Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
10.24053/Ital-2021-0016
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/61
2021
4385
Fesenmeier Föcking Krefeld OttSimona Bartoli Kucher: Scritture in viaggio nel Mediterraneo. Proposte di didattica, integrativa tra lingua, letteratura e film, Collana del Centro di Eccellenza della Ricerca. Studi di Linguistica Educativa, Pisa: Pacini 2019, 223 Seiten, € 18,00
61
2021
Ruedi Ankli
ita43850167
167 DOI 10.24053/ Ital-2021-0016 der «innig gelebte Religion und rauschend gefeierte Feste» (S�-68) koexistieren und in der die Charakteristika Italiens besonders deutlich zu erkennen seien� Günther bedient damit letztlich zahlreiche der sowohl positiven als auch negativen Stereotype, die mit der süditalienischen Metropole verbunden sind und sich im Konzept der «napoletanità» verdichten: Der diebische Neapolitaner, die Banden von frechen Straßenkindern oder das Verkehrschaos und insgesamt laute Leben auf der Straße werden ebenso aufgerufen wie das von Walter Benjamin in seinem berühmten Denkbild «Neapel» entworfene Konzept der Porosität� Ruprecht Günthers ambitionierter Versuch, unbekanntere Wege durch die Stadt am Vesuv einzuschlagen, führt jedoch letztlich in die Folklore� Saskia Germer Simona Bartoli Kucher: Scritture in viaggio nel Mediterraneo. Proposte di didattica, integrativa tra lingua, letteratura e film, Collana del Centro di Eccellenza della Ricerca. Studi di Linguistica Educativa, Pisa: Pacini 2019, 223 Seiten, € 18,00 Simona Bartoli Kucher bringt mit diesem reichhaltig dokumentierten Buch Vorschläge für eine integrative Didaktik mit Sprache, Literatur und Film im Fremdsprachenunterricht� Dem umfassenden theoretischen Teil steht die Beschreibung und Auswertung des Projekts «Scritture in viaggio nel Mediterraneo» gegenüber, das an der Universität Klagenfurt zwischen 2015 und 2018 mit Studierenden und LehramtskandidatInnen in Ausbildung durchgeführt wurde� Letztere sind auch die hauptsächlichen Ansprechpartner des Buches, das mit seinen didaktischen Vorschlägen auch in jeder Mittelschul-Fach-Bibliothek Platz finden dürfte� Die ersten beiden Kapitel befassen sich mit der Geschichte und den Erkenntnissen zur «integrativen Didaktik der Sprache, der Literatur und des Films im mediterranen Raum» sowie mit der «Transkulturalität und Narrativität in der Didaktik der Fremdsprachen»� («Sezione 1: Didattica integrativa della lingua, della letteratura e del film nello spazio del Mediterraneo», S�-5-51, Sezione 2: «Transculturalità e narratività nella didattica delle lingue straniere», S�-53-94)� Die Sprachlandschaft Italiens wurde durch die nach 1990 einsetzenden Migrationswellen stark verändert, aus der historischen «questione della lingua» wurde eine «questione delle lingue», auf welche die Linguistik Antwor- Kurzrezensionen 168 Kurzrezensionen ten und neue Perspektiven sucht� Im Fokus des Essays steht die Forderung nach einem neuen Zugang zum Thema Literatur im Fremdsprachenunterricht durch einen Perspektivenwechsel� Anzustreben sei eine Erziehung zur Teilnahme durch eine narrative, interkulturelle und transkulturelle Kompetenz� Das Studienprojekt «Scritture in viaggio» (Schreiben unterwegs) war eine Plattform der Diskussion zwischen Universität und Schule, die eine Brücke bauen will zwischen der sprachwissenschaftlichen universitären Ausbildung und der Schule, immer auf der Basis transkultureller Erzählungen� Im Zentrum der transkulturellen literarischen Texte steht die Dimension des Lebens zwischen zwei Welten, die schwierige identitätsstiftende Bildung einer