Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
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Karin Oberschelp
Das ÖPNV-Angebot des ländlichen Raums ist nicht mit dem des städtischen Raums zu vergleichen. Aus diesem Grund braucht es individuelle (digitale) Lösungen, um den Kundennutzen entsprechend den vorherrschenden Bedingungen zu optimieren. Die Unterstützung der softwareseitigen Entwicklung von digitalen ÖPNV-Angeboten mit Usability Tests erhöht die Qualität der Mobilitätsplattform, identifiziert Bugs und verbessert die Benutzung sowie Logik dieser Dienste. Durch die Mitwirkung der Fahrgäste vor Ort entsteht somit eine maßgeschneiderte, bedürfnisorientierte Plattform – frgmobil.de.
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DOI: 10.24053/ IV-2024-0025 Internationales Verkehrswesen (76) 2 ǀ 2024 46 ÖPNV-Taxi Ruf busse und ortsbezogene Stadtbusse. Eine digitale Auskunft, die alle oben genannten ÖPNV-Angebote bündelt und die jeweils geeignetste ÖPNV-Verbindung ausgibt, existierte zu Beginn des ÖPNV-Modellprojektes „Digitale Mobilitätsinnovationen in Freyung-Grafenau (DiMoFRG)“ im Januar 2022 nicht. Einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung des ÖPNV in FRG sowie eine deutlich komfortablere und vereinfachte Verbindungsauskunft stellte daher die Entwicklung einer Mobilitätsplattform dar. Der Auf bau Ausgangssituation Der Flächenlandkreis Freyung-Grafenau (FRG) im bayrischen Grenzgebiet zu Tschechien und Österreich verfügt über ein disperses Busliniennetz. Neben einem schwer verständlichen Tarifsystem sieht sich der Fahrgast auch unterschiedlichen Bedienformen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gegenüber. Beispielhaft genannt seien reguläre Linienbusse, zusätzliche Fahrten zu Stoßzeiten des Schülerverkehrs, telefonisch vorzubestellende, fahrplangebundene der Plattform sowie die den Entwicklungsprozess begleitenden Usability Tests (Tests auf Benutzungsfreundlichkeit) sind Teil des ÖPNV-Modellprojekts DiMoFRG. Das Projekt „Digitale Mobilitätsinnovationen in Freyung-Grafenau (DiMoFRG)“ Im ÖPNV-Modellprojekt DiMoFRG steht seit Januar 2022 die Digitalisierung des ÖPNV im ländlichen Freyung-Grafenau im Fokus. Inhalte des vom Bundesministeri- Keine Verbindungsauskunft von der Stange Von Nutzern für Nutzer - die wissenschaftlich begleitete Entwicklung von frgmobil.de Usability Testing, Mobilitätsplattform, Verbindungsauskunft, ÖPNV im ländlichen Raum, Kundenakzeptanz, Nutzerfreundlichkeit, Agile Softwareentwicklung Das ÖPNV-Angebot des ländlichen Raums ist nicht mit dem des städtischen Raums zu vergleichen. Aus diesem Grund braucht es individuelle (digitale) Lösungen, um den Kundennutzen entsprechend den vorherrschenden Bedingungen zu optimieren. Die Unterstützung der softwareseitigen Entwicklung von digitalen ÖPNV-Angeboten mit Usability Tests erhöht die Qualität der Mobilitätsplattform, identifiziert Bugs und verbessert die Benutzung sowie Logik dieser Dienste. Durch die Mitwirkung der Fahrgäste vor Ort entsteht somit eine maßgeschneiderte, bedürfnisorientierte Plattform - frgmobil.de. Karin Oberschelp MOBILITÄT Digitalisierung DOI: 10.24053/ IV-2024-0025 Internationales Verkehrswesen (76) 2 ǀ 2024 47 unterscheidet und den Zugang zum ÖPNV- Angebot verbessert. Entstehungs- und Entwicklungsprozess der Mobilitätsplattform Der aktuelle Stand der Plattform wurde in enger Zusammenarbeit mit Stakeholdern und potenziellen Nutzern und ÖPNV-Fahrgästen in FRG entwickelt. Wie in