Internationales Verkehrswesen
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expert verlag Tübingen
10.24053/IV-2024-0061
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18 neue Mobilitätsstationen für lebenswerte Quartiere
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Ariane Kersting
Nora Baisch
Im Rahmen des Landesförderprojektes „Multi-Mo-DUS“ setzt die Stadt Düsseldorf 18 Mobilitätsstationen in besonders belebten Quartieren um. Die Stationen bieten eine Vielzahl an Angeboten wie Carsharing, E-Scooter, Leih-Mikromobile und Ladestationen für E-Fahrzeuge, die den Umstieg auf nachhaltige Mobilitätsalternativen direkt vor der Haustüre der Anwohner*innen erleichtern sollen. Gleichzeitig soll die Aufenthaltsqualität vor Ort dank bedarfsgerechter Gestaltung des öffentlichen Raums erhöht werden. So soll das Projekt als Modell für weitere Städte in NRW dienen.
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lität. Gleichzeitig nimmt der Druck zu, die innerstädtische Mobilität nachhaltiger und zukunftsorientierter zu gestalten, um so die Mobilitätswende voranzutreiben. Andererseits ergeben sich gerade hier viele Möglichkeiten, da in der Regel bereits ein gut entwickeltes Netz des öffentlichen Nahverkehrs, S tädtische Quartiere rücken zunehmend in den Fokus der Mobilitätswende, denn sie stehen vor diversen Herausforderungen: Dichte Bebauung, steigende Pendlerzahlen und begrenzte Parkmöglichkeiten führen zu einer deutlichen Belastung der Lebensquaeine Radinfrastruktur und kurze Wege eine gute Anbindung und hohe Erreichbarkeit gewährleisten. Dies betrifft auch die Stadt Düsseldorf. Die Nutzung von umweltfreundlichen Mobilitätsformen wie Carsharing und Leih- Mikromobilen ist in den besonders beleb- 18 neue Mobilitätsstationen für lebenswerte Quartiere Mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität in der Stadt: Wie Düsseldorf die Mobilitätswende in den Quartieren vorantreibt. Mobilitätswende, Mobilitätsstationen, geteilte Mobilität, Stadtplanung und -entwicklung, lebenswerte Städte Im Rahmen des Landesförderprojektes „Multi-Mo-DUS“ setzt die Stadt Düsseldorf 18 Mobilitätsstationen in besonders belebten Quartieren um. Die Stationen bieten eine Vielzahl an Angeboten wie Carsharing, E-Scooter, Leih-Mikromobile und Ladestationen für E-Fahrzeuge, die den Umstieg auf nachhaltige Mobilitätsalternativen direkt vor der Haustüre der Anwohner*innen erleichtern sollen. Gleichzeitig soll die Aufenthaltsqualität vor Ort dank bedarfsgerechter Gestaltung des öffentlichen Raums erhöht werden. So soll das Projekt als Modell für weitere Städte in NRW dienen. Ariane Kersting, Nora Baisch DOI: 10.24053/ IV-2024-0061 Internationales Verkehrswesen (76) 4 ǀ 2024 40 ten Stadtteilen Pempelfort, Derendorf und Golzheim jedoch noch nicht ausreichend verankert. Dort fehlen zentrale Orte, an denen diese Mobilitätsangebote gebündelt zur Verfügung stehen. Fehlende öffentliche Aufenthaltsorte begründen darüber hinaus, wieso Anpassungsmaßnahmen notwendig sind. Das Förderprojekt „Multi-Mo-DUS“ (Multimodalität für lebenswerte Quartiere) soll eine entsprechende Lösung bieten. Innerhalb von zwei Jahren sollen dabei nicht nur die Mobilität in den zentrumsnahen Wohnquartieren, sondern auch die städtebauliche Gestaltung und Lebensqualität in Düsseldorf verbessert werden. Dabei geht es nicht nur um die Reduzierung der privaten Pkw-Nutzung, sondern um eine umfassende Neugestaltung der Mobilität vor Ort, die den Bedürfnissen der Anwohner*innen und den Anforderungen einer modernen, umweltbewussten Stadt gerecht wird. Alternatives Mobilitätsangebot soll den Umstieg erleichtern Das Herzstück des Stadtraumentwicklung- und Mobilitätsförderprojektes sind die 18 neuen Mobilitätsstationen, die bis 2026 in den Düsseldorfer Stadtteilen Pempelfort, Derendorf und Golzheim entstehen. Diese Stationen bieten den Anwohner*innen vielfältige, leicht zugängliche und umweltfreundliche Mobilitätslösungen, direkt vor ihrer Haustüre. Alltagswege, ob zur Arbeit, zum Einkaufen oder für Freizeitaktivitäten, lassen sich damit einfach und flexibel gestalten. Carsharing-Fahrzeuge stehen