Person, welche die traumatische Erfahrung des Reisens, der Flucht oder der Verschiebung von einem Land in ein anderes hinter sich hat� Für die Autorin und Hochschuldozentin bilden der Dialog und die Kontextualisierung den privilegierten Zugang zum literarischen Text� Konkret ruft Bartoli Kucher auf zur Sensibilisierung für die Mehrsprachigkeit an der Universität wie an der Schule anhand eines intertextuellen Netzes, in dessen Zentrum der literarische Text oder der Film steht� Ensembles von Texten sind dabei vorzuziehen, also Lied, Filmsequenz, Videoclip oder Interview mit einer Autorin, ein Bild oder eine Grafik, Titelblatt eines Romans, eines Films, der Paratext eines Zeitungsartikels, ein Zeitungsartikel über dasselbe Thema� Im Kapitel 3 («Una documentazione empirica», S�-95-126) werden die empirischen - vorwiegend auf zwei Umfragen unter den 20 bzw� 47 Studierenden beruhenden - Daten des erwähnten Projekts von 2015-18 erläutert und auf ihre Kompatibilität mit den diversen Kompetenz-Normen des Europarats wie des CEFR überprüft (C1, C2, B1, B2, A1, A2), dies mit einer Analyse der Fragebögen sowie Ausschnitten aus Interviews und eigenen Produktionen der Studierenden� Diese kamen nach dieser Erfahrung zur Feststellung, dass das Verständnis einer Geschichte und die Fähigkeit, diese zu erzählen, ein motivierendes Stimulans für die Kommunikation in einer Fremdsprache ist� Kapitel 4 («Il cinema: un altro modo di raccontare», S�-127-151) nimmt diese Erkenntnis auf und fokussiert den Film als eine andere Art des Erzählens� Ob es dabei nötig ist, zu behaupten, der Film sei heute «nicht die andere, sondern die Art des Erzählens schlechthin» 1 , sei dahingestellt� Tatsache ist, dass der Film im Fremdsprachenunterricht, wenn er nicht zu Konsum und Unterhaltung missbraucht wird, einen wesentlichen Beitrag zum Sprach- 1 Siehe dazu W� Wintersteiner, «Transkulturelle literarische Bildung� Die ‘Poetik der Verschiedenheit’ in der literaturdidaktischen Praxis», in die-extra, Bd�- 12, zitiert S�-127� Kurzrezensionen 169 Kurzrezensionen erwerb leisten kann� Drei Filme werden vorgeschlagen: Marina (2013), Alì ha gli occhi azzurri (2012) und La straniera (2009)� Marina ist die Erfolgsgeschichte von Einwanderung und Integration - «Marina» war auch der Song des eingewanderten Minenarbeiters Rocco Granata, der 1959 zu einem Welthit wurde - und dient als Beispiel für eine mehrsprachige Situation in Belgien� Alì ha gli occhi azzurri hingegen erzählt das Leben eines 16-jährigen Jugendlichen, der in einer ägyptischen Einwandererfamilie in Ostia aufwächst� Vom sprachlichen Aspekt her sind hier Vorbehalte angebracht, ist es doch schwer vorstellbar, dass auch Lernende mit hohen sprachlichen Kompetenzen die Mischsprache zwischen Römer Dialekt, Italienisch und ägyptischem Arabisch verarbeiten können� Hierzu wären direkte Erfahrungen aus der Unterrichtspraxis interessant gewesen, scheint es mir doch wenig sinnvoll, Lernende außerhalb Italiens mit einer sprachlich so schwierigen Situation zu konfrontieren� Der dritte Vorschlag, La straniera, bringt die Auseinandersetzung mit der Verfilmung eines literarischen Werks, dem sehr erfolgreichen Roman des irakischen Schriftstellers Younis Tawfik (1999), das in einem ganz anderen Kontext als dem mediterranen spielt und die Erfahrungen eines irakischen Einwanderers in Kanada wieder gibt� Aus persönlicher Erfahrung könnte als Alternative für die beiden letztgenannten Vorschläge beispielsweise eine Auseinandersetzung mit einem Text wie Luigi Pirandellos Novelle L’altro figlio und der filmisch hervorragenden Umsetzung