Bild 2 ersichtlich, stand das Jahr 2022 im Fokus der Erfassung und Umsetzungen der Nutzeranforderungen als Grundlage für die spätere Mobilitätsplattform. Im Oktober 2022 kam es schließlich zum Go Live der Plattform, dem sich in den folgenden zwei Jahren weitere Relaunches inkl. Funktionserweiterungen und Verbesserungen der Nutzbarkeit anschlossen. Auf jeden Relaunch folgte ein Usability Testing mit dem Ziel Verbesserungen der Benutzungsfreundlichkeit in den neu entwickelten Funktionen aufzudecken. Die folgenden Kapitel befassen sich mit der Erläuterung der in Bild 2 dargelegten Methoden und deren Erkenntnissen. Vom leeren Blatt Papier zum Prototyp - Ermittlung von Nutzeranforderungen PROTO PERSONAE Zur Ermittlung der Fahrgastansprüche an die spätere Plattform, wurden in einem ersgast unter den Bediensprachen Deutsch, Englisch, Tschechisch und Ukrainisch auswählen. Durch Zugriff auf die DEFAS- Daten berücksichtigt die Plattform unterschiedliche Bedienformen des ÖPNV, wie Ruf busse, reguläre Linienbusse, Stadtbusse etc. und vereint somit das gesamte ÖPNV- Angebot des Landkreises. Schul-, Wochenend- und Ferienfahrpläne sind ebenfalls hinterlegt und ersetzen dem Fahrgast die bis dato aufwändige manuelle Verbindungssuche. Nach Eingabe der Verbindungsparameter und Auslösen der Suche erhält der Fahrgast übersichtsartig eine Auswahl geeigneter Verbindungen. Bereits hier wird anhand von Icons ersichtlich, ob die jeweilige Verbindung eine Fahrradmitnahme gestattet oder ein Ruf bus bestellt werden muss. Außerdem werden Reisedauer, Anzahl der Umstiege und die genutzten Verkehrsmittel dargestellt. Genauere Informationen dazu sowie zu Liniennummern und Umsteigepunkten und -zeiten erhält der Nutzer nach Ausklappen der weiteren Details. In der dauerhaft eingeblendeten Karte kann er sich ergänzend Route, Umsteigepunkte und Fußwege als Zu- und Abgangswege zu den Haltestellen der ausgewählten Verbindung anzeigen lassen. Eine Besonderheit von frgmobil.de ist die Digitalisierung des Ruf busbuchungsprozesses, die diese Plattform von anderen um für Digitales und Verkehr mit 9,3 Mio. € geförderten Projektes sind unter anderem die Einführung neuer (touristischer) Buslinien, die Installation digitaler Fahrgastmonitore in den Bussen sowie eine verbesserte Fahrradmitnahme durch Anschaffung von Fahrradanhängern und Heckträgern für die Busse. Im Laufe des Jahres 2024 erfolgt als weiterer Meilenstein die Einführung eines ID-basierten Ticketings, was in dieser Form eine Vorreiterrolle im ländlichen Raum in Deutschland darstellt. [2] Weiterer Projektbaustein und Schwerpunkt dieses Artikels ist der Auf bau einer Mobilitätsplattform für den Landkreis Freyung-Grafenau. Da es zu Projektbeginn keine derartige digitale Auskunft in FRG gab, bot sich die Chance den Entstehungs- und Entwicklungsprozess der Mobilitätsplattform über die gesamte Laufzeit von drei Jahren wissenschaftlich begleiten zu können. Stand März 2024 ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen und es werden kontinuierlich Anpassungen vorgenommen sowie weitere Funktionalitäten eingebunden. Die Mobilitätsplattform FRGMOBIL. DE - Status quo (Stand: 03/ 2024) Bei der Mobilitätsplattform frgmobil.de handelt es sich um eine klassische Verbindungsauskunft mit den Ausgangsfeldern Start und Ziel, die auch per Standortbestimmung automatisch befüllt werden können, wie in Bild 1 zu erkennen ist. Weitere Startparameter sind Datum und Uhrzeit. Optional kann die Anzahl der Fahrgäste