für größere Fahrten zur Verfügung, während E-Scooter oder Fahrräder eine schnelle Alternative für kürzere Strecken bieten. Fahrradquartiersgaragen schaffen sichere und witterungsfeste Abstellmöglichkeiten, ohne körperliche Anstrengung. Außerdem trägt eine Vielzahl an Ladestationen für Elektrofahrzeuge dazu bei, den steigenden Bedarf an Ladeinfrastruktur in der Stadt zu decken. Alle Mobilitätsangebote sind dabei einfach und bequem per App buchbar. Die Mobilitätsstationen sind so gestaltet, dass sie eine möglichst breite Zielgruppe ansprechen. Pendler*innen, Anwohner*innen ohne eigenen PKW, junge Familien oder ältere Menschen - für jeden soll eine individuelle, flexible und umweltfreundliche Mobilitätslösung zur Verfügung stehen. Insbesondere die erste und letzte Meile soll auf diese Weise ohne privaten Pkw ermöglicht werden. Pendler*innen können so beispielsweise ein Leih-Fahrzeug auf dem Weg zur ÖPNV-Haltestelle oder auf dem Weg zurück nach Hause nutzen. So soll der Umstieg auf nachhaltige Mobilitätsalternativen bequem und einfach gelingen und langfristig ein neues urbanes Mobilitätsverständnis etabliert werden. Ganzheitliche Planung dank Bedarfsabfrage Ein zentrales Anliegen des Multi-Mo- DUS-Projekts ist die enge Einbindung der Anwohner*innen in die Planungsprozesse. Bereits im Sommer 2023 wurde eine interaktive Bedarfsabfrage durchgeführt, bei der die Bürger*innen ihre Wünsche und Anregungen zu den geplanten Mobilitätsstationen äußern konnten. Diese Beteiligung der Anwohner*innen sorgte dafür, dass die neuen Stationen passgenau auf die Bedürfnisse der jeweiligen Nachbarschaften zugeschnitten wurden. Diese bedarfsorientierte Planung ist ein wichtiger Faktor für den langfristigen Erfolg des Projekts. Die Stationen sollen nicht als isolierte Orte neuer Mobilität, sondern als integrierte Bestandteile der jeweiligen Quartiere wahrgenommen werden. Nur so können sie dazu beitragen, die Mobilität und die Lebensqualität in den dicht besiedelten Stadtteilen nachhaltig zu verbessern. Die Integration verschiedener Mobilitäts- und Stadtentwicklungsmaßnahmen ist daher ein zentrales Element des Projekts. Die Mobilitätsstationen werden nicht nur funktional gestaltet, sondern sollen auch die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Verbesserung der allgemeinen Fußwegequalität im öffentlichen Raum. Zusätzlich wird die Mobilitäts- und Radinfrastruktur in den Quartieren erweitert und optimiert. Durch die Bereitstellung von Sitzgelegenheiten und insbesondere durch Bepflanzungen, Baumpflanzungen und Dachbegrünungen entstehen darüber hinaus attraktive Orte, die zum Verweilen einladen und das Stadtbild verschönern. Da insbesondere Flächenentsiegelungen nicht überall ohne weiteres möglich sind, füllen zukünftig sogenannte Klimaanpassungsmodule diese Lücke. Sie lassen sich modular kombinieren und individuell an den gegebenen Raum anpassen. Die verwendbaren Elemente sind vielfältig und umfassen unter anderem verschiedene Pflanzkästen, Rankgitter oder Pergoladächer. An den Multi-Mo-DUS-Standorten Schinkel- und Schloßstraße werden erste Module entstehen. An der Schinkelstraße werden dabei mehrere Hochbeete aufgestellt, an der Schloßstraße wird es eine Hochbeet-Bank- Kombination geben. So tragen die Mobilitätsstationen nicht nur zur funktionalen Mobilität bei, sondern verbessern auch das Stadtklima und die Lebensqualität. Stadtweit vernetzt mit dem smarten Mobilitätsnetzwerk Im Rahmen des Förderprojekts arbeitet die Landeshauptstadt Düsseldorf eng mit ihren städtischen Töchtern Connected Mobility Düsseldorf (CMD) und der Rheinbahn zusammen. So wird sichergestellt, dass die verschiedenen städtischen Projekte miteinander verknüpft und aufeinander abgestimmt sind. Grundlage der Förderung durch Mittel des Landes NRW bildet die Förderrichtlinie FöRi-MM. Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehrs des Landes NRW trägt 80 Prozent der Förderkosten. Die Mobilitätsstationen setzt die CMD im Auftrag des Amtes für Verkehrsmanagement um. Die erste Station im Projektgebiet und damit auch die erste Station in Pempelfort ist am Freitag, den 11. Oktober 2024 offiziell in Betrieb gegangen. Die Mobilitätsstation Schloßstraße bietet verschiedene Angebote geteilter Mobilität wie beispielsweise Carsharing oder eine Ausleih-Station für Leih-Fahrräder und E-Scooter. Eine digital vernetzte und geschlossene Fahrrad- Bild 1: Infostele mit QR-Code zur Bedarfsabfrage Mobilitätswende INFRASTRUKTUR DOI: 10.24053/ IV-2024-0061 Internationales Verkehrswesen (76) 4 ǀ 2024 41 Alter Schlachthof, Gneisenaustraße, Golzheimer-Platz, Pfalzstraße, Rochusstraße, Rochusmarkt, Rolandstraße, Römerstraße, Rosenstraße, Saarbrücker Straße, Scheibenstraße und Tannenstraße. Die Vision in Düsseldorf geht aber weit über das Jahr 2026 hinaus. Bis 2035 ist geplant, das engmaschige Mobilitätsnetzwerk auf insgesamt 100 Mobilitätsstationen in ganz Düsseldorf auszubauen. Dank des flächendeckenden Mobilitätsangebots sollen die Düsseldorfer*innen die Möglichkeit haben, so reibungslos und effizient wie möglich von einem Verkehrsmittel auf das andere zu wechseln. Datenanalysen und die Nutzung von Dashboards helfen dabei, ein möglichst bedarfsgerechtes und nutzerfreundliches Angebot an geteilter Mobilität zu bieten. Denn dafür müssen die Nutzerbedürfnisse verstanden und Auslastungen gesteuert werden. Hierbei kommt das durch die CMD eigens entwickelte „Shared Mobility Dashsammelschließanlage bietet zudem sichere und witterungsfeste Stellplätze für private Fahrräder. Der „Hypercharger“, eine Superschnellladesäule der Stadtwerke Düsseldorf, ermöglicht das besonders schnelle Laden privater E-Autos. Darüber hinaus wurde die Platzfläche am Standort neugestaltet. Verschiedene Sitzmöglichkeiten, darunter auch spezielle Klimaanpassungsmodule, die Sitzgelegenheit mit Begrünung kombinieren, sowie sieben neue Bäume, welche in der kommenden Pflanzsaison gepflanzt werden, sorgen für mehr Grün und Aufenthaltsqualität in der Stadt. Die Baumaßnahmen für fünf weitere Stationen haben bereits gestartet oder starten noch in diesem Jahr: Die Mobilitätsstationen Kunstakademie, Maria-und-Josef-Otten-Platz und Schinkelstraße werden noch in diesem Jahr fertiggestellt, die Stationen Münsterplatz und Bankstraße folgen Anfang 2025. Darüber hinaus entstehen noch zwölf weitere an folgenden Standorten: board“ zum Einsatz. Mithilfe der Plattform können die Positions- und Bewegungsdaten der E-Scooter, Elektroroller und E-Bikes von allen Anbietern in Echtzeit erfasst, verwaltetet, visualisiert und analysiert werden. Diese Daten werden mit Informationen von Parksensoren und Parkverbotszonen, Lastenradautomaten und Fahrradstationen sowie Geo-Daten angereichert und liefern so ein umfassendes Bild über die Nutzung. Vorbildcharakter für die Mobilität der Zukunft Das Projekt zeigt, wie durch eine vernetzte und integrierte Mobilitätsplanung die Herausforderungen dichter Bebauung, des Parkdrucks und des wachsenden Pendlerverkehrs gemeistert werden können. Es zeigt Wege auf, wie Mobilität in zentrumsnahen Wohnquartieren nachhaltig organisiert und dabei die Lebensqualität der Bewohner verbessert, anstatt beeinträchtigt werden kann. Durch die Kombination aus nachhaltigen Mobilitätslösungen und der attraktiven Gestaltung öffentlicher Räume entsteht ein neues Konzept städtischen Lebens. Damit wird die Mobilitätswende in Düsseldorf konkret erlebbar - direkt vor der eigenen Haustür. Durch die gezielte Bündelung und Integration verschiedener Maßnahmen entsteht ein systematischer Ansatz, der sowohl die Verkehrsbelastung reduziert als auch die Aufenthaltsqualität in den Stadtteilen verbessert. Somit hat das Projekt das Potenzial, ein Modell für andere Kommunen in NRW zu sein und als Vorbild für ähnliche Vorhaben zu dienen. ■ Eingangsabbildung: © Connected Mobility Düsseldorf GmbH Ariane Kersting, Leiterin Kommunikation Connected Mobility Düsseldorf GmbH, Carlsplatz 18, 40213 Düsseldorf ariane.kersting@cmd.nrw Nora Baisch, studentische Mitarbeiterin Connected Mobility Düsseldorf GmbH, Carlsplatz 18, 40213 Düsseldorf nora.baisch@cmd.nrw Bild 2: Übersichtskarte mit den Multi-Mo-DUS-Standorten INFRASTRUKTUR Mobilitätswende DOI: 10.24053/ IV-2024-0061 Internationales Verkehrswesen (76) 4 ǀ 2024 42