durch die Brüder Taviani in Kaos fruchtbarer sein, zumal sowohl die literarische Vorlage wie die Film-Version von formalen Kriterien her von außerordentlicher Qualität sind� Kapitel 5 befasst sich mit den «subversiv-produktiven Strategien im Gebrauch der Sprache von transkulturellen Autorinnen und Autoren»� («Strategie sovversivo-produttive nell’insegnamento delle lingue straniere», S�- 153- 179) Es geht in diesem interessantesten Teil des Buches um AutorInnen, die zwischen zwei Sprachen und Kulturen leben: Der Krimi von Amara Lakhous, Divorzio all’islamica a viale Marconi (2010), der Dokuroman von Abdel Qader, Porto il velo, adoro I Queen (2008) und der Kinderroman von Randa Ghazy, Oggi forse non ammazzo nessuno (2007)� Interessant ist in diesem Zusammenhang die Diskussion um den Schleier als gutes Beispiel für ein intertextuelles Netz, wobei für eine erweiterte Lektüre die Koran-Sure XXIV (La luce) vorgeschlagen wird� Zweifellos dürften diese Vorschläge auch aufgrund ihrer sprachlichen Zugänglichkeit für Unterrichtende außerhalb Italiens interessant sein� 170 DOI 10.24053/ Ital-2021-0017 Simona Bartoli Kucher bringt mit ihrem Engagement für einen Perspektivenwechsel auf die Mehrsprachigkeit und einem neuen Fokus auf die Integration von Film und Literatur im Fremdsprachenunterricht einen breit gefassten Überblick zur Fachliteratur und mit ihren Vorschlägen für den Unterricht eine interessante, wenn auch nicht erschöpfende Palette an Texten und Filmen zur Umsetzung� Dass sie letztere als Stimuli und nicht als Rezepte präsentiert, ist ihr hoch anzurechnen� Zur Diskussion stellen möchte ich die Forderung nach der Standardisierung der im Buch vorgeschlagenen Texte und Filme sowie deren Aufnahme in den Kanon der literarischen Texte in Lehrmitteln� Dazu ist anzufügen, dass diese Forderung eher die Situation des Sprachunterrichts an italienischen Schulen betrifft� Ruedi Ankli Pierangela Diadori/ Stefania Carpiceci/ Giuseppe Caruso: Insegnare italiano L2 con il cinema, Roma: Carocci editore 2020, pp. 368, € 34,00 Il presente volume si propone di offrire a docenti di italiano L2 una guida per analizzare, selezionare e utilizzare film italiani come veicolo linguistico e culturale� Come afferma Fabio Rossi nelle pagine di «Introduzione� Cinema italiano e glottodidattica» (pp� 9-15), il cinema italiano ha sempre dimostrato nel corso della sua storia una spiccata propensione alla «lettura critica del tempo e dello spazio» (p�-9), rendendosi mezzo di rispecchiamento della realtà, anche da un punto di vista linguistico� Pur restando un’operazione estetica, il prodotto cinematografico consente di riflettere sulla sua inclinazione storica e sulla sua doppia dimensione linguistica, da un lato realistica e regionale, dall’altro antirealistica e letteraria, fino a divenire, negli anni Duemila, veicolo di espressione di un plurilinguismo dettato da molteplici fattori storico-sociali� Alla luce di tali caratteristiche, nel sottolineare il valore del cinema come strumento glottodidattico, Rossi auspica l’affermazione di «un uso finalmente integrato e multimodale delle risorse semiotiche» (p�- 14) nell’insegnamento dell’italiano non solo a stranieri� Il libro è composto da cinque capitoli, di cui qui di seguito si passano in rassegna aspetti contenutistici, proponendo una disamina informativa accompagnata da elementi di valutazione� Il primo capitolo (pp� 17-90), scritto da Stefania Carpiceci e intitolato «Il cinema italiano», offre una sintesi panoramica della storia del cinema italiano dal muto ai giorni nostri, realizzata a Kurzrezensionen