eingegeben werden. Unter Berücksichtigung der Grenzlage zu Tschechien und zur erleichterten Bedienung für ausländische Touristen kann der Fahr- Bild 1: Startseite der Mobilitätsplattform FRGmobil.de, Stand: März 2024 (frgmobil.de) Digitalisierung MOBILITÄT Bild 2: Chronologischer Entstehungs- und Entwicklungsprozess der Plattform FRGmobil (eigene Darstellung) DOI: 10.24053/ IV-2024-0025 Internationales Verkehrswesen (76) 2 ǀ 2024 48 Dafür bedarf es einer schnellen Auffindbarkeit aller relevanten Verbindungs- und Ticketinfos, regelmäßigen Abfahrtszeiten sowie nahe beieinander gelegene Haltestellen. USER JOURNEYS Nächster Schritt zur Entwicklung der Plattform war das Bestimmen von User Journeys. Aufgabe hierbei war es personengebundene User Storys zu kreieren, die das typische ÖP- NV-Nutzungsverhalten der einzelnen Proto Personae darstellten. Daraus ließen sich Bedürfnisse und Anforderungen an den ÖPNV im ländlichen Raum in FRG ableiten. Des Weiteren wurden Anwendungsfälle identifiziert. Für Andreas Mertens ergab sich folgender Use Case zur Reservierung einer Fahrradmitnahme: „Als Urlauber (mit Familie) in FRG möchte ich gerne eine Fahrradmitnahme für 3 Fahrräder auf der Linie 606 von Jandelsbrunn zum Dreisesselberg reservieren, damit ich eine Radtour machen kann, ohne bergauf fahren zu müssen.“ Im Zuge dieses Nutzungsszenarios wurde das vermutete Vorgehen von Andreas Mertens nachgestellt, um eine geeignete Verbinten Schritt die Zielgruppen des ÖPNV im Landkreis identifiziert. Dies geschah unter Beteiligung von (Projekt-)Mitarbeitern des Landratsamtes Freyung-Grafenau, der Verkehrsgemeinschaft Freyung-Grafenau (VLFRG) (als Auftraggeber der Plattform), wissenschaftlichen Mitarbeitern der TU Dresden und Entwicklern der Softwarefirma Smartplatforms GmbH. Diese Zielgruppen dienten als Vorlage für die Erstellung von Proto Personae als fiktive Vertreter der einzelnen Zielgruppen, welche die ÖPNV- Nutzer des Landkreises Freyung-Grafenau beispielhaft darstellen sollten. [4] Im Online-Workshop wurden fünf repräsentative Nutzer: innen des ÖPNV in FRG ermittelt. Bild 3 zeigt den Persona Chart eines dieser Nutzer und bildet eine fiktive Kurzbeschreibung seiner Person, Lebensumstände und Einstellungen, die die Grundlage für sein Verkehrsverhalten in FRG darstellen. „ Andreas Mertens “ spiegelt im Weiteren den Familienvater und Touristen im Bayerischen Wald wider, der üblicherweise das Auto nutzt, die Busfahrt im Urlaub jedoch als „Erlebnis“ für seine Kinder erfahren möchte. dungsauskunft inklusive Fahrradmitnahme zu erhalten, wie Bild 4 darstellt. Neben dem Gedanken, auf welchem Weg Andreas auf FRGmobil.de aufmerksam wird, zeichnet der Use Case das weitere hypothetische Vorgehen nach - von der Dateneingabe bis zum Klick auf den Button „Fahrradmitnahme reservieren“. Aus dem in Bild 4 dargestellten Use Case konnten die Softwareentwickler u. a. ableiten, dass die Plattform über die Funktion der „Aktuellen Standortbestimmung“ verfügen sollte. Außerdem ist ein Icon „Fahrradmitnahme möglich“ zu entwickeln, um entsprechende Busverbindungen zu kennzeichnen. Dabei muss unterschieden werden, ob eine Fahrradmitnahmeanfrage innerhalb der Reservierungsfristen oder zu kurzfristig erfolgt. In letzterem Fall wäre die Funktion gesperrt und der Kunde erhält einen entsprechenden Hinweis. Bild 5 zeigt die spätere praktische Umsetzung der genannten Punkte. Anhand des blauen Fahrrad-Icons in den generellen Verbindungsdetails erkennt der Fahrgast, dass auf