf multifunktionalen Stadtstraßen mit Fuß- und Radverkehr, ÖPNV und Autoverkehr - „in hochkomplexen Umfeldern wie urbanen Räumen“ (Prognos, 2018)? Wird es wirklich die schöne neue Welt des Stadtverkehrs? Und passend dazu: „Der City-Pilot kann … im gesamten urbanen Umfeld die Steuerung bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/ h übernehmen“ (Prognos, 2018), und im Forschungsprojekt STADT: up (2023) geht es um „neue, KI-basierte Methoden … bei komplexen Verkehrssituationen“. Es gibt zum automatischen Fahren in der Stadt umfangreiche, recht interessante Ausführungen am Beispiel der Stadt Karlsruhe (Riel et al., 2022), auf die im Weiteren partiell eingegangen wird. Gehende und Radfahrende können automatisch fahrende Autos ohne Risiko stoppen, da deren Software aus Gründen der Sicherheit so ausgelegt sein muss - „Notbremsassistent mit Fußgängererkennung“ (Prognos, 2018). Es ist ein Unterschied, ob man Autolenkenden ins Auge schaut oder ob man einen Automaten in Form eines Robo-Autos vor sich hat. Wenn automatisch gefahren wird, ohne Blickkontakt und mit der Garantie des Anhaltens, kann der Auman argumentieren, dass das ja von Vorteil für Gehende und sich dort Aufhaltende ist. Aber was ist dann mit dem Autoverkehr, zu dem ja auch der notwendige Verkehr mit Liefer- und Einsatzfahrzeugen gehört? Wenn der weiter fließen soll, müsste ‚illegales‘ Queren Gehender und Radfahrender auf der Strecke zwischen Knotenpunkten und auch das Queren an roten Ampeln verhindert werden. Fuß- und Radverkehr sind der Dreh- und Angelpunkt des automatischen Fahrens in der Stadt. Ein (falscher) Ansatz für einen funktionierenden automatischen Autoverkehr wäre die Einzäunung der Fahrbahn (fencing), wie zum Beispiel in Tokyo. Dort werden Straßen Automatisch fahren - auch in der Stadt? Nein, aber … Das selbstfahrende Auto ist ein alter Traum; die noch ältere Geschichte ist lesenswert, erzählt von Fabian Kröger (2015). Der Traum wird mit vollautomatisiertem und künftig mit autonomem (fahrerlosem) Fahren - so die Fachbegriffe für die Stufen 4 und 5 zum selbstfahrenden Auto (gemäß SAE 2018 siehe auch ADAC, 2021) - technisch möglich. Mit dem Gesetz zum autonomen Fahren (Deutscher Bundestag) wurde 2021 der rechtliche Rahmen geschaffen; zum Entwurf des Gesetzes gibt es einen recht kritischen Kommentar (Holzer / Grützmacher, 2017). Und was noch fehlt sind Regelungen zu Fragen der Datensicherheit und der Haftung bei Unfällen, die ja auch beim automatischen Fahren nicht völlig auszuschließen und auch schon passiert sind (Diez-Holz, 2018 und ADAC, 2023). Hartmut Topp Bild 1: Fahren auf eingezäunten Fahrbahnen, hier in Tokyo © Glotz-Richter Standpunkt FORUM Internationales Verkehrswesen (76) 1 ǀ 2024 72 DOI: 10.24053/ IV-2024-0014 in Wohnquartieren häufig als Shared Space gestaltet, aber in einigen Hauptverkehrsstraßen zwischen den Quartieren sind die Fahrbahnen eingezäunt (Bild 1) - auch ohne automatischen Autoverkehr. Auch in deutschen Städten gibt es Zäune zur Unterbindung von Querungen, hier allerdings im Mittelstreifen (Bild 2) - optisch weniger störend. Aber wollen wir die Freizügigkeit des Fußverkehrs in unseren Städten zu Gunsten eines automatischen Autoverkehrs weiter einschränken? Nein, (mehr) Zäune sind kein geeigneter Ansatz. Bei ROT gehen, wenn kein Auto kommt, ist in überschaubaren Situationen gängige Praxis. Auch der Appell, dies nicht zu tun, wenn Kinder in der Nähe sind ( den Kindern ein Vorbild ), wird oft nicht befolgt. Intelligente Ampeln, wie in Wien, mit Erfassung des Fuß- und Radverkehrs und des Autoverkehrs vermeiden das weitgehend, indem sie GRÜN entsprechend der aktuellen Nachfrage verteilen (Possegger, 2019). Aber oft werden Gehende an Ampeln - auch nach den entsprechenden Richtlinien (FGSV, 2015) - benachteiligt durch lange Wartezeiten und zu kurze Grünzeiten (Stimpel, 2023). Gehen bei ROT kommt so immer wieder vor. In China führt