eJournals Italienisch 43/85

Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
10.24053/Ital-2021-0015
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/61
2021
4385 Fesenmeier Föcking Krefeld Ott

Ruprecht Günther: Napoli – Zwischen Feuer und Wasser, München: Salon Literatur Verlag 2018, 112 Seiten, € 18,90

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Saskia Germer
ita43850165
165 DOI 10.24053/ Ital-2021-0015 È una Ida lieve e gaia quella che abbandona alla fine del romanzo la casa e si appresta finalmente a vivere la sua vita al di là dell’isola, finalmente capace di vivere il presente: «Casa, ripeto fra me, e mi giro verso il continente e Roma che mi aspetta; casa, mi ripeto, ora con lo sguardo all’isola e a Messina che mi dice addio� La mia casa non è nessuna delle due, sta in mezzo a due mari e a due terre� La mia casa è qui, adesso�» (p�-195, tr� ted� p�-250)� Luciana Casale Ruprecht Günther: Napoli - Zwischen Feuer und Wasser, München: Salon Literatur Verlag 2018, 112 Seiten, € 18,90 Der Golf von Neapel zählt zu den Landschaften, deren beeindruckende Schönheit durch unzählige Darstellungen fest im kollektiven Gedächtnis verankert ist� Eine Perspektive auf die Hafenstadt «jenseits des Mainstreams» (Klappentext) verspricht der aus München stammende Grafiker, Illustrator und Autor Ruprecht Günther (*1954) in Napoli - Zwischen Feuer und Wasser� Der Bildband ist 2018 im Münchener Salon Literatur Verlag erschienen und inzwischen in einer 2� überarbeiteten Auflage erschienen (auch eine italienische Ausgabe mit dem Titel Il fuoco, l’acqua e Napoli in mezzo ist bereits auf dem Markt)� Der Band, dessen Titelelemente schon auf die Widersprüchlichkeit Neapels verweisen, ist Teil einer Serie von Bildbänden, die sich jeweils einer einzelnen Stadt widmen, die Günther bereist hat oder in der er länger gelebt hat, dazu zählen u� a� Bahia - Zwischen Sternen und Schutt (2016), Lisboa - die melancholische Schöne (2018) oder Tiflis - Zwischen Orient und Okzident (2020)� Ganz im Stil der klassischen Berichte europäischer Bildungsreisender beginnt Günther seinen fotografischen Reisebericht mit der eigenen Ankunft in der süditalienischen Metropole� Mit klarem Verweis auf Goethes berühmte italienische Reise beschreibt er zunächst die Beschwerlichkeiten der Anreise und den Moment, als sich schließlich die «zypressenbewachsenen Hügel» in der Ferne zeigen, die Gerüche «deftiger und schwerer» werden und die «südländische, sinnliche und widersprüchliche Welt» ihn langsam aufsaugt (S�-8)� Die kampanische Hauptstadt erscheint ihm als eine «schicksalhafte Ambivalenz zwischen Feuer und Wasser» (Klappentext)� Dem Zweck der Gattung Fotoband entsprechend steht in Günthers Annäherung das Schauen im Vordergrund� Der ihm «fremde[n] Welt» (S�-8) nä- Kurzrezensionen Kurzrezensionen 166 Kurzrezensionen hert sich Günther mit einem touristischen Blick� Bei seinen Spaziergängen zwischen den verrufenen Bassi, den berühmt-berüchtigten dunklen Erdgeschosswohnungen, den hupenden Autos, überfüllten Mülltonnen und knatternden Mopeds fokussiert er durch die Kameralinse daher auch zahlreiche der kanonischen Orte der Stadt am Fuße des Vesuv: Er zeigt etwa die Einkaufspassage Galleria Umberto I mit ihrem beeindruckenden Glaskuppeldach, die Augustusstatue am Hafen und den wohl berühmtesten Blick auf den Golf mit einem wolkenverhangenen Vesuv im Hintergrund - Motive, die an das klassische Postkarten-Neapel erinnern� Daneben gibt es einige andere Motivreihen, die Günther wiederholt in Szene setzt oder nur geringfügig variiert (S�-31 und 42 zeigen sogar ein und dieselbe Fotografie, in diesem Zusammenhang lassen auch Tippfehler wie «Vila Rica», S�-28, «Boticelli» oder «Cimiterio», S�-68 f�, auf eine fehlende Sorgfalt schließen)� Dazu zählen die Marktstände mit frischem Obst, Gemüse und Fisch, ein Bildverweis auf die Fruchtbarkeit der Campania felix, die zahlreichen Marienfiguren und kleinen Altäre, die auf die Omnipräsenz des Sakralen in der Stadt verweisen, oder Personen, die über Balkons, zwischen denen Wäscheleinen gespannt sind, auf die