der gewählten Verbindung eine Fahrradmitnahme möglich ist. Nach Öffnen der konkreten Verbindungsdetails bietet ihm der grüne Reservierungs-Button zudem die Möglichkeit die Reservierung von Stellplätzen für seine drei Fahrräder unkompliziert und schnell online vorzunehmen. Entwicklung von wireframes (softwareseitig) Basierend auf den Erkenntnissen aus den Use Cases entwickelte die Softwarefirma Wireframes, eine Reihe von Bildern, die die funktionalen Elemente der späteren Plattform zeigten und für die Planung der Struktur und Funktionalität selbiger verwendet wurden. [6] Das Design war hierbei noch nachrangig. Diese Art Prototyp, welcher mit seinen Grundelementen eine grobe Vorstellung über den Auf bau und die Inhalte von FRGmobil geben sollte, wurde im Juni 2022 Bild 3: Persona Chart für die Proto Persona „Andreas Mertens“ (eigene Darstellung) Bild 4: Use Case „Fahrradmitnahme reservieren“blau markiert die daraus ableitbaren zu erstellenden Buttons, Texte u. ä. (eigene Darstellung) MOBILITÄT Digitalisierung DOI: 10.24053/ IV-2024-0025 Internationales Verkehrswesen (76) 2 ǀ 2024 49 Vom Prototyp zur funktionsfähigen Plattform - ein Prozess stetiger Weiterentwicklung und Verbesserung USABILITY TESTINGS MIT FRIENDLY USERN (12/ 22 und 09/ 23) Nach der Inbetriebnahme von FRGmobil wurden im Sinne des formativen, d. h. iterativen, Usability Testings im Dezember 2022 und September 2023 die nächsten Evaluationen der Plattform vorgenommen. Hierbei wurden ausgewählte, freundlich gesonnene Nutzer („friendly user“) aufgefordert vorab formulierte Aufgaben auf der Mobilitätsplattform zu lösen. Bei der Auswahl der Probanden wurde darauf geachtet eine möglichst heterogene Testgruppe zu erhalten, damit unterschiedliche Blickwinkel, Anforderungen und Fähigkeiten die Grundlage für die Bewertung der Plattform darstellten. Konkret wurden Personen verschiedenen Alters, Geschlechts, ÖV-Gelegenheitsnutzer und Vielfahrer sowie unterschiedlich technisch begabte Personen per Vorabfragebogen als Testpersonen ausgewählt. Das Test-Setting sowie die angewandten Methoden ähnelten den Expertentests im Juni 2022 mit dem Unterschied, dass es sich diesmal um das Testen einer realen Plattform handelte und nicht mehr nur ein reines Durchklicken von Bilderfolgen. Indem die Probanden praktische Aufgaben zu den jeweils neuen Funktionalitäten wie Verbindungssuche, Ruf busbuchung oder Fahrradmitnahme bearbeiteten, wurde ein reales Anwendungsszenario konstruiert. Der Testleiter konnte beobachten, wo es zu Problemen kam und direkt Verbesserungsvorschläge erfragen (s. Bild 7 ). So wurden bspw. Eingabemethoden vereinfacht oder Probanden und letztendlich der Aufdeckung deren Bedürfnisse. Der Bildschirm der mobilen Endgeräte wurde während des gesamten Tests per Video aufgezeichnet (s. Bild 6 ), um eine spätere detaillierte Auswertung zu ermöglichen. Schwerpunkte der qualitativen Inhaltsanalyse und Häufigkeitsanalyse bildeten dabei Themen wie: y Wie sollten Menüstrukturen und Navigation am besten gestaltet sein? y Verständlichkeit … sind Inhalte, Wörter und Texte verständlich und übersichtlich gestaltet und auf bereitet? y Welche Methoden zur Dateneingabe sind für die angebotenen Funktionen am geeignetsten? y Ist die gewählte Form der Informationsdarstellung für die Nutzer geeignet auf der Suche nach Informationen und sind wichtige Inhalte einfach auffindbar (= Informationsarchitektur )? y Wo liegen Abbruchpunkte oder Nutzungshürden , an denen bei der Aufgabenlösung