das zu Gesichtskontrollen. Das kommt bei uns überhaupt nicht in Frage - es entspricht nicht unserer Vorstellung von Offenheit, Begegnung, Anonymität und letztlich von Stadt. Wie sieht eine Lösung aus, die im Stadtverkehr Gehende, Radfahrende, ÖPNV und Autoverkehr einschließlich Lkw gleichermaßen berücksichtigt und Zäune vermeidet? Autofahrende müssten bei Einfahrt in die Stadt vom automatischen in den manuellen Modus wechseln. Und das muss verkehrsrechtlich durchgesetzt oder automatisch gesteuert werden. So wird ein verträgliches Miteinander aller am Verkehr Teilnehmenden gefördert unter Bedingungen, die wir gewohnt sind. Das ist insbesondere auch für den manuell fließenden Autoverkehr - und für die über einen längeren Zeitraum zu erwartende Mischung automatisch und manuell gesteuerter Fahrzeuge - von Vorteil und kommt ohne Einzäunung der Fahrbahn (Bild 1) aus. Im Projekt AutoRICH - RIsiken und CHancen des automatischen Fahrens in der Stadt am Beispiel Karlsruhe (Riel et al. (2022) - wird im Sharing-Szenario von deutlich weniger Autoverkehr ausgegangen, was den stadtverträglichen Umbau städtischer Verkehrsstraßen ermöglicht (Gothe / Matzdorff, 2022). Das können wir, wenn auch nicht in gleichem Maße, durch Förderung von Fuß- und Radverkehr sowie des ÖPNV und durch Home-Office und Video- Konferenzen im Sinne der Mobilitätswende auch erreichen - wie zum Beispiel in Freiburg, Münster und nicht zuletzt in Karlsruhe, oder auch in ausländischen Metropolen, wie Kopenhagen oder Paris. Gibt es denn trotz allem auch in der Stadt vertretbare Anwendungen des automatischen Fahrens? (1) Wie bereits weiter vorne angesprochen ist dies vorstellbar auf weitgehend anbaufreien städtischen Magistralen mit Trennung von Autoverkehr und geringem Rad- und Fußverkehr. (2) Der ÖPNV könnte - ähnlich wie heute auf Busspuren - in speziell dafür ausgestatteten Straßen mit wenig querenden Gehenden und Radfahrenden und mit ausnahmsweiser Mitteltrennung - wie in Bild 2 - automatisch fahren. Die Wahrscheinlichkeit eines absichtlichen Ausbremsens dürfte bei Robo-Bussen und Robo-Shuttles geringer sein als bei Robo-Autos. (3) Ein weiterer Anwendungsfall automatischen Autofahrens könnte fahrerloses Valet-Parking in periphere Parkgaragen von neuen (peripheren) Wohngebieten sein. Damit würde das Wohnumfeld von parkenden Autos freigehalten, und die Kapazität der Parkgaragen könnte erhöht werden (Höppner / Schuster, 2017). Auch hier dürfte das Ausbremsen eine geringere Rolle spielen - es könnte ja das Auto von Nachbarn sein, und wenn schon, ob das leere Auto früher oder später abgestellt wird, ist doch egal. Fazit: Automatisch Fahren - auch in der Stadt? Nein, aber … gemäß unserem Verständnis von Urbanität kommt automatisches Fahren in der Stadt nur in wohl definierten Ausnahmen in Frage. LITERATUR ADAC (2021): Autonomes Fahren: Die 5 Stufen zum selbstfahrenden Auto. ADAC (2023): Autonomes Fahren: So fahren wir in Zukunft. Diez-Holz, Lisa (2018): Immer wieder Unfälle mit autonomen Autos. INGENIEUR.de. Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen - FGSV (2015): Richtlinien für Lichtsignalanlagen (RiLSA) - Lichtzeichenanlagen für den Straßenverkehr. Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen - FGSV (2020): Chancen und Risiken des autonomen und vernetzten Fahrens aus der Sicht der Verkehrsplanung. FGSV-Bericht. Gesetz zum autonomen Fahren. Deutscher Bundestag, Drucksache 18/ 11776. Holzer, Holger / Grützmacher, Malte (2017): Autonomes Fahren - Zu viel versprochen. ZEIT - ONLINE. Höppner, Tom / Schuster, Andreas (2017): Auswirkungen des fahrerlosen Valet Parkings auf die Verkehrsqualität in Parkbauten. Straßenverkehrstechnik 61 Nr. 9, S. 629-634. Gothe, Kerstin / Matzdorff, Lisa (2022): (Um-) gestaltung von 4 Straßentypen. In: Riel et al. (2022), S. 23-31. Kröger, Fabian (2015): Das automatisierte Fahren im gesellschaftsgeschichtlichen Bild 2: Zaun im Mittelstreifen verhindert das Queren, hier in Kaiserslautern © topp.plan FORUM  Standpunkt STADT: up - Konsortium (2023): Solutions and Technologies for automated Driving in Town: An urban Mobility Project. Wachenfeld, Walther et al. (2015): Use-Cases des autonomen Fahrens. In: Autonomes Fahren - Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte. Hrsg. Maurer, Markus et al. Springer-Verlag. und kulturwissenschaftlichen Kontext. In: Autonomes Fahren - Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte. Hrsg. Maurer, Markus et al. Springer-Verlag. Possegger, Horst / TU Graz (2019): Fußgängerampeln mit Intelligenz - ab Ende 2020 in ganz Wien. Webseite Internationales Verkehrswesen 3. Juni 2019. Prognos (2018): Einführung von Automatisierungsfunktionen in der Pkw-Flotte. Auswirkungen auf Bestand und Sicherheit. Riel, Jan et al. - Hrsg. (2022): AutoRICH Autonomes Fahren - Risiken & Chancen für die Städte. Ministerium für Verkehr und Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg. SAE international - Society of Automotive Engineers. Stimpel, Roland (2023): Verkehrsregelung: Schikanen in Rot und Grün. mobilogisch Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung. S. 8-11. Hartmut Topp, Prof. Dr. topp.plan: Stadt.Verkehr.Moderation topp.plan@t-online.de Dieter Brendt, Olaf Mackowiak Führung in der Technik 1., Auflage 2021, 177 Seiten €[D] 34,90 ISBN 978-3-8169-3467-7 eISBN 978-3-8169-8467-2 Mitarbeitende zielgerichtet und effektiv führen zu können, ist ein Schlüssel für nachhaltigen Unternehmenserfolg. In diesem Buch werden den Leser: innen durch die direkte Ansprache und die Praxisbeispiele von Kolleg: innen in vergleichbaren Situationen Denkanstöße und Tipps geboten, um ihren Führungsstil zu analysieren und darauf aufbauend zu optimieren. Es werden bewährte Maßnahmen und Techniken zur effizienten Gestaltung und Beherrschung der vielfältigen Anforderungen im sich schnell verändernden technischen wie gesellschaftlichen Umfeld vorgeschlagen, die praxisgerecht im Führungsalltag eingesetzt werden können. Standpunkt FORUM Anzeige Internationales Verkehrswesen (76) 1 ǀ 2024 74 GREMIEN  ǀ  IMPRESSUM Herausgeberkreis Gerd Aberle Dr. rer. pol. Dr. h.c., Professor emer. der Universität Gießen und Ehrenmitglied des Herausgeberbeirats Sebastian Belz Dipl.-Ing., Generalsekretär EPTS Foundation; Geschäftsführer econex verkehrsconsult GmbH, Wuppertal Uwe Clausen Univ.-Prof. Dr.-Ing., Institutsleiter, Institut für Transportlogistik, TU Dortmund & Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML), Vorsitzender, Fraunhofer Allianz Verkehr Johann Dumser Director Global Marketing and Communications, Plasser & Theurer, Wien Florian Eck Dr., Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums e.V., Berlin Alexander Eisenkopf Prof. Dr. rer. pol., ZEPPELIN-Lehrstuhl für Wirtschafts- und Verkehrspolitik, Zeppelin University, Friedrichshafen Michael Engel Dr., Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften e. V. (BDF), Berlin Ottmar Gast Dr., ehem. Vorsitzender des Beirats der Hamburg-Süd KG, Hamburg Ute Jasper Dr. jur., Rechtsanwältin Sozietät Heuking Kühn Lüer Wojtek, Düsseldorf Oliver Kraft Geschäftsführer, VoestAlpine BWG GmbH, Butzbach Magnus Lamp Programmdirektor Verkehr Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), Köln Herausgeberkreis Kay W. Axhausen Prof. Dr.-Ing., Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme (IVT), Eidgenössische Technische Hochschule (ETH), Zürich Hartmut Fricke Prof. Dr.-Ing. habil., Leiter Institut für Luftfahrt und Logistik, TU Dresden Hans-Dietrich Haasis Prof. Dr., Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Maritime Wirtschaft und Logistik, Universität Bremen 76. Jahrgang Impressum Titelbild: © iStock.com/ RistoArnaudov Herausgeber Prof. Dr. Kay W. Axhausen Prof. Dr. Hartmut Fricke Prof. Dr. Hans Dietrich Haasis Prof. Dr. Sebastian Kummer Prof. Dr. Barbara Lenz Prof. Knut Ringat Verlag expert verlag - Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 72070 Tübingen Tel. +49 7071 97 97 0 Fax +49 7071 9797 11 info@narr.de www.narr.de Redaktionsleitung Dipl.