Straße blicken, denn, so Günther, die «Napolitanos schienen keinen großen Unterschied zwischen Drinnen und Draußen, Öffentlich und Privat zu machen�» (S�-8 - warum er statt von Neapolitanerinnen und Neapolitanern durchgängig von «Napolitanos» spricht, bleibt unklar)� Lediglich vier doppelseitige Texte durchbrechen den visuellen Stadtrundgang, ansonsten sollen Günthers Bilder wohl für sich sprechen� Schließlich werden sie durch den durchgängigen Verzicht auf erklärende Bildunterschriften, die üblicherweise Hinweise auf Ort, Zeit und Umstände der Entstehung enthalten, kontextuell nicht eingeordnet� Die narrative Klammer der insgesamt 86 Fotografien erschließt sich dadurch nur bedingt: Einige zeigen interessant inszenierte Schwarz-Weiß-Porträts von Personen, die in ein Gespräch vertieft sind, andere sind eher ‘Schnappschüsse’, deren Bildkomposition nicht ganz einzuleuchten vermag und die auch technisch einige Defizite aufweisen� So zeigen sich etwa bei harten Kontrasten immer wieder Farbsäume (u� a� S�-6-f�), bei Straßenszenen fällt eine Bewegungsunschärfe auf (u� a� S�-75 f�), der Fokus der Bilder ist im Buchfalz platziert (S�- 44 f�) oder Bildspiegel und -formate sind nicht aufeinander abgestimmt (u� a� S�- 46 f�)� Bild und Text stehen im Bildband indes mehr oder weniger unverbunden nebeneinander� Die kurzen begleitenden Texte enthalten vornehmlich persönliche Reiseerinnerungen und Eindrücke, die nach einem Gespräch mit seiner neapolitanischen Reiseführerin Giulia Lucia Martoccia entstanden sind und in denen der Autor seine Sicht auf den Charakter der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner darlegt� Die kampanische Hauptstadt erscheint ihm als ewig immobile Metropole, in 167 DOI 10.24053/ Ital-2021-0016 der «innig gelebte Religion und rauschend gefeierte Feste» (S�-68) koexistieren und in der die Charakteristika Italiens besonders deutlich zu erkennen seien� Günther bedient damit letztlich zahlreiche der sowohl positiven als auch negativen Stereotype, die mit der süditalienischen Metropole verbunden sind und sich im Konzept der «napoletanità» verdichten: Der diebische Neapolitaner, die Banden von frechen Straßenkindern oder das Verkehrschaos und insgesamt laute Leben auf der Straße werden ebenso aufgerufen wie das von Walter Benjamin in seinem berühmten Denkbild «Neapel» entworfene Konzept der Porosität� Ruprecht Günthers ambitionierter Versuch, unbekanntere Wege durch die Stadt am Vesuv einzuschlagen, führt jedoch letztlich in die Folklore� Saskia Germer Simona Bartoli Kucher: Scritture in viaggio nel Mediterraneo. Proposte di didattica, integrativa tra lingua, letteratura e film, Collana del Centro di Eccellenza della Ricerca. Studi di Linguistica Educativa, Pisa: Pacini 2019, 223 Seiten, € 18,00 Simona Bartoli Kucher bringt mit diesem reichhaltig dokumentierten Buch Vorschläge für eine integrative Didaktik mit Sprache, Literatur und Film im Fremdsprachenunterricht� Dem umfassenden theoretischen Teil steht die Beschreibung und Auswertung des Projekts «Scritture in viaggio nel Mediterraneo» gegenüber, das an der Universität Klagenfurt zwischen 2015 und 2018 mit Studierenden und LehramtskandidatInnen in Ausbildung durchgeführt wurde� Letztere sind auch die hauptsächlichen Ansprechpartner des Buches, das mit seinen didaktischen Vorschlägen auch in jeder Mittelschul-Fach-Bibliothek Platz finden dürfte� Die ersten beiden Kapitel befassen sich mit der Geschichte und den Erkenntnissen zur «integrativen Didaktik der Sprache, der Literatur und des Films im mediterranen Raum» sowie mit der «Transkulturalität und Narrativität in der Didaktik der Fremdsprachen»� («Sezione 1: Didattica integrativa della lingua, della letteratura e del film nello spazio del Mediterraneo», S�-5-51, Sezione 2: «Transculturalità e narratività nella didattica delle lingue straniere», S�-53-94)� Die Sprachlandschaft Italiens wurde durch die nach 1990 einsetzenden Migrationswellen stark verändert, aus der historischen «questione della lingua» wurde eine «questione delle lingue», auf welche die Linguistik Antwor- Kurzrezensionen