Probleme auftreten und Nutzer nicht mehr ohne Hilfe fortfahren können? [7] Zusätzlich wurden weitere gewünschte Funktionalitäten abgefragt sowie ein Variantenvergleich verschiedener Designvorlagen z. B. zum Auf bau der Startseite bewertet. Daraus leiteten sich wireframe-genaue Empfehlungen und Hinweise für die Softwareentwickler ab, welche vor dem Go Live der Mobilitätsplattform FRGmobil im Oktober 2022 Berücksichtigung fanden. Die Startseite beim Go Live umfasste im Wesentlichen die Funktionen aus den vorangegangenen Tests des Prototyps. Allerdings wurden die Dateneingabemethoden und das Design an die Anmerkungen aus den vorangegangenen Usability Tests angepasst, wie in Bild 7 zu erkennen ist. einem Usability Testing mit Experten vor Ort unterzogen. Usability Testing versteht sich hierbei als ein kundenorientierter Input für den EntwicklungsprozessunterZuhilfenahmequalitativer und quantitativer Methoden. Ziel ist es ein interaktives Produkt, hier die Mobilitätsplattform, benutzungsfreundlich („usability“) zu gestalten und eine positive Nutzererfahrung („UX“) zu generieren. [1] Da im Laufe der 3-jährigen Projektlaufzeit mehrere begleitende Usability Tests durchgeführt wurden und werden, findet die Methode des formativen, d. h. wiederholten, Usability Testings Anwendung. USABILITY TESTING MIT STAKEHOLDERN (06/ 22) Als Experten wurden Stakeholder identifiziert, die beim Durchklicken der Wireframes die Bedürfnisse und Anforderungen der jeweiligen Nutzergruppe, die sie vertraten, berücksichtigen und kommentieren sollten. Zu vertretende Nutzergruppen waren hierbei u. a. Senioren, Touristen, aber auch die regionale Mobilitätszentrale als ÖV-Anbieter. Die Usability Tests wurden im Setting eines Labortests durchgeführt, d. h. in einer kontrollierten Testumgebung. [5] Die Probanden erhielten zudem die Anweisung die Think-Aloud-Methode anzuwenden, d. h. ihre Gedanken, Emotionen, Erwartungen etc. beim Durchklicken der Wireframes zu verbalisieren. [1], [3] Indem die Nutzer berichten, was sie zu sich selbst während des Durchklickens des Prototyps sagen, kann der Versuchsleiter herausfinden, was mit einer bestimmten Handlung bezweckt wurde und ob diese die Erwartungen der Testpersonen erfüllte oder nicht. Dies dient einem besseren Verständnis der Vorgehensweise der Bild 6: Usability Test als Laborexperiment mit Videoaufzeichnung des Laptopbildschirms; hier: Testung & Bewertung der FRGmobil-Startseite im Landratsamt Freyung (Tobias Pleintinger) Bild 5: Ausschnitt aus der Verbindungsauskunft: Icon zur Anzeige der Mitnahmemöglichkeit von Fahrrädern & Button zur Online-Reservierung der Fahrradmitnahme (frgmobil.de) Digitalisierung MOBILITÄT DOI: 10.24053/ IV-2024-0025 Internationales Verkehrswesen (76) 2 ǀ 2024 50 MOBILITÄT Digitalisierung LITERATUR [1] Barnum, C. M. (2011): Usability testing essentials: ready, set…test! Elseviert, Inc., Burlington, MA. [2] https: / / bmdv.bund.de/ SharedDocs/ DE/ Artikel/ G/ modellprojekte-nahverkehr.html, abgerufen am 19.3.24. [3] Ericsson, K.A./ Simon, H.A. (1993): Protocol Analysis - Verbal reports as Data. 2. Auflage. Cambridge, London: The MIT Press. [4] Goodwin, K. (2002): Getting from Research to Personas: Harnessing the Power of Data, Unter: https: / / articles.centercentre.com/ research_to_ personas/ ; abgerufen am 21.3.24. [5] Nayebi, F./ Desharnais, J-M./ Abran, A. (2012): The State Of The Art of Mobile Application Usability Evaluation, 25th IEEE Canadian Conference on Electrical and