-Phys. Ulrich Sandten-Ma Tel. +49 7071 97 556 56 redaktion@internationales-verkehrswesen.de Redaktion Patrick Sorg, M.A. Tel. +49 7071 97 556 57 redaktion@internationales-verkehrswesen.de Korrektorat: Dr. Grit Zacharias Anzeigen Tel. +49 7071 97 97 10 Fax +49 7071 97 97 11 anzeigen@narr.de Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 61 vom 01.01.2024 Vertrieb und Abonnentenservice Tel. +49 7071 97 97 10 Fax +49 7071 97 97 11 abo@narr.de Erscheinungsweise 4 x im Jahr mit einer Ausgabe International Transportation Bezugsbedingungen Die Bestellung des Abonnements gilt zunächst für die Dauer des vereinbarten Zeitraumes (Vertragsdauer). Eine Kündigung des Abonnementvertrages ist vier Wochen vor Ende des Berechnungszeitraumes schriftlich möglich. Erfolgt die Kündigung nicht rechtzeitig, verlängert sich der Vertrag und kann dann zum Ende des neuen Berechnungszeitraumes schriftlich gekündigt werden. Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages, bei Arbeitskampf oder in Fällen höherer Gewalt besteht kein Entschädigungsanspruch. Zustellmängel sind dem Verlag unverzüglich zu melden. Es ist untersagt, die Inhalte digital zu vervielfältigen oder an Dritte weiterzugeben, sofern nicht ausdrücklich vereinbart. Bezugsgebühren Jahresabonnement Inland: print EUR 225,00 inkl. Versandkosten / eJournal EUR 210,00 (inkl. MWSt.) Jahresabonnement Ausland: print EUR 238,00 / eJournal EUR 210,00 (inkl. VAT) Einzelheft print: EUR 39,00 (inkl. MWSt.) + Versand Das Abonnement-Paket enthält die jeweiligen Ausgaben als Print-Ausgabe oder eJournal mit dem Zugang zum Gesamtarchiv der Zeitschrift. Campus-/ Firmenlizenzen auf Anfrage Medienpartnerschaft VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V. - Fachbereich Verkehr und Umfeld Druck Elanders Waiblingen GmbH, Waiblingen Copyright Vervielfältigungen durch Druck und Schrift sowie auf elektronischem Wege, auch auszugsweise, sind verboten und bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung des Verlages. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Abbildungen übernimmt der Verlag keine Haftung. ISSN 0020-9511 eISSN 2942-7800 www.narr.de/ agb Ullrich Martin Univ.-Prof. Dr.-Ing., Leiter Institut für Eisenbahn- und Verkehrswesen, Direktor Verkehrswissenschaftliches Institut, Universität Stuttgart Eberhard Buhl Publizist; ehem. Redaktionsleiter Internationales Verkehrswesen , Baiersbronn Ralf Nagel Ehem. Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), Hamburg Jan Ninnemann Prof. Dr., Studiengangsleiter Logistics Management, Hamburg School of Business Administration; Präsident der DVWG, Hamburg Uta Maria Pfeiffer Abteilungsleiterin Mobilität und Logistik, Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI), Berlin Tom Reinhold Prof. Dr.-Ing., Geschäftsführer, traffiQ, Frankfurt am Main Wolfgang Stölzle Prof. Dr., Ordinarius, Universität St. Gallen, Leiter des Lehrstuhls für Logistikmanagement, St. Gallen Detlev K. Suchanek Publisher/ COO, GRT Global Rail Academy and Media GmbH | PMC Media, Hamburg Matthias von Randow Hauptgeschäftsführer Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Berlin Peer Witten Prof. Dr., Vorsitzender der Logistik- Initiative Hamburg (LIHH), Mitglied des Aufsichtsrats der Otto Group Hamburg Oliver Wolff Hauptgeschäftsführer Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln Sebastian Kummer Prof. Dr., Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik, Wien Barbara Lenz Prof. Dr., ehem. Direktorin Institut für Verkehrsforschung, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Berlin Knut Ringat Prof., Sprecher der Geschäftsführung der Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH, Hofheim am Taunus