Computer Engineering, Montreal. [6] OXFORD Learner’s Dictionaries (2024): https: / / www.oxfordlearnersdictionaries.com/ definition/ english/ wireframe, abgerufen am 21.3.24. [7] Zhang, D. & Adipat, B. (2005): Challenges, Methodologies, and Issues in Usability Testing of Mobile Applications. In: International Journal of Human- Computer Interaction, Volume 18, Issue 3, p. 293- 308, (DOI: 10.1207/ s15327590ijhc1803_3). Eingangsabbildung: © Tobias Pleintinger die reguläre Verbindungsauskunft sowie die Digitalisierung des Schülerticketings.“ Im Zuge dessen wird es voraussichtlich im Sommer 2024 zu einem finalen Usability Testing kommen, das in Form von eigenständigen Feldtests der Probanden inklusive des Führens täglicher Nutzertagebücher und anschließenden Interviews mit den Testleitern stattfinden wird. [7] Fazit Durch Einbezug potenzieller Nutzer in den Entwicklungsprozess der Mobilitätsplattform werden deren Anforderungen an eine Verbindungsauskunft ermittelt, was zu Akzeptanzsteigerungen und einer höheren Nutzung selbiger führen kann. Hieraus ergeben sich nicht nur Vorteile für den Fahrgast, sondern auch für das Verkehrsunternehmen und die Aufgabenträger, da diese gut informierte, zufriedenere ÖV-Kunden haben. Gleichzeitig wird die Arbeitslast in den Rufzentralen der Verkehrsunternehmen entlastet. Durch das in diesem Beitrag beschriebene Einfließen der Ergebnisse der iterativen Usability Tests in die agile Softwareentwicklung, wird in FRG eine maßgeschneiderte, bedürfnisorientierte Plattform für „Jedermann“ im ländlichen Raum gebaut - frgmobil.de. Usability Tests weisen hierfür eine große methodische Vielfalt auf und sind ein geeignetes Mittel zur Optimierung verschiedenster digitaler Anwendungen . ■ ergänzt, indem unnötige Bestätigen-Buttons wegfielen. Die Begriffe „Start“/ „Ziel“ wurden in ein einfacheres „Von“/ „Zu“ gewandelt und gleichzeitig grau hinterlegte Eingabevorschläge zur intuitiveren Bedienbarkeit eingefügt. Online-Buchungsformulare wurden angepasst und die Kartendarstellung optimiert. Wie eingangs erwähnt und in Bild 7 bildhaft verdeutlicht, findet im gesamten (Weiter-)Entwicklungsprozess der Plattform eine enge Absprache und Rückkopplung zwischen den Softwareentwicklern und dem wissenschaftlichen Personal statt. Die Erkenntnisse der jeweils vorangegangenen Usability Tests fließen neben regulären Funktionserweiterungen direkt in die nächste Entwicklungsstufe der Mobilitätsplattform ein. Diese werden wiederum im Rahmen von Usability Tests geprüft. Somit weist die Plattform nicht nur eine stetig zunehmende Benutzungsfreundlichkeit, sondern auch einen sich beständig vergrößernden Funktionsumfang, auf. Ausblick Im Laufe des Jahres 2024 wird es einen weiteren Relaunch der Plattform geben, der u. a. die Funktionserweiterung FRGbest enthalten wird - eine Auskunft darüber, ob auf einer gewählten Verbindung das ID-basierte Bezahlen mit persönlicher Geldkarte möglich ist oder nicht. Weiterer Meilenstein ist die Implementierung von FRGflex, dem intermodalen Einbezug eines ÖPNV-Taxis in Karin Oberschelp, Dipl.-Verk.wirtsch., Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin DiMoFRG, Professur für Kommunikationswirtschaft, Institut für Wirtschaft & Verkehr, Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“, Technische Universität Dresden karin.oberschelp@tu-dresden.de Bild 7: Chronologische Entwicklung der Plattform FRGmobil inkl. Erkenntnissen aus dem wissenschaftlichen Begleitprozess (eigene Darstellung)
